Die Leiden des Kai Hiwatari & Der dümmste Lehrer der Welt ist noch dümmer als gedacht!
Wie Kai feststellte, hätte er den Wecker nicht stellen müssen. Tash hatte das Wecken schon sehr gut selbst übernommen und zerrte ihn, schlaftrunken wie er war, mit verzaustem Haar, aus dem warmen Bett. Als er es geschafft hatte sich, ohne die Treppe hinunter zufallen und wieder einzuschlafen, in das Esszimmer zu schleppen, erwarteten ihn dort Berge von Essen.
Gebratener Speck, kleine Wienerwürstchen, Spiegelei, Rührei, warme Brötchen, Salzbretzeln, Laugenstangen, verschiedenste Müslisorten, warme und kalte Milch, Kaffee, Tee, frische Baguette, englische Marmelade und englische Butter, die gesalzen war. Tyson würde das für das Paradies auf Erden halten. Kai konnte allerdings sehr gut verzichten. Er frühstückte nie.
Tash drückte ihn auf einen Stuhl und schippte ihm von allem etwas auf den Teller. Sie selbst aß nur einen Joghurt, da sie anscheinend auf Diät war....
Kai pickte widerwillig an dem Rührei, zerkrümelte sein Brötchen und lutschte lustlos an der leckeren Marmelade. Tash beobachtete ihn unablässig.
"Kai, schmeckt es dir etwa nicht?", fragte sie besorgt und wollte schon aufstehen um ihn zu untersuchen.
"Hm... ist gut.", brummte er und gähnte. Er fühlte sich schrecklich verspannt. Lag bestimmt am Flug., dachte Kai und kratzte sich am Kopf. "Ich geh Zähne putzen..."
"Ich zeig dir wo das Bad ist!", rief Tash eifrig.
"Nee, passt schon. Das werde ich schon finden. Frühstück erst mal selbst!", währte Kai sie ab.
Da Tash dies als niedliche Geste auffaßte nickte sie und lächelte Kai mit großen Hundeaugen dankbar an.
Kai atmete erleichtert auf, als er das geräumige Gästebad betrat. Er machte eine kurze Katzenwäsche und putzte sich anschließend die Zähne, die weiß blitzten. Dann zog er sich um, während er die Tagesnachrichten im TV schaute.
Er hörte Tash - sie war kaum zu überhören, mit ihren Stöckelschuhen! - den Gang entlang eilen. "Kai?! Bist du fertig?", flötete sie.
"Hmm...", gab Kai von sich. Mein Gott, musste die ihn den wirklich auf Schritt und Tritt verfolgen? Fehlte nur noch das sie seine Schultasche tragen wollte.
Sie öffnete schwungvoll die Tür und stieß einen entzückten Schrei aus, als sie ihn erblickte. "Wow, du siehst unwiderstehlich aus!"
Sie stöckelte auf ihn zu und hakte sich bei ihm ein, wobei ihre Mini-Tasche hin und her schwenkte und dabei fast den Wecker vom Nachttisch fegte.
"Danke...", sagte Kai. Er nahm seinen Rucksack und legte sich die eine Schlaufe auf die linke Schulter. Dann bugsierte ihn Tash nach unten. "So, wir fahren mit dem Bus, nicht?"
"Hmmh...", sagte Kai.
"Hast du eine Freundin?", fragte Tash aufeinmal.
Kais Hirn arbeitete nun auf Hochtouren. Wenn er jetzt nein sagte, dann würde sie ihn noch mehr anmachen, wenn er ja sagte, was nicht stimmte, dann würde sie ihn wahrscheinlich noch mehr verfolgen und ihm versuchen seine imaginäre Freundin auszuspannen... er saß in der Zwickmühle. Oder vielleicht sollte er sagen, das seine Freundin erst vorgestern mit ihm Schluss gemacht hatte. Aber dann würde Tash versuchen ihn zu trösten...
"Ja, hab ich.", sagte Kai schließlich und versuchte etwas zu lächeln.
Tash sah erst sehr enttäuscht aus, doch dann lächelte sie auch und fragte: "Wie heißt sie den? Wie alt ist sie? Woher kommt sie?"
