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Behind the Mask

von

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Monday Morning

Monday Morning
 

Ladybug fiel mehr durch die Dachluke in Marinettes Zimmer, als dass sie sich elegant hernieder gelassen hätte. Sie kam mit einem dumpfen Geräusch auf der Matratze auf, die sie federnd wieder in eine sitzende Position zurück warf, doch sie ließ sich sogleich grunzend mit dem Kopf in ihr Kissen fallen. Tikki löste sich aus ihren Ohrringen und landete erschöpft neben ihr.

„Wenn Hawk Moth es wagt heute Nacht noch einen Akuma zu schicken, dann spüre ich ihn höchst persönlich noch heute Nacht auf, um ihn zur Strecke zu bringen!“, grummelte sie und entlockte Tikki damit ein müdes Kichern. Der kleine Kwaami hatte sich mittlerweile zu dem Teller mit Keksen auf dem Nachttisch geschleppt und hing halb über der Kante, mit dem ersten Keks bereits im Mund. „Ich weiß, wie du reagierst, wenn du übermüdest bist.“, schmatzte sie. „Vermutlich wäre das der beste Plan, um ihn zur Strecke zu bringen.“ Der erste Keks war vernichtet.

„Scherz beiseite.“, murmelte Marinette, dem Halbschlaf bereits gefährlich nahe. „Wenn Hawk Moth jetzt noch einen Akuma schickt, dann weiß ich nicht, ob ich ihn besiegen kann. Ich bin erschöpft, und verletzt, auch wenn es Chat vermutlich noch schlechter geht, du und Plagg müsst auch beide erledigt sein. Tikki, ich weiß nicht, wie lange ich das noch mitmachen kann.“, verlieh sie endlich ihrer größten Sorge Ausdruck. Tikki mampfte unbeeindruckt ihrem fünften Keks.

„Wenn wir so angeschlagen sind, Marinette, dann kann es Nooroo auch nicht besser gehen.“, sagte sie und krümelte dabei Marinettes Kissen voll.

„Was meinst du?“, fragte ihr Schützling, die mit ihren wenigen noch wachen Gehirnzellen registriert hatte, was ihr Kwaami gerade tat und träge mit einer Hand die Krümel von ihrem Bett auf den Boden fegte.

„Da Nooroos Fähigkeiten in vielen ihrer Eigenarten der meinen und Plaggs sehr ähnlich sind-“ Ein weiterer Keks sah sich seinem Untergang geweiht. „-muss auch er nicht nur nach der Nutzung seiner Fähigkeiten Nahrung zu sich nehmen-“ Der siebte Keks musste sich seinem Schicksal fügen. „und nachdem er das drei Mal in einer Nacht tun musste, muss auch er sehr erschöpft sein. Er ist als Schmetterlingskwaami ohnehin von Natur aus eher… fragil? Ich bin mir sicher, er ist mindestens genauso ermüdet wie wir. Hinzu kommt, dass die Akuma natürlich schon einige Zeit bevor wir überhaupt auf den Plan treten erschaffen werden und von seinen Kräften zehren. Er muss also im Verhältnis zu uns mehr Kraft verbraucht haben. Außerdem gilt für Hawk Moth ebenso wie für dich und Chat Noir, dass er diese Nacht nicht viel Schlaf bekommen hat. Ich kann mir also vorstellen, dass er jetzt auch ins Bett will.“, beendete sie ihre Ausführungen, indem sie sich den achten – und letzten Keks – in seiner ganzen glorreich süßen Gänze in den Mund schob, was sie einen Moment lang aussehen ließ wie einen roten, schwebenden Breitmaulfrosch, bevor sie hörbar schluckte und dann murmelte: „Und jetzt, brauche ich… ein Verdauungsschläfchen.“ Sie segelte sanft wie ein fallendes Blattpapier auf Marinettes Kissen, wo sie leise schnarchend liegen blieb. Marinette folgte ihr nur einen Sekundenbruchteil später ins Reich der Träume, mit dem verwirrenden Gedanken im Kopf, dass sie gar nicht gewusst hatte, dass Kwaamis schnarchen konnten.
 

