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Tokyo Bay

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Kapitel 22
 

Ungeduldig trommelte Haruka mit den Fingern auf dem Lenkrad herum. Auch dieses Mal war sie zu früh dran. Sie beugte sich vor, um aus der Windschutzscheibe heraus an dem Wolkenkratzer empor zu sehen, in dem ihre Freundin wohnte. Schließlich war sie das Warten leid und stieg aus, um gleich darauf der Treppe in den vierten Stock zu folgen.

Kurz nachdem sie den Klingelklopf betätigt hatte, öffnete ihr Michiru die Tür. „Guten Morgen!“, strahlte die Violinistin und gab ihr einen flüchtigen Kuss. Sie hatte den Flur schon betreten und wollte zum Fahrstuhl eilen, doch ihr Vater hielt die beiden jungen Frauen auf. „Jetzt wartet doch mal!“ Überrascht wandte sich Haruka ihm zu. „Guten Morgen, Haruka-san.“ Toshio trat zögerlich und mit mitleidigem Blick auf die Blondine zu. „Ich wollte nur… Michiru hat erzählt, was… Also ich möchte nur, dass du weißt… Solltest du Hilfe brauchen, deinen Onkel betreffend…“ Verunsichert sah er in die fragenden Augen. „Ich sehe, wie du Michiru verändert hast. Und nach dem, was Michiru mir von dir immer so vorschwärmt, will ich dir nur sagen, dass ich sehr froh bin, dass du für mein kleines Mädchen da bist, Haruka. Ich gebe zu, ich war skeptisch, als dieser ganze Medienrummel losging und Michiru da unwillkürlich mit reingezogen wurde. Aber sie hat mir erzählt, was vor der Schwimmhalle alles passiert ist. Ich glaube, in bessere Hände könnte ich meine Tochter nicht geben. Dieser Kawashima war mir schon immer ein Dorn im Auge, und ich bin froh, dass du da warst, um Michiru zu schützen.“ Abwehrend schüttelte Haruka den Kopf. „Wäre ich nicht gewesen, wäre es überhaupt nicht so weit gekommen. Nur meinetwegen ist er ausgeflippt.“ „So wie ich das sehe,“, Toshio legte ihr beschwichtigend eine Hand auf die Schulter, „war er eine tickende Zeitbombe. Früher oder später wäre er ohnehin durchgedreht. Rede dir nichts ein. Und was deinen Onkel betrifft, stehe ich voll und ganz hinter dir. Du hast ihn doch angezeigt, oder?“ Haruka nickte langsam. „Mir blieb ja keine andere Wahl… Die Polizei kam schließlich auch auf den Parkplatz. Also haben sie ihn gleich mitgenommen. Eigentlich wollte ich ihn aus meinem Leben streichen. Ihn vergessen. Aber die Option hatte ich nicht.“ Für einen kurzen Augenblick herrschte Stille. Dann schloss Toshio die überraschte Haruka plötzlich in seine Arme. „Mach dir darum mal keine Sorgen. Bald wird er aus deinem Leben gestrichen. Und dann wird er es nicht wagen, dich noch einmal anzurühren!“ Haruka schluckte. Die sonst so fürsorgliche Stimme klang unglaublich ernst. Fast so, als würde er ihr ein Versprechen geben. Das Versprechen, dass sie nun endlich wieder einen Vater an ihrer Seite hatte, der sie bei allem, was sie tat, unterstützen würde.
 

„Das war irgendwie merkwürdig.“ Haruka stand neben Michiru im Lift und starrte an die verschlossene Fahrstuhltür. Michiru griff schmunzelnd nach ihrer Hand. „Das war nicht merkwürdig. Er hat dir nur seine Hilfe angeboten.“ Skeptisch sah Haruka zu ihrer Freundin. „Weil er weiß, wie viel du mir bedeutest.“, fügte die Künstlerin hinzu, bevor sie sich streckte, um Haruka einen liebevollen Kuss zu geben. Kurz löste sie sich, „Und dass er dich nur noch ‚Haruka‘ nennt, heißt wohl, dass er dich in unserer Familie aufgenommen hat. Und mich dir wirklich anvertraut.“, um sie dann hinunter zu ihren eigenen Lippen zu ziehen.

