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Become Numb

Hinter dem Friedhof
von

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Als wir uns die Namen sagten ++++ und der warme Herbstwind uns davon trug

------Become Numb------

+Behind the cemetery+

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Autor: Little_Destiny

Mail: Destinyangle@hotmail.com

Date:17. Okt. 04

Page: www.little-destiny.de.tf

Note: Alles meine (Chara sowie Story und Dingsbums alles meine)

" +++++++ zeigt an wann Erzählerwechsel ist++++++"
 

Teil 2/ Als wir uns die Namen sagten ++++ und der warme Herbstwind uns davon trug
 

Es war mir neu, dass ich nicht den ganzen langen weg allein nach Hause laufen musste. Komisch, obwohl viele Menschen mit mir die Straße entlang gingen, so hatte ich mich jedes mal sehr einsam und allein auf den Weg gemacht. Jetzt lief der weiße Junge neben mir, sicherlich könnte man meinen, er wäre nichts anderes als ein Passant, der zufällig neben mir lief, aber ich wusste das er für mich diesen Weg ging. Wir sprachen nicht miteinander, wir sahen uns nicht an, aber das machte nichts.

Endlich erreichten wir ruhigeres Land, und von weiten konnte man die kleine Kapellenspitze des Friedhofes erkennen. Kaum 10 Meter hinter dem umzäunten und akribisch bepflanzten, toten Areal, stand die alte schaurige Hütte meines Vater. Irgendwie konnte ich verstehen, dass sie hinter einem Friedhof stand. Irgendwie schienen wir uns an diese Umgebung angepasst zu haben, irgendwie kam ich mir selbst wie ein Friedhof vor.

Wir betraten beide gemeinsam den Friedhof, an einer Gablung allerdings bog er zu dem kleinen unscheinbaren Grab ab, und ich lief den mir bekannten Weg zu dem Grab meines verstorbenen Verwandten. Er war nicht irgendein Verwandter, er war mein Bruder. Kaum 25 Jahre hatte er gelebt, da nahm ihn eine unachtsame Sekunde auf der Straße sein Leben. Ich wusste nicht, dass er an diesem Abend nicht Herr seiner Sinne war, ich wusste nicht dass er öfters Dinge tat, die er vor mir verheimlichte. Wir waren gute Geschwister, wir verstanden uns, er hörte mir immer zu, und ich redete nur mit ihm, mit keinem sonst. Dann ging er fort, seither war es mir unmöglich mit jemanden über diese Dinge zu reden.

"Woran ist er gestorben, dieser...", las er kurz, ehe er seinen weißen Schopf kurz in den Nacken legte und fürchterlich anfing zu Stöhnen. Es war kein körperlichen Stöhnen, als ob ihm etwas weh tun würde, es war eines dieser "Das hätte ich nicht sagen dürfen, ich Dumpfbacke. Halt bloß dein Maul meine Güte"- Seufzer.

"Richard G. Bernhart, mein Bruder", beendete ich seinen Satz und musste bitterlich feststellen, dass es noch schrecklicher klang, wenn man es mit eigenen Worten aussprach.

"Er starb bei einem Autounfall". Wieso sagte ich ihm das alles?

Ich fasste mir Kopfschüttelnd an den Kopf. "Aber das wird dich sicherlich nicht interessieren. Wieso habe ich dir das auch erzählt"?

Er blieb ruhig.

"Ms. Bernhart, nehme ich doch an"? Er zog an meiner Schulter und führte mich zu dem Grab der jungen Frau, welche er schon seit Monaten fast jeden Tag besuchte.

"Sie hieß Elaine Vernande. Sie war seit 2 Jahren meine feste Freundin, oder Geliebte, Anwärterin auf den Ehering, wie man das in deinem Fachwortschatz nennen würde. Sind wir quitt"?

Wieso erzählte er mir das? Diese Frage konnte ich mir heute nicht oft genug stellen.

"Du siehst nicht so aus, als ob du ein Mann für romantische Langzeitbeziehungen mit Heirat und Kindern wärst". Ich hielt mich wohl einfach nicht mehr zurück. Bei mir sprudelten auf einmal die Fragen nur so heraus. Sehr seltsam, ich wurde neugierig, vielmehr gierig nach dem, was sich hinter diesem dunklen und mißmutigen Jungen verbarg.

