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Lass mich nicht alleine

von

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Mein Herz hämmert schmerzhaft gegen meinen Brustkorb. Es rast, und wenn es reden könnte, würde es jetzt schreien. Ich will es nicht, und doch, weil ich weiß, dass ich muss, richte ich meinen Kopf wieder nach vorne. Die Fantasie in meinem Kopf ist nur ein Abklatsch dessen, was vor mir steht. Ich schwanke. Meine Knie sind ganz weich, und weil ich taumle, stolpere ich zurück und verfange mich noch mehr im Spinnennetz. Mit festen Rucken versuche ich mich zu befreien – vergebens. Nun bin ich gefangen und dann, um mein Entsetzen noch zu vergrößern, fängt das Ding vor mir an, zu reden.
 

„Was…“ Klack. Klack. „… haben wir denn…“ Klack. Klack „… hier.“
 

Mir wird noch hundeelender und kurz befürchte ich, das Bewusstsein zu verlieren. Wenn ich mir nie so richtig eingestehen wollte, ein Feigling zu sein – jetzt tue ich es. Verdammt, wenn ich könnte, würde ich Fersengeld geben und rennen, bis mir die Füße bluten. Verbissen kämpfe ich gegen die mentale Lähmung an.
 

„Du…“, stammle ich, „kannst reden?“

Klack. Klack. Klack. Klack. “Ja, der Menschenfreund meines Vaters hat es ihn gelehrt und er hat es an seine Kinder und Kindeskinder weitergegeben.” Klack. Klack.

Ich schlucke. Ob er damit Hagrid meint? „Heißt das, dass es noch mehr von dir gibt?“

„Oh“, Klack. Klack. „Wir sind Hunderte.“
 

Kurz wird mir schwarz vor Augen. Schlimm genug, dass ich eine dieser Spinnen vor mir habe, aber mir vorzustellen, dass es in diesem Wald noch mehr von diesen haushohen Ungetümen gibt, lässt mir hundeelend werden. Irgendwie ahne ich, dass ich die Spinne unterhalten muss, denn jede Sekunde, in welcher sie mit mir spricht, ist eine Sekunde, in der ich lebe. Vielleicht, wenn ich an meinen Zauberstab gelange, kann ich Hilfe holen? Was hatte Hagrid gesagt? Rote Funken sprühen und er eilt mir zur Hilfe? Irgendjemand oder etwas in diesem Wald wird mir doch helfen können, oder? Spinnenfutter zu werden ist mitnichten Malfoy-like.
 

„Und dieser… Menschenfreund, kommt er oft hierher?“
 

Sechs Augen, zwei große und vier kleine, blicken mich unverwandt an. „Der“, Klack. Klack. „Menschenfreund ist“, Klack. Klack. „hier nicht mehr erwünscht.“

Mir wird noch übler zumute. „Warum?“, hake ich nach.

„Vater gestorben. Aragog gestorben.“ Klack. Klack. „Futter knapp.“
 

Ich zittere, mein ganzer Körper zittert und doch strenge ich mich an, ohne Aufsehen zu erregen, mich zu bewegen. Nur wenige Zentimeter trennen meine Finger vom Zauberstab. Die Fäden des Spinnennetzes sind aber hartnäckig.

„Im Wald gibt es doch Zentauren“, plappere ich das Erste, was mir einfällt, darauf los. Keine Sekunde später bemerke ich meinen Fehler. Aufgebracht klappert die Spinne mit ihren Fangzähnen. Das Geklackere wird zu einem lauten Rauschen. Hätte ich gekonnt, hätte ich meine Ohren zugehalten. So aber hoffe ich, dass der Lärm Hilfe anlockt.
 

„Zentauren!“ Klack. Klack. „Jagen uns. Töten uns. Wollen uns vertreiben!“ Klack. Klack. „Hagrid hat’s verhindert.“ Klack. Klack.
 

Also doch der Wildhüter. Meine Vorahnung hat sich bestätigt. „Noch ein bisschen“, denke ich mir, „Nur noch ein kleines bisschen mehr Zeit“, denn mit den Fingerspitzen berühre ich bereits den Griff des Zauberstabes.
 

