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Weiß Kreuz

Unschuld und Sünde
von

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Was sich liebt...

Yoji starrte mit einem sehnsüchtigen Blick zu Aya hinüber, die wieder im Laden aushalf. Sie band gerade einen Blumenstrauß und drapierte kunstvoll eine weiße Manschette um den Strauß roter Rosen, den sie mit einigen Stängeln Schafsgarbe verziert hatte.
 

Er goss geistesabwesend weiter die Blumen, die vor dem Laden standen. Die nervenden Gören, die ihm in die Ohren quakten, hörte er überhaupt nicht. Er hatte nur Augen und Ohren für Aya, die leise vor sich hinsummte.
 

Als sie kurz den Blick hob und dabei seinen Blick kreuzte, sah er schnell auf die Blumen hinab und studierte diese, als wären sie das interessanteste Gut auf Erden. Aber das waren sie mit Nichten. Denn das interessanteste Gut auf Erden stand gerade hinter dem Tresen und band weiter diesen herrlichen Blumenstrauß.
 

Er linste vorsichtig zu Aya hinüber, die wieder auf den Strauß hinabblickte. Er hob den Kopf und ließ den Blick abermals über ihre schlanke Gestalt gleiten, die in einem überaus niedlichen Paar Shorts und einem knappen Top steckte.
 

Seit dem Vorfall im Garten ließ sie in kategorisch links liegen. Wenn er sie begrüßte, wenn sie nach Hause kam, erntete er nicht mehr als einen finsteren Blick von ihr. Und auch kein Lächeln stahl sich über ihre Lippen, wenn er einen seiner besten Witze zum Besten gab. Sie ignorierte ihn einfach und mit aller Härte.
 

Und was die ganze Sache noch schlimmer macht, war Ran, der ihn plötzlich mit einer Genugtuung sondergleichen angaffte und geradezu durch seine Augen in alle Welt hinausbrüllte, dass er froh war, dass diese Episode im Garten nach hinten losgegangen war.
 

Yoji murrte leise vor sich hin und hielt die Gießkanne immer noch in Kippstellung, als bereits lange kein Wasser mehr aus ihr hinaus floss.
 

Erst als sich jemand hinter ihm räusperte und ihm auf die Schulter tippte, zuckte er zusammen und drehte sich um. Omi stand grinsend hinter ihm und hielt ihm ein Glas mit Limonade hin.
 

"Habe mir gedacht, du könntest das gebrauchen. Es ist heute viel zu heiß." Er ließ seinen Blick unmissverständlich zu Aya gleiten, so schien es zumindest Yoji, und grinste ihn dann anzüglich an.
 

Yoji ergriff ohne ein Wort das Glas und nickte zu Aya. "Die Lady immer zuerst." Er musterte Omi mit einem finsteren Blick, drückte ihm die Gießkanne in die Hand und drängelte sich durch die dummen Schulgören hindurch.
 

Er stellte das Glas neben Aya auf den Tresen. "Die Limonade ist kalt..." Er hätte sich am liebsten vor den Kopf geschlagen. Etwas Blöderes hätte er ja gar nicht sagen können.
 

Aya hob kurz den Blick und zog eine dunkle Braue steil hoch. Dann nickte sie auf die andere Seite neben sich, wo bereits ein Glas mit Limonade stand. Sie richtete den Blick wieder stoisch auf den Strauß, der eigentlich bereits fertig war und zupfte, als wäre es ihre Lebensaufgabe, an der Manschette herum.
 

Er sah eine Weile einfach nur auf ihre Finger hinab und hielt sie plötzlich fest. "Warum redest du nicht mehr mit mir, Aya-chan?" Er legte den Kopf schief und sah sie aus fragenden grünen Augen an.
 

Sie hob perplex den Kopf und blickte ihn an. Dass ihr Herz bei seiner sanften Berührung schneller zu schlagen begonnen hatte, bemerkte er nicht. Sie musterte ihn eine Weile und versucht ihm dann ihre Hand zu entziehen. "Lass mich los. Ich habe zu tun."
 

Sie zerrte an ihrer Hand, doch Yoji hielt sie fest in seiner. "Nein, du antwortest mir zuerst." Er hielt ihre Hand weiterhin fest, spürte wie ihre Haut urplötzlich abkühlte und dann wieder zu glühen begann.
 

Aya schnaubte ungehalten. "Weil ich keine Lust habe, mit dir zu reden. Du langweilst mich und gehst mir auch den Geist." Ihre dunklen Augen bohrten sich drohend in seine Grünen.
 

