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Die Herrin der Dämonen

Sesshoumaru X ?
von

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Vergangenes ist vergangen

Es waren einige Tage vergangen – um genau zu sein, würde in zwei Tagen schon wieder die nächste Show sein – da verließ Sarana mit einem Tablett das Schlafzimmer von Kuraiko.

Sie seufzte schwer und sah auf die Krümel, die auf dem Teller übrig geblieben waren, und die leere Kanne, in der vorher Tee war, sowie die dreckige Tasse.

In all der Zeit, nachdem sie Sesshoumaru ihrer Suite verwiesen hatte, war sie nicht einmal aus dem Bett gekommen. Nicht etwa, weil sie depressiv war, sondern weil sie krank war. Alle paar Stunden hatte sie sich übergeben und obwohl sie einen gesegneten Appetit zu haben schien, hatte ihr der Arzt lediglich Zwieback und Tee erlaubt.

Sie trat an die Sitzecke heran, wo Riko und eben jener Arzt – Kiyoshi – gerade selbst saßen und ihre Getränke schlürften.

Die beiden sahen zu ihr auf, als sie sich zu ihnen gesellte und das Tablett auf den Tisch stellte.

„Und? Wie geht es unserer Herrin?“

„Es scheint wieder alles in Ordnung zu sein.“, erklärte Sarana und nickte zufrieden. „Das letzte Mal, dass sie sich übergeben hat, ist inzwischen einen Tag her.“

„Sehr gut.“, der Arzt nickte. „Das heißt, dass sie nicht schwanger ist.“

„Woher wollt Ihr das so genau wissen?“, fragte Riko.

„Ganz einfach, die Frequenz wäre nicht zurück gegangen, nur, weil sie die letzten Tage streng Diät hielt. Das wird eine einfache Magenverstimmung gewesen sein. Und wenn ich mir die Liste so ansehe, was sie in den Tagen zuvor alles gegessen hat, dann weiß man auch wieso... Wer garniert denn bitte Milchreis mit Essiggurken?“

„Aber diese Gelüste...“

„Müssen nicht unbedingt etwas bedeuten, Riko. Mach dir mal keine Sorgen. Ich bin der Arzt, schon vergessen?“

Die Dämonin schwieg, doch dann nickte sie endlich.

„Ich bin froh, dass dieser Verdacht nicht mehr im Raum steht.“, flüsterte Sarana leise.

„So? Warum? Ich dachte immer, dass du Enkelkinder haben möchtest. Und Yokokume-sama scheinst du als Tochter anzusehen. Dazu noch ein Kind des Fürsten, du hättest stolz sein können.“

„Natürlich, aber wichtiger ist mir doch, dass es meiner Kleinen gut geht. Und seit sie das mit Sesshoumaru und Mitsuko und Kenshin weiß...“

Die anderen beiden hoben die Tassen an die Münder. Sie verstanden nur zu gut, was Sarana sagen wollte. Selbst für jemanden, dem es körperlich nicht gut ging - und darum ans Bett gefesselt war - war sie wirklich verdammt ruhig in den letzten Tagen gewesen.

Doch sie war nicht die Einzige, die Kiyoshi zu schaffen machte. Es gab noch jemanden im Haus, der schwer an der Trennung von seiner Herrin litt: Sesshoumaru.

Ebenso lange, wie Kuraiko nun schon das Bett hütete, hatte er kaum noch gesprochen. Meistens saß er in dem Salon direkt unter dem Schlafzimmer der Herrin, und starrte grübelnd Löcher in die Luft.

Kiyoshi war zwar wesentlich älter, als alle Dämonen unter der Hand von Kuraiko, doch er hatte in all den Jahrtausenden nie den Deckel zu seinem Topf gefunden. Er konnte es sich also nicht vorstellen, und wollte es auch ehrlich gesagt nicht, wie es sich für Sesshoumaru nun anfühlen musste, von seinem sprichwörtlichen Herzen getrennt zu sein.

Er konnte nur hoffen, dass er nicht den gleichen Fehler beging, wie Millionen von Dämonen vor ihm und sich durch irgendein dummes Missgeschick selbst das Leben nahm. Dämonen, deren Fokus verloren ging, waren sowieso schon wandelnde Tote.

Kiyoshi stellte also, schwer ausatmend, seine Tasse wieder auf den Tisch und sah die beiden Frauen an.

„Ich bin ebenfalls froh, dass die Frage nach der Schwangerschaft damit abgeschlossen ist.“, verkündete er lediglich seelenruhig. „Was die Herrin nun braucht ist Ruhe. Würden wir sie mit solchen Hypothesen belasten, dann könnte das ihrem Körper nur noch mehr zusetzen. Ich bin dafür, dass wir alle nicht mehr darüber reden. Oberste Priorität hat ihre Genesung. Des Weiteren müssen wir auch an den Herrn denken. Ehe wir uns solchen Glücksseligkeiten hingeben können, wie ein Prinz oder eine Prinzessin, müssen wir sie wieder aufeinander zu führen.“

Sarana machte ein wenig begeistertes Gesicht.