"Ähm...", Kai dachte angestrengt nach, während er mit Tash an der Seite die Kieseinfahrt hinunter lief. "Ähm... sie heißt Akelei... und sie ist 17 und kommt aus Moskau.", erklärte Kai. Er hatte ein solches Glück. Er war nämlich ein ziemlich guter Schauspieler und so wurde er auch kein bisschen rot, als er Bryans Schwester beschrieb.
Tash sah ein bisschen verärgert aus. "Akelei? 17?"
"Jaah...", Kai grinste. Er war auch ein sehr guter Lügner.
Darauf sagte Tash erst mal nichts. Bis zur Bushaltestelle war es von Tash aus nicht sehr weit, nur zwei Straßen weiter. Dort stand schon Ray zusammen mit Angie.
"Hi.", sagte Kai zu Ray und befreite sich von Tash. Diese allerdings war sowieso damit beschäftigt Angie überheblich anzulächeln.
Ray zog Kai etwas zur Seite und fragte: "Du siehst irgendwie fertig aus..."
"Du würdest auch fertig aussehen, wenn du bei diesem Mädel Gast wärst. Die rennt mir überall hinterher. Heute morgen wollte sie mir sogar die Toilette zeigen...", erklärte Kai.
Ray sah unauffällig zu Tash. "Die schmeißt sich doch an alles ran, was Hosen anhat..."
"Angie hat auch Hosen an.", bemerkte Kai und massierte sich angestrengt die Schläfen. Hoffentlich bekam er jetzt kein Kopfweh.
"Stimmt...", entgegnete Ray und sah nachdenklich drein.
Angie sah die beiden Jungs mit großen Augen an. "Könntet ihr bitte nicht japanisch reden? Oder wenigstens langsam damit ich auch was verstehe?!", beschwerte sie sich lauthals.
"Ohh....", sagte Ray. "Jaah, klar."
Da hörte man schon den Bus, der mit quietschenden Reifen um die Ecke sauste. Es war ein etwas klappriges Model und mit Graffiti verschönert worden.
"Hmmh....", machte Tash. Sie fand es wirklich widerlich in so einen bemalten Bus zu steigen. Kai statt dessen entdeckte den Hippie in sich und sagte zu Ray: "Hey, Junge, der Bus sieht ja gediegen aus! Am besten jetzt noch Flower Power über die Front und überall exotische Blümchen, dann ist er perfekt."
Ray grinste und nickte begeistert. "Passt schon!" Er saß neben Angie, welche die beiden nun wieder groß anguckte. "Ähm..."
"Was?", sagte Kai fragend und zog die Augenbrauen stutzig nach oben.
"Ihr könnt verdammt gut englisch, Jungs!", staunte sie.
Ray errötete vor Stolz leicht. Oder auch aus einem anderen Grund... "Danke!", grinste er sie an.
Und dann verfielen die beiden in ein scheinbar endlos langes Gespräch, das sich voll und ganz um die japanische Grammatik drehte, während Kai darauf hoffte, das Tash ihren festen Griff um seinen Arm lockern würde. Sie klammerte ja noch schlimmer als ein Schraubstock.
"Kai, weißt du das du gerade so verdammt süß schaust?", bemerkte sie zuckersüß und blinzelte ihn wie ein kleines Lämmchen an, als wollte sie, dass Kai das selbe über sie sagen würde.
"Ahja...", sagte dieser nur und schaute angestrengt auf Rays Haarschopf, während er sich vorstellte, wie sein Arm langsam blau anlief und seine Finger taub würden und der Arm dann schließlich langsam abfiel... Kai schauderte bei dieser Vorstellung angewidert.
"So, aussteigen, mein Schätzchen!", flötete Tash gutgelaunt und zerrte Kai auf die Beine. Sie torkelte mit Kai am Arm die Stufen vom Bus hinunter und stöckelte dann zielstrebig Richtung Schule, welche genau auf einem sanften Hügel am Rande des Stadtteils plaziert war. Kai drehte sich kurz achselzuckend zu Ray um und folgte Tash nur sehr widerwillig. Diese stellte ihn dann wie ein Ausstellungsstück ihren Freundinnen vor.