"Was habe ich dir denn getan?" Er ließ erschlagen ihre Hand los, welche sie sofort an sich zog und an ihrer Hose abwischte, als wenn sie seine Berührung von sich reiben wollte.
 

Das zu sehen, schmerzte ihn tatsächlich. Sie benahm sich gerade so, als wäre er nicht mehr als ein Stück Dreck, den es zu beseitigen galt. Er ließ geknickt den Kopf hängen und schaute auf ihre Hände hinab, die sich wieder an dem Strauß zu schaffen machten.
 

Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich Omi ihnen näherte. Er hielt Aya nun ebenfalls ein Glas mit Limonade hin. Sie hob den Blick und strahlte den jüngsten Weiß an. "Danke Omi, das ist lieb. In meiner Limonade ist eben eine dicke Fliege ertrunken." Sie nahm das Glas dankbar entgegen und stellte es genau neben das Glas, das Yoji ihr gereicht hatte.
 

Dieser sah jetzt erst, dass tatsächlich eine tote Fliege in ihrem alten Glas schwamm. Er ärgerte sich über sich selbst, und vor allen Dingen ärgerte er sich über Omi, der ihn schon beinah mit diesem verhassten "Ich habe es doch gleich gewusst"-Blick ansah. Am liebsten hätte er den kleinen Blonden erwürgt.
 

"Gibst du mir dann bitte das Glas, Aya-chan? Dann spüle ich es direkt weg und beseitige den unliebsamen Schwimmer." Omi hielt ihr die Hand entgegen und sah sie lächelnd an.
 

Yoji spürte, wie ihm der Hemdkragen enger wurde. Das war doch pures Kalkül, dass Omi nun so eine Show abzog. Er ballte die Hand zur Faust und drehte sich abrupt um. Das musste er sich wirklich nicht gefallen lassen. Und schon gar nicht von dem Gartenzwerg, der mit seinen siebzehn Jahren gerade mal so groß war wie ein sechszehnjähriges Mädchen.
 

Omi sah Yoji hinterher und rief ihm nach: "Willst du auch noch eine Limonade? Dann hole ich dir eine." Er grinste hinter dem großen Blonden her und wendete sich dann wieder Aya zu, die ihm gerade den Strauß reichte.
 

"Meinst du, der ist gut so? Er wird in einer halben Stunde abgeholt." Sie musterte ihr Werk skeptisch.
 

Omi nickte nachdenklich. "Ich finde ihn sehr schön. Zu welchem Anlass wird er denn gekauft?"
 

Aya, die ihn bis jetzt angestrahlt hatte, sah plötzlich traurig hinter Yoji her. "Der junge Mann, der ihn bestellt hat, will seiner Angebeteten heute seine Liebe gestehen."
 

Der jüngste Weiß folgte ihrem Blick und sah sie dann mitfühlend an. Er neigte sich zu ihr über den Tresen und zog sie am Arm zu sich. Er flüsterte leise in ihr Ohr. "Gib die Hoffnung nicht auf. Vielleicht sieht er auch irgendwann, was er an dir hat."
 

Sie nickte geknickt, sah aber nicht den eifersüchtigen Blick, den Yoji Omi zuwarf, als er sich in dieser geradezu pikierenden Nähe zu ihr befand.
 


 

"Ich bringe den Gartenzwerg um..." Yoji riss sich die Schürze über den Kopf und knallte sie wütend auf den Küchentisch.
 

Ken, der sich gerade eine Tafel Schokolade einverleibte, sah ihn fragend an. "Was meinst du?" Er runzelte nachdenklich die Stirn. Was sollte dieser Gefühlsausbruch nun schon wieder? Allmählich ging Yoji ihm ziemlich auf die Nerven.
 

"Weißt du, was Omi gemacht hat?" Yoji fuchtelte mit den Armen durch die Luft. Sein Kopf lief langsam aber sicher rot an. "Er hat Aya ins Ohr geflüstert und war ihr so nahe..." Er demonstrierte die Nähe durch die Bewegung seiner zwei Hände.
 

"Und?" Ken stopfte sich ein weiteres Stück Schokolade in den Mund und sah vorsichtig zu dem Älteren. "Ist das seit neustem verboten?"
 

Yoji fiel die Kinnlade herunter. Er starrte Ken fassungslos an. Was ging hier vor sich? Drehten die nun alle durch? Das war ja gerade so, als wenn Aya ein Besitz der Allgemeinheit wäre.
 