„Ich denke nicht, mein lieber Kiyoshi, dass die zwei eine Zukunft haben. Du hast sie nicht streiten hören...“

„Sie müssen, meine Liebe Sarana. Der Herr ist nicht mehr er selbst.“

„Aber wie sollten wir Kuraiko davon überzeugen, dass der Herr ihr nichts böses will?“, fragte Riko frustriert.

„Ich denke, dass sie das genau weiß. Es geht ihr mehr um ihre Familie.“

Kiyoshi nickte bei diesen Worten der Dämonin.

„Ich begrüße selbstverständlich ihr Pflichtgefühl gegenüber ihrer Familie, doch ich habe keine guten Erinnerungen, an die wenigen Male, die ich sie als kleines Mädchen sah.“

„Ich noch weniger, glaube mir. Und ich sah sie jeden Tag.“

Kiyoshi nickte.

„Nun gut, dann will ich euch beiden mal helfen mit dem Geschirr.“

Er stand auf und stellte bereits alles auf dem Tablett zusammen, als die Frauen aufsprangen.

„Aber nein, nicht doch, Kiyoshi, lass nur...“

„Ach, papperlapapp, was wäre ich denn für ein Mann von Ehre, wenn ich den Damen nicht mal helfen würde.“

So stellte er alles zusammen und ehe er das Porzellan selbst tragen konnte, nahm Riko es bereits hoch.

„Nach Euch, Kiyoshi-san.“

Er lachte.

„Ach, Riko, Liebes, du müsstest doch inzwischen wissen, dass ich niemals vorgehe.“, er wies sie an weiter zu gehen und so schlängelte sie sich durch die Sitzgruppe.

„Also dann, Sarana, Ich würde mit der Diät nicht abrupt aufhören. Gib ihr nur leichte Sachen zu essen und was ihr sicher gut tun würde, ist ein Banane-Kiwi-Brei.“

Sarana verneigte sich.

„Vielen Dank, Kiyoshi.“

„Ich sehe morgen wieder nach ihr.“

Damit folgte er dann Riko hinaus.

Sie durchquerten schweigend den Flur, gingen nebeneinander her die Treppe hinunter, ohne ein Wort zu verlieren, dann entdeckte Kiyoshi Lee und Akaya, die auf ihn zutraten.

Mit einer kurzen, weiterhin schweigenden Verbeugung verabschiedete er sich von der Dienerin und kam den Männern entgegen.

„Kann ich euch helfen?“, fragte er und sah sie nacheinander an.

„Es geht um den Herrn.“, meinte Lee nur. Harter Ernst stand in seinem Gesicht. „Ich befürchte, es wird schlimmer.“

Kiyoshi nickte bei diesen Worten – er hatte sich so etwas bereits gedacht – doch Akaya sah das alles mal wieder besonders dunkel-schwarz: „Drei Tage Trauer, das verstehe ich ja noch, aber fünf sind langsam sehr viel. Ich fürchte, dass da mehr dahinter steckt!“

„Ja, mein lieber Akaya, das nennt sich Liebe.“, gab Kiyoshi in seiner großväterlichen Weisheit zum Besten – was so gar nicht zu seinem jugendlichen Äußeren passte.

„Das ist keine Liebe mehr, Kiyoshi, glaubst du ich wüsste nicht, was Liebe ist?“

„Also zu dieser Steilvorlage schweige ich jetzt mal, in Ordnung, Vater?“, knurrte Lee von der Seite her und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine hochgezogenen Augenbauen verrieten nur zu gut, dass er gerade an seine Mutter und deren verkorkste Ehe mit dem Mann vor ihm dachte.

Akaya knurrte etwas unverständliches, doch Kiyoshi sah sich gezwungen, aus dieser Misere die Luft heraus zu lassen.

„Nun, Lee, ich denke, dass es weder dir noch mir zusteht, über die Gefühle deines Vaters zu deiner Mutter zu urteilen. Sie haben ihre Differenzen, so wie das bei jedem Paar geschehen kann, und wir können nur hoffen, dass die zwei eines Tages wieder zueinander finden.“

Akaya verschränkte die Arme vor der Brust, wie sein Sohn und grummelte missmutig. Eigentlich waren sie doch hier, um über die eindeutig krankhafte Sucht Sesshoumarus zu dieser Menschenfrau zu reden und nicht über seine, von den Yokokumes zerstörte, Ehe!

„Natürlich, du hast recht, Kiyoshi.“, meinte Lee stattdessen und verneigte sich kurz.

Der Arzt nickte.

„Gut, wo ist denn unser Patient?“

„Dort, wo er seit Tagen ist!“, murrte Akaya und machte auf dem Absatz kehrt, um sie in den größten der Salons zu führen und dann durch diverse Zimmer hindurch, bis sie in der kleinen, gemütlichen Stube ankamen, über der Kuraikos Bett stand.

Dort war er, am Fenster, die Hände an den Ellenbogen des jeweils anderen Arms, und er starrte hinaus in den Garten. Die Bäume begannen ihre Blätter zu verlieren. Äußerst passend für seine Stimmung.

„Mein Herr“, Kiyoshi verneigte sich tief, die anderen beiden folgten ihm in der Bewegung, doch Sesshoumaru reagierte gar nicht erst.

