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Meteoritenfänger

von

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Dronino

Yuriy fand Boris auf dem Schrottplatz, wo er mit einer sehr beachtlichen Geschwindigkeit mit Falborg Dinge zerlegte.

Eine Weile schaute Yuriy einfach zu. Es war lange her, seit Boris das letzte Mal so heftig an die Decke gegangen war, dass er die Lederjacke vom Haken gerissen und sich auf den Weg zum Schrottplatz gemacht hatte. Vermutlich konnte Yuriy sich stolz auf diese Leistung fühlen.

Boris nahm ein altes Waschbecken und schleuderte es mit einem Wutschrei gegen ein Autoskelett, wo es in tausend Stücke zersprang.

Stolz fühlte sich anders an.

Er wartete einen Moment, ehe er sich bemerkbar machte, indem er aus den Schatten heraustrat. Augenblicklich fuhr Boris zu ihm herum, wie ein Bluthund, der eine Spur gewittert hatte. Ein Sirren wie ein scharfer Luftzug war Yuriys einzige Warnung; instinktiv warf er sich zur Seite. Nur eine Sekunde später schlug Falborg krachend neben ihm in einen alten Einkaufswagen und klapperte auf den Boden, wo er sich zornig schlingernd weiterdrehte.

Yuriy atmete aus. Dann hob er den Kopf und starrte Boris an. „Bist du bescheuert?“

Boris schnaubte nur, während Falborg sich beschleunigte und beschleunigte und dann wieder zu ihm geschossen kam, um in den nächsten Müllberg hineinzufegen. Sein Besitzer indes drehte Yuriy den Rücken zu. Der Rotschopf konnte deutlich die Anspannung in Boris‘ Schultern und Armen sehen, die nicht davon kam, dass er wieder dazu übergegangen war, Dinge zu zerstören. Lange her, dass Boris so wütend gewesen war. Noch länger her, dass er so wütend auf Yuriy gewesen war.

„Borja“, sagte Yuriy und trat einen Schritt näher. „Du hast das hier ganz toll kaputt gemacht, aber jetzt ist es wieder an der Zeit, heimzukommen.“

„Halt‘ die Fresse“, sagte Boris so heftig, als ob er nur darauf gewartet hatte, dass Yuriy ihm einen Grund lieferte, noch mehr um sich zu schlagen. Er drehte sich zu Yuriy um, die Augen sturmflackernd und wild, und hielt dabei starr zwei alte, leere Bierflaschen in den Händen. „Wenn hier irgendwer was ganz toll kaputt gemacht hat, dann bist du das.“

Yuriy presste einen Moment lang die Lippen aufeinander. „Ich bin ehrlich mit dir, weil ich dich nicht anlügen will, und du sagst mir, dass ich Dinge kaputtmache?“

„Ja!“, rief Boris und warf eine der Bierflaschen krachend gegen die nächste Wand. Yuriy zuckte, hasste sich dafür, zwang sich, stehen zu bleiben und die Arme vor der Brust zu verschränken. „Kai fucking Hiwatari, Yura. Immer. Ich hab‘s immer schon gewusst. Aber ich wollt‘s nicht glauben - nicht nachdem ich dich endlich für mich habe.“ Er atmete in einem Stoß aus und schleuderte die zweite Flasche. Yuriy spürte einen hauchdünnen Splitter über seine Haut streifen und ermahnte sich, komplett still zu stehen. „Ich dachte, du meinst es ernst, als du meintest, dass du für mich genauso empfindest wie ich für dich, aber das war eine Lüge. Es war immer Kai fucking Hiwatari, von dem Moment an, als du ihn das erste Mal gesehen hast.“

„Oh, was zum Fick, Boris“, zischte Yuriy, der an dieser Stelle nicht mehr an sich halten konnte, „das Melodrama kannst du dir sparen. Es war keine Lüge.“

„Dann hast du nie verstanden, wie ich für dich fühle“, sagte Boris heftig, „denn ich könnte mir nicht mal vorstellen, mich in einen anderen zu verlieben.“

Stille trat ein. Yuriys Mund war sehr trocken. Er wandte den Blick zuerst ab, um von dem Sturm auf Boris‘ Gesicht nicht mitgerissen zu werden. Während er sich durch die Haare fuhr, konnte er Boris tief seufzen hören. Dann wurde Falborgs Sirren schwächer, ehe es abrupt abgeschnitten wurde, als Boris den Beyblade zurück in seine Hand springen ließ.

