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Frozen Heart

von

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Kapitel 3 - Sensed

Kapitel 3 – Sensed

»Jack?« Zögerlich kam sein Name über meine Lippen. Ich sah mich um. »Du bist hier… nicht wahr?« Ja, dieses Lachen würde ich überall wiedererkennen. Es war einfach… wundervoll.

»Ja, ich bin da.« Da war wieder seine Stimme. Ich schloss meine Augen.

»Also war es doch kein Traum.« Ich spürte einen leichten Windhauch.

»Natürlich nicht.« Ich sah zur großen Tür, ging zu dieser und schloss sie. Es sollte mich niemand für verrückt halten, wenn sie sahen, dass ich mit mir selbst redete. Einen Moment lang stand ich noch einfach da, ehe ich mich wieder umdrehte und meine Augen durch den Raum huschten.

»Wo bist du?« Ich streckte meine Hand aus und ging einen Schritt nach vorne.

»Hier.« Eine kalte Hand umschloss meine. Ich seufzte leise und sah zu Boden.

»Wenn das jemand sehen würde, würde derjenige mich für verrückt erklären. Immerhin rede ich mit einer unsichtbaren Person.« Ich lachte leise und sah wieder auf. »Warum bist du unsichtbar?« Eine Schneeflocke erschien aus dem Nichts, tanzte vor meiner Nase und schwebte um meinen Kopf herum.

»Kaum ein Mensch kann mich sehen. Es gibt nur wenige Kinder, die an mich glauben.« Ich konnte aus seiner Stimme hören, dass ihn das traurig stimmte. Ich legte meinen Kopf leicht schief. »Normalerweise laufen die Menschen einfach durch mich hindurch und können mich nicht wahrnehmen.« Ich biss mir auf die Unterlippe, schluckte und trat noch einen Schritt näher an ihn heran. Dann hob ich meine andere Hand an und suchte seine Schulter, wo ich meine Hand kurz ablegte. Ich schloss meine Augen und ließ meine Hand weiter nach oben wandern. Ich ließ sie über seinen Hals und dann seine Wange gleiten, an der ich dann verharrte. Ich versuchte mir vorzustellen, wie sein Gesicht aussehen könnte.

»Ich glaube… du hast blaue Augen. Eisblau.« An meiner Hand spürte ich, wie er seinen Mund zu einem Lächeln verzog.

»Das ist richtig.« Meine Hand wanderte ein Stück weiter nach oben und ich konnte seinen Haaransatz spüren.

»Welche Haarfarbe hast du?«

»Weiß.« Ich lächelte.

»Das war in der engeren Auswahl. Das und blond.« Ich ließ meine Hand wieder zurück auf seine Schulter sinken. »Du bist kalt… aber gleichzeitig strahlst du auch eine unbeschreibliche Wärme aus.« Ich öffnete wieder meine Augen und sah ihm ins Gesicht. »Wie bist du zum Hüter geworden? Wird man dazu geboren?« Er spannte sich an.

»Nein, man wird auserwählt.«

»Von wem?«

»Vom Mond.« Er seufzte leise. »Ich hatte eine kleine Schwester und… wir waren Schlittschuhlaufen. Aber das Eis war noch zu dünn und… Sie wäre eingebrochen. Aber statt ihrer bin ich eingebrochen.«

»Du hast sie gerettet…«

»Und dafür ein verdammtes unsterbliches Leben erhalten.« Er ließ meine Hand los. »Es ist schon toll… aber auch nur, wenn man gesehen wird. Ansonsten kann es mit der Zeit richtig einsam werden.« Er entfernte sich von mir. Auf einmal fühlte es sich wieder so verdammt kalt an.

»Jack… wo bist du?« Ich sah mich schon beinahe verzweifelt um und ging einige Schritte bis zur Mitte des Raumes. Ich atmete tief durch und schloss meine Augen. Wenn ich ganz genau hinhörte, konnte ich seinen Atem bestimmt wieder hören. Immer noch mit geschlossenen Augen drehte ich mich nach links und ging einige Meter, bis ich wieder stehen blieb und erneut hinhörte. Weiterhin blind setzte ich mich wieder in Bewegung, ging etwas schneller, streckte meine Hand aus und bekam seinen Pullover zu fassen.

