Zum Inhalt der Seite

Acrylkörper

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 3 - Zeichnungen von mir

Kapitel 3 - Zeichnungen von mir
 

"Ich halte es kaum noch aus!", flüstert Ilka mir zu.

"Entspann dich! Jetzt kannst du sowieso nichts mehr ändern." Lahme Rede, ich weiß, doch so ist es. Die Installationen stehen, alles ist arrangiert und Vind steht in den Startlöchern. Die Journalisten knipsen fleißig und Ilka bekommt rote Pusteln vor Aufregung. Eigentlich ist alles wie immer, wenn wir kurz vor der Präsentation einer Sonderausstellung sind.

"Oh Gott! Ich sehe bestimmt schlimm aus!", jammert sie und fächert sich mit den Händen Luft ins Gesicht.

"Man sieht es kaum."

Ilka atmet tief ein und schließt kurz ihre Augen. In diesem Moment geht das Blitzlichtgewitter los, denn Vind kommt in die große Ausstellungshalle stolziert. Blondes Haar, dunkle Brille, schmale, blasse Lippen. Sollte er es wagen zu lächeln, wäre das eine Weltsensation!

Alles geht seinen Gang. Das Frage-Antwort-Spiel zwischen Vind und den Journalisten Läuft. Ich ziehe mich zurück.

"Läuft doch gut." Sabrina lächelt mich an. Sie ist heute auch mit dabei und sieht wirklich umwerfend aus! Sie trägt ein schlichtes, schwarzes Kleid und glänzt allein schon durch ihre schiere Präsenz. Was bin ich doch für ein glücklicher Mann, was?

"Ja. Wir sind alles sehr erleichtert darüber", erwidere ich.

"Jetzt hast du endlich wieder Zeit für mich", flüstert sie mir zu und küsst mich sanft. "Und sicherlich kannst du nun auch wieder beruhigt schlafen."

"Bestimmt", lüge ich. Mein Schlaf wurde die letzten Tage nicht wegen der Ausstellung gestört. Den wahren Grund meiner Schlaflosigkeit kann ich ihr allerdings unmöglich sagen. Natürlich liegt das an Tristan und der Arbeit, die ich mit ihm bewerkstelligen muss. "Das nächste große Projekt ruft aber schon", platze ich plötzlich heraus und bereue es gleich wieder.

"Aber nicht zu bald, oder?"

"Kann ich nicht sagen."

"Solange du nicht wieder bis spät Abends hier herumhängst, ist mir das egal." Sehr nett!

"Das lässt sich nicht vermeiden, schätze ich." Ich kann echt nicht meine Klappe halten oder? Als würde ich es darauf anlegen, mich mit ihr zu streiten. Und wer weiß? Vielleicht ist genau das mein Ziel.

Sie schaut mich mürrisch an, sagt aber dazu nichts. Ich sehe ihr an, wie gern sie jetzt einen Streit vom Zaun brechen würde. Wenigstens kann sie sich in der Öffentlichkeit zurückhalten.

"Frau oder Mann? Dein neues 'Projekt'?" Nun wird sie doch ein wenig schnippisch.

"Ein Mann." Das versöhnt sie wieder. Einmal musste ich eine junge Künstlerin aus New York betreuen. Es war nur für ein Wochenende, aber Sabrina machte mir die Hölle heiß. Wenn sie wüsste, dass Tristan ... Oder ich ... Was auch immer!

"Kommt er heute auch?"

"Kann ich nicht sagen." Wir haben uns seit dem Abend, an dem ich die Bilder geholt habe, nicht mehr gesehen. Er macht sich rar. Das ist nicht ungewöhnlich für ihn. Er arbeitet im Stillen, genauso wie er ist. Ruhig und still, bis etwas aus ihm herausplatzt. Sonst sind es dabei seine Bilder und nicht sein Mund. Oh Gott! Nicht an seinen Mund denken!

"Ich würde ihn mir doch zu gern einmal ansehen."

"Vielleicht kommt er ja", sage ich und lächle nervös. Wiedereinmal fühle ich mich unwohl in Sabrinas Nähe. Wenn sie so zickig ist kann sie furchtbar sein.

Zum Glück winkt mich in diesem Moment mein Chef zu sich. "Die Arbeit ruft", entschuldige ich mich bei ihr und bin total erleichtert.
 