„Wenn‘s wenigstens nur Sex wäre, den du willst“, sagte Boris dann, „aber das ist es ja nicht mal. Oder wenn, dann poliere ich dir jetzt erst recht die Fresse, denn dann kannst du dich ficken gehen mit deinem ‚Oh Borja, ich habe prinzipiell meistens kein Bedürfnis nach Sex‘-“

„Fick du dich“, zischte Yuriy, während ihm die Hitze in die Wangen schoss. „Es dreht sich nicht alles im Leben nur um Sex - in meinem zumindest, denn du kannst mir hier nicht weismachen, dass du nicht schon drüber nachgedacht hättest, wie es wäre, mit Kai zu vögeln.“

„Darum geht es hier aber nicht!“, brüllte Boris und schlug mit der Faust gegen das Autoskelett, nur um sich gleich darauf mit wütendem Fluchen den Handballen zu reiben. Es war schwer zu sagen, auf wen er am wütendsten war: auf sich selbst, auf Yuriy oder auf die allgemeinen Umstände. „Hör auf, mir verdammt nochmal die Worte im Mund herumzudrehen! Du kommst zu mir, sagst super salopp, ‚Oh Borja, ich habe übrigens auch Gefühle für Kai‘ - Kai fucking Hiwatari!“ Er atmete schnaufend ein. „Du kannst nicht erwarten, dass man da nicht die Krätze bekommt und Fragen stellt!“

„Du hast bis jetzt noch keine einzige Frage gestellt“, hielt Yuriy erbittert dagegen, „du hast nur mit irgendwelchen Anschuldigungen und Waschbecken um dich geworfen und das war‘s!“

„Oh, du willst Fragen?“, bellte Boris. Innerhalb von Sekunden war er herangerauscht und hatte Yuriy am Kragen gepackt, ohne auf dessen Hände zu achten, die sich instinktiv gegen seine Brust gestemmt hatten. Man erinnerte sich immer erst daran, dass Luft einen auch umbringen konnte, wenn sie sich in ungeahnte Höhen schraubte. Aber Yuriy war es gewohnt, sich gegen den Sturm zu stemmen.

Sie sahen sich einen langen Moment stumm, taxierend in die Augen, dann fragte Boris mit unkontrolliertem Beben in der Stimme: „Liebst du mich noch?“

Es gab niemanden, der sich so sehr vor Yuriy entblößen konnte wie Boris. Es war ein Geschenk, das Yuriy mit Nachsicht zu behandeln versuchte, deshalb schluckte er jedes automatisch defensive, spitze Kommentar herunter. Stattdessen zwang er sich, eine Hand von Boris‘ Brust zu lösen und sie auf seine Wange zu legen. „Borja, das stand nie in Frage.“

„Sag‘ einmal in deinem Leben bitte einfach nur Ja oder Nein.“

„Ja, Borja.“ Yuriy strich über seine Wange, auf und ab, auf und ab, bis Boris geräuschvoll den Atem entweichen ließ.

„Was willst du von Kai, was ich dir nicht geben kann?“, fragte er dann und wirkte dabei schon etwas ruhiger, auch wenn das Beben noch immer in seiner Stimme lag.

Yuriy zögerte einen Moment. Er wusste selbst nicht, wie er es formulieren sollte und die Worte kamen nicht leicht, aber schließlich sagte er: „Du siehst es so, als würde ich irgendwelche Lücken damit stopfen wollen, die du nicht ausfüllen kannst, aber das ist es nicht.“

Einen Moment lang wirkte Boris, als ob er erneut aufbrausen wollte, dann kontrollierte er sichtlich seinen Atem und fragte schließlich betont ruhig: „Sondern?“

„Sondern ich würde ihn gerne stärker in meinem Leben einbinden, weil ich mehr für ihn empfinde als nur für einen Freund. Und vielleicht hast du Recht, dass ich ein Arschloch war, weil ich es jetzt erst sage. Aber es war nicht immer so. Und ich … ich bin nicht gut mit diesem Scheiß.“

„Das bist du wirklich nicht“, sagte Boris nicht gerade freundlich und atmete erneut tief durch. Sein Griff um Yuriys Shirt lockerte sich ein wenig. „Fick dich.“

„Vielleicht später“, sagte Yuriy, „wenn du jetzt nicht abhaust.“

„Ich lasse dich nicht los“, sagte Boris, ohne die Augen von Yuriy zu nehmen, und während etwas in Yuriys Brust sich dermaßen ausdehnte, dass er kaum atmen konnte, fügte er hinzu: „Auch wenn ich manchmal wünschte, du würdest es mir einfacher machen.“

