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Vertrauen ist alles

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Kapitel 13

Titel: Vertrauen ist alles

Teil: 13/18+Extrateil

Autor: schuchan, Tsugumi

E-Mail: Kamayima@gmx.de, jennyBreidenbach@yahoo.de

Fanfiction: Weiß Kreuz

Disclaimer: Die Jungs von Weiß Kreuz gehören leider nicht uns, auch wenn wir sie gerne behalten würden ^__^. Die Rechte liegen bei Kyoko Tsuchida und dem Projekt Weiß, und wir wollen mit der FF keinen Profit machen.

Rating: PG-16

Warnung: Angst, Lime, Lemon, Sap, Com

Pairing: Schuldig x Ken

Kommentar: Das soll einen Versuch eines RPGs darstellen und wir hoffen, dass es euch gefallen wird. Leider ist uns Schu etwas OOC geworden, aber ich hoffe, ihr stört euch nicht dran.

Zur genauen Erläuterung: Tsugumi spielt Ken und meine Wenigkeit (schuchan) spielt unseren süßen Deutschen^^
 

Da sind wir mal wieder *tadaaaa* Für alle, die ein Problem mit der Zahl 13 haben: wir hatten diesmal auch welche, auch wenn diese Zahl für uns immer eine Glückszahl war. Diesmal eben leider nicht wirklich.

Aber, lest selbst ^____^
 


 

Wieder stand Schuldig auf seinem Balkon. Das Wetter spiegelte genau seine Gemütsverfassung wieder: es regnete in Strömen und es sah nicht so aus, als ob es jemals wieder aufhören wollte. Doch das störte den Telepathen nicht. Er stand weiter im Regen. Seit dieser Mission vor einer Woche hatte er nicht mehr viel anderes gemacht, hatte kaum gegessen, noch weniger geschlafen. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst und Gewissensbisse plagten ihn. Seine Gedanken schwirrten nur noch um Ken, einzig um Ken... sein Ken... <<...nicht mehr mein...>> Damit versiegten die Gedanken an den Weiß, wurden sie in die hinterste Ecke von Schuldigs Gedächtnis verbannt, während sein Kopf allmählich ganz leer wurde, nur langsam wieder gefüllt von den Gedanken der unzähligen Menschen um ihn herum. Aber ihm war es egal. Alles war besser, als ständig wieder daran erinnert zu werden. Er würde diese Erinnerungen immer in sich tragen, tief in seinem Herzen, genauso, wie er auch die Erinnerungen an Maria dort trug. Er würde nie wieder einen Menschen so nah an sich heran lassen. Langsam wand sich Schuldig von dem tristen Bild vor seinen Augen ab und begab sich in sein Zimmer, ließ achtlos seine nassen Klamotten auf dem Weg ins Bad einfach fallen, wo er sich eine warme Dusche gönnte. Nach einem kurzen Blick im Spiegel, dem er nur einen abfälligen Blick zuwarf, ging er ins Zimmer zurück und ließ sich, nackt wie er war, auf sein Bett fallen. Er hatte sich viel zu sehr gehen lassen. Schlaf würde ihm gut tun. Schon bald war er in einen

traumlosen Tiefschlaf verfallen.
 

Yohji öffnete die Haustür und betrat die Diele, zwei große Einkaufstüten mit sich schleppend. "Verdammtes Sauwetter!" fluchte er. Daraufhin kam Omi aus der Küche. "Oh, schon vom Einkaufen zurück?!" fragte er, ging dann aber auf ihn zu, um ihm mit den Taschen zu helfen. "Yohji, er ist immer noch nicht aus seinem Zimmer gekommen. Und er macht die Tür einfach nicht auf. Werder mir, noch Aya. Verstehst du, sogar Aya hat es versucht! Ich weiß nicht, was wir noch versuchen sollen. Aya sagt, wenn wir ihn nicht dazu kriegen, endlich zu reden, tritt er die Tür ein und zwingt Ken dazu, wenigstens etwas zu essen. Kannst du es nicht wenigstens einmal versuchen? Vielleicht schaffst du es ja." Yohji seufzte bei den Worten ihres Chibis. Seit der Mission letzte Woche war Ken völlig in sich gekehrt, war weder im Laden noch beim Fußballtraining gewesen. Und er, Yohji, war der einzige, der sich einen Grund dafür

vorstellen konnte. In den letzten Wochen hatte er oft versucht, mit Ken über Schuldig zu reden, aber dieser hatte immer so getan, als wäre rein gar nichts gewesen. Also hatte der Playboy gehofft, dass es nur eine vorübergehende Sache war und Ken damit klar kam, so wie er es allen glauben machen wollte. Aber offensichtlich war dem absolut nicht so. Yohji nickte Omi nur verstehend zu und stieg dann schweigend die Treppe hoch. Vor Kens Tür blieb er stehen

und klopfte vorsichtig. "Ken-kun. Hey, langsam reicht es, mach jetzt die Tür auf." Er lauschte, aber es kam keine Antwort. "Diesmal lasse ich mich nicht abwimmeln, Ken! Verdammt noch mal, mit wem kannst du sonst reden, außer mit mir? Ich bin der einzige, der hier Bescheid weiß. Oder willst du warten, bis Aya dir tatsächlich die Tür eintritt? Willst du ihm Rede und Antwort stehen müssen?" Eine Weile wieder nichts, dann ließen sich leise Schritte vernehmen. Ein Klacken im Schloss, dann wurde die Tür langsam geöffnet und Kens Gestalt

zeichnete sich vom dunklen Hintergrund ab. Sein Gesicht wirkte unendlich müde, die Augen waren trübe und zeugten von geistiger Erschöpfung. "Kann ich reinkommen, Ken?" Wortlos trat Ken zur Seite und bedeutete ihm, einzutreten.
 

Ein Klopfen riss Schuldig aus einem unruhigen Schlaf. Verwirrt setzte er sich auf, sah sich kurz orientierungslos in seinem Zimmer um, bevor das Klopfen erneut erklang, ihn wieder in das Hier und Jetzt holte. "Was?" Nagis Kopf lugte ins Zimmer. "Essen ist fertig," meinte er nur leise, in der stillen Hoffnung, der Telepath würde dieses mal mitkommen. Und das tat dieser auch. "Komme gleich." Mit einem erleichterten Lächeln verschwand der Junge und

Schuldig rappelte sich aus einem Gewirr an Decke und Kissen auf. Wahrscheinlich würde es noch etwas dauern, bis er alle Erinnerungen gut verschlossen hatte, denn im Traum waren ihm Bilder mit einer glücklichen Zeit mit Ken erschienen... die sich aber bald in einen Alptraum verwandelt hatten. Seufzend richtete sich der Deutsche kurz sein Haar, bevor er ein paar Sachen aus seinem Schrank kramte und sich anzog. Danach ging er in die Küche, wo schon die anderen aßen. Mit einem musternden Blick bedachte ihn Crawford, stellte aber fast erleichtert fest, dass der Telepath sich wieder unter Kontrolle zu haben schien. Auch wenn er nicht wie üblich seine Witze riss und alle in den Wahnsinn trieb, sondern eher versuchte, Crawford in Kälte zu konkurrieren. Alles war besser, als der Schuldig nach der letzten Mission. Sein Plan schien aufzugehen. Und mit diesem Gedanken widmete sich auch der Amerikaner seinem Essen.
 

Kens Zimmer war fast völlig dunkel, die Rollläden waren heruntergelassen und nur eine kleine Nachttischlampe spendete Licht, tauchte alles in ein unruhiges Schattenspiel. Yohji schloss die Tür hinter sich wieder und sah Ken zu, wie er sich wieder auf sein Bett setzte, wo er wohl bereits die ganze Zeit gesessen hatte. Mit dem Rücken zur Wand, die Knie angezogen.

"Also, jetzt rück schon raus mit der Sprache. Was ist mit diesem Schuldig? Es ist schief gegangen, nicht wahr?" fragte Yohji nun mit leiser Stimme.

"Bitte, verschon mich jetzt mit 'Ich hab's dir ja gleich gesagt'. Das ist das letzte, was ich jetzt hören will," meinte Ken nur schwach.

"Ich habe nicht vor, dir Vorwürfe zu machen, Ken. Ich kenne dich ja nun eine Zeit und ich bin mir sicher, dass du dir sehr genau überlegt hast, was du tust. Keiner von uns macht es sich leicht, im Bezug auf andere Menschen. Wir alle überlegen es uns dreimal, bevor wir jemanden vertrauen, wenn überhaupt. Gerade du weißt, wie leicht man von seinen Mitmenschen getäuscht werden kann, gerade von denen, die einem persönlich nahe stehen."

Ken blickte bei diesen Worten auf. So etwas hatte er nun wirklich nicht erwartet. Nicht von Yohji.

