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Apple Juice

von

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Das Ende meiner Tage, meiner Existenz, meines Lebens

Vorwort

Ein ganz großes Dankeschön an meine Beta-Leserin Manya *knuddel*. Sie nimmt es tatsächlich auf sich, meine ganzen Rechtschreib-, Grammatik- und auch Satzzeichenfehler zu korrigieren :D~~ *Manya-Puppe flausch*
 


 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Ja da war ich nun, am Ende meiner Tage, meiner Existenz, meines Lebens. Nur bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich heulen oder lachen soll. Ich, männlich/16 Jahre, sitze hier, auf diesem extrem unbequemen Stuhl, der viel zu hart für meinen Hintern ist, vor diesem, schon fast zusammenfallenden Tisch und muss Fragen über mich ergehen lassen, deren Antworten ich mir noch Stunden zuvor eingeprägt hatte. Tja, Aufnahmeprüfungen haben es eben in sich.
 

Mir wird schlecht.

Nicht, dass mir diese Fragen den letzten Verstand rauben würden, nein, weiß Gott nicht, diese Fragen, die sich mehrere Leute ausgedacht hatten, um die Köpfe der Schüler zum explodieren zu bringen. Diese Fragen, für die man mit Sicherheit Tage gebraucht hatte, die waren ein Klacks für mich. Nein, versteht mich nicht falsch. Ich will hier keineswegs angeben, aber seien wir doch mal ehrlich. Für jemanden, der sich schon sein ganzes Leben lang keine Sorgen um Noten machen brauchte, weil ihm der Stoff nur so ins Hirn geflogen kam, für den war diese Prüfung nicht mehr als ein Ausflug auf einen Kinderspielplatz.
 

Nur frage ich mich ernsthaft, nachdem man mir endlich die letzte Frage gestellt und ich sie in binnen 5 Sekunden beantwortet hatte, ob ich jubeln oder fluchen soll. Jubeln, weil ich problemlos durch die Prüfung gekommen war, oder fluchen, weil ich wieder einmal auf eine dämliche (Bekloppten-)Schule für Allround-Genies kam. Tja, meine Eltern waren wirklich "nett" zu mir. Interessieren sich einen feuchten Kehricht über das was in mir vorgeht oder was ich in meiner Freizeit mache, aber wenn es um (die-ach-so-tolle-und-wichtige) Schule geht, sind die Beiden sich endlich mal einig. Sie, Diplom-Ärztin und von Nebenberuf meine Mutter und er, sehr begehrter Fotograf (lichtet fast nur halbnackte Frauen ab) und zugleich mein Vater. Auf einem Stück Papier soll tatsächlich geschrieben stehen, (allerdings halte ich das noch immer für einen Mythos) dass diese Beiden verheiratet sind. Verhalten tun die sich aber weiß Gott nicht so. Wenn sie sich nicht ignorieren, dann streiten sie sich wegen mir. Nicht, dass ich etwas verbrochen hätte, nein, aber ich muss ja irgendwie ernährt werden und nackt will ich auch nicht unbedingt durch die Gegend laufen. Also einigen sie sich ständig darauf, dass ich soviel Taschengeld bekomme, das ich damit meine Ausgaben finanzieren kann.

Herrlich sowas, nicht wahr?
 

Jedenfalls sitz ich jetzt hier. In der Besten der Besten Schulen im Land und frage mich, warum Japan unser hart verdientes Geld für solche Irrenanstalten wie diese ausgibt. Achja, sie wollen ja so viele Genies wie nur möglich ausbilden, damit wir später einmal der nächsten Generation beibringen können, dass Geld und Genie alles ist, was es auf dieser Welt gibt.
 

~*~*~*GONG*~*~*~

Oh man. Nicht nur, dass ich auf einer Schule für psychisch Gestörte gelandet bin, nein, ich bin auf gerade DER Schule gelandet, die den schrecklichsten und abstossesten Gong hat, den man sich nur vorstellen kann. Wenigstens hatte meine letzte Schule eine Klingel gehabt, auch wenn das der einzigste Lichtblick an dieser Schule gewesen war.
 

Und das ist noch lange nicht alles. Nein, wo sind wir denn! Diese dämliche Schule für Genies mit dem ach-so-geilen Gong ist auch noch eine Jungenschule! Was zum Geier hatten sich meine Erzeuger da nur wieder gedacht, als sie mich hier anmeldeten?! War ich zu dem Zeitpunkt denn nicht schon genug gestraft?
 

Der Lehrer, der mir gegenüber saß, deutete mir an, dass die Abfrage beendet war und ich gehen durfte. Ich machte die Tür hinter mir wieder zu und ging ein paar Schritte den Flur entlang, den ich gekommen war.
 

"Na wen haben wir denn da," kicherte jemand lautstark hinter meinen Rücken.

"Schätze mal Frischfleisch," weiteres Gekichere.

Als ich mich umdrehte erblickte ich zwei in Schuluniform eingepackte Kerle die mehr Gel in den Haaren hatten, als die Models meines Vater in einem ganzen Jahr zusammen.

Anscheinend sollen sie ziemlich beliebt an dieser Schule für Allround-Genies sein, zumindest wollen sie mir das mit ihrem Auftreten weiß machen.
 

Oh ja, mein Tag konnte einfach nicht mehr besser werden.

"Wie ist dein Name, Kleiner?"

Der etwas größere Kerl trat näher zu mir, um mich besser betrachten zu können.

"Aizawa, Alexander" antworte ich kurz und knapp.

Ich wollt so schnell wie möglich weg von hier, also warum mich noch länger mit solchen Idioten abgeben?

Als ich mich wieder umdrehte um zugehen, holte mich der Kerl einfach wieder ein und stellte sich vor mich, signalisierend, dass ich so schnell nicht entkommen würde.
 

Oh toll, genau solche Tage hasste ich wie die Pest.

"Also ein Halbjapaner" grinste er.

"Schnelldenker", schoss es mir durch den Kopf.

Wenn man bedenkt das ich Naturblond bin, kann man nur zu dem Entschluss kommen, dass der Kerl wirklich ein totaler Vollidiot sein muss.
 

Irgendwie bekam ich das Gefühl ich sollte so schnell wie möglich von hier weg, auch wenn ich das eigentlich schon die ganze Zeit gewollt hatte, aber das nur mal so nebenbei (grummel).

"Was dagegen?" Ich funkelte ihn böse an.

Was ich ganz besonders nicht leiden konnte, dann sind das Menschen, die etwas gegen Halbjapaner haben oder sonst irgendwas gegen Ausländer etc.

"Nein, natürlich nicht." Er grinste weiterhin dieses dreckige, dümmliche Grinsen.
 

Also eins war mir jetzt schon klar. Diese blöde Grimasse ging mir gehörig auf die Nerven.

"Na dann hätten wir das ja geklärt." Ich deutete an, dass ich links an ihm vorbeigehen wollte, als er versuchte sich wieder vor mich zu stellen, huschte ich einfach rechts an ihm vorbei und lief zum Ausgang.
 

Ich spürte einen leichten Luftzug in meinem Gesicht, als ich draußen ankam und bekam ein Gefühl von Freiheit. Doch das Gefühl verschwand genauso schnell wie es gekommen war, als ich die Stimme von dem grinsenden Kerl "los, hinterher" rufen hörte.

Ich rannte so schnell ich konnte zum Auto und stieg neben meinem 60jährigen Fahrer ein. Also wer einst sagte, dass Morgensport Goldwert wäre, der hatte einen gehörigen Knall!!

"Wie war die Prüfung?" Mein Chauffeur meldete sich zu Wort und brachte mich so aus meinem Gedankengang heraus.

Ich schnaufte und grinste ihn selbstsicher an. Als er mein Grinsen sah musste auch er schmunzeln und startete den Wagen.

"Und wie ich sehe haben Sie auch gleich ein paar sehr nette", er räusperte sich, " Freunde gefunden." Er sagte das in einem Tonfall, von dem ich gleich wusste, was er von diesen Schülern hielt.

Nämlich nichts.
 

Ich lächelte gequält.

"Charles, wann haben sie mich das letzte Mal mit Leuten rumhängen sehen, die in meinem Alter waren?"

Er antwortete nicht. Und das musste er auch nicht, denn ich wusste die Antwort bereits.

Ich hatte noch nie Freunde mit nach Hause gebracht, weil ich keine Freunde habe. Bis auf eine und die weigert sich strikt, mich zu besuchen und das kann ich ihr weiß Gott nicht verübeln.

Sie heißt Mia Aoyama und wir kennen uns schon seit der Grundschule. Sie war damals die einzige gewesen, die wusste, dass ich weder eingebildet war, noch mit meinen Noten angab. Sie sah gleich, dass ich kein Angeber war, sondern lediglich Stolz und Ehrgeiz besaß. Und genau die drei Eigenschaften verwechselt man noch heute ganz gerne.

Ihre Eltern haben im Gegensatz zu meinen nicht sehr viel Geld, weshalb sie selbst für die Grundschule eisern sparen mussten. Denn diese Grundschule war keine Gewöhnliche. Sie war, wie die neue Schule auf die ich gehen soll, die Beste der Besten im Land.

"Ein guter Start ins Leben wirkt sich positiv für deine spätere Karriere aus, mein Sohn" hatte mein Vater gesagt, während er mir stolz auf die Schulter geklopft hatte. Ich war damals 6 Jahre alt und deshalb noch zu jung gewesen um zu begreifen was er damit meinte.

Heute weiß ich es.
 

Während wir "nach Hause" fuhren, blickte ich verträumt aus dem Fenster. Ich sah mehrere Mütter, die Hand in Hand mit ihren Kindern den Gehweg entlang liefen und jedesmal dachte ich, wie glücklich das Kind doch sein muss.

Charles, unser Diener, weiß was in mir vorgeht. Er ist der Einzige in diesem Haus, der mich versteht. Doch auch er kann mir nicht helfen, niemand kann das, außer ich mir selbst (vielleicht).

Mein nettes "zu Hause" ähnelt dem einer Villa. Tja, was kann man von einer Diplom-Ärztin und einem sehr beliebten Fotografen schon erwarten? Dass sie in eine normale Mietwohnung ziehen, damit ihr Sohn nicht ständig als reiches, eingebildetes Kind abgestempelt wurde? Also da lachen ja selbst die Kühe. Ich selbst habe meine Erzeuger nie danach gefragt, warum wir nicht wie Normalsterbliche leben können, weil ich mir die Antwort auch so gut vorstellen konnte.

Es war kurz nach meinem Schuleintritt. Da hatten sie, mich und Mia, zum ersten mal zusammen an einer Straßenecke stehen sehen. Am gleichen Abend noch, hatten mich Beide zur Seite genommen und ausgefragt, von wegen, weshalb ich mit ihr zusammen war und so. Zusammen in dem Sinne, dass ich mit ihr gesprochen hatte.

"Sie ist meine beste Freundin" sagte ich. Was sich dann aber als Fehler herausgestellt hatte, es ihnen gesagt zu haben. Ich hätte es wissen müssen.

"Deine Freundin? Alexander Ryo Aizawa. Ich verbiete dir, dass du mit solch einem Abschaum auch nur sprichst!" Meine Mutter war mehr als wütend, doch ich verstand das nicht. Kein Stück. Ich war einfach noch zu jung!

Ich sah sie nur verständnislos an.

"Sie ist kein Abschaum," hatte ich protestiert. Doch schon damals hatte ich feststellen müssen, dass Diskussionen fehl am Platze meiner Eltern waren. Denn sogleich hatte es PATSCH gemacht und ich hatte nur noch meine Tränen zurückhalten können und meine linke Wange berührt.

"Und ob sie Abschaum ist!" schrie meine Mutter, "ihre Mutter ist eine Putze und zudem eine Hure und ihr Vater hat mehr Affären als man zählen kann, außerdem ist der arbeitslos! Also nimm sie gefälligst nicht noch in Schutz!" Sie war so in Rage, dass ich schon Angst bekam. Mein Vater stand nur neben ihr. Er hatte seine Arme verschränkt und blickte mich mit einem Blick an, der meine Adern gefrieren lies. So hatte ich meine Eltern noch nie erlebt.
 

Das war jetzt schon so um die 8 Jahre her und seitdem treffen ich und Mia uns nur noch bei ihr zu Hause. Sie könne ja auch zu mir kommen, habe ich ihr gesagt, da meine Eltern tagsüber nie zu Hause waren, aber das wollte sie nicht. Sie wollte nicht in Versuchung geraten sich eine reichere Familie zu wünschen, denn obgleich ihre Eltern nicht besonders reich waren, sie liebte sie und das reichte ihr vollkommen aus. Um diese Liebe beneidete ich sie schon immer. Denn ich kann und will meine Eltern nicht lieben, dafür kenne ich sie einfach zu wenig.

Schon seit meiner Geburt waren sie sehr geschäftig und hatten mich von einer Tagesmutter betreuen lassen. Anscheinend hatte sie meine Eltern ersetzen sollen, doch das war nie der Fall gewesen. Das Einzige was sie getan hatte war: mich gefüttert, mir die Windeln gewechselt, ab und zu mal ein Wort mit mir geredet und mir gelegentlich mal ein Spielzeug hingeworfen, mit dem ich mich beschäftigte.

Behütete, wunderbare Kindheit, nicht wahr?

Ich schmiss meine Jacke mit voller Wucht auf den Boden des Flures, denn ich war sauer. Ich konnte meinen Eltern vieles zutrauen. Hatte sogar schon ein paar Mal erwartet, sie würden gar nicht mehr nach Hause kommen und mich einfach alleine lassen.
 

