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Der Mann ohne Vergangenheit

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Der Empfang

Inu Yasha wartete in seinem Wohnzimmer auf seinen Lehrer, Sesshoumaru oder Tantei. Er hatte für sich beschlossen, ihn selbst in Gedanken nur Tantei zu nennen, um sich nicht zu versprechen. Seinen Vater würde die schiere Erwähnung des Namens seines verstorbenen Sohnes bedrücken, das wusste er. Und er war doch, wenn man vielleicht von dem alten Myouga absah, der Einzige, der ihn ihm nicht den mächtigen Fürsten, den siegreichen Feldherrn, sah, sondern auch einen unglücklichen Mann, der seine Gefühle nie zeigen durfte. Das war eigentlich der Hauptgrund, der ihn trotz allem hier im Schloss hielt. Ein zweiter war Kagome, aber das gab er sich kaum selbst zu. Er trug das rote, altmodische Gewand aus Feuerrattenhaar. Zum einen galt auch für ihn das ungeschriebene Gesetz bei Hofe nicht in moderner Kleidung zu erscheinen, zum anderen mochte er es gern.

Er stand am Fenster und blickte hinaus, wandte sich aber um als er die Tür hörte. Er hatte keinen Schritt vernommen. Hundedämonen konnten wirklich lautlos gehen: „Ah, Tantei. Fertig?“ Der trug, wie immer hier jetzt, das Gewand, das der Fürst ihm geschenkt hatte: weite, weiße Hosen, ein weißes Oberteil mit roten Stickereien an Kragen und an Schulter, ein weißes Seidenband, das in einer weiten Schleife um die Taille fiel. Der Fürstensohn stutzte plötzlich. Seit Tagen trug der das und jetzt erst fiel es ihm auf.

Sesshoumaru sah unwillkürlich an sich hinunter, ehe er zu dem Halbdämon blickte: „Stimmt etwas nicht?“ Er wollte sich nicht bei seinem ersten Empfang vor dem Fürsten kompromittieren, war allerdings diese Kleidung kaum gewohnt.

„Nein, passt alles. Es ist nur....mein Vater muss dich ziemlich achten.“

„Weil er mir Kleidung gab? Er sagte, das mache er öfter, wenn einer hier arbeiten soll und keine Seidenkleidung besitzt.“

„Ja, schon. Aber dann meist in anderen Farben. Rot und weiß sind unsere ...nun ja, seine Hausfarben. Das dürfen nur Familienmitglieder tragen oder Leute, die...naja...“ Inu Yasha überlegte seine Formulierung: „Die es verdient haben. Die tragen die weiße Schleife, Familienmitglieder farbige. Wenn sie Dämonen sind, klar. Vielleicht, weil du mein Lehrer wurdest? Ich hatte ja nicht gerade viele Dämonen als Lehrer.“

„Keine.“ Sesshoumaru dachte kurz nach. Er sollte wirklich zusehen, dass er die beiden Aufträge erfüllte so rasch es ging. Wenn der Taishou ihn schon so schätzte, durfte er nicht versagen. Nicht nur, weil er dann auf künftige Aufträge hoffen konnte, sondern auch...wozu es leugnen. Der Alpha hatte ihn aufgenommen, jetzt musste er sich beweisen – oder er würde erneut draußen stehen.

„Auch wieder wahr. Gehen wir.“

„Du führst. Ich kenne den Weg nicht.“

Der Halbdämon grinste: „Für den Fall, dass du das für ein tolles Zugeständnis hältst: du bist mein Lehrer, nach dem Hofprotokoll einen Schritt hinter mir.“

„Noch so eine Bemerkung und morgen wirst du nach dem Training einen Heiler benötigen.“

Das war keine Drohung, eher eine Ansage, und der Schüler nickte: „Schon klar, Herr Lehrer. Also, komm.“
 

