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Abraxas

Die Sehnsucht in mir
von

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Und wenn die Sonne untergeht

Waaah... ich hab momentan ne schreibblockade und komme an dem kap an dem ich gerade schreibe absolut net weiter (drei nach dem hier) und deswegen hab ich komplett vergessen den kram hier hochzuladen... tut mir leid^^°

aus lauter frustration über die schreibhemmung eben XD
 

zu diesem kap. mit dem hier vorliegenden schließt der zweite teil... manchen mag die handlung vielleicht komisch und kurzentschloßen erscheinen, aber ich habe schon vor langer zeit entschieden, wie der zweite teil enden wird... ich entschuldige mich schon mal im voraus für eventuelle missbilligung beim leser, aber storytechnisch halte ich diese fortführung der geschichte für notwendig...
 

nun denn viel spaß mit diesem kap.
 

*winkz*

dat sinless
 

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Und wenn die Sonne untergeht
 

So einiges hatte Abraxas erwartet. Dass Shantel ihn wieder um einen Gefallen bitten wollte, vielleicht auch dass sie ihm aus Wiedersehensfreude um den Hals fiel. Warum auch nicht? Er fand den Gedanken alles andere als sonderlich verwerflich. Nun so ausgelassen musste sie sich doch gar nicht verhalten, aber doch wenigstens ein Lächeln, ein kleines Anzeichen von Freude ihn zu sehen. Aber das!? Nun, dass sie ihn versehentlich verbrannt hatte, als sie sich gegen diese Kerle verteidigte, darüber konnte er hinweg sehen. So etwas passierte eben und im Endeffekt behielt er ja nicht wirklich ernsthafte Verletzungen zurück. Aber wenigstens ein Entschuldigung hätte über ihre Lippen fliegen können. Nur ein ganz kleines Zeichen, dass es ihr leid tat, was sie eben getan hatte - dass sie sich freute ihn zu sehen. Nur ein unscheinbares Lächeln und er hätte es für ewig in seinem Herzen bewahrt. Aber nichts dergleichen geschah. Das einzige was sie für ihn übrig hatte, war beissende Kritik und ein zorniges Funkeln in ihren wunderschönen blauen Augen. "Was gaffst du so blöde?".fragte Shantel aufgebracht und schaukelte dabei bedrohlich auf ihren Fußballen hin und her. Abraxas wand den Kopf zur Seite und starrte verärgert auf den staubigen Boden auf dem er noch immer hockte. Seine Haut brannte wie Feuer und die Rötung war noch nicht zurückgegangen. Das Mädchen hatte ihn ganz schön erwischt. "Du könntest dich wenigstens entschuldigen",murrte er säuerlich. "Weswegen?",fragte Shantel mit einer derartigen Unschuldsmiene, dass Abraxas am liebsten vor Zorn aufgesprungen und weggerannt wäre. "Du fragst warum? Im Ernst?",rief er hysterisch. "Ja..." Abraxas schnappte entgeistert nach Luft. "Du hast mich gerade eben fast vollkommen verbrannt. Mir tut alles weh und das erste was du zu sagen hast ist 'Warum bist du nicht eher gekommen?' Das kann doch nicht dein Ernst sein?!" Shantel zuckte mit den Schultern. "Aber es stimmt doch",meinte sie schüchtern. "Wenn ich nicht so lange auf dich hätte warten müssen, dann wären mir diese Idioten doch gar nicht zu nahe gekommen." Fast verzweifelt suchte Abraxas nach irgendeinem Ton des Spottes oder Hohn in Shantels Stimme, aber da war nichts. Hatte sie nicht einst gesagt, Engel könnten nicht lügen? Scheinbar schien das tatsächlich der Wahrheit zu entsprechen. Abraxas seufzte und lies besiegt den Kopf hängen. Gegen Shantels entwaffnende Ehrlichkeit konnte er nichts machen.