Doch das war nun wirklich die Höhe, mich in eine so beschissene Jungenschule zu stecken! Und das nur, weil sie nicht wollten, dass Menschen, die weniger verdienten, mit mir redeten.

"Das würde unserem Ruf schaden" sagten sie mir.

Pah. Ruf. Ich scheiss auf diesen verdammten Ruf. Am liebsten würd ich einfach meine Sachen zusammenpacken und verschwinden. Hatte das sogar schon ein paar Mal vorgehabt, doch immer machte ich einen Rückzieher.

"Ich bin einfach zu schwach" musste ich mir jedesmal aufs Neue resigniert eingestehen, "zu schwach und zu jung. Wenn ich mit der Schule fertig bin und einen Job habe, dann hau ich wirklich ab!"
 

Ich stapfte wütend hoch in mein Zimmer und zog mich um. Ich zog meine Lieblings-Kleidung an, die aus einer einfachen Jeans, schwarzen Nikes und einem Pullover mit Kapuze bestand.

Sachen, denen man nicht ansah, dass ich aus reichem Hause kam und genau das schätzte ich so an diesen Kleidungsstücken. Ich hatte es nämlich satt ständig als "Reicher Bengel!" beschimpft zu werden. Zumal ich dafür noch nicht mal was konnte und ich bildete mir weiß Gott nichts darauf ein, dass meine Eltern nun mal viel verdienten. Ich hasste es sogar. Mir war lieber, sie wären für mich da gewesen und dafür weniger reich, als wenn sie mich fast jeden Tag ignorierten und ein Konto mit um die Neun Mio. Yen hatten.
 

Fertig angezogen ging ich aus dem Haus hinaus und in Richtung Stadt. Denn heute war wieder Kunst-AG und das waren die einzigen Stunden meines Lebens, an denen ich immer vergaß, was ich doch für ein 'perfektes' Leben führte. Ich finanzierte mir die Stunden selbst, denn würde mein Vater davon erfahren, würde er mir auf die Schulter klopfen bis ich zusammenbreche und vor Stolz die ganze Zeit sagen: "Das ist mein Blut" und darauf hatte ich genauso wenig Lust, wie auf die Reaktion meiner Mutter. Sie würde buchstäblich in die Luft gehen, denn alles was mit Kreativität zu tun hatte, war für sie genauso schlimm wie Insekten und andere Krabbelviecher. Einfach abstossend und nur existent, damit man sich über etwas aufregen konnte.

Wirklich wunderbare Eltern, ich war ja so stolz auf sie.
 

Bei dem Gedanken musste ich seuftzen. Wann war ich je auf meine Eltern stolz gewesen? Schon komisch. Aber egal, ich wollte mich jetzt nur noch auf die Kunst-AG konzentrieren. Und schon machte mein Herz einen kleinen Hüpfer. Kunst war mein einziges Hobby und ich war sehr froh darüber, diese Eigenschaft an mir entdeckt zu haben.

Freudestrahlend und mit unendlich guter Laune ging ich durch die Straßen in Richtung Kunst-Schule, als ich plötzlich stehen blieb.

Warum ich das tat? Tja, wer würde nicht stehen bleiben, wenn er einen erstickten Schrei in einer ziemlich abgelegenen Gasse hörte. Ich blickte in die besagte Gasse und irgend etwas verleitete mich dazu in diesen, nicht gerade einladend ausschauenden Gang zu gehen, um nachzuschauen, was da los war. Ich tappte also in die besagte Gasse, die auch nicht grad angenehm roch. Mülltonnen quollen über und eine erschrockene Katze huschte an mir vorbei ins Dunkle, natürlich nicht ohne mich vorher noch kräftig anzufauchen, aber das sei nur am Rande gesagt. Ich ging also weiter und hörte auf einmal noch einen erstickten Schrei, der aber diesmal gedämpfter war.

Gut, ein bisschen Angst hatte ich ja schon, aber trotzdem zog mich irgend etwas in diese vermaledeite Gasse. Als ich endlich am Ort des Geschehens ankam, sah ich zwei bullige Typen in teuren Oberschuluniformen, die auf einen Straßenjungen eintraten. Ein dritter Kerl hielt dem Jungen dabei den Mund zu.
 

"Hey!" rief ich, selbst erstaunt darüber, dass man meine Angst dabei nicht hören konnte.

Die Typen drehten sich zu mir um und blickten mich an. Ihre Blicke sollten wohl ihrer Ansicht nach tödlich wirken. Was aber so ziemlich in die Hose ging, denn besonders bei dem einen, der der den Jungen festhielt, hätte ich beinahe einen Lachanfall bekommen.

"Was willst du hier Bürschchen?!" fauchte mich der eine, der weiter von mir weg stand, an.

"Ich will nur, dass ihr den Kleinen in Ruhe lasst," sagte ich mit ruhiger Stimme und ging noch einen Schritt auf sie zu.

Mein Gott. Mein Herz saß mir mittlerweile in den Kniekehlen. Ich hatte noch nie etwas mit Schlägereien am Hut gehabt und wollte sie noch für viele, viele Jahre nicht haben.

Der Typ der mir geantwortet hatte grinste.

"Und wenn nicht?" Sein Grinsen gefiel mir genauso wenig, wie die Grimasse des Typen's, der mich in der neuen Schule für Allround-Genies so doof angemacht hatte.

"Gegenfrage. Was wollt ihr eigentlich von dem Kleinen. Geld kann's ja nicht sein, also wozu misshandelt ihr ihn? Braucht ihr einen Sandsack für eure Launen oder was!?" Langsam wurde ich wütend, denn der Kleine tat mir Leid und er hatte es einfach nicht verdient so behandelt zu werden, egal was er getan hatte.

Das Grinsen verschwand aus dem Gesicht der Grinsekatze, wie ich ihn jetzt liebevoll nannte.

"Was geht dich das an?!" blaffte er. Anscheinend hatte ich ins Schwarze getroffen.

"Hier!" rief ich und warf ihnen meine Geldbörse zu. Die Grinsekatze fing sie auf und sah mich entgeistert an.

"Ihr könnt alles haben, aber lasst dafür den Jungen zufrieden." Ich sagte das in einem Tonfall, als ob ich mit einem 4Jährigen reden würde, dem ich gerade erklärte, dass man Insekten nicht die Beine rausreißen dürfe.

Die Grinsekatze starrte mich immer noch ungläubig an. Erst als ihm der Kerl, der neben ihm stand, mit dem Ellbogen in die Seite stieß, öffnete Grinsekatze die Börse. Ihre Augen weiteten sich als sie den Inhalt sahen.

Grinsekatze schaute zu mir auf. Immer noch mit weit aufgerissenen Augen und blickte dann wieder auf die Börse. Dann fing er sich wieder und schon konnte man sein ach-so-tolles Lächeln betrachten. Fragt mich nicht wann der sich das letzte Mal die Zähne geputzt hatte.

Igitt.

"Ihr könnt alles haben, samt Brieftasche. Aber lasst dafür den Kleinen dauerhaft in Ruhe. Ok?" Also langsam riss mir der Geduldsfaden. Immer noch knapp davor mir in die Hose zu machen, stand ich da und konnte es kaum erwarten bis die Kerle endlich gingen.

Der Kerl der den Kleinen festhielt, ließ ihn los und ging zu seinen Kumpels um sich ein Bild darüber zu machen weshalb sie so auf die Brieftasche starrten. Als auch er den Inhalt sah, weiteten sich auch seine Augen merklich.

Was für ein Anblick, dachte ich, drei Idioten auf einem Haufen die eine einzelne Brieftasche anstarren. Also wenn ich jetzt eine Kamera hätte, würde ich davon einen Schnappschuss machen.

Grinsekatze nahm die Scheine aus meiner Börse und warf mir das leere Stoffteil wieder zurück. Er grinste, blickte mich an und erneut setzte er seinen Todesblick auf (gähn).

"Also gut. Aber nicht für ewig." Er drehte sich um und ging. Seine Kumpels warfen mir dabei noch einen triumphierenden Blick zu.

Beinahe hätte ich mir vor Erleichterung wirklich in die Hosen gemacht, konnt mich aber gerade noch so fangen, ein Glück. Ein kleines Wimmern erweckte meine Aufmerksamkeit und ich blickte zu dem Kleinen hinab, der deutliche Spuren der Misshandlungen zeigte. Jener versuchte gerade aufzustehen, was deutlich mißlang. Er knickte wieder zusammen und ich war nah genug an ihm dran, so dass ich einen Satz nach vorne machen konnte und ihn auffing. Ich stöhnte kurz auf, denn er war schwerer als er aussah.
 

Ein weiteres Wimmern verriet mir, dass er Schmerzen hatte als ich ihm aufhalf.

"Tut dir was weh?" Dämliche Frage. Wenn jemand gerade getreten und was weiß ich noch alles wurde, dann tat ihm mit Sicherheit etwas weh. Aber was anderes fiel mir grade nicht ein.

Hauptsache ich hatte was gesagt.

"Nur der Magen und die Seite" stöhnte er.

Ich half ihm also auf und sah dabei zu, wie er versuchte nicht gleich wieder zusammenzuklappen. Er hatte eine zerissene Hose und T-shirt an. Er war dreckig von oben bis unten und dazu noch abgemagert bis zum geht nicht mehr.

"Wann hast du das letzte mal was gegessen?" fragte ich und schaute ihn mir dabei genau an.

Er wurde leicht rot im Gesicht und wollte gerade antworten, als sein Magen sich zu Wort meldete. Ich konnte nicht anders als zu lachen. Und der kleine Knirps wurde noch roter und schaute bedröppelt zu Boden.

Als ich mich wieder gefangen hatte, blickte ich ihn wieder an. Irgend etwas an an diesem Knirps, gab mir das Gefühl ich sollte ihm helfen.

"Du kommst erst mal mit zu mir und futterst dich mal kräftig durch." Beinahe hätte ich wieder angefangen mit lachen, als er mich ansah. Ich konnt mich aber fangen und biss die Zähne zusammen.

"Schau mich nicht so an, ich mein's ernst!" Ich lächelte ihn an und musste noch fester die Zähne zusammen beißen. Denn sein Blick war einfach einmalig. Er sah mich wie ein kleines Kind an, dem man grad seinen liebsten Wunsch erfüllen wollte.

"Aber... das kann ich doch nicht - Nein! - Das kann ich doch nicht annehmen!"

"Wieso nicht?" Ich blickte ihn leicht verwirrt an.

Wieso wollte er mein Angebot nicht annehmen? Ich hätte auch zum Abendkurs gehen können, denn der Kurs zudem ich eigentlich wollte, hatte schon längst angefangen und es war jetzt auch wirklich sinnlos jetzt noch hin zu gehen.

"Naja -" er stotterte weiterhin. "- du hast ihnen schon Geld für mich gegeben damit sie mich laufen lassen und da -" Er schaute wieder leicht errötet zu Boden.
 

Mein Gott war der pingelig. Langsam wurde ich wütend.

"Ich will aber, dass du es annimmst und ein Nein akzeptiere ich nicht!" Ich schaute ihn böse anfunkelnd an und ich konnt förmlich sehen wie sein Hirn ratterte. Wie er sich überlegte ob er mit mir kommen sollte um so sein Leben zu retten, oder weiterhin "Nein!" sagen sollte und somit sein Leben durch mich riskierte.

"Ähm -" Irgendwie hat ich den Anschein, dass er nur stottern konnte. Oh Gott, wie war das noch gleich? Stotterer versteht man besser, wenn diese singen. Na Hallejulia.

Er nickte. Na wenigstens etwas.

Ich nahm ihn an der Hand und zog ihn, hinter mich her schleifend, Richtung "zu Hause". Vorbei an überfüllte Geschäfte und Menschen die verwirrt hinter uns herblickten.

Wir waren schon fast vor dem Haus meiner Eltern, als ich plötzlich stehen blieb. Nein, nicht ich blieb stehen sondern der Kleine und da ich ihn festhielt musste ich ja natürlich auch stehen bleiben.

Als ich mich umblickte, um zu schauen warum er denn stehen geblieben war, sah ich ein Gesicht mit weit aufgerissenen Augen und einem ziemlich weit aufstehenden Mund.

"Da-das - ist doch nicht -" er zeigte mit seiner freien Hand auf unser Haus und machte sich erst gar nicht die Mühe den Satz zu beenden.

Ich brauchte erst mal meine Sekunden bis ich begriff, was er meinte.

"Achso," sagte ich leicht überrascht, "doch das ist das Haus meiner Eltern in dem ich wohne und in das wir jetzt gehen werden."

Noch immer starrte er mich mit geweiteten Augen und geöffneten Mund an. So langsam fragte ich mich, ob er nicht mal blinzeln müsste oder ob nicht sein Mund austrocknen würde.

Er schüttelte den Kopf. Na toll.

"Doch wir gehen da jetzt rein. Keine Sorge, meine Eltern kommen nicht vor 22 Uhr von der Arbeit zurück." Ich zog an seinem Arm und als ich merkte, dass er sich kein Stück bewegte, zog ich heftiger.

Langsam schien er sich zu bewegen und ich fragte mich, ob er Angst vor dem Haus hatte.
 

"Naja", dachte ich, "er lebt schließlich auf der Straße und war wahrscheinlich lange nicht mehr in einem so riesigen Haus gewesen, wenn überhaupt."
 