Er gab ein wütendes Schnauben von sich und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Er griff zu der Schokoladentafel rüber, die noch vor Ken lag und brach sich einen Riegel ab. Er stopfte sich ein Stück in den Mund. "Denkt hier denn keiner daran, was Ran machen würde, wenn er das sehen würde? Er würde Omi den Kopf abreißen, wenn er sich Aya auf diese Weise nähert."
 

Ken zog eine dunkle Braue steil hoch. "Ach... Ran würde ihm also den Kopf abreißen. Du meinst mit Ran nicht zufällig dich, oder?"
 

Der Blonde schnappte nach Luft. "Iiiiiiich?" Er schüttelte hektisch den Kopf und stopfte sich noch ein Stück Schokolade in den Mund. "Warum sollte ich das machen wollen? Aya ist mir egal." Er verschränkte die Arme vor der Brust und nickte bekräftigend.
 

"Und wer soll dir das glauben?" Ken verdrehte die Augen. Das Spiel, das die beiden miteinander spielten, ging ihm wirklich gehörig auf den Senkel. Es war nicht zu übersehen, dass die beiden mehr füreinander empfanden als Freundschaft, aber anstatt sich zusammenzuraufen, benahmen sie sich wie kleine Kinder.
 

Yoji verzog das Gesicht und stieß die Luft zwischen den Zähnen aus. Er erhob sich langsam von dem Stuhl, zog Ken die Schokolade weg und nahm sie ungefragt an sich. Er verließ vor sich hingärend die Küche und machte sich auf ihn sein Zimmer.
 

Die drehten hier wirklich alle durch.
 

Und das allgemeine Unverständnis kotzte ihn gerade gewaltig an.
 

Er schlug wütend die Tür hinter sich zu und ließ sich auf sein Bett fallen. Wenn er Omi noch einmal bei so einer Aktion erwischen würde, dann würde er zu spüren kriegen, was es hieß, sich mit ihm, Yoji Kudoh, anzulegen.
 

Er stopfte sich wieder ein Stück Schokolade in den Mund und sah trotzig aus dem Fenster.
 


 

Ken hockte mit Omi im Wohnzimmer vor dem Fernseher und zappte gelangweilt durch die Programme. Als er keinen Sender fand, der seinen Geschmack traf, schaltete er die Flimmerkiste aus und sah zu Omi hinüber. "Yoji wollte dich umbringen."
 

Omi sah ihn fragend an. "Wie meinen?"
 

"Eifersucht... Glühende Eifersucht..." Ken zuckte mit den Schultern.
 

"Ach das..." Omi winkte ab. "Der soll sich mal nicht so haben. Aya ist nicht sein Besitz und schon gar nicht, wenn er noch nicht mal fähig ist, ihr zu sagen, was er für sie empfindet." Er griff in die Chipstüte, die auf dem Tisch lag. "Und außerdem... Aya leidet. Sie zeigt es ihm zwar nicht, aber ihr geht es schlecht. Sie hat fast angefangen zu heulen, als er sie wieder hat links liegen lassen."
 

Ken schlug sich die Hand vor den Kopf. "Die beiden sind doch wirklich zu blöd. Die stehen sich komplett selber im Weg, obwohl..."
 

Omi sah den Anderen fragend an und zog die Chipstüte auf seinen Schoß. "Was denn?"
 

"Ich möchte nicht in Yojis Haut stecken, wenn die Beiden das doch irgendwann auf die Reihe kriegen, und Ran was davon mitkriegt. Dann fehlt ihm am Ende bestimmt mehr als nur ein paar Zähne."
 

"Da könntest du wohl recht habe." Omi bewegte leicht den Kopf hin und her. Schon alleine die Vorstellung, wie Ran Yoji seit dem Vorfall in der Küche angiftete, reichte aus, um ihn wirkliches Mitgefühl für den Playboy empfinden zu lassen. Er zuckte leicht mit den Schultern. "Ich denke, Ran macht sich nur berechtigte Sorgen. Ich meine, es handelt sich schließlich um Yoji, der da Interesse an Aya anmeldet."
 

Ken kräuselte die Nase und schüttelte dann den Kopf. "Ich denke, er meint es wirklich ernst mit ihr. Ich kann mich schon nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal abends weg war. Und an seine letzte Errungenschaft... Das ist auch schon ne Weile her." Er griff in die Chipstüte, die immer noch auf Omis Beinen lag und stopfte sich die Chips in den Mund.
 