"Yo-kun, ich hätte nicht gedacht, dass ich überhaupt noch mal jemandem vertrauen könnte. Nach der ganzen Sache, die Mission damals, als ich meinen Trainer umbrachte, danach ging es mir wirklich schlecht. Aber irgendwie war Schuldig dann auf einmal da. Ich weiß ja selbst nicht, wie sich das alles so entwickeln konnte, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, er versteht mich. Er hat mir soviel geholfen, hat mir sogar das Leben gerettet, mir soviel von sich gezeigt, seine Gefühle und Gedanken, ich habe sie alle gespürt! Ich habe wirklich geglaubt, ihn zu kennen. Und dann diese zwei Tage am Meer... Ich war mir so sicher! Es war irgendwie perfekt. Und dann bricht auf einmal alles zusammen und ich weiß überhaupt nicht warum."

Ken schüttelte nur traurig den Kopf und Yohji war etwas überrascht über seine plötzliche Redseligkeit. Er ging auf ihn zu und setzte sich neben ihm aufs Bett, unterbrach ihn aber nicht.

"Jetzt sagt er plötzlich, alles war nur ein Spiel. Auf der Mission hat er es mir gesagt."

"Und du glaubst ihm?"

Ken sah Yohji fragend an. Der Blonde fuhr daraufhin fort.

"Ich weiß, dass gerade du nicht jeden einfach so an dich ranlässt. Du hast dich ihm bestimmt nicht von Anfang an an den Hals geworfen, nicht wahr? Also musst du vollkommen von ihm überzeugt gewesen sein, sonst hättest du ihn doch nie an dich heran gelassen, nicht wahr?"

"Und wenn er mich die ganze Zeit manipuliert hat? Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll, Yohji, ich weiß nicht mehr, was real ist oder nicht. Welches ist der wahre Schuldig? Ich weiß es einfach nicht..."

"Du sagst, er hat dich quasi in sich hinein sehen lassen. Nun, ich weiß nicht, wie mächtig ein Telepath ist und wie weit Schuldigs Fähigkeiten gehen. Aber ist er wirklich in der Lage, all seine Gefühle und Gedanken derart häufig und intensiv zu fälschen?"

Auf diese Frage hin weiteten sich Kens Augen und er sah Yohji erstaunt an. Darüber hatte er noch gar nicht richtig nachgedacht. Das, was Schuldig ihm gezeigt hatte, konnte das wirklich alles falsch gewesen sein? Dieser Gedanke spendete Ken Trost: Egal, was Schuldig jetzt über ihn dachte oder wie

er jetzt fühlte, die gemeinsame Zeit mit ihm konnte ihn einfach nicht völlig kalt gelassen haben. Auch wenn er Ken jetzt vielleicht hasste, etwas musste er damals für ihn gefühlt haben, selbst in seinem kalten Herzen. Auch wenn es jetzt vorbei war, allein der Gedanke daran, dass nicht alles falsch gewesen sein konnte, gab Ken wieder etwas Kraft. Kraft, um weiterzumachen. Auch wenn er Schu... nein, Schuldig ab jetzt nie wieder sehen würde...
 

Es war bereits Anfang November. Die Tage wurden zunehmend kälter und dicke Regenwolken beherrschten schon seit Wochen den Himmel. Nur selten kam die Sonne raus, ansonsten regnete es oder nicht. Schuldig zog sich gerade seinen Mantel über, als ihn eine wohlbekannte Stimme zurückhielt. "Willst du in deine Wohnung?" Der Deutsche drehte sich nicht um, als er mit einem Nicken antwortete und sich seine Schuhe zubinden wollte. "Du gehst nicht. Siberian wird auf dieselbe Idee kommen. Oder willst du ihn unbedingt treffen?" Mit einem Kopfschütteln verneinte er Crawfords bissige Frage. Auch wenn er sich von diesem Weiß distanziert hatte, die Vorstellung, dass diesem dennoch was passieren konnte, ließ Schuldig schlecht werden. "Wolltest du was bestimmtes dort?" Bei der fast gelangweilt klingenden Frage, sah Schuldig nun doch zu Crawford. "Ich wollte ein paar Sachen holen und..." "Was?" "Nicht so wichtig." Der Amerikaner bedachte den anderen nur mit einer hochgezogenen Augenbraue.

"Sag mir, was du brauchst. Dann gehe ich." Wieder nur ein Nicken von Seiten des Deutschen. Er konnte sich denken, warum der Schwarz-Leader ausgerechnet jetzt so 'hilfsbereit' war. Doch was sollte er schon dagegen tun können? Vielleicht war es auch besser so. Er zog seine Schuhe und den Mantel wieder aus und ging in sein Zimmer, machte eine kleine Liste mit den Dingen, die er holen wollte. Er hätte sie auch morgen holen können, wäre dem Weiß nicht

begegnet, doch wenn Brad einmal was wollte... Er gab ihm den Zettel und verzog sich stumm wieder in seinem Zimmer. Das Klicken des Türschlosses bekam er nur so am Rande mit. Auch wenn er es immer wieder versuchte, Ken aus seinen Gedanken zu streichen, nie gelang es ihm ganz. Und dafür, für diese immense Schwäche, die er doch auch vorher nicht gehabt hatte, verfluchte er sich auch jetzt wieder.

Währenddessen parkte der schwarze BMW von Crawford vor dem Mietshaus, in dem Schuldigs Wohnung war. Er schloss die Tür auf und betrat die ziemlich miefig riechende Wohnung. Wahrscheinlich hatte der Deutsche wieder geraucht, ohne danach zu lüften. Also machte Crawford das. Wenn er schon einmal hier war,

konnte er das ja auch.
 

Nach dem Gespräch mit Yohji ging es Ken zunächst etwas besser. Das hieß nicht, dass seine Melancholie und die schlaflosen Nächte sich nicht fortsetzten, aber irgendwie hatte er eingesehen, dass das Leben einfach weiterging. Was hatte er davon, ewig in seinem Zimmer rumzuhängen und sich von allem abzukapseln? Es brachte ja doch nur Ärger. Außerdem hatte er allmählich das Gefühl, dass der Schmerz ihn irgendwie betäubte. Das war gut so, um den Alltag zu bewältigen, aber dafür nahm er um sich herum nicht mehr viel wahr. Ein Tag erschien

wie der andere, es machte keinen Unterschied, ob Montag, Dienstag oder Wochenende. Jeder Tag war gleichermaßen öde und leer. Das einzige, was ihm blieb, war diese ständige Grübelei. Wie oft hatte er Yohjis Worte auseinander genommen, tausendmal hin und her gedreht, ohne aber jemals zu einem Ergebnis zu kommen. Und dieser Umstand machte ihn fast wahnsinnig. Er wollte Klarheit haben. Oder zumindest einen Hinweis. Damit er diese kleine Hoffnung, die in ihm keimte, aufrechterhalten konnte. Jetzt saß er wieder in seinem Zimmer

und dachte darüber nach. Sein Blick fiel auf den blauen Pulli, der über einer Stuhllehne hing. Er hatte ihn bekommen, als sie in Schus Wohnung gewesen waren, als er den Schlüssel dafür bekommen hatte... die letzten Wochen hatte er oft überlegt, ob er es wirklich wagen sollte, dorthin zu gehen. Er hatte Angst vor dem, was er dort vielleicht vorfinden würde. Vielleicht Schuldig, der ihm noch mal unmissverständlich klar machte, dass es wirklich aus war. Aber ewig mit dieser Ungewissheit zu leben, war auch keine Alternative. Also raffte er sich mit einem Seufzer auf, packte den Schlüssel und wollte zur Tür rausgehen, als er sich noch einmal umdrehte und kurz nachdenklich den Pullover musterte, der noch immer auf dem Stuhl lag. Dann ging er kurz entschlossen auf diesen zu und griff ihn sich, bevor er das Haus verließ.
 

Nachdenklich streifte Crawford etwas durch die Wohnung von Schuldig. Er war zwar schon manches mal hier gewesen, hatte aber nie die Zeit oder das Interesse gehabt, sich alles anzusehen. Zwischendurch suchte er auch immer wieder nach den Dingen, die Schuldig ihm aufgeschrieben hatte. Als er im Wohnzimmer seinen Blick schweifen ließ, staunte er nicht allzu schlecht. Die Wände waren teilweise mit Regalen versehen, in denen sowohl Videokassetten,

DVDs und CDs, als auch Bücher und Fotoalben ihren Platz fanden. Nach genauerem Hinsehen erkannte Crawford, dass es sich dabei wohl um Andenken an die Zeit aus Deutschland handeln musste, denn die meisten Bücher waren in Deutsch und auch die verschiedenen Filme hatten meist deutsche Namen. Nachdem er das Fenster geschlossen hatte, blieb sein Blick auf dem Tisch hängen. Anscheinend hatte Schuldig das mit nicht so wichtig gemeint. Ein kleines Pflänzlein ließ schon beachtlich ihr Köpfchen hängen. Crawford erbarmte sich und goss das

kleine Etwas in dem Blumentopf. Anscheinend hing Schuldig noch viel zu sehr an dem Weiß-Jungen und allmählich fing Crawford an, zu bezweifeln, ob es nur diesen einen Weg gegeben hatte. Schließlich gab es meist immer mehrere Wege, an sein Ziel zu kommen und er hatte damals nur den einfachsten und schnellsten genommen. Aber erst einmal abwarten. Auf dem Weg ins Schlafzimmer vernahm er das leise Klicken des Türschlosses. Sein 'Besuch' war soeben gekommen.
 