Als der Türsteher Inu Yasha und seinen Lehrer ankündigte, herrschte in dem gut gefüllten Saal kurz Schweigen. Es war nicht sonderlich häufig, dass der Fürst seinem Bastard erlaubte hier zu erscheinen. Die Verwunderung der Menschen und Dämonen im Raum stieg, als sie entdeckten, dass der ominöse Lehrer eindeutig ein reinblütiger Hundedämon war. Wie der wohl zu diesem Amt, das alles andere als eine Würde bedeutete, gekommen war? Einige Dämonen erkannten dann die Hausfarben des Fürsten und nach wenigen Minuten schon hatte sich der Saal darauf geeinigt, dass es sich um einen entfernten jungen Verwandten handeln musste, der sich mutmaßlich die Gunst des Fürsten erst verdienen musste. Damit schwand auch die Neugier auf den Unbekannten.

„Ah, Tantei,“ sagte jemand und da der Angesprochene ihn nicht sehen konnte, vermutete er zu Recht, dass derjenige auf seiner Schulter saß.

„Myouga,“ murmelte er.

„Naraku ist der Mann in blau, mit den langen schwarzen Haaren, am Fenster. Er unterhält sich soeben mit einem Dämon in rot, das ist ebenfalls ein Berater, Karasu. Ich vermute jedoch, er wird noch zu Inu Yasha kommen, also brauchen Sie sich ihm nicht nähern.“ Der Flohgeist verschwand ebenso lautlos wie er gekommen war.

Der Hundedämon sah seitwärts und erkannte mit gewisser Befriedigung, dass Inu Yasha den kurzen Besuch bemerkt hatte. Nein, dumm war der Junge wirklich nicht. Und trotz allem ein loyaler Sohn zu seinem Vater. Einige Leute im Saal begrüßten den Halbdämon auch, manche mit derart falscher Freundlichkeit, dass Sesshoumaru dessen Disziplin fast erstaunte. Einige freundliche Worte, dann gingen sie auch schon. Kein Wunder, dass Inu Yasha derartige Empfänge nicht schätzte.

Der Fürstensohn neigte eilig den Kopf und Sesshoumaru folgte dem Beispiel, als sie den Hausherrn vor sich erkannten.

„Mein Sohn, Tantei....ich hoffe, euch gefällt das bunte Treiben hier. Seht euch nur ein wenig um.“

„Danke für die Einladung, mein Herr und Vater,“ erwiderte der Halbdämon gesittet, wenngleich ein wenig überrascht, dass der Fürst auch Tantei geduzt hatte. Was lief da zwischen den Beiden?

Aber als er sich mit einem fragenden Blick an seinen Lehrer wenden wollte, begegnete er demselben. Anscheinend war es auch Tantei aufgefallen – aber der hatte ebenfalls keine Erklärung. Sie konnten nicht wissen, dass der Fürst die Gerüchte im Saal, Tantei sei ein entfernter Verwandter, bereits gehört hatte – und sich das zunutze machen wollte. Der Ermittler sollte Naraku überprüfen. Umso besser, wenn der an Familie und nicht an einen Auftrag dachte.
 

Keine zehn Minuten später trafen sie Naraku, der den Kopf ein bisschen vor dem Fürstensohn neigte, sichtlich der Höflichkeit zuliebe, weniger aus Achtung. Er musterte allerdings den Hundedämon neben dem genau, als er sagte: „Welch eine freudige Überraschung, Inu Yasha-sama. Sie sind ja so selten hier zu sehen. Ihre Schulungen nehmen Sie wohl sehr in Anspruch.“

„Auch dieses.“ Der Halbdämon musste sich zwingen freundlich zu bleiben. Das hier war ein Mann ohne Vergangenheit und sie wollten das Rätsel schon für Tantei lüften, der dies ja ebenfalls war. „Darf ich bekannt machen: Berater Naraku, mein Schwertkampflehrer Tantei.“

„Schwertkampf, natürlich.“ Der Berater lächelte: „Es gibt kaum bessere Fechter als Hundedämonen.“