"Du denkst wirklich, er meint es ernst mit ihr?" Omi hielt das immer noch für ein Gerücht.
 

Yoji gehörte einfach nicht zu der Sorte Mann, die es ernst mit einer Frau meinte. Wenn er eine Beziehung hatte, dann war sie so schnell wieder vorbei, wie sie angefangen hatte. Und ernst meinte er es mit keiner Frau, weil nach dem Ende mit der Einen schon ein Anfang mit einer Anderen auf dem Programm stand. Und dann waren da diese ewigen kleinen Intermezzi...
 

"Ich traue ihm ehrlich gesagt auch nicht über den Weg. Er ist gemein zu Aya-chan." Der Jüngere stopfte sich nun ebenfalls Chips in den Mund.
 

"Warum gemein?" Ken runzelte die Stirn. Er konnte sich nicht entsinnen, dass Yoji auch nur einmal gemein zu Rans kleiner Schwester gewesen war. Er verhielt sich nur etwas... na ja, ungünstig...
 

Omi seufzte leise. "Aya ist vor drei Tagen mit mir von der Schule nach Hause gekommen. Ich bin schon vorgerannt, weil meine Schicht in den nächsten fünf Minuten anfangen sollte. Ich habe noch aus dem Augenwinkel gesehen, wie sie gestolpert ist. Ihr sind alle Bücher aus der Hand gefallen, und das waren eine Menge. Und was tat Yoji? Er gaffte sie an und sagte nicht mehr als "Du solltest besser aufpassen, Aya-chan". Wenn ihm so viel an ihr liegen würde, dann hätte er ihr doch wenigstens geholfen." Der Blonde verschränkte die Arme vor der Brust und sah Ken ernst an.
 

Dieser runzelte nur leicht die Stirn und zuckte mit den Schultern. "Ich hatte an dem Tag mit Yoji zusammen Schicht. Er hat sich vorher wegen irgendwas ziemlich mit Ran in die Wolle gekriegt. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, war es sogar wegen Aya-chan, weil Ran da angeblich wieder was gehört hat. Na ja, und als Aya dann die Bücher hingefallen sind, da hat sie ihn auch so biestig angesehen, als er ihr helfen wollte. Dann hat er wohl den Schwanz eingezogen."
 

Omi behielt den Gedanken, der durch seinen Kopf zuckte für sich, auch wenn er ihn für passend befand. Immerhin konnte er sich wirklich nicht erinnern, wann Yoji einmal den Schwanz eingekniffen hatte, so hart das nun auch klang. "Er ist trotzdem gemein zu ihr. Immer wenn sie sich Hoffnungen macht, zerschlägt er sie."
 

Ken zog die Augenbrauen zusammen. "Jetzt tu nicht so, als wenn du schon länger als eine Woche wüsstest, was zwischen den beiden abgeht. Dann lügst du nämlich."
 

"Ich weiß es ja auch noch nicht länger, aber Aya ist schon vorher sehr oft zu mir gekommen und hat geweint, weil da ein Kerl war, der immer das und dies tat und am Ende wieder alles durch ne blöde Handlung zerschmetterte. Und nu weiß ich ja, dass sie Yoji gemeint hat."
 

"Wie sollten uns am Besten ganz raushalten. Ich stehe nämlich auf dem Standpunkt, dass Yoji der Angearschte ist, auch wenn er selber Schuld ist. Er müsste ihr nu einmal die Wahrheit sagen, damit sie das Rumgezicke aufgibt. Und sie zickt wirklich rum wie ne hysterische Xanthippe."
 

"Jetzt werd mal nicht gemein. Was soll sie denn anderes machen?" Omi biss sich auf die Lippen, als Rans Kopf in der Tür auftauchte. Er nickte den beiden nur knapp zu und verschwand dann wieder.
 

Ken neigte sich zu Omi rüber. "Die Wände haben Ohren. Lass uns das zu einem anderen Zeitpunkt klären." Er nahm die Fernbedienung wieder zur Hand und schaltete den Fernseher ein.
 


 

Ran drückte die Klinke zum Badezimmer herunter. Eine heiße Dampfwolke schlug ihm entgegen. Er murrte ungehalten und brüllte ziemlich ungehalten: "Könnt ihr nicht einmal das Fenster aufmachen, wenn ihr hier drinnen fertig seid."
 

Er hörte, wie Wasser schwappte und sah durch den Dampf.
 