Beide ließen sich widerstandslos in das vertraute Herzrasen fallen, bis sie von dem leisen Bing der Fahrstuhltür getrennt wurden. Auf dem Weg zum Auto spürte Haruka, wie sie von der Seite her gemustert wurde. Verblüfft blieb sie stehen. „Stimmt was nicht?“, fragte sie grinsend. Michiru kniff nachdenklich die Brauen zusammen. Auffallend musterte sie Harukas Outfit. Eine weite, weiße Bluse mit schwarzem Kragen und Spitzenakzenten, und eine enge Jeans, die bis zu den schwarzen, auffallend hohen Booties reichte. „Du siehst heute so… feminin aus…“ Die Blondine grinste noch breiter und zog Michiru eng an sich. „Gefällt es dir nicht? Von mir aus fahren wir in meine Wohnung und ich lege die Klamotten wieder ab.“ Die Geigerin sah ihr verführerisch in die Augen. „Das hättest du wohl gerne, was?“ Sie schob ihre Hände in den sandblonden Nacken, um die Rennfahrerin an sich zu ziehen und sie in einen langen, leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln. Erst als ihr allmählich die Luft ausging, löste sie sich um ein paar Zentimeter von den warmen Lippen. „Ich hab nichts dagegen. Egal, ob Hemd oder Bluse. Du gefällst mir in allen Klamotten. Mit allen Facetten.“ Haruka konnte nicht verhindern, bei den liebevollen Worten rot zu werden. In Nagoya hatte sie ihr Image gehabt. Die Frauen waren ihr immer wegen ihrer maskulinen Ausstrahlung nachgelaufen. Ihre anderen Seiten hatte sie nie zeigen wollen. Es hätte sich einfach falsch angefühlt. Doch in Michirus Gegenwart konnte sie frei sein. Langsam wanderten Michirus Hände über Harukas Hals und krallten sich schließlich in dem weiten Kragen fest. „Ich liebe dich, mein Engel.“, flüsterte die Blondine, bevor sie erneut in einen Kuss gezogen wurde.
 

Mittlerweile wusste Michiru, dass es keinen Sinn hatte, mit Haruka darüber zu diskutieren, wer die Eintrittskarten bezahlen würde. Also wartete sie einige Schritte weiter geduldig vor dem Eingangstor zum Shinjuku-Gyoen-Park. „Ich hoffe, du rechnest mit. Ich kann mich nicht immer auf deine Kosten durchs Leben schlagen.“, zwinkerte sie, als Haruka ihr ihre Karte reichte. „Darüber brauchst du dir nicht deinen Kopf zerbrechen. Du bist für mich da. Und dafür würde ich auch mein ganzes Vermögen wegwerfen und in einen Pappkarton ziehen.“ Hinter dem Eingangstor nahm Haruka Michirus Hand und verschlang ihre Finger mit denen der Streicherin. Verlegen ließ sich Michiru durch die ersten Gärten führen.

Zwischen Rosenranken, die ihre ersten Blätterknospen schoben, fand sie eine steinerne Bank, zu der sie ihre Freundin führte. Haruka lehnte sich zurück und genoss die warmen Sonnenstrahlen, die ihr über die Wangen streichelten. „Wir hätten vielleicht in zwei Monaten herkommen sollen.“, seufzte sie. „Wenn alles gedeiht und blüht, meine ich.“ Michiru lehnte sich an sie. „Dann können wir ja noch mal wiederkommen. Aber ich dachte mir, jetzt ist der Park noch nicht so überlaufen und wir haben mehr Ruhe und Zeit für uns.“ Haruka begann zu lächeln. „Daran hatte ich noch gar nicht gedacht.“ Doch plötzlich wurde ihr Gesichtsausdruck ernst und ihre Stimme leiser. „Und nachdem, was vorgestern passiert ist, würden wir uns an anderen öffentlichen Plätzen gar nicht vor den Medien retten können. Wundert mich trotzdem, dass die uns nicht gefolgt sind…“ Prüfend sah sie sich um. „… Vielleicht haben die nur noch nicht herausgefunden, wo ich wohne…“