Eigentlich, wenn man es sich so betrachtete, dann war er jetzt eher normal, als in Kuraikos Nähe. Genauso verbissen und steif gefroren... Doch das war natürlich Show, das wusste der Arzt. Sesshoumaru hatte in den letzten Tagen öfter die Fassung verloren und je mehr Stunden verstrichen, ohne, dass er Kuraiko auch nur sah oder roch, schienen diese Anfälle in immer kürzeren Abständen zu kommen.

„Bitte, wartet doch draußen.“, sprach Kiysohi über die Schulter hinweg die beiden Männer an. Und auch wenn Akaya nicht wirklich begeistert davon war, ließ er es doch zu, dass sein Sohn die Tür vor seiner Nase schloss. Er hatte bereits vor Tagen eingesehen, dass es sinnlos war sich gegen Kiyoshi zu wehren.

Als er endlich mit dem Fürsten allein war, trat der Arzt an seinen Herrn heran und baute sich hinter ihm auf. Er führte die Hände hinter seinem Oberkörper zusammen und sah mit ihm zusammen hinaus.

Der Wind fuhr durch die Baumwipfel und entfachte ein buntes Treiben von Blättern, die sanft davon stoben.

„Wunderschön, nicht wahr?“, fragte er in die Stille zwischen ihnen hinein.

„Findest du?!“, sprach Sesshoumaru eher desinteressiert. Er nahm die Natur draußen kaum wahr. Alles worauf er sich konzentrierte waren die Bewegungen, die sich über ihm abspielten.

„Sag mir, Kiyoshi, wie geht es ihr? Hat sie noch Schmerzen?“

Der Arzt räusperte sich.

„Nun, Herr, sie scheint sich wieder zu erholen. Keine unappetitlichen Zwischenfälle mehr seit einem Tag.“, damit drehte er sich herum und ging zu der Couch. Dampfender Tee stand auch dort auf dem Tisch.

Gepriesen sein diese tüchtigen Diener!

Als er sich setzte und einen Schluck eingoss, bemerkte er, dass Sesshoumaru ihm gefolgt war und sich nun auch auf die Couch setzte.

„Zu Eurer Information: Nanashi hat geblutet und ihre Werte sind normal. Sie ist also nicht schwanger.“

„Wann darf ich zu ihr?“

„Zu Nanashi?“, eigentlich wollte er nur die Situation auflockern, aber der Blick von Sesshoumaru zeigte ihm eindeutig, dass er hier falsch war mit solchen Späßen. Seine ehemalige Lebensgefährtin interessierte ihn nicht die Bohne. Also ging er wieder zu dem Thema Kuraiko über.

„Nun, Herr, Sarana hat nicht erwähnt, dass die Herrin nach Euch verlangt hätte.“

Das laute Scheppern der Teetasse, die auf dem Boden zerschellte, ließ Kiyoshi aufschrecken. Jede Faser seines Körpers war gespannt, als er seinen Fürst aufmerksam musterte. Doch der beugte sich nur vor, stemmte die Ellenbogen auf die Knie und raufte sich selbst das Haupthaar...

Es ging schon wieder los.

„Herr, Ihr müsst Euch beruhigen. Die Beherrschung zu verlieren wird nichts einfacher gestalten.“

„Das weiß ich“, knurrte er genervt durch zusammengebissene Zähne. „Doch verrate mir, wie lange ich das noch aushalten muss! Ich schwöre dir, ich bin kurz davor einfach ihr Zimmer zu stürmen und...“

„Der Bann würde Euch zurück jagen, Herr. Ihr würdet vermutlich nicht einmal die Stufen hinauf kommen.“

„Aber sie gab mir doch die Kette, wir sind doch frei!“

Kiyoshi schüttelte den Kopf.

„Nein, mein Herr. Ehe Ihr uns freilassen konntet – denn das könnt nur Ihr, das wisst Ihr – nahm sie die Kette wieder an sich. Damit war und ist sie noch immer unsere Herrin.“

„Das heißt ich habe einfach in allem versagt!“

„Nein, Herr, das habt ihr nicht.“

„Wer trägt dann die Schuld daran, dass meine Frau mich nicht mehr sehen will?“

Wichtig zu beachten war für Kiyoshi an dieser Stelle immer, dass er sein Versagen nur auf seine Beziehung bezog, nicht aber auf die Freiheit. Und vor allem redete er immer von seiner Frau. Er zeigte großen Besitzanspruch, doch zeitgleich wurde klar, dass er ihr – nicht nur aufgrund des Bannes – absolut hörig war.

Manchmal konnte auch er es sich nur mit Akayas Theorie des Stockholm-Syndroms erklären, doch dann dachte er an seinen guten, alten Freund, Sesshoumarus Vater, und erinnerte sich an dessen Verzweiflung, als er mehrere Monate wegen eines Krieges von Izayoi - seiner menschlichen Frau - getrennt war, oder sein mörderisches Durchhaltevermögen, als es darum ging, sie zurück zu erobern, in der Nacht ihrer Niederkunft...

Er ruhe in Frieden!

Um ehrlich zu sein, war Kiyoshi sogar froh darum, dass Sesshoumaru in dieser Hinsicht eher nach seinem leidenschaftlichen, alten Herrn schlug, als nach seiner eiskalten Mutter. Nun hieß es nur, ihn am Leben zu erhalten und davon abzuhalten ebenso in den Tod zu stürzen, wie sein Vater...