Für einen Moment breitete sich ein bedrückendes Schweigen zwischen den beiden aus, dann hockte sich Shantel vor Abraxas und zupfte ihn zaghaft am Hemdärmel. "Tut mir leid",nuschelte sie zerknirscht. Der Vampir horchte auf. War das etwa eine Entschuldigung gewesen? Shantel starrte unruhig an Abraxas vorbei, nicht in der Lage ihm ins Gesicht zu sehen. Das brauchte sie auch nicht. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Es war doch schon genug.

Beschwichtigend griff Abraxas nach Shantels Hand und zog sie mit sich nach oben. "So. Und jetzt sagst du mir, was du nun eigentlich schon wieder willst",fragte er freundlich. Shantel bedachte ihn als Gegenleistung mit einem nachdenklichen Blick, welcher ihm sofort wieder ein ungutes Gefühl in die Magengegend trieb. "Störe ich dich?",fragte sie. "Was?" "Ob ich dich störe, wollte ich wissen", wiederholte sie ernst. Abraxas konnte gar nicht schnell genug den Kopf schütteln, als wie er wollte. "Nein!",keuchte er entsetzt. "Ich freue mich jedesmal dich zu sehen!", antwortete er wahrheitsgemäß. Und war es wirklich nur Freude? Freude, wie wenn man nach langer Zeit eine alte Bekannte wieder traf oder war es bereits etwas anders. Etwas was drüber hinaus ging und viel größer war als Freude? So viel größer? Abraxas schob den Gedanken ärgerlich beiseite. Für derartige Ideen hatte er keine Zeit. Er hatte wichtigere Dinge zu tun, er musste - ja was? Nichts. Da war nichts auf das er sich konzentrieren konnte. Aber wirklich gar nichts. Da war nur, nur - Shantel. Ebene jene hakte sich in diesem Moment bei Abraxas unter und zog ihn aus der engen Gasse hinaus. "Komm mit", wies sie ihn fröhlich an. "Wohin?" Shantel gab ein helles Lachen von sich. "Wirst du schon sehen", kicherte sie und zog ihn mit sich.
 

Die Sonne war im Begriff unter zu gehen als Ensyis unruhig vor Xhals Haus auf den Beinen hin und her trampelte. Das letzte Mal als er hier gewesen war, hatte ihn Xhal nicht eingelassen und davor hatten sie sich im Streit getrennt. Denkbar schlechte Voraussetzungen um nun wieder hier zustehen und um Einlass zu bitten. Aber immerhin war er ja diesmal hierher bestellt wurden. Also würde es schon in Ordnung sein. Der junge Jäger fasste sich ein Herz und schlug ein zweites Mal kräftig gegen die Tür und jetzt hörte er im Inneren auch endlich eine Reaktion. Er musste nicht lange warten, da öffnete Orinoco die Tür und lächelte schüchtern und bat ihn herein. Ensyis lies sich das nicht zweimal sagen und trat mit einem weiten Schritt in den Flur hinein. "Ist Xhal gar nicht da?", fragte er etwas betroffen. Die Anwesenheit Orinocos machte ihn unruhig. Da war noch etwas zwischen ihnen, das noch nicht geklärt wurden war und was nun wie eine dicke Giftwolke zwischen ihnen schwebte. Die blonde Frau schüttelte verneinend Kopf. "Xhal holt den Jäger vom Dorfäußeren ab. Die Abgesandten haben etwas abseits des Dorfes gelagert, da Onesimus keine so große Jägerschar hier haben will." Ensyis nickte verstehend. Natürlich. Der Jäger war sicher nicht alleine gekommen. Schon begann sich wieder ein unangenehmes Schweigen zwischen den Beiden auszubreiten, als Ensyis mit den Kopf gen Tür nickte. "Soll ich noch mal gehen, bis sie da sind?",fragte er leise und wich dabei unruhig Orinocos Blick aus. Sie lächelte schüchtern. "Nein. Ist schon in Ordnung. Setzt dich in die Stube. Ich mache uns eine Kanne Tee."
 