 

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tbc

Er kam, sah und schluckte

Vorwort
 

Oh Leute... ich kann euch gar nicht sagen wie glücklich ihr mich mit euren 11 Kommentaren gemacht habt ;___; *sniff* *Taschentuch zück*
 

Dafür will ich mich bei jedem von euch, also SD, -ryou-, Ryon, winterspross, Azumi, EndlessCry, SSJSweety, chibidragon3, TheRasmus, Missi und DarkAngelNatsumi, bedanken :).

*alle mal knuddeln tu*
 

Da mich einige gefragt haben, warum ich meine Story "Apple Juice" genannt habe, will ich mal erzählen wie es zu diesem Titel kam ^^.
 

A~lso... ich habe meinen PC in meinem Zimmer stehn und mein Zimmer ist im obersten Stockwerk. Deswegen hab ich, verständlicherweiße, nicht wirklich lust jedesmal in die Küche runter zu rennen, wenn mein Glas alle iss. Deshalb fülle ich eine große Flasche immer in eine kleine um und nehme die kleine dann mit hoch. Die großen sind ziemlich umständlich und durch das Plastik kann man die nicht gut festhalten, weswegen eine kleinere Flasche viel besser geeignet ist (zudem kann man an meiner so schön nuckeln xD).

Gerade als ich meine Flasche neu umgefüllt habe, fiel mir meine Story, die ich schon seit Tagen im Kopf hatte, wieder ein und ich nahm mir vor diese niederzuschreiben. Problem war bloß, was für einen Titel ich nehmen würde. Und weil ich gerade Apfelschorle trank, dacht ich mir "Apfelsaft auf englisch wär doch ein echt geiler und total bescheuerter Titel für die story :D" und jaa~ so kam es das sie jetzt Apple Juice heißt.

Aber es wäre auch schön blöd eine Story nach nem Saft zu benennen wenn dieser gar nicht vorkommen würde und deshalb lass ich mir noch etwas einfallen (hab schon ne Idee *gg*).
 

Gut, das war die Entstehungsgeschichte des Titels "Apple Juice", wer noch Fragen hat, schreibt mir einfach ne ENS xD
 

Und achja, ihr könnt es euch sparen mir nach diesem Kapitel zu sagen, das Kartoffelbrei mit Rühreier eine komische Zusammensetzung ist xD (das hat meine Beta-Leserin nämlich schon übernommen x]). Wer's nich kennt muss es einfach mal probieren, danach kann man mir sagen das es entweder scheußlich oder gut schmeckt ^^. So, Basta xD.
 

Scheiße, hab grad gemerkt das meine Rechtschreibfehler immer schlimmer werden *drop* -____-

Also, wer jetzt noch welche findet, sagt am besten nix... ich weiß nämlich schon so das ich se net mehr alle hab oÒ
 

P.S.: Da man mich gebeten hat mehr Absätze einzufügen, habe ich Kapitel 1 ein wenig verändert, damit man's besser lesen kann x)
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Endlich im Haus angekommen warf ich meine Schuhe ziellos in den Flur. Genau wie meine Jacke würde ich die irgendwann später wegräumen.

Der Kleine blieb noch vor der Tür stehen und blickte unsicher ins Haus hinein. Wenn er noch länger bräuchte, würde es Nacht werden.

So langsam traute auch er sich in den Flur zu gehen, blieb aber auch da sofort stehen, als ich die Tür hinter ihm zu machte. Jetzt, da er so dicht neben mir stand, bemerkte ich, dass er nicht viel jünger sein konnte als ich. Wir waren fast gleich groß, wobei ich noch um ein paar Zentimeter höher gewachsen war als er.

Da er keine Anstalten machte sich großartig zu bewegen, nahm ich ihn wieder an die Hand und zog ihn abermals hinter mir her in die Küche.

"Was - aber -" Also langsam glaubte ich wirklich er könne nur stottern.

Ich drückte ihn auf einen Barhocker, damit er sich an den Tresen setzen konnte. Der Tresen war Ess- und Kochfläche zugleich, so hatte ich ihn im Auge, als ich das Essen machte.

Ja, ich machte das Essen selbst. Eine Köchin oder so etwas hatten wir nicht. Warum auch. Ich aß so oft es ging auswärts und meine Eltern tranken vielleicht mal einen Kaffe in diesem Haus, was aber auch sehr selten vorkam. Sie standen auf, zogen sich an und wenn sie noch drei Minuten Zeit hatten, dann machten sie sich noch einen Kaffee, aber ansonsten eilten sie gleich aus dem Haus, nachdem sie fertig waren. Wörter wie "Tschüss" oder "Sayonara" waren noch nie gefallen, wahrscheinlich kannten sie sie gar nicht.

Außerdem hätte ich sonst nichts in diesem Haus zu tun, also war es doch recht praktisch, sich am Tag ein oder zwei Mahlzeiten zu machen. Obwohl ich es eher hasste in diesem Haus zu kochen, da ich das Haus selbst nicht leiden konnte.
 

Ich hatte es ja schon einmal erwähnt. Meine Erzeuger waren strikt dagegen in eine normale Mietwohnung zu ziehen, da es für sie nicht in Frage kam, in der Nähe von "Abschaum" zu wohnen. Na, wenn das nicht pure Nächstenliebe war. Sowieso waren die Beiden recht eigen, was auch die Tatsache, dass meine Mutter Kreativität hasste, obwohl der eigene Mann Fotograf von Beruf war, erklärte. Aber das hatte mein Vater sich selbst zuzuschreiben, denn auch wenn er es nicht zugab, er verhielt sich dreihunderfünfundsechzig Tage im Jahr genau wie ein Karnickel in der Paarungszeit und die verbrachte er jedoch ganz und gar nicht mit seiner Frau, im Gegensatz zu dem Karnickel.

Der Kleine schaute mir interessiert dabei zu, wie ich ihm Rühreier und Kartoffelbrei machte. Deutsche Hausmannskost wie ich sie früher von der Haushälterin bekommen (wenigstens eines machte sie richtig; sie gab mir ordentliches Essen) hatte. Einfach lecker. Ich selbst war froh darüber, dass meine Mutter Deutsche war, denn ich fand die deutsche aber auch die japanische Kultur sehr interessant. Ich neigte zwar wesentlich mehr zur Kunst statt zur Kultur, aber egal.

Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln und der Knirps schaute mich etwas verwirrt an. Anscheinend wusste er nicht genau, was am Eier-in-Pfanne-schlagen so lustig war.

Ich machte unbeirrt mit dem Kartoffelbrei weiter. Ich hatte mir extra aus unserem letzten Deutschlandbesuch ein paar Packungen Fertigkartoffelbrei besorgt; da es so was hier in Japan nicht gab, zumindest hatte ich solches noch nicht entdeckt.

"Was ist das?" Der Kleine zeigte auf das Rührei und den Brei den ich fast fertig hatte.

Ich glubschte ihn an. Wow. Er hatte mal ein Satz gesagt, ohne dass er dabei stottern musste.

Er sah in mein erstauntes Gesicht und schaute so gleich auch wieder weg. Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf seinen Wangen.

"Das," ich zeigte auf mein Meister-Essen, "ist deutsche Hausmannskost. Glaub mir, am Anfang mag's komisch schmecken, aber danach kommst du nicht mehr davon weg."

Er blickte vom Boden wieder auf das Essen und daraufhin wieder zu mir. Anscheinend glaubte er mir nicht.

Ich schürzte meine Lippen und tat so, als ob ich beleidigt wäre.

"Du willst nicht mein Meister-Essen probieren?" Das hatte gewirkt und er versuchte mir gestikulierend zu zeigen, dass er es essen würde, im Notfall sogar runterwürgen. Na wenigstens etwas, dann hatte er was im Magen und das war weit aus wichtiger, als dass es ihm schmeckte.

Ich reichte ihm den Teller und eine Gabel. Ein paar Sekunden lang starrte er auf die Gabel und wusste nicht ganz, wie er damit essen sollte. Dass er damit essen sollte wusste er allerdings, das sah man ihm am Gesichtsausdruck an.

Kurz bevor ich selbst zu meiner Gabel griff, um ihm zu zeigen, wie man damit hantierte, hatte er jedoch den Bogen raus.

Nachdem er den ersten Schub Rührei+Brei in sich hinein geschaufelt hatte, machte er eine kurze Pause.

"Wahrscheinlich um zu sehen, wie es schmeckt" dachte ich bei mir.

Dann weiteten sich seine Augen und das, was er danach tat, konnte man schon gar kein "essen" mehr nennen. Er schlang alles in sich hinein, ohne dass er sich auch nur einmal verschluckte.

Eigentlich hätte es mich nicht so überraschen dürfen, denn schließlich hatte der Kleine schon seit längerer Zeit nichts mehr zwischen die Kiemen bekommen und das sah man ihm an.

Dennoch konnte ich nicht anders als ihn anzustarren und als er das bemerkte, schaute er zu mir hoch und verschluckte sich prompt. Als er von einem Hustenanfall gepackt auf seinem Stuhl herum rutschte und sich wie wild auf seine Brust schlug, musste ich wieder lachen.
 

Ich hatte schon Tränen in den Augen als er sich ausgehustet hatte und leicht beschämt auf seinen noch halbvollen Teller starrte, jedoch nichts mehr aß. Ich atmete einmal tief durch, dann sah ich ihn an und lächelte. Ich konnt nicht anders. Wie er auf diesem Hocker saß und auf seinen Teller starrte. Wie er sich gerade die Reste aus seinen Mundwinkeln kratzte. Dieser Anblick war einfach zu süß.

Ich schmunzelte immer noch, als ich mich neben ihm setzte, meine Gabel nahm und selbst von meinem Teller aß, den ich davor noch nicht angerührt hatte. Als er merkte, dass es mir nichts ausmachte, wie er aß, fing auch er an, wieder zu essen. Aber diesmal in einem etwas langsameren Tempo.

Wir schwiegen uns die ganze Zeit über an, wobei ich einfach nicht aufhören konnte zu grinsen.

Scheppernd ließ der Kleine schließlich die Gabel auf den Teller fallen und lehnte sich soweit zurück, dass er gerade noch so nicht nach hinten umkippte. Den Bauch haltend gab er einen kleinen Seufzer von sich.

Ich räumte die leeren Teller in die Spüle und stellte ihm ein Glas Wasser zum nachspülen vor die Nase.

Das Einzige was mir darauf einfiel war: Er kam, sah und schluckte. Denn er hatte das volle 0,5lGlas mit einem Zug geleert. Da konnt ich mir erst recht nicht das Grinsen verkneifen.

"Hat es denn wenigstens geschmeckt?"

Er erwiderte mein Grinsen.

"Und wie." Das bewirkte, dass mein Grinsen noch breiter wurde. Grinsekatze ließ grüßen!
 

Ich setzte mich wieder auf meinen Platz. Mein Grinsen war wieder einem leichten Lächeln gewichen, da ein Dauergrinsen auf eine gewisse Zeitdauer hin recht unbequem wurde und ich sah ihn forschend an.

Wahrscheinlich war ihm das unangenehm, da der erwähnte Rotschimmer wieder in seinem Gesicht auftauchte und er meinem Blick auswich.

"Wie heißt du," fragte ich ihn und mein Lächeln verschwand. Sorge hatte sich wieder in meinem Körper breit gemacht und ich fragte mich ernsthaft was aus dem Kerl einmal werden sollte.

"Yoshida. Yuu Yoshida" sagte er leicht bedröppelt und sah weiterhin auf den Tresen.

Mir war, als ob ich den Namen schon einmal gehört hätte; doch das konnte nicht sein, denn schließlich kam mir sein Gesicht nicht bekannt vor.

In Gedanken verfluchte ich meine Schwäche, dass ich mir Namen nur sehr schlecht einprägen konnte. Alles andere, sei es Formeln, geschichtliche Ereignisse oder sonst irgendwas in der Art, all das konnt ich mir wunderbar merken und selbst im Schlaf vortragen. Selbst die Namen der Offiziere im Zweiten Weltkrieg brachte ich noch gut genug auf die Reihe, dass ich eine gute Note im Test bekam, aber alle anderen Namen waren Schwerstarbeit für mich. Sie war meine bisher einzigste Schwäche.

"Ok, gut Yonida-kun. Du bleibst erst mal hier. Deine -"

"- Yoshida."

"Was?"

"Ich heiße Yoshida, nicht Yonida."

"Oh -", jetzt war ich es, der den leichten Rotschimmer im Gesicht bekam. "Gomen, ich kann mir Namen nicht so gut merken."

Ich grinste ihn leicht verlegen an. Wenn es wirklich einen Gott im Himmel gab, warum konnte mir dieser Saftsack dann kein Seil zum Erhängen schicken?!

"Das muss dir nicht peinlich sein, Aizawa-san." Er grinste.
 

Also dieser Yolida, äh, Yoshida-kun schien Gedanken lesen zu können. Dass er komisch war wusste ich so schon, denn mal stotterte er und glich einer überreifen Tomate und in der nächsten Minute grinste er wiederum wie ein Honigku-

Moment mal!

"Woher weißt du wie ich heiße?" Ich blickte ihn argwöhnisch an. Leichtes Misstrauen breitete sich in mir aus und schwemmte die Besorgnis einfach weg.

Eine Spur von Panik breitete sich in den Gesichtszügen meines Gegenübers aus und wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich denken, dass er gerade krampfhaft nach einer Antwort suchte.

"Ich - naja weißt du - also -" Stotterer Ahoi!

"Klingel!"

Sekunden der Stille vergingen.

"Hä?" Ich sah ihm direkt in die Augen. Was zum Geier meinte der jetzt?

"Na Klingel. Ich hab deinen Familiennamen auf der Klingel gelesen, als du aufgeschlossen hast."