»Du hast mich gefunden.« Sein leises Lachen ertönte. Ich seufzte erleichtert auf und öffnete wieder meine Augen.

»Ich…« Ich suchte nach Worten. »Ich… danke, Jack Frost. Dafür, dass du immer auf mich aufpasst.« Ich lächelte ihn an und konnte seine Hand für den Bruchteil einer Sekunde auf meiner Wange spüren.

»Du solltest noch etwas schlafen, Eisprinzessin.« Sein Finger tippte gegen meine Stirn. Nach diesen Worten fühlte ich erst, wie müde ich eigentlich noch war. Ich nickte.

»Ja, das sollte ich tun…« Ich legte meine Hände auf seine Schultern, schluckte und drückte mich dann an ihn. Am Anfang war es kalt, doch nach kürzester Zeit spürte ich wieder diese wunderbare Wärme von ihm ausgehen. Unsicher legte er seine Hände um mich. Ich konnte seinen Atem hören und in meinem Nacken spüren. Meine rechte Hand legte ich in seinen Nacken, während ich die andere auf seiner Schulter verweilen ließ.

»Elsa?« Ich schüttelte den Kopf.

»Lass mich nur einen Moment… lass mich es versuchen zu glauben, dass ich nicht verrückt bin.« Behutsam strich er mir über den Rücken.

»Dann glaube an mich… dann wirst du mich auch sehen können.«

»Ich weiß, aber… das ist alles so unrealistisch und… keine Ahnung. Ich wehre mich wohl noch irgendwie dagegen an dich zu glauben. Aber ich würde gerne…« Er strich mir vorsichtig durchs Haar. Ich lehnte mich etwas zurück suchte wieder nach seinen Augen. Langsam legte ich meine Hand an seine Wange. Was sollte ich tun? Ich wollte ihn endlich sehen. Wollte endlich wissen, wer es war, der immer bei mir war und mich beschützte. Der mir das Leben gerettet hatte…

Mit klopfendem Herzen senkte ich meine Lider und zog ihn ein Stück näher zu mir. Vielleicht könnte ich ihn dann sehen… vielleicht auch nicht, wer weiß. Auf den Versuch kam es an. Meine andere Hand rutschte auf seine Brust und ich konnte spüren, wie sein Herz schlug.

Er war es, der den letzten Abstand überwand und ehe ich mich versah, spürte ich seine Lippen auf meinen. Sie waren so schön warm und weich, ich hatte es mir ganz anders vorgestellt. Mein Herz klopfte bis zum Hals und ich hielt den Atem an. Die Sekunden verstrichen und langsam löste ich mich wieder von ihm. Als nächstes kam in mir ein sehr bekanntes Gefühl wieder hoch.

Angst.

Ich hatte Angst davor, wenn ich nun meine Augen öffnen würde, dass ich ihn immer noch nicht sehen könnte. Was würde gleich passieren? Ich schluckte und traute mich einfach nicht. Ich zählte in meinem Kopf von zehn herunter.

10… 9… 8…

Ich wollte ihn endlich sehen!

7… 6… 5…

Aber was wäre, wenn ich ihn nicht sehen würde?

4… 3… 2…

Warum… warum kann ich ihn nicht sehen?!

1… 0…

Ich öffnete meine Augen. Stille umgab uns, wie so oft.

»Jack…« Sein Blick lag auf mir. Seine schneeweißen Haare glänzten im Licht des Kronleuchters. Und seine eisblauen Augen sahen direkt in meine. Ich sah auf meine Hand, die immer noch an seinem blauen Kapuzenpullover verweilte. Dieser war teilweile mit einer dünnen Eisschicht bedeckt. Ich sah auf den Boden. Neben ihm lag ein großer Holzstab. Ich blickte wieder auf und lächelte.

»Genau so hab ich mir dich vorgestellt…« Überrascht sah er mich an.