Michiru seufzte leise, bevor sie Harukas Blick suchte. Einen Moment lang sah sie schweigend in das vertraute Grün. Dann begann sie zögerlich: „Wie… geht es dir jetzt eigentlich? Ich meine, wegen deines Onkels.“ Haruka strich sich mit ihren Fingern vorsichtig über die kleine Wunde an ihrer Schläfe, über der nur noch zwei weiße Strips klebten. „Geht schon. Nächste Woche werden die Fäden schon gezogen. Habe nur Kopfschmerzen, wenn die Wirkung der Tabletten nachlässt.“ Michiru schüttelte den Kopf. „Das meinte ich nicht, Ruka.“ Haruka sah sie fragend an. „Tu nicht so, als würdest du mich nicht verstehen. Er war schließlich dein Vormund. Und ist immer noch dein Onkel. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn man von dem Menschen, der einen eigentlich schützen und für einen sorgen sollte,…“ Sie brach ab.

Haruka wich Michirus Blick aus. „So habe ich ihn aber nie gesehen. Selbst als ich noch klein war, konnte er mich und meine Mutter nicht besonders gut leiden. Und das habe ich auch gespürt. Ich wusste immer, dass ich von ihm keine Liebe zu erwarten hatte. Und ich weiß auch, dass ich ihn oftmals unnötig provoziert habe. Hätte ich mich einfach an seine Regeln gehalten und die Sache ausgesessen, wären mir so einige Schläge erspart geblieben.“ Michiru zog ihre Brauen zusammen. „Was denn bitte für Regeln? Du meinst, seine Wunschvorstellungen? Seine Befehle, so zu leben, wie er es von dir verlangt? Das ist doch Blödsinn, Haruka!“ „Ich weiß, dass es Blödsinn ist!“ Jetzt sah Haruka ihrem Engel wieder direkt in die Augen. „Ich weiß, dass er im Unrecht war. Ich weiß, dass er es war, mit dem etwas nicht stimmte. Dafür haben mir meine Eltern immer deutlich genug gezeigt, dass jeder Mensch so zu sein hat, wie er ist.“ Ihre Stimme wurde allmählich brüchig. „Sie haben mich immer so akzeptiert, wie ich bin. Sie haben mir nie vorgeschrieben, wie ich zu sein habe. Und trotzdem… Sie sind weg. Eines Tages sind sie gegangen. Ohne mich. Und haben mich bei ihm zurückgelassen.“ Haruka senkte ihren Blick. Abwesend schüttelte sie ihren Kopf. Ein Gefühl der Wut stieg in ihr auf. Wut, die sie schon lange nicht mehr so empfunden hatte. Diese Enttäuschung, diesen Zorn hatte sie immer auf Hikaru gerichtete. Doch nach einer gefühlten Ewigkeit zeigten sich ihre Gedanken wieder ganz klar und deutlich.

„Wieso haben sie mich mit ihm allein gelassen?“ Ihre Frage galt nicht Michiru. Aber die Violinistin lauschte den geflüsterten Worten und spürte, wie sich eine neue Schwere auf ihre Lunge legte. Sie drehte sich Haruka entgegen, legte ihr eine Hand in den Nacken und die andere auf ihre Schulter. Dann zog sie die Sportlerin an ihre Brust und lehnte ihre Wange gegen den sandblonden Schopf. „Das wollten sie nicht, Ruka. Sie wollten dich nie allein lassen. Und das haben sie auch nicht. Deine Mutter hatte doch Mina gesagt, sie solle auf dich aufpassen, oder nicht? Und nachdem du bei deiner Obaa-san gewesen bist,… Auch sie wollte immer für dich da sein. Sie konnte nur nicht sehen, wie sehr du sie gebraucht hättest. Aber jetzt weiß sie es. Und zu guter Letzt bin ich auch noch da. Und auch ich will dich beschützen.“