„Tut mir Leid“, sagte Yuriy ehrlich. Er zögerte eine Sekunde, dann legte er die Hände um Boris‘ und sah ihn an. „Können wir heimgehen und nochmal in Ruhe darüber reden?“

„Was sagt Hiwatari eigentlich dazu?“

„Der weiß noch nichts. Zumindest habe ich noch nicht mit ihm gesprochen.“ Yuriy atmete tief ein. „Ich mache nichts, wenn du nicht an Bord bist. Ich setze das mit uns nicht für irgendeine halbgare Wunschvorstellung aufs Spiel, wenn es vollkommen unmöglich ist.“

„Fick dich“, wiederholte Boris noch einmal mit viel Gefühl. Aber dann schlang er die Arme um Yuriy und drückte ihn an sich, dass der es in seinen Rippen krachen spürte. Yuriy grub die Finger in seinen Rücken, hob ihm den Kopf entgegen und glitt mit den Lippen fragend über seine Wange, bis Boris ihn grollend küsste, wieder und wieder. Da war immer noch Sturm in seinen Augen, als sie sich schließlich ein wenig atemlos genug voneinander lösten, um sich ansehen zu können, aber Yuriy hatte keine Sorge mehr, dass er davon zerrissen werden würde.

„Also schön“, sagte Boris dann, „gehen wir heim und reden wir darüber. Ich hoffe echt für dich, dass du dir schon irgendwas überlegt hast.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  kylara_hiku_Lamore
2020-07-10T19:59:19+00:00 10.07.2020 21:59
Was zur Hölle geht den da ab?? Ich hab zu wenig Zeit zum Lesen oder ihr seit zu schnell mit schreiben?
Das is der absulute Hammer Broja in action!!! 😍 So geil und dann Yura mit seinem coolen Gehabe und den locker aus dem Ärmel geschüttelt antworten! ❤️
Ich bin ja mal gespannt was Kai dazu jz sagt!

Antwort von:  Mitternachtsblick
28.08.2020 12:04
Ich hau manchmal in guten Phasen schnelle Updates raus, das tut mir Leid XD Freut mich aber, wenns dir gefallen hat :D
Von:  LittleLionHead
2020-07-07T05:36:15+00:00 07.07.2020 07:36
Was geeeeeeeeeht ab bei dir? Ich komme gar nicht hinterher 🤯 Aber ich freue mich wahnsinnig dass wir die Making-of-BoYuKa-Story bekommen ❤️ Und dieses Kapitel ist mindblowing. ALTER. Boris der Waschbeckenschredder. Ich kann seine Wut und sein Unverständnis spüren. Umso schöner dass er sich ein Herz fasst und zumindest sprechen will - ich glaube, da gehört einiges zu, und ich hätte an seiner Stelle unheimliche Angst davor Yuriy letztlich doch zu verlieren. Und natürlich Kudos an Yuriy, der sich getraut hat das Thema überhaupt anzusprechen und der seinen Boris einfach soooo gut kennt. Tatsächlich bin ich sehr (SEHR) gespannt auf Kais Reaktion, bzw. überhaupt auf das Gespräch dazu. Ich liebe dich für deine Stories, echt!
Antwort von:  Mitternachtsblick
07.07.2020 15:54
Entschuldige, ich schreibe echt zu viel und jetzt hab ich auch noch Urlaub, aber ich hoffe, die Unterhaltung wiegt den Lesestress auf XD Und ja, Yuriy hat echte balls, aber man kann nicht leugnen, dass er sowohl Boris als auch Kai erstmal einiges abverlangt. :D
Von:  FreeWolf
2020-07-06T07:27:01+00:00 06.07.2020 09:27
Mein erster Gedanke war: Endlich finde ich raus wie das bei ihnen funktioniert hat (schielt in Gedanken auf KaKaoMi). Mein zweiter Gedanke war kein Gedanke, sondern nur Gefühl, weil Boris so roh ist und seine Gefühle nicht nur über Yuriy, sondern auch über mich hinwegfegen. Mein dritter Gedanke war ein dummer Lacher über das Waschbecken, das Yuriy auch nochmal erwähnt. Und zuletzt springt die Körperlichkeit dieses Kapitels in mein Auge, ildie wahnsinnig gut passt.
Antwort von:  Mitternachtsblick
07.07.2020 15:53
Ich mag es sehr, dass du Boris als roh bezeichnest, weil ich genau weiß, was du damit meinst und dir total beipflichte. Das war durchaus meine Intention bei seiner Beschreibung. :3 Auch diese Körperlichkeit ist, denke ich, ein großer Bestandteil von ihm, in jeglicher Hinsicht, deswegen find ichs wirklich nett, wenn das ins Auge gestochen hat!
Von:  Phoenix-of-Darkness
2020-07-05T18:27:49+00:00 05.07.2020 20:27
OMG!!!!
Ich liebe es. Ich liebe Boris Sturm und Falborg!!! Gott, dieses Bitbeast hatte zu wenige Auftritte. Es ist wieder wundervoll, wie du die Elemente einfügst und man kann sich so gut in beide hinein versetzen. Auf der einen Seite Boris...er tut mir so schrecklich leid...und dann Yura, der Gefühle für Kai entwickelt hat...es irgendwie Boris klar machen muss und noch nicht wirklich weiß wie er es Kai beibringen soll. Wobei ich mich da frage...was er alles Kai - fucking- Hiwatari sagen muss. Sicher seine Gefühle, aber weiß Kai, dass Boris und Yuriy zusammen sind....und und und...ich meine wir wissen ja schon das sie zusammen kommen, aber hat Kai schon Gefühle für Yuriy (und irgendwie für Boris...oder waren sogar erst welche für Boris da? - möglich ist ja alles)
Ich bin echt mega gespannt und freue mich riesig.