Kens Herz begann schneller zu klopfen, als er sich der Wohnung näherte. Unendlich langsam stieg er die Treppe hoch. Erinnerungen loderten in ihm auf, wie sie damals zu zweit hier herauf gegangen waren... Er schluckte einmal und verscheuchte diese Erinnerung. Er wollte einen freien Kopf haben, egal, was er hinter dieser Tür vorfinden würde. Vorsichtig steckte er den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür. War gleichzeitig etwas erleichtert, weil er

schon befürchtet hatte, dass Schloss sei ausgewechselt worden. Dann trat er in die stille Wohnung. Kurz hielt er inner und lauschte. Ein kühler Luftzug wehte an ihm vorbei. War jemand hier? Schuldig vielleicht? Langsam ging er in die Richtung, aus der er den Luftzug verspürte, also in Richtung Schlafzimmer. Er betrat es und... stockte, während seinen Herz vor Schreck einen Sprung machte. Vor ihm stand tatsächlich Brad Crawford! Seine Finger krampften sich

automatisch fester in den weichen, blauen Stoff in seiner Hand. <<Was zum Teufel machte der hier?!>> Fragend blickte er in an, ohne etwas zu sagen, versuchte gleichzeitig auf alles vorbereitet zu sein, auch auf einen möglichen Angriff.
 

Crawford musterte Ken mit einem ruhigen Blick, bevor er sich umdrehte und das Fenster schloss. Langsam, die Zeitlinie immer im Auge behaltend, drehte er sich wieder um und ging auf ihn zu, blieb genau vor ihm stehen. Noch einmal blickte er ihn abschätzend an, bevor er einfach an ihm vorbei in den Flur trat. "Wenn du Schuldig suchst, schlag dir das aus dem Kopf. Die Wohnung wird aufgelöst werden." Damit ging er gemächlichen Schrittes ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch fallen. Vielleicht war diese Offensive etwas zu gewagt gewesen, aber er musste wissen, wie es um den Weiß-Jungen stand. Erst dann konnte er versuchen, einen anderen Weg zu finden. Denn ansonsten lohnte es die Mühe nicht.
 

(OOC: Und plötzlich merkte Ken, wie unwiderstehlich Brads magische Augen auf ihn wirkten. Er fühlte sich wie von einer unsichtbaren Kraft angezogen und es wurde ihm klar: Brad war der einzige Wahre... er fiel ihm um den Hals und presste leidenschaftlich seine Lippen auf die des anderen und... äh, lassen wir das. Sorry, schuchan, dass Ken unter meinen Psychoattacken zu leiden hat. Und du ja auch...)
 

Verwirrt über Crawfords gleichgültige Art blieb Ken einen Moment reglos stehen, als dieser an ihm vorbei in Richtung Wohnzimmer ging. Am liebsten wäre er jetzt so schnell wie möglich wieder abgehauen, es war ihm unbehaglich mit dem Schwarz-Leader allein in der Wohnung zu sein. Aber wenn er seine Fragen geklärt haben wollte, war dies wohl die beste Gelegenheit. Also folgte er dem anderen langsam ins Wohnzimmer, blieb aber im Türrahmen stehen, während Brad sich setzte. Den Blick zu Boden gerichtet, fragte er leise: "Er... löst die

Wohnung auf? Warum? Will er jetzt alle seine Spuren verwischen? Wieso tut er das alles? Du weißt doch die Antworten darauf, nicht wahr?! Sag sie mir!" Zuerst hatte er ganz leise gesprochen, aber seine Stimmer wurde zunehmend fester und fordernder. Er wollte endlich Klarheit haben. Allerdings blickte er noch immer nicht auf.
 

Crawford sah Ken einfach nur an, während es hinter seiner Stirn zu arbeiten begann. "Ich kenne die Gründe von Schuldig nicht. Da müsstest du ihn schon selbst fragen. Mich würde nur interessieren, warum es dich interessiert. Anscheinend hängst du ja mehr an unserem Telepathen, als er angeblich an dir."
 

"Glaub mir, ich würde Schu äußerst gerne selber fragen, aber da er mir ja dermaßen geschickt aus dem Weg geht, ist das nun mal nicht ganz so leicht!" antwortete Ken nun bissig, hob dabei den Kopf, um Crawford anzusehen. Dabei fiel sein Blick auf das kleine Pflänzchen auf dem Wohnzimmertisch. Es war ein Enzian. Ken schluckte. Ob Schuldig... "Warum es mich interessiert? Ich weiß nicht, ob Schuldig mich einfach nur manipuliert hat und vielleicht lacht

er sich ja kaputt, wenn du ihm das erzählst, aber ich habe ihm wirklich geglaubt. Und ich habe ihm jedenfalls nichts vorgespielt."
 

Also, in anderen Worten, hing der Weiß-Junge noch an Schuldig. Damit konnte Crawford leben, denn ihm war keineswegs entgangen, wie viel Mühe es den Telepathen kostete, sich von Ken fern zu halten. Unmerklich nickte der Amerikaner, während sich allmählich ein neuer Plan in seinem Kopf formte. Mit einem letzten Blick auf den anderen erhob sich Crawford und trat neben Ken. "Ein Spieler lässt sich ungern in die Karten gucken. Mich wundert es

immer noch, dass Schuldig es bei dir ohne zu zögern gemacht hat." Damit wand er sich endgültig von Ken ab und verließ die Wohnung.
 

Ken wandte sich nicht um, als Crawford an ihm vorbeiging und die Wohnung verließ. Nachdenklich trat er zu dem kleinen Tischchen, kniete sich davor und betrachtete das kleine blaue Pflänzchen. "Na, was meinst du dazu? Hat Schu sich wirklich in die Karten schauen lassen? Ich weiß nicht mehr, was wahr ist und was nicht... ich bin hergekommen, um eine Antwort zu erhalten, bin aber am Ende genauso verwirrt wir vorher." <<...aber Crawfords letzter Satz, die

Pflanze... vielleicht habe ich eine Bestätigung bekommen, weiterhin zu hoffen.>> Mit dieser Erkenntnis verließ Ken die Wohnung einige Zeit später. Den Pulli trug er noch immer bei sich.
 

Nachdenklich lag Schuldig auf der Couch im Wohnzimmer und bemerkte nur wie nebenbei, dass sich Nagi und Farfarello wegen irgendwas in der Wolle hatten. Zumal sich Farf sowieso verändert hatte, zum besseren. Er war richtig umgänglich geworden. Aber noch mehr wunderte sich der Deutsche über ihren Leader. Der war vor zwei Tagen, nachdem er von Schuldigs Wohnung zurückgekommen war, einfach in seinem Zimmer verschwunden und seit dem nicht

mehr rausgekommen. <<Würde mich interessieren, was der wieder ausheckt. Oder was er Ken gesagt hat. Er hat nicht ein Wort drüber verloren. Wie es wohl dem kleinen Kätzchen geht? ...>> //Schuldig, in mein Büro!// Der Befehl von Crawford holte besagten Telepathen aus seiner Melancholie, in die er sich schon wieder stürzen wollte. Anscheinend war Crawford zu einem Ergebnis gekommen, worüber er die zwei Tage nachgedacht hatte. Nicht sehr motiviert ließ sich Schuldig in den Sessel gegenüber von Crawfords Schreibtisch fallen und wartete auf die Anweisungen seines Leaders. <<Aber besser etwas zu tun zu haben, als überhaupt nichts zu machen.>>
 

Ein wenig schien Ken sich wieder gefangen zu haben. Er war nicht mehr permanent melancholisch und auch teilweise wieder ansprechbar. Die anderen drei führten das auf die Tatsache zurück, dass Yohji mit ihm gesprochen hatte, auch wenn weder Aya noch Omi ahnten, worum das Gespräch gegangen war. Sie waren einfach froh darüber, dass ihr blonder Playboy doch auch mal was nützliches zustande gebracht hatte und an Ken rangekommen war. Wie es in

Wirklichkeit um Ken stand, bemerkten sie dadurch nicht. Das Gespräch mir seinem Kollegen und auch mit Crawford hatten ihm in der Tat wieder etwas Mut gemacht, aber seine Zweifel und Ängste lange noch nicht vertrieben. Noch immer quälte er sich beim Einschlafen, noch immer suchten ihn Alpträume heim, aber dennoch ging das Leben weiter. Und um es zu ertragen, hatte sein Körper offenbar unterbewusst eine Art Schutz entwickelt. Zunehmend wurde ihm alles um ihn herum gleichgültig. Er stumpfte Tag für Tag mehr ab, bis ihm alles, was er

tat, irgendwie mechanisch vorkam, selbst, wenn er mit den Kids Fußball spielte. Aber noch nicht mal ihm selber wurde das richtig bewusst.
 