Mein Hirn versuchte krampfhaft zu arbeiten. In meinem geistigen Auge ging ich zur Tür, ging hinaus und drehte mich zu unserem Klingelknopf um. Ich starrte auf das kleine Messingschild, welches so unnatürlich glänzte. Da stand tatsächlich unser Name!

"Oh, ach so. Na dann." Ich räusperte mich. "Gut, also du bleibst vorerst mal hier. Schließlich kann ich dich jetzt nicht so ohne weiteres aus dem Haus lassen. Denn was soll mal aus dir werden wenn du weiterhin auf der Straße lebst!"

Jetzt sah er noch bedröppelter aus, als er vorher schon gewesen war. Er sah irgendwie erleichtert aus, aber auch beschämt, das war klar.

"Du gehst erst mal duschen und -" ich stockte. Yoshida war so plötzlich aufgestanden und hätte dabei beinahe den Barhocker umgeworfen, so dass ich mich so erschrocken hatte, dass ich nicht mehr in der Lage war, den Satz zu Ende zu sprechen.

"Was zum -"

"Duschen? Vergiss es! Nein! Du hast schon Geld für mich gezahlt und mir was zu Essen gegeben! Das kannst du doch nicht einfach so machen! Was würden deine Eltern sagen, wenn sie erfahren würden, dass ein Straßenköter wie ich hier im Haus gewesen ist?! Sie - Sie -" und schon fing er wieder an zu stottern. Aber es war das erste mal, dass er mehr als fünf Wörter in einem zusammenhängenden Satz gebraucht hatte. Auch wenn ich über diesen Sprachfortschritt froh war, trotzdem wurde ich wieder leicht wütend. Er gab anscheinend nie auf?!

"Jetzt hör mal Bürschchen!" meine Stimme wurde eine Spur lauter, als ich eigentlich beabsichtigt hatte. Yoshida zuckte merklich zusammen. "Meine Eltern interessiert es einen Dreck, was ich mache und was ich tue. Sie sind nur für längere Zeit hier, wenn sie müde sind und deshalb zum Schlafen hierher kommen müssen. Und außerdem kann ich das sehr wohl machen!" Und mit diesen Worten nahm ich ihn nun schon zum dritten Mal an diesem Tag bei der Hand und führte ihn aus der Küche hoch in den ersten Stock, wo mein Zimmer plus Bad war.
 

Irgendwie fühlte ich mich komisch. Als ich seine Hand nahm durchzuckte etwas meinen Körper. Keine Ahnung was das war, jedenfalls war das jetzt unwichtig. Wichtig war jetzt, dass der Mülltonnengestank aus ihm heraus kam und das schleunigst.

Da ich das Glück besaß ein eigenes Bad zu haben, schleifte ich ihn in mein Zimmer, riss ihm förmlich die Klamotten (ob man die Fetzen noch so nennen durfte?) vom Leib, schubste ihn ins Badezimmer und meinte noch grinsend, bevor ich die Tür hinter mir schloss:

"Duschzeug findest du neben der Dusche. Lass dir soviel Zeit wie du brauchst."

RUMMS

Tür zu, Affe tot und ich mache hier erst mal Ordnung! Denn wenn meine Mutter in mein

Zimmer kam, was beinahe so oft geschah, wie eine rosane Schnecke im Kreislauf der Natur, und auch nur einen Krümel, Fussel oder ähnliches auf meinem 'ach-so-teuerem' Teppichboden entdeckte, dann Gnade mir Gott! Ein wildgewordener Elefant war nichts dagegen.

Ich nahm die Stofffetzen, die Yoshida vorher noch am Leibe getragen hatte, ging damit aus dem Haus hinaus zu den Müllcontainern, die hinter unserem Anwesen standen und warf diese dort hinein. Es waren keine fünf Minuten vergangen, als ich aus dem Zimmer ging und wieder zurück kam. Jedenfalls saß Yoshida auf meinem Bett als ich in mein Zimmer trat. Er war bekleidet mit meinem Bademantel und seine Haare waren triefnass. Sie waren nicht lang, aber lang genug, so dass sie an seinem Kopf klebten. Er hatte seine Hände in seinen Schoß gelegt und schaute auf den Boden. Als ich in das Zimmer kam, blickte er hoch und stand sofort auf.

"Hey bleib sitzen," sagte ich und musste lachen. Er war wirklich schreckhaft oder viel zu höflich, als dass er mir Umstände machen wollte.

Ich ging zu meinem begehbaren Kleiderschrank und schaute nach geeigneten Klamotten für ihn. Als ich eine Jeans, T-shirt, Pullover und was er sonst noch brauchte, gefunden hatte, ging ich wieder in mein Zimmer und warf das Zeug auf mein Bett.

Er starrte die Klamotten an, blieb aber stumm.

"Du kannst sie anziehen und behalten." Ich lächelte ihn an, um ihm so zu zeigen, dass ich es ernst meinte.

Zaghaft nahm er die Hose und sah sie sich an.

Gut, es war eine Markenhose und auch alle anderen Sachen waren Markenklamotten, aber dennoch sahen sie schlicht und einfach aus.

Yoshida sah erstaunt auf die Hose, dann zum Klamottenberg und schließlich wieder zu mir.

"Du kannst sie wirklich behalten" wiederholte ich. Ich begriff nicht, warum er so unschlüssig war. Ich hatte ihm gesagt, er könne die Klamotten behalten, sogar zweimal, doch irgendwie schien er sich nicht zu trauen.

"War doch klar, er war ein Straßenkind und deshalb nicht dran gewöhnt, dass man ihm Kleidung schenkte. Wieso also wundert dich seine Zaghaftigkeit?" Mein nervtötendes Unterbewusstsein hatte sich eingeschaltet.

"Dafür bist doch du zuständig oder irre ich mich da", grummelte ich in mich hinein.

"Was hast du gesagt?"

Ich schreckte aus meinen Gedanken und blickte wieder zu Yoshida. Dieser starrte mich nur verwirrt an.

"Du hattest doch was gesagt, oder?" fragte er wieder.

"Äh - nur Selbstgespräche." Wieder einmal lächelte ich gequält, wobei das Gefühl, dass mein Kopf immer roter wurde, einfach nicht nachlassen wollte. Scheisse!

Und heute Morgen dachte ich noch, der Tag könnte nicht besser werden. Ich hatte mich mal wieder selbst übertroffen!
 

Yoshida hielt die Hose am Bund fest und wollte sie sich gerade anziehen.

"Halt warte!"

Er blickte zu mir hoch.

"In dem Haufen ist noch Unterwäsche, aber nur wenn du willst. Die ist auch nicht benutzt, da sie mir eine Nummer zu klein ist." Mein Kopf müsste jetzt eine überreife Tomate überboten haben. Mir war heiß, unendlich heiß.

Verdammtes Blut, warum musstest du ausgerechnet jetzt in meinen Kopf steigen?!

Während ich in meinen Gedanken die rote Flüssigkeit, die sich überlebenswichtig in meinem Körper befand, verfluchte; kramte Yoshida die Unterwäsche aus dem Haufen und lies den Bademantel fallen.

Blitzartig drehte ich mich um.

Mir war es peinlich, denn schließlich zog er sich ja gerade vor meinen Augen um! Und mir wurde heißer und heißer und - wie heiß konnte mir denn noch bitte schön werden?
 

Immer noch über mich selbst fluchend, zog sich Yoshida hinter meinem Rücken an. Als er "Du kannst dich jetzt wieder umdrehen," sagte, sah ich über meine linke Schulter, um einen ersten Blick auf ihn zu werfen. Erst dann drehte ich mich vollständig um und sah auf einen Jungen, der gar nicht mal so schlecht in diesen Klamotten aussah. Sie standen ihm sogar unheimlich gut.

"Ja bist du denn verrückt geworden!?!" Eine recht bekannte, innere Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich klatschte mir mit der einen Hand gegen die Stirn, wobei ich selbst noch nicht mal wusste, wieso ich das tat.

Yoshida sah mich verwundert an.

"Was hieß hier verrückt geworden? Ich brüllte dir hier keine Kopfschmerzen zusammen!!" erwiderte ich wütend und ignorierte dabei absichtlich den stechenden Schmerz in meiner Stirn.

Herrlich, mein Unterbewusstsein macht sich selbstständig!

"Es ist nichts. Wirklich nichts" sagte ich zu Yoshida, der mich immer noch leicht verwirrt anstarrte.

Wie ich diesen Tag doch liebte!
 

Ich ging zu meinem Bett, das nicht gerade klein war, und setzte mich. Mein Kopf tat mir weh und ich wollte nur noch meine Ruhe. Nur leider stand da noch ein mir völlig unbekannter Kerl in meinem Zimmer; den ich, ohne zu überlegen, einfach mit nach Hause genommen hatte.

Gut, so unbekannt war er mir ja nun doch wieder nicht. Schließlich wusste ich jetzt seinen Namen. Yuu Yoshida. Aber irgendwie legte dieser in mir Erinnerungen wach, die ich anscheinend verdrängt hatte oder die ich für unwichtig schien. Jedenfalls waren diese Erinnerungen schemenhaft und total unscharf.

Na super, zwar wußte ich jetzt, dass ich ihn kennen musste, aber woher und wieso wollte mir einfach nicht einfallen!

"Hast du Kopfschmerzen?"

Ich zuckte zusammen.

"Ähm - ja. Ein wenig." Ich berührte mit meiner rechten Hand die Stirn. Sie war wärmer, als sie eigentlich sein sollte.

"Dann leg dich hin und ruh dich aus" sagte er ruhig und drückte mich sanft auf mein Bett.

Ich wehrte mich nicht, weil ich sonst wieder einen stechenden Schmerz in meinem Kopf ausgelöst hätte. Ich legte mich ganz auf mein Bett und ließ mich gehen. Mein Atem wurde ruhiger. Der hämmernde Schmerz ließ nach und langsam fiel ich in einen tiefen Schlaf.
 

Was dann geschah weiß ich nicht; aber als ich wieder aufgewacht war, war es bereits Morgen gewesen und Yoshida war verschwunden.
 

Ich blinzelte in das Morgengrauen hinein. Rieb mir die Augen und stand langsam wieder auf. Meine Kopfschmerzen waren weg und auch meine Stirn hatte ihre normale Temperatur wieder. Ich saß auf meiner Bettkante, als ich ein beschriebenes Blatt Papier auf meinem Nachttisch entdeckte. Ich nahm es in meine Hand und musste es dreimal durchlesen, bis ich begriff, was passiert war.

Er war einfach gegangen. Yoshida meine ich.

Als ich geschlafen hatte, hatte er sich ein Blatt Papier und einen Stift geschnappt, mir die kleine Nachricht (bestehend aus "Danke") auf den Nachttisch gelegt und war dann einfach verschwunden.

Na Klasse. Jetzt war er wieder zurück auf der Straße und es war doch nur eine Frage der Zeit, bis er wieder überfallen wird oder gar abkratzte.

Ein Schauer jagte mir über den Rücken, so dass ich Gänsehaut bekam.

Ich machte mir ernsthafte Sorgen um den Kerl. Sogar verdammt viele Sorgen!

"Warum zum Geier bist du nicht hier geblieben?" flüsterte ich, noch immer den Blick starr auf das Blatt gerichtet. "Warum?"

Ich stand auf und da erst bemerkte ich das ich mein Schlafzeug an hatte. Verdammt der hatte mich doch tatsächlich umgezogen!!
 

Grummelnd ging ich ins Bad. Ich war sauer. Sauer auf mich selbst, weil ich gestern einfach eingeschlafen war und ihn nicht vom Gehen abhalten konnte. Aber auch sauer darauf, weil ich mir zu viele Gedanken um einen Jungen machte, den ich noch nicht einmal richtig kannte.

Ich klatschte mir eine Ladung Wasser ins Gesicht. Die kalte Flüssigkeit benetzte meine Haut und meinen Haaransatz. Ich drehte den Wasserhahn ab und starrte in den Spiegel. Das Wasser tropfte von meinem Kinn.

Verdammt, was war nur mit mir los?

Ich wandte meinen Blick von meinem Spiegelbild zu dem Klamottenberg, der sich in der Mitte meines Zimmers befand. Den Blick auf den Haufen gerichtet, schnappte ich mir ein Handtuch und wischte mir geistesabwesend das Gesicht trocken.

Hastig zog ich meine Schlafklamotten aus und zog meine Kleidung von gestern wieder an.

"Scheiß auf die Hygiene, ich geh den Kerl jetzt suchen!"

Ich rannte aus dem Haus, Charles, der mir einen Guten Morgen wünschte, ignorierend, Richtung Stadt. Ich hoffte, bettelte geradezu, dass er in dieser Gasse war. In dieser stinkenden Gasse, in der ich ihn aufgegabelt hatte. Hoffte, er wäre in einem guten Zustand, dass er nicht wieder von irgendwelchen Kerlen zusammen getreten werden würde.

Ich rannte ein paar Passanten um, die mir wütend hinterher riefen. Doch ich konnte nicht auf sie achten, wollte nicht auf sie achten. Das was ich wollte, war ihn zu sehen, zu sehen ob er in Ordnung war. Die Sorge um ihn wurde immer größer, je näher ich der Gasse kam.

Ich rannte an der überquellenden Mülltonne und der fauchenden Katze vorbei, rannte zu der Stelle wo er noch gestern am Boden gelegen hatte und blieb stehen.

Da war er nicht.

"Verdammt!!!" fluchte ich, "Verdammt! Verdammt! Verdammt!!!!"

Ich verschnaufte erst einmal, stützte mich an der Wand ab. Durch die Rennerei brannten meine Lunge und meine Kehle.

