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Normalität mit Biss

von

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Stromschlagwetter

“Was … wie … aber.”

“Ironie des Lebens, nicht wahr? Die Fledermaus ist ein Werwolf und der goldene Held ein Vampir. Das Schicksal ist manchmal ein mieser Verräter.” Grollend schüttelte der Ältere den Kopf.

   “Aber … das ist doch nicht möglich”, flüsterte Harry, auch wenn er genau wusste dass Severus die Wahrheit sagte. Die Beweise waren da gewesen. Immer, und wenn er nicht so mit sich selbst beschäftigt gewesen wäre, hätte er es wohl schon eher gemerkt. Er war in seinen Augen einfach nur ein verdammt selbstsüchtiger Ignorant! Dabei hatte er doch die erstaunliche Kraft, den Geruch und auch die Müdigkeit nach Vollmond bemerkt. Jedoch war diese nicht so extrem wie bei Remus und so hatte er es darauf zurückgeführt, dass der Mann irgendwas wegen seiner Tränke gemacht hatte. Gebraut, Zutaten gesucht oder was auch immer. Schließlich wusste er ja aus dem Unterricht, dass in dem Bereich einiges nur an Vollmond möglich war. Er hatte sich eingeredet, dass Severus so sein neues Leben nutzte.

“Das ist doch alles ein Scherz. Du und ein Werwolf?” Kopfschüttelnd trat Harry noch einen Schritt zurück. Er weigerte sich die Wahrheit zu akzeptieren. So etwas hatte Severus nicht verdient!

   Tiefes Knurren ließ ihn den Kopf wieder heben.  “Und plötzlich hast du Angst. Plötzlich ekelst du dich vor mir. Potter, du bist so ein gottverdammter Heuchler!” Wütend wirbelte Severus herum, rannte über die Grundstücksgrenze und ehe Harry wusste was ihm geschah oder wie er reagieren sollte, war der Mann verschwunden. Einfach disappariert.

   “Aber ich hab doch keine Angst, du Idiot”, brüllte Harry in die Landschaft. Natürlich brachte es nichts, aber es musste einfach gesagt werden. Und er musste mit dem Mann reden, denn dieser schien wirklich zu glauben dass Harry etwas gegen ihn beziehungsweise das Werwolf-Dasein hatte. Was für ein ausgemachter Unsinn! Wenn einer so gar kein Problem mit magischen Wesen hatte, dann ja wohl Harry. Er war einfach nur überrumpelt von dieser Offenbarung und auch von der Tatsache dass Remus schuld daran war. Warum wusste wer nicht, aber er selbst hatte ein schlechtes Gewissen, weil … obwohl ... Remus dies getan hatte.

  Schnell drehte er sich um und raste wieder ins Haus. Er musste Lucius Bescheid geben, was passiert war und fragen, ob dieser noch mehr Ideen hatte wo Harry Severus suchen konnte. Er hatte zwar selber einige Ideen, aber es schadet auch nicht, wenn man den besten Freund mit ins Boot holte.
 

  “Von Streiten habe ich auch nicht gesprochen. Merlin, wie die Kinder”, kommentierte Lucius Harrys Schilderung über das mies gelaufene Gespräch und die plötzliche Enthüllung.

“Ich wollt nur nicht einfach abhauen und dich zudem fragen, ob du noch was weißt, außer Hogwarts und den Verbotenen Wald. Ich weiß, dass sein Haus in Spinner End zerstört wurde, also fehlen mir ein wenig die Anhaltspunkte wo ich ihn suchen kann.” Ratlos zuckte Harry mit den Schultern und trat unruhig auf der Stelle.

“Merlin, wenn ihr beiden nur einmal ORDENTLICH miteinander reden und von mir aus zanken würdet, ohne das einer abhaut und man einen Suchtrupp losschicken muss. Nur mache ich mir da bei Severus deutlich weniger Sorgen. Der kommt schon wieder unter seinem Stein hervor.” Scheinbar genervt kniff Lucius sich in die Nasenwurzel.

“Luc … bitte. Dann bin ich auch schon verschwunden und du kannst weiter forschen.”

  Murrend schloss der Blonde die Augen und schien nachzudenken. Die Zeit raste und stand doch mucksmäuschen still. Die Unruhe in Harry wuchs von Sekunde zu Sekunde. Gerade als der junge Vampir schon nachfragen wollte, öffnete Lucius seufzend die Augen.

“... icht”, murmelte der Mann mit seltsamen Gesichtsausdruck und begann mit den Händen zu wedeln.

“Wie bitte? Sorry Lucius, ich hab dich nicht verstanden.” Warum wurde der Mann denn jetzt so unruhig und fahrig?

“Ich weiß es nicht. Verstehst du, Harry? Ich begreife gerade, dass ich so etwas nicht weiß und dies bei einem Mann, welchen ich meinen besten Freund nenne. Ich, der immer wieder auf andere hinab sieht und als allwissend bezeichnet wird … ich weiß nicht mal wo mein bester Freund sich verkriecht wenn er schlecht drauf ist.” Ein seltsames und irgendwie verzweifelt klingendes Lachen erklang von Lucius, während dieser sich auf einen Stuhl fallen ließ und unverständliche Dinge in seinen nicht vorhandenen Bart nuschelte.

