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Vom Regen bis zur Nachtigall

Crowley x Erziraphael
von

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Abschied bedeutet auch ein Wiedersehen

Was würde wohl geschehen? Hatte sich die Straße, in der der Buchladen stand, sehr verändert oder waren 7 Jahre in der Menschenwelt genau so wenig wert wie im Himmel?
 

Während Erziraphael grübelte, glitt sein Blick zu der großen Spiegelfront des Aufzuges und stockte bei seinem eigenen Anblick. So brauchte er in London nicht auf die Straßen treten. Eine kleine Handbewegung und ein noch kleineres Wunder später hatte sich der Engel in seine wohlbekannte menschliche Kleidung gehüllt. Zufrieden schnaubte der Blonde. So fühlte er sich doch gleich viel wohler.
 

Ein leises „Pling“ signalisierte ihnen, dass sie angekommen waren. Mit großen Augen trat Erziraphael langsam durch die geöffneten Türen hinaus auf die Straße. Wie er es vermisst hatte. Das ständige Gewusel an Menschen auf der Straße, der gemischte Geruch aus Regen, frischen Gebäck aus den Bäckereien und Kaffee. Die Stimme Muriels holte ihn aus seiner Schwärmerei.
 

"Wollen wir? Ich kann es kaum erwarten, mit meiner Botschaft die Menschen zu verzücken und ihnen Gottes Worte in die Herzen zu schreiben."
 

"Oh ja. Ja, natürlich. Lass uns gehen. Ich werde für dich auf den Buchladen achtgeben. Sag... hast du in der Zwischenzeit die Bücher...?"
 

Mit vor Stolz geschwellter Brust und den Flyern im Arm ging Muriel über die Querstraße auf den unscheinbaren Buchladen zu.
 

"Kein einziges. Ich habe in all den 7 Jahren nichts verkauft."
 

Ein wenig erleichtert atmete Erziraphael auf, folgte dem jungen Engel über die Straße.
 

"Oh. Das ist...erfreulich. Weißt du, ich..."
 

"Der Dämon hat mir mit den schlimmsten Qualen und Foltern der Hölle gedroht, wenn ich es wagen würde, tatsächlich auch nur ein einziges Exemplar zu verkaufen. Ich habe nicht so wirklich verstanden, was es ihn angeht, aber...er war sehr überzeugend mit seinen Worten, von denen ich lieber keine Taten folgen sehen wollte."
 

Das Flattern in seinem Herzen nahm wieder zu. Crowley? Er hatte sich tatsächlich dafür eingesetzt, dass nichts aus seinem Buchladen, der eigentlich nur ein Aufbewahrungsort für seine persönliche Sammlung war, verkauft wurde?
 

Andächtig schritt Erziraphael auf das Gebäude zu, in dem sich das befand, was er bis vor 7 Jahren als sein Zuhause betitelt hatte. Nein, nicht nur dann. Auch jetzt war es für ihn, als würde er nach Hause kommen. Als Muriel vortreten wollte um die Tür zu öffnen, hielt der Engel sie jedoch zurück.
 

"Nicht doch. Du musst mich nicht begleiten. Ich kenne diesen Laden, schon vergessen? Ich finde, du solltest keine Zeit verlieren, um die Worte Gottes zu verbreiten. Fang am Besten sofort an, ich komme zurecht."
 

"Ja. Natürlich! Du hast Recht, ich kann die Worte des Herren nicht schnell genug unter die Menschheit bringen. Danke, ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen!"
 

"Ach... nicht doch. Der Herr sei mit dir."
 

"Und mit deinem Geiste."
 

Mit diesen Worten nickten sich die beiden Engel zu und der Jüngere von ihnen machte kehrt, um die Straße hinab zu laufen und ihre Flyer zu verteilen. Lächelnd sah Erziraphael Muriel hinterher, die voller Euphorie die Menschen ansprach und ihnen Zettel in die Hand drückte.
 

Tief Luft holend wand sich der Engel wieder der Ladentür zu. Hier war er nun wieder. 7 Jahre lang hatte er es mal besser, mal schlechter geschafft, diesem Ort in Gedanken fern zu bleiben. Ein leises Klingeln ertönte, als er die Tür öffnete und in das gedämpfte Licht trat. Mit einem Handwink wirkte er ein kleines Wunder, das die Tür verriegelte und das "Open"-Schild auf "Closed" drehte.
 