"Und du siehst eigentlich wie ein Mauerblümchen aus, dass ihre Klappe bei weitem nicht so aufreißt, wie du es gerade tust". Ich sah ihn von der Seite an und hielt mir beschämt die Hand vor den Mund. Er hatte ja recht, mir war das fürchterlich peinlich.

"Wir scheinen allerdings etwas gemeinsam zu haben". Stellte er nur so neben bei fest, damit ich auf andere Gedanken kam, und von meiner Röte etwas abließ.

"Sind wir beide etwa psychopathisch stumm und leidenschaftliche Friedhofsgänger"?

Wieder grinste er und meine Hand presste sich eilig vor meine Lippen, damit ich es vermied, weiter unsinnige Sachen von mir zu geben.

Es war so befreiend, es waren Worte, die schon lange nicht mehr über meine Lippen gekommen waren. Worte, die jeder Mensch als normal, vielleicht auch etwas ironisch angesehen hätte. Aber solche Worte waren wie ein Strauß bunter Blumen für mich. Bunt und lebensfroh, wie ein Neuanfang. Ich setzte mir so viele Gedanken in den Kopf, ich hatte so viele Worte in mir, die ihm so viel erzählen wollten. Von mir, von anderen Menschen, von dem Haus in dem ich lebte, meinem Bruder, meinem Vater, meiner kleinen Katze, wer weiß was für Themen die in den Augen des mir eigentlich fremden Jungen, den ich eines Tages hier auf dem Friedhof begegnet war, ziemlich langweilig erschienen.

Er sah durch seine braunen Augen in mein Herz, und ich konnte es ebenso. Machmal fühlte ich mich so, als ob ich ihn schon eine Ewigkeit kannte. Wir sagten eine ganze Weile nichts, der Wind wehe uns ein paar Strähnen durch das Gesicht, er war kalt und trocken, einer von diesen Winden die ich nicht mochte. Im Frühling war der Wind meist mild und sanft, er streichelte einem über den Kopf, und er machte die Sehnsucht nach dem Sommer noch größer. Dieser Wind hier ließ meine Finger verkrampfen und meinen Kopf noch tiefer in dem dicken Schal, den ich trug, vergraben.

Ich spürte plötzliche ein Zucken an der Seite. Der Junge blickte auf seine Hand. Ich wusste nicht genau, was es schon damals auf sich hatte, aber er war krank, wahrscheinlich schwer krank, denn jedesmal, wenn seine Finger zu zucken begannen, versuchte er sich zu verstecken.

"Ich..". Sein Stottern verriet, dass er leicht nervös wurde. Ich griff nach seiner zuckenden Hand und drückte sie fest. Jeder einzelne Knochen pochte gegen meine Handfläche, ich konnte so fest drücken wie ich wollte, die Hand wollte einfach nicht aufhören.

"Lass mich los", murmelte er fast laut und aggressiv. Vor Schreck tat ich was er verlangte. Seine braunen Augen waren zornig, etwa auf mich?
 

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Verdammt, wieso jetzt?

Noch nicht einmal spüren konnte ich es. Meine Hand wurde jedesmal fast taub, wenn dieser Anfall über ich kam. Am liebsten hätte ich sie mir abgehackt. Das Mädchen, ihre Augen waren wieder so traurig, sie dachte wohl, ich wäre wütend auf sie, aber das war ich nicht. Ich hasste mich dafür, wie ich war. Ein halber Krüppel, irgendwann würde ich mit dieser Hand einen Mord begehen, jemanden erwürgen oder erstechen. Hoffentlich würde ich es selbst sein. Ich drehte mich hastig um, noch immer spürte ich ihre großen traurigen Augen in meinem Rücken. Vielleicht konnte ich es nicht ertragen, ihre großen Augen zu sehen, weil sie wahrscheinlich vor Mitleid schrien, vielleicht war es auch nur die Tatsache, dass ich mich schämte, so wie ich war, und ihr deshalb nicht länger in die Augen blicken konnte.