Abraxas lies seinen Blick über die weite Fläche schweifen, während sich Shantel neben ihm zufrieden seufzend ins kniehohe Gras fallen lies. Die untergehende Sonne hatte den kleinen Hügel in goldenes Licht getaucht und schickte ihre letzten wärmenden Strahlen zu den Beiden hinunter. Shantel hatte Abraxas zielsicher aus dem kleinen Dorf hinaus auf eine kleine Anhöhe geführt. Nicht weit von ihnen erstreckte sich der dunkle Wald mit seinen schwarzen Baumriesen, die bedrohlich zu ihnen herüber linsten. Aber jetzt im langsam verschwindenden Tageslicht erschien Abraxas der Wald mit einem Mal gar nicht mehr so bedrohlich und gefährlich. Die dunklen Schatten hingen zwar noch genauso tief wie zuvor und noch immer raschelte es im dichten Untergehölz geheimnisvoll, doch da und dort brach das Abendrot durch die Baumwipfeln und verwandelte den Wald und die kleine Wiese, die ihn umgab in ein magisches Stück Natur. Aber es war nicht alleine die untergehende Sonne und die ersten Vorboten der bald eintretenden Nacht, welche die Welt so verzauberten. Nein, es war noch etwas anderes oder besser gesagt jemand. Ruhig lies sich Abraxas neben Shantel nieder. Das Sonnenlicht brach sich an ihrer schlanken Gestalt und die silbernen Haare warfen es in glänzenden Wellen zurück. Für einen kurzen Moment verspürte Abraxas das Verlangen seinen Arm um sie zulegen, aber eine innere Stimme - vermutlich Kains - hielt ihn im letzten Moment davon zurück. Nein, er wollte den Augenblick nicht zerstören. Nicht hier, nicht jetzt. Sie hatten doch so viel Zeit.

"Ich habe mich noch gar nicht bei dir bedankt.", sagte Shantel und wand jäh ihren Kopf zu Abraxas. Der blinzelte verdutzt. "Wofür?" Shantel lächelte spitzbübisch. "Na dafür, dass du meinen Bruder gemimt hast. Ich war am Versammlungsort so wütend auf dich, dass ich das schlichtweg vergessen habe." Bei der Erinnerung an das Zusammentreffen mit Meantoris legte sich ein dunkler Schatten über Abraxas Gesicht. "Du hattest allen Grund dafür, sauer auf mich zu sein", meinte er bedrückt. "Ich verdiene keinen Dank." Und wieder lachte Shantel. "Ich möchte mich aber bei dir bedanken. Keiner konnte wissen, dass dein Erschaffer mit dabei sein würde und außerdem hätte ich dir vielleicht sagen sollen, wer mein Bruder wirklich ist." Abraxas zuckte mit den Schultern. "Vielleicht. Jetzt ist es eh zu spät." Shantel nickte und plötzlich schlich sich ein wehmütiger Ausdruck ihr Gesicht. "Ich kann dich verstehen",flüsterte sie leise. "Auch ich vermag es nicht meinem Schöpfer gegenüber zutreten - und doch muss ich." Abraxas horchte auf. Was wollte sie ihm sagen? Aber er musste gar nicht fragen, Shantel sprach von ganz alleine weiter. "Ich bin eigentlich nur hier, weil ich mich verabschieden wollte." Eiskalte Finger griffen nach Abraxas Innersten und ließen ihn von innen heraus erfrieren. "Verabschieden?",krächzte er erstarrt. Shantel nickte traurig. "Ich muss zurück",wisperte sie leise. "Er ruft mich." Abraxas schüttelte entgeistert den Kopf. "Nein, nein! Das musst du nicht! Du bleibst hier! Ich will nicht, dass du gehst!" Shantel lächelte betrübt. "Ich will auch nicht weg, aber ich muss." Aber so einfach gab Abraxas nicht auf. "Wo? Wohin gehst du? Ich kann mit dir kommen!" Hastig ergriff er ihre Hand und drückte sie an sich. Warum erkannte man immer erst dann wie wichtig einem die Dinge waren, wenn man im Begriff war sie zu verlieren? Sanft machte sich Shantel aus Abraxas Griff frei und schüttelte wieder den Kopf. "Dort wohin ich gehe, kannst du mir nicht folgen. Es geht nicht." "Wohin?" Statt zu antworten hob Shantel die Hand und deutete nach oben, in Richtung der untergehenden Sonne. "Hinter dem Horizont liegt mein Ziel. Über den Wolken und doch mitten darin. Ein wunderschöner goldener Käfig und ich ein Vogel mitten darin. Und du kannst mir nicht folgen." Shantel erhob sich und wand sich zum gehen, so weit kam sie nicht. In einer fliessenden Bewegung war Abraxas aufgesprungen, hatte seine Arme um sie gelegt und hielt sie nun fest an sich gedrückt. "Ich lass dich nicht gehen",flüsterte er. Shantel schlug die Hände über dem Gesicht zusammen um die langsam aufkommenden Tränen zu verbergen. Warum nur war sie hierher gekommen? Sie hatte es gewusst. Sie hatte gewusst, wie schwer es werden würde. Warum nur hatte sie sich diesem Schmerz aussetzten müssen? Warum? Weil sie es wissen musste. Sie musste wissen, ob er genauso fühlte wie sie. Er tat, aber was änderte das nun? Hätte er sie nicht von sich weisen können? Wie einfach wäre es dann gewesen dieser Welt den Rücken zu kehren und für immer zu gehen. Doch nun? Warum nur sah er ihm so ähnlich? Warum rief er die selben Gefühle in ihr wach? Warum nur? "Bitte, Abraxas. Mach es mir nicht noch schwerer",flüsterte sie tränenerstickt. Aber der Vampir schüttelte nur trotzig den Kopf."Ich kann nicht. Ich kann dich nicht hergeben. Nicht jetzt, wo ich dich doch endlich gefunden habe."