  Natürlich tat der Blonde ihm Leid. Es war verständlich, dass diese Erkenntnis Lucius schockierte, aber sein Hauptgedanke galt Severus. Wenn man es genau sah, konnte er auch nicht viel für den Mann tun damit es ihm besser ging. Das war etwas, womit der Vampir wohl alleine klar kommen und vor allem mit Severus klären musste.

  Genau das wollte Harry auch endlich tun, denn er befürchtete, dass Severus mit jeder Minute überzeugter von der Meinung, Harry würde ihn verachten, war. In dem Punkt, so musste der Jungvampir feststellen, waren sie sich wirklich sehr ähnlich: Sie neigten zu übermäßigen Grübeln und wenn es mit liebgewonnen Menschen zu tun hatte, setzte die Logik aus, nu  um durch impulsartige, voreilige Gefühle ersetzt zu werden. Energisch schüttelte Harry den Kopf, die Gemeinsamkeiten konnte er auch mit Severus zusammen bereden. Nur musste er ihn dafür erst mal auftreiben!

Langsam trat er auf seinen betrübten Mentor zu und legte eine Hand auf dessen Schulter. “Entschuldige”, flüsterte er leise, ehe er den plötzlich so düster wirkenden Raum verließ. Wieder einmal stellte er für sich fest: Unheil verbreiten konnte er sehr gut.
 

Harry war schnell zum Kamin gerannt und, nach dem Ok der Direktorin, nach Hogwarts gefloht. Die Schule war nun mal sein erster Anhaltspunkt. Er selbst versteckte sich ja auch gern er in dem großen Gebäude. Oh man, der Vampir hatte vollkommen Recht: Severus und er benahmen sich wohl wirklich wie Kinder. Sobald auch nur die geringste Unstimmigkeit auftrat, hauten sie ab und versteckten sich. Wie hatten die beiden nur bisher ihr Leben als Held und Doppelspion geschafft beziehungsweise überlebt?

  “Keine Zeit, Professor”, rief Harry, kaum dass er aus dem Kamin torkelte und unterbrach damit die Willkommensrede der Älteren. “Ab Montag komm ich wieder zur Schule.”

“Es heißt Direktorin”, war das Letzte, was belustigt von der Frau zu hören war, ehe Harry den Raum durchquert hatte und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Einzig eine überrumpelte Direktorin und Aschespuren zeugten von dem kurzen Zusammentreffen. Das leise “Willkommen zurück, Harry”, bekam er ebenso wenig mit, wie das nachsichtige Lächeln der Älteren.
 

In der dunklen Ecke eines leeren Flurs hatte der Gryffindor nach Winky gerufen und die Hauselfe gebeten ihm seinen Tarnumhang zu bringen. Er konnte darauf verzichten von irgendwelchen Schülern in diesem aufgeregten Zustand gesehen zu werden. Vor allem weil garantiert bekannt war, dass Harry momentan nicht am regulären Unterricht teilnahm. Nach der Aussage wie erholt er aussehe, hatte die Elfe ihm zufrieden nickend den Umhang überreicht, jedoch musste sie verneinen als er nach Severus fragte. Also hatte der Vampirjunge ihr Hilfsangebot angenommen und sie in den Raum der Wünsche geschickt. Mit Hilfe der Hauselfenmagie konnte Winky sämtliche ‘Ebenen’ des magischen Raumes durchsuchen, ein Fakt der Harry sehr gelegen kam. Auch wenn er nicht auf einen Erfolg hoffte. Aber hatte Severus ihn nicht schon öfter überrascht?
 

   “Ich bin so ein Esel”, fluchte Harry und trat wütend gegen die Eingangstür von Severus Privatwohnung. Entweder der Kerl war nicht da, oder er ignorierte Harry schlichtweg. Wobei der Jungvampir ersteres vermutete und zudem war dies nicht der Grund seines Ausrufes. Nur mit halbem Ohr hatte er Winky zugehört wie diese erzählte, dass sie ihm noch etwas mitgebracht hatte. Aber was hatte er getan? Er war kopflos losgestürmt, ohne nach zu sehen, was es war. Tja, ‘Erst denken, dann handeln’ war halt noch nie seine große Stärke gewesen. Dafür hatte er sich früher viel zu sehr auf Hermine verlassen.

  Schnell blickte Harry sich um, doch niemand war nach seinem verbalen Ausfall in dem schwach beleuchteten Flur zu sehen. So entfaltete er umständlich die Karte der Rumtreiber, welche Winky in die Innentasche des Umhangs gesteckt hatte und suchte sie hoffnungsvoll ab. Und endlich sah er den gesuchten Namen: Severus Snape - Astronomieturm.

Schmunzelnd steckte Harry die Karte wieder weg. “Da hast du dich also versteckt”, murmelte er leise und trabte los.
 

   Dass Severus ihn bemerkt hatte, sah er daran dass sich die Körperhaltung des Mannes versteifte. Aber kein Wunder, der Mantel verbarg einen nur vor den Augen, nicht vor den Ohren oder dem Geruchssinn.