Grüne Augen sahen ihn ärgerlich an. "Habe ich dich eingeladen, mir beim Baden Gesellschaft zu leisten, Fujimiya?" Yoji knurrte ihn leise an.
 

Ran schnappte nach Luft. Das war doch wohl nicht wahr... Konnte dieser Schwachkopf nicht wenigstens abschließen. Wenn er, Omi oder Ken ins Bad kamen, war das ja noch tolerierbar, aber immerhin wohnte auch eine junge Frau mit im Haus.
 

Rans Kopf färbte sich langsam rot und biss sich mit seinen roten Haaren. "Sag mal, spinnst du? Kannst du nicht abschließen? Was ist, wenn Aya rein gekommen wäre?"
 

"Ich hab es vergessen." Yoji ließ sich zurück ins Wasser sinken und schloss die Augen. Er tippte ungehalten mit den Fingern auf den Badewannenrand. "Und jetzt mach nen Abflug."
 

Ran fiel die Kinnlade runter. Da legte sich Blondy tatsächlich wieder seelenruhig ins Wasser zurück und tat nichts, um den Zustand mit der offenen Badezimmertür zu ändern. "Schließ gefälligst die Tür ab."
 

Yoji rührte sich gar nicht, tippte nur noch ungehaltener auf den Wannenrand. "Bist du jetzt fertig? Ich versuche mich hier zu entspannen." Er öffnete die Augen einen spaltbreit und musterte Ran finster.
 

Dieser schnappte abermals nach Luft. "Kudoh, ich warne dich. Schließ die verdammte Tür ab. Wenn Aya dich so sieht..."
 

"Und? Früher oder später wird sie wohl einen nackten Mann sehen. Das lässt sich wohl schlecht vermeiden. Außer wenn sie so verklemmt ist, wie du, Frosty." Er setzte sich abermals in der Wanne auf und legte die Arme auf den Wannenrand. Er legte den Kopf auf die verschränkten Gliedmaßen.
 

Rans Kinnlade fiel noch weiter herunter. "Was bildest du dir eigentlich ein?" Seine Augen blitzten wütend auf. "Mir ist das scheißegal, ob sie irgendwann einen nackten Mann sieht. Nur ich werde zu verhindern wissen, dass sie dich sieht. Das kannst du dir abschminken."
 

Der Blonde schnaubte verächtlich und klemmte sich eine nasse Haarsträhne hinter sein Ohr. "Das hast nicht du zu entscheiden. Das ist ihre Sache."
 

"Ich reiße dir den Arsch auf, wenn du dich ihr auch nur auf zwei Meter näherst." Ran trat drohend näher auf die Wanne zu und blickte auf Yoji hinab.
 

Dieser schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln. Er griff nach seinem Handtuch, hielt es vor sich, als er sich aus der Wanne erhob und wickelte es sich um die Hüften. Triefendnass ging er an Ran vorbei, trat auf den Flur hinaus und ging zielstrebig in Richtung von Ayas Zimmer davon.
 

Ran riss die Augen weit auf und setzte ihm nach. "Ich schlage dich zusammen, wenn..." Es war aber schon zu spät.
 

Yoji klopfte an Ayas Zimmertür an, lauschte auf das leise "Herein" und spazierte in ihre Räumlichkeiten.
 

Aya drehte sich langsam auf ihrem Schreibtischstuhl herum, riss den Blick von ihrem Computerbildschirm und starrte mit großen Augen Yoji an, der nur in ein Handtuch gekleidet in ihrem Zimmer stand.
 

Ihr Herz begann schneller gegen ihren Brustkorb zu hämmern. Wie konnte ein einzelner Mann nur so verdammt gut aussehen. Sie ließ ihren Blick über seine große Gestalt gleiten, lief allerdings rot an, als Ran ins Zimmer stürmte und Yoji an der Schulter packte.
 

Yoji, der von Ran aus dem Zimmer geschleift wurde, grinste sie noch an. "Dein Bruder wollte, dass ich dir sagen, dass du dir gerne nackte Männer anschauen darfst."
 

Aya sah ihn verwirrt an, sprang vom Stuhl, als die Tür hinter ihm zuschlug. Sie riss sie wieder auf und sah hinaus. Ran drängt Yoji gegen die Wand und holte anscheinend zum Schlag aus. Als er sie allerdings bemerkte, ließ er die Faust sinken und von Yoji ab.
 

Dieser schenkte ihr noch ein knappes Lächeln, drehte sich um und ging immer noch den Boden voll tropfend ins Bad zurück. Er knallte die Tür hinter sich zu und drehte den Schlüssel im Schloss um.
 