Und während die Sonne hinter den Baumwipfeln verschwand und die ersten Sterne über ihnen zu blinken begannen, drehte sich Shantel in Abraxas Armen herum und küsste ihn zaghaft auf die leicht geöffneten Lippen.
 

Mit einem Tablett in der Hand, auf welchem sich eine dampfende Teekanne und zwei Tassen und Unterteller befanden, betrat Orinoco die Stube. Es klirrte leise, als sie es auf den niedrigen Kaffetisch vor Ensyis abstellte. Schnell goss sie Tee in die Tassen und reichte eine an Ensyis weiter, der sie dankbar in Empfang nahm. Für einen Moment war es still im Raum - jeder hing seinen Gedanken nach - dann räusperte sich der junge Jäger. "Hör mal Orinoco..."

"Ja?" Der Jäger fuhr sich unruhig über die Lippen. Er hatte noch nie - wie sollte er denn jetzt? "Ich werde von hier weggehen",sagte er dann stockend. Aber das erste Wort war gefallen und auf einmal begannen die Worte wie von selbst aus ihm heraus zu sprudeln. "Ich werde mit dem Jäger gehen, der hier her kommt. Er wird mich unterrichten und in ein, zwei Jahren werde ich meine Prüfung ablegen und selbst ein vollwertiger Jäger werden und dann..." Ensyis blickte auf und sah Orinoco direkt in die ernsten blauen Augen hinein. "Dann werde ich beginnen Dämonen zu jagen. Vampire, Gefallene, Nundu oder Kappa.. Alles und jeden, der es wagt den Menschen - mir zu nahe zutreten, auch Halbdämonen. Aber... " Die grünen Augen des Jägers verhärteten sich. Ja es war ihm ernst was er sagte. Das war das woran er glaubte und wovon ihn niemand abbringen konnte, niemand. Orinoco schwieg abwartend. "Aber trotzdem... möchte ich mich entschuldigen. Es war nicht richtig was ich gesagt habe. Dass überhaupt kein Dämon etwas taugt, dass ihr alle verachtenswert seid. Das stimmt nicht. Das weiß ich seid ich Abraxas kenne und ich habe auch dich kennen gelernt und dieses Dorf hier. Ich weiß jetzt, dass ich unterscheiden lernen muss zwischen Dämonen und Dämonen. Und deswegen will ich mich entschuldigen. Es tut mir leid!" Ensyis hatte während er gesprochen hatte, kein einziges Mal abgesetzt. Wie ein befreiender Strom waren ihm die Worte direkt aus dem Herzen heraus entwichen. Jetzt war es endlich gesagt und auch wenn Orinoco ihm nicht verzieh, hatte er sich doch entschuldigt und musste sich nicht den Rest seines Lebens schuldig fühlen. Aber Orinoco lächelte, beugte sich nach vorne und strich Ensyis mit dem Handrücken sanft über die Wange. "Das hast du schön gesagt", wisperte sie.