Ein Kompliment, nichtssagend und höflich, dachte Sesshoumaru. Der Dämon vor ihm wirkte wie ein Mensch Mitte Zwanzig,. Wie war es möglich, dass der bereits einen vierhundert Jahre alten Sohn hatte, den man nach menschlichen Maßstäben auf neunzehn, zwanzig setzen müsste? War Hakudoshi adoptiert worden? Und logischerweise dann auch Kagura? Rin sollte sich einmal die Unterlagen des Jugendamtes ansehen. Aber er musste wohl antworten: „Das ist in der Tat der Fall.“

„Der Fürst weiß stets, wie er wen einzusetzen hat,“ meinte Naraku: „Und er findet selbst für...entfernte Verwandte eine passende Betätigung, nicht wahr?“

Dachten sie das von ihm? Das lag sicher an der Farbkombination, die ja Inu Yasha zuvor erwähnt hatte. Und er war plötzlich sicher, dass der Taishou bereits daran gedacht hatte, als er sie ihm zukommen ließ. Ein raffinierter alter Hund. „Oyakata-sama weiß es, da gebe ich Ihnen Recht, Berater.“

„Ihr ältester Sohn, Hakudoshi, ist doch auch schon mit der Schule fertig,“ meinte Inu Yasha: „Studiert er?“

„Das hat er ebenfalls schon hinter sich. Er arbeitet sich gerade in meine Firma ein, Inu Yasha-sama.“ Naraku lächelte gewinnend: „Ich bin entzückt, dass Sie sich den Namen meines Sohnes merkten.“

Der Halbdämon hatte etwas, das man eine Eingebung nennen konnte: „Es hat durchaus seine Vorteile, wenn man in die Firma seines Vaters einsteigen kann. Mir ist dieser Weg ja verwehrt...ich muss mir einen Arbeitgeber erst suchen.“

„Sollte ich das als Bewerbung ansehen, Inu Yasha-sama?“ Der Berater schien amüsiert: „Warum nicht....man müsste sehen. Natürlich müsste ich auch mit Hakudoshi reden und mit dem Fürsten. Aber es wäre tatsächlich eine überaus interessante Möglichkeit.“

Drei Sätze später wandte er sich einem anderen Gast zu und Sesshoumaru fand eine ruhige Ecke, um seinen Schützling zu fragen: „Bist du von allen Geistern verlassen? Du willst für den arbeiten?“

„Keh! Natürlich nicht. Aber gut, wenn er das denkt, oder? Ich meine, er denkt dann, das ich von ihm abhängig bin. Und er über mich eher an Vater herankommt.“

„Entweder es war eine geniale Idee oder sie hat alles ruiniert.“

„Ich bin für genial. - Übrigens: du wirst seit geraumer Zeit angestarrt. Und, wenn ich mich nicht irre, ist das Kagura, Narakus Tochter.“

Sesshoumaru drehte sich abrupt um – und ertappte die junge Dame, die sich jedoch eilig abwandte. Sie hatte die schwarzen Haare ihres Vaters, hochgesteckt. Warum besaßen ihre drei Geschwister eigentlich weiße? War deren Mutter eine Hundedämonin? Ihre Ohrringe besaßen das gleiche Rot wie ihre Augen. Wie gefordert trug sie einen Kimono, dazu sogar einen Fächer. Ob man über sie an Naraku herankommen könnte? So, wie es Kagome mit Hakudoshi getan hatte? Viele Fragen. Und, er gab zu, dass er sich selten bis nie an eine Frau oder ein Mädchen herangemacht hatte. Das lag ihm nicht, selbst bei Aufträgen.

Er wurde abgelenkt, denn ein Gong ertönte und es trat augenblicklich Schweigen ein. Alle Menschen und Dämonen wandten sich dem Fürsten zu, der sich nachlässig auf einen Hocker gesetzt hatte:

„Meine lieben Gäste, ich wünsche Ihnen allen einen angenehmen Abend. Ich vermute doch, dass wir uns in acht Wochen wiedersehen, denn ich möchte Sie alle heute bereits zu einem dann geplanten Staatsakt einladen. Wie Ihnen sicher allen bekannt ist, bin ich augenblicklich ohne erbberechtigten Nachfolger....“

Inu Yasha schloss kurz die Augen, als er alle Blicke sofort auf sich spürte. Es stimmte. Aber es schmerzte dennoch. Ein wenig überrascht fühlte er dämonische Energie nahe bei sich, hinter sich und wusste, dass Sesshoumaru ihn etwas von dem Interesse abschirmte. Nie zuvor war ein Dämon, wenn man von seinem Vater absah, so zu ihm gewesen. Er atmete durch und richtete sich auf, schaffte sogar ein etwas spöttisches Lächeln, was wiederum die Neugierigen wieder zum Fürsten blicken ließ.

