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Sense of Life DEUTSCH

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Das Versprechen

Kapitel 3: Das Versprechen
 

Der Schnee fiel sanft auf die kleine Stadt namens Kalm und bedeckte diese mit einem weichen, weißen Mantel. Es schneite nun schon seit Wochen, und kein Ende war in Sicht. Da es jedoch mittlerweile zwei Wochen vor Heiligabend war, freuten sich alle über den Schnee und genossen die feierliche Stimmung, vor allem an den langen, dunklen Abenden.

Tifa seufzte als sie ihren dicken Mantel auszog, sich des Schals entledigte und beides an die Garderobe hing. Vor ein paar Minuten hatte sie ihren zweiten Ultraschalltermin gehabt um sicherzustellen, dass mit den Zwillingen alles in Ordnung war. Und, zur allgemeinen Erleichterung, schien alles wunderbar zu laufen.

Nun ja, fast, dachte Tifa als sie abermals seufzte und ihre Hände auf ihren stark geschwollenen Bauch legte. Es waren nun bereits sechs Monate, und sie sah aus, als könnte sie jeden Moment gebären. Mit jedem neuen Tag war es schwerer für Tifa, es sich bequem zu machen. Ob im Bett liegend, auf der Couch oder auch im Stehen: ihr Rücken protestierte lautstark.

Doch alles hatte seine schlechten Seiten und sie versuchte, diese zu ignorieren und lieber die guten zu genießen.

Obwohl Tifa noch immer um Zangan trauert und auch viele Tränen vergossen hatte, versuchte sie vor den anderen stark zu sein. Wenn es sie beunruhigte, gab es keinen Grund, die anderen damit zu belasten.

Cyra war für die Festtage zu ihrer Großmutter zurückgekehrt, um etwas Distanz zwischen sich selbst und den Tod ihres Masters zu bringen. Im neuen Jahr würde sie jedoch zurückkehren und ihr Training mit Tifa wieder aufnehmen. Es war dennoch noch nicht geklärt, wie das Training sein würde, da Tifa ihr momentan natürlich keine Übungen zeigen konnte.

Tifa dachte noch immer über ihre Rolle als Lehrerin nach als sie in das Wohnzimmer ging, wo Shera beim Kamin saß und Weihnachtskarten schrieb.

Sie war vor etwa einem Monat mit Cid auf der Highwind zurückgekehrt. Die zwei hatten ein klärendes Gespräch gehabt und Cid, ein Mann der Tat und nicht der Worte, hatte ihr sofort einen Antrag gemacht. So wie Shera es erzählt hatte, hatte er einfach den Ring herausgezogen, ihn ihr ins Gesicht gehalten und ihr gesagt sie müsse ihn heiraten, ansonsten müsste er den Mann, der ihm den Ring verkauft hatte, überreden, ihm sein Geld zurückzugeben.

Tifa hatte gelacht. Es passte so sehr zu ihm, dass sie es sich direkt bildlich vorgestellt hatte. Doch Shera liebte den grummeligen Piloten so wie er war und hatte zugestimmt.

Irgendwie war Tifa ein wenig neidisch auf ihre Verlobung. Obwohl sie und Cloud oft darüber gesprochen hatten, selbst bevor sie schwanger geworden war, hatte er ihr noch keinen Antrag gemacht. Dennoch kannte sie ihn besser als er sich selbst und wusste, wie nervös er war, wenn es ernst wurde. Sicherlich wartete er nur auf den richtigen Moment. Und sie wusste, dass er ihn finden würde. Das tat er immer.

"Also was hat der Doktor gesagt? Ich nehme an, es ist alles in Ordnung?" fragte Shera und schaute von ihren Karten auf.

Sie nickte und setzte sich in den Sessel beim Kamin, Clouds Lieblingsplatz.

"Ja", antwortete sie und legte eine Hand auf ihren Abdomen. "Es ist alles in Ordnung, sie wachsen Tag für Tag."

Tifas Seufzer brachte ihr ein Kichern von Shera ein, die sich des Elends ihrer Freundin doch sehr bewusst war.

"Ach, übrigens, habt ihr schon irgendwelche Pläne für das Weihnachtsessen?"

Tifa schüttelte den Kopf.

"Nein, noch nicht", nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu, "aber was täte ich jetzt nicht für etwas Schokoladeneis mit Käsesauce!"

Shera schaute sie ungläubig an und war sich nicht sicher, ob sie richtig verstanden hatte.

Selbst Tifa schien gerade erst zu bemerken was sie gesagt hatte und grinste, die Schultern zuckend.

Plötzlich brachen beide in Gelächter aus.

Cid, der gerade an dem Raum vorbei kam, sah sie mit einem komischen Blick an und ging, kopfschüttelnd, weiter seines Weges.

"Frauen..."
 

***
 

Einen Tag vor Heiligabend war das ganze Haus geschäftig mit den letzten Vorbereitungen wie den Weihnachtsbaum aufzustellen und zu dekorieren.

Auch machten sie kaum Fortschritte, aber hatten ihren Spaß.

Barret hielt den Baum und erhielt von Shera Anweisungen, die sichergehen wollte, dass der Baum kerzengerade in einem 90° Winkel zum Boden stand. Cid und Cloud trugen in der Zwischenzeit dutzende Kartons mit Dekorationen herein während Nanaki alles auf einer von Shera geschriebenen Liste abhakte. Yuffie hatte schon vor einigen Stunden das Haus verlassen, um noch letzte Einkäufe zu erledigen. Hinter sich hatte sie einen hilflos aussehenden Vincent hergezogen. Marlene lief noch immer aufgedreht umher. Sie konnte es kaum erwarten, endlich ihre Geschenke zu erhalten.