Als er das Handtuch sinken ließ und an sich hinab blickte, schlug er sich vor den Kopf. Warum hatte sie auch halbnackt vor ihrem Computer sitzen müssen? Warum konnte diese Frau sich nicht so anziehen, dass man ihre Reize nicht sofort sah, wenn man in den Raum kam? Besaß sie eigentlich keine Röcke, die länger waren als die Hälfte ihres Oberschenkels? Und besaß sie keine Shirts, die nicht so verdammt eng und so verdammt ausgeschnitten war? Warum zum Geier griff Ran da nicht fester durch?
 

Er stieg wieder in die Badewanne, legte sich zurück, schloss die Augen und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Doch diese Gedanken, die sich hauptsächlich um Aya drehten, raubten ihm letztendlich den letzten Nerv, so dass er sich noch gequälter, als er sich zuvor hingelegt hatte, aufsetzte.
 

Er murrte leise und war wirklich froh, dass er dieses Mal die Tür abgeschlossen hatte...
 


 

Aya lag in ihrem Bett und starrte an die Decke hinauf. Es war viel zu heiß zum Schlafen, und außerdem musste sie die ganze Zeit an Yoji denken, wie er da nur in ein Handtuch gekleidet, in ihrem Zimmer gestanden hatte.
 

Sie ließ ihr inneres Auge noch einmal über seinen Körper gleiten, an dem ganz langsam die Wassertropfchen abgeperlt waren.
 

Seine leicht gebräunte Haut hatte sich sacht von dem weißen Handtuch abgehoben, das er sich um die Hüften geschwungen hatte.
 

Seine nassen Haare waren leicht gewellt gewesen. Dadurch hatte er fast noch niedlicher ausgesehen, als er es sowieso schon tat.
 

Aya seufzte wohlig.
 

Er hatte sie so lieb angesehen und seine grünen Augen hatte sie so angestrahlt, dass es ihr heiß und kalt geworden war.
 

Was hätte sie nicht alles dafür gegen, einmal ein Tropfen Wasser zu sein...
 

Sie schlug sich die Hand vor ihr Gesicht.
 

Was dachte sie da nur? Wie kam sie überhaupt auf diesen Gedanken? Das war doch schon nicht mehr normal. Sie mochte zwar in ihn verliebt sein, aber das grenzte ja schon an... An was eigentlich?
 

Sie streckte die Arme und Beine von sich und starrte weiter an die Zimmerdecke.
 

Die Vorstellung seines nassen glänzenden Körpers ließ es ihr heiß den Rücken hinab laufen. Sie seufzte leise. Was würde sie dafür geben, wenn er sie wenigstens einmal anfassen würde. Ein einziges Mal.
 

Sie spürte, wie es ihr auch an anderer Stelle ziemlich heiß wurde. Sie zog sich das Kopfkissen über den Kopf und schlug die Beine aneinander.
 

Sie musste schlafen. Und das dringend. Dann hörten diese Gedanken wenigstens auf.
 

Aya rollte sich auf die Seite und starrte die Wand an. Der Schlaf kam noch eine ganze Weile nicht. Und als er endlich kam, da forderte er seinen Tribut in wirren Träumen über Yoji.
 


 

Yoji schlurfte am frühen Morgen schlaftrunken in Richtung Bad. Er hatte eine verdammte Frühschicht, auf die er getrost verzichten konnte. Aber nein, der liebe Ran musste ihn ja irgendwie quälen, wenn er ihm schon nicht die Zähne einschlagen konnte.
 

Als er an Ayas Zimmer vorbeikam, blieb er kurz stehen, weil ihre Zimmertür einen spaltbreit offen stand. Er überlegte kurz, ob er sich bei ihr für den Auftritt gestern entschuldigen sollte, doch belehrte er sich eines Besseren. Sie entschuldigte sich schließlich auch nie bei ihm. Warum sollte er das also machen?
 

Er machte einen Schritt in Richtung Bad, verharrte aber dann wie vom Donner gerührt.
 

Aya stand in ihrem Zimmer und schlüpfte gerade aus ihrer kleinen Schlafanzugshose. Sie stand völlig nackt mit dem Rücken zur Tür und griff zu ihrem Bett hinüber.
 

Yoji fiel das Kinn weit hinunter. Der Anstand gebot ihm, sich weiter in Richtung Badezimmer zu schlagen, aber Ayas Anblick bannte ihn an die Stelle, auf der er stand.
 

