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Der Mann ohne Vergangenheit

von

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Kampflehrer

Rin blickte lächelnd auf, als Sesshoumaru in das Büro kam. „Ich freue mich Sie zu sehen.“ Es gefiel ihr sehr, dass er jetzt so schöne, altmodische Seidenkleidung trug. Er sah damit fast wie ein Prinz aus.

„Jaken?“

„Er ist unterwegs, aber er wollte so gegen eins kommen.“

„Wie weit seid ihr?“ Er ging ohne Anhalten weiter in sein eigentliches Arbeitszimmer und stellte sich an das Fenster.

Sie kam ihm sofort nach: „Kurzbericht oder wollen Sie auch die Ausdrucke sehen?“

„Zunächst die Kurzfassung.“

„Die Knochenbande wurde im Norden hingerichtet, wie erwähnt, jedoch anscheinend nie begraben. Sie starben durch Hängen, da lässt sich einiges vertuschen. Ich habe ärztliche Berichte darüber ausgedruckt. Einige Beteiligte an ihrem Prozess, darunter Richter und Staatsanwalt wurden ermordet, zwischenzeitlich auch einige Zeugen. Laut Jakens Bildvergleich sind sie denen, die bei Naraku wohnen recht ähnlich, bis auf einen, der anscheinend operiert wurde. Er sieht nun recht...eigenartig aus. Man sollte vielleicht den Fürsten im Norden vor ihnen warnen.“

„Nicht unser Auftrag,“ korrigierte er.

„Natürlich, Sesshoumaru-sama. - Zu Naraku selbst: ich kann nichts finden, wie er an sein Geld kam oder auch an das besagte Grundstück. Offiziell ist er Makler. Das bedeutet ja, dass er einen soliden finanziellen Hintergrund vorweisen musste und ein unbescholtenes Leben, also, nicht vorbestraft sein kann.“

Das stimmte nicht ganz. Wenn er einen falschen Namen benutzte, falsche Papiere....Jaken kannte auch Leute, die mit so etwas handelten. Aber Naraku würde sich kaum an jemanden in Akumu gewandt haben. Damit machte er sich erpressbar, da in aller Regel dort zu viele Beobachter waren. Korrekter, jeder bewachte jeden, schon aus Selbstschutz. Nein, wenn dann hatte er sich an einen Außenseiter gewandt – und den anschließend beseitigt. Vorausgesetzt natürlich, alles hatte nicht doch noch seine Richtigkeit. Und ein Makler.... „Womit handelt er?“

„Ich bin mir nicht sicher, was das bedeutet, Sesshoumaru-sama. Er legt wohl die Gelder seiner Klienten an und erhält dafür Provision. Aber er ist anscheinend auch beteiligt an Fusionen. Es heißt, er kauft Aktien von Firmen, die fusionieren wollen, und verkauft diese an Interessenten. Ist das legal?“

„Soweit er kein Insiderwissen anwendet...Wenn die Fusion stattfindet, steigen deren Kurse und die Anleger machen guten Gewinn. Und wenn die Fusion nicht zustande kommt, verlieren die Anleger Geld, er vermutlich nicht. Aktienanlage. Noch etwas?“

„Er zog angeblich vor zweihundertfünfzig Jahren, ungefähr, aus dem nördlichen Fürstentum zu.“

„Angeblich?“

„Ich habe mich dort in die fürstliche Datenbank gehängt, was im Übrigen einfacher geht als hier, aber dort erscheint kein Naraku aus dieser Zeit oder früher, später allerdings auch nicht.“

„Wer sagt, dass er aus dem Norden kam?“

„Ein Zeitungsartikel, als er Berater des Fürsten wurde. Aber das kann natürlich auch schlicht von einem Gegner behauptet gewesen sein, denn es heißt in dem Artikel auch, dass der Fürst vorsichtiger sein sollte bei der Wahl der Berater, nur welche aus dem Westen nehmen sollte und so. Es klingt sehr...pathetisch.“

„Dennoch: die sieben Krieger stammen aus dem Norden, oder?“

„Ja, Sesshoumaru-sama.“

„Packe mir alle Ausdrucke in den Aktenordner.“ Er musste ihn in Ruhe lesen und er hoffte doch, dass sein hochrangiger Passierschein, unterschrieben vom Taishou selbst, ihn vor weiteren Durchsuchungen der Leibwachen schützen würde.
 