Allein der Geruch nach Büchern, der ihm entgegenschlug, ließ Erziraphael hart schlucken. Er verband so viel mit diesem Gebäude. So viele schöne und auch weniger schöne Erinnerungen. Doch am Meisten überwiegte eine Erinnerung: Crowley.

Wie dieser mit seinem typischen legeren Gang durch die Regale schritt, auf die bronzene Vogelstatue seine Sonnenbrille ablegte die seine raubtierartigen Augen verbarg und sich in den bequemen Sessel fallen ließ um für sich und Erziraphael eine Flasche Wein zu wundern.

Wie hatte der Engel diese Abende genossen, in denen sie sich schier unendlich lang unterhalten hatten und dabei mehr als nur einen guten Tropfen getrunken hatten.
 

Langsam schritt der Engel auf eines der Regale zu, ließ dabei seine Hände über die Buchrücken gleiten. Schmunzelnd stellte er fest, dass die Bücher immer noch nach Jims...oder eher Gabriels Ordnung sortiert waren. Erziraphael war bis heute nicht dahinter gekommen, was das für eine Sortierung sein sollte. Der Gedanke, dass der Dämon sich darum gekümmert hatte, das alles blieb wie es war, erwärmte sein Herz.
 

So lief er gedankenverloren durch die Gänge seiner eigenen privaten Bibliothek, zog hier und da ein Buch heraus, um kurz lächelnd darin zu blättern bevor er es ordentlich zurück stellte. So vergingen mehrere Minuten, in denen Erziraphael stumm durch den Laden schritt und in Erinnerungen schwelgte.
 

Das Klingeln der Ladentür und laute Schritte ließen den Engel hellhörig werden. War Muriel mit ihrer Mission etwa schon fertig? Doch eine laute, energische, ihm sehr wohlbekannte Stimme ließ ihm die Worte im Hals stecken bleiben.
 

"HEY KLEINER MISTENGEL! Wer hat gesagt, dass du den verdammten Buchladen geschlossen halten sollst?"
 

Jede Faser im Körper Erziraphaels spannte sich an. Crowley. Er war hier. Er war tatsächlich hier. Und er hatte überhaupt keine gute Laune, wie sich das anhörte.
 

"Du willst nicht reden? Gut! Dann rede ich! Wir hatten nen verfickten Deal! Du hältst den Laden offen und in Schuss ohne etwas zu verkaufen, dafür kann ich frei kommen und gehen wie ich will. Und was muss ich feststellen? ICH MUSSTE GERADE EIN SCHEISS WUNDER WIRKEN UM REINZUKOMMEN!"
 

Tief einatmend fuhr sich der Engel mit der Hand gestresst durch die kurzen blonden Haare, richtete sich sein Jackett. Er war überhaupt nicht bereit, dem Dämon jetzt schon gegenüber zu treten. Aber irgendwann musste er da durch. Mit weichen Knien und Herzklopfen bis zum Hals trat Erziraphael aus dem Gang hervor, in dem er verborgen war. Da stand er. Und sah keinen Tag älter aus. Zumindest was er von hinten an Crowley erkennen konnte. Klar, der Dämon war wie er selbst ein unsterbliches Wesen.

Er trug immer noch den markanten Kurzhaarschnitt, der ihm mit seiner roten Haarfarbe ein verwegenes Aussehen verlieh. Erziraphael war zwar noch nie ein Fan von Schwarz gewesen, doch den adretten Körper des Dämons kleidete diese Farbe perfekt, von der Brille bis zum Schuh.
 

"HEY! MISTENGEL! Komm raus oder ich hol dich aus deinem Versteck! Und glaube mir, du WILLST NICHT dass ich dich hole!"
 

Mit einem leichten Räuspern lenkte der Engel die Aufmerksamkeit Crowleys auf sich. Dieser drehte sich in dieser ganz bestimmten eleganten Bewegung um, die nur den Dämonen zuteil war, da diese wirkliche Koryphäen im Tanzen waren. Durch die getönten Sonnengläser konnte Erziraphael leider nicht die ausdrucksstarken Augen des Dämons erkennen, doch dessen Mimik sprach Bände. Kein Zucken der Mundwinkel nach oben zu einem erstaunten Lächeln, eher ein verziehen derer und wütendes Zähne fletschen.
 