Aufmerksam und schweigend war Haruka den liebevollen Worten gefolgt, in der eine traurige Melodie mitzuschwingen schien. Tatsächlich fühlte sie sich in den Armen der Künstlerin geborgen. In der Umarmung lag so viel Liebe, so viel Vertrauen und Fürsorge, wie sie sie schon seit Jahren nicht mehr empfunden hatte. Übermannt von ihren eigenen Emotionen schloss die Pianistin ihre Augen, wobei ihr die ersten Tränen über die Wangen rannen.

Haruka blendete alles aus. Sie versank völlig in Michirus Liebe. Irgendwann waren ihre stummen Tränen versiegt und sie hob langsam ihren Kopf an, um Michirus Lippen zu suchen. „Ich liebe dich!“, flüsterte sie in den zärtlichen Kuss, währenddessen ihre Hände in Michirus Taille und Nacken wanderten. Für einen Augenblick war Michiru über den plötzlichen Sinneswandel ihrer Geliebten überrascht, doch dann ließ sie sich widerstandslos fallen.

Erst als ihnen allmählich die Luft ausging, lösten sich die beiden Frauen aus ihrer eigenen Welt. Harukas Atmung hatte sich noch nicht ganz beruhigt, als sie Michiru breit angrinste. „Und du bist dir sicher, dass du heute nicht mit zu mir kommen willst? Wie ich das sehe, hätte dein Vater sicher nichts mehr dagegen.“ Michiru tippte ihr mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. „Ich weiß genau, was du vorhast, Tenoh Haruka! Und ich traue deinen Trieben nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob du dich beherrschen könntest und das können wir deinem Körper noch nicht zumuten.“, erklärte sie in sachlicher Tonlage.
 

Trotzdem die meisten Gärten noch nicht im vollen Grün erstrahlten, führte Michiru Haruka weiter durch den großen Park. Die Rennsportlerin musste sich eingestehen, dass er im März zwar noch nicht wirklich romantisch, jedoch nur sehr wenig besucht war. Und auch jetzt schon genoss sie die Atmosphäre, die einen kleinen See zwischen Kirschbäumen umgab, vor dem sie nun standen. Fürsorglich legte sie einen Arm über Michirus Schultern. Sie sog tief die frische Luft ein, bevor sie vorschlug: „Und wenn ich dir garantieren kann, dass ich mich ganz sicher beherrsche?“ Michiru rollte mit den Augen. „Fängst du schon wieder an?“ „Ich meine ja nur… Es gäbe da einen Ort, wo wir die Nacht miteinander verbringen könnten und ich keinen Gedanken daran verschwenden würde. Ganz sicher nicht.“ Neugierig sah die Violinistin auf. „Wenn wir bald losfahren, könnten wir noch vor heute Abend in Nagoya sein.“ Jetzt löste sich Michiru aus der Umarmung, um Haruka direkt in die Augen sehen zu können. „Was willst du denn in Nagoya?“ „Nicht direkt in Nagoya. Bei Obaa-san. Sie wollte dich sowieso mal kennenlernen. Warum nicht heute? Und morgen Abend sind wir wieder zurück.“ Haruka stellte sich Michiru direkt gegenüber und legte ihr eine Hand auf die Wange. „Ich will heute Nacht nicht ohne dich sein. Eigentlich will ich nie wieder ohne dich sein.“ Michiru sah verunsichert in Harukas Augen. „Meinst du das ernst? Ich habe nicht gepackt, ich weiß nicht, was mein Vater dazu sagt, und-“, weiter kam die Künstlerin nicht. Ihre Lippen wurden abermals durch einen Kuss versiegelt.