"Hi, ich bin Mary-Kate.", sagte eine mit schokofarbenen Haaren und hellbraunen Augen. "Ich heiße Kai.", stellte Kai sich nun seinerseits vor.
Mary-Kate war ein sportliches Mädchen. Sie hatte ein weites grünes T-Shirt, graue Caprihosen und schwarze Flip-Flops an. Dazu hing über ihrer linken Schulter lässig ein blauer Rucksack. Sie war auf jedenfall allein vom Aussehen her das krasse Gegenteil zu Tash, die extrem aufgestylt und geschminkt war.
Er wurde dann noch von anderen Tash-Abklatschen begrüßt. Aber auch von normaleren Menschen, wie zum Beispiel der blonden Amandin Rigot und der braunhaarigen Francis Munoz. Er konnte sich dann schließlich von Tash losreißen und traf James, den er an seinen lilanen Haaren sofort erkannte, am Schuleingang. Dort diskutierte er mit Kenny über die neusten Computer und bald darauf traf auch Sam mit Ashley, Hilarys bester Freundin, hinzu.
Kai machte sich auf die Suche nach Ray, doch dieser schien wie vom Erdboden verschluckt. Statt dessen erblickte er Tyson zusammen mit Yuri, die beide mit dem Fahrrad gekommen waren. Tyson sah ihn sofort, winkte wie ein Verrückter und fuhr fast in den Straßengraben.
Während Kai seinen Blick weiter schweifen ließ - und sich innerlich über Tyson kaputt lachte - , entdeckte er schließlich Matt und Hilary und auch Lara und Max, die alle vier zu Fuß gelaufen waren. Da er keinen Wert auf deren Gesellschaft legte, beschloß er sich auf die Suche nach Angie und damit auch Ray zumachen.
Also betrat er das Schulhaus, das total anders aussah als die japanischen Schulen. Naja, etwas anders. Jedenfalls stand alles auf Englisch an den Türen und so lief Kai ziemlich verloren und ziellos durch die Gänge und schaute sich die Vitrinen an, in denen Bilder, Gedichte und anderes drin lag. Schließlich hörte er flüsternde Stimmen aus einem der Räume auf der linken Seite und er dachte es wären Ray und Angie. Also öffnete er schwungvoll die Tür und bekam einen der vielen Schocks seines Lebens. Auf einer der hinteren Tischplatten knutschten ein Mädchen und ein Junge sehr innig mit einander.
"Sorry...", sagte Kai errötend und zog halb die Tür wieder zu. Mein Gott, es hätte ihn nicht gewundert, wenn die beiden nicht auch gleich an gefangen hätten zu vögeln. Vielleicht war das ja so normal in England. Dieses ,Entjungfern auf der Tischplatte'. Kai grinste belustigt und machte sich wieder auf die Suche.
Er bog um einen der Gänge im zweiten oder dritten Stock - und stolperte promt über ein braunhaariges Mädchen. "Sorry!", sagte er wieder, als er sich vom Boden aufrappelte.
Das Mädchen saß verwirrt auf dem Boden und starrte nun mit tiefblauen Augen zu Kai. "Macht ja nichts. War ja nur ich.", flüsterte sie traurig, als wäre es normal, das Leute über sie stolperten.
Kai runzelte die Stirn. Was ist den das für eine..., dachte er. "Ähm... nein, echt, tut mir wirklich Leid. Ich suche nur gerade Ray... ich bin einer der japanischen Austauschschüler. Kai Hiwatari.", stellte er sich schließlich vor. Naja. Vielleicht wollte sie ja so etwas von ihm hören.
"Ach so!", sagte sie und ihr Gesicht hellte sich auf. "Aber du siehst gar nicht japanisch aus. Eher wie ein slawischer Typ. Das passt nämlich zu deinen schönen Mandelaugen und der blassen Haut.", erklärte sie und beäugte ihn neugierig. "Ich heiße übrigens Celestine Giorgi. Italienerin."