Als Tifa mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsessen fertig war, gesellte sie sich zu den anderen im Wohnzimmer und kommentierte die Szene mit einem Kichern.

Es war ein lustiger Anblick, dass die Helden, die die Welt gerettet hatte, daran verzweifelten, einen Weihnachtsbaum aufzustellen.

"Gottverdammter Baum! Wie kann so ein Haufen grüner Nadeln und alter brauner Äste nur sonen Haufen verdammter Probleme verursachen?!" fluchte Barret, ließ den Baum los und warf dem verhassten Wesen einen bösartigen Blick zu.

Shera stemmte die Hände in die Hüften und schaute in ungnädig an.

"Barret, könntest du das Fluchen bitte lassen? Nur weil du keine Weihnachtsbäume magst muss unserer nicht schief stehen!"

Tifa kicherte als sie zu Cloud ging und ihn sanft auf die Lippen küsste.

"Alles in Ordnung?" fragte sie und lächelte ihn an.

Cloud erwiderte das Lächeln und schaute grinsend auf die Szene vor ihm.

"Na ja, mehr oder weniger, würde ich sagen. Wenigstens steht der Baum." Er sah sie wieder an.

"Wie steht es mit dem Essen?"

Tifa seufzte und lehnte ihren Kopf auf seine Schulter.

"Alles fertig, so weit wie möglich."

In einer anderen Ecke des Raumes fluchte Barret nun über die Situation generell, den Baum im besonderen, und es schien als würde sich seine Laune dabei nicht gerade verbessern.

Doch plötzlich, wie aus dem Nichts, völlig unerwartet, passierte etwas ganz neues: Tifa erhob ihre Stimme und schrie Barret an.

"Kannst du nicht einfach verdammt noch mal aufhören dich zu beschweren und einfach tun was sie sagt? Sie verlangt nichts unmögliches!! Und, bitte, hör endlich auf mit diesem besch.ssenen Fluchen!!!"

Im Bruchteil einer Sekunde war der Raum in Schweigen gehüllt, Unglaube stand auf sämtlichen Gesichtern.

Doch so plötzlich wie es gekommen war, so plötzlich ging es auch wieder. Tifa war wieder sie selbst, realisierte was sie gerade getan hatte und warf die Hände vor den Mund. Reuig schaute sie Barret an.

"Es... es tut mir so leid, Barret", stammelte sie. "Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist..."

Sie fühlte sich offensichtlich miserable wegen ihres Ausfalls, der ihr so unähnlich sah. Sie benutzte sonst nie einen so scharfen Ton.

Aber Barret tat die Sache schnell ab und schmunzelte.

"Hey, Teef, schon ok. Ist nicht deine Schuld."

Tifa lächelte verlegen, noch immer peinlich berührt, dass sie die Kontrolle über sich verloren hatte.

"Nun gut" sagte Shera, nachdem sie sich räusperte um sämtliche Aufmerksamkeit zu erhalten, "nun da das geregelt ist, sollten wir den Baum fertig machen."

Als sie sich zu Barret umgedreht hatte, gab sie noch hinzu "Weißt du, der Winkel ist gerade einmal 85°"

Barret stöhnte nur als er sich seelisch darauf vorbereitete, seinem größten Gräuel gegenüber zu treten.
 

***
 

Die Sonne war kaum aufgegangen, da kam auch schon eine bekannte Stimme aus dem Korridor; Marlene war bereits aufgestanden und rannte nun umher, aufgeregt wie ein Sack Flöhe. Immerhin war es Weihnachten, früh morgens, und es gab sicherlich auf der ganzen Welt kein Kind das an diesem Tag ausschlafen konnte.

Und so aufgedreht wie sie war, nachdem sie erfolglos versucht hatte, einen schnarchenden Barret zu wecken, rannte in Cloud und Tifas Zimmer, in der Hoffnung die beiden zu wecken. Natürlich könnte sie ihre Geschenke auch alleine öffnen, doch es machte wesentlich mehr Spaß, wenn jemand dabei war.

Ohne anzuklopfen stürmte das Mädchen, noch im Schlafanzug, in das Schlafzimmer und sprang vor dem Bett auf und ab.

"Onkel Cloud, Tante Tifa! Aufstehen! Es ist Weihnachten! Da warten eine Menge Geschenke auf uns!"

Doch die einzigen Ergebnisse der Anstrengungen des kleinen Mädchens waren eine Art Ächzen von Cloud und Tifas Versuch die Position zu wechseln ohne ihren Kopf von Clouds nackter, jedoch sehr gemütlicher Brust zu nehmen.

Marlene schmollte, wollte jedoch noch nicht aufgeben und macht sich somit an den Vorhängen zu schaffen, und nur wenige Sekunden später strömte das erste Licht des Wintermorgens ins Zimmer.

Doch es war genug um das junge Paar zu wecken.

Cloud versuchte noch immer wieder einzuschlafen und vergrub sein Gesicht tief im Kissen, während er missbilligende Geräusche von sich gab. Tifa seufzte, schob sich selbst in eine annähernd sitzende Position und blinzelte Barrets Tochter schlaftrunken an.

"Tante Tifa, es ist schon fast ... Mittag! Und wir haben die Geschenke noch gar nicht aufgemacht!"

Tifa schaute auf den Wecker und bestätigte ihr Gefühl, dass es erst kurz nach 8 am Morgen war.

Mit einem weiteren Seufzer schob sie sich vorsichtig aus dem Bett und streckte ihre müden Muskeln.

