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Vom Regen bis zur Nachtigall

Crowley x Erziraphael
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch allen ein frohes und gesundes neues Jahr <3 Komplett anzeigen

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Des Engels Himmel ist das Essen

Es waren nur wenige Meter vom Buchladen zum Sushirestaurant, das wie immer sehr gut besucht war. Mit einem Schnippsen Crowleys standen 2 Personen im hinteren Bereich von einem Tisch auf und gingen. Grinsend ließ sich der Dämon auf einen der 2 Stühle fallen.

 

"Oooh, das grenzt ja an ein WUNDER, dass wir hier so spontan einen Tisch bekommen haben, nicht wahr Engel?"

 

Mit einem leisen Kichern ließ sich Erziraphael gegenüber Crowleys nieder und nahm kurz die Karte in die Hand, obwohl er bereits wusste was er essen würde. Irgendwie fühlte sich das Ganze wie früher an. Über den Kartenrand schielte der Engel zu dem anderen, dessen Aufmerksamkeit gerade darauf lag, eine der Bedienungen auf sie aufmerksam zu machen mit einer eher rüden Attitüde.

 

Als diese sich auf den Weg zu ihnen machte, lehnte sich der Engel leicht zu Crowley über den Tisch.

 

"Weißt du schon, was du essen willst? Wenn du möchtest, kann ich dir..."

 

"Ich esse nicht. Mir reicht ne Flasche Sake. Anders krieg ich das hier gerade sonst nicht gebacken."

 

Fragend blinzelte Erziraphael, kam aber nicht mehr zum Nachfragen, da die Bedienung an ihrem Tisch angekommen war um ihre Bestellung aufzunehmen. Als der Dämon den Mund öffnen wollte um seinen Wunsch mitzuteilen, hielt der Engel ihn mit einer Geste auf.

 

"Lass mich das machen."

 

Mit vor Stolz geschwellter Brust sah er zu der jungen Frau, die ihn fragend ansah und bestellte im perfekten Japanisch.

 

"Ich hätte gerne das Sushimenu A und eine Kanne grünen Tee. Und für meinen grummeligen, jedoch sehr netten Freund hier eine große Flasche Sakurasake."

 

Nickend tippte die Dame die Bestellung in das mobile Gerät, das sie mit sich trug und bedankte sich mit einem Lächeln. Nachdem die Bedienung weitergegangen war, tippte Crowley auf die Tischkante, um die Aufmerksamkeit des Engels auf sich zu lenken.

 

"Ernsthaft? Ich bin nicht NETT. Ich bin ein verdammter Dämon. Dämonen sind nicht NETT."

 

"Doch, doch das bist du. Auch wenn wohl nur ich das zu schätzen weiß."

 

"...das hat sich vor 7 Jahren nicht so angefühlt."

 

Schmollend hatte Crowley sein Kinn auf der Hand abgelegt und starrte stur aus der Fensterfront neben ihnen. Ein Stich fuhr durch das Herz des Engels. Ganz Unrecht hatte er natürlich nicht, aber Erziraphael war der festen Überzeugung, damals alles richtig gemacht zu haben. Außerdem...so böse konnte der Dämon ihm doch gar nicht sein, sonst würden sie hier nicht gemeinsam sitzen, oder?

 

Kurz wurden die Gedanken des Engels unterbrochen als die Bedienung ihre Getränke brachte. Mit einem "Vielen Dank." auf den Lippen nahm er die kleine Kanne und den dazugehörigen Tonbecher entgegen, von Crowley war nur ein Grummeln zu hören als der Sake vor ihm abgestellt wurde. Eben diesen schenkte er sich postwendend ein und lehrte das Schälchen in einem Zug, nur um sich abermals nachzuschenken. Stumm beobachtete Erziraphael dieses Schauspiel, nippte selbst nur mal kurz an dem noch heißen Tee.

 

"Vor...7 Jahren, weißt du, da war ich...von meinem Standpunkt durchaus überzeugt. Ich war der festen Überzeugung, es besser machen zu können. Dass ich...etwas verändern konnte. Ich war so voller Euphorie mit der Aussicht, dich wieder in den Engelsstand aufsteigen zu lassen. Dich wieder zu dem Guten bekehren, schließlich warst du schon immer einer der Guten."

 

Schnaubend stellte Crowley das Sakeschälchen grob auf der Holzplatte ab, fixierte den Engel mit einem wütenden Blick, der durch die getönten Brillengläser kaum zu erkennen war.