Haruka ließ ihrer Freundin keine andere Wahl. Bei jedem Aber verwickelte sie die Schwimmerin in einen erneuten Kuss und schließlich zückte die Geigerin ihr Handy, um ihren Vater um Erlaubnis zu bitten.

Haruka selbst brauchte nicht lange, um ein paar Klamotten in eine Tasche zu stopfen. Nur im Flur der Familie Kaioh verging mehr Zeit, als sie geplant hatte. Michiru war schon vor einigen Minuten im Bad verschwunden und sammelte alles für ihren Kulturbeutel zusammen. Toshio lehnte Haruka gegenüber an der Wand. Seine braungrünen Augen hatten die Rennsportlerin fest fixiert, was der Blondine sichtlich unangenehm war. Im Moment bedauerte sie es, dass Hotaru mit ihrer Mutter einkaufen gefahren war und deshalb nicht die unbequeme Stimmung auflockern konnte, die sich in dem viel zu kleinen Raum ausgebreitet hatte. Endlich brach Toshio die Stille mit einem Seufzer. Er stieß sich von der Wand ab und stand jetzt noch dichter vor Haruka. „Ich kann mich doch darauf verlassen, dass du sie mir heil wieder nachhause bringst, oder?“ Haruka nickte wortlos. Die Mundwinkel des älteren Herren zuckten erst und konnten sich dann doch zu einem Lächeln formen, als er ihr zwinkernd auf die Schulter klopfte. Ohne ein weiteres Wort verschwand er im Wohnzimmer, gerade als Michiru die Badezimmertür öffnete. Diese stutzte kurz über Harukas Gesichtsausdruck, huschte jedoch gleich weiter in ihr Zimmer. Die Blondine folgte ihr und schloss leise die Tür hinter sich. „Manchmal ist er mir ein bisschen unheimlich.“, flüsterte sie in Michirus Richtung. Michiru begann zu grinsen.

Sorgfältig packte sie alles, was sie zusammengetragen und auf ihrem Bett verteilt hatte, in eine Tasche, zog den Reißverschluss zu und drehte sich dann zu Haruka. „Er ist nicht unheimlich. Er sorgt sich nur um mich. Um ehrlich zu sein, es überrascht mich, dass er mich fahren lässt.“ Sie trat auf ihre immer noch beunruhigt wirkende Freundin zu und legte ihr die Arme in den Nacken. „Du musst einen Stein bei ihm im Brett haben. Er scheint dir wirklich zu vertrauen.“ Für einen Augenblick herrschte Stille. Haruka und Michiru sahen einander schweigend in die Augen. Erst als Haruka plötzlich ihrem Impuls nachgab und sie die Violinistin küsste, senkten sich ihre Lider.

Wie in einem Strudel gefangen ließ sich Michiru immer tiefer hineinziehen. Sie merkte nicht, wie sie durch den Raum dirigiert wurde. Nur, dass sie plötzlich auf ihrem Bett saß, bekam sie mit. Doch wehren konnte sie sich noch immer nicht. Viel zu sehr sehnte sie sich nach der Frau, die sich auf ihren Schoß setzte und ihren Oberkörper sicher auf die Bettdecke legte. Endgültig ertrank ihr Verstand im Nebel, als Harukas Lippen begannen, ihren Hals zu liebkosen. Auch sie wollte den begehrten anderen Körper erforschen. Auch ihre Finger wollten die Bluse aufknöpfen, die ihn verdeckten. Aber sie kamen nicht weit. Haruka fing ihre Hände ein, drückte ihre Unterarme gekreuzt über ihrem Kopf in die Matratze und fixierte sie so linkshändig. Ihre eigene Rechte strich langsam über den schlanken Körper.

Michirus Atmung beschleunigte sich. Harukas Lippen in ihrem Dekolleté, die hin und wieder von ihrer Zungenspitze abgelöst wurden, schienen eine brennende Spur auf ihrer Haut zu hinterlassen. Sie seufzte erstickend, als die neugierigen Finger der Athletin das Ende ihres Sommerkleides erreichten und nun zärtlich über den nackten Oberschenkel hinauf kratzten.