Die Zeit vergeht schnell und wir haben sogar das ein oder andere Kunstobjekt verkauft. Selbst Vind wirkt heute ausgelassen und gesprächsfreudig. Das heißt: Die Ausstellung läuft super!

Ich bin guter Dinge, genau wie Ilka und mein Chef, da sehe ich ihn. Tristan! Nur ganz kurz taucht sein Gesicht zwischen den der anderen Besucher auf. Er ist hier!

Mein Körper reagiert so heftig, dass mir der Schweiß ausbricht. Meine Hände werden feucht, mein Puls rast und meine Knie werden weich. Und das allein schon von diesem kleinen Augenblick! Sollte Sabrina etwas merken, bin ich am Arsch!

Hektisch suche ich nach ihr und sehe sie nicht weit von mir entfernt stehen. Sie unterhält sich mit einem Bekannten von uns und scheint genug abgelenkt, dass ich ... Ja was? Zu Tristan gehen kann? Und dann? Ich kann ihn ja nicht wegschicken!

Okay, Marlon! Bleib ruhig! Das hier ist dein Job und Tristan ist ein Teil davon. Keinen Grund zur Panik. Ich rede mir ein, ruhig und selbstsicher zu sein. Vielleicht kann ich wenigstens die Anderen damit täuschen.
 

"Danke", nicke ich dem Kellner zu, von dem ich mir zwei Champusgläser angle. Damit bewaffnet suche ich Tristan. Zeit, meinen Dämonen entgegenzutreten! Außerdem ist es meine Aufgabe, jeden unserer Schützlinge persönlich zu begrüßen. Da kann ich keine Ausnahme machen. Immer schön an die Arbeit denken!

Ich finde ihn recht schnell im Gewirr der anderen Gäste und steuere direkt auf ihn zu. Mein Mantra, ruhig zu bleiben, das ich in Gedanken herunter bete, hilft mit jedem Schritt weniger. Mir schmerzt die Brust und ich habe das Gefühl zu ersticken. Jetzt nur nicht umkippen!

Ich atme so gut es geht tief ein und setze ein Lächeln auf. "Hallo Tristan! Schön, dass du gekommen bist!" Wie ich diese Standartsprüche hasse! Doch diesmal retten sie mich. Nur leider nicht für lange.

Tristan, der bis eben noch seitlich zu mir gestanden hat, dreht sich zu mir um, schaut mich leicht überrascht an und lächelt schließlich. Shit! Hör auf so zu lächeln! Sofort kehrt der Drang zurück, ihn in meine Arme zu schließen und mein Gesicht in seiner Halsbeuge zu vergraben.

"Hallo", sagt er schlicht und wartet ab.

"Möchtest du? ... Champagner?" Ich halte ihm ein Glas direkt vor die Nase.

"Nein. Ich trinke keinen Alkohol."

"Dann nehme ich das übrige Glas!", ertönt plötzlich Sabrinas Stimme hinter mir. Auch das noch! "Magst du uns nicht einander Vorstellen?" Sabrina drängelt sich zwischen Tristan und mich und reicht ihm die Hand. Tristan ergreift sie nur widerwillig.

"Das ist Tristan. Tristan, dass ist ... Sabrina." 'Meine Freundin' konnte ich gerade noch so für mich behalten.

"Du bist Tristan! Marlon hat mir schon viel von dir erzählt. Und gezeigt! Du hast wirklich Talent!"

"Danke", murmelt er und wirkt alles andere als froh. Mittlerweile hat er bestimmt kapiert, dass Sabrina meine Freundin ist. Kein Wunder. Sie hat ja auch meine Hand ergriffen und hält sie fest umschlossen.

"Gefällt dir die Ausstellung?", fragt Sabrina ihn.

"Ja. Ganz okay."

"Nur ganz okay?", lacht sie und Tristan schaut verärgert.

"Das ist halt nicht mein Geschmack! Keine Ahnung, was man daran finden kann!" Dabei sieht er mich an und funkelt böse. "Auf wiedersehen!" Tristan dreht sich um und verlässt die Galerie.

"Na mit dem hast du bestimmt deinen Spaß", meint Sabrina naserümpfend.

"Normal ist er nicht so." So ist er erst, seitdem er erfahren hat, dass ich eine Freundin habe. "Ich sollte hinterher."

"Wenn du meinst ..."

Ich bin schon an der Tür, als mich mein Chef ruft. Damit muss ich Tristan ziehen lassen. Soll ich jetzt froh darüber sein, oder nicht?
 

