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Rise of the Titans

von

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Feuerwerk


 

Kapitel 12 – Feuerwerk
 

Am frühen Abend steuerte Gunther den schwarzen Van auf einen recht gut ausgebuchten Parkplatz und stellte das Auto ab. „So Leute, wir sind da“, verkündete er.

Während wir ausstiegen sah ich mich um. Menschen strömten alle von ihren Fahrzeugen in die selbe Richtung. Aus der Ferne ertönte Musik.
 

„Was machen wir denn eigentlich?“, fragte ich Petra, die neben mir in ihren Mantel schlüpfte. Gleichzeitig hielt ich weiter Ausschau nach dem Objekt, das die Menschenmassen anzog. Dann fiel mir das bunt beleuchtete Riesenrad ins Auge. „Wow“, entfuhr es mir.

„Das erklärt alles, oder?“, fragte Petra und lächelte. Ich nickte lediglich.
 

Als alle bereit waren, folgten wir den restlichen Besuchern dieses Rummels. Es wurde, je näher wir kamen, lauter und voller. Augenblicklich kamen die ersten Stände in Sicht. Das Angebot dort war riesig: Von Kunstwerken zu Spielzeugen über Kleidung, Süßigkeiten, Essen und Trinken, Schmuck und vielem mehr. Petra hackte sich bei mir unter und zog mich zu einem Ständchen mit hübschen selbstgestrickten Schals, Socken und Mützen.
 

Während sie sich mit dem Verkäufer unterhielt, sah ich mich nach Levi um. Ich fand ihn zusammen mit Gunther und Erd an einem Stehtisch, wo sie etwas tranken. Wie immer, wenn ich ihn anstarrte, bemerkte er mich und blickte zu mir hinüber. Automatisch grinste ich und strich mir Haare hinter das Ohr.

Plötzlich wedelte einer Hand vor meinen Augen hin und her. Ich schreckte auf und richtete meine Aufmerksamkeit zurück auf Petra, die belustig wirkte. Ich half ihr bei der Farbauswahl und nachdem sie gezahlt hatte, schlenderten wir weiter.
 

Wir erbeuteten jeweils eine Tüte mit gebrannten Mandeln, die wir genüsslich verspeisten, dabei plauderten wir munter über Gott und die Welt, als gäbe es nichts böses auf dieser Welt. Bei einem Wagen, der mit Schokolade überzogene Früchte anbot, konnte ich ebenfalls nichts vorbeigehen. Natürlich bestellte ich den größten Spieß, mit der meisten Schokolade drauf.

„Ivory, du wirst noch Diabetes bekommen“, mahnte Petra.

Ich zuckte mit den Schultern. „Wer süß sein will, muss viel Süßes essen.“

Petra schüttelte lachend den Kopf, während ich freudig in mein Essen biss.
 

Kurz darauf liefen wir an einem Tisch mit verschiedenen Tüchern vorbei. Ruckartig blieb ich stehen und betrachtete die Auswahl. Fragend legte Petra den Kopf schief.

„Partnertuch für Levi und dich?“, scherzte sie, als ich eines der Halstücher in die Hand nahm.

„Nein“, lachte ich, „Levi wirft mir vor, ich hätte seins so eingesudelt, dass die Flecken nicht mehr raus gehen.“

„Ich frage jetzt nicht was ihr gemacht habt.“

„Petra!“ Ich spürte wie meine Wangen wieder anfingen zu glühen. „Ich hab ihn lediglich umarmt und war ein wenig schmutzig“, erklärte ich ohne sie anzusehen.

Sie zwickte mir in den Oberarm. „Lass dich doch nicht ärgern.“ Entwaffnend lächelte sie mir entgegen. „Ich denke, er wird sich freuen“, gab sie ihre Gedanken preis.

„Ich denke auch“, schloss ich mich ihrer Meinung an.
 

Nachdem ich gezahlt hatte, schubste mich Petra in die Richtung, in der die Männer standen. „Na los, gib es ihm“, forderte sie ganz aufgeregt.

„Ja, ich mach ja schon“, beschwichtige ich sie und lief langsam auf den Stehtisch zu.
 

Ich war nur noch wenige Schritte von ihrem Tisch entfernt, da erblickte Erd mich. Er stupste Gunther mit dem Ellenbogen an und nickte in meine Richtung. Sie sagten etwas, was ich nicht verstand, da es zu viel Geplapper um uns herum war, zu ihrem Hauptmann und liefen mir entgegen. Gunther zwinkerte mir zu, während Erd auf mich deutete und sich dann am Mundwinkel kratzte.

Hatte ich dort etwa noch Schokolade kleben? Hastig wischte ich mir mit dem Jackenärmel über den Mund. Erd zeigte mit beiden Daumen nach oben, ehe er vorbeigegangen war.
 