"Aha. Jaah, ich bin Russe.", sagte Kai. Tja, passt schon. Slawische Augen. War ja wohl kein Problem... Kai war etwas verwirrt. Nun ja - er war sehr verwirrt. Tatsächlich hielt er diese Celestine für ziemlich verrückt. War ja wohl nicht normal das man einen Wildfremden so zu schwallte. Aber vielleicht hatte sie ja sonst niemanden zum reden.
"Ich such dann mal weiter... man siehst sich!", verabschiedete sich Kai eilig. Da klingelte die Schulglocke und der Gang füllte sich auf einmal kontinuierlich.
"Hey, Kai!", rief Yuri und winkte ihm zu. Kai ging zu ihr hin. "Wo sind die anderen?", wollte er wissen. Yuri grinste. "Schon im Klassensaal. Ich habe mich bereit erklärt dich zu suchen." Sie kicherte. "Tash vermißt dich."
"Ich mache jetzt mal so als hätte mich das überrascht...", Kai seufzte theatralisch. Oh Mann. Hoffentlich musste er nicht neben dieser Nervensäge sitzen... nicht auszudenken was die mit ihm den lieben langen Tag anstellen würde...
Als sie den Klassensaal betraten, war der Lehrer noch nicht da. Die englischen Schüler und Schülerinnen unterhielten sich und reichten ihre Austauschschüler herum. "Kai!", rief Tash freudig und schnappte ihn sich, kaum das er den Raum betrat.
"Na, wo hast du den gesteckt?", fragte sie mit ihrer honigsüßen Stimme.
"Habe mir die Schule angeschaut.", sagte Kai genervt. Himmel, was interessierte es die den? Er entdeckte Ray, der bei Angie saß und sich mit ihr und Sam unterhielt. Irgendwie schaffte es Kai wieder Tash zu entwischen und setzte sich auf den freien Platz neben Ray.
"... ihr kennt meinen Bruder sicher, jedenfalls habt ihr schon mehrere Matchs gegen ihn gespielt...", sagte Sam gerade mit einem breiten Grinsen.
"Dein Bruder?", mischte sich Kai ein. "Nicht das ich wüsste..."
"Doch... sagt euch der Name McGregor nichts? Der Löwe von Glasgow!", erklärte Sam begeistert.
Kai sah recht überrascht aus. "Johnny von den Majestics ist dein Bruder?"
Sam nickte. "Naja, er macht sich ziemlich viel aus seinem Talent und so. Und meine Eltern finden das auch super toll... deswegen lebe ich bei meiner Tante hier."
"Weil deine Alten das Talent deines Bruders fördern müssen?" Ray sah empört aus. "Das ist ja voll unfair..."
"Kann man nichts machen.." Sam fand es anscheinend wirklich nicht schlimm. "Und außerdem liegt es auch daran, das meine Eltern geschäftlich viel zu tun haben. Aber hier bei meiner Tante gefällt's mir auch viel besser als in Glasgow."
Ray wuselte los und überbrachte Tyson und Max begeistert die Nachricht. Diese kamen dann auch sofort. "Echt? Johnny ist dein Bruder? Das ist ja lustig!", sagte Max mit einem übergroßen Lächeln, während Tyson versuchte von Sam die Geheimtricks der Majestics zu erfahren - es gab allerdings keine.
"Ist Kai nicht ein Süßer? Und seht euch doch mal diesen knackigen Hintern an!", schwärmte Tash ihren Freunden vor, als sie Kai beobachtete wie er sich neben Ray setzte. Tash hatte wirklich recht. Kai Hiwatari hatte einen hübschen Hintern.
Nur war das Francis total egal. Dieser schwarzhaarige Japaner mit der Basketballmütze war viel schnuckeliger. Zugegeben, er hatte keinen so tollen, wunderbaren Hintern wie Tashs Typ. Und er war auch nicht so hochgewachsen und muskulös. Er sah halt nicht so toll aus.
Dafür strahlte er die Sympathie aus, die diesem Kai fehlte. Vielleicht lag es bei diesem auch daran, das es ihm offensichtlich nicht gefiel Tashs Austauschpartner zu sein. Und sie konnte das absolut nachvollziehen, den Tash war nun mal extrem anstrengend und schwer zu ertragen. Damit musste man erst einmal klar kommen.