"Ich muss...", murmelte ich noch leise, ehe meine Füße im Lauftempo den Kiesweg entlang stolperten und eilig davon rannten.

Ich hatte ihr wahrscheinlich weh getan. Sie hatte auf Nähe und Vertrautheit gehofft, sie hatte wahrscheinlich gedacht, sie müsste jetzt nicht mehr länger allein vor dem Grab ihres Bruders stehen. Ich hätte ihr diesen Gedanken gerne geschenkt. Aber dazu liebte ich die Einsamkeit zu sehr.

Einsam, was hieß schon einsam?'
 

Ben meinte, ich hätte mich verändert.

"Dein Blick ist halb so psychopathisch, wie letzte Woche, wen hast du getroffen"? Wollte er wissen und reichte mir ein Bier, als wir wie jeden Abend vor dem Fernseher saßen. Er wollte unbedingt Nachrichten schauen. Benjamin war Student für Pädagogik Wissenschaften, und verstand den Sinn dieser Informationsquelle. Ich nicht. Wenn es in Kamschatka ein Erdbeben gab, dann interessierte es mich nicht, ich lebte schließlich nicht in Kamschatka, oder anderswo, wo sich die Menschen sinnlos die Köpfe eindrückten, wo sie sich gegenseitig wegen Geld erschossen, oder Weltrekorde aufstellten, nur damit sie einmal in die Kamera lächeln durften. Jeder Mensch hatte schon einmal den Gedanken gehegt berühmt zu werden. Ich muss zugeben, dass hatte ich auch. Als kleiner Junge wollte ich E- Gitarre spielen und dazu mit meinem Kopf und meine langen Haare durch die Gegen schleudern. Was von diesem Traum übrig geblieben war, war die E-Gitarre, die ich zu meinem 12ten Geburtstag bekommen hatte. Sie steht im Keller, irgendwann werde ich sie für Bier oder Tabletten versetzten müssen. Geld hatte ich kaum, deswegen war mein Zimmer auch so leer. Aber wer braucht schon Möbel.

"Du hast ein Mädel kennengelernt"!

Wie kam er darauf?

"Du denkst manchmal an sie, sie hübsch, nicht war? Wo um Himmelswillen hast du sie kennengelernt"?

Ben wusste, dass ich nicht wirklich kontaktfreudig war. Ich ging auch nie in Kneipen oder Discos. Ich schaute, wenn ich durch die Stadt lief, ja immer nur auf dem Boden unter mir. An seiner Stelle wäre es mir auch ein Rätsel gewesen, dass der gute Noa mal von alleine zu sprechen anfängt.

"Auf dem Friedhof".
 

Ich stand wieder vor Elaines Grab. Das Mädchen, Ms. Bernhart, wie ich sie nannte, sah ich dieses mal nicht, obwohl ich 2 Stunden auf dem Friedhof war.

Das große dunkle Haus, hinter dem großen schwarzen Maschendraht, wirkte wie eine Festung. Sie war sicherlich wieder eingesperrt, vielmehr sperrte sie sich selbst ein, aber was sollte das Mädchen denn draußen in der kalten und dunklen Welt. Ihre Augen wurden doch bloß traurig, wenn sie sah, was vor ihrer Haustür passierte.

Mich beschlich auf einmal das Gefühl, dass ich auf sie wartete. War mir ihre Gesellschaft etwa nicht so egal, wie ich dachte?

Die Rose, die ich auf Elaines Grab gelegt hatte, nahm ich wieder in die Hand, und steuerte das kleine Tor an, in dessen Richtung die große Villa lag. Ich konnte mich nicht erinnern, je zu der Villa gelaufen zu sein, ich wusste aber, dass ich vor 3 Tagen aus diesem barocken Monstrum hinausgegangen war. Es war schon ziemlich eigenartig, und allein diese Tatsache unterstrich dieses mysteriöse Bild noch mehr. Der Kiesweg war fein geharkt, keine Fußabdrücken waren zu erkennen. Vielleicht war das Mädchen ja krank.