Plötzlich unterbrach ein dünnes Klingeln die heimliche Stille des Raumes und ließ sowohl Ensyis als auch Orinoco überrascht den Kopf anheben. "Was ist das?",fragte Ensyis alarmiert und erhob sich rasch. Auf einmal begann Orinoco zu lachen. "Hihi. Das ist Xhals Vampirfrühwarnsystem. Jetzt scheint es wohl doch endlich zu funktionieren.",kicherte sie. "Abraxas wird nach Hause gekommen sein." Lachend eilte sie zur Wohnzimmertür um diese zu öffnen und Abraxas zu begrüßen, als die Tür von alleine aufschwang und den Blick auf den davor Stehenden freigab. Abraxas war das aber nicht. Für einen Moment wunderte sich Orinoco noch woher sie den Mann mit den braunen Haaren kannte, aber die Erkenntnis traf sie im selben Moment, wie der Schmerz und der reissende Strom der Dunkelheit und dann war es bereits zu spät.

Ensyis schrie entsetzt auf als ihm Orinocos lebloser, blutiger Körper vor die Füße stürzte. Yenath betrat gelassen die Stube und hob die blutbefleckte Hand zum Gruß. Nachdenklich sah er auf Orinoco hinab, hob dann den Kopf und lächelte Ensyis an. "Schade, jetzt habe ich die Püppi doch kaputt gemacht. Vielleicht habe ich an dir ja ein wenig länger Freude? Aber mach dir keine Gedanken. Es ist nichts persönliches."
 

Abraxas wollte sich gerade zu der im Gras liegenden Shantel hinunter beugen um ihr einen langen Kuss auf die Lippen zu drücken, als er jäh stockte. Irgendwie hatte er auf einmal Angst, ganz fürchterliche Angst und er wusste nicht warum. Shantel richtete sich leicht auf, berührte Abraxas verwundert an der Wange. "Was ist los?",fragte sie besorgt. Der Vampir antwortete nicht, seine Augen flackerten beunruhigt, während er selbst versuchte zu begreifen was geschah, denn das irgendetwas passierte stand außer Frage. Plötzlich begann seine Brust zu schmerzen, es fühlte sich an als wäre etwas direkt aus seinem Innersten herausgerissen wurden und mit einem Mal ahnte er was geschah. Er wusste es noch nicht, aber sein Gefühl sagte es ihm mit solcher Deutlichkeit. Hastig sprang er auf die Beine und zog Shantel mit sich nach oben. "Abraxas was ist los?",rief sie entsetzt. Ja begriff sie denn nicht? Spürte sie es denn nicht? "Etwas geschieht... etwas ganz schreckliches...",flüsterte er und stürzte dann unvorhergesehen nach vorne Richtung Dorf. "Abraxas!" Ihren Ruf hörte er schon nicht mehr. Etwas geschah.
 