 

"Jetzt sag bloß nicht, du willst mir den Scheiß noch mal aufschwatzen? Ich bin ein Dämon, ich gehöre nicht zu den GUTEN! Verdammt, ich brauche das nicht. Ich brauch keine Hölle und erst recht keinen Himmel. Die sind doch eh allesamt korrupt, ich hoffe, das ist dir mittlerweile auch klar geworden. Ich brauche meinen Bentley, meine Pflanzen und..."

 

Den Satz unbeendet lassend kippte sich der Dämon ein weiteres volles Sakeschälchen nach hinten. Und was? Was brauchte Crowley noch? Neugierig lehnte sich Erziraphael etwas nach vorne.

 

"Crow..."

 

"Ihre Bestellung, bitte sehr. Lassen Sie es sich schmecken."

 

Verdutzt blickte der Engel hinab auf die große Sushiplatte, die soeben direkt vor seiner Nase abgestellt wurde.

 

"Oh. Vielen Dank."

 

Sich Sojasoße in eine kleine Schüssel kippend grübelte Erziraphael über die unvollendeten Worte des Dämons nach. Was meinte der andere nur damit? Doch jegliche Überlegungen seitens des Blonden waren vergessen, als er die hölzernen Essstäbchen auseinander brach, mit ihnen das erste Sushiröllchen nahm und sich in den Mund steckte. Augenblicklich schloss der Engel genießend die Augen. Er meinte fast, seitens Crowleys ein amüsiertes Schnauben zu hören.

 

"Schmeckts?"

 

"Hmmm~ Himmlisch."

 

Für diese Sünde war Erziraphael dem Dämon tatsächlich dankbar. Damals, 2500 v. Chr., hatte ihn der Rothaarige dazu verführt, von einem Ochsen zu probieren. Der Engel war empört und regelrecht angewidert gewesen von diesem unmoralischen Angebot, aber die Neugierde hatte dann überwogen. Nach seinem ersten Bissen hatte ihn eine Offenbarung heimgesucht, die ihn bis heute begleitete. Die Menschheit hatte so viele tolle und vielseitige Gerichte zu bieten. Gerichte, die dem Engel auf der Zunge zergingen, seine Geschmacksknospen tanzen ließen und ein wohliges Gefühl in seinem Bauch auslösten.

 

"Oh wie habe ich das vermisst... Nigiri, Maki... Es ist ein Gedicht."

 

Seine Sorgen über das Hier und Jetzt schoben sich weit nach hinten, einzig der Genuss über das vorzügliche Sushi dominierten sein Denken. Wie hatte er nur so lange darauf verzichten können? Gut, er war ein Engel und Engel waren, was das Verzichten anging, durchaus Profis.

 

Mit vollen Backen und mit einem Strahlen in den Augen sah Erziraphael zu dem Dämon, der ihn einfach weiterhin stumm dabei beobachtete, wie er aß und hin und wieder an seinem Sake nippte, anstatt ihn sich sinnlos nach hinten zu kippen.

 

„Möchtest du nicht auch probieren? Du weißt gar nicht was dir entgeht!“

 

„Naaah, lass mal. Toter Fisch war noch nie so meins.“

 

Nachdem der Engel sein Menü ohne etwas übrig zu lassen, aufgegessen hatte, tupfte sich dieser zufrieden mit einer Serviette die Mundwinkel ab. Es ist nicht so, dass Erziraphael kleckern würde, doch es war in seinen Augen gute Sitte, dies zu tun. Sein Blick glitt wieder zu Crowley, der die Beine übereinandergeschlagen hatte und nachdenklich aus der Fensterfront zu ihrer Seite blickte. Als dieser bemerkte, dass der Blonde nicht mehr aß, glitt dessen Blick zu diesem.

 

„Fertig?“

 

Stumm nickte Erziraphael, legte die benutzte Serviette auf dem Tisch ab. Für ihn war das vorherige Gespräch noch lange nicht beendet. Er hatte dem Dämon so viel zu sagen. Doch dieser tat so, als hätte die Konversation, bevor das Essen kam, überhaupt nicht stattgefunden. Mit einem Handwink holte Crowley die Bedienung her und sagte ihr, dass sie zahlen würden.

 

Nach seiner Geldbörse in der Hosentasche fischend stand der Engel auf, um die Rechnung zu übernehmen, schließlich war er es, der ein durchaus teures Sushimenü bestellt hatte und nicht der Dämon. Doch dieser schnippte einmal mit den Fingern und ein Bündel Geldscheine erschien in seiner Hand.
 