  “Da haben wir wohl noch etwas gemeinsam”, meinte Harry nüchtern, während er langsam neben den Anderen trat und den Blick ebenfalls auf den Horizont richtete. Da von Severus nichts kam, plapperte er einfach weiter. “Wie oft ich hier oben war, weiß ich gar nicht mehr. Nach der Sache mit Dumbledore hat es mich sogar noch mehr hergezogen. Seltsam nicht wahr? Eigentlich sollte man meinen, dass gerade wir diesen Ort meiden, aber nein, wir kommen immer wieder her und hängen unseren komisch verstricken Gedanken hinterher.”

  Tiefes Durchatmen war die einzige Reaktion seines Gesprächspartner, aber das war immer noch besser als wenn der Kerl wieder wegrannte.

“Ich fürchte die Direktorin lässt mich nachher noch ihr Büro putzen, ohne Magie, denn ich habe da ordentlich Asche verstreut.”

“Was willst du, Potter? Putztipps?” Grollend rutschte Severus ein Stück weg, ohne ihn auch nur kurz anzusehen.

Innerlich seufzend drehte Harry sich zu seinem Gesprächspartner herum. “Jetzt sind wir wieder beim Nachnamen? Nein, die will ich nicht wirklich. Das kriege ich schon alleine hin. Du weißt warum ich hier bin.”

“Sinnloses Gerede? Verzieh dich!”

“Nein, werde ich nicht, Severus.”

   Knurrend drehte sich der Ältere herum und wollte tatsächlich wieder verschwinden. Doch nicht mit Harry! Dieser wollte nicht erneut eine Suchaktion starten, also schoss er an dem Werwolf vorbei und baute sich an der Tür auf. “Vergiss es Severus, du kommst hier nicht weg. Dieses ewige Wegrennen ist doch albern und ganz ehrlich, ich bin der Teenager und somit für solche Aktionen zuständig.”

  “Geh weg, Harry”, grollte Severus und die Augen blitzten gelb auf. Wenn der Mann glaubte so aus der Situation zu kommen, dann unterschätzte er Harry wieder mal. Mit verengten roten Augen und gebleckten Zähnen fauchte dieser zurück. “Vergiss es, du gehst nirgendwo hin, Severus.” Ein diabolische Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Jetzt konnte er dem Mann seine ‘Gefangennahme’ heimzahlen.

  Die gelben Augen leuchteten geradezu. “Unterschätz mich nicht, Potter! Im Gegensatz zu Lupin habe ich schnell gelernt wie ich mich mit meinem zweiten Ich aussöhne. Ich kann mich jeder Zeit verwandeln.” Laut knallte Severus die Hand direkt neben Harrys Kopf und lehnte sich in seine Richtung. “Glaub gar nicht erst, dass du eine Chance gegen mich hättest”, grollte der aufgebrachte Mann dunkel.

  Harry war stocksteif. Jedoch nicht vor Angst. Nein. Er war gefangen in diesem gelben…  nein, goldenen Blick. In dem Geruch des Mannes und auch in der Wärme welcher dieser abgab. Es war beinahe wie ein Rausch und als sein Zahnfleisch und ebenso sein Körper zu prickeln begann, schloss er langsam die Augen. Allerdings machte das tiefe Durchatmen es keineswegs besser, denn so nahm er den ganz eigenen und typischen ‘Severus-Geruch’ erst richtig wahr. Es war der altbekannte Geruch nach Kräutern, Tränken, Salben, ein Hauch von Aftershave, nur irgendwie wilder. Herber, würziger und doch irgendwie lieblich. Für Harry sprach er von Freiheit, Leben und Stärke. Von Vertrauen und Verlässlichkeit.

  “Zur Seite, oder du bekommst gleich ein Problem.”

Das Geräusch von splitterndem Holz ließ ihn den Kopf herum drehen. Severus hatte seine Hand verwandelt und Krallen gruben sich in das alte Holz; hinterließen tiefe Krallenspuren. Nun, letztens hatte er ja noch Simba rezitiert, jetzt konnte er dies praktisch beweisen. Besänftigend lächelnd schluckte er den Kloß herunter und blickte den wilden Mann an. Behutsam legte er seine Hände auf die sich stark hebende Brust.
 

  “Weißt du eigentlich, dass ich mich nach Normalität und Wärme in meinem Leben gesehnt habe, als wir uns hier das letzte Mal trafen? Ich habe mich so verloren, betrogen und unnütz gefühlt. Als ich gestürzt bin, wusste ich für eine Sekunde nicht, ob ich dankbar oder wütend sein soll dass du mich aufgefangen hast. Doch du, mein dunkler Ritter, hast schnell dafür gesorgt dass ich dankbar war. Du warst es, der mir die Wärme ins Leben zurück brachte. Du warst es, der mich zwang, im Blut trinken nicht nur etwas widerliches zu sehen. Du hast mir meinen Lebenswillen und die Freude zurück gegeben.”

