Reisezeit
Kapitel 24
Ray blieb wie angewurzelt stehen. Er konnte nicht glauben, was er da sah. Kai lag auf der Rückbank des
Autos. Er schlief oder war bewusstlos. Genau konnte das Ray nicht sagen. Fassungslos starrte er Maria
an. Die erwiderte den Blick. "Ich werde meinem Sohn nicht meinem Schwiegervater überlassen. Ich bin
seine Mutter. Ich muss ihn doch Schützen!" Ray lag eine böse behauptung auf der Zunge aber er
schluckte sie herunter. Stattdessen richtet er sich auf. "Was wollen sie von mir?" fragte er. Dabei
versuchte er die Emotionen aus seiner Stimme zu verbannen. Es gelang ihm auch fast. Das Zittern war
kaum zu hören. "Ich möchte das du mitkommst. Ich weiß nicht ob ich es alleine mit meinem Sohn
schaffe. Und du bist einer seiner besten Freunde.!" Die letzten Worte hatte sie mit besonderen
Nachdruck gesprochen. Ray legte seine Stirn in Falten. Es widerstrebte ihm, dieser Frau zu helfen, aber
hier ging es nicht nur um sie. Es ging auch um seinen Freund. Deshalb würde er mitkommen. Er nickte
Maria zu und stieg in das Auto ein. Seine Augen ruhten auf seinem Freund. Maria stieg wieder ein. "Wir
haben nicht sehr viel Zeit." war das einzige was sie sagte. Denn fuhren sie einer Ungewissen Zukunft
entgegen.
Voltair sah seinen Mitarbeiter zornig an. "Was wollen sie damit sagen!?" fragte er mit einem drohenden
Unterton in seiner Stimme. Sein Gegenüber schien noch kleiner zu werden. "Kai ist verschwunden. Der
Wagen, mit dem er heute Morgen losgefahren ist, ist nicht an seinem Ziel angekommen." Der alte Mann
richtet sich auf. "Ich möchte das sie meinen Enkel suchen und wagen sie es nicht ohne gute
Nachrichten zurück zu kommen." Der Angestellte verlies eilig das Büro. Er hatte keine Ahnung wo er
anfangen sollte, aber er wusste das er vermutlich mit den Konsequenzen, nicht leben konnte.
Voltair blieb in seinem Büro zurück. Obwohl er inzwischen wieder äußerlich ruhig wirkte, kochte er
innerlich. Er konnte sich schon vorstellen was passiert war. Maria. Soviel hätte er seiner
Schwiegertochter nicht zugetraut. Aber sie war schon immer so gewesen. Erst hatte sie ihm den Sohn
gestohlen, und denn wollte sie ihm auch noch den Enkel wegnehmen. Aber so leicht wollte er es ihr
nicht machen. Er würde kämpfen. Die Frau würde sich noch wundern was er alles konnte. Er griff zum
Telefon.
Schweigend fuhren Maria mit den beiden Jungs durch die Stadt. Sie wusste das es ein Risiko gewesen
war, Ray miteinzubeziehen, aber sie hatte es eingehen müssen. Ihr war klar gewesen, das sie es alleine
nicht schaffen konnte. Sie wusste nicht in wie weit sie Ray trauen konnte. Seit sie losgefahren waren,
hatten sie kein Wort gesprochen. Kai schlief immer noch. Maria hatte ihm ein sehr starkes
Beruhigungsmittel gegeben. Sie wollte sicher sein, das er nicht während der Fahrt erwachte. Schließlich
dreht Ray den Kopf in ihre Richtung. "Wohin fahren wir?" fragte er. Maria antwortete nicht gleich. "Wir
werden das Land verlassen." meinte sie. Sie klang dabei kurz angebunden. "Und wie wollen sie das
Schaffen. Ich glaube nicht das Voltair ihnen Kai freiwillig mitgegeben hat. Und er hat einfluss.
Inzwischen ist uns vermutlich schon die Polizei auf den Fersen." Maria biss auf den Daumennagel. Sie
wusste nicht wie und ob sie ihm Antworten sollte. Aber sie tat es schließlich doch. Sie musst. "Ich habe
einen Freund, der Pilot ist. Wir fahren auf einen kleinen Flughafen und werden von dort aus das Land
verlassen. Bevor du fragst, ich werde dir noch nicht sagen wohin wir fliegen." Ray und Maria verfiel
daraufhin wieder in tiefes Schweigen. Sie würden also das Land verlassen. Maria hatte es geplant und
trotzdem hatte sie das zum ersten Mal laut ausgesprochen. Ihr war klar was sie alles Aufgab. Aber sie
musste es tun. Nicht nur um ihrer Willen. Nein auch wegen Kai.
Nach einer knappen Stunden kamen sie an einem kleinen Flughafen an. Dort wartet bereits ein großer
Mann auf sie. Maria gab Ray ein Zeichen und stieg den aus dem Wagen. Sie wollte sich wohl erst noch
mit dem Mann unterhalten. Dann kamen sie gemeinsam zum Auto zurück. Wortlos öffnete der Pilot
die Tür des Autos und hob erstaunlich sanft den Schlafenden heraus. Maria nahm die Sachen aus dem
Auto. Sie gab Ray ein Zeichen ihr zu Folgen. Gemeinsam stiegen sie in das Flugzeug. Als das Startet sah
Ray das Letzte mal zurück. Er wusste nicht ob er das Richtige tat. Und er spürt ein Bedauern. Aber
woher kam das? Bedauerte er den entschluss Gegangen zu sein. Er wusste es nicht. In Flugzeug war es
warm, und irgendwann fielen Ray die Augen zu.
Als Ray später wieder erwachte, wusste er nicht wo er war. Schließlich fiel ihm alles wieder ein. Er sah
sich um. Sie waren in ein anderes Flugzeug umgestiegen. Es war ein kleine Learjeat. Jemand hatte ihn
zugedeckt. Sein Blick schweifte durch das Flugzeug. Er konnte Maria sehen. Sie lag einige Sitze weiter
und schlief ebenfalls. Schließlich blieb sein Blick an Kai hängen. Dieser war wohl schon eine weile
wieder wach. Er lag auch nicht im Sitzt sondern saß aufrecht. Er hatte seine Beine angezogen und die
Arme darumgeschlungen. Es schien fast so, als ob er sich selber halt geben wollte. Er sah aus dem
Fenster. Es war bereits Nacht, keine Wolke war zu sehen. Die Sterne funkelte hell und schön. Aber das
alles schien den jungen Russen nicht zu interessieren. Ray stand auf. Er streckte sich, und lief langsam
zu seinem Freund hinüber. Kai drehte sich nicht um, und es gab auch durch keine andere Reaktion zu
erkennen, das er Rays anwesenheit zur Kenntnis nahm. Er setzte sich zu ihm. Schweigend saßen sie so
eine weile da.