Bei Levi angekommen wurde mir bewusst, dass ich keine Ahnung hatte, was ich sagen sollte, denn ich war wirklich nicht gut in solchen Dingen. „Ähm“, setzte ich an. Super Einstieg..

Levi sah mich mit hochgezogener Augenbraue an, was mich noch mehr aus dem Konzept brachte.

„Ich dachte, ich schulde dir noch was“, sagte ich, wobei ich auf die kleine Plastiktüte in meinen Händen schaute. Unsicher zog ich das Stück Stoff heraus und stopfte die Tüte in meine Jackentasche. Ich trat einen Schritt vor und legte es ihm um den Hals, wobei ich beide Enden weiter festhielt. „Ich kann es leider nicht so schön binden wie du“, gab ich zu.
 

Wir sahen uns in die Augen und wieder hätte ich in ihnen versinken können. Eine Stimme in mir schrie mich an, ich solle Levi an dem Tuch zu mir ziehen und ihn küssen, doch bewegte ich mich keinen Millimeter. Levi bedankte sich, wobei mir seine tiefe Stimme eine angenehme Gänsehaut bereitete. Er nahm meine Hände in seine und ich war der Meinung, selbst er könnte meine innere Stimme hören.
 

Unser magischer Moment wurde schließlich erneut zerstört, denn Hanji rief nach mir. „Ivory, das Feuerwerk fängt gleich an!“

„Wir wollen uns noch einen guten Platz suchen“, ergänzte Auruo eher unbeeindruckt. Jedoch gingen sie, ohne auf Levi und mich zu warten.
 

„Diese Kotzbrocken“, murrte Levi und ich musste lachen.

Mit einigem Abstand folgten wir ihnen und wurden von den Menschenmassen immer weiter ins Zentrum der Veranstaltung getrieben.
 

„Können die sich nicht alle mal ein bisschen kleiner machen? Ich sehe nichts“, motzte ich irgendwann.

Levi nahm mich plötzlich bei der Hand. „Komm mit.“

Er bahnte uns einen Weg durch all die Leute, bis er vor dem Riesenrad zum Stehen kam. „Ich denke, von hier aus sollten wir genug sehen“, sagte er. Mir hingegen blieb nur der Mund stehen.
 

Levi besorgte uns zwei Tickets und wir ließen uns auf die Sitzbank nieder. Kaum saßen wir, setzte sich das Riesenrad in Bewegung. Kurz vor dem höhsten Punkt stoppte es und die Beleuchtung auf fast dem gesamtem Platz erlosch. Anscheinend war das Feuerwerk nun soweit.

Abwartend musterte ich die Umgebung, als mich ein kühler Wind frösteln ließ.

„Ist dir kalt?“, fragte Levi.

„Ein bisschen.“ Ich schloss den Reißverschluss meines Parkas, als sich Levis Arm um meine Schultern legte und mich somit näher zu sich zog.
 

Ohne jede Vorwarnung schoss die erste Rakete empor und erleuchtete den Himmel, indem sie lautstark explodierte und rote Funken versprühte. Es sah aus, als würden Sterne vom Himmel regnen. Schon wurde die Nächste abgefeuert, der noch weitere folgten. Wir hatten wirklich den perfekten Platz für dieses Schauspiel.

„Danke“, wandte ich mich an Levi. Verlegen stellte ich fest, wie nah wir uns doch waren. Sein warmer Atmen strich über mein Gesicht und abermals drohte ich mich in seinen Augen zu verlieren. Meine innere Stimme schrie lauter als zuvor und diesmal wollte ich sie nicht einfach ignorieren. Allerdings kam ich nicht dazu mein Vorhaben in die Tat umzusetzen, denn Levi kam mir zuvor. Seine weichen Lippen legten sich auf die meinen. Es fühlte sich an, als würde nun auch ein Feuerwerk in meinem Inneren losgehen. Kleine Explosionen gingen von meinen Lippen aus, während mein Herz heftig gegen meinen Brustkorb hämmerte, sodass ich befürchtete, es würde hinausspringen und sich vom Riesenrad stürzen. Der Kuss war unsicher und scheu, so wie jeder erste Kuss, dennoch war er magisch und atemberaubend. Zögernd lösten wir uns voneinander.

Ich atmete tief durch. „Wow war das kitschig“, witzelte ich.

Levi verdrehte die Augen. „Halt einfach den Schnabel.“ Damit griff er in meinen Nacken und küsste mich erneut.
 

Das Riesenrad drehte sich weiter und wir wurden unten auf dem Erdboden abgesetzt. Hand in Hand stiegen wir aus, da stand der Rest unserer Gruppe schon vor uns. „Wir sollten nach Hause, morgen müssen wir wieder früh raus“, gab Gunther zu verstehen.

Also begaben wir uns zurück zum Auto und machten uns auf dem Rückweg.
 

Die Fahrt verlief größtenteils schweigend, nur war es diesmal ein angenehmes Schweigen, das die Zufriedenheit der einzelnen Personen wiedergab.