»Das heißt, du… du kannst mich sehen?« Langsam nickte ich. Seine Augen begannen zu strahlen. Bevor ich etwas dagegen tun konnte, schnappte er sich seinen Stab, schlag seinen Arm um meine Hüfte und nur einen Augenaufschlag später fand ich mich meterhoch in der Luft. Erschrocken hielt ich mich an seinem Pullover fest.

»Was…«

»Es wird Zeit für ein wenig Spaß!« Er flog zum Fenster, öffnete es und flog mit mir nach draußen in einen kleinen Schneesturm.

»Jack! Was wird das?« Er grinste mich bloß an und landete schließlich mit mir auf einer großen freien Wiese, bedeckt mit Schnee. Er ließ mich los und nahm ein paar Schritte Abstand. Ich sah mich um und wusste immer noch nicht so recht, was das werden sollte. Bevor ich meinen Blick wieder auf ihn richten konnte, erwischte mich ein Schneeball am Kopf. Erschrocken sah ich zu ihm. Jack stand einige Meter von mir entfernt, in seiner Hand ein Schneeball.

»Na warte!« In weniger als einer Sekunde erschuf ich einen Schneeball und warf ihn in seine Richtung. Doch er konnte ausweichen und schmiss den nächsten Schneeball auf mich. Bevor dieser mich erreichen konnte, erschuf ich eine Wand aus Eis vor mir, die mich beschützte. Als der Schneeball daran abprallte, ließ ich sie wieder verschwinden, beugte mich nach unten, nahm etwas Schnee und formte den nächsten Ball. Jack lachte und wich auch diesem aus. Sein Lachen war ansteckend, weshalb ich auch damit begann. Ich lief nach links los und feuerte immer wieder einen Schneeball auf ihn ab, denen er entweder geschickt auswich oder abfing.

Die Schneeballschlacht dauerte noch eine Zeit lang, doch irgendwann konnte ich einfach nicht mehr und ließ mich neben Jack in den Schnee fallen. Mein Atem ging schnell, genauso wie seiner. Ich sah zu ihm und gleichzeitig begannen wir zu lachen. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so wohl und ausgelassen gefühlt.

»Danke«, sagte ich leise zu ihm. »Für den Spaß.« Er gab mir keine Antwort, lächelte mich aber liebevoll an. Ich blickte wieder in den Himmel, wo sich die Wolken langsam verzogen und einen Sternenhimmel preisgaben. Wann war es denn dunkel geworden? Ich legte meinen Kopf wieder zur Seite und betrachtete Jack. Dieser sah mich ebenfalls an.

»15 Jahre hat es nun gebraucht, bis du mich sehen konntest.« Sein Blick glitt wieder in den Himmel. »Was muss ich nur für eine Geduld haben…« Ich setzte mich auf, wand aber den Blick nicht ab.

»Ich… das tut mir Leid, also ich-«

»Elsa.« Er setzte sich ebenfalls auf, sein Lächeln blieb. »Ich wusste, dass du mich eines Tages sehen würdest. So unterschiedlich sind wir ja nicht.« Er tippte den Schnee sanft mit einem Finger an. Dieser wurde binnen Sekunden zu Eis und formte sich zu einer Blume. Faszinierend sah ich dem Schauspiel zu. Ich war es eigentlich gewohnt, dass alles um mich herum zu Eis wurde, aber das hier war irgendwie anders. Weil es von jemand anderes kam. Jemand, der genauso war wie ich. Jemand, der ebenfalls Tag für Tag mit dieser Kälte in seinem Inneren auskommen musste.

»Wie hast du es geschafft, damit klarzukommen?«, fragte ich und betrachtete die Blume. »Mit dieser Kälte.«

»Wenn man sich einmal mit ihr angefreundet hat, ist sie nicht weiter schlimm. Sie kann zu einem treuen Begleiter werden. Immer wenn ich alleine war, war sie da… so wie ein Freund.« Wir sahen uns in die Augen und lächelten uns an. Dann verschwand mein Lächeln wieder.

»Wenn ich später einschlafe und dann wieder aufwache… werde ich dich dann nicht mehr sehen können?« Er lachte leise.

»Solang du an mich glaubst, wirst du mich immer sehen können. Und selbst wenn du mich nicht siehst… ich werde niemals weit weg sein.«



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