Als ihr Wecker am nächsten Morgen, mit einem ohrenbetäubenden Klingeln, den Anbruch des Tags ankündigte setzte Marinette ihn noch im Halbschlaf auf die Liste ihrer schlimmsten Feinde, genauer gesagt auf Platz drei, genau hinter Hawk Moth und Chloe , sowie vor Platz vier, dem Garnknäul, das in er Nähmaschine entstehen konnte, wenn die Spannung des Unterfaden nicht stimmte und das einem jede Naht versauen konnte. Sie ließ ihn mit einem perfekten Schlag auf den bereits äußerst malträtierten „Snooze“ Knopf verstummen, der von jahrelanger Übung zeugte und beinahe den Anschein erweckte, als wolle sie das unschuldige Gerät mit nur einem Schlag durch das Brett des Nachtschränkchens jagen.

„Ich will nicht!“, jammerte Tikki neben ihr und versuchte sich unter einem Zipfel ihres Kissens zu verkriechen. „Es ist zu hell, es ist zu laut es ist zu früh!“, jammerte der kleine Kwaami und Marinette grunzte ihre Zustimmung in ihr Kissen. Doch sie wusste auch, dass sie einem Klassenbucheintrag wirklich nicht mehr entgehen konnte, wenn sie noch ein weiteres Mal zu spät zum Unterricht kam. Selbst die nachsichtige Madame Bustier konnte dann keine Gnade mehr walten lassen. Also stemmte sie sich müde mit schmerzenden Gliedern aus dem Bett. Was sein musste, musste sein. Es grenzte an ein Wunder, dass sie ihre morgendliche Routine überlebte ohne ernsthaften körperlichen Schaden zu nehmen, doch ihr Vater, der seine geliebte kleine Tochter natürlich in- und auswendig kannte, hatte in weiser Voraussicht bereits vor Jahren Polsterungen an den wichtigsten Stellen ihres Zimmers angebracht. Das beinhaltete gefährliche Ecken, die Treppe zu ihrem Bett, die Dachluke und natürlich auch die Luke in ihr Zimmer, damit sie sich nicht den Kopf stieß. Marinette entschied sich widerwillig die offensichtlichen Spuren ihrer schlechten Nacht unter einer Schucht von Make Up zu verstecken – allmählich bekam sie Übung darin – und die weniger offensichtlichen aber dafür umso mehr spürbaren Spuren ihrer Nacht in einem entsprechenden Outfit zu verhüllen. Als anstrebende Designerin hatte sie davon zumindest genug zur Auswahl.

Ihre Mutter entpuppte sich auch an diesem Morgen als ihr ganz persönlicher Engel auf zwei Beinen. Als sie in die Küche hinab stieg hatte ihre Mutter ihr Frühstück bereits vorbereitet und das Ganze um einen Matcha Latte nach ihrem bewährten Geheimrezept ergänzt. Sie hatte die Überlegung angestellt, dass Marinettes Schulter ihr vielleicht eine unruhige Nacht beschert haben könnte. Marinette gab ihr einen Kuss auf die Wange und dachte im Stillen, wenn es doch nur tatsächlich die Schulter gewesen wäre, und nicht Dementoren Verschnitte, ein griechisches Ungeheuer und Frauen mit exhibitionistischen Tendenzen, die die Verfassung ändern wollten. Es wäre schön, wenn ihre Schulter tatsächlich ihr größtes Problem wäre. Dennoch saugte sie jeden Tropfen mütterlicher Liebe in sich auf während sie feststellte, dass Matcha Latte mit einem Schokoladen Croissant ein exzellentes Frühstück abgaben. Ihre Mutter erneuerte ihren Verband, was Marinette ein erleichtertes Stöhnen entlockte, als der lindernde Effekt wenige Minuten später eintrat. Sie war mit ihrer Familie wirklich gesegnet. Nachdem sie ihre Erscheinung vorsichtshalber noch einmal im Spiegel kontrolliert und ihre Schultasche gecheckt hatte, machte sie sich endlich auf den Weg zur Schule, die Tasche dabei schonend nur auf einer Schulter und schaffte es in der Bäckerei sogar neben den Keksen unbemerkt noch ein ganzes Marzipancroissant zu Tikki in ihre kleine Umhängetasche verschwinden zu lassen, während sie ihrem Vater einen Kuss auf die Wange drückte. Wenn ihren Eltern je aufgefallen war, dass ihre Tochter Süßigkeiten in ihre Umhängetasche schmuggelte, dann hatten sie zumindest nie etwas dazu gesagt.