Übrigens musste ich bei dem fucking Hiwatari grinsen...einfach weil ich die ganze Zeit den Gedanken hatte: des Boris DU wirst es noch lieben Hiwatari zu fi...na ja du weißt schon ;)
Antwort von:  Mitternachtsblick
07.07.2020 15:51
Ich hatte schon ein bisschen Angst, dass es zu viel Sturmmetaphern ist, es ist schön, wenn es nicht erschlagen hat :D Yuriy ist echt hart fordernd sowohl für Boris als auch für Kai in dieser Story, das geb ich ehrlich zu. Aber es ist von allen Seiten viel Liebe da, ich bin guter Hoffnung.
Von:  WeißeWölfinLarka
2020-07-05T17:37:15+00:00 05.07.2020 19:37
Das kannst du doch nicht machen – ich bin so gespannt gewesen und fuck, Boris‘ Wut und Unverständnis kommt einem entgegengeschleudert wie ein nackter Hintern der Wahrheit, und dann haust du den Satz
>> „du hast nur mit irgendwelchen Anschuldigungen und Waschbecken um dich geworfen<<
Raus! Trotz der angespannten Situation musste ich lachen, und ich glaub das ist auch nötig, weil… holy fuck, diese surrende Energie, die von Boris ausgeht!
Ich hatte echt etwas Angst um Yura, und der offensichtlich auch und das fand ich extrem stark und gleichsam bezeichnend.
Boris kann eine unbädnige Naturgewalt und damit unglaublich gefährlich sein. Das kommt hier sehr krass und ohne Umschweife an die Oberfläche.

Aber dass er sich dann zusammenreißt, zeigt auch, dass er an sich arbeitet.
Ich bin auf die Reise gespannt, auf die du uns mitnimmst.

Antwort von:  Mitternachtsblick
07.07.2020 15:49
„Kommen einem entgegengeschleudert wie ein nackter Hintern der Wahrheit“ OMG Larka ich feiere dich so hart XD
Ich habe dieses Bild von Boris als Naturgewalt sehr gern. Das Sturmelement passt auf ihn ein bisschen anders als es zu Takao passt, weil es bei ihm wirklich violent werden kann, denke ich. Aber ja, der wichtige Punkt ist, dass er sich zusammenreißt! Die Waschbecken müssen halt bisschen leiden, aber das wird schon :D
Von:  lady_j
2020-07-05T17:32:02+00:00 05.07.2020 19:32
Okay, das war weit weniger schädlich für mein Herz als gedacht und ich liebe es einfach sehr. Boris ehrliche Wut. Yuriys Kommunikationsskillz. Die Liebe, die er für Boris hat (diese Liebe!)
Kudos trotzdem für Boris, dass er sich doch recht schnell wieder runterbringen lässt. Fürs erste jedenfalls. Ich liebe es, zu lesen, wie Menschen bereit sind, in ihre Beziehung zu investieren!!! Klar, das wird ein steiniger Weg, aber Boi, es wird ein Weg und keine Sackgasse. Ich weine jetzt schon ein bisschen.

Aber ähem... ich bin gespannt auf Kais Reaktion lol
Antwort von:  Mitternachtsblick
07.07.2020 15:47
Nicht weinen! Kai weint ein bisschen für dich, weil Yuriy so ein gieriger Bastard ist und alles gleichzeitig haben will lol


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