Er war tapfer, gestand Sesshoumaru dem Jungen zu. Vielleicht wäre diese Lehreraufgabe wirklich keiner Diskussion würdig gewesen – aber er sah die ihm nur zu wohl bekannte Einsamkeit in feindlicher Umgebung, den Mut, den Stolz, den er selbst aufgebracht hatte. Halbdämon hin oder her, Inu Yasha war ihm irgendwie ähnlich.

Der Inu no Taishou fuhr langsam fort: „Aber bei diesem Staatsakt in acht Wochen werden Sie alle meinen offiziellen Nachfolger kennenlernen.“ Sein Blick glitt über vier seiner Berater, die zusammenstanden: „Nun, Sie kennen ihn alle bereits, er ist heute hier anwesend. Genug davon. - Nehmen Sie sich Getränke, plaudern Sie ein wenig.....“

„Acht Wochen....“ hauchte Inu Yasha. Und mit etwas Pech wäre Naraku der Thronfolger.

Acht Wochen, dachte Sesshoumaru. Das hieß, dass ihn sein Auftraggeber unter Druck gesetzt hatte. Er musste bis dahin etwas für oder gegen Naraku gefunden haben. Zwei Monate. Das war ein Nichts an Zeit. Oder, wäre es gar möglich.....Ja. Das setzte nicht nur ihn unter Druck sondern auch die Berater, die hofften, der Nachfolger zu werden. Sicher war er an Naraku dran, aber ebenso bestimmt überwachte der Geheimdienst auch die Anderen. Das bedeutete, der Taishou spekulierte darauf, dass sich unfähige oder auch verräterische Berater nun offenbaren würden. Ein wirklich raffinierter, alter und erfahrener Hund. Er konnte ihm nicht einmal böse sein, dass er auch nur eine Figur in dem Spiel um die Macht war. Der Taishou spielte es seit Jahrhunderten siegreich – das war wohl die richtige Methode. Und er konnte, sollte, musste davon lernen.
 

Als die Beiden nach dem Empfang zurück in das Schlösschen kamen, wartete Kagome in der Vorhalle auf sie.

„Wie ging es?“

„Keh.“ Inu Yasha wich ihr weiträumig aus und verschwand in seinem Schlafzimmer.

So sah sie zu dem Hundedämon: „So schlimm?“

„Morgen. - Sage den Anderen sie sollen um acht hier sein.“

Damit ließ auch er sie stehen. Ein wenig zornig machte sie kurz die Runde zu Rin und Jaken, ehe sie zum Handy griff und Sango anrief.

„Was war denn los?“ fragte die Dämonenjägerin.

„Keine Ahnung. Beide wollen anscheinend im Moment noch nicht drüber reden. Ich rufe dich später noch mal an. Ich versuche drüben etwas zu erfahren.“

„Gut.“ Sango musste in der Tat keine zwanzig Minuten warten, ehe sie das Neueste wusste: „In acht Wochen? Das ist knapp. Ich meine, der Geheimdienst sucht sicher und so...“

„Nicht am Telefon!“ zischte Kagome, die sich wie im Krimi vorkam. Aber im Endeffekt war es genau das ja auch. Und auch noch hochpolitisch, denn wenn sie Naraku etwas nachweisen konnten würde der doch als Nachfolger nie in Betracht kommen. „Kommt einfach her. Und danach sehe ich mir das Training unseres...Schülers an.“

„Bist du sicher? Das wird bestimmt hart.“

„Ich nehme mich zusammen. Mensch ist was anderes.“

„Kagome, Liebes....du nimmst dir vor dich zusammenzunehmen. Bleib dabei.....Denk an Inu Yasha.“

„Ja, ich weiß.“ Sie durfte ihn nicht vor den Dämonenkriegern blamieren, ihn als schwach darstellen.