Ich lief mit eiligen Schritten zu der kleinen Eingangstür, die im Gegensatz zum restlichen Gebäude wie ein Eingang zum Gartenschuppen aussah. An der Seite der vermosten Mauern fand ich eine Klingel. Sie läutete in einem Glockenton. Eine ganze Weile geschah nichts, ehe die Tür ein knarrendes Geräusch von sich gab, und geöffnet wurde. Ein Mann mit weißen Haare, groß und schlang, blickte mir entgegen.

"Sie wünschen"?

Ein Butler?

"Ich...wünsche... Ms Bernhart zu sprechen". Diese förmliche Rede hörte sie so verklemmt an, und wahrlich, das war ich in diesem Moment auch. Wieso kam ich auf diese dumme Idee, dass Mädchen zu besuchen? Ich kannte sie nicht, gerade mal ihren Nachnamen und den Namen ihres verstorbenen Bruders.

"Kommen sie", meinte der Mann und bat mich mit einer Handbewegung hinein. Ich blickte mich noch einmal in der Halle um. Die Treppe, sie sah immer noch so kitschig und unwirklich aus. Im gesamten Haus flackerten diese unechten Kerzen. Es sah so dunkel und traurig aus, so als ob in diesem Haus jeden Tag, zu jeder Jahreszeit, das selbe Wetter herrschte. Dunkle Wolken, die die Sonne verdunkelten, und wo ab und zu ein paar Tropfen vielen. Es war nur Zufall, dass genau heute solche ein Wetter draußen herrschte. Der Butler zupfte an meiner Jacke, und deutete darauf, dass ich sie ablegen sollte. Irgendwann führte er mich hinter die Treppe, zu einer Tür, die mit Gold umrahmt war. Er klopfte kurz an, ehe er die Tür öffnete und mich mit sich nahm.

Der Raum war mit hohen Regalen vollgestellt. Eine Bibliothek. In dem Raum war es warm. Erstaunlicher Weise viel etwas Licht durch das große Fenster in das Zimmer. Ein Stück davor standen zwei Sessel und ein kleiner Tisch.

Sie saß da und blickte hinaus. Ihre blauen Augen wandten sich langsam zu mir und plötzlich übermannte sie ein Lächeln. Sie hatte ein wirklich schönes Lächeln.
 

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Die Tür schloss sich wieder und er stand mitten im Raum und blickte mir entgegen. Ich konnte es nicht fassen. Mich hatte noch nie jemand besucht. Nie jemand, der nicht mit mir Verwandt, oder der im Haus angestellt war. Er war der erste, der erste, der nur meinetwegen in dieses Haus kam.

Aber... was wollte er hier?

Ich sah eine Rose in seiner Hand. Sie war nicht wirklich schön, verkümmert und klein. Solche Rosen legte er immer auf das Grab seiner verstorbenen Freundin.

Er lief zu mir und blieb nahe des Fensters stehen.

"Du fragst dich sicherlich, was ich hier mache", meinte er ruhig und lehnte sich an den Fensterrahmen.

Ich stand langsam aus dem Sessel auf und stellte mich zu ihm.

"Du warst heut nicht auf dem Friedhof. Das hat mir zu denken gegeben".

"Ich war die ganze Zeit dort", erwiderte ich und deutet auf die Gräber, die man vom Fenster Haus überblicken konnte.

" Du hast mich beobachtet"? Vielleicht überraschte es ihn ein wenig, oder er fand es krank, aber was hatte ich schon zu verlieren? Ja, ich hatte ihn schon sein Wochen von diesem Fenster aus beobachtete, wie er Rose um Rose auf das kleine, unscheinbare Grab gelegt hatte.

"Es ist schön, dass du hier bist", gab ich zu und bat ihn, sich in den zweiten Sessel zu setzten.