„Wo willst du denn hin, liebes?“, fragte ihr Vater, als sie um die Theke herum ging.

„Zur Schule.“, sagte sie irritiert und blickte zu ihm zurück.

„Du musst wirklich schlecht geschlafen haben.“, murmelte ihr Vater. „Es ist Sonntag.“

Marinette sah ihn einen Moment lang verständnislos an, dann schlug sie sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Sie hätte ausschlafen können. Sie hätte sich ausruhen können. Sie hätte sich kurieren können!

Scheiß Hawk Moth! Scheiß Akuma! Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken einfach zurück ins Bett zu gehen, sie mit dem Gesicht nach vorne hinein fallen zu lassen und einfach liegen zu bleiben und den Rest der Welt zu ignorieren, komme, was da wolle. Sollte Hawk Moth doch Akuma schicken, es war ihr egal.

Doch ihre Vernunft war stärker als sie. Also stellte sie ihre Schultasche wieder ab, ließ eine friedlich in ihrer Umhängetasche schlafende Tikki daneben zurück und half stattdessen ihrem Vater. Wenn sie schon wach war, dann konnte sie die Zeit auch nutzen. Also verbrachte sie ihren Sonntag mit dem Verkauf von Baguettes und Croissants und dem Frosting von Torten und Cup Cakes. Es war eine Normalität, die sie beruhigte. In letzter Zeit hatte sie davon viel zu wenig gehabt, was ein zwangsläufiger Beieffekt war, wenn man ein Teenage Superheld war, der an einem magischen Yo-Yo durch die Stadt schwang wie Spider Man und akumatisierte Bösewichte fing. Dazu kamen Schule und Design Projekte. Die Normalität der Arbeit in der Bäckerei erdete sie. Sie war beinahe enttäuschte, als ihr Vater nachmittags verkündete, dass es jetzt genug sei und sie lieber etwas Zeit für sich haben sollte, immerhin solle sie sich ja schonen. Doch sie fügte sich und erledigte ein paar Hausaufgaben, bevor sie verträumt an ein paar weiteren Designs herum zeichnete – erst hinterher fiel ihr auf, dass nicht alles was sie gezeichnet hatte Designs waren sondern sich dazwischen auch eine Zeichnung von Chat auf ihrem Balkon (mit einer Keksdose in der Hand) befand. Sie kicherte und weckte Tikki, damit sie sich den Film vom Vorabend zu Ende ansehen konnten.

Alles in allem fühlte sie sich, als sie an diesem Abend zu ihrer Patrouille mit Chat aufbrach ausgeruht.

Der Katzenjunge wartete bereits auf sie, als sie am vereinbarten Treffpunkt ankam, doch seine Miene hellte sich sofort auf, als er sie erblickte.

„Wie immer, My Lady, macht dein Anblick den Tag erst Lebenswert!“, erklärte er mit einer huldvollen Verbeugung.

„Spar dir den Atem, Chaton.“, spottete sie und warf ihm stattdessen die Dose mit kleinen Leckereien zu, die sie aus der Bäckerei stibitzt hatte.

Er fing die Box begeistert auf und lugte hinein, bevor er ihr ein breites Grinsen zublitzen ließ. „My Lady verwöhnt mich.“, sagte er, während er mit der Nase bereits beinahe in den Blaubeermuffins hing.

„Du kannst jede Stärkung gebrauchen.“, murmelte sie mehr zu sich selbst als zu ihm und er war sich sicher, dass ihre Bemerkung nicht dazu bestimmt gewesen war, dass er sie hörte, doch sein feines Katzengehör fing es selbstverständlich auf.

Sie wank ab, als er ihr die Box entgegen hielt. Nicht nur, dass er verletzt war und sein Körper die zusätzlichen Kalorien für den Heilungsprozess benötigte, ihr war auch nie zuvor aufgefallen, wie dünn ihr Partner tatsächlich war. Natürlich, er hatte Muskeln, doch abgesehen davon war er schon beinahe dürr. Als bekäme er nicht genug zu Essen. Es sah schon fast ungesund aus. Sie fragte sich woran das lag, doch sie war sich dessen bewusst, dass sie es auf Kosten ihrer Anonymität nie erfahren würde. Sie hasste es, diesen Preis zahlen zu müssen.

