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Geschwisterliebe

Tut mir leid, dass dieses Kapitel so lang ist, aber ich wusste nicht, wie und wo ich es hätte zerhackstücken können. Ich brachte es einfach nicht über's Herz!

Trotzdem viel Spaß beim Lesen,

eure Nessi-chan
 

******************************
 

Geschwisterliebe
 

(Kapitel 26)
 

Es war zwar erst 17.00 Uhr, aber trotzdem hatte die Dämmerung schon eingesetzt. Es würde bald nachtdunkel sein und somit gab es kaum Studenten, die sich um diese Zeit außerhalb des Universitätsgebäudes aufhielten. Ein guter Ort um mal allein zu sein.
 

Severus war einer der Menschen, der diese ganze Atmosphäre brauchte und sie genoss. Der Winter war eigentlich seine Lieblingsjahreszeit: es war oft und lange dunkel und das Wetter zeigte sich kalt und unnahbar, so wie er sein musste. Gedankenverloren und etwas müde spazierte er also über das Gelände, als ihn jemand ansprach.
 

"Mr Snape, könnte ich Sie einen Augenblick sprechen?"
 

Severus wandte sich um und erblickte in geringer Distanz seine Tutorin Prof. Dr. Stacey O'Brian.
 

"Selbstverständlich."
 

Severus blieb stehen und ließ seine Tutorin noch ein paar Schritte näher kommen. Sie war eine etwa 1,75m große, untersetzte, aber doch respekteinflößende Person. Ihre Studenten hatte allesamt große Hochachtung vor dieser Frau und auch Severus ließ sich aus einem ihm selbst nicht genau erklärbaren Grund nicht zu einer zynischen oder sarkastischen Bemerkung hinreißen. Als sie nun vor ihm stand, sah sie ihm direkt ins Gesicht und begann:
 

"Mr Snape, ich wollte mit Ihnen über die heutige Versuchsreihe sprechen."
 

"Es tut mir Leid, Professor O'Brian.", unterbrach Severus sie nach einem Satz. "Ich war heute ein wenig unkonzentriert, übermüdet. Deshalb hat der Versuch länger gedauert. Entschuldigen Sie bitte."
 

"Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Mr Snape."
 

Die ältere Frau sah ihn mit einer Mischung aus Verwunderung und Belustigung an.
 

"Sie waren erstmal einer von drei Studenten des ganzen Jahrgangs, die diesen Versuch überhaupt erfolgreich abgeschlossen haben und zusätzlich waren Sie derjenige, der ihn in einer Idealzeit vollbracht hat. Ich verstehe wirklich nicht, wovon Sie sprechen."
 

"Ich hätte es besser machen können, das weiß ich einfach."
 

Eigentlich wollte Severus noch nachsetzen, doch ein noch rechtzeitig hinter der Hand verstecktes Gähnen hinderte ihn daran. Als er wieder aufsah, lächelte ihn seine Tutorin nun ganz offen an.
 

"Der eigentliche Grund, warum ich mit Ihnen sprechen wollte, ist ein neues Projekt, das mir erst kürzlich bewilligt wurde. Es handelt sich um eine Art ,Wolfsbanntrank', der die Mutation eines Menschen in einen Werwolf abmildern bis verhindern soll."
 

Erstaunt sah Severus Prof. O'Brian an. Ein Wolfsbanntrank? Also theoretisch etwas, was auch Remus helfen könnte? Severus hatte zwar keinen Kontakt mehr zu seinem Schulkameraden, aber das war mehr als nur interessant.
 

"Und was habe ich damit zu tun?", fragte er schließlich.
 

"Nun, Mr Snape," fuhr O'Brian fort, "dieses Gebiet ist, wie Sie wissen, noch nicht sehr erforscht, gelinde gesagt. Aus diesem Grunde brauche ich die besten Leute, die mir diese Universität zu bieten hat. Und Sie sind entschieden der Beste, den ich hier finden kann. Deshalb möchte ich Sie um Unterstützung bei diesem Projekt ersuchen."
 

Severus war einen Augenblick lang sprachlos. Er wusste selbst und sah es auch an den Leistungen seiner Kommilitonen, dass er überdurchschnittlich gut war, aber andererseits war er erst zwei Semester dabei. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es auch in den höheren Jahrgängen keinen geben sollte, der ihm das Wasser reichen könnte.
 