Haruka war nicht länger vernunftgesteuert. Ihre Instinkte hatten das Kommando übernommen. Sie wurde zum Junkie, und Michiru zur Droge. Die eindeutige Körpersprache der Streicherin trieb sie weiter. Sie spürte die Gänsehaut, die sich über den Körper der Schwimmerin ausbreitete, als sie ihre Rechte zum Po und unter den Slip wandern ließ. Jetzt nahm sie auch ihre Linke zur Hilfe, um beide Hände unter das Kleid zu schieben und ihren Engel von dem blau-schwarzem Stoff zu befreien. Sie erstickte Michirus Seufzer, der ausbrechen wollte, als ihre Finger über die Spitze des schwarzen BHs wanderten, in einem Kuss. Zärtlich umfuhr sie die Konturen des Kleidungsstücks und trieb Michirus Herzschlag damit weiter in die Höhe.

Die hatte jetzt lange genug gewartet. Mit jeder liebevollen Berührung wuchs ihr Verlangen, also drückte sie die Blondine an den Schultern leicht von sich. Haruka blinzelte überrascht zurück. Das lüsterne Grinsen der Geigerin verhieß nichts Gutes. Bevor sie das begriffen hatte, wurde sie auf den Rücken gedreht und fand sich plötzlich unter Michiru wieder. Unter normalen Umständen hätte ihr das nichts ausgemacht, doch die schnelle Bewegung löste einen dumpfen Schmerz in ihren Rippen aus. Ein schmerzerfülltes Stöhnen konnte sie gerade noch herunterschlucken, doch das Entgleisen ihrer Gesichtszüge ließ sich nicht verhindern.

Durch die wehleidige Mimik ihrer Geliebten klarte Michirus Verstand augenblicklich auf. „Oh Gott, tut mir leid, Haruka!“ Sofort verteilte sie ihr Gewicht auf ihren eigenen Vieren. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie vorsichtig nach. Haruka begann zu grinsen, noch bevor sie ihre Lider gehoben hatte. „Noch nie ging es mir so gut wie jetzt.“ Der anzügliche Blick, der an ihrem halbnackten Körper herab und wieder hinauf wanderte, gefiel Michiru überhaupt nicht. „Vielleicht solltest du doch alleine fahren.“, entgegnete sie schnippisch. Sie stieß sich vom Bett ab und zog sich ohne zu zögern ihr Kleid wieder über. „Ach komm, du wolltest es doch auch!“ Haruka klang mehr verunsichert als gekränkt. Auch sie stand auf und richtete ihre Bluse. Michiru versuchte ihre Röte zu verbergen. „Du weißt, dass ich erst will, wenn ich dir nicht mehr wehtun kann!“ „Das tust du schon nicht.“ Haruka hatte sich von dem Fauchen nicht abschrecken lassen und legte ihre Arme von hinten um den zierlichen Körper der Schönheit. „Das hab ich aber gerade.“, flüsterte diese zurück. „Ich war selbst schuld. Ich reiße mich zusammen, solange ich noch Schmerzen habe, okay? Bis dahin keine Spielchen mehr.“Michirus skeptischer Blick suchte den der Blondine. „Das will ich dir auch raten. Sonst werde ich nie bei dir schlafen! Oder mit dir…“ Haruka begann zu grinsen. „Dann würdest du dich ja mit bestrafen.“ Noch bevor der Satz fertig ausgesprochen war, tippte Michiru mit ihrem Zeigefinger unter den blonden Pony. „Das Opfer würde ich bringen!“
 

Haruka betrat den Flur, Michirus Tasche in der Hand. Die Violinistin schloss ihre Zimmertür und wollte ihr folgen, machte aber auf dem Absatz kehrt und huschte wieder mit einem „Geige vergessen…“ zurück. Haruka seufzte kurz und lief weiter zur Wohnungstür. Dort angekommen wurde ihr Blick unweigerlich abgelenkt. Die Wohnzimmertür stand offen.