***
 

Erschöpft lasse ich mich auf mein Sofa fallen. Was für ein Tag!

Ich schiele zur Uhr. Halb drei Uhr morgens. Wenigstens habe ich jetzt zwei Tage frei. Genau wie Ilka. Die Arme hatte schon einen grauen Haaransatz vor lauter Stress und Überstunden!

Müde schleife ich meine tonnenschweren Glieder ins Bett. Die Dusche muss bis morgen früh warten, so geschafft bin ich. Ich will nur noch schlafen!
 

Ein penetrantes Klingeln reißt mich aus dem Schlaf. Noch etwas orientierungslos suche ich die Quelle des Lärms und finde sie in Form meines Handys. Es ist erst kurz nach acht, doch mir kommt es vor, als wäre ich eben erst ins Bett gefallen. Blinzelnd schaue ich, wer mich da stört. Mein Chef! Normal ruft er mich an freien Tagen nicht an. Es sei denn, es gibt einen dringenden Notfall. Also muss ich dran gehen. "Ja?"

/Herr Arth! Ich brauche Ihre Hilfe!/

"Ähm ... Ja, okay. Ist was passiert?" Ich steige aus dem Bett und suche meine Kleidung zusammen.

/Tristan! Es hat eben bei mir angerufen und möchte seine Bilder zurück. Er will unseren Vertrag kündigen Marlon!/

"Wie bitte?!" Das eben ergriffene Hemd rutscht mir aus den Fingern.

/Kümmern Sie sich darum! Versuchen Sie ihn zum Bleiben zu überreden!/

"Ja! Natürlich! Ich mache mich sofort auf den weg!"

/Ich zähle auf Sie!/

Er will kündigen? "Scheiße!" Ich werfe mein Handy auf's Bett und ziehe mir meine Klamotten über. Irgendeine Jeans und ein verschlissenes Shirt. Egal!

Ich greife meine Autoschlüssel von der Kommode und steige ins Auto, fahre los und überlege, wie ich das alles wieder gerade biegen soll. Denn ganz sicher bin ich der Grund seiner Kündigung. Aber wieso? Ist er so enttäuscht? Oder sauer? Er kann doch seine Karriere nicht einfach wegen ein bisschen Liebeskummer wegwerfen!

"Nein, nein, nein! Bitte nicht!" Er kann sich unmöglich in mich verschossen haben! Es spricht aber alles dafür. Wie ich es drehe und wende, es kommt immer auf das Selbe hinaus. Tristan ist gekränkt und flüchtet jetzt vor der Situation. Und ich kann ihn sogar verstehen. Am liebsten würde ich ihm auch aus dem Weg gehen, damit diese Gefühle nicht wieder in mit hochkommen.

Er weiß natürlich schon von den Plänen der Ausstellung seiner Bilder. Wie unvorstellbar und schmerzhaft muss ihn die Zusammenarbeit mit mir vorkommen! Vielleicht kann ich ihn davon überzeugen, doch nicht zu kündigen, wenn ich Ilka die ganze Sache übergebe. Das müsste machbar sein. Ich kann ja im Hintergrund agieren. Tristan muss mich ja nicht zu Gesicht bekommen, was mir ebenfalls ganz Recht ist. Das sich mir bei dem Gedanken daran, ihn nie wieder zu sehen, der Magen zusammenzieht, verdränge ich. Bestimmt habe ich nur hunger! So wird's sein.
 

Ausgestattet mit diesem Notfallplan, halte ich vor seiner Wohnung und hechte das Treppenhaus hinauf, bis ich vor seiner Wohnung stehe. Ich klingle und klopfe kurz danach an die Holztür. "Tristan mach auf! Ich muss mit dir reden!"

"Verschwinde!" Etwas Hartes trifft die Tür. Solcherlei Gefühlsausbrüche kenne ich ansonsten nur von anderen Künstlern. Tristan muss ganz schön verletzt sein. Ich fühle mich auf der Stelle ganz furchtbar.

"Bitte mach auf!", versuche ich es erneut.

"Nein!" Er scheint richtig wütend zu sein. So laut habe ich ihn noch niemals schreien gehört. Doch was er kann, kann ich schon sehr, sehr lange!

"Gut! Bitte! Ich habe Zeit! Ich habe zwei Tage frei und ich werde sie von mir aus hier vor deiner Tür verbringen."