Wir tranken bitteren Tee und sahen hinaus auf den Friedhof. Ich tat das oft, weil ich meinem Bruder gern entgegensehen wollte. Manchmal sprach ich vor mich hin, weinte oder schrieb eine Geschichte über den Tod, über Einsamkeit und Trauer. Es war das erste mal, dass ich nicht alleine den Friedhof beobachtete. Wir sprachen nicht wirklich viel miteinander, dass war auch nicht erforderlich, weil man zur Gesellschaft keine Worte brauchte. Wir brauchten keine Namen, keinen Grund oder Vorwand. Der Junge und ich, wir hatten nur ein Ziel und das war der Einsamkeit zu entkommen. Auch wenn er meinte, gerne allein zu sein.

Machmal kam es mir so vor, als ob wir ein altes Ehepaar spielten. Wir liebten uns nicht, wir vertrieben uns nur die Zeit miteinander, um nicht irgendwann verbittert und allein zu sterben.

"Wenn du mich besuchst, so möchte ich wenigstens deinen Namen wissen". Ich hatte wahrscheinlich die Best möglichste Art gefunden, hinter sein größtes Geheimnis zu kommen.

"Ich nenne mich Noa".

"Das ist ein biblischer Name".

"Noa, der die Tiere vor der Flut rettet. Ich weiß noch nicht einmal im entferntesten, was ich mit diesem Kerl gemeinsam haben soll".

Noa, der mir nun bekannte junge Mann mit den weißen Haaren und schwarzen Strähnen, schien nicht viel von der Bibel zu halten. Auch wenn es nicht so recht auf sein Gesicht und sein Gemüt passte, so war der Name Noa ein sehr schöner Name. Und wer weiß, in naher Zukunft könnte dieser Junge neben mir sitzend, ebenso gut ein Wunder vollbracht haben.

"Nenne mir deinen Namen".

Das wir uns jetzt erst vorstellten, war schier unhöflich. Eigentlich brauten wir keine Namen, aber es war wohl eher die Neugier, die uns beide zu dieser Frage drängte.

"Ammelie".

Ammelie, ein feiner, aber dezenter Name. So klassisch er auch klang, französisch angehaucht, und recht untypisch für unsere Wohnumgebung war, ich hasse ihn. Ammelie, dass hörte sich schon so nach einem lieben, nichts sagenden Mädchen an, ja, so wie ich es war. Und ich hasste mich, so wie ich war.

Noa und Ammelie, so recht passte keines der Wörter übereinander oder zusammen. Es hörte sich wie zwei fremde Länder, zwei völlig verschiedene Menschen an. Aber so unterschiedlich und fremd schienen wir nicht zu sein.

"Ammelie", wiederhole er nochmals und ich musste aus meinen Gedanken aufschrecken, weil ich es gewohnt war, sofort auf meinen Namen wie ein Hund zu bellen.
 

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Irgendwann erzählte ich ihr von Elaine, meiner ersten großen Liebe. Ich war mir sicher, dass Ammelie solche Geschichten der gebrochenen Herzen sehr gern hörte. Vielleicht hörte sie aber auch nur gerne Geschichten über den Tod, denn als ich sie so mit meiner Geschichte unterhielt, viel ihre Miene in einen weichen und zufriedenen Tagtraum. Sie schloss manchmal ihre Augen dabei, und fragte mich dann, ob ich sie wirklich geliebt hatte. Ich selbst würde auch kaum glauben, dass ich je dazu im Stande gewesen war.

"Elaine starb, weil sie gerne dem Alltag entfliehen wollte", erzählte ich müde. Dabei wurde mir bewusst, dass ich noch keinem davon erzählt hatte. Und ihr es zu erzählen, viel mir erstaunlich leicht. Ich wusste das ihr es nicht besser erging. Sie trug den Schmerz des Todes ebenso schwer jeden Tag mit sich herum wie ich.

"Wolltest du das auch"?

Ich nahm Drogen, ja, aber als ich merkte, dass sie daran zu Grunde ging, versuchte ich Elaine und mich vor schlimmeren zu Bewahren. Mir ist es nur teilweise gelungen. Sie ist Tod, und ich lebe noch.

"Ich frage mich, wieso Drogen den Menschen glücklich machen. Sie sind doch nichts weiter als ein scheinheiliges Trugbild. Letztlich werden deine Probleme davon nicht besser. Sie lösen sich auch nicht, sie sind sicherlich nur leichter zu ertragen, aber was nützt das einem, wenn man sie dann nie los wird"? Ammelie blickte hinaus und ihre Augen wanderten über die Hügel des Friedhofes weit in die Ferne.