  Er fühlte und hörte nur zu genau wie sich der Herzschlag seines Gegenüber beschleunigte. Harry spürte die abgehakte Atmung auf seinem Gesicht und konnte nicht verhindern, dass sein Blick zu den Lippen des Werwolfes wanderten. Merlin, dies zu denken und sich nicht zu wundern würde wohl noch ein wenig dauern, stellte der Vampir fest und zwang sich wieder nach oben zu sehen. Severus war und blieb nunmal ein Werwolf.

“Du kannst mir keine Angst machen. Egal wie viel du knurrst und murrst: Mein Vertrauen in dich ist viel zu groß.” Lächelnd veränderte er seinen Stand und mehr als eine hochgezogene Augenbraue brachte Severus nicht zustande, ehe Harry ihn in die Arme nahm. “Verwandel dich ruhig, ich nehm dich auch als Wolf in den Arm. Versprochen.”
 

  Selbst die Luft schien stehen geblieben zu sein nach Harrys Worten. Einzig zwei stark schlagende Herzen und ein stocksteifer Severus in seinen Armen waren über geblieben. Der Vampir traute sich nicht, auch nur einen Millimeter zurückzuweichen. Wie gut dass Atmen und Blinzeln nur noch übrig gebliebene Reflexe, aber nicht lebensnotwendig waren, er wollte keine noch so kleine Reaktion des Werwolfes verpassen.

  Harry bereute die Worte nicht, jedoch fragte er sich nach einiger Zeit doch, ob er den Tränkemeister dadurch jetzt vielleicht irgendwie kaputt gemacht hatte.
 

  Hatte er ernsthaft geglaubt, dass Harry ihn hier nicht finden würde? Nein, eigentlich nicht. Wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, dann hatte er gar nicht geglaubt, dass der Junge ihn überhaupt suchen würde. Nicht bei dem Verhalten, welches der gezeigt hatte. Wieder und wieder bekam er die geweiteten Augen, das leichte Kopfschütteln und auch die Rückwärtsbewegung vor Augen. Kleine Gesten und doch hatten sie ihn verletzt. Verletzt und enttäuscht, also war er abgehauen, ehe er noch etwas tat oder sagte, was er schnell bereute. Er war nicht gewillt noch mehr von seiner seelischen Verfassung zu offenbaren, nicht mal vor sich selbst!

   Severus hatte nicht ansatzweise mit solchen Worten gerechnet. Wenn überhaupt, dann nichtssagendes Geplapper, erneute Entschuldigungen, aber … so was? Eben noch war er bereit gewesen Harry notfalls mit Gewalt von der Tür zu entfernen, wenn dieser nicht zügig den Weg frei hab, jetzt war er wie versteinert.

Die Worte des Kleineren hatten irgendwas in ihm ausgelöst. Nachdem sein Herz einen Moment stehen geblieben war, als Harry ihn plötzlich umarmte und schlug es nun im viel zu schnellen Takt weiter. Ob es ihm wohl gleich aus der Brust sprang?  Doch jetzt stand er hier und sämtliche Gedanken an Wegrennen und auch die Zweifel waren wie weggeblasen, die verzweifelte Wut mit der er eben um sich gebissen hatte, verpufft. Alles nur durch ein paar Worte und den Körperkontakt.

  “Wie machst du das nur?”, flüsterte er schwach und legte den freien Arm um den Jüngeren. Seufzend schloss er seine Augen und legte das Kinn auf Harrys Kopf ab. Jedoch wagte er nicht die Hand von der Tür zu nehmen, denn dann verlor er bestimmt auch noch den letzten Halt. Die Splitter unter seiner nun wieder normalen Hand pikste ihn und halfen nicht ganz aus der Realität zu entschwinden.

“Vielleicht ist es Magie?”, kam es es fragend von Harry und Severus konnte ein Schmunzeln nicht verhindern. So eine Antwort war einfach typisch Harry. Der Junge war ein Unikat und jeder der dies nicht bemerkte, war ein Arsch mit Ohren, wie die Muggel so schön zu sagen pflegten.

“Wie schaffst du es nur so erwachsen zu sein, kleiner Blutsauger?” Seufzend drückte er Harry fester an sich. Eigentlich war es ja ein Armutszeugnis für ihn, dass er es war der Kraft aus dem Jüngeren zog; dass er der Schwache war. Aber weder konnte, noch wollte er jetzt gerade etwas daran ändern.

  Harry hatte seine Schutzmauer innerhalb weniger Sekunden zerstört. Mit dem verbalen Vorschlaghammer in davon wehenden Staub verwandelt, und er wusste, dem Kleinen gegenüber würde er sie nicht einfach wieder aufbauen können. Das Gefühl, angenommen und akzeptiert zu werden, trotz des ’kleinen Makels’ war unbeschreiblich.
 

  Seit an Seit saßen sie auf dem Astronomieturm. Angelehnt an die dicken Steine, blickten sie in den immer dunkler werdenden Himmel. Einzelne Sterne blitzten hier und da schon hervor, obwohl die Sonne noch nicht ganz untergegangen war. Severus konnte nicht anders, als diesen Augenblick als ‘herrlich beruhigend’ einzustufen. Es passte einfach ebenso in die Situation, wie die Lieder der Eulen.

   “En … entschuldige dass ich vorhin so dämlich reagiert habe wie eine sitzengelassene Hufflepuff”, unterbrach der Werwolf das einträchtig Schweigen.