"Du bluffst."

"Finde es heraus", fauche ich die Tür an und werde selbst langsam sauer. So ein Sturkopf!

Drinnen wird es still. Notgedrungen setze ich mich neben die Tür und lehne mich gegen die Wand. Jetzt bereue ich es, keine Jacke mitgenommen zu haben. Es wird kalt. Doch so schnell gebe ich nicht auf! Ganz bestimmt nicht.
 

Ich warte eine geschlagene Stunde, als neben mir die Tür plötzlich aufgeschlossen wird und vorsichtig nach innen aufschwingt. Sofort bin ich auf den Beinen, lehne mich dagegen und stelle einen Fuß zwischen Tür und Türrahmen. Nur zur Sicherheit.

Tristan schaut mich mit großen Augen an. "Du bist noch da?"

"Das habe ich doch gesagt." Der wütende Gesichtsausdruck kommt wieder zurück in sein sonst so schönes Gesicht und er versucht die Tür zu schließen, was aber, dank meines Fußes nicht klappt. "Ich will nur mit dir reden. Wir finden eine Lösung ..."

"Eine Lösung?" Er lacht bitter. "Du kannst mir keine Lösung anbieten, die ich akzeptieren könnte."

"Probieren wir es aus. Lass mich rein." Er überlegt und nickt dann. Was für ein Glück! Er will mir mir reden.

Tristan geht voraus und führt mich ins Wohnzimmer. Dort setzt er sich auf ein Kissen, das auf dem Boden liegt und starrt seine Füße an. Ich setze mich ihm gegenüber auf die kleine Couch. "Warum möchtest du kündigen?", frage ich ihn leise.

"Das weißt du doch."

"Du bist sauer auf mich."

Tristan schüttelt den Kopf. "Nein. ... Vielleicht." Er zischt ein leises Scheiße und steht auf. "Komm mit. Vielleicht verstehst du es dann." Gespannt stehe ich ebenfalls auf und folge ihm. Was will er mir denn zeigen?

Wir laufen wieder in den Flur und bleiben vor seiner Schlafzimmertür stehen. Vor eben jener Tür, vor der ich schon mal gestanden habe, er mich allerdings nicht eintreten lassen wollte. Tristans Hand umfasst den Türknauf, bewegt sich aber nicht. "Versprich mir, mich deswegen nicht für irre zu halten", flüstert er.

"Warum sollte ich das tun? ... Aber okay. Ich verspreche es." Was kommt den jetzt? Was ist da bloß so Furchtbares drinnen? Die Frage wird mir augenblicklich beantwortet. Tristan öffnet die Tür uns lässt mich als Erster eintreten.
 

Zuerst sehe ich nichts, da ein schwerer Vorhang das Fester verdunkelt, aber nachdem sich meine Augen an das diffuse Licht hier drinnen gewöhnt haben, sehe ich, was er meint.

Ich starre mich selbst an! Über seinem Bett, vor dessen Fußende ich stehe, ziert mein übergroßes Gesicht die Wand. Eine große Fläche der Wand ist mit weißer Farbe übertüncht worden, worauf nun mein Konterfei auf mich nieder starrt.

"Weißt du jetzt, was ich meine?" Tristan stellt sich neben mich und mustert mich scheu. Nicht das Bild, sondern den echten Marlon aus Fleisch und Blut. "Das habe ich gemalt, als ich dich das erste Mal sah. Du bist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Deshalb musste ich dich malen. Immer wieder." Ich schlucke hart. Irgendwie hatte ich schon mit so etwas gerechnet, aber das übertrifft noch mein Vorstellungsvermögen.

Ich und schaue mich um. Auf dem Rest der zuvor bunten Bilderwelt, die er auch hier auf die Wände gemalt hat, hängen dicht an dicht lauter kleinere Zeichnungen von mir, die er auf Papierschnipseln, Leinwandstücken und sogar auf den hellen Rändern von Tageszeitungen gezeichnet hat. Er hat mich in jeder erdenklicher Pose abgebildet. Meist zeigen sie mich in der Galerie, doch auch in der Fußgängerzone, in der ich ihn das erste Mal getroffen hatte.

Was für ein Kontrast zu dem bunten Rest der Wände in Tristans Wohnung! "Ich muss einfach alles malen, was mir im Kopf herumgeistert. Und du ... Du bist ständig dort drin." Er tippt sich an die Stirn.

