So, Have A Little Fun. Soon Enough You’ll Be Dead And Burning In Hell
Von allen Dingen, die Terushima Yuuji zum Leben brauchte, war ihm Spaß eindeutig das Wichtigste. Spaß. Freude am Leben.
Die Möglichkeit, noch zu lachen, wenn der Himmel grau war du die ganze Welt nur noch ihres Weges schlurfte und sich unter Regenschirmen versteckte.
Yuuji tanzte lieber im Regen, statt sich davor zu verstecken, und wenn er doch mal einen Regenschirm dabei hatte – maßgeblich, weil sein Date regenscheuer war als er selbst –, dann war besagter Regenschirm grellbunt und von leuchtender Farbe, als wolle er dem tristen Alltagsgrau genauso höhnisch ins Gesicht lachen, wie er selbst.
Tu, was du willst, tu, was du musst, aber tu es mit einem Lachen.
Das war Yuujis Maxime, seit er denken konnte. Lachen, Freude haben am Leben und allem Drumherum, denn es passierte sowieso genug Scheiße, ohne dass er zusätzlich noch Stimmungskiller spielen musste. Und ob’s nun ein verlorenes Spiel war, oder eine schlechte Note, die er mit nach Hause brachte, für Yuuji war es halb so wild, solange er dabei nicht vergaß, wie man Spaß hatte.
Denn schlussendlich war es doch das Wichtigste.
Was brauchte er es, immer zu gewinnen? Irgendwer war einfach immer besser als er selbst, und das würde selbst so sein, wenn er der König der Welt würde, also genoss er lieber, was er hatte, hatte Spaß und probierte aus, was er wollte, ohne sich von Punktständen und Statistiken daran hindern zu lassen. Am Ende hatte er viel mehr davon, als wenn er gewann und dabei keinen Spaß hatte. Es war viel besser, wenn das Lachen seines Teams von allen Wänden widerhallte – selbst wenn sie am Ende darüber lachten, dass sie verloren hatten. Dass die neue Taktik nicht funktioniert hatte.
Die Möglichkeit, ein neues Spiel zu spielen, kam schnell genug und ging nicht verloren. Die Möglichkeit, Spaß an etwas zu haben hingegen, die war verloren, sobald die Situation vorbei war, also packte man sie am Schopf.
Was brauchte er es, immer gute Noten zu haben? Einen perfekten Abschluss? Manchmal machte es mehr Spaß, Strichmännchenkriege auf dem Testpapier auszufechten, statt die ewiggleichen, todlangweiligen Fragen zu beantworten, für die Yuuji sich meistens nicht einmal anstrengen müsste. Er könnte Klassenbester sein, aber wo lag daran denn der Reiz? Brachte ihm das in irgendeiner Form mehr Freude ein als sein Platz irgendwo im Mittelfeld, wo niemand horrend hohe Erwartungen an ihn hatte und er aber auch nicht um seine Zukunft bangen musste?
Für Yuuji war die Antwort darauf ganz klar nein.
„Du könntest so viel mehr aus deinem Leben machen, Yuu-Chan!“, meckerte seine Mutter ungefähr einmal wöchentlich, doch sie stieß damit bei ihm nur auf taube Ohren.
„Ich mach das Beste draus, Mama!“
„Deine Noten könnten besser sein! Und du hast dir immer noch nicht überlegt, was du mal studieren willst, Yuu-Chan! Du kommst bald in die dritte Klasse, und du sitzt lieber hier und krümelst deinen Boden mit Kartoffelchips voll, statt dir Gedanken um deine Zukunft zu machen! Ich sehe nicht, wo du das Beste aus deinem Leben machst, junger Mann!“
Die Diskussion endete immer gleich – Yuuji staubsaugte sein Zimmer, seine Mutter schüttelte resigniert den Kopf und sah ihn mit diesem mütterlichen Sorgenblick an, den nur Mütter drauf haben, und sie verstand, egal wie oft Yuuji es ihr sagte, einfach nicht, dass es wichtigeres gab als Prestige, eine in Zement gegossene Zukunft und ein durchgeplantes Leben bis zum Sterbebett.
„Ich habe Spaß am Leben, Mama.“
„Du wirst noch jemanden sehr unglücklich machen mit deiner Einstellung“, prophezeite sie viel zu gerne.
Yuuji wusste es besser; seine Mutter mochte noch so oft meckern, sie war die erste, die sich von seinem Lachen anstecken ließ. Die im Takt klatschte, wenn er mit Kaffeetassen jonglierte, statt sie in den Schrank zu räumen.
(Weil ihm bei allem Spaß der Wert von Dingen bewusst war, hatte Yuuji einst einmal mit Plastiktassen angefangen zu üben.)
Und es war nicht nur seine Mutter – Yuuji hatte, auf lange Sicht, noch niemanden kennengelernt, der sich von Spaß und Lebensfreude nicht anstecken ließ.
So oft und öfter Misaki auch gemeckert, gestöhnt und geseufzt hatte über ihr Team, am Ende hatte sie doch Spaß gehabt. Sie hatte Spaß gehabt, sie war gern dabei geblieben, und als sie gehen musste, hatte sie es mit einem weinenden und einem lachenden Auge getan.
Mit einer letzten Predigt, dass, wenn sie Spaß haben wollten, sie sich auch durch den Ernst des Lebens prügeln mussten und durch all die Situationen, die eben weniger Freude machten.
Yuuji nahm es sich zu Herzen.
Ein bisschen.
„Ihr habt euch verändert“, kommentierte Misaki, als sie zur Interhigh kam, um zuzusehen, und Yuuji grinste nur in ihr entgeistertes Gesicht.
„Wir haben eben mehr Gelegenheit zu spielen, wenn wir uns manchmal ernsthaft durchbeißen!“
Misaki lachte. Dann trat sie ihm in den Hintern, denn „du hast viel zu lange gebraucht, um das zu begreifen!“
Und dann lachten sie beide.