Er hatte damals den Fürsten falsch beraten, das würde er bei dessen Sohn nicht tun.

„Nun, Herr, vielleicht wird es besser, wenn wir frei sind.“

Sesshoumaru schüttelte den Kopf, verknotete die Finger ineinander und sah zu Kiyoshi auf.

„Ich kann nicht zu ihr, um mit ihr darüber zu reden. Über den Plan, den ich mit Mikail ausgemacht habe.“

„Nun, dann...“

„Und noch wichtiger: Was bringt mir die Freiheit? In Gefangenschaft bin ich wenigstens an sie gebunden. Ich kann sie nicht einfach aufgeben. Und sie ist durch die Macht von uns allen geschützt.“

Kiyoshi seufzte leise. Zum Glück hört Akaya das nicht. Selbst er, der eigentlich immer ruhig blieb und sich mit allem arrangieren konnte, wusste nicht, wie er auf diese Aussage reagieren sollte. Er wollte immerhin ebenso seine Freiheit zurück, wie all die anderen Dämonen.

„Ist Euch nie in den Sinn gekommen, dass es ihr vielleicht helfen könnte zu wissen, dass ihr einen anderen Ausweg aus der Gefangenschaft wisst, als ihren Tod? Und was ihre Geschwister angeht... Da wird uns sicher noch etwas einfallen.“
 

Kaum nahm Lee die Frau wahr, die sich ihm von hinten zögerlich näherte.

Er saß in dem großen Salon auf einer Couch und hing seinen Gedanken nach. Über alles, was in den letzten Jahrzehnten geschehen war, wie Nanashi ihn verlassen hatte für Sesshoumaru und wie der sich wiederum jemand anderes gesucht hatte. Kiyoshi war noch immer bei dem Fürsten, vier Räume weiter, und sein Vater war einfach davongerauscht. Er konnte es mal wieder nicht mit ansehen, wie sein Herr litt, wegen einer Frau, deren Familie Akaya hasste.

„Lee?“, flüsterte eine zögerliche Stimme und er sah über die Schulter. Seltsam, noch vor wenigen Tagen hätte er sie dumm angemacht, sobald er sie sah – und er hatte es sogar getan - doch nun...

Er brachte einfach kein Ton heraus.

„Habe ich... Eine Grenze überschritten?“

„Was würdest du sagen?“, fragte er und wandte sich wieder von Nanashi ab, die auf seine Worte hin schwieg.

„Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte sie nach einigen Sekunden, nach denen er hätte schwören können, dass sie gar nicht mehr da war.

„Bitte, tu dir keinen Zwang an.“

Und gleich darauf saß sie auf dem Sessel zu seiner linken und stopfte die Hände unter ihre Schenkel. Leicht wiegte sie sich nervös vor und zurück, während sie auf den Boden starrte.

Er beobachtete das ganze eine Weile.

„Hast du Hummeln im Hintern?“, fragte er schließlich. „Wenn du dich unbedingt bewegen musst: Draußen ist Laub zu harken.“

Sie schüttelte mit dem Kopf.

„Nein, ich wollte eigentlich zu dir... Mit dir reden.“

Er zog eine Augenbraue hoch.

„Ah ja... Und worum geht es?“

„Um uns?“, flüsterte sie, während ihre Stimme ihr den Dienst versagte. Schwer seufzend rollte er mit den Augen und lehnte sich zurück.

„Hör zu, da gibt es nichts mehr zu reden. Ich weiß nicht mal mehr, wie lange wie nun getrennt sind. Bei neunundzwanzig Jahren habe ich aufgehört zu zählen.“

Sie senkte den Kopf und wischte sich nach einigen weiteren Sekunden des Schweigens über die Augen.

„Ich dachte nur... Ich habe gehofft, dass...“

„Halt! Stopp! Auszeit! Du hast mich verlassen, schon vergessen? Ich habe Monate lang genauso gelitten wie unser Fürst jetzt und ich bin froh, dass ich das irgendwann hinter mir lassen konnte. Ich habe kein Interesse daran die Vergangenheit noch einmal aufzuwühlen. Du kannst, wenn du möchtest, sehr nett sein und ich werde dich immer respektieren“ - und leider Gottes auch lieben - „Aber noch mal lasse ich das nicht mit mir machen!“

„Lee“, jammerte sie.

„Nanashi, was soll das jetzt? Bist du frustriert, weil du doch nicht schwanger bist? Weil du der Meinung bist, dass du ihn mit einem Kind an dich hättest binden können?“

„Lee, bitte!“, langsam klang ihre Stimme zu allem Überfluss auch noch weinerlich.

„Hey“, er lehnte sich vor und griff nach der Armlehne des Polsters. „Ich will dich nicht fertig machen, also hör auf zu weinen. Ich habe nur wirklich keine Lust über das Vergangene zu reden, in Ordnung? Erzähl mir lieber was... von Schmetterlingen und Vögeln!“

Sie lachte kurz, dann sah sie traurig lächelnd zu ihm auf.

Teufel, was war er schwach! Oder einfach noch immer hemmungslos in sie verschossen. Diese Gefühle, die er hatte, konnte man halt nicht einfach so abschalten...