„Ihr würdet Hagrid fressen? Obwohl er euch vor den Zentauren beschützt?“

„Hat gutes Fleisch.“ Klack. Klack. „Vereinbarung nur mit Vater. Vater tot.“ Klack. Klack.

„Und wenn ihr eine neue Vereinbarung trefft? Ich bin ein Freund von Hagrid. Ich könnte euch vor den Zentauren schützen.“

„Ein halbes“, Klack. Klack. „Kind.“ Klack. Klack. „Habe Hunger“, Klack. Klack. „Zeit zu reden ist vorbei.“ Klack. Klack. „Ich werde dich jetzt fressen!“
 

Die Spinne kommt auf mich zu. Jetzt ist es mir egal, ob sie sieht, wie ich mich zu befreien versuche. Während sie ihre 8 Beine flink in meine Richtung bewegt, reiße ich ein letztes Mal fest an der Spinnwebe und endlich halte ich meinen Zauberstab in der Hand.
 

„Stupor!“, brülle ich in die Richtung der Spinne. Sie zuckt kurz und weicht zurück. Panisch reiße ich an meiner Fessel. „Incendio“. Das Spinnennetz ist in Flammen aufgegangen und ich kann mich losreißen. Erneut blicke ich zur Spinne und von da an, jage ich jeden Zauber, den ich kenne, in ihre Richtung. Geschickt weicht sie den meisten davon aus, in dem sie auf die Bäume springt, doch ich habe keine Zeit, sie zu bewundern. Ich renne um mein Leben.
 

Wieder schlagen mir Äste ins Gesicht, aber ich registriere es kaum. Ich muss hier weg. Irgendwie versuche ich, im Halbkreis zu rennen, ohne der Spinne zu nahe zu kommen, doch ich darf auf keinen Fall tiefer in den Wald eindringen. Sollte ich auf ihre Kinder treffen, dann würde ich sterben müssen. Doch ich habe vor, zu leben und wenn es nur ist, um Hagrid ans Schienbein zu treten, weil er diese Viecher in den Verboten Wald gebracht hat.
 

Hinter einem Baum bleibe ich kurz stehen. Ich sehe sie nicht mehr. Sie muss aber da sein. Bis auf meinen hektischen Atem höre ich nichts. So lange keine Vögel zwitschern, weiß ich, dass die Gefahr noch nicht vorbei ist. Etwas tropft mir auf den Kopf. Es ist klebriger Speichel. Ein Blick nach oben und erneut laufe ich los. Das elende Monster hat sich von oben an mich herangeschlichen.
 

„Aquamenti“, brülle ich und das Wasser aus meinem Zauberstab hält sie ein gutes Stück zurück. Sie verheddert ihre Beine und ihr behaarter Körper ist vom Wasser schwer. Ich gewinne wieder einen kleinen Vorsprung. Hoffnung keimt in mir auf, dass ich ihr entkommen könnte und als ich bemerke, dass nur wenige Meter vor mir ein Pfad beginnt, fühle ich Erleichterung aufkommen – dann stolpere ich.
 

Bevor ich mich aufrappeln kann, packt sie mich am Fuß. Ich schreie. Ich schreie so laut ich kann. „Pericolum, Pericolum, Pericolum!“ Wieder und wieder brülle ich diesen Zauberspruch, während sie mich tiefer in den Wald zieht. Rote Funken aus meinem Zauberstab beleuchten unseren Weg. Wild zappel ich, doch es hilft mir nichts.
 

Als sie an einer geeigneten Stelle angekommen ist, lässt sie mein Bein los. Sofort versuche ich, weg zu krabbeln, doch sie umklammert mit ihren Fangzähnen meine Beine und beginnt, mich schnell drehend von den Füßen her mit ihren Fäden einzuwickeln. Sie macht sie nicht einmal die Mühe, mich vorher zu betäuben. Der Zauberstab in meinen Händen ist nutzlos, weil ich mich nicht mehr bewegen und sie somit treffen kann. Bis zu den Knien bin ich eingewickelt, als aus der Dunkelheit ein Fluch erfolgt.
 

„Stupor!“
 

Der Fall auf den Boden ist hart.
 