„Versprochen.“

„Gut, Dann bis morgen um acht. Ich werde es schnell noch Miroku sagen.“ Und dazu, aber das verschwieg sie Kagome, musste sie nur aufsehen. Sie hatte ihn nach dem ersten Anruf kommen lassen.
 

So trafen sich am folgenden Morgen die sechs Verschwörer, denn genau das waren sie, wusste doch der Fürst nichts von ihrer Zusammenarbeit.

Inu Yasha erzählte kurz von der Ankündigung eines Thronfolgers in acht Wochen, aber auch von seinem Angebot für Naraku zu arbeiten.

„Das war doch wohl nicht dein Ernst?“ erkundigte sich Kagome sofort: „Wenn er wirklich so eigentümlich, also gefährlich, ist....“

„Nein, aber vielleicht sucht er Kontakt zu mir, ich meine, ich will auch mal was Sinnvolles tun.“

„Naja....“ dehnte Sango, um dann nüchtern fortzufahren: „Da wir heute sowieso keine Stunde bei dir haben, werden dann Miroku und ich uns abwechselnd zu Naraku hinstellen, damit wir ihn oder auch die sieben Krieger verfolgen können. Sobald wir etwas wissen, rufen wir dich an.“

„Gut,“ sagte der Hundedämon nur, obwohl das nicht an ihn gerichtet gewesen war. „Rin, das Jugendamt.“

„Ich werde es überprüfen. Nur die ältesten Kinder?“ Das Mädchen klappte bereits den Laptop auf.

„Ja. - Jaken.“ Der Krötendämon wandte sich sofort aufmerksam um. „Geh ins Büro und nimm Geld. Und suche alles über Onigumo.“

„Bis wann?“ Der Ältere sprang bereits auf.

„Samstag.“

„Ja, Se..Tantei-sama.“

„Und wir üben, Inu Yasha.“

Der Halbdämon erhob sich mit einem nur inneren Seufzen. Er konnte sich ausmalen, was passieren würde. Hoffentlich brauchte er nicht wirklich einen Heiler anschließend. Aber er meinte nur: „Und du nimmst dir dann Kagura vor? Sie machte ganz den Eindruck auf dich zu stehen.“

Sesshoumaru stand ebenfalls auf: „Nein. Kagome und Hakudoshi.....Es könnte Naraku auffallen, wenn sich zwei deiner Lehrer um seine Kinder bemühen.“

„Ich gehe am Samstag Abend, übermorgen, mit Hakudoshi ins Kino,“ fiel es Kagome noch ein: „Ich werde versuchen etwas über die Vergangenheit herauszufinden, aber da es nicht auffallen soll ist es schwer.....“

„Hauptsache, du knutscht ihn nicht,“ meinte der Fürstensohn aus eigenem Interesse mehr ehrlich als diplomatisch.

Sie starrte ihn finster an, ehe sie nur sagte: „Ich hoffe Tantei schickt dich so richtig schön zu Boden.“

„Keine Sorge,“ gab er zu, da er erkannte, dass sie böse war: „Das wird er machen. He, warum immer gleich so sauer? Ich meine, Hakudoshi führt dich doch nicht ins Kino aus um den Film anzugucken, so habe ich das zumindest gehört.“

„Im Fernsehen gesehen,“ korrigierte Miroku: „Nimm nicht alles wörtlich. - Also, bis Samstag Abend, oder so.“
 

Auf dem Kampfplatz stellten sich der Halbdämon und sein Lehrer einander gegenüber und nahmen langsam ihre Schwerter zur Hand.