„Ich hatte Angst, weißt du...“

„Ja, vor den Schwertern des Meisters hätte ich auch einen höllen Schiss! Das ist eine Wahnsinns Sammlung, die er sich da angeschafft hat!“

„Ich rede von unserer Hochzeit...“

Nun schwieg er. Scheiße, da sie das Thema so direkt ansprach schnürte sich ihm die Kehle zu, sodass er ihre Worte nicht mehr unterbinden konnte.

„Ich hatte einfach solche Angst, dass ich dir irgendwann nicht mehr genug bin. Dass mit uns vielleicht das Gleiche passiert, wie mit deinen Eltern... Und dann waren da meine Eltern, die dich nie akzeptiert haben und sie haben mich regelrecht in Sesshoumarus Arme geschubst und er hat mir zugehört...“

„Ich bin froh, dass deine Alten ins Gras gebissen haben!“, platzte es aus ihm heraus. Erschrocken sah sie ihn an. Aber dann normalisierte sich ihr Blick. Irgendwo hatte er ja recht. Und doch wurde ihr in diesem Moment etwas klar, dass er natürlich sofort aussprach: „Aber glaubst du echt, dass ich mich damit zufrieden gebe und nun alles wieder in Ordnung ist? Nichts rechtfertigt das, was du getan hast. Du hast mich praktisch vor dem Altar stehen lassen. Kannst du dir auch nur im Entferntesten vorstellen, was das in mir ausgelöst hat?“

Sie schüttelte den Kopf und sah wieder zu Boden. Nein, sie konnte es sich nicht vorstellen, aber sie wusste, wie die Zeit damals abgelaufen war... Viel hatte sie nicht mitbekommen, weil Sesshoumaru so einnehmend war, doch sie erinnerte sich noch gut an die Kämpfe, die damals schon ausgetragen wurden. Lee wurde ständig zusammen geschlagen und sie hatte das Gefühl, dass er es genau so wollte. Ständig lag er im Keller in seinem Zimmer und musste von Kiyoshi behandelt werden...

„Ich hätte ihn umbringen können, weil er zwischen uns stand. Ich weiß also genau, was er fühlte, als er selbes bei dir tun wollte. Du stehst da und hast das Gefühl, dass all deine Probleme ein Ende haben, wenn du dich dieser Person entledigst und in deiner kranken Fantasie stellst du dir vor, dass danach dein Eigentum in deine Arme sinkt und sich dir hingibt und für immer dir gehört, aber so ist es nicht, wie man bemerkt hat.“

Sie sank mit dem ganzen Oberkörper nach vorn und legte sich auf ihren Beinen ab.

Ihr wurde schlecht.

Seltsam, wie vielen Frauen in diesem Haus schlecht war... Ob irgendwas mit den Lebensmitteln nicht stimmte?

„Ich gebe zu, dass ich ihn anflehen wollte dir persönlich sagen zu dürfen, dass er nun das Gleiche mit dir tat, wie du mit mir.“

Sie legte beide Hände an ihre Augen – obwohl ihre Ohren die schlauere Wahl gewesen wären, weil sie nichts mehr hören wollte. Doch dann langte er wieder nach vorn und hob ihr Gesicht an, dass sie zu ihm sehen musste. Er wusste nicht, warum er es sagte, aber er tat es: „Aber als ich sah, wir schwer es dich traf, hätte ich ihn am liebsten dafür zusammen geschlagen.“

Sie zog die Augenbrauen gequält zusammen.

„Wirklich?“

Er sah sie nur einige Sekunden an und in dem Moment wurde ihm etwas klar. Er schüttelte den Kopf und sagte: „Was soll ich tun? Du bist und bleibst mein Eigentum, auch nach allem, was passiert ist.“

Überrascht sah sie ihn an, doch auch flehentlich, mit der Bitte in den Augen, dass er ihr bestätigte, dass er wirklich gerade die Wahrheit sagte.

Er zog die Hand zurück und sich selbst gleich mit, sah überall hin, nur nicht zu ihr.

„Ich weiß, dass du dir das nicht vorstellen kannst, weil eine Dämonin ganz anders empfindet, als ein Dämon, aber für uns gibt es kein zurück. Wenn wir unseren Deckel finden, dann kann passieren was will... Wir gehen ein, wenn wir unser Eigentum verlieren. Sie dir doch allein Sesshoumaru an“ - er gestikulierte großspurig in die Richtung, in der das Zimmer lag, in dem gemeinter Fürst sich gerade mit seinem Leibarzt unterhielt - „Und bei ihm ist es ausgerechnet ein Mensch, wo die noch mal ein ganz anderes Gefühlsraster haben als wir und...“

Weiter kam er nicht. Weit riss er die Augen auf, als er endlich das Gewicht auf seinem Schoß realisierte und die von den Tränen salzig schmeckenden Lippen auf seinen. Sofort war er wieder gefangen in seinen alten Gefühlen, die er so lange hinter einer dicken Betonwand zu verstecken versucht hatte.

Er umschlang Ihre Taille und drückt sie fest. Erleichtert sackte sie zusammen, ihre zittrige Brust rieb sich an seiner und sie schlang die Arme um seinen Nacken.

„Es tut mir alles so leid...“, flüsterte sie. „Ich … Du weiß schon ...“

„Nein“

Sie schloss die Augen.