Kurz darauf kam Jaken. „Ah, Sesshoumaru-sama...Wie geht es Ihnen mit dem jämmerlichen Bastard?“

Im nächsten Augenblick lag er auf dem Boden und der Hundedämon sagte ruhig: „Mein Schüler heißt Inu Yasha.“

Jaken war für einen Augenblick zu benommen, dann verstand er: gleich, wie Sesshoumaru vorgestern noch über den geredet hatte, heute sah das anders aus. Mit irgendetwas hatte der Junge den Hundedämon zumindest überzeugt, dass sich die Lehre lohnte. „Äh, ja, natürlich, Inu Yasha.... Haben Sie schon Passierscheine für uns?“

„Natürlich nicht, Jaken,“ erwiderte Rin und stellte den Aktenkoffer auf den Schreibtisch: „Sonst hätte Sesshoumaru-sama sie doch schon her gelegt.“

Der blickte erneut zum Fenster: „Dein Bericht, Jaken.“

„Äh, ja. Wir kommen nicht weiter. Ich warte allerdings noch auf Nachricht von Mizo...“

„Den habe ich gestern aufgesucht.“

„Also auch nichts. Haben Sie den Auftrag zurückgezogen?“ Da der Hundedämon schwieg, was stets ein Ja bedeutete, fuhr der Ältere und deutlich Kleinere fort: „Mir gehen langsam die Ideen aus, wie wir noch an diesen Naraku herankommen, Sesshoumaru-sama. Ich kann nur sagen, dass er sich anscheinend sowohl gegen den Geheimdienst als auch gegen Verbrecher abgesichert hat. Das ist natürlich nicht verboten....“

Nein, praktisch alles, was man negativ über Naraku sagen konnte, war nicht verboten. Aber für Sesshoumaru stand fest, dass sich der Berater des Fürsten, wenn er denn makellos war, in einem Netz verfangen hatte, das nicht nur unglücklicher Zufall sein konnte. Es gab bloß zwei Lösungen: Entweder er war schuldig und hatte seine Belastungszeugen beseitigt, alle Beweise ebenso, oder er war unschuldig und diente jemandem als Sündenbock. Dafür hatte er selbst aber weder-noch einen Beweis und konnte daher schlecht dem Fürsten Bericht erstatten. Nein. Es musste einen anderen Weg geben. Leider sah er ihn noch nicht.

„Macht beide zwei Tage Pause,“ befahl er und erntete von beiden Mitarbeitern überraschte Blicke. Während eines laufenden Auftrages hatte Tantei sie noch nie abgezogen. „Sobald ich Passierscheine habe, werde ich sie euch bringen, dann sehen wir weiter. Rin, ein anderes Handy.“

Sie eilte schon bei ihrem Namen davon, wie er zufrieden feststellte. Nur ein Menschenmädchen, aber sie vermochte es immer seine Gedanken im Voraus zu ahnen. Und er benutzte nur Einmalhandys, aus Sicherheitsgründen.

„Äh, was haben Sie vor, Sesshoumaru-sama?“ erkundigte sich Jaken.

Der würde das nie schaffen, jahrhundertelange Bekanntschaft hin oder her, dachte der Hundedämon. „Ich gehe ins Schloss.“ Schon, um seinen Schüler ein wenig näher kennenzulernen, aber auch womöglich von den anderen Lehrern zu erfahren, wie man sich dort benahm und wie er Naraku unauffällig kennenlernen konnte.
 