"Mary, das ist ja so Schade für dich das du nicht am Austausch teilnehmen konntest! Hättest du doch nur Japanisch genommen... und nicht Russisch!", sagte Tash gerade vorwurfsvoll.
Nur damit du noch einen Jungen hast, den du vernaschen kannst, dachte Mary-Kate. "Dafür kommen morgen die Russen. Und die sind bestimmt genauso toll.", gab sie genervt zurück. Was scherte es sie den? Okay, zugegeben, dieser Kai war wirklich eine Augenweite und auch dieser Ray sah gut aus... aber das Leben drehte sich ja nicht nur um Jungs. Insbesondere dieser Austausch.
Das hier war ja wohl kein ,Wir-suchen-uns-die-goldigsten-Japaner'-Austausch, sondern es war ein ,Wir-wollen-gerne-Japanisch-lernen-und-deswegen-laden-wir-uns-Japaner-ein'-Austausch. Aber es war ja auch kein Wunder das Tash das nicht verstand. Und natürlich war es für Tash auch zu hoch, das es einige Leute gab, die lieber kyrillische Buchstaben lernten, anstatt irgendwelche kalligrafischen Wunder zu vollbringen...
Da betrat Mister Every das Klassenzimmer und die Schüler, die bis dahin nicht auf ihren Plätzen saßen, hasteten zu ihren Stühlen.
"Ähem!", machte Every. "Good morning boys and girls! Wir werden jetzt ein Buch lesen, das bestimmt jeder hier kennt und liebt! Es handelt sich um J. R. R. Tolkiens Meisterwerk ,Der Herr der Ringe - die Gefährten'"
James wirkte begeistert. "Sonst liest er mit uns immer diesen bekloppten Kram mit psychisch gestörten Kindern und so...", flüsterte er Kai zu. Kai zog die Stirn in Falten. Er wollte gar nicht wissen wie blöd Tyson sich anstellen würde, wenn er auf das Wort ,Ringwraith' traf.
"Gibt es ein paar Freiwillige?" Niemand meldete sich. "Na dann... der Herr hier vorne...", er deutet auf Kai, der immer noch seltsam schaute. "...mein Name ist Kai Hiwatari...", knurrte er.
"Kai, du schaffst es!", quietschte Tash während dessen begeistert und klatschte laut.
Also nahm Kai das Buch und fing an zu lesen. "Sehr gut, Mister Hiwatari! Ich sehe schon, sie können fließend Englisch! Liegt das daran, dass sie kein Japaner sind?", fragte Every neugierig.
Kai zuckte mit den Schultern. "Kann sein, ich war in einem Moskauer Sportinternat, bevor ich nach Tokyo gezogen bin..."
"Sie sind Russe? Und dann auch noch aus Moskau! Na, es wird sie freuen zu hören, das wir morgen auch Besuch von unserer russischen Partnerschule bekommen! Und zufälligerweise handelt es sich um ein Moskauer Sportinternat.", Mister Every lächelte. "Wie hieß den das Sportinternat auf dem sie waren?"
"Es gehört zur Biovolt, der Firma meines Großvaters.", sagte Kai genervt.
Every jauchzte fast vor Freude. "Nein wirklich! So ein Zufall! Dann sind sie also dieser berühmte Kai Hiwatari? Schon als ich gerade ihren Namen gehört habe, war ich überrascht! Mein Sohn ist ein so großer Fan von ihnen! Er sagt andauernd, dass die Bladebreakers ohne Sie verloren sind!"
"Na das ist aber mal eine Neuigkeit...", murmelte Kai mit einem Grinsen.
"Ähm...", machte Ray. "Sollte Kai denn nicht weiterlesen -?"
"Dann kenne sie ja vielleicht einige Schüler dieser hervorragenden Schule bestimmt noch von früher! Und auch ansonsten sind ihnen doch die Namen Tala Ivanov oder Boris Kutznetsov ein Begriff?", unterbrach Every Ray.
"Ähm... tatsächlich sind sie gute Freunde von mir.", bestätigte Kai. Hatten die beiden ihm irgendwas verschwiegen? Und dabei hatte er ihnen eine Mail geschrieben, in denen er ihnen von seinem jämmerlichen Schicksal dieser Englandreise erzählt hatte...