Crawford rieb sich kurz über seine Augen, bevor er seine Brille wieder aufsetzte und Schuldig ansah. Ihn hatten die letzten zwei Tage wirklich geschafft, aber dafür war sein Plan fast lückenlos. Natürlich gab es immer noch das ein oder andere, dass sich nicht wirklich einplanen ließ, aber damit konnte er leben. "Du kannst wieder mit Siberian in telepathischen Kontakt

treten," meinte Brad dann gerade heraus. Er hatte noch nie um den heißen Brei herum geredet. Schuldig hingegen saß wie vor den Kopf gestoßen da. Hatte er sich gerade verhört? Oder gab es doch einen Gott, der seinen sehnlichsten Wunsch wahr machen konnte? "Was? Sag... sag das noch mal..." Crawford konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Es war selten, Schuldig einmal sprachlos zu erleben. "Du hast mich schon richtig verstanden. Aber... keine

Treffen, nur telepathischer Kontakt. Verstanden!" Der Deutsche konnte nur benommen nicken. Allein das war schon mehr, als er zu hoffen gewagt hatte. Doch er wurde sofort wieder ernst, ließ sich seine Freude nicht ansehen. "Warum?" Schließlich tat ein Brad Crawford nichts ohne Grund. "Der Kleine scheint immer noch an dir zu hängen. Und dass du an ihm hängst, ist nicht schwer zu erraten. Es gibt noch einen anderen Weg, meine Vision zu umge-

hen. Einer, der wahrscheinlich für alle Beteiligten besser ist, als der, den ich zu Anfang gewählt habe." "Und wie sieht der Weg aus?" Schuldig konnte nicht ganz fassen, dass Crawford ihm sogar entgegen kam. Sonst war der Amerikaner doch auch immer auf seinen Vorteil bedacht und nicht sehr viel mehr... "Du musst Siberian dazu bringen, mit Bombay und Abyssinian zu reden und sie an euer Verhältnis zu gewöhnen. Nur dann würde sich die Vision aufheben. Ich muss zugeben, dass ich daran schon hätte eher denken können, aber der übliche Plan erschien mir effektiver. Wer hätte auch gedacht, dass dir der Kleine so viel bedeuten würde." Bei dem letzten Satz konnte sich Brad ein Grinsen nicht verkneifen. Doch Schuldig ging nicht näher darauf ein. Allein schon die Erlaubnis, sich mit Ken wieder unterhalten zu können, ließ ihn innerlich jubeln und sein Herz schlug regelrecht Kapriolen in seinem Brustkorb. "War's das?" fragte er betont lässig, obwohl er kaum noch stillsitzen konnte. Crawford nickte nur und schon war Schuldig aufgesprungen. An der Tür jedoch stoppte er noch mal, drehte sich zu Brad um und lächelte. "Danke." Damit war er aus dem Zimmer verschwunden und in seinem eigenen verschwunden und hinterließ einen Schwarz-Leader, der auch lächeln

musste. Schuldig warf sich auf sein Bett, schloss die Augen und konzentrierte sich auf Kens Präsenz. Er musste noch nicht mal lange suchen, da kam sie auch schon angeflogen und erfüllte ihn mit ihrer Wärme von innen heraus. //Klopf, klopf.// meinte er leise in Kens Kopf.
 

Ken saß wieder allein in seinem Zimmer, wieder über seine Bücher gebeugt, starrte aber eigentlich, wie sooft in letzter Zeit, nur blind auf die Zeilen, las die Worte nicht wirklich. Plötzlich schreckte er auf und blickte unwillkürlich zur Tür. "Wer ist da?" Niemand antwortete. Dabei hätte er schwören können, jemanden gehört zu haben.
 

Kurz stutze Schuldig, als er deutsche Worte wahllos durch Kens Gedanken schweifen hörte, musste dann aber lächeln. Also hatte Ken ihn doch vermisst. Doch die weiteren Gedanken stimmten ihn traurig, auch wenn er genau daraufhin gearbeitet hatte auf Crawfords Geheiß. Andererseits war er glücklich, dass der Junge sich anscheinend mit dieser Situation noch nicht abgefunden hatte. Langsam streckte er seine mentalen Hände wieder nach Ken aus, streichelte

über seine Arme, froh darüber, dass er es wieder durfte. //Hallo, Ken.// meinte er nochmals leise.
 

Ken schrak zusammen, als er die Berührung spürte, obwohl ihm das ja eigentlich vertraut war. Aber er hatte damit nun wirklich nicht gerechnet, nicht, nachdem er etwa 4 Monate vergeblich auf ein solches Zeichen gewartet hatte. Im ersten Moment, als er Schus vertraute Stimme in seinem Kopf hörte, reagierte sein Körper mit einem Schwall von Emotionen, vor allem Freude, die seinen Magen kribbeln ließen. Aber das dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, dann

fand Kens Verstand wieder zurück zu ihm und ermahnte ihn zur Vorsicht. Ken wurde augenblicklich wieder ruhig, seltsam ruhig, dafür, dass er eigentlich aufgeregt sein müsste. //Aha, da bist du also wieder. Was gibt es denn?// fragte er betont ruhig, aber auch auf gewisse Weise drohend. Ihm waren Schus letzte Worte bei ihrem letzten Treffen keineswegs entfallen und er musste darauf gefasst sein, wieder etwas Ähnliches hören zu müssen. Außerdem machte er ihm emotional deutlich, dass er die Berührung durch Schus mentale "Hände" keineswegs wünschte. Zu diesem Zweck schickte er ihm abweisende und kalte Gefühle im Bezug auf die Berührung.
 

Schuldig verstand den Wink durchaus und zog sich wieder etwas zurück. Er konnte Ken wirklich verstehen, obwohl er durch dessen erste Gefühlswelle doch ziemlich überrascht wurde. Und er musste zugeben, dass die Abweisung wehtat, aber er hatte es auch nicht anders verdient, das wusste Schuldig. Schließlich hatte er dem anderen vorgespielt, dass er nur mit ihm gespielt hatte. <<Anscheinend war ich überzeugender, als ich dachte.>> resignierte Schuldig

in Gedanken. //Ich wollte mich nur entschuldigen. Vieles ist nicht so gelaufen, wie ich wollte. Aber leider kann man sein Schicksal nicht beeinflussen.// <<Und Brads Visionen schon gar nicht.>> fügte er in Gedanken hinzu.
 

//Entschuldigen? Etwas spät, hm? Und vor allem, warum jetzt auf einmal so plötzlich? Ich kann's mir denken: Crawford hat dir von unserem kleinen Treffen berichtet und von dem, was ich gesagt habe. Und jetzt, da du gerade Langeweile hast, probierst du einfach noch mal aus, wie dämlich ich wirklich bin, hm?// meinte Ken kalt. Woher sollte er wissen, was wahr war und was nicht? Welcher war der echte Schuldig?
 

Leise seufzend konnte Schuldig nur mit dem Kopf schütteln. Er konnte sich in etwa vorstellen, was Ken meinte, dafür musste er noch nicht mal in dessen Gedanken suchen. Aber es tat wirklich weh. Mehr, als Schuldig gedacht hatte. Und das zu recht. Schließlich hatte er Ken genauso, wenn nicht sogar noch mehr, wehgetan. Langsam zog sich Schuldig wieder etwas von dem anderen zurück, aber ohne ganz zu verschwinden. Wahrscheinlich brauchte Ken erstmal etwas Zeit, sich wirklich klar darüber zu werden, was er wollte. Und Schuldig konnte

ja trotzdem bei ihm sein, musste die warme Präsenz nicht missen. //Crawford hat mir nichts gesagt, aber wenn du so denkst, sollte ich besser wieder gehen. ... Deine Präsenz ist immer noch so schön warm. ... Das tut gut, nach so langer Zeit allein.// Damit verschwand Schuldig aus Kens Kopf, nicht aber ohne ihm ein Gefühl eben dieser Wärme geschickt zu haben.
 

Ken war etwas erstaunt, dass Schu sich so schnell wieder zurückzog, ohne sich in irgendeiner Weise zu rechtfertigen. Er hatte nicht mal versucht, sich zu verteidigen oder sein Verhalten zu erklären! Er lies es ja fast so aussehen, als wäre Ken selber der Schuldige! <<'Es tut gut', ist das dass einzige, was du nach der ganzen Zeit zu sagen hast?>> Er glaubte nicht, dass Schu

ihn noch gehört hatte, da er seine Präsenz ja nicht mehr spürte. Was sollte das ganze denn jetzt? Schuldig machte das immer so, er erschien und verschwand immer einfach, wie es ihm passte. Und Ken war dann immer derjenige, der völlig ratlos zurückblieb. Und jetzt auch noch wütend. Langsam kam er sich tatsächlich vor wie so ein Spielzeug. Was sollte das ganze nur, warum geriet er immer wieder in so einen Mist?!
 