So saß der dämonische Ausbilder am folgenden Nachmittag noch mit dem Halbdämon und den drei menschlichen Lehrern zusammen, was dieses Quartett zunächst ein wenig befangen machte. Da er aber schwieg und sie nicht weiter störte, gerieten sie rasch in ihre normale Unterhaltung. Dabei fand Sesshoumaru seinen Eindruck bestätigt: Inu Yasha hatte eindeutig zu viel Umgang mit Menschen gehabt. Er dachte wie einer, redete wie einer...aber, nach Akumu musste er ihm zubilligen, das er wohl wie ein Dämon kämpfen konnte. Und das war ja auch der Punkt, an dem er ihn ausbilden sollte. Er hatte Rins Unterlagen in sein Zimmer mitgenommen und dort nach dem Lesen im Verlauf des heutigen Vormittags mit einem Bannkreis im Schrank gegen Menschen gesichert. Höchstens dieser Miroku konnte sie da finden – aber das würde er selbst dann spüren. Leider hatte ihm das Lesen der Ausdrucke auch keinen Hinweis gegeben, wie man weiter kommen könnte...

Da der Begriff „Schwert“ fiel, sah er auf.

Inu Yasha blickte ihn fragend an: „Keh, ich hätte nicht gedacht einen Dämon mal beim Träumen zu erwischen. - Kagome sagt, du darfst dir ein Schwert bei Toutousai ausleihen. Machen wir das morgen, nach den Stunden?“

Da war jemand begierig nach Schwertern und Kampf, stellte der Hundedämon fest. Und der Schock des ersten Tötens, wenn auch aus Notwehr, schien überwunden. Nun, das waren dämonische Eigenheiten, für die man ihn nicht tadeln konnte. „Ja.“

„Da würde ich auch gern mitgehen,“ meinte Sango: „Toutousai arbeitet ja manchmal auch für uns Jäger, auf Befehl des Fürsten, natürlich, aber ich war noch nie in seiner Schmiede.“

Sesshoumaru sah eine Chance sich ein wenig sinnvoll zu betätigen bis ihm etwas in Bezug auf Naraku einfiel: „Dann kämpfen wir anschließend, Inu Yasha.“ Und da er bemerkte, dass er seiner eigenen Aussage, die anderen drei Lehrer könnten die Tage nach Belieben nutzen, zuwiderhandelte: „Ich muss das Schwert dann ausprobieren.“

Da alle Vier mit mehr, Inu Yasha, oder weniger, seine drei Freunde und Lehrer, Begeisterung nickten, galt die Sache als beschlossen.

Sesshoumaru nahm sich vor den Vormittag zu einem recht unauffälligen Spaziergang durch das Schloss zu nutzen, damit er sehen konnte, wo was lag. Sein Passierschein würde ihm das erlauben.
 

So führte am nächsten Nachmittag der Halbdämon seine vier Lehrer über das Schlossgelände. Wohlweislich hielten sich seine Freunde hinter dem Hundedämon, der wie selbstverständlich an der Seite des Fürstensohnes schritt. Sie kamen bald in den belebteren Schlossbereich und erkannten jenseits eines Hofes ein seltsames Gebäude, jedoch unverkennbar die Schmiede, denn ein großes Feuer befand sich dort und metallisches Klingen war zu hören.

Sesshoumaru vernahm allerdings auch noch etwas anderes. „Armseliger Hundeabschaum...“ Das konnte sich auf Inu Yasha oder auch auf ihn beziehen und er blieb stehen, wandte den Blick zu dem Dämonenkrieger, der dort Wache hielt, neben einem Kameraden wohl den Hof sichern sollte.

Der Halbdämon hatte es ebenfalls gehört – jedoch, zu gewöhnt an solche Sprüche wäre er weitergegangen, sah sich nun aber praktisch gezwungen auch stehen zu bleiben.

„Hast du etwas gesagt?“ erkundigte sich sein Ausbilder derweil eisig.