“Schon gut. Ich hab ja auch ziemlich ungeschickt reagiert”, antwortete Harry und schenkte ihm ein schiefes Lächeln, ehe er wieder nach vorne blickte.

“Ich bin dir nicht böse, Harry. Ich wollte es dir eigentlich schonend beibringen, aber stattdessen bin ich mit der Tür ins Haus gefallen. Es hat mich wahnsinnig gemacht, dass du dir da eine falsche Vorstellung zurecht bastelst.”

Ein leises Seufzen war von Harry zu hören. “Wenn ich ganz ehrlich mit mir bin, dann war mir wohl schon länger bewusst, dass etwas nicht mit dir stimmt. Mein Unterbewusstsein hat die Zeichen alle bemerkt, aber ich habe es immer wieder vermieden weiter über dein neues Ich nachzudenken. Ich habe es immer und immer wieder darauf geschoben, dass der Krieg vorbei ist und du nicht mehr spionieren musst. Dass du jetzt frei bist und endlich das Leben leben kannst, welches du dir vorgestellt hast.” Ein erneutes schiefes, jedoch entschuldigendes Lächeln, gepaart mit schulterzucken. “Ich dachte einfach, es wäre dein wahres Ich.”

“Ich habe mich so schlecht gefühlt, es zu verheimlichen. Vor allem weil du bereit warst mir zu vertrauen. Dich mir geöffnet hast.” Betrübt ließ der Ältere den Kopf hängen.

“Wenn wir beide eins gut können, dann aneinander vorbeireden, den Anderen falsch, weil zu gut gemeint, behandeln und streiten.” Kichernd stupste Harry ihn mit der Schulter an.

“Ja, das stimmt wohl.” Ehrlich lächelnd verwuschelte er dem Jungen die Haare, was dieser mit unwilligem Murren kommentierte.
 

“Sag mal … wie genau kam es dazu, dass Remus dich gebissen hat? Ich meine, ganz ehrlich, allein dass er Fenrir getötet hat, war für mich schon eine Überraschung. Nein, ganz ehrlich gesagt war es ein Schock. Ich kenne Remus so nicht und hätte ihm es auch nie zugetraut. Egal wie nachvollziehbar seine Reaktion ist. Dass er den Kerl mit Zaubern belegt und auch außer Gefecht setzt, ok. Aber dass er ihn als Werwolf tötet? Nein. Ganz entschieden nein. Ein Wunder eigentlich, dass mich die Information über dein neues Ich, und von wem du es hast, so aus dem Konzept gebracht hat. Dass Remus nicht so ist, wie ich ihn eingeschätzt habe, sollte ich eigentlich begriffen haben.”

  Severus hatte aufmerksam gelauscht und war dabei von einer erneuten Welle schlechten Gewissens erfasst worden. Es war nicht Angst, sondern Unglaube gewesen, welcher Harry hatte zurück weichen lassen. Severus hatte dem Jungen die Illusion über den lieben, zuverlässigen und zurückhaltenden, aber magisch begabten, Lupin geraubt. Das zurechtgelegte Bild des Mannes war in Flammen aufgegangen und zudem gab Harry sich anscheinend die Schuld daran, dass er den älteren Werwolf so verkehrt eingeschätzt hatte. Jedoch kannte er Harry in dem Punkt gut genug: Keine Worte von ihm würden den Jungen vom Gegenteil überzeugen. Der Kleine musste selbst darauf kommen, dass diese Einstellung nicht die Richtige war.

  Halt suchend legte er einen Arm um den kleinen Vampir und zog ihn näher an sich heran, ehe er tief seufzte und von der zweit schlimmsten Nacht seines Lebens berichtete.
 

  “Es war kurz nachdem Remus Fenrir getötet hatte. Ich bekämpfte einige niedere Todesser, dauernd untermalt von den grausigen Geräuschen des Werwolf Kampfes in der Nähe. Das war kurz nachdem du mich gerettet hast und somit war noch nicht voll da. Ok, ich bin ganz ehrlich, ich stand da wie ein Fähnlein im Winde und nur dem nicht vorhandenen Talent meiner Gegner ist es zu verdanken, dass ich noch lebe. Der Schwindel und auch die Kraftlosigkeit erschwerten alles und nur die Energie- und Aufputschtränke sorgten letztendlich dafür, dass ich überhaupt stehen konnte und nicht komatös herumlag.”

“Du hättest nicht …”

Energisch schüttelte Severus den Kopf. “Doch Harry, ich musste kämpfen. Allein schon für mich selbst, wollte ich doch nicht nur tatenlos zu sehen. Außerdem kannst du ja wohl nicht allen Ruhm für dich absahnen oder?” Schelmisch zwinkerte er in Harrys Richtung.

Lachend klappste Harry ihm aufs Bein. “Schon gut, schon gut. Ich bin schon still. Also was war dann?”