"Okay Marlene", sagte sie und wandte sich dem Mädchen zu "geh du und weck Yuffie und Nanaki. Ich wecke die anderen und dann treffen wir uns unten, ok?"

Natürlich war das "ok" für Marlene, denn sie nickte fröhlich und hopste aus dem Raum, eine kleine Melodie pfeifend.

Tifa lächelte als sie Marlene nachschaute und erinnerte sich daran, wie sie selbst in diesem Alter gewesen war, und wie unglaublich nervös sie jedes Jahr zu Weihnachten wurde.

Kichernd drehte sie sich zu Cloud um, versucht den zu wecken, der noch immer verzweifelt versuchte, wieder einzuschlafen.

Ein unmögliches Unterfangen mit dem hellen, vom Schnee reflektierten Licht, dass durch das Fenster einströmte und das gesamte Zimmer erhellte.
 

***
 

Etwa eine halbe Stunde später waren endlich alle aufgestanden und, noch immer in Schlafkleidung, auf dem Weg in das Wohnzimmer.

Wie alle erwartet hatten gab es kein Zeichen von Vincent. Er hatte das Haus vermutlich in der Nacht verlassen um einige Zeit für sich selbst zu finden. Die Weihnachtsfeiertage, bekanntlich die Zeit der Liebe, erleichterten nicht unbedingt die Schmerzen über Lucrecias Tod.

Die Stimmung war jedoch fröhlich, selbst trotz der frühren Stunde.

Marlene war noch immer sehr aufgedreht und hüpfte durch die Zimmer. Sie konnte nicht länger auf das Öffnen der Geschenke warten.

Es schien also keinen andere Weg zu geben, dass alle endlich ihre wohlverdiente Ruhe bekamen, als dass sie endlich ins Wohnzimmer gingen und das Mädchen die Geschenke aufreißen ließen.

Das Wohnzimmer sah noch besser aus als alle erwartet hatten: ein warmes Feuer knisterte im Kamin, Berge von Geschenken waren auf wundervoll dekorierte Tische gestapelt und dort, genau in der Mitte von alledem, stand er: der Weihnachtsbaum.

Offensichtlich hatte Shera Barret überzeugen können, denn er stand, soweit man sehen konnte, in einem perfekten 90° Winkel. Er war behangen mit hunderten kleinster Dekorationen, von glänzenden Glasskugeln über winzige Zuckerstangen bis hin zu echten roten Kerzen.

Dieser wunderschöne Anblick zauberte ein Lächeln auf jedes Gesicht, selbst Barret und Cid konnten nicht bestreiten, dass alles "schon ziemlich weihnachtsmäßig" aussah.

Und während alle einander fröhliche Weihnachten wünschten, begannen sie nach ihren Geschenken zu suchen und sie aufzutürmen.

Die Augen der kleinen Marlene wurden groß als sie sah wie viele Geschenke sie erhalten hatte, und glücklicher als je zuvor (so sagte sie zumindest) riss sie eins nach dem anderen auf.

Die meisten Geschenke hatte kleine Namensschilder auf denen stand von wem für wen sie waren, und alle schienen zufrieden zu sein mit dem, was sie bekommen hatten: Yuffies Augen glänzten als sie ihre Element- und Beschwörungsmaterias auspackte, Cid war in sein Buch über die Geschichte der Raumfahrt vertieft, Marlene war glücklich mit ihren Spielsachen und dem, wie Barret es nannte "Mädchenkram", Barret selbst beschäftigte sich mit den Accessoires für seinen mechanischen Arm, Tifa schlug sich durch Berge von Kampfutensilien, Düften und Stramplern für ihre Zwillinge.

Nur Cloud saß bewegungslos vor seinem Geschenkeberg, mit seinen Gedanken offensichtlich bei etwas anderem.

In seinem Gesicht zeigte sich, dass er innerlich mit sich selbst kämpfte.

Offensichtlich hatte er seine Geschenke noch nicht einmal registriert, sondern starrte nur auf seine in seinem Schoß liegenden, geschlossenen Hände.

Woran auch immer er dachte, es musste sehr wichtig sein, wenn es ihn so sehr einnehmen konnte.

Nachdem sie ihn mehrere Minuten lang beobachtet hatte, begann Tifa sich Sorgen zu machen und beschloss ihn anzusprechen.

Vorsichtig stand sie von ihrem Platz auf dem Boden neben Marlene auf, ging zu Cloud herüber und setzte sich neben ihn.

Als er dies jedoch bemerkte, schien er sich noch mehr anzuspannen, was eigentlich gar nicht zu ihm passte.

Sanft legte sie eine Hand an seine Wange und drehte seinen Kopf zu ihr herum.

"Cloud, bist du in Ordnung?" fragte sie besorgt. "Stimmt irgendwas nicht?"

Cloud schluckte hart und ließ sich plötzlich vor ihr auf ein Knie fallen.

Eine seltsame Stille stellte sich in dem Raum ein, alle hörten auf, ihre Geschenke auszupacken und starrten das junge Paar an.

Cloud nahm all seinen Mut zusammen, ergriff Tifas Hand und begann leise, mit zitternder Stimme, zu sprechen.