Als ich wieder zu Atem kam, ging ich mit gesenktem Kopf aus der Gasse. Ich fasste es einfach nicht. Er war weg und ich hatte keinen Schimmer wo er sich rumtreiben könnte.

Wieder verfluchte ich meine Schläfrigkeit vergangene Nacht, als ich plötzlich mit jemandem zusammenstieß.

"Gomen -", stammelte ich, den Blick noch immer zum Boden gerichtet. Derjenige mit dem ich zusammengestoßen war, blieb stumm. Als ich aufblickte, stockte mir der Atem.

Vor mir stand Yoshida, genauso geschockt wie ich selber, in einer teuren Oberschuluniform, die mir nur allzu gut bekannt vorkam. Schlagartig wurde mir klar, woher ich ihn kannte.

Yuu Yoshida, war mit mir auf dieselbe Schule gegangen, bevor meine Eltern auf die Idee kamen mich umzumelden und er war weiß Gott nicht arm.
 


 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

tbc

Das Leben geht weiter

Vorwort
 

Soo~... als allererstes einmal ein ganz großes Dankeschön an meine Kommischreiber. Jedes eurer Kommentare hat bei mir ein Grinsen im Gesicht verursacht und das dazugehörige Glücksgefühl war auch dabei xD.

Eure Vermutungen und Entrüstungen gegenüber Yuu's 'Coming Out' waren wirklich zum totlachen und besonders sommerspross' Kritik lies mir ein "hehe" entlocken xP.
 

Aber jetzt mal genug mit dem Geschmalze, denn ich hät ne Frage bzw. ne Bitte. Ab dem jetzigen Kapitel werde ich all meine Kommi-schreiber informieren, sobald was neues freigeschalten wurde. Und da müsste ich schon wissen, wer halt eben nicht informiert werden möchte (das wäre im Grunde genommen nur 'ne klitzekleine ENS ^.^).
 

Sagts mir, oder sagts mir nicht ^^ -gg-
 

Viel Spaß mit diesem Kappi und ich hoffe das er euch gefällt (wenn nicht, gibts Haue ^.~)!!!
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Ich sah ihm in die Augen und ich konnte deutlich seine Angst spüren. Seine Brust hob und senkte sich bei jedem Atemzug unnatürlich schnell. Er schluckte.

"Was zum -" sprach ich leise, fast schon in einem Flüsterton, denn irgendwie bekam ich keine andere Tonlage zustande. Bevor ich zu Ende sprechen konnte, wurde ich aber von einer wütenden Stimme aus dem Konzept gebracht.

"Hey Yuu! Willst du da noch Wurzeln schlagen? Wir kommen noch zu spät!"

Zwei Freunde von Yoshida, die mir nur ganz schleierhaft bekannt vor kamen, waren ein Stück weiter stehen geblieben und blickten sich, was ihr Freund jetzt wohl wieder treiben möge, verärgert um. Anscheinend waren sie gerade auf dem Weg zur Schule gewesen, bevor ich mit Yoshida zusammenstieß.

Ich konnte sehen wie sein Gehirn ratterte.

"Ich... äh -" fing er an.

Er blickte sich panisch zu seinen Freunden um, dann sah er wieder zu mir.

"Es tut mir leid!" sagte er und sah mir noch einmal gequält ins Gesicht, bevor er los lief.

Ich blieb noch eine ganze Weile an diesem Fleckchen stehen. Immer noch perplex.
 

Was zum Geier war da gerade passiert?!

Sollte das gestern ein übler Scherz gewesen sein? Oder hatte er eine Leidenschaft für's Straßenleben? Obwohl er eigentlich Eltern hatte, bei denen man sich alles wünschen konnte. Sie hatten erstens Geld und zweitens kümmerten sie sich, im Gegensatz zu meinen, gefühlvoll um ihren Sohn. Warum ich das weiß? Ganz einfach! Yoshida's Eltern bekam ich einmal kurz zu Gesicht, als sie in der Stadt Weihnachtsgeschenke kaufen waren! Was ich wiederum, schon seit Jahren nicht mehr tat.

Ich war fertig mit den Nerven und musste mich erneut an einer Wand abstützen.

In teurer Schuluniform stand er vor mir. Alle Wunden und Blessuren waren verschwunden. Sein schwächliches Aussehen war einer starken Aura gewichen. Die Augen zeigten nicht mehr die Leiden eines Straßenjungen, sondern strahlten sie jetzt etwas Festes, Starkes aus.

Soweit ich mich erinnerte, bekam ich Yoshida früher in der Schule nie richtig zu Gesicht. Anscheinend war das der Grund, weshalb ich mich nicht an ihn erinnern konnte. Er war immer mit einer Bande unterwegs gewesen, deren Hobby es war Kleinere zu schlagen. Der Anführer hieß Taki Takahashi und war der größte Kotzbrocken überhaupt. Yoshida selbst blieb immer im Hintergrund.

Nach meiner damaligen Einschätzung, hatte Yoshida immer etwas gequält geschaut, so als ob er das alles nicht wollte. (Und wenn ich mich nicht irrte, hatte er diesen Ausdruck gerade drauf gehabt.)

Ich hatte mich damals aber nicht für ihn oder für irgendjemanden anderen aus dieser Bande interessiert, 1. weil ich nicht schwul bin und 2. weil es mich angewidert hatte, wie sie mit anderen umsprangen. Mein Leben kotzte mich so schon an und da hatte ich wirklich keinen Bock mich mit diesen Idioten noch rum zu prügeln.

Ich weiß noch, als damals ein Mädchen zu mir kam und mich fragte ob ich mal mit ihr ausgehen würde.

Ich hatte aber keine Lust dazu, weil sie in mir einen Brechreiz verursachte, den ich unbedingt vermeiden wollte. Ihr zugekleistertes Gesicht, diese Turmfrisur, die anscheinend modisch aussehen sollte und ihr dämliches Gekicher, dass man jede Minute hörte ... das war zuviel für mich und ich gab ihr eine knallharte Abfuhr.
 

Mia erzählte mir später, dass das Mädchen danach sofort zu Taki gerannt ist, um sich bei ihm auszuheulen. Und seitdem ist er nicht gerade gut auf mich zu sprechen, da die Schnepfe behauptet hatte, ich hätte sie in irgendeiner Art und Weise schikaniert. Und es war kein Geheimnis, das Takahashi etwas von diesem Weib wollte.

Zudem Zeitpunkt aber, musste ich von der öffentlichen zur Schule für Allround-Genies wechseln. Somit entkam ich einer Tracht Prügel, aber auch einer Gelegenheit mich zu rechtfertigen. Obwohl es sicher war, das Takahashi mir niemals Glauben schenken würde.

Also warum sich noch weiter darüber aufregen.

Seitdem habe ich nur noch zu Hause gehockt und Eignungstests über mich ergehen gelassen.

Trotzdem. Diese eine Frage, bestehend aus nur einem Wörtchen, nagte an mir wie eine fast verhungerte Ratte an einem verschimmelten Stück Käse.
 

Warum?

Warum stand er an einem Tag mit zerfetzten Klamotten vor meiner Tür (na gut, so war's nun auch wieder nicht) und an einem anderen Tag rennt er, mit Oberschulklamotten, in mich rein? (Ok, es war andersherum ... scheiß drauf!)

Ich konnte es mir nicht erklären. Nein, ich wollte es mir nicht erklären, denn ich wusste, dass die Wahrheit mehr weh tat, als ich eigentlich zugeben wollte.

Der Kerl hatte mich verarscht! So war's und nicht anders!

Nur weiß ich leider noch nicht warum er das tat und wieso der Gedanke daran ein Ziepen in mir verursachte, aber das Rätsel werd ich auch noch lösen, darauf kann der seinen Arsch verwetten.
 

Sauer, enttäuscht und irgendwie erschöpft ging ich also wieder nach Hause. Der Sprint hierher war ja wirklich reizend gewesen und hatte sich durchaus gelohnt und nein, das ist kein Sarkasmus! Mein Herz lief immer noch einen Wettlauf mit meiner Lunge und mir taten die Beine höllisch weh. Ich wette ich hatte mir was gezerrt.

Klasse!

'Zu Hause' angekommen, stapfte ich, ohne groß darüber nach zudenken oder gar zu realisieren das ich beinahe über den Teppich gestolpert wäre, in mein Zimmer. Ich verschloss die Tür hinter mir, setzte mich aufs Bett und starrte vor mich hin.

Geiler Tag. Wirklich.
 

Sehr viele Stunden waren seit meiner Heimkehr vergangen, denn als ich mich wieder aus meinem Selbstmitleid in die Realität brachte, war es schon wieder Abend und die Sonne war gerade damit beschäftigt, den Himmel orange bis dunkelrot zu färben.

Es war ein komisches Gefühl, als ich mich ans Fenster stellte und in den gefärbten Himmel sah.

Ich wollte einfach an nichts mehr denken, einfach abschalten und mich gehen lassen.

//Yoshida//

Ach verdammt! Konnte dieses dämliche Ziepen in meiner Brust nicht mal aufhören?!

Und warum musste ich immer noch an diesen Kerl denken? Ich sollte mich besser auf die neue Schule konzentrieren, denn die begann schon in zwei Tagen, also übermorgen! Ja genau, am Besten dachte ich jetzt nur noch an diese beschissene Schule für Allround-Genies!

//Yoshida//

Scheiße!!!

Gut, er hatte mich gelinkt ... na und!! Schnee von gestern!! Schwamm drüber!! Das Leben geht weiter!!

Warum zum Geier regte ich mich überhaupt so auf?!

Ich krallte mein Kissen und schleuderte es quer durch's ganze Zimmer.

Oh ja, das Leben ging weiter. Wunderbares Leben. Mein Leben mit den ganzen Eliteschulen und meinen, mich ignorierenden, Eltern.

Gott, ja ich wiederholte mich, aber wenn man mal ein Seil brauchte war wirklich, hundert prozentig, mit aller Wahrscheinlichkeit, auf jeden Fall, nie eines da!

Als Ersatz nahm ich all meine Kissen und schleuderte sie gegen die Wand, sie fielen auf den Boden und ich boxte wutschnaubend in sie hinein.

Das tat ich immer, wenn ich sauer auf meine Eltern war. Ein gutes Mittel gegen Stress - box gegen ein Kissen und lass die Federn fliegen, anstatt dir die Hand grün und blau zu schlagen, bloß weil du dich mit einer Wand angelegt hattest. Doch dieses mal war ich nicht sauer auf sie, sondern sauer auf mich.

Sauer weil ich so verdammt naiv war.

Oh ja, mein Leben war wirklich beneidenswert.

Ich dämlicher Idiot!

So langsam ging mir das Blut in meinen Gliedmaßen aus, weshalb diese kalt und langsam aber sicher gefühllos wurden, denn mein gesamtes Blut befand sich mittlerweile in meinem Gesicht.
 

Meine Wut war grenzenlos, dennoch fing ich an mich wieder zu beruhigen. (Weil die Anzahl meiner Kissen so langsam aber sicher abnahm!) Mein Gesicht musste schon die Farbe einer überreifen Tomate angenommen haben, denn das konnte ich spüren. Die Hitze veranlasste, dass mir der Schweiß übers Gesicht und in die Augen lief.

Na wunderbar, wozu gibt's eigentlich Augenbrauen und Wimpern?

Waren die nicht dafür zuständig, dass genau diese salzige Flüssigkeit, eben nicht in meine Augen kam?

Schwer atmend ließ ich mich wieder aufs Bett sinken und schloss die Augen.

Es war eine lange, lange Nacht, bis ich endlich vor Erschöpfung einschlief.

Den darauffolgenden Tag nahm ich mehr als nur unbewusst war, er war für mich wie ein Traum, wo alles um mich herum nur aus schleierhaften Gestalten bestand. Ich war wie in Trance, denn ich machte mir immer noch Gedanken.

Gedanken über diesen Scheißkerl, den Kerl, den ich vorher kaum beachtet hatte, weil er einfach uninteressant für mich war. Und jetzt, jetzt verbrachte ich keine Minute, in der ich nicht an ihn denken musste.

Der Gedanke, dass er mich gelinkt hatte, tat weh. Und was noch beschissener war, war der Gedanke warum es mir wehtat!
 

Verdammt! (Mein Lieblingswort.)
 

Ich stellte mir immer wieder vor, wie lustig er es doch finden muss, dass er mich mit dieser Aktion schwer getroffen hatte. Das es ihm Spaß gemacht hatte, meine Gefühle zu täuschen.

Jaah, er ist mit Sicherheit total stolz darauf, meine Gefühle mit Füßen getreten zu haben!!
 

Eine ganze Woche ging das so.

Mich selbst fertig machend ging ich am Morgen zur Schule und am Nachmittag wieder fluchend nach Hause.

Es war einfach zum kotzen!

Selbst die Idioten die stark an Grinsekatze erinnerten (und mich bei meinem letzten Eignungstest so dämlich angemacht hatten), ignorierte ich unbewusst. Zwar verfolgten die mich übers gesamte Schulgelände und ließen blöde Witze fallen (waren die schwul oder wieso redeten die ständig von meinem Arsch?!), doch ich bekam das kaum mit. Ich hatte mehr damit zu tun mich selbst zu bemitleiden.

Was heißt, dass ich viel zu sehr damit beschäftigt war, mir Gedanken darüber zu machen, was der Idiot mit mir gemacht hatte.

Ich wusste zwar, dass er mich verarscht hatte, aber warum er das getan hatte wollte mir nicht in den Kopf. Ich kam einfach nicht drauf. Und auch nicht darauf warum der Gedanke daran wehtat.

