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Apple Juice

von

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Er kam, sah und schluckte

Vorwort
 

Oh Leute... ich kann euch gar nicht sagen wie glücklich ihr mich mit euren 11 Kommentaren gemacht habt ;___; *sniff* *Taschentuch zück*
 

Dafür will ich mich bei jedem von euch, also SD, -ryou-, Ryon, winterspross, Azumi, EndlessCry, SSJSweety, chibidragon3, TheRasmus, Missi und DarkAngelNatsumi, bedanken :).

*alle mal knuddeln tu*
 

Da mich einige gefragt haben, warum ich meine Story "Apple Juice" genannt habe, will ich mal erzählen wie es zu diesem Titel kam ^^.
 

A~lso... ich habe meinen PC in meinem Zimmer stehn und mein Zimmer ist im obersten Stockwerk. Deswegen hab ich, verständlicherweiße, nicht wirklich lust jedesmal in die Küche runter zu rennen, wenn mein Glas alle iss. Deshalb fülle ich eine große Flasche immer in eine kleine um und nehme die kleine dann mit hoch. Die großen sind ziemlich umständlich und durch das Plastik kann man die nicht gut festhalten, weswegen eine kleinere Flasche viel besser geeignet ist (zudem kann man an meiner so schön nuckeln xD).

Gerade als ich meine Flasche neu umgefüllt habe, fiel mir meine Story, die ich schon seit Tagen im Kopf hatte, wieder ein und ich nahm mir vor diese niederzuschreiben. Problem war bloß, was für einen Titel ich nehmen würde. Und weil ich gerade Apfelschorle trank, dacht ich mir "Apfelsaft auf englisch wär doch ein echt geiler und total bescheuerter Titel für die story :D" und jaa~ so kam es das sie jetzt Apple Juice heißt.

Aber es wäre auch schön blöd eine Story nach nem Saft zu benennen wenn dieser gar nicht vorkommen würde und deshalb lass ich mir noch etwas einfallen (hab schon ne Idee *gg*).
 

Gut, das war die Entstehungsgeschichte des Titels "Apple Juice", wer noch Fragen hat, schreibt mir einfach ne ENS xD
 

Und achja, ihr könnt es euch sparen mir nach diesem Kapitel zu sagen, das Kartoffelbrei mit Rühreier eine komische Zusammensetzung ist xD (das hat meine Beta-Leserin nämlich schon übernommen x]). Wer's nich kennt muss es einfach mal probieren, danach kann man mir sagen das es entweder scheußlich oder gut schmeckt ^^. So, Basta xD.
 

Scheiße, hab grad gemerkt das meine Rechtschreibfehler immer schlimmer werden *drop* -____-

Also, wer jetzt noch welche findet, sagt am besten nix... ich weiß nämlich schon so das ich se net mehr alle hab oÒ
 

P.S.: Da man mich gebeten hat mehr Absätze einzufügen, habe ich Kapitel 1 ein wenig verändert, damit man's besser lesen kann x)
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Endlich im Haus angekommen warf ich meine Schuhe ziellos in den Flur. Genau wie meine Jacke würde ich die irgendwann später wegräumen.

Der Kleine blieb noch vor der Tür stehen und blickte unsicher ins Haus hinein. Wenn er noch länger bräuchte, würde es Nacht werden.

So langsam traute auch er sich in den Flur zu gehen, blieb aber auch da sofort stehen, als ich die Tür hinter ihm zu machte. Jetzt, da er so dicht neben mir stand, bemerkte ich, dass er nicht viel jünger sein konnte als ich. Wir waren fast gleich groß, wobei ich noch um ein paar Zentimeter höher gewachsen war als er.

Da er keine Anstalten machte sich großartig zu bewegen, nahm ich ihn wieder an die Hand und zog ihn abermals hinter mir her in die Küche.

"Was - aber -" Also langsam glaubte ich wirklich er könne nur stottern.

Ich drückte ihn auf einen Barhocker, damit er sich an den Tresen setzen konnte. Der Tresen war Ess- und Kochfläche zugleich, so hatte ich ihn im Auge, als ich das Essen machte.