Ohne ein Wort zu verlieren griff Sesshoumaru an. Er war schnell und Inu Yasha hatte Mühe den Hieb mit seiner Klinge zu parieren. Noch ehe er auch nur einen Schritt zurückweichen konnte erfolgte der nächste Angriff. Das wurde hart, erkannte er. Das war praktisch ein echtes Duell, ein Kampf auf Leben und Tod. Aber er wusste auch, dass er lernen musste damit umzugehen. Wenn Vater eines Tages starb, würden auf ihn viele derartige Kämpfe warten. Nur hoffentlich gegen einen schwächeren Kontrahenten. Er musste sich schon anstrengen auch nur eine Verteidigung aufrecht zu halten. Zu einer Gegenwehr fand er keine Zeit.
 

Kagome, die zusah, aber entsprechend ihrer Zusage sich bemühte keinen Kommentar abzugeben, schluckte trotzdem. Das sah beängstigend aus. Manche Angriffe oder Verteidigungen konnte sie nicht einmal sehen, dazu war das Tempo zu hoch. Es waren keine Menschen, das sagte sie sich vor. Dennoch presste sie die Lippen zusammen, als Inu Yasha in hohem Bogen rückwärts flog und hart auf den Sand des Kampfplatzes prallte. Und Tantei setzte sofort nach.

Noch aus dem Liegen wehrte Inu Yasha allerdings die Attacke ab, rollte beiseite und stand wieder, keuchend, sichtlich ermüdet. Hoffentlich wusste sein Lehrer, wann Schluss zu sein hatte.
 

Verdammt, dachte der Fürstensohn nur, als Sesshoumaru wieder ein Stück zurückwich, offenbar eine neue Taktik wählend. Das sah nicht gut aus. Zu mehr als abwehren kam er nicht. Und das machte kaum einen guten Eindruck. Immerhin hatte er bislang standgehalten und seine Verletzungen waren nicht der Rede wert. Aber was kam nun? Wieder so ein Energieangriff über Tokejin? Unwillkürlich umklammerte er Tessaiga fester. Dagegen gab es kaum ein Mittel. Und würde verflixt wehtun.

Der Halbdämon wurde prompt von der nächsten Attacke überrascht. Hatte er eben noch mit einem Fernangriff gerechnet, so tauchte sein Lehrer knapp vor ihm auf und schlug nicht mit der Klinge sondern der freien Hand, mit der Faust, zu, gegen seine Stirn, seine Nase zielend. Inu Yasha taumelte zurück, spürte sofort einen festen Griff am Arm.

„Du verlässt den Kampfplatz erst, wenn ich es erlaube!“

Der Halbdämon fühlte sich freigegeben, noch immer verwirrt, zum Teil durch den heftigen Schlag, zum Teil durch das Brennen in den Augen. Er konnte nichts mehr sehen. Was war das? Und, was kam jetzt? Er wäre doch jedem Angriff wehrlos ausgeliefert....

Da war Tantei, dachte er plötzlich. Er konnte ihn nicht sehen, aber seine Energie spüren, ja, förmlich riechen. Er war offenbar hochgesprungen, in die Luft, die sich nun an seiner Macht rieb, ja, eine Lücke bildete. Tessaiga ruckte in seiner Hand und plötzlich war er sicher, was er tun musste.

Ohne weiter nachzudenken ließ er seine Klinge in den Spalt zwischen den Energien schlagen, die Wunde im Wind, seinen Gegner vollständig ignorierend.

Er hörte ein lautes Grollen, Kagome schreien - und dann nichts mehr.

Er rieb sich über die Augen und versuchte tränenblind etwas zu erkennen. Der Kampfplatz sah unbenutzbar aus. Metertiefe Spalten waren in ihn hineingefräst worden. Sein Kampflehrer stand ein gutes Stück abseits, Kagome im Arm, die er wohl mitgerissen hatte um sie zu schützen, die Klinge quer vor sie haltend. Die wertvolle rot-weiße Seidenkleidung war am linken Ärmel und der Brust vollkommen zerfetzt, tiefe, blutende Kratzer zogen sich über den Oberkörper und die Schulter, den linken Oberarm.