„Lee...“

„Sag es!“

Sie schlug die Augen wieder auf und sah ihn verzweifelt an.

„Ich liebe dich, Lee... So sehr... Viel zu sehr... Bitte verzeih mir!“

„Mal sehen!“, knurrte er, mit einem süffisant zufriedenem Grinsen und warf sie rücklings auf die Couch.

„Was hast du da?“, fragte Kuraiko gut gelaunt, dass es Sarana schon fast weh tat, ihr diesen lichten Moment bald wieder nehmen zu müssen.

„Ein Video, meine Süße!“

„Oh, wir machen ein Filmabend?“, fragte sie und sah zu Riko, die zu ihr auf das Bett krabbelte, mit einem großen Teller Kiwi-Bananen-Brei, der ihr so gleich eingeflößt werden sollte.

„Ja, wir machen einen Mädelsabend.“, erklärte Sarana und fügte in Gedanken hinzu: „An dessen Ende hoffentlich eine große Versöhnung steht!“

Sie schwang sich auf der anderen Seite von Kuraiko auf das Bett und drückte auf Play.

Das Bild im Fernseher wackelte unbeholfen und dann blieb Kuraiko wortwörtlich der Bissen im Halse stecken.

„Zum Geburtstag viel Glück, zum Geburtstag viel Glück...“, sang ein Kinderchor mit einigen wenigen Erwachsenenstimmen. In der Mitte allen Geschehens ihre ältere Schwester mit einem großen Partyhut auf dem Kopf.

Sie lacht ein lückenvolles Lachen und am Ende des Liedes applaudierten alle Anwesenden und Riko – die auf dem Band genauso wunderschön aussah wie heute – trug eine riesige, Torte heran, deren Kerzenanzahl definitiv nicht dem Alter des Geburtstagskindes entsprach. Es schienen hunderte zu sein!

„Was soll das?“, fragte Kuraiko matt.

„Erinnerungen, meine Süße...“, meinte Sarana und packte die Fernbedienung so weit weg wie es nur ging, damit Kuraiko gar nicht erst auf die Idee kommen konnte, das Ganze zu beenden.

Sie sah Mitsuko dabei zu, wie sie mit groß aufgeplusterten Wangen die Kerzen wegzublasen versuchte. Beinahe alle traf sie, bei den letzten half ihr Vater.

Dann klatschte wieder alles begeistert in die Hände, als hätte sie gerade die Fußballweltmeisterschaft im Alleingang gewonnen.

„Boa, die Torte ist aber riesig!“, verkündete eine laute Frauenstimme, sodass man sicher sein konnte, dass die Kammera von der Besitzerin geführt wurde.

„Die hab ich ausgesucht!“, rief ein Junge und das Bild schwang herab. Kenshin sah breit grinsend hinauf in die Linse.

„Das hast du ganz toll gemacht!“, lobte die Frau.

„Nicht wahr?“, sein Vater überschlug sich beinahe vor Stolz. „Na los, wer möchte das erste Stück?“

Alle Kinderarme reckten sich in die Luft. Da fiel Kuraiko ein kleines Würmchen in dicken Windeln und mit einem viel zu kurzen Kleidchen auf, das auf das Geschehen zuwatschelte.

„Das bin doch ich, oder?“, fragte sie leise und Sarana neben ihr nickte und lege ihr einen Arm um die Schulter. Sie grinste selig, wenn auch sicher nicht wegen dem, was geschehen würde. „Du warst damals etwa eineinhalb Jahre alt und konntest gerade laufen. Und du bist gerannt und gerannt!“

Die beiden Frauen lachten.

„Ja, jetzt wo du es sagst, am niedlichsten waren immer die viel zu großen Windeln, die hin und her geschlackert sind.“, amüsierte sich nun auch Riko. Doch sofort bekamen sich die beiden wieder ein. Denn sie wussten, was an diesem Tag folgen würde...

Die kleine Kuraiko wackelte mit steifen Beinen auf die Festgesellschaft zu. Das Erste, das man sich fragte, war: Wo war ihr Platz? Die ganze Tafel war so schwer besetzt, dass nicht mal eine Maus daran platz gehabt hätte! Kuraiko wusste sofort, warum dem so war: Sie war gar nicht zu der Feier ihrer Schwester eingeladen gewesen.

Sie rannte auf ihren Vater zu und zwängte sich durch einige Kinder durch, die ihr erschrocken platz machten – keiner wollte das kleine, zarte Wesen verletzen – doch ihr Vater war wenig begeistert von ihrem Anblick.

Er verzog nur das Gesicht, seine gute Laune verschwand und er versucht sich voll und ganz auf das Essen zu konzentrieren, als würde ein unliebsamer Köter zum Tisch kommen und betteln.

Kuraiko stiegen die ersten Tränen in die Augen.

Dann stand ihr Bruder auf der Matte, hob sie schnell von hinten hoch, drehte sich mit ihr herum und setzte sie mit Blick zum Haus wieder auf dem Boden ab, nur um ihren Platz an der Seite des Vaters zu bekommen und damit das nächst Stück Kuchen, das ihm von einem nun wieder fröhlichen Vater gereicht wurde.