"Tifa... wir kennen uns nun schon unser ganzes Leben lang, und obwohl es auch sehr harte Zeiten gab, war dieses Jahr die beste Zeit meines Lebens, wir haben uns gegenseitig unsere Gefühle gestanden und werden ja auch bald die Zwillinge bekommen", sagte er lächelnd und legte eine Hand auf ihren Bauch. "Ich könnte nicht glücklicher und zufriedener mit meinem Leben sein. Und ich möchte mir nicht vorstellen müssen, wie ein Leben wäre, in dem du nicht an meiner Seite bist, mich nicht aufmunterst, oder mich zurückhältst, wenn ich dabei bin, etwas dummes zu tun. Ich möchte dich niemals verlieren, Tifa", er schaute ihr tief in die Augen und erhöhte unbewusst den Druck auf ihre Hand. "Ich kann den Gedanken, ohne dich zu sein, nicht ausstehen. Und jetzt, da die Zwillinge bald geboren werden, möchte ich, dass wir eine richtige Familie sind, die niemand mehr auseinander reißen kann."

Er machte eine kurze Pause und ließ Tifa Zeit, das Gesagte aufzunehmen. Stille Tränen glänzten in ihren Augen als sie Cloud ansah.

"Ich denke du weißt zwar schon, was ich dich fragen will, aber ich sage es trotzdem..."

Er ließ Tifas Hand los und öffnete eine kleine, samtene Box die er fest in der anderen Hand gehalten hatte.

Tifa schnappte nach Luft als sie den unglaublich schönen Ring direkt vor ihren Augen sah. Er war aus purem Platin, und wurde auf ganzer Länge von zwei Linien durchzogen: eine von tiefstem dunklen Rot, die andere ein strahlendes Blau. Die junge Frau hatte Mühe, ihre Augen von ihm abzuwenden und auf den Mann vor ihr zu blicken.

Während er den Ring vor sich hielt, räusperte Cloud sich und erhob abermals die Stimme um das Warten zu beenden.

"Tifa Lockheart, würdest du mir die große Ehre erweisen, meine Frau zu werden?"

Zwischen den Seufzern brachte Tifa ein kleines "ja" heraus und stürzte sich in Clouds Arme, küsste ihn leidenschaftlich während die Tränen nun freikamen.

Plötzlich brach der Raum in Beifall und Glückwünsche aus. Alle waren froh, dass sie beiden nun endlich das erreicht hatten, was man ihnen schon so lange gewünscht hatte.

Als Cloud und Tifa ihre Umarmung unterbrachen, nahm er den Ring und ließ ihn über ihren Finger gleiten. Ungläubig schaute sie ihn an, drehte ihre Hand in alle Richtungen und war sich noch nicht sicher, ob es alles auch real war.

Cloud lächelte sie an, leicht amüsiert über ihren ungläubigen Gesichtsausdruck. Vorsichtig nahm er ihr Gesicht in seine Hände und drehte es ihm zu.

"Glaub mir, Tifa, es ist real. Es ist kein Traum, sondern viel besser."

Mit einem Lächeln küssten sie sich wieder, sich bewusst, dass es kaum besser werden konnte, als es bereits war.

Nichts, so versicherten sie sich, gar nichts könnte sie jetzt noch auseinander reißen.
 

***
 

Beinahe ein Monat war seit Weihnachten vergangen, und das Ende des Januars näherte sich.

Nun, da sie endlich mit Cloud verlobt war, schien Tifa glücklicher als je zuvor, wenn sie Schwangerschaft sie in der letzten Zeit auch sehr mitnahm. Es war nun so gut wie unmöglich, es sich irgendwie bequem zu machen, egal wie. Selbst einfach nur im Bett zu liegen war schon eine Tortur. Nur noch zwei Monate, nur noch ein paar Wochen, das erzählte sie sich wieder und wieder, auch wenn sie sich nicht wirklich überzeugen konnte.

Doch glücklicherweise hatte sie zur Zeit etwas, das ihre Gedanken ablenkte: vor ein paar Tagen war Cyra Mindstorm zurückgekehrt und hatte ihr Training bei Tifa begonnen. Das Mädchen zeigte ein großes Potential auf und würde sicherlich eine gute Kämpferin werden, wenn sie selbst das wollte.

Alles was Tifa nun tun konnte, war sie bestmöglich zu unterrichten.

Doch war das im Moment nicht viel.

Die ersten paar Tage hatten sie damit verbracht sich kennen zu lernen, hatten über alles Mögliche geredet, nicht nur über das Training, sondern auch ihre Hobbies, Familienhintergründe, ehemalige Freunde und was ihnen sonst noch in den Kopf kam.

Vor einer Woche hatten sie dann mit dem wirklichen Training begonnen. Die beiden Frauen waren die meiste Zeit an der frischen Luft, in Wäldern oder Tälern, wo sich die Möglichkeiten leichter Kämpfe boten. Sie hatten sich dazu entschieden, sich Zeit zu lassen und nichts zu übereilen, da Cyra noch nicht die nötigen Fähigkeiten erworben hatte und Tifa im Notfall höchstwahrscheinlich keine große Hilfe sein würde.

Es hatte lange gedauert bis Tifa Cloud davon überzeugt hatte, dass er die beiden nicht begleiten musste. Stundenlang hatten sie darüber diskutiert. Natürlich freute es sie, dass er sich so sehr um sie sorgte, dennoch brauchte, und wollte, sie ihre Unabhängigkeit.

An diesem Tag waren sie am Rande eines kleinen Waldes in der Nähe von Kalm.

Cyra bekämpfte einige kleine Kobolde während Tifa ihr Ratschläge gab, wie man sie am leichtesten besiegen konnte.

Die junge, blonde Frau wirbelte durch die Luft, vollführte einen einzelnen Salto rückwärts, gefolgt von einem hohen Tritt. Ihre Geschwindigkeit war für eine Schülerin beeindruckend. Nach ein paar Sekunden war der Kampf vorbei und Cyra landete mit einer eleganten Bewegung wieder auf dem Boden.

Tifa lächelte ihre Schülerin an und ging zu ihr.