"An was für eine Art von Unterstützung dachten Sie denn?"
 

"Nun, ich dachte an jemanden, der mir hilft das Projekt zu leiten."
 

"Professor O'Brian, das ist nicht Ihr Ernst!"
 

"Mein voller Ernst."
 

"Aber ich bin hier erst im zweiten Semester! Für so eine Position sollten Sie bei einem so wichtigen Projekt jemanden wählen, der vielleicht etwas mehr Erfahrung aufzubieten hat."
 

"Ich weiß, es sieht aus, als würde ich Sie nur deshalb auswählen, weil Sie mir sympathisch sind, aber so ist es nicht. Ich will Ihnen meine Entscheidung gerne begründen."
 

Sie holte kurz Luft und setzte dann wieder an.
 

"Mr Snape, Sie mögen noch nicht lange Student bei uns sein, aber Sie identifizieren sich mit dem, was Sie tun. Sie führen alles mit unglaublicher Präzision und auch einer gewissen Leidenschaft aus. Ich habe Sie auch öfter in der Bibliothek beobachtet, wenn Sie über Problemen gebrütet haben, die Ihrem Jahrgang weit voraus sind. Und dieser Wissensdrang, diese Leidenschaft und auch diese Kreativität, die Sie an den Tag legen, dies sind die Eigenschaften, die jemand braucht, um so ein Projekt mit leiten zu können. In diesem Fall bringen mir Studenten, die immer brav ausführen, was ich sage, nichts, ich brauche mindestens eine Person, die mich auf mögliche Fehler hinweist. All dies sehe ich in Ihnen und würde mich deshalb freuen, wenn Sie mein Angebot annehmen würden, aber lassen Sie sich Zeit mit der Entscheidung. Sie sollen nur wissen, dass ich denke: Jemand kann noch so exakte Formeln aufstellen, wenn er sie nicht mit Liebe zum Detail umsetzen kann, dann ist er nutzlos."
 

Damit wandte sie sich um und wollte Severus stehen lassen. Doch als sie ein paar Schritte gegangen war, rief er ihr nach:
 

"Es wird mir eine Ehre sein, Ihnen helfen zu dürfen."
 

Sie blieb stehen, drehte den Kopf über die Schulter und antwortete:
 

"Ich bin erfreut, das zu hören. Dann rate ich Ihnen, gehen Sie jetzt schlafen und ruhen Sie sich genügend aus, denn mein Wissensdurst sagt mir, dass wir gleich morgen beginnen werden."
 

Daraufhin kehrte sie in Richtung Universität zurück und Severus machte sich auf den Weg nach Hause.
 

Ein paar Straßen weiter lag die kleine Erdgeschosswohnung. Severus schloss die Tür auf und noch bevor er einen Schritt machen konnte, streifte ihm schon Jemima, ihr kleines Hauskätzchen, um die Beine. Severus streichelte sie kurz, schloss die Tür hinter sich und hängte seinen schwarzen Mantel an die Garderobe.
 

Er warf vom Flur aus einen kurzen Blick in die Küche, wo zwei Töpfe magisch überwacht vor sich hin kochten. Da hier niemand zu sehen war, ging Severus durch den Flur in das gemütliche Wohnzimmer. Wie nicht anders erwartet, traf er Lydia hier an.
 

Sie saß, bekleidet mit einer dunkelblauen Schlagjeans und einer beige-braunen Sweatshirt-Jacke, im Schneidersitz auf dem grünen Ledersofa, um sie herum Bücher sowie aber auch einzelne Pergamente. Irgendwie war Severus immer wieder beeindruckt. Er hielt nicht so erstaunlich viel von Muggelkleidung, doch Lydia konnte das alles tragen ohne in seinen Augen etwas von ihrer Würde und Ausstrahlung als Hexe dafür einzubüßen.
 

Er selber hatte sich, so gut das eben ging, an seinen alten Stil angepasst: schwarze Jeans, dunkle Sportschuhe und möglichst grüne, aber auch anderweitig dunkelfarbene Pullover; T-Shirts hatte er sich auch einmal zugelegt, aber er hatte sich geschworen sie wirklich nur anzuziehen, wenn draußen tropische Temperaturen herrschten. Und dies war seiner Meinung nach in England völlig unmöglich.
 