„Oh nein...“, entfuhr es Kuraiko und sie zog die Beine an, umklammerte den Teller auf ihrem Schoß fester. Sie konnte nicht mehr hinsehen, aber es war wie ein Autounfall: Man sollte es nicht beobachten, tat es aber doch.

Es kam wie es kommen musst, Mini-Kuraiko schrie hysterisch, doch als sie keiner beachtete rannte sie um ihren Vater herum und versuchte es von der anderen Seite.

„Für dich gibt es kein Kuchen!“, meinte Mitsuko nur und schob sie weg, ohne von ihrem Stuhl aufzustehen. Man konnte ihr zu Gute halten, dass sie es vielleicht nur sagte, weil sie noch zu klein war, doch das Bild, wie die kleine Schwester davon stolperte und dann auf allen Vieren im Rasen landete, war erschreckend grausam.

„Was zum...“, murmelte auch die Frau verständnislos und nahm das Mädchen voll ins Visier.

Ratlos und mit schmollend verzogener Unterlippe rollte sich die Kleine auf den Hintern und begann hemmungslos zu schreien und zu weinen.

Wie konnte man sie nur so vergessen haben?

Kuraiko konnte nicht mehr. Sie schloss die Augen und heulte mit ihrem früheren ich mit.

Die Frau mit der Kamera kam sofort auf sie zu gestolpert – ganz Mutter eben.

„Yokokume, willst du dich nicht um deine Jüngste kümmern?“, fragte sie entsetzt und ließ einfach achtlos die Kamera auf den Boden sinken. Ein Junge grölte im Hintergrund und gleich darauf bewegte sich das Bild wieder.

„Lass sie sitze, um sie kümmert sich gleich einer.“

„Aber Yokokume“

„Sarana!“, brüllte der nur als Antwort und kurz darauf – der Junge mit der Kamera versuchte noch den Dreh heraus zu bekommen und schwenkte die Kamera hin und her – rannte Sarana durch das Bild, hechte auf ihre kleine Kuraiko zu und nahm sie schon hoch. Die Frau, die alles bis eben noch gefilmt hatte, sah ihr fassungslos dabei zu.

„Bring das Balg hier weg!“, bellte Kuraikos Vater und dann hielt das Bild an, als Sarana gerade davon eilte, gefolgt von einem Schadenfrohen „haha“ des neuen Kameramanns.

„Und wenn dir das nicht reicht, meine Süße, dann hab ich hier noch diesen netten Ausschnitt für dich.“

Sarana spulte ein wenig herum. Allem Anschein nach hatte sie den Datenträger extra für diesen lauschigen Filmeabend zusammengeschnitten, denn als nächstes folgte eine Szene, die allem Anschein nach erst kurz nach ihrer Geburt aufgenommen wurde, oder vielleicht auch erst Tage danach, denn Ihr Geburtstag war ein Mittwoch gewesen und die Showkämpfe fanden seit eh und je Samstags statt.

Sie erkannte die alte Arena, als sie noch nicht saniert gewesen war, und das Gesicht einer bildhübschen, lächelnden Frau auf der Leinwand.

Mitten im Ring standen ihr Vater, Kenshin und Mitsuko. Doch von ihr war natürlich nichts zu sehen.

„Meine süßen Kinder, Kenshin und Mitsuko, und ich, wir betrauern den Tod eines geliebten Menschen, Mutter und Ehefrau.“

Das war vermutlich die einzige Szene, in der er jemals bei den Dreharbeiten gesprochen hatte, denn sonst war seine Rolle der stumme, eiskalte, beherrschte Mann.

Doch was auch immer er sagte, nicht einmal erwähnte er die Geburt einer weiteren Tochter, geschweige denn ihren Namen. Auch nicht, als einer der Ringsprecher sein Beileid und das der gesamten Belegschaft bekundete und dabei erwähnte, dass sie hochschwanger verstorben war und dadurch sein Leid ja doppelt so hoch war, weil das Kind mit von ihm gegangen war, korrigierte er die Leute.

Als Kuraiko dann endlich vollends zu weinen begann schaltete Sarana das Gerät aus.

Schweigend drückten sie und Riko sich an sie, um ihr den Kopf zu streicheln und zu beruhigen.

„Warum musstest du mir das zeigen?“, brachte sie nach schier endlosen Minuten hervor.

„Um dir eine wichtige Frage zu stellen: Sind deine Geschwister all den Kummer mit Sesshoumaru wert?“

„Sie sind meine Geschwister!“

Sarana seufzte und sah sie mitfühlend an.

„Wirklich? Benehmen sich Geschwister so gegenüber ihrer kleinen Schwester? Sie sollten sie beschützen, nicht missachten...“

Sofort schluchzte Kuraiko wieder los.

Irgendwo hatte sie ja recht. Und eigentlich hatte sie ja noch nicht mal bei der Beerdigungen getrauert, wie es sich gehört hätte, aber: „Er hat sie getötet!“

„Aber doch nur, weil sie ihm nichts bedeutet haben.“, meinte Riko von der Seite.

„Aber er hat einen Mord begangen! Mehr als einen!“

„Das hat jeder Dämon schon einmal.“, erklärte Sarana leise. „Auch ich habe schon... ich weiß gar nicht wie viele es waren, aber viele... Ich habe viele Leute umgebracht.“

„Ich habe auch schon jemanden getötet. Gut, einer war ein Versehen... Ein Autounfall, aber ich habe vor einigen Jahren im Auftrag deines Vaters einen Konkurrenten erledigt.“, erklärte Riko.