"Das war wirklich gut", gab sie stolz zu, "Was denkst du, möchtest du etwas schwierigeres versuchen?"

Die junge Frau nickte, ihre grünen Augen funkelten mit Aufregung.

"Hmmm... ok..." begann Tifa, ihre Blicke wanderten über das Gebiet, auf der Suche nach dem nächsten Gegner. Nach kurzer Zeit hatte sie ihn dann entdeckt: eine riesige Giftschlange. Obwohl sie gefährlich aussahen, war ein Kampf mit ihnen relativ einfach, dass wusste Tifa aus Erfahrung. Solange der Kämpfer schnell genug war, dem giftigen Schwanz, der umherzuckte, auszuweichen, würde der Kampf schnell und ohne größere Schwierigkeiten vorbei sein.

Tifa deutete ihrer Schülerin ihr tiefer in den Wald zu folgen, bis sie nur einige Meter von dem Tier entfernt waren. Nachdem sie sich selbst in etwas Entfernung niedersetzte, gab sie Cyra noch ein paar Ratschläge und erklärte die Schwachpunkte und besten Taktiken.

Dann brach Cyra einige kleinere Äste in einem nahen Baum mit dem gewünschten Effekt: die Schlange kam schnell auf sie zu, bereit den Eindringling anzugreifen.

Anfangs lief alles genau wie geplant. Cyra, mit ihrer Schnelligkeit, hatte keine Probleme, mit Schlangenschwanz auszuweichen und fügte dem Tier mit jeder Runde von Salti und Tritten mehr Schaden zu.

Tifa schaute dem Kampf interessiert zu, blieb jedoch ruhig, um die Aufmerksamkeit der Schlange nicht auf sich zu lenken. Schließlich wollte sie sich selbst nicht unnötig in Gefahr bringen.

Doch dann fühlte sie plötzlich einen scharfen, stechenden Schmerz in ihrem Bauch und stieß einen Schrei aus, während sie die Hände um sich selbst schlang.

Nicht nur Cyra drehte sich nun zu ihr um: auch die Schlange stoppte abrupt und drehte ihren Kopf in Tifas Richtung.

Sie schien zu spüren, dass sie schwangere Frau ein leichteres Ziel sein würde und stürmte nun in ihre Richtung.

Tifa stolperte rückwärts in dem Versuch zu fliehen und fiel zu Boden. Nun konnte sie nicht mehr entkommen.

Cyra eilte zu ihrer Hilfe, schaffte es jedoch nicht rechtzeitig.

Ein hoher, schriller Schrei drang durch die Bäume als der Giftstachel in den Körper der jungen Frau eindrang und seine tödliche Flüssigkeit freisetzte.

Cyra war erzürnt: innerhalb einer Sekunde sprang sie auf die Schlange zu und attackierte sie mit Kräften, welche zuvor tief in ihr versiegelt gewesen waren.

Nach zwei unglaublich starken Attacken hatte das Tier verloren und sein Körper fiel schlaff zu Boden.

Beinahe zur selben Zeit war die Schülerin auch schon an Tifas Seite.

Diese lag weinend auf dem Boden während sie ihren Bauch umklammerte. Ihr unglaublich bleiches Gesicht war von Schmerzen und Angst gezeichnet.

Sie hatte tiefste Angst, dass sie die Kinder verlieren könnte.

Was in dieser Situation nicht zu unwahrscheinlich klang.

Cyra griff schnell nach Tifas PHS und wählte eine Nummer, änderte dann jedoch ihre Meinung. Es würde nichts bringen, eine Ambulanz zu rufen; sie könnten niemals durch dieses unwegbare Terrain dorthin vordringen.

"Cloud?... Cloud, ich bin's, Cyra... Komm bitte schnell her! Wir brauchen deine Hilfe! Wir sind im östlichen Wald!... Und ruft einen Krankenwangen... Tifa wurde von einer Tyrelschlange vergiftet! Bitte beeil dich!"

Sie legte sofort auf, liess das PHS fallen und fühlte Tifas Stirn; sie war von kaltem Schweiß bedeckt, sämtliche Farbe war aus ihrem Gesicht verschwunden.

"Tifa! Tifa, bitte, versuch wach zu bleiben! Ich habe gerade Cloud angerufen, er wird bald hier sein. Tifa, bitte, sei stark!" rief sie und versuchte, ihre Lehrerin bei Bewusstsein zu halten. "Nicht aufgeben, es wird alles gut."

Niemals zuvor in ihrem Leben hatte sich Cyra so hilflos gefühlt wie in diesem Moment.

Es gab absolut nichts, was sie tun konnte.
 

***
 

Ihre Augenlider waren schwerer als je zuvor. Langsam öffnete sie ihre Augen und bereute es im selben Augenblick.

Zusammen mit dem plötzlichen Licht und den verschwommenen Schatten kam ein überwältigender Schmerz über ihren gesamten Körper. Aber unterbewusst war ihr klar, dass sie dem Wunsch nach Schlaf nicht nachgeben durfte. Sie wusste, dass sie bei Bewusstsein bleiben musste.

Doch egal wie sehr sie sich anstrengte, die Schemen blieben verschwommen, und die knackenden Geräusche blieben für sie ohne Sinn.

Aber irgendetwas war dort. Ein Gefühl, vielleicht eine Berührung. Und plötzlich fühlte sie sich ruhig und beinahe behaglich, und sie wusste, dass es bald alles vorbei sein würde, die Schmerzen würden nachlassen.

Schwach und zitternd hob sie ihre Hand in Richtung der Berührung bis sie Widerstand spürte.