Ja, ich machte das Essen selbst. Eine Köchin oder so etwas hatten wir nicht. Warum auch. Ich aß so oft es ging auswärts und meine Eltern tranken vielleicht mal einen Kaffe in diesem Haus, was aber auch sehr selten vorkam. Sie standen auf, zogen sich an und wenn sie noch drei Minuten Zeit hatten, dann machten sie sich noch einen Kaffee, aber ansonsten eilten sie gleich aus dem Haus, nachdem sie fertig waren. Wörter wie "Tschüss" oder "Sayonara" waren noch nie gefallen, wahrscheinlich kannten sie sie gar nicht.

Außerdem hätte ich sonst nichts in diesem Haus zu tun, also war es doch recht praktisch, sich am Tag ein oder zwei Mahlzeiten zu machen. Obwohl ich es eher hasste in diesem Haus zu kochen, da ich das Haus selbst nicht leiden konnte.
 

Ich hatte es ja schon einmal erwähnt. Meine Erzeuger waren strikt dagegen in eine normale Mietwohnung zu ziehen, da es für sie nicht in Frage kam, in der Nähe von "Abschaum" zu wohnen. Na, wenn das nicht pure Nächstenliebe war. Sowieso waren die Beiden recht eigen, was auch die Tatsache, dass meine Mutter Kreativität hasste, obwohl der eigene Mann Fotograf von Beruf war, erklärte. Aber das hatte mein Vater sich selbst zuzuschreiben, denn auch wenn er es nicht zugab, er verhielt sich dreihunderfünfundsechzig Tage im Jahr genau wie ein Karnickel in der Paarungszeit und die verbrachte er jedoch ganz und gar nicht mit seiner Frau, im Gegensatz zu dem Karnickel.

Der Kleine schaute mir interessiert dabei zu, wie ich ihm Rühreier und Kartoffelbrei machte. Deutsche Hausmannskost wie ich sie früher von der Haushälterin bekommen (wenigstens eines machte sie richtig; sie gab mir ordentliches Essen) hatte. Einfach lecker. Ich selbst war froh darüber, dass meine Mutter Deutsche war, denn ich fand die deutsche aber auch die japanische Kultur sehr interessant. Ich neigte zwar wesentlich mehr zur Kunst statt zur Kultur, aber egal.

Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln und der Knirps schaute mich etwas verwirrt an. Anscheinend wusste er nicht genau, was am Eier-in-Pfanne-schlagen so lustig war.

Ich machte unbeirrt mit dem Kartoffelbrei weiter. Ich hatte mir extra aus unserem letzten Deutschlandbesuch ein paar Packungen Fertigkartoffelbrei besorgt; da es so was hier in Japan nicht gab, zumindest hatte ich solches noch nicht entdeckt.

"Was ist das?" Der Kleine zeigte auf das Rührei und den Brei den ich fast fertig hatte.

Ich glubschte ihn an. Wow. Er hatte mal ein Satz gesagt, ohne dass er dabei stottern musste.

Er sah in mein erstauntes Gesicht und schaute so gleich auch wieder weg. Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf seinen Wangen.

"Das," ich zeigte auf mein Meister-Essen, "ist deutsche Hausmannskost. Glaub mir, am Anfang mag's komisch schmecken, aber danach kommst du nicht mehr davon weg."

Er blickte vom Boden wieder auf das Essen und daraufhin wieder zu mir. Anscheinend glaubte er mir nicht.

Ich schürzte meine Lippen und tat so, als ob ich beleidigt wäre.

"Du willst nicht mein Meister-Essen probieren?" Das hatte gewirkt und er versuchte mir gestikulierend zu zeigen, dass er es essen würde, im Notfall sogar runterwürgen. Na wenigstens etwas, dann hatte er was im Magen und das war weit aus wichtiger, als dass es ihm schmeckte.

Ich reichte ihm den Teller und eine Gabel. Ein paar Sekunden lang starrte er auf die Gabel und wusste nicht ganz, wie er damit essen sollte. Dass er damit essen sollte wusste er allerdings, das sah man ihm am Gesichtsausdruck an.

Kurz bevor ich selbst zu meiner Gabel griff, um ihm zu zeigen, wie man damit hantierte, hatte er jedoch den Bogen raus.