Kuraiko sagte irgendetwas unverständliches in ihrem Geheule, doch die beiden Frauen wollte sie trotzdem nicht loslassen.

„Möchtest du dich nicht wieder mit Sesshoumaru vertragen?“, flüsterte Sarana.

„Jaa“, heulte Kuraiko und nachdem sie ein paar mal nach Luft geschnappt hatte bewegte sie sich endlich, um vom Bett hinunter zu steigen.

Wie in Trance ließ sie sich den Morgenmantel von Riko umlegen und lief bereits los, obwohl Sarana ihn noch gar nicht zugeschnürt hatte.

Sie schwebte die Treppe hinunter, vorbei an einigen Bediensteten, die ihr nur interessiert hinterher sahen – denn keinem war die Abwesenheit des Fürsten entgangen und sein Schmerz, wegen der Trennung von der Herrin. Sie erreichte den Salon und musste lächeln, als Lee erschrocken mit nacktem Oberkörper über die Couchlehne sah. Unter ihm streckte Nanashi den Kopf hoch.

„Was auch immer ich für Euch unterschreiben muss, ich tue es.“, verkündete Kuraiko, als sie plötzlich unendliche Wärme durchfloss.

Sie sollte wohl mal einen Seelenklämpner besuchen, bei den ständigen Stimmungsschwankungen, die sie momentan hatte.

Berauscht von all dem Glück sauste sie weiter, durch die weit geöffneten Türen, bis hin zu der Letzten, von der sie wusste, dass dahinter Sesshoumaru zu finden war.

Sie atmete tief ein und drückte voller Eifer die Klinken hinunter... als der Mut sie wieder verließ. Der Adrenalinstoß war viel zu schnell verebbt und doch stand sie gleich darauf vor Sesshoumaru und Kiyoshi, die sich zeitgleich von den Sitzgelegenheiten erhoben.

Da war sie wieder, die Angst, und ihre Kehle schnürte sich zu. Ihr Herz setzte aus.

„Kuraiko...“, hauchte Sesshoumaru ungläubig und dann kam er auf sie zu. Er wollte sie umarmen, einfach an sich drücken und nie wieder loslassen... Doch ihre roten Augen sagten ihm, dass sie geweint hatte und eigentlich wollte er lieber nicht wissen, was sie sich nun für ihn ausgedacht hatte... Würde sie ihn verkaufen?

So fiel er einfach nur auf die Knie und senkte ergeben das Haupt.

„Meine Herrin.“, begrüßte er sie nun mit fachmännischer Stimme, zu der er sich mehr als nur zwingen musste.

Sie roch so gut, noch viel besser, als in seinen Erinnerungen...

„Sesshoumaru, ich...“, die Worte, dass es ihr leid tat, dass sie ihn zurück wollte und ihn wieder bei sich haben, blieben ihr im Hals stecken. Irgendwie war es doch nicht so einfach, über den Mord hinweg zu sehen, auch wenn ihre Mutter – und das war Sarana jetzt ein für alle mal ganz unumstößlich – ihr vor Augen gehalten hatte, warum er gar nicht ihre Familie getötet hatte, sondern irgendwelche Fremden, mit denen sie rein zufällig Blutsverwandt war, die sie aber sonst nicht kannte.

Sie schluckte.

Irgendwas musste sie sagen, also sagte sie das erste, was ihr in den Sinn kam.

„Sesshoumaru, ich hebe das Verbot auf, dass du dich nicht in meiner Gegenwart aufhalten darfst.“

Überrascht sah er sie an.

„Ich darf zu Euch zurückkehren?“

„Nicht in mein Bett!“, die Antwort kam so schnell, dass Kiyoshi überrascht die Augenbrauen hoch zog.

„Das reicht mir“, flüsterte Sesshoumaru und er glaubte es tatsächlich.

Kuraiko nickte, sah noch einmal zu dem Arzt und dann zu Sarana, dann wollte sie wieder kehrt machen, doch Sesshoumaru hielt sie erneut auf.

„Meine Herrin“, begann er. „Ich wollte schon seit Tagen mit Euch reden, bezüglich des dritten Fürsten für die Freilassung.“

Sie sah ihn nur schweigend an, also redete er weiter, viel zu knapp für seinen Geschmack. Er wollte mehr mit ihr reden, aber mehr fiel ihm nicht ein...

„Vergangenen Samstag verlor ich absichtlich. Ich habe mit Mikail einen Plan geschmiedet. Wir gaukeln Rostislaw vor, dass Mikail stärker ist als ich. Ihr müsst ihn nur zu einem Match herausfordern und mich als Preis einsetzen. Er wird das Gleiche mit Mikail tun. Ich werde gewinnen und ihr lasst uns frei.“

Kuraiko sah ihn an.

„Ich denke darüber nach.“, sie wollte sich auf die Zunge beißen, so geschockt, wie Sarana und Riko dreinblickten – denn sie hatte ihre Hilfe immerhin zugesichert – und auch Sesshoumarus Körperspannung erschlaffte.

Würde sie sie nun doch nicht befreien?



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