"Und deshalb kündigst du?" Ich reiße den Blick von den Wänden und schaue ihn an.

Er fixiert einen imaginären Punkt in weiter Ferne. "Wie soll ich dich sonst aus meinem Kopf bekommen?", sagt er so leise, so traurig, dass es mir die Kehle zuschnürt. Ich muss hier raus!

Ich flüchte ins Wohnzimmer. Wieder umgeben von all diesen Fantasielandschaften, fühle ich mich gleich besser, aber keineswegs glücklich. Ich habe keine Ahnung, was ich zu den ganzen Zeichnung von mir erwidern soll. Vielleicht gar nichts. Ob ich wütend bin, geehrt, ängstlich. Keine Ahnung. Das Einzige, das ich weiß ist: Das alles hier, Tristans Bilder, seine Kunst, dass muss einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden! Ich verzeihe mir das nie, wenn Tristan wegen mir als brotloser Künstler endet und wieder auf der Straße nach Geld betteln muss. Wobei ich mir sicher bin, dass er es immer noch tut.
 

"Du willst jetzt sicher gehen." Ich drehe mich um. Tristan steht mit verschränkten Armen vor mir, blickt aber auf den Boden vor sich.

"Nein."

Er runzelt die Stirn und sieht nun doch zu mir auf. "Du hältst mich also nicht für einen Spinner?"

"Ich halte dich für einen großen Künstler", sage ich und lache dann. "Also ja! Du bist ein Spinner."

"Vielen Dank. Das denkt mein Vermieter auch." Tristan setzt sich wieder hin, auf die Couch diesmal. Erst so wütend, dann ängstlich, sieht er nun richtig verloren aus.

Mist! Ich wollte doch mit diesem ignoranten Vermieter reden! Vor lauter Gefühlsduselei habe ich das total verpeilt! "Macht er dir immer noch Stress?"

"Ja." Scheiße! "Aber das kann dir ja egal sein."

"Das ist mir nicht egal!", widerspreche ich. "Ich helfe dir dabei! Und ich kümmere mich um deine Ausstellung! Ob du willst, oder nicht!"

Tristan lacht. Dabei hört er sich allerdings keineswegs glücklich an. "Und wie willst du das machen? Ohne Bilder und ohne mich?"

"Du wirst mich kein einziges Mal zu sehen oder zu hören bekommen, wenn du es nicht willst. Ich werde Ilka bitten, dass sie alles Persönliche mit dir regelt. Ich agiere nur im Hintergrund. Du wirst mich nicht zu Gesicht bekommen."

"Und trotzdem wirst DU es sein, der sich um MEINE Werke kümmert. Du wirst derjenige sein, der mir hilft, bekannter zu werden. Du raffst es nicht, oder?"

"Nicht so wirklich. Nein." Ich halte das noch immer für die perfekte Lösung.

"Marlon Arth", sagt er mit leiser, dennoch fester Stimme. "Ich will weder deine Hilfe noch dein Mitleid. Das was ich von dir will, kannst du mir nicht geben. Also lass mich endlich in Ruhe und verschwinde."
 

Verstört schüttle ich meinen Kopf. Ich verstehe ihn wirklich nicht! Es ist meine Arbeit, ihm dazu zu verhelfen, bekannt und populär zu werden! Das tue ich ein Stück weit für ihn, ja. Aber zum größten Teil für meinen Boss! Und das sage ich ihm auch.

"Ah! Also dein Boss schickt dich? Schön! Das ist mir aber genauso egal. Schickt mir so schnell es geht meine Bilder zurück und dann hat sich die Sache für mich erledigt."

Dann muss es eben sein. Ich wollte nicht mit anfangen, aber wenn er es unbedingt will ... "Du weißt, dass du vertraglich verpflichtet bist, im Falle eines Vertragsbruchs, uns eine Entschädigungssumme zu zahlen. Alles, was wir bisher in dich gesteckt haben, das alles wirst du zurückzahlen müssen." Als einer unserer Künstler, die bei uns unter Vertrag stehen, hat er auch seine Pflichten zu erfüllen. So leid es mir tut, aber auch wir müssen uns irgendwo rückversichern, damit wir weiter aufstrebende Künstler pushen und fördern können.

"Kein Problem. Könnte nur etwas dauern", meint er allerdings äußerlich kühl und gelassen.