Ein kleines Lächeln formte sich auf ihren Lippen als das behagliche Gefühl zunahm und sie sich zurücksinken ließ, in dem Vertrauen, dass man ihr helfen würde.
 

***
 

Seine Beine trugen ihn schneller als je zuvor, und endlich erreichte er den dichten Wald.

Er fand sofort den richtigen Weg und hatte bald den Platz erreicht, an dem die Tragödie geschehen war: seine geliebte Tifa lag auf dem Boden, kurz davor das Bewusstsein zu verlieren. Neben ihr kniete ihre Schülerin Cyra, vollkommen hilflos.

Tausende Emotionen durchfluteten ihn, überwältigten ihn, doch vor allem waren es Angst und Sorge, dass er seine Verlobte verlieren könnte, und vielleicht sogar ihre ungeborenen Kinder.

Unbewusst dessen war er tat, eilte er zu Tifas Seite und berührte sanft ihre Stirn.

Zu seiner Überraschung schien Tifa die Berührung zu spüren und reagierte darauf. Ihre Augen öffneten sich langsam und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

"Tifa... Bleib ruhig liegen, beweg dich nicht. Ich werde dir helfen, du wirst bald in Ordnung sein!"

Langsam hob sie ihre Hand an seine Wange und berührte sie sanft, noch immer lächelnd, bevor sie auf den Boden zurücksank.

Vorsichtig nahm Cloud sie in seine Arme und trug sie aus dem Wald heraus, in Richtung der kleinen Stadt, während Cyra ihm folgte.

Er musste sich beeilen, er durfte keine Sekunde verlieren.
 

***
 

Die Ärzte behandelten Tifa im Operationssaal nun schon seit zweieinhalb Stunden. Und ebenso lange lief Cloud bereits den Korridor auf und ab, während er auf Neuigkeiten wartete. Bisher hatte ihnen niemand etwas gesagt, sie hatten Tifa lediglich schnell herein gebracht und die anderen einfach stehen lassen.

Und dies machte Cloud verrückt. Jedoch war er nicht nur wütend auf das medizinische Team, sondern vielmehr auf sich selbst. Dafür, dass er nicht da gewesen war, als sie ihn am meisten gebraucht hatte.

Nun bereute er es, dass er sie und Cyra allein trainieren lassen hatte anstatt sich selbst durchzusetzen und die beiden zu begleiten.

Verdammt, wie konnte ich nur, klagte er sich selbst an und schlug mit der Faust gegen die Wand, lehnte sich dann mit dem Kopf dagegen und schloss die Augen.

Er wusste dass, wenn Tifa, oder ihre Kinder, permanente Schäden davon tragen sollten, er niemals mit dieser Schuld würde leben können.

Wenn er sich diese Schmerzen nur vorstellte, wurde ihm schwindelig und er hoffte umso mehr, dass alles in Ordnung sein würde.

Doch egal wie sehr er versuchte sich aufzumuntern; es funktionierte einfach nicht.

Die Schuldgefühle in ihm waren einfach zu stark und drohten ihn jeden Moment zu überwältigen.

Und offenbar ging es Cyra ähnlich.

Sie saß, nicht weit von Cloud entfernt, auf der Bank und weinte leise, mit dem Gesicht in den Händen verborgen. Obwohl Nanaki und Yuffie, die ein paar Minuten nach Cloud und den anderen eingetroffen waren, versuchten sie zu ermutigen, ging es dem Teenager dadurch nicht besser und sie weinte ununterbrochen. Yuffie, in etwa gleich alt wie Cyra, saß neben ihr und hielt sie wiegend im Arm.

Nanaki, Cid und Shera hatte sich ebenfalls auf eine der Banken gesetzt und starrten auf den Boden vor sich. Alles war still, da niemand von ihnen wusste, wie sie die angespannte Situation verbessern konnten. Barret jedoch schien wütend. Er kannte Tifa nun schon seit vielen Jahren und sie für ihn wie eine kleine Schwester, die ihm immer mit Marlene geholfen hatte, wenn er alleine nicht weiter kam. Und obwohl er nicht wusste, wen er für diese Situation verantwortlich machen konnte, hatte er nach seiner Ankunft unentwegt geflucht. Jetzt hatte er sich jedoch ein wenig beruhigt und starrte den Boden an als ob er versuche, ihn allein mit seinen Blicken aufzureißen.

Als die Minuten vergingen und zu Stunden wurden, stieg die Spannung an.

Kaum ein Wort wurde gesprochen, so dass man das konstante Summen der Lichter hörte, welchen von Zeit zu Zeit von gedämpften Schlaggeräuschen begleitet wurde, als Clouds Faust auf die Wand traf.

Selbst nach mehr als drei Stunden hatte sich die Situation nicht im Geringsten geändert; kein Arzt hatte ihnen bisher neue Informationen gegeben. Und langsam konnte sich Cloud kaum noch zurückhalten.

Mittlerweile hatte er schon einige Dutzend Male gegen die Wand geschlagen und seine Fingerknochen zeigten bereits die ersten Hinweise darauf.

Als er seine Faust nun abermals erhob, verlor Barret die Kontrolle.

Der dunkelhäutige Mann ging auf Cloud zu, griff nach seiner Faust bevor diese gegen die Wand schlagen konnte und hielt sie in einem starken Griff.

Dann schaute er ihm direkt in die Augen. Die Spannung war unerträglich, wie eine erstickende Decke, die langsam niedersank und allen Sauerstoff raubte.

Plötzlich brach Barrets tiefe Stimme die Stille.