Toshios Blick war schon an dem Bild hängengeblieben, als er das Wohnzimmer betreten hatte. Noch immer stand er vor der Schrankwand und hielt das Foto seiner Siren in seinen Händen. Er war glücklich. Er hatte Setsuna, die er bedingungslos liebte. Und zusammen hatten sie noch eine wundervolle Tochter bekommen. Dennoch vermisste er seine erste wahre Liebe jeden Tag. Setsuna wusste das. Sie wusste, dass sie sein Herz immer mit ihr teilen werden müsse. Trotzdem war sie dieses Bündnis mit ihm eingegangen. In den elf Jahren ihrer Beziehung hatte sie einige Male beobachtet, wie er plötzlich ganz ruhig und abwesend wurde. Wie sein Blick verklarte und er sich in Erinnerungen verlor. Meistens passierte das, wenn Michiru ihn an ihre Mutter erinnerte. Wenn sie malte, auf ihrer Violine spielte, sie sich über Hiros Unhöflichkeiten und sein schlechtes Benehmen beschwerte, oder wenn sie einen weiteren Schritt in Richtung Erwachsenwerden machte, so wie jetzt.

Eine Hand auf ihrer Schulter ließ Haruka zusammen schrecken. Sie hatte Toshio stumm beobachtet und nicht bemerkt, wie Michiru wieder zu ihr gestoßen war. Die Künstlerin zwinkerte kurz und trat dann vorsichtig an ihren Vater heran. „Wir fahren dann mal.“ Toshio nickte langsam. Erst als Michiru ihre Hand auf seine legte, sah er auf.

„In dir steckt so viel von ihr, weißt du das?“ „Hast du erwähnt.“, lächelte sie zurück. Toshio sah noch einmal in Sirens blaue Augen, bevor er das Bild an seinen Platz stellte und er seine Tochter umarmte. „Pass auf dich auf, ja?“ „Ich bin doch morgen schon wieder zurück.“, antwortete Michiru, erwiderte aber trotzdem seine Umarmung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: Tidus17
2016-06-25T19:21:40+00:00 25.06.2016 21:21
Das Kapitel war spannend, jedoch ein paar Schreibfehler so wie Inhaltsfehler waren dabei, war etwas verwirrend einige Szenen zu lesen. Bin gespannt wie es weiter geht!
Von:  Fynniboy25
2016-01-24T12:57:00+00:00 24.01.2016 13:57
Cooles Kapitel wen nur der Schmerz nicht wäre 😉
Antwort von:  Ruka_S_Orion
24.01.2016 17:25
Jaaaa ^.~ Vorfreude ist doch die schönste Freude ;P
Von:  Darkdragon83
2016-01-23T23:31:12+00:00 24.01.2016 00:31
Ach... schön...
und dein Schreibstil hat sich definitiv verbessert seit den ersten Kapiteln (ich hab die ersten 19 oder so ja in einem Rutsch gelesen^^)
Antwort von:  Ruka_S_Orion
24.01.2016 10:36
Danke, es liegt mir irgendwie sehr am Herzen, dass meinen Lesern mein Wandel auffällt ^^" ;)
Von:  Rukasan
2016-01-23T11:30:37+00:00 23.01.2016 12:30
Wow,der Wahnsinn!Bitte,bitte nächstes Kapitel!! :-*

Von:  Rukasan
2016-01-23T11:30:04+00:00 23.01.2016 12:30
Wow,der Wahnsinn!Bitte,bitte nächstes Kapitel!! :-*

Von:  fahnm
2016-01-21T22:05:05+00:00 21.01.2016 23:05
Hammer Kapitel
Von:  Sei512
2016-01-20T21:00:37+00:00 20.01.2016 22:00
👌 verschlungen.... Mehr!!!! 😀
Das hast du wieder toll geschrieben. Ich bin so gespannt wie es weiter geht.


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