Das ungute Gefühl in der Magengrube verstärkte sich noch zunehmend, als er endlich vor dem kleinen Haus ankam. Alles war ruhig - zu ruhig und die Tür stand offen und schaukelte leicht im Wind. Was war hier nur geschehen? Als Abraxas zaghaft einen Fuß in den Flur setzte begann von irgendwoher ein Glöckchen zu klingeln. In diesem Moment klang der Ton so falsch und fremd. So krank wie alles hier. Dann fingen die geschärften Vampirsinne plötzlich einen fremden Geruch ein. Jemand war hier gewesen, jemand - Abraxas schluckte entsetzt - jemand seiner Art. Zitternd griff seine Hand nach dem Türknauf der Stube. Er konnte den süßlichen Geruch bereits riechen. Kain begann sich in ihm zu regen. Der Duft raubte ihm den Sinn, machte ihn rasend und zugleich wusste Abraxas, dass er nicht sehen wollte, was hinter der Tür war. Einer leblosen Puppe gleich stieß er die Tür auf und trat ihn die Stube hinein. Der Anblick war nicht so schlimm, wie er erwartete hatte - er war schlimmer. Shantel, die hinter ihm den Raum betreten hatte, hielt sich würgend die Hand vor den Mund. "Oh mein Gott", flüsterte sie zitternd, aber Abraxas hörte sie nicht. Wie ein Schlafwandler wankte er an Orinocos zerfetzten Leib vorbei, auf die blutverschmierte Hinterwand zu. 'Wünsch dir was', stand da in großen blutigen Lettern geschrieben. Orinocos Blut und das von - Abraxas Hände zuckten krampfhaft während er mechanisch den Kopf zur Seite drehte und der zu seinen Füßen liegenden Gestalt gewahr wurde. Zitternd lies er sich in die Hocke sinken und berührte Ensyis an der Halsschlagader. Fast war es ihm als könnte er noch einen Hauch der Wärme spüren, die bis vor kurzem in diesem gewohnt hatte. Aber nun war da nichts mehr, alles leer. Seine Finger konnte keinen Puls ertasten, wohl aber spürte er die beiden dünnen Löcher, die seinen Untergang bestimmt hatten. Und es war nicht nur das. Ensyis' Augen schienen ihnen aus großen Pupillen heraus anklagend anzustarren. Hätte er es doch nur eher bemerkt, wäre er nur eher gekommen. Vielleicht hätte er es verhindern können. Dann brach Kain plötzlich die eiskalte Stille, die von seinem Inneren Besitzt ergreifen wollte. *Ihm wurde nicht nur sein Blut gestohlen.* Abraxas schloss gequält die Augen. Ja, das wusste er. Und es war ganz alleine seine Schuld. Nur wegen ihm. Ensyis wäre niemals etwas passiert, wenn nicht Meantoris hinter ihm her gewesen wäre. Erst der Tod seiner Familie und nun sein eigenes Ende. Alles nur seine Schuld. Warum nur konnte er nicht bewahren, was er liebte? Abraxas öffnete die Augen. Warum wollten keine Tränen kommen? Obwohl es ihn innerlich zerriss, war er nicht in der Lage um den Freund - den Bruder zu weinen. Selbst das wurde ihm genommen, selbst das. Noch immer starrten ihn Ensyis so anklagend an und der Vampir hielt es nicht mehr aus. Hastig strich er ihm über die Lider, erhob sich und drehte sich von Ensyis weg. Nie wieder würden diese schönen grünen Augen, das Licht der Welt erblicken. Nie wieder würden sie ihn fröhlich angrinsen oder im Streit vor Zorn erbeben. Nie wieder. Seine Augen würden geschlossen bleiben, für immer, bis in alle Ewigkeit.

Shantel wollte Abraxas am Arm berühren als er bebend an ihr vorüber schritt, wich aber im letzten Moment zurück. "Wo willst du hin?",fragte sie mit zitternder Stimme. Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle Abraxas ihre Frage einfach ignorieren, dann aber blieb er stehen und sah sie über die Schulter hinweg an. Shantels Herzschlag setzte aus, als sie in die erstarrten Augen Abraxas sah. Jedes Licht schien aus ihnen gewichen und es lag eine Kälte und Härte darin, die nicht einmal Kain inne hatte. Aber das schlimmste - das schlimmste, war der Ausdruck absoluten Hasses in seinen Augen. "Ich hole sie zurück.",flüsterte Abraxas leise in einer Tonlage, welche die Luft zum erfrieren brachte. "Wen?",fragte Shantel entsetzt.