Nachdenklich stand Schuldig von seinem Bett auf und trat auf den Balkon. Man spürte den herannahenden Winter. Kalter Wind zog um die Häuserecken und die Bäume waren schon fast kahl, dicke graue Wolken wurden am Himmel dahin getrieben und wahrscheinlich würde es bald wieder regnen. Das Gespräch hatte nicht gerade das gebracht, was sich der Deutsche erhofft hatte. <<Hab ich überhaupt was erhofft? Ich kann doch schon froh sein, dass er überhaupt mit mir geredet hat.>> Schuldig konnte durchaus die Zweifel von Ken verstehen. Und

er hatte sich nicht gerechtfertigt, da der andere ihm wahrscheinlich sowieso nicht geglaubt hätte. <<Hätte ich auch nicht gemacht. Am besten, ich lasse ihn erstmal etwas in Ruhe. Vielleicht kommt er ja von alleine wieder. Obwohl... ob ich darauf hoffen sollte...? Nach so langer Zeit...>> In seine trüben Gedanken versunken, merkte Schuldig noch nicht einmal, wie es anfing mit regnen.
 

Langsam dämmerte es. Der Regen, der letzte Nacht eingesetzt hatte, dauerte immer noch an. Ken lag hellwach auf seinem Bett und starrte an die Decke. Von der vielen Grübelei und der Schlaflosigkeit hatte er schon Kopfschmerzen. Aber wie er es auch drehte und wendete, die Sache sah so aus, dass es zwei Möglichkeiten gab: Die erste war, dass Schuldig sich die ganze Zeit einem Spaß mit ihm erlaubt hatte. Er hatte damals, bei dieser Mission, bei der Ken auf

seinen Trainer gestoßen war, seinen Gefühlsaubruch mitbekommen und hatte das als interessant befunden. Er hatte daraufhin ein Spiel begonnen und Ken von Anfang bis Ende alles vorgelogen und inszeniert. Wahrscheinlich hatte er noch nicht mal großartig Kens Gedanken manipulieren müssen. Jedenfalls war ihm die Sache einfach langweilig geworden oder er hatte sich einfach an Kens Reaktion auf diesen Vertrauensmissbrauch ergötzen wollen. Das war die eine Möglichkeit. Und jetzt versuchte er es erneut, einfach aus Zeitvertreib. Die zweite Möglichkeit war, dass er es ernst meinte. Das irgendetwas geschehen war, das Schuldig dazu zwang, Ken glauben zu lassen, dass alles nur gelogen gewesen wäre. Aber dafür hatte Ken keinen Beweis. Er hatte noch nicht einmal eine Ahnung von einem möglichen Grund und weder Brad noch Schu hatten ihm wirklich dabei geholfen, eine Erklärung zu finden. Die zweite Möglichkeit war natürlich die, die Ken sich wünschen würde, aber gleichzeitig war das das gefährliche: Er konnte Möglichkeit 1 nicht mit Beweisen widerlegen und so bestand immer

die Gefahr, dass Schu ihn auch jetzt wieder belog. So sah die Sache aus, Ken konnte Schu nicht mehr vertrauen, er hatte nichts mehr, auf das er dieses Vertrauen stützen konnte, weil er nicht mehr wusste, was Wahrheit war und was gelogen. Er fragte sich, wie Schu sich weiterhin verhalten würde, da er diesen ja abgewiesen hatte.
 

Schuldig schreckte aus seinem Traum, sein Atem ging schwer und sein Herz raste, als würde es zerspringen wollen. Nur langsam wurde er wieder ruhiger, konnte er richtig durchatmen und ließ er sich wieder in die Kissen sinken. Er hatte schon wieder geträumt, wirr geträumt, merkte nur am Rande, dass er Kens Gedanken wahr nahm, diesem aber nichts hatte zukommen lassen. <<Vielleicht hätte ich den Link offen lassen sollen. Dann hätte er es gesehen.>> ging ihm der Gedanke sarkastisch durch den Kopf. Müde schlug Schuldig die Hände über die Augen und beruhigte sich wieder. Anscheinend hatte Ken keine hohe Meinung mehr von ihm, zumindest, was er durch dessen Gedanken mitbekam. Verübeln konnte er es ihm wirklich nicht. Er war halt noch nie ein guter Mensch gewesen. <<Schuld... schuld sein... schuldig...>> ging es ihm immer wieder durch den Kopf. <<Aber bei ihm war es nicht so. Sonst würde es mir nicht so wehtun...>> //Was soll ich tun, Ken, damit du mir wieder vertrauen kannst? Ich

kann dich verstehen, glaub mir. Ich würde mir auch nicht mehr über den Weg trauen. Doch, wenn ich nur mit dir gespielt hätte, warum tut es mir dann selbst so weh? Warum tut einem das Herz weh, obwohl man kerngesund ist?// Schuldig konnte nicht verhindern, dass seine mentale Stimme etwas von der Verzweifelung mit trug, die er empfand.
 

Kaum hatte er seinen geistigen Disput zu Ende gedacht, da hörte er wie auf Kommando wieder Schuldigs Stimme in seinem Kopf. Aber es überraschte ihn nicht besonders. //Liest du jetzt wieder permanent meine Gedanken, weil du vier Monate lang Pause gemacht hast?// fragte er sarkastisch. Im selben Moment wurde ihm allerdings auch klar, wie gut es ihm eigentlich tat, den vertrauten Klang von Schus Stimme wieder zu hören. Bitter sprach er weiter. //Du fragst, was du tun kannst? Vielleicht wäre eine Erklärung ganz hilfreich. Du hast doch

bestimmt eine parat, oder?// Ken wusste zwar, dass natürlich alles gelogen sein konnte, aber er wollte zumindest etwas hören. Irgendwas, was ihm vielleicht ein wenig weiterhalf...
 

//Ich könnte dir eine Erklärung geben. Die Frage wäre nur, ob du mir glauben würdest.// Schuldig hatte schon bemerkt, dass Ken wütend war. Wirklich wütend. Und er wusste, dass er daran Schuld hatte. <<Crawford ist aber auch nicht viel besser. Er hätte ja besser nachdenken können. Blöder Amerikaner!>> //Die Frage ist auch, warum du mir überhaupt geglaubt hast. Damals. Wer sagt dir, dass ich nicht schon von Anfang an mit dir gespielt habe? Aber glaubst

du wirklich, ich hätte es nicht einfacher haben können, wenn ich nur das gewollt hätte? Glaubst du wirklich, ein Mensch kann so sehr seine Gedanken und Gefühle manipulieren? Ich bin auch nur ein Mensch und mir tut es einfach weh, dich jetzt so zu sehen, auch wenn ich selber daran Schuld habe. Aber ich glaube kaum, dass dir meine Erklärung weiterhelfen würde. Du hast dir doch schon ein Urteil über mich gebildet. Wahrscheinlich würdest du mir nie wieder etwas glauben. Aber ich kann dir nur so viel sagen, dass ich meine Gründe hatte. Und dass ich es bereue, was ich dir gesagt habe. Ken, ich habe nie mit dir gespielt. Alles, was ich dir sagte und was ich gefühlt habe, was ich jetzt noch fühle, ist ehrlich. Ich vermisse dich und daran wird nichts etwas ändern. Die Frage ist nur, wie ich dir das beweisen kann. Du hast keinen Grund, mir zu glauben. Warum hast du es vorher gemacht?// Erst jetzt merkte Schuldig, dass er wahrscheinlich noch das letzte bisschen Vertrauen zu dem anderen verspielt hatte. <<Und er wird mir wahrscheinlich nie wieder glauben...>>
 

Ken schwieg einen Moment, um über seine Worte nachzudenken. Schu hatte genau die Frage gestellt, auf die Yohji ihn bereits gebracht hatte: war es wirklich möglich gewesen, alles Geschehene zu inszenieren. Ken erinnerte sich an einzelne Situationen zurück. Zum Beispiel an die Mission, bei der er angeschossen worden war. Hatte Schuldig wirklich planen können, dass Farfarello gegen ihn stieß? Oder als Ken fast von diesem Auto überfahren worden wäre. War Schuldig wirklich in der Lage, dermaßen spontan ein Auto heranrollen zu lassen, um dann davor zu springen? Und selbst wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, wäre dass nicht viel zu kompliziert gewesen? Speziell die Sache mit dem Schuss, die hätte ja auch daneben gehen können, so dass Ken nicht mehr zu Schu zurückgekommen wäre. Dann hätte dieser sein Spielzeug verloren. Es gab also keinen Grund für ihn, so etwas zu inszenieren... Aber war das genug für Ken, um einfach so zu tun, als wäre nichts gewesen? So einfach war das nicht, auch wenn Schus Worte so schön klangen, dass er sie am liebsten auf der Stelle geglaubt hätte. //Das, was du sagst, macht teilweise Sinn. Aber du fragst, warum ich dir denn beim ersten Mal vertraut habe. Tja, ich weiß es nicht, vielleicht weil ich noch genug Hoffnung hatte. Aber

jetzt weiß ich nicht, wie oft ich noch in der Lage bin, solches Vertrauen zu jemandem zu fassen. Und ich weiß nicht, ob ich dir deine Erklärung glauben würde, wenn du sie mir sagtest, wie auch immer sie lautet. In den ersten Wochen hätte ich das gewiss... aber, na ja, dein Auftritt bei der Mission war... sehr überzeugend.// Schmerzvoll erinnerte er sich an seine letzte

Begegnung mir Schu. Die verachtenden Augen, die kalte Stimme, die verletzenden Worte...
 