Nachdem er den ersten Schub Rührei+Brei in sich hinein geschaufelt hatte, machte er eine kurze Pause.

"Wahrscheinlich um zu sehen, wie es schmeckt" dachte ich bei mir.

Dann weiteten sich seine Augen und das, was er danach tat, konnte man schon gar kein "essen" mehr nennen. Er schlang alles in sich hinein, ohne dass er sich auch nur einmal verschluckte.

Eigentlich hätte es mich nicht so überraschen dürfen, denn schließlich hatte der Kleine schon seit längerer Zeit nichts mehr zwischen die Kiemen bekommen und das sah man ihm an.

Dennoch konnte ich nicht anders als ihn anzustarren und als er das bemerkte, schaute er zu mir hoch und verschluckte sich prompt. Als er von einem Hustenanfall gepackt auf seinem Stuhl herum rutschte und sich wie wild auf seine Brust schlug, musste ich wieder lachen.
 

Ich hatte schon Tränen in den Augen als er sich ausgehustet hatte und leicht beschämt auf seinen noch halbvollen Teller starrte, jedoch nichts mehr aß. Ich atmete einmal tief durch, dann sah ich ihn an und lächelte. Ich konnt nicht anders. Wie er auf diesem Hocker saß und auf seinen Teller starrte. Wie er sich gerade die Reste aus seinen Mundwinkeln kratzte. Dieser Anblick war einfach zu süß.

Ich schmunzelte immer noch, als ich mich neben ihm setzte, meine Gabel nahm und selbst von meinem Teller aß, den ich davor noch nicht angerührt hatte. Als er merkte, dass es mir nichts ausmachte, wie er aß, fing auch er an, wieder zu essen. Aber diesmal in einem etwas langsameren Tempo.

Wir schwiegen uns die ganze Zeit über an, wobei ich einfach nicht aufhören konnte zu grinsen.

Scheppernd ließ der Kleine schließlich die Gabel auf den Teller fallen und lehnte sich soweit zurück, dass er gerade noch so nicht nach hinten umkippte. Den Bauch haltend gab er einen kleinen Seufzer von sich.

Ich räumte die leeren Teller in die Spüle und stellte ihm ein Glas Wasser zum nachspülen vor die Nase.

Das Einzige was mir darauf einfiel war: Er kam, sah und schluckte. Denn er hatte das volle 0,5lGlas mit einem Zug geleert. Da konnt ich mir erst recht nicht das Grinsen verkneifen.

"Hat es denn wenigstens geschmeckt?"

Er erwiderte mein Grinsen.

"Und wie." Das bewirkte, dass mein Grinsen noch breiter wurde. Grinsekatze ließ grüßen!
 

Ich setzte mich wieder auf meinen Platz. Mein Grinsen war wieder einem leichten Lächeln gewichen, da ein Dauergrinsen auf eine gewisse Zeitdauer hin recht unbequem wurde und ich sah ihn forschend an.

Wahrscheinlich war ihm das unangenehm, da der erwähnte Rotschimmer wieder in seinem Gesicht auftauchte und er meinem Blick auswich.

"Wie heißt du," fragte ich ihn und mein Lächeln verschwand. Sorge hatte sich wieder in meinem Körper breit gemacht und ich fragte mich ernsthaft was aus dem Kerl einmal werden sollte.

"Yoshida. Yuu Yoshida" sagte er leicht bedröppelt und sah weiterhin auf den Tresen.

Mir war, als ob ich den Namen schon einmal gehört hätte; doch das konnte nicht sein, denn schließlich kam mir sein Gesicht nicht bekannt vor.

In Gedanken verfluchte ich meine Schwäche, dass ich mir Namen nur sehr schlecht einprägen konnte. Alles andere, sei es Formeln, geschichtliche Ereignisse oder sonst irgendwas in der Art, all das konnt ich mir wunderbar merken und selbst im Schlaf vortragen. Selbst die Namen der Offiziere im Zweiten Weltkrieg brachte ich noch gut genug auf die Reihe, dass ich eine gute Note im Test bekam, aber alle anderen Namen waren Schwerstarbeit für mich. Sie war meine bisher einzigste Schwäche.