Überraschend streckten Hanji und Petra jeweils links und rechts von mir ihren Kopf nach vorne. Ich erschrak heftig und hielt eine Hand an die Brust, um mein wild schlagendes Herz zu beruhigen, das sich von Levis Küssen noch immer nicht eingekriegt hatte.

„Habt ihr einen Vogel?“, ging ich die Beiden an.

Petra legte den Zeigefinger auf ihre Lippen.
 

„Wie war's?“, fragte Hanji flüsternd, was mich dazu veranlasste, mich zu ihr umzudrehen.

„Wie war was?“, stellte ich genauso leise die Gegenfrage.

„Der Kuss mit Levi“, warf Petra ein.

„Ihr habt uns gesehen?“, wollte ich von den Zweien wissen.

„Wer das nicht gesehen hat ist blind auf beiden Augen“, mischte sich nun Erd neben mir ein.
 

Fassungslos starrte ich sie nacheinander an. Auch Auruo grinste verdächtig. Offensichtlich haben sie wirklich alles mitbekommen. Ohne ein Wort sank ich tiefer in meinen Sitz und vergrub Mund und Nase in meinem Schal.

„Na los, erzähl schon“, drängte Hanji.
 

Levi bekam den Trubel mit. „Was gackert ihr dahinten schon wieder rum? Das geht einem tierisch auf den Zeiger.“

Hanji und Petra setzten sich zurück und Stille legte sich über uns. Erleichtert atmete ich aus, während ich für den Rest der Fahrt aus dem Fenster blickte.
 

Später auf dem Gelände des Corps, setzte Gunther mich vor dem Wohngebäude, in dem sich mein Zimmer befand, ab. Ich bedankte mich, während ich ausstieg. Verunsichert sah ich zu Levi. „Gute Nacht“, nuschelte ich, blieb für eine Sekunde noch stehen, denn ich wusste nicht, wie ich mich Levi den anderen gegenüber verhalten sollte, ehe ich auf dem Absatz kehrt machte und das Gebäude betrat. Schleunig eilte ich zu meinem Zimmer.
 

Dort angekommen, öffnete ich die Tür und stellte verwundert fest, dass Licht noch brannte. Verwirrt legte ich den Kopf schief, bevor mein Vater in schallendes Gelächter ausbrach.

Noch irritierter sah ich zu ihm, wie er gemütlich auf meinem Bett saß.

„Was machst du denn hier?“ Meine Verblüffung war mir deutlich anzuhören.

„Darf ich mich denn nicht um meine Tochter sorgen?“, entgegnete er mir mit einem breiten Grinsen.

Ich stemmte die Hände in die Hüften. „Ich kann schon ganz gut auf mich alleine aufpassen“, sagte ich mit gespielter Empörung.
 

Mein Vater klopfte auf den Platz neben sich und ich ließ mich neben ihm nieder. Er legte einen Arm um meine Schultern. „Ich habe mich noch gar nicht richtig bei dir bedankt“, fing er an.

„Für was?“, fragte ich nach.

„Dafür, dass du hier bei mir bist und mir diese letzte Chance gegeben hast.“

Nachdenklich sah ich auf den Boden. „Du musst dich nicht bedanken, dafür ist eine Familie doch da.“
 

Levi wurde ebenfalls vor seinem Wohngebäude abgesetzt. Jedoch begab er sich nicht in seine Wohnung, sondern wartete bis der Van um die nächste Ecke gebogen war und machte sich auf den Weg zu mir. Er wollte den Abend nicht so enden lassen. Berauscht von den Küssen wollte noch weitere Stunden mit mir verbringen und Zärtlichkeiten austauschen.

Auf dem Flur, kurz vor meiner Türe, wunderte er sich, dass sie einen Spalt breit offen stand und Licht durch diesen auf den Flur fiel. Von innen vernahm er nicht nur meine Stimme, was ihn innehalten ließ.
 

„Weißt du, Ivory, deine Mutter wäre bestimmt sehr stolz auf dich. Niemand hat so eine Geduld mit mir wie du“, sprach mein Vater, wobei er leise lachte. „Wir hatten zwar ein ganz anderes Leben für dich geplant, aber ich sehe, du gehst deinen eigenen Weg und lässt dich nicht unterkriegen. Das macht mich auch sehr stolz. Egal was passieren mag, ich werde immer hinter dir stehen.“

Noch immer hielt ich den Kopf gesenkt, wodurch Haare mein Gesicht verdeckten.

„Hörst du mir überhaupt zu oder bist du eingeschlafen?“, hackte mein Vater nach.

Ein Schluchzen meinerseits ließ ihn zurückfahren. Ich hob den Kopf und sah ihm aus verheulten Augen entgegen. Mit einem Mal umarmte ich ihn.

Mein Vater erwiderte die Umarmung und drückte mich fest an sich. „Ich hab dich lieb, meine Kleine.“



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