  “Sehr gnädig. Ich hatte gerade meine zwei Gegner besiegt, da hörte ich es. Qualvolles Jaulen und nur Sekunden später ein Heulen, welches von reinem Sieg sprach. Von Freude und unendlichem seelischen Schmerz. Wirklich, Harry, es war grausam. Vor allem als dann auch noch andere Werwölfe ein Heulen anstimmten. Erst später begriff ich, dass es Klagelaute waren um des gestorbenen alten Alphas wegen und zugleich eine Antwort auf das Heulen des Neuen.” Eine Gänsehaut rann bei dieser Erinnerung über seinen Körper. “Ich stand da, die Tränke ließen nach, und starrte auf den Verbotenen Wald, wo der alles entscheidene Kampf stattgefunden hatte. Ich hätte wegrennen müssen, aber ich konnte es nicht mehr, denn auf den Beinen halten war das Einzige, was noch möglich war. Vor allem als Remus aus dem Gebüsch trat, war ich wie festgehext und selbst das Adrenalin schien eingefroren zu sein. Ich erkannte ihn, obwohl er nicht diese bizarre Zwischenform hatte, nein. In dem Moment stand mir ein riesiger, blutverschmierter und sehr wütender Wolf-Remus gegenüber. Schockstarre, nennt man das wohl. In diesem Moment arbeitete Lupin mit seinem Mitbewohner zusammen und unterdrückte ihn nicht; sie waren eine Einheit. Kurz hoffte ich, dass dies mein Vorteil wäre, aber dies erwies sich als Trugschluss. Ich weiß nicht warum, aber plötzlich sprang der Kerl nach vorne, erwischte meinen Arm und versenkte seine Zähne da drin. Die Schmerzen …”
 

  Sanft legte Harry eine Hand auf seine Brust. “Schon gut, ich kann es mir vorstellen und ehrlich gesagt reicht mir das. Quäl dich also nicht.”

Dankbar lächelnd drückte er Harrys Hand und hielt sie weiter fest.

“Remus war außer Rand und Band und vollkommen im Rausch des Kämpfen und Töten gefangen. Ich weiß nicht, ob er mich wirklich getötet hätte, aber das wollte ich nicht herausfinden. Nicht nach dem ich durch dich eine Chance auf Leben bekommen hatte. Also schoss ich ihm Zauber in die ungeschützte Unterseite und irgendwann ließ er los. Der Blick, kurz bevor er wieder im Wald verschwand und die anderen Werwölfe vom Kampf abzog, sprach von reiner Schuld und schlechtem Gewissen. Ich blieb schwer verletzt und am Rande des Todes im Dreck liegen.”

“Er wollte nie selbst ein Werwolf werden und erst recht nicht, dass jemand durch ihn der Lykanthropie zum Opfer fällt. Ich weiß, Remus ist eigentlich der Böse an der Geschichte und du das Opfer, aber doch tut er mir Leid.”
 

  Wieder einmal war Severus sprachlos ob Harrys  reflektiertem, empathischen Verhalten. Andere hätten Lupin verbal auf den Mond gewünscht, doch Harry zeigte wieder mal ein Einfühlungsvermögen, dass es Severus überrumpelte. Es reichte wahrscheinlich für sie beide und so beließ er es bei einem Schnauben als Antwort.

  “Erinnerst du dich an dieses komische Ding im Ministerium?”

“Du meinst die Sache mit der Medaillenverleihung und so?”, erkundigte sich Severus und zog eine Augenbraue hoch. Die Geschichte damals war Kingsley ein wenig aus dem Ruder geraten. Eigentlich hatte der Minister nur eine Dankesrede und ein Essen geben wollen. Ja, auch der Dunkelhäutige wollte ihnen Orden und Ehrentitel geben, jedoch hinter den Kulissen. Doch der feiernde Mob und allen voran eine sensationsgierige Rita Kimmkorn hatten nach einer öffentlichen Ehrung geschrien. Eine verkrampfte Farce, welche eine Ausrede für maßloses Saufen gab, mehr nicht.

  “Ja genau, den Quatsch meine ich.” Langsam setzte Harry sich um, sodass Severus Hand auf den Arm des Kleineren rutschte. Den Blick auf dieses Bild gerichtet, redete der Junge weiter. “Weißt du, ich war so froh dich damals zu sehen. Das letzte Mal sah ich dich, als ich dich wegen dem Schlangenbiss behandelte. Danach konnte mir niemand sagen wie es dir geht. Ob du überhaupt noch lebst. Ich war mit Remus da, er hat mich wirklich an den Haaren aus dem Haus gezogen, und ich konnte nicht aufhören immer wieder in deine Richtung zu gucken. Ich hatte Angst, du löst dich in Luft auf oder so. Dass du den Geistern mit deiner Blässe Konkurrenz gemacht hast, war da wirklich keine Hilfe.” Über sich selbst schmunzelnd schüttelte Harry kurz den Kopf, ehe er weitersprach. “Ich war mehrmals drauf und dran einfach zu dir zu gehen, aber letztendlich hab ich mich nicht getraut. Und dann mussten wir auf die Bühne und so …” Scheuch blickte ihn der Jüngere an.