"Ok, gut Yonida-kun. Du bleibst erst mal hier. Deine -"

"- Yoshida."

"Was?"

"Ich heiße Yoshida, nicht Yonida."

"Oh -", jetzt war ich es, der den leichten Rotschimmer im Gesicht bekam. "Gomen, ich kann mir Namen nicht so gut merken."

Ich grinste ihn leicht verlegen an. Wenn es wirklich einen Gott im Himmel gab, warum konnte mir dieser Saftsack dann kein Seil zum Erhängen schicken?!

"Das muss dir nicht peinlich sein, Aizawa-san." Er grinste.
 

Also dieser Yolida, äh, Yoshida-kun schien Gedanken lesen zu können. Dass er komisch war wusste ich so schon, denn mal stotterte er und glich einer überreifen Tomate und in der nächsten Minute grinste er wiederum wie ein Honigku-

Moment mal!

"Woher weißt du wie ich heiße?" Ich blickte ihn argwöhnisch an. Leichtes Misstrauen breitete sich in mir aus und schwemmte die Besorgnis einfach weg.

Eine Spur von Panik breitete sich in den Gesichtszügen meines Gegenübers aus und wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich denken, dass er gerade krampfhaft nach einer Antwort suchte.

"Ich - naja weißt du - also -" Stotterer Ahoi!

"Klingel!"

Sekunden der Stille vergingen.

"Hä?" Ich sah ihm direkt in die Augen. Was zum Geier meinte der jetzt?

"Na Klingel. Ich hab deinen Familiennamen auf der Klingel gelesen, als du aufgeschlossen hast."

Mein Hirn versuchte krampfhaft zu arbeiten. In meinem geistigen Auge ging ich zur Tür, ging hinaus und drehte mich zu unserem Klingelknopf um. Ich starrte auf das kleine Messingschild, welches so unnatürlich glänzte. Da stand tatsächlich unser Name!

"Oh, ach so. Na dann." Ich räusperte mich. "Gut, also du bleibst vorerst mal hier. Schließlich kann ich dich jetzt nicht so ohne weiteres aus dem Haus lassen. Denn was soll mal aus dir werden wenn du weiterhin auf der Straße lebst!"

Jetzt sah er noch bedröppelter aus, als er vorher schon gewesen war. Er sah irgendwie erleichtert aus, aber auch beschämt, das war klar.

"Du gehst erst mal duschen und -" ich stockte. Yoshida war so plötzlich aufgestanden und hätte dabei beinahe den Barhocker umgeworfen, so dass ich mich so erschrocken hatte, dass ich nicht mehr in der Lage war, den Satz zu Ende zu sprechen.

"Was zum -"

"Duschen? Vergiss es! Nein! Du hast schon Geld für mich gezahlt und mir was zu Essen gegeben! Das kannst du doch nicht einfach so machen! Was würden deine Eltern sagen, wenn sie erfahren würden, dass ein Straßenköter wie ich hier im Haus gewesen ist?! Sie - Sie -" und schon fing er wieder an zu stottern. Aber es war das erste mal, dass er mehr als fünf Wörter in einem zusammenhängenden Satz gebraucht hatte. Auch wenn ich über diesen Sprachfortschritt froh war, trotzdem wurde ich wieder leicht wütend. Er gab anscheinend nie auf?!

"Jetzt hör mal Bürschchen!" meine Stimme wurde eine Spur lauter, als ich eigentlich beabsichtigt hatte. Yoshida zuckte merklich zusammen. "Meine Eltern interessiert es einen Dreck, was ich mache und was ich tue. Sie sind nur für längere Zeit hier, wenn sie müde sind und deshalb zum Schlafen hierher kommen müssen. Und außerdem kann ich das sehr wohl machen!" Und mit diesen Worten nahm ich ihn nun schon zum dritten Mal an diesem Tag bei der Hand und führte ihn aus der Küche hoch in den ersten Stock, wo mein Zimmer plus Bad war.
 