"In machen Situationen ist es unmöglich über die Zukunft nachzudenken. Was wirklich zählt ist die Gegenwart. Und solange sie erträglich gemacht werden kann, hört die Sucht nach dem Trugbild einfach nicht mehr auf".

"Nimmst du sie noch"?

"Nein", es war eine ehrliche Antwort. Zu viel Tabletten und Medikamente könnte mein Körper wahrscheinlich nicht verkraften.

"Versprich mir, dass du es nie wieder tun wirst Noa", sagte sie und schloss ihre Augen und ihre Hand legte sich auf meine. Ich sah zu ihr hinüber, ihre goldenen Haare perlten zart ihre Wange entlang und sie fing an sanft zu atmen, während ihr Bewußtsein langsam in den Schlaf viel.

Meine Hand würde wahrscheinlich nie mehr aufhören zu zucken, da halfen auch die vielen Tablette nicht. Ich wünschte, für diese kranke Hand gebe es wenigstens auch ein Trugbild.
 

Irgendwann sahen wir uns wieder. Es muss etwa 8 Tage nachdem ich sie besucht hatte, gewesen sein. Sie hatte ein weißes Kleid an und legte gerade einen weißen Strauß Rosen nieder.

Weiß war die Farbe der Unschuld, der Reinheit und des Neuanfanges. Weiße Rose bedeuteten innerliche und verbundene Liebe für den Nächsten. Wenn ich die Wahl gehabt hätte, dann hätte sie von mir ebenfalls eine weiße Rose bekommen.

Ammelie hatte die ungewöhnliche Idee Drachen steigen zu lassen. Sie meinte das der Wind ihr Element wäre, aber ich hielt nichts von Sternzeichen oder anderen Wahrsager -Träumereien.

Sie saß auf einem Feld und stecken den gekauften Drachen zusammen, während ich ihr dabei zusah und eine Zigarette qualmte. Neben ihr zu rauchen machte wenigstens etwas Sinn. Ich schmeckte das Nikotin, dass mich ein wenig zufriedener machte, und den Hunger verdrängte, der sich schon den ganzen Tag in meinem Mangen breit gemacht hatte.

"Halte die Schnur", meine sie und drückte mir ein Plastikknauf mit einer umwickelten Wulst aus Schnur, in die Hand. Dann nahm sie den Dachen, der mit einem Clownsgesicht bemalt war, in die Hand und rief zu mir hinüber, ich solle ein Stück rennen. Eigentlich fühlte ich mich etwas zu alt für diesen Sport, aber solange es der Beschäftigung diente, rannte ich mir die Seele aus dem Leib. Der Drachen wollte nicht so wie wir es wollten und zugegeben, ich konnte ihn verstehen, denn ich hatte langsam auch keine Lust mehr, aber Ammelie rief mir immer wieder entgegen, und ich wollte sie nicht enttäuschen. Und irgendwann liefen wir nebeneinander, sie mit ihrem weißen Kleid, und ich mit meiner braunen dicken Jacke, in der ich furchtbar schwitzte. Sie lachte wie ein Kind, als der Drachen hoch am Himmel stand. Wir starrten eine ganze Weile in die Luft, beobachteten das Clownsgesicht, dass uns am Himmel entgegenlachte und wie wild im Wind hin und her tanzte. Doch schon bald spürte ich die Ungeduld in meinem Finger knacken, und die Leine fing bedrohlich an zu beben. Ammelie merkte meinen Ausbruch in der Hand, und sie tat das, was keine Tabletten, keine Spritzte oder andere Medizin ersetzten konnte. Sie hielt meine Hand fest, und in meinen Hände die Schnur, die sich fest um den roten Plastikknauf krallte. Ihre zweite Hand legte sich unter meine Hand und ich spürte wie kalt ihre Finger waren. Irgendwann hielten wir beiden die Schnur des Drachens mit 4 Händen fest. Der Wind war nicht so stark, dass man sie ernsthaft brauchte, aber das Gefühl nicht allein zu sein, machte sich durch ihre warme Nähe bemerkbar. Ihre Haare wehten um meine Nase und ihr Kleid warf sich gegen meine Beine. Vor uns lag ein Hügel mit goldenem, abgemähten Getreide. Die Sonne tauchte langsam in ein rotes Meer aus Abendwolken ab, und ich und Ammelie, wir standen noch eine ganze Weile so dar, sie in meinen Armen und mit mir die Drachenschnur haltend.
 