„Du!“ Klack. Klack. „Nochmal entkommst du uns nicht.“ Klack. Klack. Die Spinne ist aggressiv und attackiert meinen Retter. Die Stupor, die nun in einer Tour kommen, kann ich nicht zählen, interessiert mich auch nicht. Stattdessen nutze ich die Gelegenheit und entferne mit einem neuerlichen Feuerzauber die Weben von meinen Beinen. Dass meine Hose dabei kaputt geht, ich mir ein paar Verbrennungen zuziehe, das bemerke ich nicht.
 

Schnell renne ich in die Richtung, aus der die Stupor kommen. Erst jetzt sehe ich Harry, der dort kämpft. Von Furcht getrieben, renne ich in Richtung Hogwarts und lasse Harry alleine zurück. Ich will nur noch raus aus dem Wald. Doch schon nach wenigen Metern bleibe ich abrupt stehen. Kurz ringe ich mit mir, meiner Angst, meinen Gefühlen und dann kehre ich zurück zu Harry. Ich stelle mich neben ihn und eröffne ebenfalls das magische Feuer auf die Spinne. Zu zweit gelingt es uns, sie zurückzutreiben und plötzlich dreht sie sich um, und rennt vor uns davon.
 

Völlig außer Atem stehe ich neben ihm, vollkommen erleichtert, der Gefahr entkommen zu sein.

„Komm“, sagt er, nimmt mich grob am Handgelenk und zieht mich mit sich. „Wir sind noch nicht in Sicherheit. Sie kann zurückkommen und andere mitbringen.“ Der pure Gedanke daran lässt mich schaudern. Körperlich und mental erschöpft lasse ich zu, dass er mich führt. Ich wehre mich auch nicht gegen seine grobe Behandlung. Als wir nach 5 Minuten auf einen Weg treten, der mir bekannt ist, lässt er mich los.

„Ab hier sollten wir sicher sein. Näher trauen sich die Spinnen nicht an Hogwarts ran.“

„Woher weißt du das?“

„Ich hab es nicht zum ersten Mal mit denen zu tun.“

„Bitte?“

„2. Schuljahr mit Ron.“
 

Wir laufen zwei, drei Minuten schweigend nebeneinander. Harry scheint noch immer angespannt zu sein. Seiner Versicherung zum Trotz dreht er sich noch alle paar Meter um, um die Gegend zu sichern. Er kommt mir gerade so stark und so männlich vor. Es ist anziehend und hat rein gar nichts mit dem Jungen zu tun, den ich vor kurzem noch habe Trösten müssen. Erst jetzt begreife ich, wie dieser Junge der Auserwählte sein kann.
 

„Was hast du dir dabei gedacht!“, blafft er mich plötzlich von der Seite an.

„Was meinst du?“

„Wie konntest du in den Dunklen Wald rennen? Du hättest tot sein können!“

„Das war keine Absicht! Und überhaupt, du bist doch daran Schuld!“

„Warum, zum Geier, bin ich daran schuld?“

„Du hast mich doch verletzt! Wegen dir war ich so aufgewühlt, dass ich keine Ahnung hatte, wohin ich gerannt bin.“

„Das ist doch…“, doch Harry hält inne. Seine Gesichtsmimik verändert sich. „Ich habe dich verletzt?“, fragt er jetzt viel sanfter nach.
 

Meine Augen blicken zu Boden. Ich möchte ihn nicht ansehen. Vor Harry habe ich mich schon mehr als genug blamiert.

„Draco“, sagt er und dreht mein Gesicht zärtlich zu sich. „Mit was habe ich dich verletzt?“

Kurz druckse ich herum, dann sage ich: „Du meintest, es sind nur Hormone, vielleicht ein Mitleidsfick.“ Harry beißt sich auf die Lippen, als wollte er widersprechen, aber er schweigt und lässt mich weiter reden. „Für mich war es das nicht. Für mich war es etwas Besonderes.“

„Das war es für mich auch.“
 

Da ist es wieder. Dieses Kribbeln, welches ich in seiner Nähe bekomme. Wir sehen uns eindringlich an, und dieses tiefe Gefühl schwingt zwischen uns. Wir lächeln uns beide zögerlich an, denn beugt sich Harry vor und wir küssen uns. Er schmeckt komisch, mit all dem Schweiß und Schmutz auf seinen Lippen, doch es ist mir egal. Ich brauche ihn. Will ihn. Seine Zunge gleitet vorwitzig in meinem Mund und ich bin begeistert. Ich mag es, wenn er die Initiative ergreift. Unwillkürlich finden meine Hände den Weg in sein dichtes Haar.
 