Lydia war inzwischen auf ihn aufmerksam geworden und legte die Feder, mit der sie sich gerade Notizen gemacht hatte, zur Seite.
 

"Na, da bist du ja. Hat dich die Bibliothek so lange aufgehalten?"
 

"Nein, nicht die Bibliothek."
 

Severus ließ sich geschafft in den weichen, blauen Sessel fallen.
 

"Professor O'Brian hat mich angesprochen. Sie hat die Lizenz zur Erforschung eines Wolfsbanntranks, um die Mutation eines Menschen in einen Werwolf zu verhindern. Sie hat mich gefragt, ob ich sozusagen als Co-Chef mitarbeiten möchte."
 

"Und was hast du gesagt?"
 

Lydia sah ihn erwartungsvoll an.
 

"Ich hab natürlich ,Ja' gesagt. Die Erforschung eines solchen Tranks gestaltet sich bestimmt mehr als spannend."
 

"Davon bin ich überzeugt, Kollege."
 

Daraufhin grinste Lydia ihren verblüfften Bruder an.
 

"Ja, Professor O'Brian hat mich heute auch gefragt, ob ich an dem Projekt mitarbeiten will. Ich habe ihr gesagt, dass ich noch etwas Bedenkzeit brauche. Aber da du jetzt in leitender Position dabei bist, kann ich ja getrost zusagen."
 

"Du hättest verzichtet, wenn sie mich nicht gefragt hätte?"
 

"Ja."
 

Lydia nickte mit überzeugtem Gesicht.
 

"Weil ich davon überzeugt bin, dass wir beide dieselben überdurchschnittlichen Fähigkeiten haben, wenn du nicht sogar noch besser bist als ich. Hätte sie dich nicht genommen, wäre mir das faul vorgekommen und an so etwas hätte ich dann nicht mitarbeiten wollen."
 

Severus nickte. Auch er hatte sich auf dem Heimweg Gedanken darüber gemacht, ob er es ohne Lydia trotzdem ausführen würde.
 

,Wahrscheinlich hätte ich entweder die O'Brian davon überzeugt, dass Lydia ebenso qualifiziert ist oder ich hätte es geschmissen.'
 

Das war sein Fazit, als er müde und kaputt im Sessel zusammensank. Lydia stand auf und kam zu ihm herüber. Sie setzte sich auf die Armlehne des Sessels und strich ihrem Bruder sanft über die Wange.
 

"Du hast seit Tagen nicht richtig geschlafen, nicht wahr?"
 

Es war zwar als Frage formuliert, aber Severus wusste, dass es für Lydia eine Feststellung war. Seinen Kommilitonen fiel der Unterschied nicht auf. Sie kannten ihn als blassen, dünnen und durchaus zynisch-griesgrämigen Zeitgenossen, doch Lydia sah jede Veränderung. So war Severus klar, dass ihr auch die letzten Tage nicht entgangen waren.
 

"Ich komme kaum zum Schlafen oder Essen. Der dunkle Lord ruft mich und einige andere in letzter Zeit sehr oft. Er hat irgendetwas vor, aber ich habe keinen Schimmer was. Ich bin nur darum bemüht, dass das in der Uni nicht auffällt."
 

"Dann solltest du jetzt mit in die Küche kommen.", erklärte Lydia in aufmunterndem Tonfall. "Ich hab Spaghetti Napoli gekocht. Im Moment sieht es ja so aus, als würdest du zum Essen kommen."
 

"DU hast gekocht?", fragte Severus betont. "Oder hast du kochen lassen? Wenn das das Ministerium rauskriegt..."
 

"Das habe ich genau nachgeschlagen: Leichte, Haushalt beschleunigende, magische Maßnahmen sind gestattet, solange sie nicht in der Nähe oder direkten Gegenwart von Muggeln angewendet werden. Und Muggel sehe ich hier keine."
 

"Punkt für dich.", gab Severus zu und die Zwillinge machten sich daraufhin über ihr Abendessen her.
 

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Severus erinnerte sich gerne an diese Zeit zurück. Zusammen mit Lydia weit weg von Hogwarts, wo ihn alles daran erinnerte, welche grausamen Fehler er doch immer wieder gemacht hatte. Natürlich hatten ihn auch damals schon Albträume geplagt.
 