Schuldig lachte bitter auf. //Vielleicht hätte ich nicht so überzeugend sein sollen. Dann hätte ich jetzt mehr Chancen auf dein Vertrauen. Aber Crawford lässt so was nicht durchgehen. Er ist halt Perfektionist und erwartet das auch von den anderen im Team.// Den Sarkasmus konnte man klar und deutlich aus seiner Stimme hören. <<Dieser blöde Amerikaner kann noch was erleben, so viel steht fest!>>
 

//Also hat es was mit Crawford zu tun?// stellte Ken fest. //Dann sag mir, worum es geht. Welchen Grund hast du angeblich gehabt, um dich so zu verhalten?// fragte er ihn nun direkt.
 

//Würde es denn einen Sinn machen, wenn ich es dir erzähle? Würdest du mir denn auch nur ansatzweise glauben können?// fragte Schuldig bitter.
 

(Tsugumi OOC: Holt die Sektflaschen, lasst die Korken knallen und uns anstoßen auf die beiden kürzesten Parts die wir jemals geschrieben haben! Cheers!)
 

//Ich weiß es nicht, ob ich es dir glauben kann, Schuldig. Ich weiß überhaupt nichts mehr. Ich habe glaubt, dich zu kennen, aber ich weiß im Grunde gar nichts über dich. Ich weiß nicht, wer du bist.// schloss er nachdenklich. Dann stand er auf und begann sich anzuziehen. Es war früh, er sollte vielleicht mal wieder joggen gehen. Wie lange hatte er jetzt nicht mehr gejoggt?
 

//Dabei bist du derjenige, der am meisten über mich weiß.// meinte Schuldig genauso nachdenklich, bevor er sich von Ken zurückzog. Er hatte einfach nicht mehr die Kraft, ihm zuzuhören. Die Argumente von Ken zeigten ihm, wie wenig er diesen wirklich verdient hatte und es vielleicht besser gewesen wäre, ihn in dem Glauben zu lassen, dass alles nur gespielt gewesen wäre. Dann hätte er irgendwann jemanden gefunden, dem er wirklich vertrauen konnte. <<Aber vielleicht wird er sich sowieso von mir abwenden. Auch wenn ich ohne ihn kaum

noch leben kann.>>
 

//Ist das so? Ich denke, ein wahrer Spieler lässt sich nie in die Karten gucken...// sagte Ken mehr zu sich selber, als zu Schuldig. //Es ist wohl besser, wenn du mich erst mal in Ruhe lässt. Ich muss drüber nachdenken... über alles.// Diese Worte taten ihm mehr weh, als er zeigen wollte. Er wunderte sich sowieso über sein eigenes Verhalten. Er hatte doch im Grunde

jeden Tag sehnsüchtig auf eine Nachricht von ihm gewartet, warum konnte er jetzt so kühl sein, wo sich sein Wunsch endlich erfüllt hatte? Wahrscheinlich, weil zum ersten Mal sein Verstand die Kontrolle über seine Gefühle übernahm, dachte er bitter. Ob das gut oder schlecht war, vermochte er nicht zu sagen, als er in seinem Trainingsanzug das Haus verließ.
 

Schuldig hörte schon gar nicht mehr richtig zu, genauso, wie er sich den ganzen restlichen Tag von Kens Gedanken fern hielt. Und es gelang ihm erstaunlich gut, diese zu blocken. Aber er war nicht wütend auf ihn, ganz bestimmt nicht. Er war wütend auf Crawford, auf die ganze Situation und vor allem auf sich selber. Zwar tat er Nagi den Gefallen, am Essen teilzunehmen, aber viel bekam er nicht runter. Ansonsten hielt er sich in seinem Zimmer auf und dachte viel nach. Über unwichtige Dinge, über Ken, sich selbst, wie es dazu gekommen war. Erinnerungen suchten ihn heim, ließen ihn auch in der Nacht nicht schlafen, weil er nicht sehen wollte, nicht erinnert werden wollte an die glückliche Zeit. Erst als der Morgen graute, fiel Schuldig in einen leichten Dämmerschlaf, war dort aber nicht vor den Bilder sicher, die er

schon seit Monaten, immer wieder sah. <<Scheiß Vision! Ich hasse Crawfords Gabe!>> Verschwitzt und mit rasendem Herzen erwachte er aus diesem Alptraum, der vielleicht immer noch wahr werden konnte. Doch, was viel schlimmer war: seine Barrieren waren in der kurzen Zeit des Schlafes gesunken. <<Lass ihn nichts mitbekommen haben...>> betete er schon beinahe. <<Er hat doch gesagt, dass ich ihn in Ruhe lassen soll...>>
 

An diesem Abend war Ken erst spät ins Bett gegangen. Sie hatten noch eine Mission gehabt und Ken kam erst spät nach Hause, war aber auch hundemüde, wofür er dankbar war. So hatte er wenigstens eine Chance, einzuschlafen. Und Schu hatte ihn zum Glück tatsächlich in Ruhe gelassen. Er wusste nicht, wie er reagieren würde, wenn Schu weiter bohren würde. Die ganze Situation wurde ihm einfach zu viel. Und zum Glück fiel er tatsächlich ziemlich bald in einen

festen Schlaf.

Etwas um ihn herum veränderte sich. Schwärze umhüllte ihn. Wo war er? Auf einmal wurde es vor ihm hell, er erkannte vor sich den Innenraum einer alten Lagerhalle. Er konnte sich nicht daran erinnern, sie zu kennen. Ein Geräusch lenkte seine Aufmerksamkeit nach links. Dort kamen Aya, Omi, Yohji und... er selber? Weiß stürmte in die Lagerhalle, im gleichen Moment kamen ein paar übel aussehende Kerle aus ihren Löchern gekrochen. Ein Kampf begann. Alles ging so schnell. "Hey, was ist hier los? Aya, was hat das zu bedeuten?" Doch keine der Personen hier schien ihn zu registrieren. Und dann wurde ihm klar, dass er so etwas wie ein stiller Beobachter war. Alles lief vor ihm wie ein Film ab. Darum sah er auch sich selber da vorne kämpfen. Dann, plötzlich, erschienen auch Schwarz auf der Bildfläche. Wie waren sie so plötzlich hier herein gekommen? Wie auch immer, sie mischten sich in das Kampfgetümmel. Er bemerkte sogar, wie er selber, also der andere Ken da vorne, einen Blick mit Schuldig wechselte und leicht lächelte. So, zwischen ihnen war also alles in Ordnung?

Aber dann ging alles ganz schnell, so dass Ken es kaum registrieren konnte. Plötzlich erschien Aya hinter Schuldig. Er redete irgendwas, zwischen den beiden fand ein Wortgefecht statt, aber obwohl sie sich sogar gegenseitig anschrieen, konnte Ken seltsamerweise nicht verstehen, was sie sagten. Aber Ayas Gesicht sprach Bände. Er wurde offenbar immer wütender und auch Schuldig schien allmählich gereizt. Um sie herum tobte noch immer das schönste

Kampfgetümmel. Er merkte, wie der andere Ken auf den Disput aufmerksam wurde, sich aber nicht einmischen konnte, weil er gerade von weiteren Gegnern eingekeilt wurde, was auch Schuldigs Aufmerksamkeit auf ihn zog. Doch dann schien die Situation plötzlich zu eskalieren. Aya rannte nun mit gezücktem Katana auf Schu zu. Dieser hatte noch zu Ken gesehen, würde Aya zu spät bemerken. Ken zuckte gleichzeitig mit seinem Ebenbild zusammen und

stürmte reflexartig nach vorne. Aber Ken als Beobachter konnte die anderen nicht wirklich erreichen, der andere jedoch schon. Instinktiv und ohne zu zögern warf er sich mit einem Sprung zwischen Schu und Aya, Aya konnte nicht schnell genug reagieren, er hatte bereits mit seinem Katana ausgeholt und... stach zu. Dann sah Ken nur noch das Blut, das sich über den Boden ergoss, als sein Ebenbild in sich zusammensackte. Alle Beteiligten erstarrten.

