It Is The Purity Of Heart That Deserves Admiration
„Er ist etwas ganz Besonderes, oder?“
Keiji blinzelte, als er von seiner Wasserflasche aufsah. Shirofuku, die Managerin des Clubs, hatte sich neben ihn gehockt, ein Klemmbrett an die Brust gedrückt, und sie grinste. In ihrem Blick lag Bewunderung, während sie verfolgte, wie Bokuto gerade einen Ball schmetterte, den der Standardzuspieler des Teams ihm zugepasst hatte.
Der Wurf war zu niedrig für Bokuto gewesen. Keiji sah es, obwohl er ihn noch keine Woche kannte.
(Keine Woche, aber in dieser keinen Woche hatte er kaum fünf Minuten während des Trainings die Augen von Bokuto genommen. Etwas an ihm übte eine magische Anziehungskraft auf Keiji aus. Die schiere, überwältigende Kraft, die in seinen Schmetterbällen lag. Der untrübliche Optimismus, der sein Spiel definierte, solange er in Hochstimmung war. Die fast schon bittere Selbstverständlichkeit, mit der er sein Team unterstützte, gute Spielzüge lobte und bewunderte, und dabei völlig blind zu sein schien dafür, dass ihm nie jemand ein Kompliment machte.)
„Nice kill, Bokuto!“, rief Shirofuku lachend hinüber, und kurz darauf tönte Bokutos „hey hey hey!!!“ zur Antwort durch die Halle.
„Ich will, dass er spielen kann“, fuhr sie fort, als wäre ihr – sehr einseitiges – Gespräch nie unterbrochen. Sie lehnte sich zurück und streckte die Beine aus, wackelte mit den Füßen.
„Er hat gute Chancen, wenn die Senpais aufhören. Vorausgesetzt…“
„–er hat einen Zuspieler, der ihn akzeptiert“, beendete Keiji ihren Satz. Bokuto, so bewundernswert er zumeist war, war anstrengend über alle Maße, und wenn Keiji ehrlich zu sich selbst war, er wusste nicht, ob er sich das auf lange Sicht zutrauen würde. Shirofuku neben ihm nickte. Völlig unerwartet sprang sie auf die Füße, und genauso unerwartet war es, dass sie nach Keijis Händen griff und ihn zu sich hochzog.
„Bokutooooo~! Akaashi-Kun sagt, er trainiert mit dir deine Schmetterbälle!“
Keiji kam nicht einmal dazu, abzustreiten, da hatte Bokuto ihn schon gepackt und mit sich gezogen.
Es dauerte noch mehrere Tage, bis Keiji wirklich den Dreh damit raushatte, welche Würfe für Bokuto die besten waren. Die Theorie einmal drin, war er nicht mehr ganz so schwierig, auch die Praxis umzusetzen.
Es weckte Keijis Ehrgeiz. Er wollte sehen, wie weit Bokuto wachsen konnte, wenn er nur jemanden hatte, der ihm ernsthaft zuspielte, der auf seine Bedürfnisse achtete und der wirklich für ihn zuspielte – und nicht einfach nur zufällig in seine Richtung. Er wollte sehen, was aus dieser ungezügelten Energie werden konnte, wenn man ihr den perfekten Grundstein für einen Angriff legte. Wollte sehen, wie die verbissene Ausdauer, mit der Bokuto trainierte, Früchte trug.
Der perfekte Schmetterball, den Bokuto schließlich meisterte, war atemberaubend.
Keiji war sprachlos, und blieb sprachlos, noch lange, nachdem der Ball endlich nach mehrfachem Aufprallen zum Stillstand kam. Nicht nur Keiji war still. Bokuto war es auch. Bokuto war still, starrte auf seine Hand hinunter in ungläubiger Faszination, und dann plötzlich, wie von der Tarantel gestochen wirbelte er herum. Seine Augen waren so weit aufgerissen, dass es schmerzhaft aussah, und sie glühten.
Voller Bewunderung.
„Akaashiiiiiiiiiii! Das war unglaublich!!! Du musst mir ab jetzt immer solche Bälle zuspielen!!!“
Bewunderung. Keiji sah in Bokutos Augen reflektiert, was er selbst gerade empfand, und mehr noch als die Erinnerung an diesen perfekten Schmetterball war es die Erkenntnis, dass Bokuto ihn mit den gleichen Augen ansah, mit denen Keiji ihn sah – auch wenn es in Keijis Falle weit subtiler war, trug er doch seine Gefühle nicht gern sichtbar auf dem Gesicht spazieren –, die in ihm das Bedürfnis weckte, dieses Erlebnis wieder und wieder zu wiederholen.
Erst beim Training.
Und dann auf dem Spielfeld, gegen einen Gegner, der gar nicht ahnen könnte, was ihm bläute, wenn Bokuto erst sprang, um den Ball übers Netz zu schmettern.
„Versprochen, Bokuto-San.“