„Denk nicht mal dran bezahlen zu wollen.“

 

„Was? Aber...ich habe doch…“

 

„Nichts da.“

 

„Aber ich…“

 

„Ich habe NEIN gesagt!“

 

Verdutzt von dieser in Erziraphaels Augen nicht angebrachten Großzügigkeit ließ er sich langsam wieder auf seinen Stuhl sinken, murmelte ein leises „Vielen Dank.“, was von Crowley mit einem Schulterzucken quittiert wurde. Warum war der Dämon nur so? Im einem Moment, als er ihn im Buchladen wiedergesehen hatte, schrie er herum und schimpfte mit dem Engel und nun saßen sie hier, wie früher, aßen und tranken zusammen als wäre es nie anders gewesen. Was soll er davon denn nur halten?

 

Nachdem Crowley bezahlt hatte, nicht ohne eine SEHR großzügiges Trinkgeld zu geben, stand er auf und begann sich in Richtung des Ausgangs zu begeben, dicht gefolgt von dem Blonden, der fast ein wenig joggen musste, um mit dem schnellen Schritt des Dämons mitzuhalten.

 

Draußen auf der Straße angekommen steckte der Rothaarige seine Hände in die Hosentaschen und drehte sich zu Erziraphael um.
 

„...Also dann. Ich denke...du wirst wohl wieder in den Himmel auffahren, nicht? Schließlich hast du da oben nen verdammten Job zu erledigen.“

 

Verwirrt von dieser Aussage blieb der Engel neben dem Dämon stehen. Er verstand diese Frage nicht. Solange Muriels Aufgabe hier nicht erledigt war, würde er nirgends anders hingehen. Genau dies versuchte er auch, Crowley mitzuteilen.

 

„Wieso...sollte ich? Ich habe noch eine Aufgabe zu erledigen. Möchtest du nicht noch auf einen Drink mit in den Buchladen kommen? Wenn Muriel sich nicht an meinen Vorräten vergriffen hat, müsste ich noch eine halbe Kiste Mas Amiel aus dem Jahre 1969 haben, ein hervorragender Jahrgang.“

 

Eine kurze Stille legte sich über die beiden, eine Stille, die Erziraphael nicht wagte zu unterbrechen. Der Dämon schien ernsthaft zu überlegen, was den Engel sehr verunsicherte. Sonst war es immer so gewesen, dass dieser ohne Umschweife zugesagt hatte und bereits mit einem Bein in seinem Laden stand. Doch seit dem verhängnisvollen Tag von vor 7 Jahren war so vieles zwischen ihnen anders geworden.

 

„...Tut mir leid. Heute nicht.“

 

Ein Stich fuhr durch das Herz des Engels. Mit einer Abfuhr hatte er nun wirklich nicht gerechnet, war der Dämon doch schon immer ein Freund von alten und vor allem guten Tropfen gewesen. Doch die Worte Crowleys schürten auch Hoffnung in dem Blonden.

 

„Heute...nicht? Dann vielleicht ein anderes Mal? Morgen oder...übermorgen?“

 

Wieder schien Crowley ernsthaft zu überlegen, die Hände immer noch tief in seinen Hosentaschen vergraben ohne den Engel dabei anzusehen. Wieso war alles nur so schwierig zwischen ihnen geworden?

 

„Hm...vielleicht. Ich mein…“

 

Ein zischender Laut war zu hören und genervt stöhnte der Dämon auf, ließ seinen Blick gen Himmel gleiten.

 

„Ich weiß es nicht, okay? Das ist alles nicht so einfach für mich, was für dich wohl kein Problem darstellt!“

 

Von dieser Aussage überrumpelt wurde ein völlig verdutzter Engel zurückgelassen, mit schnellen Schritten war Crowley zu seinem Bentley gelaufen und eingestiegen. Als die Autotür hinter dem Dämon zuschlug, ging ein Blitz durch Erziraphael, als wäre er von einer Paralyse befreit worden. Er folgte dem anderen zum Auto und blieb an der Fahrerseite stehen, klopfte leise gegen die Scheibe.

 

„Crowley...ich…“

 

Doch weiter kam er nicht, da der Dämon den Wagen startete und in die Nacht hinaus fuhr. Zurück blieb ein völlig verwirrter Engel, der nicht wusste, wie er mit diesen widersprüchlichen Gefühlen in sich umgehen sollte.



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