Sesshoumaru ließ das Menschenmädchen frei und kam langsam näher. „Nicht schlecht,“ gab er zu. Man sollte den Jungen mit diesem Schwert in der Hand eindeutig nicht provozieren. Das war einer der mächtigsten Angriffe gewesen, die er je gesehen hatte, Kämpfe von Gangchefs mit eingeschlossen. Und er war ihm nur um Haaresbreite entwischt. Wann hatte er zuletzt bei einem Kampf auch nur solche Blessuren abbekommen?

„Er hat die Windnarbe gefunden.“ Inu Yasha und seine beiden Lehrer wandten die Köpfe zu Toutousai. Der alte Schmied nickte: „Du bist gar kein solcher Amateur wie ich dachte. Das ging ja schnell.“

Der Halbdämon lächelte etwas trotz der Schmerzen. Dann würde doch Vater stolz auf ihn sein.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wir fassen zusammen: fast zwei Lehrer getötet, den Kampfplatz ruiniert – aber der Junge hofft, dass Papa mit ihm zufrieden ist...
Im nächsten Kapitel bringen die Ermittlungen des zusammengewürfelten Teams in Sachen Naraku: Erschrecken.

bye

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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Kerstin-san
2018-02-03T13:35:42+00:00 03.02.2018 14:35
Hallo,
 
was ein glücklicher und nützlicher Zufall, dass Sesshoumaru gleich als entfernter Verwandter des Taishou eingestuft wird. Das macht ihm seine Arbeit vermutlich um einiges leichter. Hmm, über Kagura an Narkau ranzukommen wäre natürlich auch eine Möglichkeit, allrrdings mag ich Kagura echt gerne und hoffe, dass sie nicht in die Machenschaften ihres Vaters verwickelt ist.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Minerva_Noctua
2015-10-15T19:20:22+00:00 15.10.2015 21:20
Der Fürst wollte zwar, dass Inu Yasha profitiert, aber so ein Ermittlerteam war wohl kaum in seinem Sinne.
Ayay, nicht dass Sesshoumaru Prügel kriegt, weil der Jüngste volle Pulle auf die Gefahr zu rennt. Aber immerhin müsste der Fürst ihn dann mal angucken...
Super Kapitel:)

Liebe Grüße,

Minerva
Von: -Suhani-
2014-02-12T21:56:23+00:00 12.02.2014 22:56
Lehrer abzumurksen ist doch der Traum eines jeden Schülers. Oder wieder mal nur meiner...
Den Empfang hast du recht realistisch dargestellt. Nur dass du die Kellner mit den Häppchen und dem Champagner nicht erwähnt hast. Für mich immer das Beste an einem Empfang. :)
Der Taishou ist jedenfalls wirklich gerissen. Mit einer Deadline dürfte jetzt wirklich Bewegung in die gesamte Handlung kommen.
Und Naraku zu seinem nächsten Schachzug aufgefordert werden. Bin schon gespannt.
Lg
Hani
Von:  ayakoshino
2013-11-30T11:02:01+00:00 30.11.2013 12:02
Oha, jetzt ist ja einiges passiert. Inuyasha hat eine Möglichkeit gefunden auch an Naraku ran zu kommen. Da lässt sich nur hoffen, dass das auch gut geht und nicht mehr Schwierigkeiten bringt. Sesshoumaru kümmert sich wirklich um den Jüngeren und hat somit auch gute Verbündete gefunden. So langsam kommen immer neue Hinweise mit denen man arbeiten kann, auch wenn nun die Zeit knapp wird. Aber schön das Sesshoumaru so auf die Schachzüge des Thaishou achtet und davon lernen will, das zeigt wie sehr er ihn schätzt.
Jetzt hat Inuyasha auch die Windnarbe entdeckt, so langsam trägt das Training Früchte. Ich bin sehr gespannt wie es nun weiter geht und was nun im nächsten Kapitel raus kommt und was der Schrecken ist! Ich freu mich schon sehr wenn es weiter geht!
Lg ayako
Von:  Mimiteh
2013-11-29T16:34:49+00:00 29.11.2013 17:34
Huch?
Jetzt kams ja Schlag auf Schlag. Zum Ende hin wortwörtlich. Und dann hat er die Windnarbe, geht doch. Tôtôsai ist mal nett zu ihm - und Sess hat freiwillig Kagome gerettet? WHOW^^
Der Kerl zeigt echt eine Menge unbekannte Verhaltensweisen - die angesichts der Situation aber nachvollziehbar bleiben, das muss man erstmal schaffen. Und das Gespräch vor dem Empfang - war das etwa eine fast brüderliche Spöttelei???
Ich find's ja bloß witzig, dass Miroku bei der Aufgabenverteilung diplomatisch geblieben ist, obwohl das Wort 'knutschen' fiel.
Wie auch immer, ich mag das Kapitel!
Von:  Miyu-Moon
2013-11-27T21:13:34+00:00 27.11.2013 22:13
Wow, Sarkasmus in einem autoren-Kommentar.
Hm, was ich beim Empfang vermisst habe, war ein bißchen mehr Erwähnung welche Dämonen genau anwesend sind. Ich meine das es die humanoiden sind ist klar und der Leser weiß inzwischen auch, das es Hundedämonen gibt, (die meist an der Spitze stehen), aber so richtig kann ich mir die Aufteilung der Hierarchie visuell nicht vorstellen.
Ich kann nichtmal einschätzen ob Spinnendämonen häufiger oder selten vorkommen. Oder welche "Dämonenarten/clans" miteinander konkurieren.