,Im Vergleich zu heute sind das schlechte Kindermärchen.', dachte er sich fast ein bisschen resignierend.
 

Auch ihre gemeinsame Arbeit am Projekt ging toll voran. Die kleine Gruppe, deren Hauptorgane Prof. O'Brian, Severus und Lydia waren, hatte zwar noch keinen konkreten Trank zusammengestellt, aber sie waren auf einer sehr sicheren theoretischen Grundlage. In solch eine freie Arbeit konnte sich Severus vertiefen und vergaß währenddessen sogar oft, wie mies er sich auf Grund der vergangenen Nächte fühlte.
 

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Wieder schreckte Severus plötzlich aus dem Schlaf hoch. Sein Arm, genauer gesagt sein Mal, schmerzte ungeheuer und er spürte die eiskalte Klaue des dunklen Lords. Severus hatte absolut kein Zeitgefühl.
 

In der vorherigen Nacht hatte der dunkle Lord eine Gruppe Auserwählter, darunter auch Severus, zu sich bestellt und sie stundenlang harte Kämpfe und auch Folterungen durchstehen lassen. Severus wusste nicht mehr genau, wie er nach Hause gekommen war, aber er war sofort ins Bett gefallen. Prof. O'Brian hatte ihrem Team am nächsten Tag freigegeben und somit hatte er Zeit sich relativ zu erholen.
 

Da es genauso dunkel war wie bei seiner Ankunft ging Severus davon aus, dass er den ganzen Tag über geschlafen hatte. Fast automatisch legte er seine Todesser-Kleidung an, ignorierte dabei auch leichte Folgeschmerzen und stahl sich lautlos aus dem Haus.
 

In der Festung des dunklen Lords angekommen, war er einer der ersten. Trotz dass noch nicht viele da waren, wusste er, dass es die gleiche Gruppe sein würde, die der Lord gestern einberufen hatte. Nach kurzer Zeit traf auch der Rest ein, unter welchem sich unter anderem auch Lucius Malfoy und eine Person, die ihm aus irgendeinem Grund bekannt vorkam, waren. Nachdem die Begrüßungszeremonie für ihren Herrn beendet war, eröffnete ihnen der Lord endlich den Grund seines Verhaltens.
 

"Meine treuen Todesser," begann er mit einer Stimme, die Severus immer wieder Schauer über den Rücken jagte, "ihr habt euch sicher gefragt, warum ich eure Anwesenheit in letzter Zeit so oft verlangt habe. Nun, mir ist zu Ohren gekommen, dass an der Zauberuniversität zu London an einem Trank gegen die Transformation der Werwölfe gearbeitet wird. Dies ist absolut nicht in meinem Sinne. Wir brauchen den Hass auf diese minderwertigen Geschöpfe, sie sind einer der Schwachpunkte, die unseren Sieg tragen werden. Deshalb habe ich Folgendes beschlossen."
 

Er erhob sich von seinem Thron, was sehr selten war und deshalb auch eine Mischung von Erstaunen und Beunruhigung bei den Anwesenden hervorrief. Doch nachdem der Lord sich anscheinend jeden genau angesehen hatte, fuhr er fort:
 

"Severus, du kennst dich von allen am besten in dieser Universität aus. Du wirst die Gruppe anführen und uns alle Beteiligten hierher bringen."
 

Severus war geschockt, doch sein mittlerweile antrainierter Reflex, keine Angst oder Schwäche zu zeigen, ließ ihn sicher antworten:
 

"Jawohl, mein Lord."
 

"Aber, Meister..."
 

Zögerlich drang die Stimme von Lucius Malfoy aus der anderen Ecke. Fragend wandte sich der Lord ihm zu und gebot ihm dadurch zu sprechen.
 

"Meister," fuhr Malfoy fort, "ich bin mir nicht sicher, ob Severus der Mann für so etwas ist. Er hat nur sehr kleine Einsätze je geführt und für solch eine wichtige Sache braucht Ihr meiner Meinung nach einen erfahreneren Mann."
 