Außerdem kam es mir sehr unwirklich vor. Das war nicht der Yuu Yoshida den ich das letzte Mal, flüchtig, gesehen hatte.

Das war nicht der Yuu Yoshida der sich an einer Wand abstützen musste, weil er sonst fast in Ohnmacht gefallen wäre, als seine Freunde einen Grundschüler verprügelten und dieser Blut spuckte.

Das passte irgendwie nicht zu ihm!

Auch wenn ich ihn kaum gekannte habe und noch immer kaum kenne, trotzdem konnte ich sagen das das nicht seine Art war, obwohl ich selbst nicht wusste wie ich zu der Gewissheit kam!

Oh verdammt noch mal! Ich könnte mir in den Arsch beißen, wenn ich dafür ausgestattet wäre!!
 

"Hey! Bloß weil du schlechte Laune hast, brauchst du die an mir nicht auszulassen!" Mia's Blick traf mich wie ein Blitz und schon hielt ich die Klappe.

Keine Fünf Minuten nachdem ich bei ihr zu Hause ankam, verdunkelte sich ihr Zimmer durch meine Gewitterwolke, die meine Gefühlswelt widerspiegelte. Ich hatte ihr von meinem Erlebnis mit Yuu und auch davon, dass ich stinksauer war, erzählt.

Und darauf hatte sie freilich keinen Bock. Zu mal sie vor kurzem jemanden "Nettes" wieder gesehen hatte und mir gerade eifrig davon erzählen wollte. Denn dieser Jemand hatte sie heute angerufen und auf eine Party eingeladen.

Super.
 

Gerade als sie mir alle herrlichen Details erzählte, wie die Beiden denn ihr Wiedersehen gefeiert hatten, rückte sie noch ein Stück näher an mich heran und legte ihren (verfluchten) Hundeblick auf.

"Ach, und weißt du Alex", säuselte sie, "ähm, du weißt doch, dass ich nicht gern allein auf Partys gehe. Am allerwenigsten mit Typen die ich erst vor kurzen wiedergetroffen habe. Er ist mir einfach noch ein wenig fremd. Und da -"

"Na dafür, dass er dir noch 'ein wenig fremd ist', hat deine Zunge aber schnell Bekanntschaft mit der von diesem Typen gemacht." Unterbrach ich sie und sah sie etwas schief an. Sie wurde rot.

"Tja, ich kann ja nichts dafür, wenn sie sich selbstständig macht." Die Röte in ihrem Gesicht wich von einem zart rosa zu einem knallrot.

Ich schmunzelte.

"Du willst das ich mitkomme und dich wenn nötig tröste, wenn mal wieder alles in die Hose geht?!"

Sie zog einen Schmollmund.

"Na hör mal. Was soll das heißen 'wenn mal wieder alles in die Hose geht'?"

Ich lachte auf.

"Tjaa, ich kann mich noch sehr gut an unser letztes Doppel-Date erinnern", ich grinste sie an,

"und da bist du ziemlich wütend aus dem Lokal gerannt, weil der Kerl sich offenbar mehr für mich als für dich interessiert hatte." Ich schauderte bei dem Gedanken, wie der Kerl mich einst am Knie begrabscht hatte.

"Moo~i, konnte ja nich' wissen das der vom anderen Ufer war" sagte sie theatralisch.

Und schon mussten wir Beide lachen. Wir liebten diese gemeinsamen Momente unserer Freundschaft.
 

Sie wischte sich die Tränen aus den Augen.

"Du musst nicht, wenn du nicht willst. Aber ich fände es wirklich schön, weil du einfach viel zu viel für dich allein bist. Außerdem hat man mir gesagt, man bringt jemanden für dich mit. Und na ja, wer weiß, vielleicht ergibt sich ja was zwischen dir und dem Mädel." Sie grinste übers ganze Gesicht.

Auch wenn ich nicht in der Stimmung war, mich von einer zugekleisterten Göre volltexten zu lassen, von wegen sie sei jetzt schon seid x-Jahren Single, wobei sie übertrieben mit den Wimpern klimperte (kam schon mehr als nur einmal vor!), willigte ich ein.

Ich wollte meiner besten Freundin einfach nur einen Gefallen tun. (Wie immer...)
 

Ich ging noch kurz nach Hause um mich umzuziehen. Wie immer stand das Haus leer und die drückende Dunkelheit umhüllte mich, als ich eintrat.

Ich schluckte und ging im Dunklen hoch in mein Zimmer. Ich zog mich um und platzierte einige Klamotten so unter der Decke, das es aussah als ob ich schlafen würde.

Während ich mein Werk betrachtete musste ich seufzen. Meine Mutter würde nichts bemerken, da sie nur kurz reinschauen würde. (Wenn überhaupt.)
 

Leise und immer noch im Dunklen, verließ ich wieder das Haus und machte mich auf den Weg zu Mia. Wir wollten zusammen zu dieser Party gehen, denn alleine lies ich sie nicht durch die Nacht laufen. Es liefen schon genug Verrückte hier rum und da Mia mal wieder ein viel zu knappes Outfit trug, wäre es quasi ein Wunder, würde sie nicht irgendein besoffenes Arschloch bespringen wollen.

Kurz vor dem Haus blieben wir noch ein letztes Mal stehen. Kurz schnauften wir durch.

"Wie immer?" fragte sie mich.

"Hai" war meine Antwort.

Was so viel heißen soll wie: wenn einer einen Heulkrampf wegen wem-auch-immer bekommt, verlassen wir so schnell wie möglich das Gebäude und beschweren uns auf unserem Heimweg lautstark über die anderen Partygäste. Das ist die beste Möglichkeit, dass der Heulkrampf einem Lachkrampf weichen kann und wir uns dann hinsetzen müssen, weil wir nicht mehr laufen können.
 

Jaah, ich liebte diese Momente wirklich.
 

Uns schlug ein ohrenbetäubender Lärm (der verwunderlicher Weise von draußen nicht zu hören war) und eine dichte Wolke, gemischt aus Zigarretenrauch und Zeugs, das ich lieber nicht identifizieren wollte, entgegen. Wir mussten husten, der Rauch kratze im Hals. Tränen füllten meine Augen und ich musste sie stark zusammenkneifen, damit ich nicht auf einmal anfing zu heulen.

Dieser Gestank war wirklich bestialisch.

Keine fünf Sekunden nachdem wir ins Haus traten, wurden wir auch schon stürmisch begrüßt. Na ja, eigentlich wurde Mia begrüßt und das mit unzähligen Knutschflecken.

Anscheinend war das 'der Freund' und erst jetzt, da er Mia endlich wieder los gelassen hatte, erkannte ich ihn. Er war mit uns in dieselbe Grundschule gegangen, ist jedoch danach umgezogen.

Er drehte sich zu mir um und sein Grinsen bröckelte ab. Ich glaubte, er zählte mit zu den Typen, die mich wegen meiner Noten für eingebildet und arrogant hielten und mich deshalb schikanierten.

Na das wird doch ein hervorragender Abend, oder nicht?!

"Ähm ... hi. Du bist doch Aizawa-kun, oder?" Ein kleiner Rotschimmer bildete sich auf seinen Wangen, anscheinend schien er sich zu schämen. (Oder die Luft um ihn herum wurde plötzlich so heiß, das es bei ihm Schweißausbrüche auslöste... weshalb auch immer.)

"Hai, das bin ich und du bist -" ich blieb stecken, verdammt! Ich hatte wirklich keine Ahnung wer zum Geier da grad vor mir stand!

"Akamatsu, Kosuke" sagte er mit einem freundlichen Lächeln das mich stutzig machte. "und ... ähm ... es tut mir Leid was damals in der Grundschule passierte." Er sah bedröppelt auf den Boden und irgendwie kam mir dieser Ausdruck bekannt vor.

//Yoshida//

In meinem inneren Auge knallte ich Yuu Yoshida gerade mit einer nigelnagelneuen Magnum ab, denn verdammt noch mal, ich wollte doch nicht mehr an diesen Kerl denken!!!

"Schon ok" war das einzige was ich dem wartenden Kosuke sagen konnte. Denn selbstverständlich war ich immer noch damit beschäftigt, Yuu Yoshida in meinen Gedanken zu lynchen und über den Jordan zu schicken.
 

Kosuke Akamatsu, der sichtlich erleichtert über meine Antwort war, führte uns in einen Teil des Hauses, wo weniger Rauch und Lärm war.

Na wenigstens brauchte ich jetzt kein geplatztes Trommelfell und Lungenkrebs mehr fürchten.

Wir setzten uns auf eine Couch und wurden sofort mit Getränken bedient, die mit Sicherheit mehr Alkohol enthielten, als sie eigentlich per Gesetz sollten.

In der einen Ecke stand ein runder Tisch, der von vier Kerlen besetzt war. Keiner von ihnen kam mir auch nur irgendwie bekannt vor und um ehrlich zu sein, legte ich auch keinen besonders großen Wert darauf mit ihnen Bekanntschaft machen zu wollen.

Jeder von ihnen hatte 'ne Kippe im Mundwinkel stecken und jeweils eine halb volle Flasche Bier dabei stehen, wobei sich die leeren Flaschen auf dem Boden stapelten. Sie zockten Karten und ich konnte deutlich sehen dass der eine, dessen Rücken zu mir gewandt war, nicht gerade ehrlich spielte. Immer wieder zog er eine Karte unterm Tisch hervor und ließ eine andere verschwinden.

Meine rechte Augenbraue schnellte nach oben, als ich ihn bei seinem nächsten Betrugsversuch beobachtete. Keiner von den anderen Genossen schien etwas zu bemerken, weshalb man schön fröhlich weiter spielte.
 

Mia dagegen war unruhig und rutschte die ganze Zeit auf ihrem Platz herum. Ich sah ihr förmlich an, dass sie sich lieber mit ihrem 'Bekannten' vergnügt hätte, aber ihr Sinn für Freundschaft ließ das nicht zu.

Kosuke setzte sich neben Mia und legte seine Hand auf ihr Knie. Auch er war nicht sehr glücklich über die Situation.

"Ich frag mich wo er bleibt -" nuschelte er.

Mia die ihre Ohren gespitzt hatte fragte: "Er?"

Kosuke sah sie leicht überrascht an.

"Ja. Er. Ich hab dir doch gesagt dass ich jemanden für deinen Freund hier einlade. Schließlich will ich ja nicht dass er hier ganz allein rumhockt."

Er blickte kurz zu mir und dann wieder zu Mia.

"Ja, aber wieso er? Ich dachte du hast ein Mädchen für ihn eingeladen."

Er schmunzelte.

"Ich hab nur gesagt das ich jemanden für ihn einlade", sagte er, "aber ich habe nie gesagt, dass es sich um jemand weibliches handelt."

Er schenkte ihr ein Lächeln, was bei mir beinahe einen Würgreiz und bei ihr Herzchenaugen verursachte.

Ich rollte mit den Augen.

So sehr ich mir auch wünschte Mia glücklich zu sehen, hieß das noch lange nicht, dass ich mir stundenlang das Geturtel anschauen musste.

Ich seufzte.
 

Eine Klingel riss mich aus meinen Gedanken und ich blickte auf.

"Ah, das muss er sein. Entschuldigt mich kurz, ich geh ihm auf machen." Mit einem Lächeln verschwand Kosuke aus dem Zimmer um wenig später seinem Freund die Tür zu öffnen.

Ich nahm noch einen Schluck von der ekelhaften Brühe, die ich noch immer in der Hand hielt. Gefasst auf mehrere Stunden voller Langeweile. Denn über was sollte ich mich denn schon mit einem wildfremden Kerl unterhalten? Zu mal ich noch nicht mal so viele Freunde hatte, dass ich wüsste wie so was abläuft.

Jap, zwischenmenschliche Beziehungen. Noch ne Schwäche von mir. Toll!

Als Kosuke die Tür wieder öffnete, drang laute Musik zu uns herein. Er strahlte, wohl wissentlich das er jetzt vii~ele vii~ele Stunden mit Mia allein verbringen konnte.

Noch ein letzter Schluck von dem ekelhaften Gesöff und ich blickte auf.
 

'Pruuuuuuuuuust' war das einzige was ich daraufhin herausbrachte.

Das Gesöff, was sich gerade noch in meinem Mund befand, klebte jetzt an den Klamotten und Haaren von Kosuke. Der, sichtlich erschrocken, riss die Augen auf und starrte mich geschockt an. Erst nach Sekunden der 'Stille', bewegte er sich wieder und starrte an sich hinunter. Sein Gesicht zeigte Ekel.

Ich, der Kosuke's fluchende Wörter ignorierte, starrte nur auf die Person die sich in der Tür befand.

Die Person starrte nicht minder erschrocken und entsetzt zurück.

Genau jetzt verfluchte ich Gott bis auf's Blut, denn dieser Scheißkerl hatte es tatsächlich gewagt, mir Yuu Yoshida noch einmal unter die Nase zu setzen!

Yoshida und ich starrten uns an. Keiner von uns brachte ein Wort über die Lippen, gelähmt wie wir doch waren.

Mia, die sich um Kosuke kümmerte, sah zu uns herüber. Zwar hatte sie keinen blassen Schimmer wer der Kerl war, den ich gerade anstarrte (schließlich hatte ich ihr nicht haargenau erzählt wie er 'der Typ von der Straße' aussah), aber dennoch bemerkte sie die 'knisternde' Luft zwischen uns.

"Ä-Ähm ... Alex," sagte sie, "alles ok mit dir?" Ihr Blick wanderte von mir zu Yuu und wieder zurück.
 