Antwort von:  Hotepneith
28.11.2013 07:14
Du hast recht, das habe ich etwas übersehen^^
Karasu, der Berater kam vor und kommt uahc noch einmal vor ist ein Vogel.Spinne habe ich bis auf den bekannten Verdächtigen keine.

muss ich später nch mal die Beschreibung ausbauen. Das war ja noch nicht das letze Treffen bei Hofe.

bye

hotep
Von:  00schnepel8
2013-11-27T19:07:13+00:00 27.11.2013 20:07
Eine neue Story und wie immer sehr fesselnd und interessant.
Was mir besonders gefällt, ist die Tatsache, dass mal nicht Inuyasha das verlorene Söhnchen ist sonder Sesshomaru. Da ist dann auch diese ewige "ich bin was besseres" Haltung mal nicht ganz so stark ausgeprägt, was mir ehrlich gesagt sehr zusagt. Warscheinlich sind die Beiden sich deswegen auch ausnahmsweise mal nicht spinnefeind.
Aber immerhi sind von Anfang an alle "Spinnefeind" (im wahrsten Sinne des Wortes) mit Naraku.
Sie haben zwar noch nichts konkretes herausgefunden, aber das tut ja nichts zur Sache.

Ich glaube neben Gladiator wird diese hier mit eine meiner Lieblingsgeschichten.

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel...
Antwort von:  Hotepneith
27.11.2013 21:11
Hallo, freut mcih, dass du wieder mitliest.


Ja, die Damen meines Zirkels brachten mich auf die Idee, dass Sesshoumaru auch der veelorene Sohn sein könnte....was rein logisch schon mal ziemlich schwer war^^

Noch zehn Wochen. Und ich hoffe, es wird unerwartet.


bye

hotep
Von: abgemeldet
2013-11-27T18:47:44+00:00 27.11.2013 19:47
Ich liebe diese Ff. Ich könnte Stunden weiterlesen (leider ja unmöglich).
Ich freue mich auf ein neues, spannendes Kapi... ^^

LG SessyKaLove
Antwort von:  Hotepneith
27.11.2013 21:09
Danke für das Lob und den Kommentar.
Es sind noch zehn kapitel udn ebenso viele Wochen... Ich hoffe, es bleibt spannend und hat auch ein oder zwei unerwartete Wendungen.


bye

hotep
Antwort von: abgemeldet
28.11.2013 08:53
Ich warte. ^^ Also ich versuche jede Woche weiterzulesen, gefällt mir sehr gut. Schreib bald weiter. Tschau!
Antwort von: abgemeldet
29.11.2013 15:43
Bestimmt, bei deiner tollen Fantasie...^^ Freu mich drauf


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