Severus verdrehte innerlich die Augen. Es war kaum deutlicher zu machen, dass Malfoy von sich sprach. Seit den Morden an den Ministeriumsangehörigen und dem Liefern einiger sehr schwieriger oder neu kreierter Tränke hatte sich Severus die Gunst des Lords verdient und stand in der Hierarchie somit auch einen Tick über Lucius. Dieser hatte das nie akzeptiert und unter den Todessern war ihre Rivalität, die bei Severus auf Überlebensinstinkt beruhte, auch kein Geheimnis. Auch der dunkle Lord sah die Absicht in Malfoys Frage und lächelte.
 

"Mein lieber Lucius," bemerkte er, "du bist ebenfalls einer meiner ehrgeizigsten und treusten Anhänger und somit will ich dir nicht vorwerfen, dass du meine Entscheidungen in Frage stellst."
 

Er wandte sich jetzt wieder von Malfoy ab und trat auf Severus zu.
 

"Aber du bist mir oft etwas zu impulsiv. Severus ist ein ausgezeichneter Stratege und er kennt die örtlichen Gegebenheiten am besten und somit habe ich ihn gewählt. Sicher teile ich deine Bedenken, was Severus Einsatzerfahrung betrifft, aber genau aus diesem Grund wirst du ihn ja als rechte Hand und zweiter Mann im Kommando begleiten."
 

Severus war sich sicher, dass Lucius eigentlich protestieren wollte, aber der dunkle Lord hatte zu verstehen gegeben, dass für ihn die Sache abgeschlossen war. Nach dem der Lord sich wieder gesetzt hatte und eine Zeit lang Stille herrschte, trat Severus vor und stellte die entscheidende Frage:
 

"Wann, mein Lord?"
 

"In etwa einer Stunde.", lautete die Antwort. "Mir ist zu Ohren gekommen, dass sich die Forschergruppe heute schon um 5 Uhr in der Frühe treffen will. Du hast also eine Stunde Zeit, Severus, um einen Plan zu fassen, der mir als Resultat alle Anwesenden sowie auch möglicherweise ein Rezept bringt."
 

"Ja, mein Lord." Mit leichter Verbeugung trat Severus wieder zurück. Er hatte also eine Stunde Zeit, um zwei Pläne zu entwerfen.
 

Eine Stunde später lag Severus mit ein paar Männern vor dem Labor auf der Lauer. Sie mussten warten, bis wirklich alle zu erwartenden Personen drin waren, denn wenn sie gestört würden, wäre alles vorbei. Nachdem der letzte den Raum betreten und die Tür hinter sich zugezogen hatte, gab Severus das Zeichen sich der Tür leise zu nähern. Erst wartete er noch kurz, dann gab er einem kräftigen Todesser das Zeichen die Tür einzutreten. Von dem plötzlichen Ansturm durch die Tür waren die Anwesenden natürlich geschockt, doch sie hatten keine Möglichkeit sich nur irgendwie zu verteidigen, denn im selben Moment brach ein Trupp unter der Führung von Lucius durch die Fenster.
 

Severus hielt sich während der Auseinandersetzung seiner Todesser mit den neun Studenten und Prof. O'Brian im Hintergrund und konnte so ohne Aufsehen ein Stück Pergament in seinen Umhang gleiten lassen.
 

"Was wollt ihr Gesindel?", fauchte schließlich die überwältigte Professorin.
 

"Schnauze!", fuhr Malfoy sie an.
 

"Na, na, na!"
 

Severus verstellte seine Stimme bei Einsätzen immer etwas für den Fall der Fälle und somit erkannte auch die Tutorin die Stimme ihres Schützlings nicht.
 

"Stellt sie alle ruhig, aber gewaltfrei!", ordnete Severus an. "Und stellt das Labor auf den Kopf. Nehmt alles an euch, was wie ein mögliches Rezept für den Wolfsbanntrank aussieht."
 

Severus überzeugte sich noch davon, dass den Gefangenen vorerst kein Leid zugefügt wurde und wandte sich dann zum Gehen. Der Ansatz des Rezepts, den ihnen Prof. O'Brian heute hatte präsentieren wollen, war bei ihm in sicherer Verwahrung. Die anderen würden nichts finden.

So bewahrheitete es sich auch. Der dunkle Lord schien zwar verärgert darüber, dass es kein Rezept zu geben schien, aber er ließ seine Wut nicht an seinen Todessern aus. Er ließ sich Prof. O'Brian und einen Studenten bringen.
 