  “Das war eine harte Zeit. Ich kam noch nicht wirklich klar mit der Werwolf Geschichte. Ich wusste, der Werwolf Trank kommt für mich absolut nicht in Frage, also musste ich den harten Kampf mit mir ausfechten. Remus war mir, gelinde gesagt, auch keine allzu große Hilfe. Er hatte schreckliche Schuldgefühle, der Verlust Doras, die Sorge um das neue Rudel und wer weiß was noch, hat ihn abgelenkt. Ich habe mich gefühlte Tausend mal verwandelt um keine Schmerzen mehr zu haben. Habe wenig geschlafen und dafür umso mehr meditiert. Ich wollte auch zu dir, mich bedanken, dich fragen wie es dir geht. Aber die Angst vor …  ich weiß nicht mal wovor ich genau Angst hatte, hat mich ebenso zurück gehalten, wie Remus Befehl nicht zu euch zu kommen.”

Mit aufgerissenen Augen starrte Harry ihn an.

  “Auch wenn er sich so schäbig verhalten hat, bist du in seinen Augen ein Teil seines Rudels; ein Welpe. Er wollte dich immer beschützen. Auch vor mir. Er sagte einmal, dass er dich am liebsten einsperren würde, nur damit dir nichts geschieht.”

“Der…  er… der hat doch einen an der Waffel. Echt jetzt! Ich meine … hallooo?”

Behutsam ergriff Severus die in der Luft fuchtelnden Hände. “Er war … ist … immer noch mein Alpha und Erschaffer. Damals habe ich es noch nicht geschafft diesen Instinkt zu überwinden, sondern mich gefügt. Zu dem war da auch noch die Dankbarkeit für die wenige Hilfe welche er mir bot. Er gab mir eine Unterkunft, Tränke, sorgte dafür dass ich auch mal schlief und in den ersten beiden Vollmondnächten haben wir gemeinsam in Käfigen gesessen, damit wir nicht irgendwelchen Mist bauen.”

“Das klingt eigentlich relativ positiv und vor allem nach dem Remus, welchen ich kenne.” Seufzend legte Harry den Kopf in den Nacken und schien das Gehörte zu überdenken, während er in den nun Sternen übersäten Himmel starrte.

  Die Geräusche der Tiere der Nacht wurden immer lauter. Tiere der Dunkelheit, welche sich nun auf die Jagd begaben. Geschöpfe der Dunkelheit, zu welchen auch Harry und er nun gehörten.

“Du sagtest, dass du und Remus nicht im Guten auseinander gegangen seid, erzählst du mir davon?” Neugierig legte Harry dem Kopf schief. Seufzend drehte nun auch er sich herum und verschränkte die Beine. Innerlich schmunzelnd stellte er fest, dass sie hier saßen wie kleine Kinder die den nächsten Streich planten.
 

  “Es kam irgendwann der Punkt, da konnte ich mich ohne Schmerzen verwandeln und auch an Vollmond kontrollieren. Ich war weiter als Remus, der sich immer noch in den Käfig sperrte. Als ich ihn darauf ansprach, rastete er aus und meinte diese Enge sowie die Gesellschaft mit ihren Vorurteilen wäre schuld. Hier könnte Niemand frei sein. Ich wiederum habe ihm vorgehalten, dass er einfach nur feige ist. Naja, wir stritten uns und kurz danach haute er unerwartet ab.” Kurz dachte er an die Rat- und Hilflosigkeit zurück, als sein Erschaffer ihn alleine zurückließ.

  “Dann war er plötzlich wieder da und ließ das gesamte Rudel antreten. Dabei eröffnete er uns, dass er ein Dorf gefunden hatte, wo wir alle leben konnten. Wer will im Wald, auch dauerhaft in Wolfsgestalt, die anderen im Dorf. Doch die größte Überraschung war, dass er jetzt plötzlich jedem frei stellte das Rudel zu verlassen. Dies stand vorher überhaupt nicht zur Debatte, jeder der es versuchte wurde gejagt und zurück gebracht. Laut Remus um sicher zu gehen, dass sie keinen Mist bauten, welchen sie noch aus Fenrirs Zeiten im Kopf hatten. Glaub mir, so unscheinbar er sonst wirken mag, in dem Punkt war er unerbitterlich und hart bis brutal.” Energisch schloss Severus die Augen um die Bilder zu verscheuchen, welche seine Worte hervorgerufen hatte. Diese unglaubliche brutale Entschlossenheit, als Lupin einem Flüchtling kurzerhand den Hals umdrehte weil dieser glaubte, diskutieren würde ihn retten.

“Das klingt seltsam, hart aber doch irgendwie gut, oder? Dann bist du zu dem Punkt also gegangen?”

  Hart lachend strich sich Severus durch die Haare und öffnete die Augen wieder. “Das wäre echt schön gewesen, wenn es so einfach gegangen wäre. Aber dem war nicht so.” Gedankenverloren drehte er den Kopf zur Seite.

“Und warum? Entweder redest du wie ein Wasserfall, oder man muss dir alles aus der Nase ziehen.” Spielerisch schlug Harry ihm auf ein Knie.

“Schon gut, du Quengelkopf.” Gespielt genervt schnalzte er mit der Zunge.

“Quengelkopf? Oh man, Severus.” Lachend schüttelte Harry den Kopf. “Aber gut, ich zügle meine kindliche Neugierde und Ungeduld und lasse den Herren in Ruhe erzählen.”