Irgendwie fühlte ich mich komisch. Als ich seine Hand nahm durchzuckte etwas meinen Körper. Keine Ahnung was das war, jedenfalls war das jetzt unwichtig. Wichtig war jetzt, dass der Mülltonnengestank aus ihm heraus kam und das schleunigst.

Da ich das Glück besaß ein eigenes Bad zu haben, schleifte ich ihn in mein Zimmer, riss ihm förmlich die Klamotten (ob man die Fetzen noch so nennen durfte?) vom Leib, schubste ihn ins Badezimmer und meinte noch grinsend, bevor ich die Tür hinter mir schloss:

"Duschzeug findest du neben der Dusche. Lass dir soviel Zeit wie du brauchst."

RUMMS

Tür zu, Affe tot und ich mache hier erst mal Ordnung! Denn wenn meine Mutter in mein

Zimmer kam, was beinahe so oft geschah, wie eine rosane Schnecke im Kreislauf der Natur, und auch nur einen Krümel, Fussel oder ähnliches auf meinem 'ach-so-teuerem' Teppichboden entdeckte, dann Gnade mir Gott! Ein wildgewordener Elefant war nichts dagegen.

Ich nahm die Stofffetzen, die Yoshida vorher noch am Leibe getragen hatte, ging damit aus dem Haus hinaus zu den Müllcontainern, die hinter unserem Anwesen standen und warf diese dort hinein. Es waren keine fünf Minuten vergangen, als ich aus dem Zimmer ging und wieder zurück kam. Jedenfalls saß Yoshida auf meinem Bett als ich in mein Zimmer trat. Er war bekleidet mit meinem Bademantel und seine Haare waren triefnass. Sie waren nicht lang, aber lang genug, so dass sie an seinem Kopf klebten. Er hatte seine Hände in seinen Schoß gelegt und schaute auf den Boden. Als ich in das Zimmer kam, blickte er hoch und stand sofort auf.

"Hey bleib sitzen," sagte ich und musste lachen. Er war wirklich schreckhaft oder viel zu höflich, als dass er mir Umstände machen wollte.

Ich ging zu meinem begehbaren Kleiderschrank und schaute nach geeigneten Klamotten für ihn. Als ich eine Jeans, T-shirt, Pullover und was er sonst noch brauchte, gefunden hatte, ging ich wieder in mein Zimmer und warf das Zeug auf mein Bett.

Er starrte die Klamotten an, blieb aber stumm.

"Du kannst sie anziehen und behalten." Ich lächelte ihn an, um ihm so zu zeigen, dass ich es ernst meinte.

Zaghaft nahm er die Hose und sah sie sich an.

Gut, es war eine Markenhose und auch alle anderen Sachen waren Markenklamotten, aber dennoch sahen sie schlicht und einfach aus.

Yoshida sah erstaunt auf die Hose, dann zum Klamottenberg und schließlich wieder zu mir.

"Du kannst sie wirklich behalten" wiederholte ich. Ich begriff nicht, warum er so unschlüssig war. Ich hatte ihm gesagt, er könne die Klamotten behalten, sogar zweimal, doch irgendwie schien er sich nicht zu trauen.

"War doch klar, er war ein Straßenkind und deshalb nicht dran gewöhnt, dass man ihm Kleidung schenkte. Wieso also wundert dich seine Zaghaftigkeit?" Mein nervtötendes Unterbewusstsein hatte sich eingeschaltet.

"Dafür bist doch du zuständig oder irre ich mich da", grummelte ich in mich hinein.

"Was hast du gesagt?"

Ich schreckte aus meinen Gedanken und blickte wieder zu Yoshida. Dieser starrte mich nur verwirrt an.

"Du hattest doch was gesagt, oder?" fragte er wieder.

"Äh - nur Selbstgespräche." Wieder einmal lächelte ich gequält, wobei das Gefühl, dass mein Kopf immer roter wurde, einfach nicht nachlassen wollte. Scheisse!

Und heute Morgen dachte ich noch, der Tag könnte nicht besser werden. Ich hatte mich mal wieder selbst übertroffen!
 

Yoshida hielt die Hose am Bund fest und wollte sie sich gerade anziehen.

"Halt warte!"

Er blickte zu mir hoch.