Schuldig fing Ken mit einem Schrei auf, aber es war wohl zu spät. Aya hatte Ken direkt ins Herz getroffen. Es war vorbei. Und dann? Alles verschwamm zunehmend, Ken konnte nur noch erkennen, wie Schuldig etwas schrie, sah seine Augen, die nicht mehr seine zu sein schienen. Irgendetwas ging von ihm aus... alle fassten sich plötzlich an den Kopf... Feuer... Blut... ein Schrei... und so viel Blut...

Ken schreckte schweißgebadet aus seinem Traum hoch. Sein ganzer Körper zitterte. Unwillkürlich fasste er sich an die Brust. Keine Wunde. Er lebte. //Schu... Schuldig, was, was war das?// rief er völlig außer sich. Hoffentlich hatte Schu die Verbindung nicht ganz gekappt, hoffentlich hörte er ihn.
 

Nur wie durch einen Nebel nahm Schuldig Kens Stimme wahr. //Nichts... es war nichts. Vergiss es einfach. Sorry, dass ich dich belästigt habe. Das hatte ich nicht vor. Vergiss es einfach. Ich werd dich nicht mehr stören.// Eine leichte Panik befiel Schuldig. Er wollte das Ken nicht zeigen. Er würde es nicht ernst nehmen, würde wieder wütend auf ihn sein.
 

//Das war nichts? Verdammt noch mal, meinst du nicht, dass du mir eine Erklärung schuldig bist?! Hast du mir das geschickt? Oh Mann, ich kenne mich mittlerweile wohl gut genug aus, um einen normalen Traum von... na von so etwas halt zu unterscheiden! Jetzt sag nicht, ich soll das einfach vergessen!// Ken schrie ihn mental an. Er war völlig außer sich. Verdammt, wie lange musste er solche Sachen denn noch mitmachen? Warum musste denn

immer alles so kompliziert sein? Ihn schauderte bei dem Gedanken an die Bilder gerade, die stummen Schreie, die Gesichter seiner Freunde... ihm wurde übel bei dem Gedanken an das, was er gesehen hatte. Er war zwar Profikiller, aber normalerweise konnte er sich distanzieren. Aber hier gelang es ihm nicht, die Bilder gingen ihm durch Mark und Bein.
 

//Du wolltest doch eine Erklärung haben. Denkst du, ich würde mir so was einfach aus den Fingern saugen? Was denkst du denn, warum ich mich von dir distanziert habe? Beschwer dich doch bei unserem hochgeschätzten Orakel, wenn es dir so auf den Magen schlägt! Ich hab so was nie gewollt. Ich will nicht, dass das Wirklichkeit wird. Aber wahrscheinlich glaubst du mir ja sowieso nicht...// Resigniert schloss Schuldig seine Augen und vergrub sich

in seinen Kissen und der Bettdecke, als würde er alles ausschließen wollen, was außerhalb davon lag. <<Er wird es nicht verstehen... Er wird mich nicht verstehen...>>
 

//Dann war das eine von Crawfords Visionen? Eine Vision von der Zukunft etwa? Was passiert, nachdem ich... also der Ken in der Vision stirbt? Ich konnte es nicht genau erkennen...// Bei all diesen Fragen kristallisierte sich eine ganz besonders in Kens Kopf heraus. Oder mehr war es eine Erkenntnis. Ken in der Vision hatte sich ohne zu zögern vor Schuldig geworfen, um diesen zu schützen. Unfassbar. Aber was noch viel unfassbarer war, war die Tatsache, dass er als Betrachter und in dem vollen Bewusstsein über seine jetzige Situation mit Schuldig, genau so reagiert hatte. Er konnte es nicht verleugnen, er wusste genau, dass sein Körper genauso reagiert hatte, er war ebenso nach vorne gehechtet, nur hatte er die anderen nicht erreichen können, weil er ja als Betrachter nicht eingreifen konnte. Diese Tatsache schockierte fast mehr als alles andere, was er in diesem Traum, oder besser gesagt, in dieser Vision gesehen hatte.
 

//Ja, es war eine von Crawfords Visionen. Er hat sie mir gezeigt, nachdem ich wieder da war, nach unserem kleinen Urlaub. Er hat mir verboten, mit dir in Kontakt zu treten. Sonst hätte sich diese Vision schon längst verselbständigt und wäre wahr geworden. Das konnte ich nicht zulassen. Ich wollte nicht, dass dir was passiert. Ich wollte nie, dass dir was passiert. ... Und was nach deinem Tod passiert wäre? Ich hätte wahrscheinlich einen Ausraster bekommen.

Totaler Blackout. Wahrscheinlich hätten die anderen dran glauben müssen. Das hat Crawford anscheinend nicht gepasst. Jetzt hast du deine Antworten. Glaub mir oder nicht. Das liegt jetzt ganz bei dir.//
 

//Und... du hast mir diese Vision jetzt eher versehentlich geschickt, ja?// vervollständigte Ken die kleine Geschichte. Er schwieg eine Weile. Jetzt hatte er den Grund, den er so lange gesucht hatte. Und jetzt? //Was würdest du an meiner Stelle tun? Immerhin... auch diese angebliche Vision kann erfunden sein...// <<Aber auch, wenn es so ist, trotzdem wäre ich bereit gewesen, ihn mit meinem Leben zu schützen. Das hätte ich selbst nicht gedacht. Bin ich denn

ein so hoffnungsloser Narr?>>
 

//Es stimmt. Ich wollte es dir nicht zeigen. Schließlich kann ich mir ja den Mund fusslig reden und du würdest mir sowieso nicht glauben. Ich kann nur sagen, dass ich mir so etwas nie ausdenken würde. Mich quält diese Vision. Jede Nacht wache ich dadurch auf. Ich war wie vor den Kopf gestoßen, als Crawford sie mir gezeigt hat. Ich hätte beinahe gegen sein Verbot verstoßen, als ich dich mal im Park sah. Er hat mich davon abgehalten. Glaub mir, ich hätte dir nur zu gerne wenigstens den Grund genannt, warum wir uns nicht länger hätten treffen können. Aber ich durfte nicht. Es tut immer noch weh und ich weiß einfach nicht, was ich noch machen soll, dass du mir glaubst. Vielleicht sollte ich mich in Ayas Katana werfen. Dann wärst du mich los und die Vision würde sich nicht mehr erfüllen. Wäre doch ne Variante, oder nicht?!// Verzweiflung machte sich in Schuldig breit. Er hatte Angst, Ken nun endgültig zu verlieren. Denn über dessen direkte Abweisung würde er wahrscheinlich nicht hinweg kommen. <<Aber warum hat es mir Crawford dann überhaupt erlaubt...?>>
 

//Du warst damals also doch im Park?// fragte Ken nun etwas aufgeregt. Hatte er sich also doch nicht getäuscht! Er schloss die Augen und winkelte die Beine an, während er noch immer auf seinem Bett saß. //Wenn du mich noch einmal verrätst, würde ich das wahrscheinlich nicht überleben.// Flüsterte er mental, so leise, dass Schu es gerade noch so hören konnte. //Dafür hasse ich dich. Und auch dafür, dass du mich so weit gebracht hast, dass ich selbst

jetzt noch mein Leben für dich geben würde. Aber ich will nicht, dass du stirbst. Das will ich nicht.// Das war die Wahrheit. Erstmalig in den letzten vier Monaten war er sich über seine Gefühle vollkommen im Klaren. Aber was half ihm das jetzt? Er bekam nur vor Augen geführt, was für ein hoffnungsloser Fall er war. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Er bekam Angst. Angst, das Schu jetzt in diesem Moment wieder seine kalte Miene aufsetzte und ihn

schallend auslachte, ihm sagte, wie dumm er doch war, zweimal auf den gleichen Trick rein zu fallen. Aber es half nichts. Er wollte ihm glauben. Sein Herz wollte ihm glauben.
 

Schuldig konnte nicht wirklich glauben, was er da von Ken hörte. Dass dieser ihn hasste, weil er ihm wehgetan hatte, konnte er verstehen. Er hasste sich ja selber dafür. Aber das andere... Langsam grub er sich aus seiner Decke und ging zum Balkon, während die Gedanken nur so durch seinen Kopf rasten. Ken wollte nicht, dass er starb. Und er würde sich wirklich für ihn ins Messer werfen. Das hatte ihm auch noch niemand gesagt. Doch er konnte auch Kens

Angst spüren. //Ich werde dir nicht versprechen können, dir nie wieder weh zu tun. Dazu ist die Zukunft zu ungewiss. Aber ich werde mein bestes tun, versprochen.// Zaghaft tastete Schuldig wieder mit seinen mentalen Händen nach Ken, streichelte nur federleicht über dessen Arme, während sich ein glückliches Lächeln auf sein Gesicht schlich. //Mein Kätzchen.// flüsterte er nur leise. Und als ob in seinem Inneren eine Sonne aufgehen würde, schoben sich auch die Wolken auseinander und die Sonne streichelte mit ihrer letzten Wärme über Schuldigs kalte Arme.
 