Ich fasse es nicht! "Tristan!" Das kann ihm doch nicht so egal sein!

"Geh! Geh zurück zu deiner Freundin und such dir einen neuen Künstler von der Straße, den du zu Ruhm und Ehre führen kannst!"

Ich bin so wütend und so aufgebracht wegen seiner Sturheit, dass ich mich tatsächlich umdrehe und in den Flur stapfe. Doch ich drehe wieder um. "Nein, verdammt nochmal!", brülle ich und wundere mich selbst, über meinen Gefühlsausbruch. "Du wirst nicht wegen mir einen Haufen Schulden haben und in einer Wohnung voller Bilder leben und irgendwann verhungern! Lieber kündige ich!!!" Mein Herz rast und ich atme heftig, balle meine Hände zu Fäusten und baue mich vor Tristan auf.

Dieser schaut so erschrocken, als befürchte er Schläge. "Du willst was? Kündigen? Wieso?"

"Weil ich nicht zulasse, dass du dein ganzes Talent zum Fenster hinaus wirfst und darüber hinaus noch im Armenhaus landest!" Ich bin ganz außer mir.

"Das kann dir doch sowas von egal sein!", zischt Tristan und schaut noch eine Spur sturer drein.

"Tut es aber nicht!"

"Warum nicht?!"

"Weil ich dich liebe!", brülle ich und spüre, wie mein Körper mit einem Schlag vollkommen taub wird. Meine Gesichtszüge entgleisen und all die Wut in mir ist mit einem Schlag verraucht.

Das habe ich doch jetzt nicht wirklich gesagt, oder?! Sagt mir, dass ich das eben nicht laut gesagt habe!
 

******
 

Glaubt's mir, oder glaubt's mir nicht, aber das kam jetzt selbst für mich überraschend. Manchmal entwickeln meine Charas eben ihren eigenen Kopf. Ganz besonders Marlon, der Schlingel. ^_-

Wie die beiden auf Marlons unüberdachtes Geständnis reagieren, das erfahrt ihr im nächsten Kapitel.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ChiliCat
2015-09-23T00:39:18+00:00 23.09.2015 02:39
Neeein, ich hab bis hierher durchgelesen und JETZT ist (erst einmal) ENDE!? DD:
JETZT!?
Was passiert JETZT!? O____O
Marlon kann unmöglich einen Rückzieher machen! Das würde ihm kein Mensch auf der Welt abkaufen! O__ô
Du hast ein Mega-Gefühlschaos entwickelt und die Story ist verdammt gut *w*
Ich bin richtig hibbelig >///////< Manno! D:
:D
und hab selbst Gefühlsschwankungen xD
Das ist echt ansteckend!
Schreib gaaanz schnell weiter, die Welt wartet sehnsüchtig ♥
Antwort von:  Fara_ThoRn
25.09.2015 19:55
Das würdest du gerne wissen, hm? ^^
Das weiß Marlon sicher auch. Für einen Rückzieher ist es jetzt wo es raus ist, zu spät. Aber vielleicht will er das ja auch gar nicht. Vielleicht fallen sich die beiden gleich in die Arme und … xD Nääähh! Ich verrate es nicht. Wie es weiter geht, musst du schon selbst herausfinden ^^ Inklusive Gefühlsschwankungen *ggg*
Von:  Momo26
2015-09-21T21:10:38+00:00 21.09.2015 23:10
...das kam überraschend... Ö.Ö

Mensch wurde auch mal zeit das Marlon es heraus schreit!! XD

Super Kapitel!

Tristan... Was sagt TRISTAN???? Ö.Ö

Stell schnell das nächste Kapitel On!!

Lg Momo
Antwort von:  Fara_ThoRn
25.09.2015 19:53
Surprise, surprise xDD
Tristan ist wohl erstmal sprachlos, genau wie Marlon *gg*
Was sie sagen werden, wenn sie ihre Sprache wieder gefunden haben, kannst du gleich nachlesen. ^^

LG
Stephie
Von: abgemeldet
2015-09-21T19:54:39+00:00 21.09.2015 21:54
aww das ist mal ein überraschendes Liebes Geständnis
(knuff) mach weiter so ^^
Antwort von:  Fara_ThoRn
25.09.2015 19:51
am überraschendsten war das Geständnis für Marlon, glaube ich xD
klar mach ich weiter. Ich kann gar nicht anders ^^


Zurück