Schmunzelnd neigte Severus den Kopf. “Ergebensten Dank, der Herr.”

“Sehr gern doch, eure Hoheit.” Nun brach Harry wirklich in Gelächter aus und die grünen Augen strahlten.

  Auch Severus konnte sich gegen diese gute Laune nicht wehren und stimmte in das Lachen ein, wenn auch verhaltener. Dieser Bengel war doch manchmal wirklich albern. Aber vielleicht, so dachte er sich, war dies auch eins von Harrys Geheimnisse um das Leben mit seinen Höhen und Tiefen zu meistern. An Kleinigkeiten den Spaß, trotz all dem Ernst, zu finden und nicht alles nur schlecht zu sehen, war eine Gabe. Eine Gabe, welche er selbst nicht wirklich besaß. Dafür war dann vielleicht zu viel ‘Slytherin in ihm’ und auch hatte sein Leben dies einfach bisher nicht hergegeben.

  “Severus?”

“Hmm? Entschuldige, ich habe nachgedacht.”

“Dies habe ich gemerkt. Dass dir keine Rauchwolken aus den Ohren gekommen sind, ist wirklich noch alles. Deine Stirn war wie die Grand Canyons gefurcht. Aber wenn du glaubst, dass du mich so von meiner ursprünglichen Frage ablenkst, bist du schief gewickelt.”

Diese Jugend von heute, keine Geduld und Zurückhaltung mehr. Oder vielleicht doch einfach nur die unverblümte Art Harrys?
 

  “Der Großteil des Rudels entschied sich dafür mit Remus zu gehen. Nur drei wollten aussteigen und England komplett verlassen. In Kanada gibt es genug Platz, trotz zahlreicher Rudel, und allgemein sind die Kanadier toleranter dabei Werwölfen gut bezahlte Jobs anzubieten. Er gab denen die mit wollten Portschlüssel und diese machten sich augenblicklich auf den Weg. Nur er und ich blieben übrig. Kaum waren sie weg, eröffnete ich Remus, dass ich nicht mitkommen würde. Dass ich nicht bereit war am Arsch der Welt zu leben und mich zudem nicht verstecken würde. Dass ich es besser als er hinkriegen würde hier zu leben und da Minerva mir bereits eine Eule mit der Frage schickte, ob ich nach Hogwarts zurückkehren würde, stand für mich fest, dass ich nicht weggehen würde. Vielleicht wäre es ein guter Neuanfang gewesen, aber … ich konnte es einfach nicht. Jedoch eröffnete Remus mir, dass die Geschichte mit der Wahl nicht für mich bestand. Ich hatte mitzukommen und laut ihm brauchte ich da auch gar nicht diskutieren. Kurz und knapp: Es kam zum Kampf welchen ich durch die spontan Verwandlung gewann und verschwand. Erst einige Monate später bin ich nach Tywern gereist und habe versucht normal mit ihm zu reden.”

  “Wow … ähm … ok. Ich gestehe, ich dachte jetzt einfach an nen Streit oder so aufgrund eures alten Zoffs, aber ganz ehrlich, dass es so eskalierte? Vor allem, warum wollte er gerade dich nicht gehen lassen? Ist das seine Art es gut mit dir zu meinen, oder ist es Angst dass du es hinausposaunst und Jagd auf ihn gemacht wird? Du zählst schließlich auch als Kriegsheld.” Grübelnd zog Harry die Stirn kraus. “Aber ich versteh dich. Alpha oder nicht, ‘Erschaffer’ oder nicht, Remus hat kein Recht dazu über dein Leben zu bestimmen oder irgendeinem vorzuschreiben wo und wie er zu leben hat. Das Rudel schützen, ok, aber doch nicht mit solchen Methoden! Aber das erklärt mir wenigstens, warum er auch mir gegenüber immer harscher und wortkarger wurde. Warum er sich mehr und mehr zurückzog und letztendlich verschwand. Von daher danke für deine Offenheit.”

Offen strahlte Harry ihn an und Severus konnte einfach nicht anders, als stumm die kühle Hand des Jungvampirs zu ergreifen und zu drücken. Auch er merkte, wie sehr ihm dieses Gespräch geholfen hatte, war er doch nicht mal Lucius gegenüber so offen gewesen. Der Mann wusste zwar, dass es eine harte Zeit gewesen war und das Severus von Lupin verwandelt worden war, aber wirklich genaues hatte er Lucius nicht mitgeteilt. Der hatte auch nicht wirklich nachgefragt, wie ihm jetzt auffiel.

Einträchtiges Schweigen kehrte ein, während die beiden sich an den Händen hielten und grüne auf schwarze Augen trafen.

Was geschah hier nur?
 

“Ich bin so froh, dass du nicht gegangen bist. Ich hätte dich schrecklich vermisst”, flüsterte Harry, und wenn Severus nicht den verbesserten Gehörsinn besessen würde, hätte er es wohl nicht gehört.

“Genau so geht es mir auch”, antwortete er ebenso leise und schenkte dem Kleinen ein ehrliches Lächeln.

 



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