"Ensyis' Seele!"
 

Der Jäger betrachtete das Szenario, welches sich ihm bot, mit kühlem Interesse. Die Wände waren blutbespritzt, an der Wand prangte ein kunstvoller Schriftzug und sein neuer Schüler lag tot in der Ecke. Weiter tragisch war das nicht, wenn er sich von einem einzelnen Vampir hatte töten lassen, konnte er eh nicht viel getaugt haben. Am Boden hielt Xhal den leblosen Körper der Halbdämonin in seinen Armen und wiegte ihn bitterlich weinend hin und her. Wie schwach die Menschen doch waren. Aber was erwartete er auch von einem Jäger, der sich mit Dämonen zusammen tat? Kein Wunder, dass sie sich Sath nannten, die wenigen, die dem Zirkel nur noch entfernt dienten. Sie hatten nicht das Recht dazu sich als Jäger zu bezeichnen. Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen und ein junger Mann trat ein. Einer der jüngeren Jäger, die es aus Neugier mit hierhergetrieben hatte. "Herr, wir wissen jetzt, dass es einzelner Vampir gewesen war, der das hier angerichtet hat. Braune Haare, normale Statur. Die Magier haben es bestätigt." Der Jäger nickte. Ja es konnte nur Einer gewesen sein. Für Mehrere war die Verwüstung im Zimmer zu gering. Der Kampf hatte nur zwischen dem Jäger und dem Vampir stattgefunden. Nur hatte der Jäger verloren. "Und der Andere?" "Der beseelte Vampir? Scheinbar hat er das Dorf Richtung Süden verlassen, in Begleitung eines jungen Mädchens." Zufrieden nickte der Jäger. "Gut, schick sofort jemanden hinter ihm her. Ein solches Objekt wird für das Kollegium von äußerstem Interesse sein." Bevor der Jäger aber den Raum verlassen konnte, hörte man von unten eine Stimme: "Das wird nicht notwendig sein." Skeptisch hob der Ältere eine Augenbraue nach oben und fixierte Xhal, der sich mit Orinoco in den Armen langsam erhob. "Er hat das Dorf verlassen und damit euer Einflussgebiet. Ihr könnt ihn nicht mehr schützen." Xhal schüttelte bitter den Kopf und sah dem Jäger dann fest in die Augen. "Nein, ihr versteht mich falsch",meinte er grimmig. "Es wird nicht nötig sein, jemanden hinter ihm herzuschicken, weil..." Der Sath stockte. Sein Blick schweifte für einen Moment zu seinem toten Cousin hinüber. Er würde ihm das was er tun wollte, nie verzeihen. Genauso wenig wie Orinoco. Keiner der Beiden würde es verstehen, aber sie waren alle Beide tot. Er war alleine und in ihm drin war nur das schmerzliche Bewusstsein, des Verlustes, welchen er erlitten hatte. Nur das, nur das und der immer stärker werdende Wunsch jemanden dafür verantwortlich zu machen. Nein sie würden es nicht verstehen. Er verstand es ja selbst nicht und er würde sich später dafür mit Sicherheit verachten, aber wenn er es nicht tat, dann würde dieses reissende Gefühl der Ohnmacht in ihm nie verblassen und immer wieder würde der Hass ihn übermannen und immer wieder... Xhal schüttelte den Kopf. Ensyis war tot. Orinoco - so schwer es ihm auch fiel, den Gedanken zu Ende zu denken - Orinoco war auch tot, aber er, er lebte noch und wenn er jemals wieder seinen Frieden finden wollte, dann musste er es tun.