Teil 2/END
 

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Ich würde auch gerne mal wieder einen Drachen steigen lassen. Im Moment regnet es nicht, und die Sonne scheint warm und den ganzen Tag. Leider ist das ja nicht alt zu oft in dieser Jahreszeit.

Ich hab mich wahnsinnig über die Kommis gefreut. Im ersten Moment habe ich geglaubt, diese Art von Fic käme bei meinen Lesern nicht gut an, weil man vor mir ja etwas anderes gewöhnt ist.

Become Numb wir kein langer und aufgebauter Fic sein. Er erzählt nur einen Zustand und keine Geschichte.

So... also ist bedanke mich für eure Aufmerksamkeit und schreibe fleißig den Fic weiter, damit ihr hoffentlich pünktlich um die selbe Zeit bei Teil 3 weiter macht könnt.

Bis denn

Cu eure Suse;))



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  capricious
2004-11-06T20:18:01+00:00 06.11.2004 21:18
och man.....ich mag ihn voll gerne und der name ist richtig schööööön
und du schreibst echt fantastisch
*träum*
was soll ich noch sagen?????
......
........
schnell weiter!!!!!
freu mich schon
Von:  Mirumy
2004-11-01T13:21:42+00:00 01.11.2004 14:21
Wie schon gesagt, mir gefällt es, wenn du so schreibst.^^ Das ist echt was komplett neues und ist mal ne Abwechslung zu deinem anderen Schreibstil. Nicht das mir der andere nicht gefällt, du weißt ja dass ich deinen Stil vergöttere *g*
Aber sonst schreibst du immer lustig und traurig vermischt, das ist jetzt mal nur so... weiß nicht wie ich sagen soll... vielleicht zum nachdenken? Kanns nicht beschreiben... aber egal, ich denke du weißt was ich meine (hoffe ich zumindest^^°°)

Also schreib schnell weiter
HDL Mirumy
Von: abgemeldet
2004-10-30T13:39:04+00:00 30.10.2004 15:39
Oh das kappi is sooo niedlich! vor allem das, mit dem drachensteigen!!!! waiiiiiiiiii. Das is wirklich die beste, wo du jemals geschrieben hast!!!! *total in die ff vernarrt is* *herzchenaugen hat*

Amönschen

*dich flauscha*
Von: abgemeldet
2004-10-28T16:07:08+00:00 28.10.2004 18:07
Auch der Teil ist mal wieder wunderschön beschrieben.
Die FF regt zum nachdenken an und ist meiner meinung nach recht tiefgründig, sie gefällt mir wirklich total gut.
Die Sache dass sie seine Hand hällt fand ich wahnsinnug schön, eine kleine geste die viel bedeutet.
Sowas gefällt mir. Ich hoffe du schreibest schnell weiter, allerdings würd mich auch interessieren wie es bei tie up weiter geht.
*knuddelz* Baerchen
P.S dann geh doch einfach drachensteigen, von mir viel spaß dabei ^.~
Von: abgemeldet
2004-10-28T10:35:20+00:00 28.10.2004 12:35
Erste!!!
Ach ich find dein FF ja so super... wie kann man nur so gut schreiben können und all die Gefühle so Klasse einfangen... ich könnt das nie so gut wie du das so rüber zu bringen dass man sich so richtig in die Personen rein versetzten kann... das is echt super geschrieben... ich bin einfach sprachlos (vielleicht kann ich deshalb kein wirklich gutes Kommi zustande bringen -.-*) aber mach auf jeden Falll so klasse weiter!!!! *FF anhimmelt*

bye bye yuma


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