Besuch
Sie hatten gegessen und sich noch eine Weile unterhalten. Gwyn hatte eine kleine Flammenkugel beschworen, die vor ihnen in der Luft schwebte, so dass sie wenigstens etwas Licht hatten.
Der Feuerschein ließ das sich ohnehin im Wind schaukelnde Gras noch unruhiger erscheinen.
Gwyn betrachtete es traurig.
Bäume waren ihr wirklich viel lieber.
Die Kronen hoch über ihrem Kopf bildeten ein schützendes Dach und nicht so ein undurchdringliches unübersichtliches Meer wie hier.
Seit dem Essen lagen sie auf ihre Decken, Kayleigh links neben Gwyns Kopf, Lis zusammengerollt zwischen den Vorderpfoten. Sie waren wohl zu erschöpft um sich gegenseitig zu ärgern.
Shin lag an ihrer Seite, halb versteckt unter dem Rand der Decke und Zen hatte es sich ein paar Meter weiter, auf der anderen Seite der Feuerkugel bequem gemacht.
In diesem Moment erlosch die Flammenkugel und Dunkelheit legte sich über die beiden Schlafstellen. Der Himmel wölbte sich blauschwarz über ihnen, gespickt mit Tausenden von Sternen, im Osten standen silbern und golden die beiden Monde.
Das Gras raschelte sanft in einer leichten Brise und schon bald hörte man das gleichmäßige Atmen der vier.
Die Monde zogen über das dunkle Firmament, weiter und weiter, näherten sich allmählich wieder dem Horizont.
Plötzlich entstand eine kaum merkliche Veränderung im Rascheln des Grases.
Zen erwachte schlagartig, ließ aber die Augen geschlossen, drehte sich auf die Seite und streckte wie in einer zufälligen Bewegung im Traum die Hand nach seiner Axt aus, ließ sie auf dem breiten Griff ruhen.
Da war etwas!
Oder besser gesagt: Jemand!
Nur wenige Schritte entfernt, ein Stück hinter ihnen, kauerte jemand im Gras.
Er hörte das leise Atmen und spürte die Anwesenheit der Gestalt.
Wer konnte das sein?
Was hatte er vor?
Wenn er sich so anschlich konnte das nicht Gutes bedeuten!
Langsam schoben sich die Halme auseinander.
Ein dunkles männliches Gesicht umrahmt von im Mondlicht schimmernden hellbraunen Haaren lugte hervor. Leuchtende bernsteinfarbene Augen musterten die am Boden liegenden Gestalten.
Einen Moment lang beobachtete der Fremde, dann trat er aus dem Graswald hervor.
Mit geschmeidigen, lautlosen Bewegungen schlich er auf Zen zu.
Als er nur noch einen Schritt von Zen entfernt war, öffnete dieser schlagartig die Augen, umfasste fest den Griff seiner Doppelaxt und sprang auf.
Die fremde Gestalt zuckte zusammen und machte einen Satz zurück.
Dabei traf sein Fuß Gwyns Decke.
Genauer gesagt Kayleighs Schwanz.
Begleitet von einem lauten Aufschrei riss diese abrupt die Augen auf und schnappte im Affekt nach der Ferse des Fremden. Ihre scharfen kleinen Zähne bohrten sich in sein Fleisch und die Gestalt schrie auf.
Gleichzeitig trat er mit dem anderen Fuß nach dem bissigen Drachenweibchen. Kayleigh gab ein wütendes schmerzerfülltes Knurren von sich, als sie durch die Luft geschleudert wurde und unsanft einige Meter weiter im Gras landete.
Lis wurde ebenfalls von dieser Bewegung mitgerissen und bevor sie wusste, wie ihr geschah, lag die schläfrige Elfe unter einem wütenden Drachenweibchen.
Gwyn fuhr durch den Lärm mit einem Ruck auf und sah sich aus weit aufgerissenen Augen erschrocken um.
Auf der einen Seite eine Zähne fletschende Kayleigh, darunter die Elfe, die heftig mit den winzigen Fäusten auf den Körper über ihr hämmerte und lautstark schimpfte.
Auf der anderen Seite Zen, den Blick fest auf den Fremden gerichtet, die Axt halb erhoben in den Händen. Das Licht der zwei Monde ließ die Schneiden gefährlich glänzen, doch der nächtlich Besucher achtete nicht darauf.
Gwyn betrachtete ihn genauer.
Der Mann war sehr groß und schlank, dabei kräftig und geschmeidig. Die Haut zeigte ein ähnliches helles Braun wie die langen, ein wenig wirren Haare. Glühende, leicht schräge goldene Augen sahen ein wenig überrascht in die Runde. Die Ohren, die durch das Haar lugten, waren besonders auffällig: länglich und sehr spitz.
Als der in gebleichte Lederhosen und Wams gekleidete Mann kurz in ihre Richtung schaute, erkannte sie strahlend weiße, kräftige Zähne, ein paar davon scharf und spitz wie die Fänge eines Raubtiers.
Ein Halbmensch.
De´mhter.
Halb Mensch, halb Luchs.
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Und weil es so schön war, gleich noch ein Kapitel. :o)
Mal sehen, wann ich das nächste soweit hab....Ich mag nämlich den De´mhter. ^.^ Da geht das hoffentlich wieder schneller als in den letzten Monaten.
Bis zum nächsten Mal!!!
Eure Pitri
P.S:Danke an alle Leser!! ^^