Ich riss meinen Blick von dem Kerl und sah in das besorgte Gesicht von meiner besten Freundin, die sich mittlerweile vor mich gestellt hatte.

"Gott, du bist ja ganz blass!"

Sie legte ihre eine Hand auf meine und die andere auf ihre eigene Stirn und murmelte: "Kein Fieber". Vorsichtig nahm ich ihre Hand von meinem Kopf und setzte ein Lächeln auf.

"Mir geht's gut, Kleine. Mach dir keine Sorgen, dass Zeug", ich schwenkte leicht mit der Flasche in meiner rechten Hand, "ist mir wohl nicht ganz so bekommen wie ich dachte. Ich geh einfach ein bisschen raus an die frische Luft, dass reicht schon." Ich lächelte immer noch.

Das mein fröhlicher Gesichtsausdruck falsch war, wusste sie, jedoch ließ sie nach und ließ mich nach draußen gehen.

Als ich an Yuu vorbeihuschte, würdigte ich ihn keines Blickes und war darauf bedacht, ihn nicht zu berühren.

Denn dafür tat mein Herz zu sehr weh.
 

Als ich vor den Hauseingang trat, schnappte ich erst einmal gierig nach Luft. Zu gleich biss ich die Zähne zusammen, denn tat ich es nicht, wären mir wahrscheinlich die Tränen gekommen.

Schöner Mist!

Ich blickte die Straße hinab, auf der ich und Mia gekommen waren. Sie war sehr sperrlich beleuchtet und die Lichtkegel der Laternen spendeten nur vereinzelt Licht.

Mein Blick wanderte von links nach rechts und blieb an einem kleinen Kiesweg, rechts neben mir, stehen. Ohne lange darüber nach zudenken, ging ich den Weg entlang und kam an einem kleinen, künstlich angelegten Fluss an.

"Scheiße müssen die Kohle haben, wenn die sich schon nen eigenen Privat-Fluss anlegen," nuschelte ich in mich hinein, wissentlich dabei den Gedanken ignorierend, dass ich ja selbst reiche Eltern hatte.
 

Ich ging zu der Brücke, die das eine Ufer mit dem anderen verband, und setzte mich, die Beine über der Wasseroberfläche baumelnd, auf den Rand. Die Hände hinter mir auf dem Holz abstützend, atmete ich schwer ein und wieder aus. Mein Herz lief schon wieder 'nen Marathon.

Verdammt! Musste dieser Idiot von Yoshida ausgerechnet der Kumpel von diesem Kosuke sein!

Der Gedanke das Gott mich irgendwie auf dem Kieker hatte, ließ mich nicht los. Warum war der Kerl auch so scharf darauf, mich ständig in solche scheiß Situationen zu bringen?!

War ich etwa für ihn die neueste Attraktion nach Adam und Eva?!

"Hey!"

Ich zuckte zusammen und drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der der Laut kam.
 

Es war Yoshida.

Natürlich!

Wer auch sonst wäre mir nachgelaufen?!

"Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken" gab er leise von sich, wobei er leicht nervös auf seine Füße starrte.

Ich runzelte die Stirn. Irgendwie passte das nicht in mein Weltbild. Schließlich sah ich Yuu Yoshida noch immer, feixend über seinen Sieg, vor mir in meinem inneren Auge.

"Hä?" war deshalb meine sehr intelligente Antwort.

Er sah auf.

"Wie 'Hä'?"

"Wie, 'wie Hä'? Warum lachst du dich nicht schlapp über mich?!"

Jetzt war er es, der die Stirn runzelte.

"Warum sollte ich dich auslachen?"

"Na, weil dein ach-so-geiler-Joke aufgegangen ist! Schließlich hast du mich mit der Sache vor'n paar Tagen ganz schön linken können. Du hast mich mit dieser Scheiße sehr verletzt, also lach dich jetzt gefälligst kaputt und verzieh dich dann! Lass mir wenigstens ein bisschen Stolz und Würde zurück, damit ich nicht glänzlich untergehe!"

Irgendwie sprudelte alles aus mir heraus, worüber ich mir schon seit Tagen den Kopf zerbrach.

Ich wandte meinen Blick wieder zum Wasser, das ruhig vor sich hin plätscherte. Mein Kopf war vor Wut gerötet und ich konnte mir nur mit Müh und Not die Tränen zurückhalten.

Ich nahm meine Hände aus ihrer Position und legte sie stattdessen in meinen Schoß. Meinen Kopf gesenkt, kniff ich meine Augen zusammen und musste mich schwer darauf konzentrieren, dem Schmerz nicht zu widerstehen. Denn wenn ich einmal locker lassen würde, würde ich hemmungslos drauflos heulen. Und das war nicht gerade 'männlich'.

Das passte zwar nicht zu mir, aber dank dem Schmerz in meiner Brust, hatte ich übelst Lust dazu mich schnellstmöglichst zu ertränken. Auch wenn das in diesem kleinen Flüsschen nicht ging. Shitt! Dieser senile alte Sack da oben hatte es tatsächlich auf mich abgesehen!
 

Plötzlich spürte ich zwei Hände auf meinen Schultern und wie sich jemand gehockt leicht dagegen lehnte. Mit angehaltenen Atem lauschte ich den geflüsterten Worten.

"Es tut mir Leid! Es tut mir wirklich Leid! Ich wollte dich nicht verletzen!"

Es machte Klick in meinem Gehirn und schon flossen die Tränen nur so an meinen Wangen hinab, ohne das ich die Kontrolle hätte wiedergewinnen können.

Herrlich!!

Na wenigstens konnte ich den Drang, einfach los zubrüllen und mich ihm um den Hals zu werfen, noch unterdrücken.

Aber eines wollte sich mir unbedingt widersetzen und so sprach ich das eine Wort, was mir die ganzen Tage über noch im Kopf spukte, einfach aus.

"Aber warum?" flüsterte ich leicht schluchzend. (Verdammt!!)

Yoshida zuckte leicht zusammen und seine Finger verkrampften sich etwas in meinem Oberteil.

"Das - das kann ich dir nicht sagen."

Ich wischte mir mit dem rechten Ärmel über's Gesicht und drehte mich um. Verwirrt sah ich ihn an.

"Wie, du kannst mir das nicht sagen?"

"Weil, na ja - ach ich kann dir das einfach nicht sagen!" Der leicht verschämte Blick, wich einem leicht wütenden und so sah er mich mit zusammengezogenen Brauen an.

Ich knurrte.

"Das ist nicht dein Ernst oder? Seit Tagen mach ich mich damit fertig das du Idiot mich angearscht hast und jetzt, da ich endlich die Gelegenheit der Aufklärung habe, willst du's nicht ausspucken?" Mit jedem Wort wurde ich lauter, wobei ich nach seinem Kragen griff.

Wieder wechselte sein Gesichtsausdruck und ich kam zu dem Genuss, Angst in ihm zu sehen.
 

Ja, ich weiß es ist gemein, sich über die Angst eines anderen lustig zu machen. Aber das konnte man mir doch jetzt wohl nicht verübeln oder? Es war schon ein Wunder das ich noch keine grauen Haare bekommen hatte wegen ihm. (Obwohl das bei meiner blonden Mähne nicht sonderlich auffallen würde.) Also könnte ich mich doch wenigstens ein bisschen an seiner Angst ergötzen und ich muss sagen, dass das außerordentlich gut tat! Jawohl!

Er schluckte und auf seiner Stirn bildeten sich kleine Angst-Schweißperlen. Bekam der immer so leicht Angst oder warum machte der sich hier schon fast in die Hose?

"A-also gut" stotterte er.

Oh ja. Seine Angst tat wirklich gut.

Sein Interesse galt anscheinend wieder dem Boden, denn sein Blick wanderte zu seinen Füßen und blieb bei denen haften.

"Ich - na ja - also - weißt du -"

Also jetzt reichte es!

"Sing, mein Gott!" meckerte ich ihn an. Verdammt ich wollte endlich wissen was los war und der Kerl hatte nichts Besseres zu tun als mir hier was vorzustottern!!
 

Der Super-Kleber löste sich und Yoshida sah mich verwirrt an.

Meinen Worten bewusst geworden, kratzte ich mich beschämt am Hinterkopf. Ich dämlicher Hitzkopf konnte es natürlich mal wieder nicht erwarten, aber warum konnte der Kerl nicht einfach mit der Sprache rausrücken?

Verdammtes Arschloch, der du oben im Himmel hockest und dich feixend über mich lustig machest, warum strafest du mich so?!

Was hab ich dir zum Geier noch mal getan, das du mich so quälst?

Amen!!!

Yoshida, der mir meine kochende Wut ansah, schluckte abermals, als er endlich den Mund aufmachte.

"Ich wurde gezwungen" nuschelte er mehr zu sich, als zu mir.
 


 

tbc

Gott, er hasst mich...

Zur Begründung weshalb die Pause so elendig lang war, kann ich eigentlich nur folgendes sagen: Abgrundtiefe Faulheit, gekoppelt mit purer Langeweile und dem nötigen "I dont now what I soll schreibing".
 

*~*~*
 

Angesichts der Tatsache das es schweine-kalt war, schlotterten mir auch so die Knie. Auf einer kleinen Panorama-Brücke mit dazu gehörigem Panorama-Fluss und Panorama-Himmel mit den kleinen Lichtpunkten namens Sterne (kein Wunder das ich mir hier gerade den Arsch abfror!) gestand mir jemand nicht zum ersten Mal das ich verarscht wurde.

Man erzählte mir in meiner Kindheit schon viel und naiv wie ich früher war, glaubte ich es dementsprechend auch. Früher tat es noch weh, doch mit der Zeit fängt man an die Tricks zu durchschauen und ich empfand nur noch Mitleid mit diesen Menschen. Doch jetzt, spührte ich wieder dieses leichte Ziehen in der Brust. Dasselbe das ich schon empfunden hatte als Yuu aus meinem Haus verschwand.

Geil, dachte ich, und ich war mir sicher dieses Gefühl endlich verbannt zu haben!

Das ist doch so lächerlich!
 

Yuu zog es wieder vor auf den Brückenboden zu starren. Der Fluss plätscherte fast lautlos unter uns entlang und ich fragte mich nutzloserweiße, woher er kam und wohin er führte. Bestimmt gab’s schon ein Lied über so einen Kitsch.

Ein Räuspern zog meine Aufmerksamkeit wieder auf den Haufen Mensch mir gegenüber. Er hatte seinen Blick wieder auf mich gerichtet und mir blieb das Herz stehen.

Ein intensives Gefühl von Zuneigung durchfuhr meinen Körper, dass ich fast den Halt verlor.

Zwar saß ich bereits, aber hätte ich gestanden wäre ich mit Sicherheit wie ein Zinnsoldat umgefallen.

Ich bekam eine Gänsehaut und mir stellten sich die Nackenhaare auf.

Was passierte hier mit mir? Verdammt nochmal!

Du blöder Scheißkerl von einem humorlosen Gott! (Denn Humor konnte dieser Arsch nicht mehr besitzen...)

Normalerweiße hätte ich drinnen bei Mia sein sollen. Total betrunken, zugedröhnt und nackt auf einem Tisch tanzend. Schließlich macht man das doch in unserem Alter auf einer Party!

Und nicht hier draußen - erfrierend und total verwirrt!

Verdammt noch mal!!

"Was machst du nur mit mir...?" flüsterte ich. Shitt, eigentlich war das mehr ein flüchtiger Gedanke, aber jetzt wo er schon mal ausgesprochen war... egal.

Er sah mich überrascht an. Überraschung, aber gleichzeitig auch ein anderes Gefühl zeichnete seinen Blick. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt nicht sagen was es bedeutete.

"Alex?!"

Was?

"Alex?! Verdammt noch mal, wo bist du??"

Mia!

Scheiße! Sie hatte ich ja jetzt völlig vergessen.

"Ich bin hier!" brüllte ich mit leichter Aufregung in der Stimme und drehte mich nach ihr um. Warum ich aufgeregt war, wusste ich selbst nicht. Denn im Grunde genommen war ja nichts passiert!

So ungefähr...

Ich dachte noch darüber nach, als ich mich wieder zu Yuu wandte.

Aber da war er schon verschwunden.
 

*~*~*
 

Sanft tanzten die kleinen Staubkörnchen in der Luft, während die Sonnenstrahlen sich sanft aus dem Zimmer zurückzogen. Die Luft war warm und angenehm auf der Haut zu spühren. Der Sommer hatte das Land erreicht und hüllte die Stadt in einem schönen orange-gelben Licht. Es war spät und Häuser und Natur fingen an lange Schatten zu ziehen.

Ein schönes Schauspiel.

„Ich hatte mir Sorgen gemacht, Alex.“

Ich seufzte.

„Ich weiß.“

Mia sah mich stirnrunzelnd an.

Schon seit Stunden saßen wir hier und schwiegen. Als sie mich letzte Nacht allein auf der Brücke fand, verwirrt und nicht imstande einen klaren Gedanken zu fassen, zog sie mich ohne ein Wort von der Party fort. Sie brachte mich zu der Adresse in meinem Schulausweis, kurz: mein zu Hause, sagte mir noch „Wir reden morgen!“ und schickte mich ins Haus.

Und nun war ich hier, bei ihr.

„Warum bist du einfach verschwunden? Du bist ohne ein Wort rausgerannt und kamst nicht mehr zurück!“

Ich schwieg und überlegte.