"In dem Haufen ist noch Unterwäsche, aber nur wenn du willst. Die ist auch nicht benutzt, da sie mir eine Nummer zu klein ist." Mein Kopf müsste jetzt eine überreife Tomate überboten haben. Mir war heiß, unendlich heiß.

Verdammtes Blut, warum musstest du ausgerechnet jetzt in meinen Kopf steigen?!

Während ich in meinen Gedanken die rote Flüssigkeit, die sich überlebenswichtig in meinem Körper befand, verfluchte; kramte Yoshida die Unterwäsche aus dem Haufen und lies den Bademantel fallen.

Blitzartig drehte ich mich um.

Mir war es peinlich, denn schließlich zog er sich ja gerade vor meinen Augen um! Und mir wurde heißer und heißer und - wie heiß konnte mir denn noch bitte schön werden?
 

Immer noch über mich selbst fluchend, zog sich Yoshida hinter meinem Rücken an. Als er "Du kannst dich jetzt wieder umdrehen," sagte, sah ich über meine linke Schulter, um einen ersten Blick auf ihn zu werfen. Erst dann drehte ich mich vollständig um und sah auf einen Jungen, der gar nicht mal so schlecht in diesen Klamotten aussah. Sie standen ihm sogar unheimlich gut.

"Ja bist du denn verrückt geworden!?!" Eine recht bekannte, innere Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich klatschte mir mit der einen Hand gegen die Stirn, wobei ich selbst noch nicht mal wusste, wieso ich das tat.

Yoshida sah mich verwundert an.

"Was hieß hier verrückt geworden? Ich brüllte dir hier keine Kopfschmerzen zusammen!!" erwiderte ich wütend und ignorierte dabei absichtlich den stechenden Schmerz in meiner Stirn.

Herrlich, mein Unterbewusstsein macht sich selbstständig!

"Es ist nichts. Wirklich nichts" sagte ich zu Yoshida, der mich immer noch leicht verwirrt anstarrte.

Wie ich diesen Tag doch liebte!
 

Ich ging zu meinem Bett, das nicht gerade klein war, und setzte mich. Mein Kopf tat mir weh und ich wollte nur noch meine Ruhe. Nur leider stand da noch ein mir völlig unbekannter Kerl in meinem Zimmer; den ich, ohne zu überlegen, einfach mit nach Hause genommen hatte.

Gut, so unbekannt war er mir ja nun doch wieder nicht. Schließlich wusste ich jetzt seinen Namen. Yuu Yoshida. Aber irgendwie legte dieser in mir Erinnerungen wach, die ich anscheinend verdrängt hatte oder die ich für unwichtig schien. Jedenfalls waren diese Erinnerungen schemenhaft und total unscharf.

Na super, zwar wußte ich jetzt, dass ich ihn kennen musste, aber woher und wieso wollte mir einfach nicht einfallen!

"Hast du Kopfschmerzen?"

Ich zuckte zusammen.

"Ähm - ja. Ein wenig." Ich berührte mit meiner rechten Hand die Stirn. Sie war wärmer, als sie eigentlich sein sollte.

"Dann leg dich hin und ruh dich aus" sagte er ruhig und drückte mich sanft auf mein Bett.

Ich wehrte mich nicht, weil ich sonst wieder einen stechenden Schmerz in meinem Kopf ausgelöst hätte. Ich legte mich ganz auf mein Bett und ließ mich gehen. Mein Atem wurde ruhiger. Der hämmernde Schmerz ließ nach und langsam fiel ich in einen tiefen Schlaf.
 

Was dann geschah weiß ich nicht; aber als ich wieder aufgewacht war, war es bereits Morgen gewesen und Yoshida war verschwunden.
 

Ich blinzelte in das Morgengrauen hinein. Rieb mir die Augen und stand langsam wieder auf. Meine Kopfschmerzen waren weg und auch meine Stirn hatte ihre normale Temperatur wieder. Ich saß auf meiner Bettkante, als ich ein beschriebenes Blatt Papier auf meinem Nachttisch entdeckte. Ich nahm es in meine Hand und musste es dreimal durchlesen, bis ich begriff, was passiert war.