Sie neigte sich hinab und stieg mit ihren langen Beinen in einen roten Spitzentanga. Als sie sich wieder aufrichtete, drehte sie sich leicht zur Seite, so dass ihr Busen kurz aufblitzte, während sie nach dem BH griff, der auf ihrem Bett lag.
 

Yoji riss die grünen Augen weiter auf.
 

Das konnte nicht wahr sein. Das was er hier erlebte, war besser als alles, was er sich bisher erträumt hatte. Da stand diese wunderschöne junge Frau nur in einen wirklich winzigen Tanga gekleidet in ihrem Zimmer und...
 

Er spürte den Druck, der sich plötzlich wieder in seinen Shorts breit machte, allerdings ignorierte er ihn dieses Mal.
 

Aya drehte sich gerade wieder um und zog sich den BH über die Arme. Sie schloss den niedlichen roten BH hinter ihrem Rücken mit einem Handgriff und drehte sich schließlich ganz zur Seite, um ihren kurzen Rock, der zu ihrer Schuluniform gehörte, vom Bett zu nehmen. Sie stieg in den Rock hinein und schloss ihn langsam.
 

Yoji, dem der Mund immer noch weit offen stand, rieb sich fassungslos über die Augen. Womit hatte er das am frühen Morgen verdient? Nicht, dass ihm das, was er sah, nicht gefallen hätte, aber wie sollte er den Tag überstehen, wenn sich dieser göttliche Anblick in seine Netzhaut brannte?
 

Aya schlüpfte gerade in das weiße Hemdchen, das zu dem dunkelblauen Rock gehörte. Als sie sich die Socken über die zierlichen Füße zog, beugte sie sich weit hinunter, so dass Yoji einen wirklich interessanten Blick unter ihren Rock erhaschen konnte. Der Tanga war zwischen ihre wohlgeformten Pobacken gerutscht und zeigte nun mehr, als er verdeckte.
 

Der Druck in seinen Shorts nahm noch um einen Tick mehr zu, als Aya sich nun genau vor den großen Spiegel in ihrem Zimmer stellte und den Busen, der bereits so fast aus dem roten BH hüpfen wollte, noch einmal mit einem gekonnten Handgriff zurecht rückte. Sie knöpfte sich langsam die Bluse zu und griff schließlich zu dem kleinen Regal hinüber, auf dem sie diese ganzen Schnickschnack aufbewahrte, den nur Frauen besaßen.
 

Sie bürstete sich eine Weile durch die langen dunklen Haare und flocht sie zu zwei Zöpfen zusammen.
 

"Wenn ich jetzt sterben müsste, dann wäre es mir egal." Seine Stimme war nur noch ein heiseres Murmeln. Er trat langsam rückwärts von der Tür zurück und stieß plötzlich auf einen Widerstand.
 

Lass es nicht Ran sein... bitte!
 

Er drehte langsam den Kopf und schaute in zwei grüne Augen. "Willst du nicht ins Badezimmer?" Ken sah ihn fragend an.
 

"Öhm..." Yoji sah ihn verdutzt an, richtete dann aber den Blick nach vorne, als Aya auf einmal aus ihrem Zimmer trat.
 

Sie sah fragend zu ihm und Ken, während sie den letzten Knopf des engen weißen Hemdes zuköpfte.
 

Yoji schnappte nach Luft und raste wie ein Irrer ins Bad. Er schlug die Tür hinter sich zu, schloss ab und drehte das kalte Wasser in der Dusche auf. Er nahm sich nicht einmal die Zeit, aus den Shorts zu steigen, stieg direkt unter den kalten Wasserstrahl und schloss um Erlösung heischend die Augen.
 

Doch der Druck ließ einfach nicht nach, so dass er mal wieder mehr als nur froh war, dass die Badezimmertür einen Schlüssel besaß, den er dieses Mal auch wieder benutzt hatte.
 


 

Aya saß in der Schule und blickte gelangweilt auf den Bildschirm, über den gerade ein Film über Verhütung flimmerte.
 

Die beiden Herrschaften, um die es ging, täuschten gerade ein heißes Vorspiel vor, bei dem ihnen plötzlich brennendheiß einfiel, dass sie ja was Wichtiges vergessen hatten...
 

Es leben die Kondome...!
 