"Du...kleiner Scheißengel... Die Nummer zieht nicht nochmal bei mir. Du bewegst dich auf seeeehr dünnem Eis, also lass den Mist und..."
 

"C...Crowley...?"
 

Verunsichert von den Worten des Dämons wich der Engel einen kleinen Schritt zurück. Wie redete er denn mit ihm? Okay, Crowley war noch nie ein Men... ein Dämon der netten Worte gewesen, aber gegenüber Erziraphael hatte er sich noch nie derart schroff ausgedrückt.
 

Dieser schien von der Reaktion des Engels irritiert zu sein und riss sich die Brille von der Nase, um sein Gegenüber ohne Tönung zu betrachten. Verschüchtert lächelte Erziraphael und hob seine rechte Hand leicht an zum Gruß.
 

"H...Hallo. Wie schön dich zu sehen, Crowley."
 

Dieser schwieg immer noch und starrte Erziraphael einfach nur an, nach und nach bekam dessen Blick etwas ungläubiges. Langsam hob der Dämon seine Hand an und schnippte. Einmal. Zweimal. Doch nichts passierte. Verwirrt von dem Tun Crowleys blinzelte der Engel fragend.
 

"Crowley? Wolltest du gerade ein Wunder wirken? Nicht ziemlich erfolgreich, wie mir scheint."
 

Mit großen Augen starrte dieser Erziraphael immer noch an. Langsam schien Erkenntnis in dessen Gehirn zu sickern, da der Ausdruck in den gelben Augen sich änderte. Der Engel schien einen Hauch Freude erkennen zu können, der jedoch schnell von Wut überdeckt wurde.
 

"...Engel?"
 

Seine Arme ausbreitend lächelte dieser bei dem Spitznamen, den Crowley nur für ihn verwendete. Es gab viele Engel in diesem Universum, aber keinen nannte der Dämon so, wie er es bei Erziraphael tat.
 

"Ja. Ich bin es. Überraschung."
 

Als wäre er ein Fisch, der auf dem Trockenen nach Luft schnappte, öffnete Crowley mehrere Male seinen Mund und schloss ihn wieder ohne etwas zu sagen. Freute er sich, Erziraphael wieder zu sehen? Denn dieser tat es, aus tiefstem Herzen freute er sich, diesen Dämonen wieder zu sehen.
 

Dessen Miene erfinsterte sich jedoch und mit jedem Schritt, den er energisch auf den Engel zutrat, presste er wütende Wörter zwischen seinen Zähnen hervor.
 

"WAS. IN. DREI. TEUFELS. NAMEN. TUST. DU. HIER?!"
 

Mit jedem Wort, das Crowley sagte, wurde Erziraphael gefühlt kleiner und kleiner. War es wirklich ein Fehler, wieder auf die Erde zu kommen? Der Dämon war nun nur noch wenige Schritte von ihm entfernt, seine raubtierartigen Augen glühten bedrohlich.
 

"W...warum sollte ich nicht hier sein? Immerhin ist das mein Buchladen..."
 

"...der dem kleinen Scheißengel anvertraut wurde, weil DU meintest, ein verfickter Erzengel werden zu müssen."
 

"Muriel."
 

"Was?"
 

"Ihr Name ist Muriel und nicht...ich wage es nicht, diese blasphemischen Wörter überhaupt in den Mund zu nehmen."
 

"Wie auch immer."
 

Sichtlich gestresst von der ganzen Situation fuhr sich Crowley mit der Hand über das Gesicht. Er drehte sich wieder um, sodass Erziraphael sein Gesicht nicht erkennen konnte. Ein wenig betrübt ließ der Engel den Kopf hängen. Was hatte er auch erwartet? Dass der Dämon ihn mit einem freudigen Lachen empfangen würde, nach allem, was passiert war? Diese Reaktion war nur gerecht, nachdem er Crowley derart vor den Kopf gestoßen hatte.
 

"Ich...es tut mir leid."
 