Mister Every entdeckte im weiteren Verlauf der Stunde, das auch noch Tyson Granger, Max Tate und Ray Kon am Austausch teilnahmen. Den peinlichen Kommentar von wegen ,Bladebreakers sind verloren ohne Hiwatari' vergaß er ziemlich schnell und pries nun Tyson in den höchsten Tönen. Der ganzen Klasse war das sehr recht, den der Unterricht kam dadurch etwas zu kurz.
Und außerdem war es ja allgemein eine Neuigkeit, das die Bladebreakers Austauschschüler in der Klasse waren.
Am Ende der Stunde hatte Kai wirklich Kopfweh. Na toll, nun hatten anscheinend alle dieser beknackten Engländer bemerkt das er DER Hiwatari war. Seine Hand tat weh vom Autogramme schreiben und mit einer gewissen Genugtuung stellte er fest, das Tash nicht auf ihn gewartet hatte und schon weg war. Nun stellte sich allerdings das Problem, wer ihm zeigte wo der Biologiesaal war. Hilflos sah er sich um, als er Mary-Kate erblickte, die ihm zuwinkte. "Hey, Kai! Hier lang zum Biosaal."
"Danke!", sagte Kai mit einem Grinsen. Tja, die Mary war schon mehr eine Schnitte nach seinem Geschmack. Keineswegs Overdressed und zu sehr geschminkt. Tatsächlich schien sie nur Labello aufgetragen zu haben.
Sie sah ihn neugierig an. "Wie fühlst du dich als Tashs Austauschpartner? Ist bestimmt nicht so prickelnd, oder?"
"Jaah... sie ist... eher etwas anhänglich und auch etwa so nervig wie ein Kleinkind.", stellte Kai nachdenklich fest. "Du hast kein Japanisch, oder?"
"Nee, ich fand die Idee von diesen Schriftzeichen nicht so prickelnd. Da ist mir Russisch viel lieber!", sie lächelte ihn verschmitzt an. "Und morgen kommt mein Austauschpartner. Oder Austauschpartnerin."
"Ich hoffe für dich, das es nicht Bryan Kutznetsov ist." Kai grinste noch etwas mehr. "Warum den nicht?", fragte Mary neugierig.
Kai zuckte mit den Schultern. "Er ist leicht hyperaktiv, höchst intelligent, besserwisserisch, verträgt kein Alkohol... willst du noch mehr wissen?"
"Nein...", Mary versuchte gespielt entsetzt zu wirken. Sie deutete auf eine der Türen auf der linken Seite. "Hier rein, Kai!"
Nur noch ein Platz neben Angie war für Kai frei. Also setzte er sich dort hin.
"Wie findest du Every?", fragte Kai Angie.
Angie sagte mit hochgezogenen Augenbrauen: "Er ist ein ziemlicher Idiot, aber er gibt einem für die Oberweite Noten... sonst hättest du Tash ja gar nicht an der Backe kleben..."
Bald schon stellte Kai fest, das der hölzerne Tisch geradezu zu einem Nickerchen aufrief. Langsam sank sein Kopf auf die scheinbar weiche Platte. Schließlich fand er sich in seiner eigenen kleinen Traumwelt wider... er steuerte seine Lieblingswodkabrauerei in Moskau an.
Der Wirt, Sergej, begrüßte ihn herzlich und klebte ihm einen rosanen Aufkleber auf die Brust. Schließlich stürzte Tyson herein und Kai entdeckte wenig überrascht, das Tyson ein Ringelschwänzchen gewachsen war. An der Bar bemerkte er Tala, der gerade damit beschäftigt war "Ihre Majestät"(ein Trinkspiel, dessen Regeln besagten, dass man während der Sissi-Filme immer dann ein kleines Glas Wodka trinken musste, wenn die Anrede "Ihre Majestät" zuhören war) gegen Bryan zugewinnen. Dieser saß in einer Alkoholfahne und grinste dümmlich... Verdutzt stellte Kai fest, das die schlanke Kellnerin, die normalerweise hinter dem Tresen stand, nicht mehr Bryans Schwester Akelei war, sondern Mary-Kate...