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Severus presste die Augen fest zusammen, doch die Bilder und Schreie, die mit dem Folgenden verbunden waren, konnte er nicht verdrängen. Von den neun Studenten hatte der Lord sich nach dem ersten noch drei weitere bringen lassen. Severus hatte sich gleich zurückgezogen, doch er musste die Folter mitanhören und mitansehen, wie seine Kommilitonen letztendlich tot und ziemlich verstümmelt herausgetragen wurden. Er wusste, dass er das nicht hatte verhindern können, doch sein Gewissen warf ihm trotzdem etwas vor.
 

,Sie mussten nur so leiden, weil ich das Rezept habe verschwinden lassen. Indirekt habe ich ihnen das angetan.'
 

Mit dem vierten toten Studenten hatten sie auch die tote Professorin hinaus getragen. Soweit Severus damals gehört hatte, hatte sie sich vor eine Studentin geworfen und war dabei tödlich getroffen worden. Danach musste gehandelt werden.
 

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Der dunkle Lord hatte sich erst mal eine Pause genommen. Mit hastigen Schritten eilte Severus in die Richtung, wo die Zelle seiner Kameraden lag. Nachdem O'Brian tot war, waren auch die anderen Studenten kein Druckmittel mehr, er würde sie nur noch wahllos zu seinem Vergnügen töten. Doch was für Severus noch entscheidender war: Unter den Zurückgebliebenen war auch noch Lydia! Sein Plan hatte zwar keine solche Einmischung vorgesehen, doch jetzt ging es nicht anders.
 

Er bog um die Ecke und blieb schließlich in der Nähe der Zelle stehen. Die vier anderen Studenten waren ihm kaum bekannt. Er wusste auch zum Teil, dass sie ihn eigentlich nicht leiden konnten und im Prinzip waren sie ihm fast egal, doch Lydia musste hier raus.
 

Sie hatte ihn sofort bemerkt. Zu ihm gewandt stand sie hinter dem Gitter. Trotz seiner Maske und der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze wusste er, dass sie ihn 100% erkannt hatte, seine Gestalt, seine Schritte. Ihr Anblick riss an seinem Herzen. Sie trug, genau wie die drei anderen Mädchen, die der Gruppe angehört hatten und von denen noch eines übrig war, ein langes, weißes Kleid. Die Männer waren mit einer Baumwollhose und einem groben, weißen Hemd bekleidet.
 

Das Weiß der Kleidung hatte einen bestimmten Effekt: es wirkte erst wehr- und hilflos, färbte sich aber bei der kleinsten Blutung in aggressives Rot. Die meisten waren völlig rot gefärbt herausgetragen worden.
 

Mit einem leichten Kopfschütteln verbannte Severus diese Bilder, er musste sich jetzt konzentrieren. Der Augenkontakt zu Lydia war hergestellt. Severus nickte mit dem Kopf vorsichtig erst in Richtung des Türschlosses, dann in Richtung des Todessers, der Wache saß. Lydia nickte leicht. Die Zwillinge verstanden sich ohne Worte und darauf war sein Plan auch gestützt. Severus trat in arroganter Körperhaltung an das Gitter und ließ seinen Blick über die Insassen streifen. Plötzlich blieb er stehen.
 

"Was ist das denn?", fuhr er den Todesser, wieder mit leicht verstellter Stimme, an.
 

"Was?", fragte dieser, während er sich schwerfällig erhob.
 

"Das Schloss.", antwortete Severus mit aggressivem Unterton. "Es ist nicht richtig verschlossen. Sie hätten ausbrechen können."
 

"Kann nicht sein.", murmelte der Wächter und beugte sich zum Schloss hinunter.
 

Darauf hatte Severus gewartet. Er packte den Todesser im Genick und rammte dessen Kopf mit voller Wucht gegen das Eisengitter. Wie zu erwarten war, ging dieser ohnmächtig zu Boden. Im selben Augenblick hatte Severus die Tür entriegelt und Lydia stemmte sich gegen die Tür und tat so, als würde sie Severus dahinter festhalten. Die anderen Vier, die davon so gut wie nichts mitbekommen hatten vor lauter Angst, ergriffen sofort die Flucht. Als sie allein waren, ließ Lydia von ihrem Bruder ab.
 