In diesem Moment spürte sie das zaghafte ziehen in ihrem Hinterkopf, dass ihr vermittelte, dass Tikki ihr etwas mitteilen wollte. Sie hatte es nicht vergessen, auch wenn sie den Moment heraus gezögert hatte. Sie hatte den Widerwillen ihres Kwaami gespürt und hatte ihr so viel Zeit wie möglich geben wollen um sich auf das Folgende vorzubereiten, doch ein fünftausend Jahre altes magisches Wesen brauchte natürlich nicht beschützt werden.

Sie wandte sich Chat zu.

„Vertraust du mir?“, fragte sie.

„Natürlich, My Lady.“, mampfte er zwischen zwei bissen und warf ihr einen Blick zu.

Er verschluckte sich jedoch, als er sah wie ernst sie ihn anblickte.

„Was ist los?“, fragte er und legte den Muffin aus der Hand.

„Mein Kwaami muss etwas tun.“, erklärte sie. „Etwas, dass sie vor langer Zeit einmal geschworen hat nie wieder zu tun.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Sophia_southforce
2017-06-02T17:00:55+00:00 02.06.2017 19:00
Diese Story habe ich auch erst jetzt gefunden XD und sie ist Mega gut ich sitze schon den ganzen Tag an dieser FF um sie zu lesen XDD aber ist es schon das Ende?! weil ich irgendwie gesehen habe das du vor 5 Monaten das letzte mal geupdatet hast😭😭 das ist nämlich sehr schade😔😔
Von:  -KruemelKekschen-
2017-03-09T08:04:39+00:00 09.03.2017 09:04
Deine Geschichte ist total interessant, spannend und süß.
Sehr gut geschrieben. :)
Und ich glaube wir alle brennen darauf wie es wohl weiter geht;
Was mit Tikki los ist :)
Von:  Selina_Misao270889
2016-12-30T10:25:38+00:00 30.12.2016 11:25
Hey hab deine Story jetzt erst gefunden und gelesene und muss sagen ich will mehr davon. Hoffe du machst bald weiter. Ich muss doch wissen was Tikki vorhat und wie es nun mit dem Praktikum weiter geht.
Hoffe bald von dir zu lesen.

LG Selina_Misao270889
Von:  Ten-nii-san
2016-11-21T06:15:45+00:00 21.11.2016 07:15
Hey!
Also es tut mir leid, Das ich nicht schon früher geschrieben habe: ) hab deine Gedichte gestern gefunden und hab sie soo spannend gefunden das ich einfach nur lesen lesen lesen wollte. Deswegen jetzt mein Kommentar:

Der Lesefluss ist super es ist flüssig und sehr angenehm zu lesen fand ich super *:
Und auch deine Akuma ideen musste bei Lady Godiver sooo lachen. Und als Marinette dann auch noch nackt war hahah im ersten Moment dachte ich so: Jap, das kommt ins Internet haha
Die Spannung zwischen Chat und ladybug ist richtig cool klar seine flirtende Art und sie schmettert alles ab aber finde es klasse das sie doch sehr ernst mit einander reden.
Ich bin ein kleiner romantiker und warte deswegen immer auf etwas Romantik hehe ich meine Chat ist ja nur am Flirten aber von ladybug kommt ja immer nur ein bisschen deswegen bin ich mal gespannt was jetzt als nächstes passiert :) und vor allem ob es mal nen kuss gibt xD

Liebe Grüße
Ten-nii-san
Von:  Marlene220
2016-11-14T17:05:39+00:00 14.11.2016 18:05
Ähm Hi,
ich wollte nur mal schreiben dass ich schon etwas länger diese Story verfolge und auch schon deie One-shots öfters durchgelesen habe und finde das du alles wirklich glaubhaft und realistisch rüberbringst und ich mich immer auf eins deiner kapis freue...
LG Marlene220
Von:  Sunshinera
2016-11-14T15:29:13+00:00 14.11.2016 16:29
Klasse Kapitel und fieses Ende. Was muss Tikki machen. Ich will das jetzt wissen.
L.g Sunshinera


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