Ken hielt den Atem an, als wieder Schuldigs Berührung spürte. Wie sehr hatte er das vermisst! Aber dennoch... //Nimm die Hände... bitte weg. Das... jetzt... im Moment will ich das nicht. Später... vielleicht, aber nicht jetzt.// Er atmete tief durch, kämpfte die Tränen zurück, atmete einmal tief durch. //Und was ist jetzt mit der Vision? Wenn doch die Gefahr besteht,

dass sie sich jederzeit erfüllen kann, wieso meldest du dich dann jetzt wieder? Gibt es einen Weg, um das zu verhindern?//
 

Artig nahm Schuldig seine 'Hände' wieder weg, aber das Gefühl, dass Ken das doch vermisst hatte, machte ihn glücklich. //Er hat mir einen anderen Weg genannt, dass wir das umgehen können. Anscheinend ist Brad nicht ganz so perfekt, wie er es gerne wäre. Er ist einfach nach seinem Vorteil gegangen. Aber, so wie's aussieht, hat er doch noch ein paar Gefühle.// Schuldig musste beinahe darüber lachen. So hatte er über den Amerikaner auch noch nicht gedacht und geredet. //Neben der Möglichkeit, uns einfach zu trennen, gibt es noch die Möglichkeit, Weiß zu 'überreden', sprich, Aya und Omi dazu zu bekommen, mich nicht sofort zu killen, wenn sie mich sehen. Und solange nicht mindestens einer von denen auch hinter 'uns' steht, darf ich dich auch nicht sehen. Sorry.//
 

//Pff, was sagst du? Wir müssen Aya...?! Schu, er hasst dich!// warf er aufgebracht ein. <<Verdammt, das kann doch alles nicht wahr sein! Und Omi...die Sache mit seiner Schwester...?>> Aber andererseits war es immer noch besser, als das, was bisher gelaufen war. Er schnaubte und stützte die den Kopf in eine Hand. //Und wie stellst du dir das vor? Soll ich zu Aya gehen und ihm zwischen Tür und Angel mal ganz nebenbei verklickern, dass ich mit

einem seiner schlimmsten Erzfeinde... ins Bett gehe?!// Ein anderes Wort wollte -konnte- er im Moment nicht benutzen. Was sie beide angelangte, würde er sich noch viele Gedanken machen müssen.
 

Mit leichter Enttäuschung hörte Schuldig Kens Ausführungen zu, ließ ich aber nichts anmerken. Er brauchte eben Zeit und das verstand er. //Es liegt an dir, Ken, ganz allein an dir. Wenn du es nicht willst, dann... bleibt nur die andere Möglichkeit.// Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit, aber er konnte auch nicht anders.
 

//Also liegt alles an mir... na toll.// Es würde verdammt schwer werden. Aber die andere Alternative... war keine Alternative. Er würde sich vor Aya und Omi rechtfertigen müssen, aber mit welchen Argumenten? Gerade jetzt, wo er doch selbst noch gar nicht wusste, wie es mit ihm und Schu weiterging. Er konnte ihm vielleicht nie wieder vertrauen, wie sollte er es dann von Aya und Omi erwarten können? Er schmiss sich zurück auf das Laken, blickte wieder an

die Decke. //Na, eine Wahl bleibt mir wohl nicht. So wie es jetzt ist... ist es nicht gut. Aber ich brauche etwas Zeit.// Insgeheim schickte er ein weiteres Stoßgebet zum Himmel, dass Schuldig ihn jetzt nicht doch auslachte.
 

//Ich werde dir die Zeit lassen, keine Angst.// lächelte Schuldig. //Solange du mich nicht wieder aus deinen Gedanken jagst... werde ich ewig warten...// Den letzten Satz hatte er nur leise hervor gebracht. Er wollte Ken ja nicht wieder verschrecken.
 

Den ganzen Tag und die nächste Nacht ließ Ken sich die ganze Sache immer wieder durch den Kopf gehen, auch wenn er trotzdem immer zu demselben Ergebnis kam wie bei dem Gespräch mit Schu. Also stiefelte er am nächsten Morgen ins Zimmer ihres Playboys. Er würde seine Hilfe brauchen, wenn er es wirklich riskieren wollte, Omi und Aya die Wahrheit zu erzählen. Er öffnete die Tür ohne zu klopfen. Der Playboy lag mit nacktem Oberkörper auf dem Bauch in seinem Bett, den Kopf tief in die Kissen vergraben. Ein Arm baumelte an einer Seite über die Bettkante. Wahrscheinlich war er genauso gestern Abend ins Bett gefallen, stockbesoffen natürlich. Ken seufzte und trat ans Bett, kniete sich davor und rüttelte Yohji an den Schultern. "Hey, Yo-kun! Werd wach, ich muss was mit dir besprechen, was wichtiges!" Dieser reagierte erst nach etwa 2Minuten permanenten Rüttelns. "Waf willft du?" murmelte er genervt gegen das Kissen. "Aya davon abhalten uns beiden den Hals umzudrehen!" Mit einemmal war Yohji hellwach. "Wie meinen?" Ken seufzte nur und berichtete ihm von dem,

was er von Schu erfahren hatte. Eine zeitlang waren aus Yohjis Zimmer Worte wie: "Was?!!!" und "Du bist wohl wahnsinnig!" und "Das mach ich nicht mit! Ich bin doch nicht lebensmüde!" zu hören, aber nach zirka 2 Stunden kam Ken nach vollendeter Mission aus dessen Zimmer und meldete sich mental bei Schuldig. //Ok, die erste Hürde ist genommen. Er wird uns helfen.//
 

//Danke, Ken. Wahrscheinlich werde ich nicht viel tun können, außer Däumchen drehen.// Irgendwie war ihm gar nicht wohl bei der Sache, Ken ganz alleine zu lassen, aber er würde ihm die Zeit geben, sich wieder an ihn zu gewöhnen und ihm wieder einigermaßen zu vertrauen. //Wir sehen uns. Die Arbeit ruft gerade wieder.// Damit schloss er den Link zu Ken und begab sich mit den anderen in Crawfords Büro. Immerhin waren sie auch noch Killer und mussten sich um ihre Aufträge kümmern. <<Und das schon am frühen Morgen!>> grummelte Schuldig in Gedanken
 

//Na ja, das einzige, was du vielleicht machen kannst, ist meine Einzelteile wieder aufzusammeln, wenn Aya mich in Scheibchen geschnitten hat.// Ken musste etwas lächeln und erschrak über sich selber. Für einen Moment war es fast wieder so gewesen wie früher. Seine Miene verfinsterte sich. Ob es jemals wieder genau so werden würde wie früher?
 

Als Schuldig die Gedanken von Ken aufschnappte, wurde auch er ernst. Er konnte sich den Gedanken nicht verwehren, dass er sich von Anfang an von ihm hätte fernhalten sollen. Dann wäre Ken das nie passiert. Doch dazu war es jetzt auch zu spät. //Keine Angst, ich denke schon, Aya wird dich heil lassen.// Er ließ sich seine Gedanken nicht anmerken und verabschiedete sich noch von Ken, bevor er wieder Crawfords und Nagis Ausführungen zu ihrer neuen Mission lauschte.
 


 

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An dieser Stelle wollten wir noch mal sagen, dass wir uns _wirklich_ schwer getan haben, die beiden an diese Stelle zu bringen. Es gab Diskussionen, Wortgefecht, eine Hetzjagd durch den Garten vor den Augen der Nachbarn, Gebete zum Himmel, dass er uns doch die richtigen Worte schicken solle und... Star Search: Das Finale! (Was uns im Übrigen mehr als gut gefallen hat und für die musikalische Untermalung einiger Parts erhalten musste.)

Dann bleibt uns nur noch zu sagen: bis zum nächsten Mal und wir hoffen, dass uns die Leser dennoch treu bleiben.

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2004-02-13T17:17:47+00:00 13.02.2004 18:17
klar sin wir treu besonder ich ne, bin eine GANZ treue leserin bei eurer story kann man ja auch nicht so einfach aufhören, ich zumindest nich, ihr hat mich ganz schön warten lassen auf den nächsten teil. *fies* hab fast jeden tag rein geschaut ob nicht der 13 teil draußen ist,
und heute ist er schon zwei tage drin und genau an den hab ich nicht nachgesehen total doof
naja ich hab den teil ja jetzt gelesen und kann nur sagen total großartig + schreibt schnell weiter

mfg tenshi-engelchen


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