Er war einfach gegangen. Yoshida meine ich.

Als ich geschlafen hatte, hatte er sich ein Blatt Papier und einen Stift geschnappt, mir die kleine Nachricht (bestehend aus "Danke") auf den Nachttisch gelegt und war dann einfach verschwunden.

Na Klasse. Jetzt war er wieder zurück auf der Straße und es war doch nur eine Frage der Zeit, bis er wieder überfallen wird oder gar abkratzte.

Ein Schauer jagte mir über den Rücken, so dass ich Gänsehaut bekam.

Ich machte mir ernsthafte Sorgen um den Kerl. Sogar verdammt viele Sorgen!

"Warum zum Geier bist du nicht hier geblieben?" flüsterte ich, noch immer den Blick starr auf das Blatt gerichtet. "Warum?"

Ich stand auf und da erst bemerkte ich das ich mein Schlafzeug an hatte. Verdammt der hatte mich doch tatsächlich umgezogen!!
 

Grummelnd ging ich ins Bad. Ich war sauer. Sauer auf mich selbst, weil ich gestern einfach eingeschlafen war und ihn nicht vom Gehen abhalten konnte. Aber auch sauer darauf, weil ich mir zu viele Gedanken um einen Jungen machte, den ich noch nicht einmal richtig kannte.

Ich klatschte mir eine Ladung Wasser ins Gesicht. Die kalte Flüssigkeit benetzte meine Haut und meinen Haaransatz. Ich drehte den Wasserhahn ab und starrte in den Spiegel. Das Wasser tropfte von meinem Kinn.

Verdammt, was war nur mit mir los?

Ich wandte meinen Blick von meinem Spiegelbild zu dem Klamottenberg, der sich in der Mitte meines Zimmers befand. Den Blick auf den Haufen gerichtet, schnappte ich mir ein Handtuch und wischte mir geistesabwesend das Gesicht trocken.

Hastig zog ich meine Schlafklamotten aus und zog meine Kleidung von gestern wieder an.

"Scheiß auf die Hygiene, ich geh den Kerl jetzt suchen!"

Ich rannte aus dem Haus, Charles, der mir einen Guten Morgen wünschte, ignorierend, Richtung Stadt. Ich hoffte, bettelte geradezu, dass er in dieser Gasse war. In dieser stinkenden Gasse, in der ich ihn aufgegabelt hatte. Hoffte, er wäre in einem guten Zustand, dass er nicht wieder von irgendwelchen Kerlen zusammen getreten werden würde.

Ich rannte ein paar Passanten um, die mir wütend hinterher riefen. Doch ich konnte nicht auf sie achten, wollte nicht auf sie achten. Das was ich wollte, war ihn zu sehen, zu sehen ob er in Ordnung war. Die Sorge um ihn wurde immer größer, je näher ich der Gasse kam.

Ich rannte an der überquellenden Mülltonne und der fauchenden Katze vorbei, rannte zu der Stelle wo er noch gestern am Boden gelegen hatte und blieb stehen.

Da war er nicht.

"Verdammt!!!" fluchte ich, "Verdammt! Verdammt! Verdammt!!!!"

Ich verschnaufte erst einmal, stützte mich an der Wand ab. Durch die Rennerei brannten meine Lunge und meine Kehle.

Als ich wieder zu Atem kam, ging ich mit gesenktem Kopf aus der Gasse. Ich fasste es einfach nicht. Er war weg und ich hatte keinen Schimmer wo er sich rumtreiben könnte.

Wieder verfluchte ich meine Schläfrigkeit vergangene Nacht, als ich plötzlich mit jemandem zusammenstieß.

"Gomen -", stammelte ich, den Blick noch immer zum Boden gerichtet. Derjenige mit dem ich zusammengestoßen war, blieb stumm. Als ich aufblickte, stockte mir der Atem.

Vor mir stand Yoshida, genauso geschockt wie ich selber, in einer teuren Oberschuluniform, die mir nur allzu gut bekannt vorkam. Schlagartig wurde mir klar, woher ich ihn kannte.

Yuu Yoshida, war mit mir auf dieselbe Schule gegangen, bevor meine Eltern auf die Idee kamen mich umzumelden und er war weiß Gott nicht arm.
 