"Hier."
 

Er drückte ihr ein Bündel in die Hand.
 

"Ihr habt nicht viel Zeit."
 

"Was ist das?"
 

Fragend sah Lydia ihn an.
 

"Dein Zauberstab, ein Spruch, der es ihnen unmöglich macht euch aufzuspüren, und die Karte für deine Überfahrt nach Frankreich."
 

"Wieso Frankreich?"
 

"Lydia, ich habe gesehen, was die mit den anderen angestellt haben! Du bist hier in England nicht sicher!"
 

"Ich werde dich nicht verlassen!"
 

"Das musst du aber! Du bist meine Zwillingsschwester und ich liebe dich wie keinen anderen Menschen auf dieser Welt! Gerade deshalb will ich nicht, dass dir etwas passiert, nicht durch mich. Und hier in England bist du durch mich gefährdet! In Frankreich werden sie nicht nach dir suchen. Wenn du keinen Kontakt zu mir hast, werden sie dich nicht finden. Ich will mich auch nicht von dir trennen, aber ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du meinetwegen in Gefahr bist. Bitte, Lydia, geh' dorthin und bau dir das Leben auf, das ich verspielt habe."
 

Dann nahm Severus den hinter ihm stehenden Kerzenständer an sich und hielt ihn Lydia entgegen.
 

"Du musst mich niederschlagen, dann sieht es nach einem Ausbruch aus."
 

Er drehte sich kurz zu dem am Boden liegenden Todesser und sagte "Amnesia". Er sollte sich an das Geschehene nicht erinnern. Als er sich wieder Lydia zuwandte, sah sie ihn flehend an.
 

"Komm mit mir!"
 

"Das geht nicht!"
 

Severus schüttelte energisch den Kopf.
 

"Nach mir werden sie suchen, ich bringe dich nur in Gefahr. Nein, du musst alleine gehen, Lydia! Und kein Kontakt, bitte, versprich mir das!"
 

Sie umarmte ihren Bruder und flüsterte Tränen erstickt:
 

"Ich verspreche es, aber ich glaube daran, dass wir uns eines Tages wiedersehen."
 

"Vielleicht, eines Tages."
 

Auch Severus' Stimme war nur ein Flüstern. Als er Lydia noch ein letztes Mal in die Augen sah, trat diese einen Schritt zurück und Severus nickte. Er drehte sich um, spürte einen dumpfen Schmerz und alles wurde schwarz.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2005-11-21T07:40:41+00:00 21.11.2005 08:40
Also, den Anfang mochte ich, solange es geheißen hat, dass sie gemeinsam an diesem Projekt arbeiten und sich so gut verstehen, aber dann ... dass sie ausgerechnet Lydias Forscherteam angegriffen haben. Immerhin konnte er sie retten. Aber dann konnte er sie nicht mehr sehen ... Was willst du ihm denn noch alles antun???

Ciao,
'n erdling
Von:  Icchi
2004-12-29T08:52:13+00:00 29.12.2004 09:52
Ich bin auch echt baff! Du hast echt tolle Ideen und der arme Sev hat einen schicksalschlag nach dem anderen in seinem Leben...das ist echt ungerecht ;.; *snief*
Schreib bitte bitte bitte gaaanz schnell weiter, ich möcht unbedingt wissen wie es weitergeht ó.ò
Ich wünsch dir noch einen guten Rutsch ins Neue Jahr^^
Feier schön^^

HDL *knuddlz*
bye, deine Susa. *winkz* =^.^=
Von: abgemeldet
2004-12-20T15:07:18+00:00 20.12.2004 16:07
Das is ja schade, zuerst die tolle nachricht, und dann das! Du bist irgendwie echt gemein!
Ich freu mich schon aufs nächste kapi!
bis dann, hdgdl!
sasuka
Von: abgemeldet
2004-12-20T09:12:46+00:00 20.12.2004 10:12
WOW! Bitte, bitte mehr davon! *schnief* Aber ganz schön traurig...
Gruß
Kiki McCloud

PS@Nessi-chan: Danke für die EMS!
Von:  DarkEye
2004-12-19T19:21:57+00:00 19.12.2004 20:21
*Kreisch* das ist echt wau, ich bin baff!!+
so was von traurig!

mach schnell weiter!

dark


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