Aya verdrehte die Augen. Das war ja alles ganz toll und auch ganz wichtig, aber so was von lachhaft, was die Beiden da abzogen. Schon alleine wenn sie sich dieses Würstchen von Kerl ansah... Der war doch wirklich zum Kotzen hässlich. Den hätte sie nicht mal mit der Kneifzange angefasst.
 

Im Gegensatz zu Yoji...
 

Sie blickte sehnsüchtig aus dem Fenster und begann damit, ihren Fuß unter dem Stuhl hin und her wippen zu lassen.
 

Wie fühlte es sich wohl an, wenn er sie küssen oder sie streicheln würde? Wären seine Lippen wirklich so weich, wie sie aussahen?
 

Sie tadelte sich selber. Natürlich waren seine Lippen weich. Als er sie im Garten fast geküsst hätte, hatten seine Lippen ihren Mund bereits gestreift. Wäre Ran nur nicht dazwischen geplatzt...
 

Sie legte den Kopf auf die verschränkten Arme und sah wieder zu dem Film nach vorne.
 

Das Pseudo-Pärchen fakte gerade den Akt an sich.
 

In Ayas Kopf wirbelten die Gedanken wild durcheinander. Gedanken, die sie wohl gar nicht haben sollte als Fräulein "Rühr-mich-nicht-an".
 

Aber dennoch stellte sie sich die Frage, wie es wohl wäre, wenn er und sie... also, wenn sie Sex miteinander hätten. Wie wäre das wohl, ihn in sich zu wissen? Und ob er genauso zärtlich wäre, wie seine Lippen weich gewesen waren?
 

Erfahrung hatte er ja nun genug... Aber wie würde er mit ihr umgehen? Sie war doch schließlich noch vollkommen unberührt. Sie hatte ja noch nicht mal einen Jungen geküsst.
 

Aya spürte, wie sich das warme Gefühl abermals in ihr ausbreitete.
 

Yoji war sicherlich unglaublich zärtlich und einfühlsam. Nicht so ein Stümper wie der Kerl in dem Aufklärungsfilmchen.
 

Wenn sie sich anstrengte, konnte sie sich sogar vorstellen, wie es wäre, wenn er sie berührte. Sie kannte seine weichen Hände ja nun zu genüge. Auch wenn es nur durch flüchtige Gesten war.
 

Umso länger sie darüber nachdachte, desto mehr breitete sich das warme Gefühl in ihr aus.
 

Sie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, bemerkte plötzlich, dass sich zwischen ihren Beinen eine seltsame Feuchtigkeit breit gemacht hatte.
 

Aya runzelte leicht die Stirn.
 

Was war denn nun schon wieder kaputt? Und da erinnerte sie sich an die vergangene Biologiestunde, in der es darum gegangen war, wie der menschliche Körper in der Regal während des Sex reagierte.
 

Als ihr bewusst wurde, dass schon der Gedanken anscheinend ausreichte, bekam sie einen knallroten Kopf.
 

Reika, die neben ihr saß, stupste sie leicht mit dem Finger an. "Was ist los, Aya?"
 

Sie schüttelte leicht den Kopf. "Gar nichts. Alles bestens..." Sie lächelte ihre beste Freundin strahlend an und sah dann wieder aus dem Fenster.
 

Sie seufzte und murmelte leise zu sich selbst: "Ach Yoji..."



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2003-12-28T19:08:27+00:00 28.12.2003 20:08
toolll

ist dir mal wieder super gut gelungen
wirklich
ich freu mich schon auf den nächsten teil
Von:  Vanillaspirit
2003-12-25T14:26:12+00:00 25.12.2003 15:26
wai, war das mal wieder süß ^^ aber musst du armen immer so quälen? Armer Yoji, der holt sich sicher noch Reibungsverbrennungen...aba dann müsste Ran ihn auch nimmer kastrieren XD
schreib mal schön weiter, man liest sich, bye
Von:  -Darkness-
2003-12-24T10:29:22+00:00 24.12.2003 11:29
*gg* ach Youji der satz is voll süß, danke für die Pn.
Der Teil war echt klasse alleine wie Ran sich " Wiedermal" anschrie wegen nix und wieder nix *gg* und das Youji dann auch noch fast nackt in Aya's Zimmer stand war der überhammer. schreib bitte bald weiter
bis dahin wünsche ich dir Frohe Weihnachten und schöne Feiertage.
see you Dev
Von:  ZuckerSchaf
2003-12-24T09:52:41+00:00 24.12.2003 10:52
voll schön deine story.bin heute erst auf sie gestoßen.
schreib ganz schnell weiter..
LG
~bluelight~


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