Und während die Sonne endgültig hinter den Hügeln des angrenzenden Gebirges verschwand und die Nacht ihre dunklen Schwingen ausbreitete, klangen Xhals Worte wie ein heiliger Schwur, von dem er von nun keinen Moment mehr abweichen würde. Nie wieder. "Ich werde Abraxas zur Strecke bringen."
 

Ende 2.Teil



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2005-06-28T17:40:52+00:00 28.06.2005 19:40
Ja! So unglaublich es auch klingen mag, mich gibt es auch wieder! Nach so vielen Wochen (Monaten?) bin ich, jetzt da meine Prüfungen vorbei sind, endlich mal wieder dazu gekommen, hier ein bisschen rumzustöbern und ich muss sagen, bei deiner FF hat sich ja einiges getan (sooooo viele Kapitelchen!!!) ^.^
Aber Ensyis tot?! Ich konnte es erst gar nicht glauben, dass er wirklich tot sein soll! Und dann wurde ihm auch noch die Seele gestohlen! Mir tut der arme Abraxas so leid! Alle geben ihm nun die Schuld und er selbst ebenfalls.
Ich bin auf jedenfall gespannt, wie es mit Abraxas, Shantel und Xhal weitergehen wird und ob Xhal seine Rache irgendwann an Abraxas verüben wird!
Also lass uns nicht allzu lange auf den Start des 3. Teils warten, ja?

Bye bye
Ifnaka
Von:  DemonicDreams
2005-06-25T07:32:22+00:00 25.06.2005 09:32
Morgen^^

Mir gefällt das Kappi... wollt ich nur mal sagen nur das Ende mag ich nicht...

Hm... *hust* ich verkneif mir jetzt mal ein Kommi zu dem Engelsvieh^^

Oookkkaaayyyy... irgendwie tut mir Orinoco leid. Eeh? Jetzt hab ich gerade angefangen Ensyis zu mögen und dann kratzt der ab?? o.O. Bissu gemein T.T wah, ich glaub ich werd sensibel *heul*

Bin ich zu blöd um das zu verstehen oder is es noch zu früh? Warum will jetzt Xhal Abra-chan zur Strecke bringen? Hat der jetzt entgültig einen Sprung in der Schüssel? -.- Glaub ich muss mir das später noch mal durchlesen, vielleicht check ichs ja dann *gerade erst aufgestanden ist^^* Achja, übrigens langsam drehn alle durch, will ich nur mal anmerken^^

Alles in allem klasse Kapitel, trotz... *will Namen nicht aussprechen*... *zwingt sich* Shantel... geschafft *völlig fertig is^^*

Kannst du mir wieder Bescheid geben, wenn du ein Neues hochladest? *Dackelblick einsetz*

Hehe, ich fänds lustig, wenn da noch jemand in meinen Gedanken wäre... hätte dann wenigstens wem zu quatschen, wenn ich wieder so ne langweilige Zugfahrt überstehen muss xD

Klischeefiguren sind manchmal ganz witzig^^ aber endlich hab ich mir den Namen gemerkt *freudig auf und ab hüpft* und trotzdem is er jetzt über den Jordan gehüpft *schnüff*

Öhm... *das mit Schantels Bruder ganz vergessen hat* aber, wenn er dann ja eh fällt, is es doch egal, weil dann gehört sie ja zu seinen Feinden *nick* Ich und meine Logik *drop* Aber egal, ich mag sie trotzdem nicht -.-

Was Arzrael angeht, da streiten sich bekanntlich die Meinungen. Gibt solche Legenden und solche. Da kann man sich dann entscheiden, welcher man mehr "glauben" will *schulterzuck*. Yup, Azazel kenn ich, aber hab ihn nicht mit Azzi gleichgesetzt^^.

Stimmt, die Viecher wären dann ja auch putt... nya~, müssen halt nur die Menschen weg^^
Böse Katze, aber kenn ich. Meine hat heut ihre Krallen an meinen Lieblingskissen ausprobiert... komplett zerschlissen das Teil *seufz* auch egal

Sooo, bin dann wieder weg
Bye-bye
Asta


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