"Laß diesen Sch..ß endlich!" seine Augen verdunkelten sich als er Cloud direkt ansah. "Wir wissen alle, dass du sauer und wütend bist, aber was denkst du wie's uns geht? Du bist nicht der einzige, der sich Sorgen um Teef macht. Es bringt nichts uns alle verrückt zu machen!"

Mit einer ruckartigen Bewegung zog Cloud seine Hand zurück und starrte ihn mit einem eiskalten Blick an, auch wenn es klar war, dass dieser nur als Fassade für seine wirklichen Gefühle gedacht war.

"Als ob du wüsstest wie ich mich fühle..." der kalte Ausdruck verschwand langsam aus seinen Augen als er sich gegen die Wand stützte und sich an ihr herunter gleiten ließ. Aus Gewohnheit fuhr er mit seiner Hand durch sein Haar. "Ich hätte da sein sollen! Es ist meine Aufgabe sie zu beschützen. Und jetzt, nur weil ich versagt habe, könnte ich sie verlieren... sie und die Zwillinge..." Als er die letzten Worte von sich gab, traten Tränen in seine Augen. Er konnte sie nun nicht mehr zurückhalten und sie liefen ihm in Strömen die Wangen herunter.

Obwohl er tausende Gedanken und ermunternde Worte im Kopf hatte, legte Barret nur seine Hand auf Clouds Schulter. Egal was er sagen konnte, es würde alles nicht der Situation gemäß werden.

Der Korridor wäre wieder in tiefer Stille versunken, wäre nicht ein Arzt durch die Tür getreten.

Cloud und die anderen sprangen sofort auf, gespannt was man ihnen erzählen würde.

Der ältere Mann ging auf die Gruppe zu und blieb direkt vor Cloud stehen, der ihn mit fragenden, fast flehenden Augen ansah.

"Nun", begann der Doktor und räusperte sich, "Hätten Sie Miss Lockheart nicht so schnell zu uns gebracht, hätte man kaum noch etwas für sie tun können. Das Gift hat ihren Abdomen penetriert und sich schnell auf den gesamten Körper ausgedehnt und die Neuronen geschädigt."

"Geht... geht es ihr gut?" fragte Yuffie und erstickte beinahe an den Worten, die Cloud nicht über sich bringen konnte.

Der Gesichtsausdruck des Arztes wurde ernster als er fort fuhr.

"Es wäre zu früh das zu sagen. Ihre Zustand ist noch immer sehr ernst. Erst die nächsten Tage werden zeigen ob sie und die Zwillinge es schaffen."

Cloud schloss die Augen und atmete scharf ein. Sein Magen zog sich zusammen, ihm wurde schwindelig. Seine schlimmsten Alpträume könnten war werden.

Wie sehr wünschte er sich, es wäre alles nur ein schlechter Traum von dem er aufwachen würde, neben seiner Verlobten, die ihn mit ihren glänzenden, tiefroten Augen lächelnd ansah.

Aber nun musste er die Realität akzeptieren und seinen Ängsten gegenüber treten.

"Kann ich sie sehen?" fragte Cloud mit zitternder Stimme.

Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens erhob der Arzt erneut die Stimme und nickte in Richtung Intensivstation.

"Ja, aber bitte einzeln. Sie liegt noch immer im Koma, aber ich denke die Anwesenheit ihrer Freunde könnte ihr helfen."

Cloud nickte und drehte sich zu seinen Freunden um, die ihn ermunternd anlächelten.

Nervöser als je zuvor in seinem Leben, mit zitternden Knien, ging Cloud in die Intensivstation, in der Tifa versorgt wurde.

Aber was er sah, als er das Zimmer betreten hatte, war schlimmer als er sich ausgemalt hatte: der kleine Raum war bis zur Decke mit Instrumenten und piepsenden Bildschirmen angefüllt. Dazwischen liefen zwei Krankenschwestern, die jede kleine Unregelmäßigkeit aufzeichneten.

Und dort war sie, in der Mitte der ganzen Szene: seine geliebte Tifa, seine Verlobte, schwanger mit ihren Zwillingen.

Sie war zur Hälfte zugedeckt, der nackte Teil ihres Körpers - Arme, Hals und Kopf - war mit Schläuchen, die zu zahlreichen Instrumenten führten, bedeckt. Zusätzlich tropften noch einige Infusionen konstant in ihren Körper.

Die Schwestern schauten Cloud lächelnd an und bedeuteten ihm, sich auf den Stuhl neben ihr Bett zu setzen.

Cloud tat dies und spührte, wie ihm sein Herz schmerzte. Tifa, die junge, fröhlich Frau die niemals aufgab, so zu sehen war einfach zu viel.

Vorsichtig legte er seine Hand auf ihr Gesicht und streichelte es sanft während die Tränen wieder in seine Augen stiegen.

Mit einem tiefen, schmerzvollen Seufzer ergriff er ihre linke Hand und hob diese an sein Gesicht, küsste sie und fühlte ihre zarte Haut an seiner.

Doch die Kälte ihrer sonst so warmen Hände konfrontierte ihn abermals mit der Realität.

Wieder konnte er die Tränen nicht zurückhalte und ließ sie fließen als er still seinen Kopf neben ihren legte und inhalierte ihren süßen Duft.
 

***
 

Es war bereits eine Woche vergangen, doch Tifas Zustand hatte sich nicht im Geringsten verändert. Sie lag noch immer im tiefen Koma und reagierte auf nichts, was um sie herum geschah. Egal was die Ärzte, Schwestern oder ihre Freunde versuchten, sie lag still im Bett und zeigte keine Reaktion.