 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

tbc



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Kommentare zu diesem Kapitel (22)
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Von: abgemeldet
2004-12-07T14:06:00+00:00 07.12.2004 15:06
Ach du meine Güte dieser Yoshida ist ja ganz schön merkwürdig aber irgendwie mag ich ihn..kann nicht sagen warum ^__^ Das Kapi fand ich fast noch besser als das davor *applaus* ^.^
Von: abgemeldet
2004-10-24T15:17:41+00:00 24.10.2004 17:17
*begeister sei*
das is ja.......*nach worten such*........unglaublich gut!!!
manche geschichten fesseln mich richtig und deine is eindeutig eine davon!
also, umbedingt ganz schnell weiterschreiben!!!
und sag mir dann bescheid wenns soweit is, ja?^^
danke!!
kago-san
Von:  Mephistokles
2004-10-12T06:31:01+00:00 12.10.2004 08:31
Wow .... das hätt ich ja jetzt am wenigsten vermutet .... verspricht aber echt gut zu werden .... blos schnell weitermachen *bettel* .... *fleh* ....
So long
Sakura-Kira^^
Von: abgemeldet
2004-10-10T19:26:25+00:00 10.10.2004 21:26
oi
na dann,...
das kann ja noch was werden...
Von: abgemeldet
2004-10-04T11:08:29+00:00 04.10.2004 13:08
huhu
ich mag dine story voll
ich hoff es eght bald jetz weidda ^^
Von:  -Loki-
2004-09-30T20:08:43+00:00 30.09.2004 22:08
Ach du scheiße!!! Jetzt bin ich etwas sprachlos... Er ist ein Oberschüler...
aber da stellt sich die Frage warum er mit kaputten klamotten in der gegend rumläuft.
Auf jeden fall liebe ich deinen Schreibstil^^
So schön sarkastisch^^ Einfach liebreizend^^
Freue mich schon auf das nächste Chapy. Sag bescheid wenn es on ist^^
*knuddel*
Lexx-chan
Von: abgemeldet
2004-09-25T17:23:21+00:00 25.09.2004 19:23
Weiter!!! >.<
Wie du schon gesagt hast, du ärgerst einen wirklich ... also schreib weiter!
*sich schon freut* ^^

Mei
Von: abgemeldet
2004-09-02T19:09:54+00:00 02.09.2004 21:09
Ahhhhhhhhhhhhh!
Also normalerweise, bin ich ja nicht jemand, der nur "Schreib schnell weiter" in einen kommi schreibt, aber bei deiner Story kann ich nicht ander: SCHREIB SCHNELL WEITER!!!
Ich bin echt gefesselt von der Geschichte und ich kuck jeden Tag 2mal rein, ob die Fortsetzung schon da is, echt! *gg*
Also bitte quäl mich nicht länger!
mata ne, Chiyo-san ^.^
Von: abgemeldet
2004-08-31T18:56:21+00:00 31.08.2004 20:56
WOW!
Deine FF is echt der absolute Hammer!
der schreibstil haut mich um! so real und... Wow, einfach fesselnd! Ich kanns nicht beschreiben!
Ich möchte noch ganz viele Fortsetzungen, und bin gespannt wie es mit alex und Yuu weitergeht!
mfg Chiyo-san
Von:  Joy54
2004-08-30T21:50:43+00:00 30.08.2004 23:50
Huhu!!!
Sodele, nun hab ichs geschafft :)
Du kannst die Sachen echt gut beschreiben, find ich, dein Schreibstil gefällt mir!
Und solche Eltern wie er möchte ich nich haben _._ Ob arm oder reich >.<
Schreib bloß schnell weiter, ja? Is ja nich auszuhalten, jetzt wo man vage erfährt, wer dieser Yuu is!
Und die Idee mit dem Titel find ich krass xD Musste erstma voll lachen, als ich deine Erklärung dazu gelesen hab ( große, Flasche, kleine Flasche,..) xD Genial!!
AlsoOoOoOo schreibssu schnell weida, ja?? ^^

Bye

Deine dich knuddelnde Joy *g*


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