„Mir wurde das dort zuviel“ flunkerte ich schließlich. „Ich mein, du konntest dort nicht atmen ohne dauernd an Lungenkrebs denken zu müssen. Ich wurde fast blind von dem ganzen Rauch!“

Sie schnalzte mit der Zunge.

„Kein Grund dich dann nicht mehr blicken zu lassen.“

Auch wieder wahr. Aber wie sollte ich ihr letzte Nacht denn erklären?!

Als Yuu verschwunden war, fühlte ich mich plötzlich wie im Stich gelassen. Und was ich selbst nicht begreifen konnte, wie konnte ich das dann jemand anderem verständlich machen?

Wie sieht das denn aus wenn ich ihr erzähle, dass ich für einen Moment von Yuu eine so starke Anziehungskraft gespührt habe, dass nicht mehr das oberste Stockwerk meines Körpers die Kontrolle über mich hatte, sondern einige Etagen tiefer?! Ey, das ist doch peinlich!
 

„Hat es mit dem Jungen zu tun, von dem du mir erzählt hast?“

BONK... Meine Damen und Herren! Die Kandidatin hat sagenhafte 100 Punkte erreicht! Einen herzlichen Applaus für Sie!!

„Was?“

„Der Junge von der Party und der Junge von der Straße sind ein und dieselbe Person. Stimmts?“

„Ähm...“

Sie lachte auf.

„Dein Gesicht spricht Bände!“

Sie lachte auch weiterhin, ohne darauf zu achten das mein Gesichtsausdruck langsam von Verwirrung zum Schollen überging, in Kombination mit einem wunderschönen Weinrot. Ich mag es nicht, wenn man mich auslacht.

„Ich kenn dich gut genug um Eins und Eins zusammen zählen zu können, Alex.“

Als ich ihr immer noch nicht antwortete, sprach sie weiter: „Außerdem bin ich nicht dumm. Als der Junge in den Raum kam, warst du wie ausgewechselt. Du bist in Anwesenheit anderer auch so nicht gesprächig und mehr der Zuhörer, aber gestern konnte man einige deiner Gefühle vom Gesicht ablesen.“

Sie seuftzte.

„Zumindest konnte ich es.“

„Und da kommst du direkt auf Yuu?“ sagte ich schließlich, wobei ich noch nicht meine völlige Stimmlage unter Kontrolle hatte.

„Ach, er heißt Yuu. Gut zu wissen.“

Ich stupste sie kurz an.

„Es war außerdem nicht schwer darauf zu kommen das er der Grund für deinen Gefühlsausbruch war,“ lachte sie. „Schließlich ranntest du raus, kurz nachdem er herein gekommen war und ihr euch entgeistert angesehen hattet.“

Ok, das war wohl nicht sehr klug von mir gewesen.

Für das nächste Mal musste ich mir merken erst ein paar Minuten sitzen zu bleiben, zu tun als wäre ich taubstumm und mich dann langsam zu verpissen, als hätte ich ein dringendes Bedürfnis.

Aber ich glaub, selbst das würde Mia durchschauen.

Sie ist eben jemand, die andere Menschen wie ein Buch lesen konnte. Sehr zum Leidwesen der ‚Bücher’.

„Also dann erzähl mal, was ist draußen auf der Brücke passiert?“

Kurz überlegte ich, ob ich nicht lieber schweigen sollte. Es war schwer einen logischen Grund für meine Reaktion zu finden. Aber letztendlich siegte der Gedanke, dass Mia meine beste Freundin war und sie deshalb ein Recht darauf hatte alles zu erfahren. Also erzählte ich es ihr.
 

„Verstehe“ sagte sie, als ich geendet hatte. „Die beste Lösung wäre doch, einmal mit Yuu zu sprechen. Ohne eine Störung, meine ich.“

„Na toll. Und was würde mir das dann bringen?“

Sie drehte genervt mit den Augen.

„Klarheit? Entwirrung deiner Gedanken? Eine Erklärung auf das niedliche Karussel deiner Gefühlswelt? Mensch Alex, stell dich doch nicht so an!“

Ich zog eine Schnute.

„Hör auf mit mir zu reden, als wäre ich ein Kleinkind“, schmollte ich.

„Tja, dann benimm dich auch mal wie ein Erwachsener. Oder hast du mal eine Mutter mit ihrem Baby über die neuesten Aktionkurse sprechen hören?“

„Ha-Ha“

Stille.

Dann plötzliches Gekreische seitens Mia und Gekrunze meinerseits.

Wir nennen das auch Lachen.

Wir sind halt das perfekte Paar.

Platonisch gesehen versteht sich.
 

Aber...

Sie verstand einfach nicht, was ich (eigentlich) sagen wollte. Was ich dachte. Was ich fühlte.

„Mia...“ seuftze ich. „Ich kann doch nicht so einfach zu ihm rennen und sagen: »Ey! Du! Wir müssen reden über, Du-weißt-schon-was, also dieses Knistern wenn wir uns sehen und wir, Du-weißt-schon-was, uns berühren und überhaupt das Ganze. Du-weißt-ja-was-ich-meine. Also komm jetzt!«“

Mia glotze mich an.

„Warum nicht?“

Und schon küsste ich den Fußboden.

Sie verstand es wirklich nicht!

„Weil ich glatt umgebracht werde von Taki! Und außerdem kann ich das nicht tun, weil es eine indirekte (oder auch nicht) Liebeserklärung wäre!“

„Ja und...?“

„Ich bin ein Kerl!“

„Aha, wusst ich noch nicht. Und weiter?“

„Er ist auch ein Kerl!!“

„Boar, echt??“

„Mia!!!!“

Tief Luft holen!!

Ganz ruhig bleiben und bis Zehn zählen.

Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf. Sechs. Sieb-

„Was tust du da?“

„Zählen...“

„Hä?“

„Zählen! So wie Eins-Zwei-Drei...!!!“

„Ja-Ja, schon gut! Aber warum?“

„Um dir nicht gleich an den Hals springen zu müssen.“

„Och Alex. Ich weiß auch ohne Umarmung das du mich lieb hast!“

Und damit fing sie vor Lachen an zu brüllen. Blöde Kuh!!

Aber mitlachen musste ich trotzdem. So nach einer Ich-guck-dich-bitterböse-an-Sekunde.

„Ok, Alex. Ich versteh ja was du meinst,“ sagte sie während sie eine imaginäre Lachträne wegwischte, „aber meinst du nicht auch, du würdest es bereuen, wenn du es ihm nicht sagst?“

Ich überlegte, dann kam ein Seuftzer von meiner Seite.

„Ich weiß nicht...“

Sie überlegte, dann ein Seuftzer von ihrer Seite.

„Naja, sieh es doch mal so,“ sagte sie lächelnd, „mehr als von Taki in Stücke zerrissen kannst du nicht werden!“

Na toll...
 

Am nächsten Tag stand ich völlig kaputt und perplex auf.

Die ganze Nacht über hatte ich mir einen Plan zurechtgelegt. Wenn er aufging, hatte ich Yuu mal kurz für mich allein, und wenn nicht: dann war ich tot, mausetot, konnte von nun an die Radieschen von unten betrachten. Sprich: Ich wäre erledigt.

Aber optimistisch wie ich doch bin (Ha-Ha), müsste es klappt. Basta.
 

Geduscht, angezogen und gefrühstückt war ich schnell.

Charles wartete bereits auf mich, als ich aus der Tür trat und auf den Wagen zuging.

„Guten Morgen, Sir“ grüßte er, während er mir die Tür aufhielt.

„Guten Morgen“ nuschelte ich.

Die Fahrt zur Schule war so ereignisreich und interessant, wie wenn es George W. Bush interessieren würde wie es um den Irak steht.
 

„Hey Blondie! Wünscht man seinen Kommilitonen heutzutage nicht mehr einen schönen Guten Morgen? Wie unhöflich!“

Leichter Brechreiz, gefolgt von einer gewissen Genervtheit und Langeweile und der Gewissheit das der Tag von nun an gelaufen sein würde.

Pah! Arschloch! So leicht kriegst du mich nicht klein!

„Einen wunderschönen guten Morgen,“ Wixxer! „Wie ist ihr wertes Wohlbefinden?“

Mit einem ölig, glatten Lächeln drehte ich mich um und grinste dieser hohlen Nuss mitten ins Gesicht.

Neben ihm stand die Matschbirne, deren IQ man bereits aus 100 Meter Entfernung an einer Hand abzählen konnte.

Ach du geheiligte Makrele... Was ein Haufen voller Idioten.

Wie einst ein deutscher Musik’gott’ im TV prädigte: „Herr, lass Talent vom Himmel regnen!“, möchte ich doch gern sagen: „Herr! Lass endlich, gottverdammtescheiße nochmal, Hirn vom Himmel regnen!!“.

Das ist doch nicht zuviel verlangt?

Oder etwa doch...?
 

„Aber nicht doch! So vornehm müssen wir doch nicht sein. Wir sind doch schließlich unter uns.“ Grinste die Nuss.

Weißt du was? Halt doch einfach die Klappe!

„Stimmt, du hast Recht. Wie töricht von mir.“ Lenkte ich ein, ohne aber das mein eingemeiseltes Lächeln verschwand.

Menschenskindergottverdammtscheißehiernochemal!

Könnte man nicht einfach so eine Art Zauberstab erfinden mit dem ich mal kurz schwenke und ihr Idioten verschwindet???

Nein?

Verdammt...
 

Gott ist gemein, wusste ich bereits.

Aber das der Typ so Abgrundtief ätzend sein konnte... nein, das war mir noch nicht bewusst.

Und genau das zeigte sich soeben in Gestalt meines Lehrers der zielstrebig auf mich zuging.

Ich hatte ein ungutes Gefühl.
 

„Aizawa-san! Gut das ich Sie noch treffe vor dem Unterrichtsbeginn. Ich habe etwas Wichtiges mit Ihnen zu besprechen.“ Sagte er leicht gehetzt.

„Guten Morgen Shimizu-san.“

„Jaja, Guten Morgen. Bitte folgen Sie mir.“

Und somit drehte er sich um und ging von dannen.

Meine rechte Augenbraue wanderte gen Himmel.
 

Was zum...



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Kommentare zu dieser Fanfic (57)
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Von:  Roxelane
2009-02-20T17:36:37+00:00 20.02.2009 18:36
Sag mal, lebst du eigentlich noch? *grübel*
Schade dass es immer noch nicht weiter gegangen ist, dabei war die Story so viel versprechend.
Von: abgemeldet
2008-02-11T10:31:13+00:00 11.02.2008 11:31
Wie es aussieht wurde sie ja nun Mitte letzten Jahres überarbeitet. Aber leider ist die Geschichte noch immer nicht weiter geschrieben. Wann dürfen meine Freundin und ich mit einer Fortsetzung bei dir rechnen? Wir sind nämlich gerade dabei unsere Favolisten aufzuräumen und unbeendete die schon seit Jahren brachliegen, rauszuwerfen.
Es wäre allerdings sehr schae wenn ich eine Story auch rausnehmen müsste.

AL Malchatun
Von: abgemeldet
2007-08-17T16:17:15+00:00 17.08.2007 18:17
ui tolle geschichte, aba schreib schnell weiter^^. ich will ma echt wissen was mit dem kleinen los is!!! du hast doch soooooooooo viele tolle kommis bekommen, da musst du doch unbedingt weiterschreiben=P

Von:  Roxelane
2007-05-28T14:26:04+00:00 28.05.2007 16:26
Also seit deiner letzten Nachricht ist schon wieder ein Jahr vergangen!? Darf man fragen, ob du überhaupt noch an diese Story denkst?
Ich meine das letzte Kapi kam 2004 und seitdem warte ich darauf dass sie fortgesetzt wird??? *schnief*
Von:  Lord-Mika
2006-01-14T14:25:29+00:00 14.01.2006 15:25
Also ich finde deine FF auch echt mega klasse !!!! Ich hoffe echt das du demnächst weiterschreibst ^-^

Mfg Touya_19
Von:  uteki-chan
2004-12-09T19:21:37+00:00 09.12.2004 20:21
sodale...
ich möchte gehörsam mitteilen: du hast nen neuen fan! ^^y

ich find die story echt klasse...
wirklich süß, was da zwischen den beiden abgeht... wenn ich wüsst, was da genau abgeht! ^^''
warum, um himmels willen, hat er das gemacht bzw. hast du ihn das machen lassen??? wer hat ihn gezwungen?

kisses,
deine aqua
Von: abgemeldet
2004-12-08T13:43:23+00:00 08.12.2004 14:43
Wow!! Wieder mal Klasse *klatsch* *animexx fähnchen schwing* Bin gespannt wies weitergeht ^___^
Von: abgemeldet
2004-12-07T23:34:10+00:00 08.12.2004 00:34
AHHHHH!!!!!!!!!!
Bitte mach schnell weiter! du kannst doch nicht einfach da so aufhören!
Find ich gemein!
bitte bitte mach schnell weiter!
liebe grüße,
Kira
Von: abgemeldet
2004-12-07T14:06:00+00:00 07.12.2004 15:06
Ach du meine Güte dieser Yoshida ist ja ganz schön merkwürdig aber irgendwie mag ich ihn..kann nicht sagen warum ^__^ Das Kapi fand ich fast noch besser als das davor *applaus* ^.^
Von: abgemeldet
2004-12-07T13:42:27+00:00 07.12.2004 14:42
O.O Wow ich bin föllig baff! Du hast einen superklasse schreib stil *appalaus* Mir gefällt die Story richtig gut ^_^ Alexander...cooler Name irgendwie ^^ Halbjapaner.. mal was ganz anderes ^.^ Werd auf jedenfall bald weiterlesen ^__^


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