Doch obwohl die Ärzte langsam die Hoffnung verloren, dass Tifa sich wieder erholen würde, saß Cloud immer an ihrer Seite, hoffend, betend. Seit dem ersten Tag hatte er bei ihr gesessen und verließ den Raum niemals länger als für ein paar Minuten, wenn ihn seine Freunde dazu überredeten.

Cyra besuchte Tifa ebenfalls jeden Tag und beschuldigte sich selbst noch immer. Der Rest der Freunde hielt sich zurück, da sie nicht wussten wie sie auf die Situation reagieren sollten.

Wie an jedem Tag in letzter zeit saß Cloud neben Tifas Bett, hielt ihre Hand und schaute sie an, als ob allein sein Blick sie aus ihrem tiefen Schlaf erwecken könnte.

Er konnte sich kaum mit dem Gedanken abfinden, dass es absolut nichts gab, dass er tun konnte um die Situation zu verändern. Wenn er etwas hätte tun können, so wäre es sicherlich nicht unversucht geblieben.

Doch alles was er tun konnte war bei ihr zu sein und ihr Gesellschaft und Trost zu spenden.

Unzählige Male hatte er mit den Ärzten und Schwestern gesprochen, aber sie schienen ebenso hilflos zu sein wie er.

"Wir müssen abwarten." War alles, was sie sagten wenn er sie fragte, doch er würde nicht aufhören.

Er wollte sich nicht damit abfinden, dass er nichts tun konnte. Jetzt verstand er erst richtig, wie sich Tifa gefühlt haben musste, als er unter Mako Vergiftung litt und beinahe den Verstand verloren hatte.

Doch sie hatte ihn nie aufgegeben, und er würde es auch nicht tun.

Mit geschlossenen Augen legte er wieder seinen Kopf neben den ihren. Er liebte diese Position, ihre sanfte, weiche Haut so nahe an seiner.

Es war beruhigend und er begann oft zu träumen wie es wäre, wenn es ihr wieder gut ginge. Gerne stellte er sich vor, wie ihre Kinder sein würden.

Würden sie ihre Augen haben? Oder vielleicht seine?

Würden sie ihre melodische Stimme haben? Oder seine tiefere?

Würden sie ihren aufmunternden Optimismus haben? Oder seine Determination?

Als dies erweckte tiefe, traurige Gefühle, wenn er daran dachte, dass er seine Verlobte verlieren könnte, die Person, die er mehr liebte als sich selbst und alles andere.

Wieder einmal traten ihm Tränen in die Augen, doch mittlerweile versuchte er nicht einmal mehr, sie zu unterdrücken.

Das Leben konnte ziemlich unfair sein...

"Hmmm......"

Clouds Gedanken waren innerhalb von Millisekunden ausgelöscht, als er fühlte, wie sich die langen, schlanken Finger in seinem Griff bewegten.

Ruckartig setzte er sich auf und sah zu Tifa.

Halluziniere ich? Träume ich vielleicht?

Ungläubig schaute er zu, wie sich Tifa im Bett bewegte, wie ihre Augen sich langsam nach dem langen Schlaf öffneten.

Cloud beugte sich über sie und beobachtete jeden ihre Muskel als wäre es ein von Gott gegebenes Wunder, dessen noch nie zuvor jemand Zeuge geworden war. Und für ihn war es ein Wunder.

Sobald sich ihre Augen fokussiert hatten, sprang ihr Blick plötzlich nervös hin und her als sie versuchte herauszufinden, was mit ihr passiert war.

"Es ist in Ordnung, Tifa. Du bist im Krankenhaus. Beruhige dich, alles ist in Ordnung." sprudelte es instinktiv aus ihm hervor.

Plötzlich erschien ein ängstlicher Ausdruck auf ihrem Gesicht und sie berührte vorsichtig ihren geschwollenen Bauch. Offensichtlich erinnerte sie sich daran, was vor dem Koma geschehen war.

Fragend schaute sie Cloud an und versuchte, Worte hervorzubringen, schaffte es jedoch nicht.

"Keine Angst, Tifa, den Zwillingen geht es gut, ihnen ist nichts passiert." Sagte er als er sanft ihre Stirn küsste.

Erleichterung zeichnete sich auf beiden Gesichtern ab als sie ihre Hand an seine Wange führte und ihn langsam zu einem Kuss zu sich herunter zog.

Der Alptraum war abgewendet worden.

Außerhalb des Zimmers standen die Schwestern kichernd vor der Glastür.

Die Tests konnten warten...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2007-04-24T15:32:06+00:00 24.04.2007 17:32
Warum hörst du an so einer stelle auf??
bidde mach doch weiter und überstetzte!
biiiiiddeeeee
wenn ich hier so sehe das die kommis von 2005 stammen frg ich mich, machst du noch weiter!
bitte ich flehe dich an^^
schickst du mir ne ens oder so`
bitte!
cloudy
Von: abgemeldet
2005-08-02T17:42:06+00:00 02.08.2005 19:42
*tief luft hol*
WIE KANNST DU AN SO EINER STELLE BLOß AUFHÖREN?!?!?!
*sich wieder beruhig*

das is doch echt... gemein!

gerade jetzt!

wenigstens ist tifa wieder bei bewusstsein... ich hab echt schon gedacht, sie schaffts nich mehr.....

ich freu mich schon aufs nächste kapi ^^ und wie zuvor: kannst mir ne pm schreibn wenn das nächst on ist / du hochladest? ^^
Von:  Rockfairy
2005-07-28T13:16:49+00:00 28.07.2005 15:16
*heul*
Schock lass nach!
Ich dachte schon du läst Teef und die Zwillinge sterben....
*erleichtert sei*
Bitte schreib GANZ schnell weiter!!!
*knuddel*
HDL
mata ne, Anbu


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