"WAS tut dir leid?!"
 

"...alles?"
 

"Wenn du nicht mal weißt, wofür du dich entschuldigst, dann tu es nicht, HERRGOTT NOCHMAL!"
 

"...entschuldige."
 

Mit einem genervten lauten Aufschrei packte sich Crowley den gepolsterten Stuhl, der am Schreibtisch stand, stellte ihn mitten in den Raum und ließ sich darauf fallen. Auffordernd sah er Erziraphael an, der immer noch verunsichert an Ort und Stelle stand.
 

"Ich verstehe nicht, was du..."
 

"SETZ DICH HIN, ZUM TEUFEL!"
 

"Oh. Ja. Natürlich."
 

Ein wenig ungelenk ließ sich der Engel auf die kleine Couch gegenüber Crowleys sinken, den Rücken kerzengerade. Ihm gegenüber saß der Dämon, breitbeinig und fast schon liegend. Wieder einmal wurde Erziraphael bewusst, dass sie beide nicht gegensätzlicher sein könnten. Gestresst massierte Crowley seine Nasenwurzel, seufzte dabei.
 

"Also. Nochmal. Was tust du hier, Engel? Wieso bist du nicht im Himmel, für den du dich entschieden hast damals?"
 

Ein wenig zögerlich, ohne Crowley dabei anzusehen, begann Erziraphael zu erzählen, ab dem zufälligen Treffen mit Muriel bis hin zum aktuellen Augenblick. Nachdem der Engel geendet hatte, ließ er seinen Blick langsam wieder zu Crowley gleiten, der ihn während der Geschichte kein einziges Mal unterbrochen hatte, sondern ihm seltsamerweise still zugehört hatte. Dann schnalzte dieser missbilligend mit der Zunge.
 

"Die Aufgabe den Namen Gottes wieder groß zu machen? So ein Quatsch, als ob ein paar mickrige Flyer die Menschen davon überzeugen könnten, wieder zu glauben."
 

"...Muriel hat sich wirklich Mühe gegeben und ich wollte sie bei ihrem Vorhaben unterstützen."
 

"Indem du anstatt beim Zettelchen verteilen zu helfen, auf den Buchladen acht gibst, den eh keiner betritt? Wem willst du hier was erzählen?"
 

Ertappt zuckte Erziraphael zusammen und nestelte mit seinen Fingern an den Knöpfen seines Jacketts herum. Natürlich war er nur hier um Muriel zu helfen, wozu auch sonst? Er war sicherlich nicht hier, um in Erinnerungen zu schwelgen, in seinen geliebten Erstausgaben zu blättern und darauf zu hoffen, einem ganz bestimmten Dämonen über den Weg zu laufen.
 

"I...ich erzähle es dir ganz genau so wie es ist. Ich bin hier um zu helfen, nicht mehr und nicht weniger."
 

"Mach dir doch nichts vor, Engel. Du konntest noch nie lügen und noch schwerer konntest du deine Fehler zugeben."
 

Mehrere Male setzte Erziraphael an, etwas zu sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Weil er ganz genau wusste, dass Crowley Recht hatte. So zog er es vor, betreten zu schweigen, immer noch besser als sich die Worte vom Dämon im Mund herumdrehen zu lassen. Kurz war es still zwischen ihnen, bis ein genervtes Schnauben die Ruhe unterbrach.
 

"ARGH! Das ist ja nicht zum Aushalten hier! Auf rohen Eiern zu tanzen ist leichter als das hier!"
 

Verwirrt von dem plötzlichen Ausbruch sah der Engel zu Crowley, der aufgestanden war und unruhig auf und ab lief. Dann blieb er auf Höhe Erziraphaels stehen und blickte hinab zu diesem. Sein Blick hatte etwas versöhnliches, etwas, was dem Engel Hoffnung machte.
 

"Wie lange warst du schon nicht mehr hier? 6, 7 Jahre? Wie wärs...wenn wir essen gehen? Hast du auf was Lust?"
 

Augenblicklich hellte sich die Miene des Engels auf, schnell stand er auf und strahlte Crowley an.
 

"Sushi! Oh ich würde sterben für eine Sushiplatte von Takano-san!"
 

"Dann wäre das entschieden."



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