„Wir sollten aufhören.“

„Hm…“, raune ich ihm zurück. „Aber es ist gerade so schön.“

„Ja“, lächelt er, beugt sich erneut zu mir, doch noch bevor meine Lippen die seinen berühren, taucht Hagrid mit Fang im Schlepptau auf.
 

„Was ist passiert?“, sagt er und blickt uns an. Die Kleider dreckig, verschlissen und mit Blut verschmiert.

„Wir erklären es dir auf dem Weg zur Krankenstation, okay?“, antwortet Harry. „Draco muss zu Madam Pomfrey.“ In der Sekunde, in der Harry das sagt, beginnen meine Wunden zu schmerzen. Meine Beine brennen fürchterlich. Das Adrenalin, das meinen Körper durchzogen und bisher das Schmerzbewusstsein gedämmt hat, ist verfolgen. Ich knicke ein und halte mich an Harry fest. Doch kurz später werde ich Harrys Nähe beraubt, da Hagrid mich hochnimmt, als wäre ich ein Kätzchen und kein Mann, und eilt mit uns in Richtung Hogwarts. Erschöpft lausche ich Harrys Stimme, der Hagrid das erzählt, was er weiß. Was genau erfahre ich jedoch nicht mehr, denn noch bevor ich auf der Krankenstation ankomme, sind meine Augen geschlossen und ich ohnmächtig geworden.
 

Fortsetzung folgt…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war’s schon wieder von mir. ^.^ Ich hoffe, dass Kapitel hat euch gefallen. Über Kommentare würde ich mich freuen. LG Amunet Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Traumfaengero_-
2016-03-15T14:51:18+00:00 15.03.2016 15:51
Warte, warum ist den hier nur ein einziger Kommentar? Das müssen wir aber dringend ändern!

Also, ich bin wirklich beeindruckt, du hast es einmal mehr geschafft alles so klasse und bildlich darzustellen, dass ich kaum teilweise kam zu atmen wagte. Auch Harrys Auftauchen war wunderbar, nur war ich regelrecht erschrocken, als sich Darco so davon machen wollte. Ich hätte ihn ja selbst übers Knie gelegt, wenn er nicht wieder zurückgekommen wäre.
Das Ende ist irgendwie niedlich, wie ein kleines Kätzchen wird er da von Hagrid geschnappt.

Ach ja, ich mochte den Ausdruck das es nicht "Malfy-link" wäre, sehr, sehr gerne!

Liebe Grüße
Traumfänger
Antwort von:  Traumfaengero_-
15.03.2016 15:51
"Malfoy-like" meine ich natürlich!
Antwort von:  Amunet
15.03.2016 20:05
Hallo Traumfänger! ^^

Warum hier nur ein Kommentar ist? Weil ich auf Animexx oft gar keine Kommentare bekomme. Erst in letzter Zeit flutschen die Kommis irgendwie... Liegt bestimmt dran, dass du mich gefunden hast. <3

Es freut mich total, dass dir das Kapitel gefallen hat. Wenn ich ehrlich bin, war das meine erste richtige Action-Szene, die ich jemals geschrieben habe. Ich hatte so Angst, dass es nicht gut geworden ist, weil ja sonst immer nur Romantik, Kitsch und Sex schreibe. ^^°°° Umso schöner, dass es dir gefallen hat.

Ja, Malfoy-like hast sich bei mir und meinen Freundinnen durchgesetzt und wir sind für einen offiziellen Duden-Eintrag. *gg*

Liebe Grüße

Amunet

PS: Vielen Dank für dein Kommi

Von:  Tinili05
2014-06-30T07:41:23+00:00 30.06.2014 09:41
uhhhh...tolles Kapitel...sehr spannend!!
Antwort von:  Amunet
30.06.2014 16:28
Danke für dein Kommi <3


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