Der Krieger richtete sich auf: „Ja, ich sagte: armseliger Hundeabschaum. Ihr seid wirklich ein tolles Paar.“

Dieser jämmerliche Dämon war anscheinend sehr von sich eingenommen. „Du hast also auch mich gemeint.“

„Ja, ich habe auch dich gemeint, der sich mit einem Halbmenschen abgibt.“

Oh, dachte Inu Yasha, der sich nach seinem Erlebnis vor drei Tagen sicher war, dass der Wächter gleich bereuen würde diese Aussage gemacht zu haben. Hoffentlich erinnerte sich sein Kampflehrer daran, dass man keine Männer des Fürsten töten durfte. Die Wölfe da in Akumu hatten ja schon die Schwänze eingezogen als der bloß erschienen war – und die kannten ihn.

Der Mann, der sich Tantei nennen ließ, hob die rechte Hand und bewegte ein wenig die Finger. Es gab ein leises, knackendes Geräusch. Gleichzeitig ließ er sein normalerweise gesunkenes Energielevel auf den höchsten Stand ansteigen.

Der Kamerad des vorlauten Wächterdämons hielt es für klüger beiseite zu gehen. Man wollte ja nicht im Weg rumstehen, wenn es Ärger gab, für nichts und wieder nichts, nur weil der Kerl neben einem zu dumm war Gefahren zu erkennen.

Der Andere dagegen machte einige Schritte voran, um nicht die Wand im Rücken zu haben. Sein Überlegenheitsgefühl war soeben in dem Ausmaß gesunken, wie der Fremde seine Macht zeigte. Aber zurückgehen? Vor einem, der einem Halbblut diente? Niemals.

Im nächsten Moment riss er instinktiv den rechten Arm empor um sich zu schützen, noch ehe er gesehen hatte, dass dieser Lehrer vor ihm stand.

Der Schlag traf seinen Unterarm mit solcher Gewalt, dass er aufschrie, und selbst die Menschen in drei Meter Entfernung noch hörten wie der Knochen brach.

Sesshoumaru wich etwas zurück und musterte den Posten mit unbewegter Miene. Der würde einige Stunden, wenn nicht Tage benötigen, ehe er wieder ein Schwert in der Hand halten konnte. Genügte dem das? „Was wolltest du mir sagen?“

Das war die Forderung nach einer öffentlichen Entschuldigung.

Mit dem gewissen Mut der Verzweiflung griff der Posten an. Er diente einem Fürsten! Und das da war nichts als ein Angeber. So verdrängte er gewaltsam den Schmerz und lief vor, versuchte, die Kehle seines Gegners mit der unversehrten Linken zu umfassen.

Inu Yasha sah neugierig zu wie sein Kampfkunstlehrer das Handgelenk abfing und mit der Rechten umklammerte. Er kannte die Kraft dieser Finger inzwischen, wenn auch nur aus den ersten Lektionen, und ihm war klar, dass der Andere keine Chance hatte. Dieser Tantei hatte wirklich was drauf. Allerdings sollte er ihn wohl in der Tat bald darauf aufmerksam machen, dass der Kerl, gleich, wie vorlaut der sein mochte, unter Vaters Schutz stand. Das hier war nicht Akumu.

„Ich höre,“ sagte Sesshoumaru kalt, dem das durchaus bewusst war. Er gab den Unterlegenen nicht frei.

„Ich...entschuldigen Sie, Herr Lehrer....“ brachte der Dämon zähneknirschend hervor, aus Schmerz und Demütigung.

„Und mein Schüler.“

„Niemals!“ fuhr der Bedrohte auf: „Der Bast....“ Er brach nicht freiwillig ab. Mit der freien Hand hatte der Hundedämon gegen einen bestimmten Punkt seines linken Ellbogen geschlagen und damit den gesamten Unterarm gelähmt. Er starrte in die vollkommen ruhigen Augen seines Gegenübers. Der würde weitermachen, ihn buchstäblich Stück um Stück auseinandernehmen, ohne ihn jedoch zu töten. Und der würde deswegen keine schlaflosen Nächte bekommen. Er hatte schon Kriegern gegenüber gestanden – aber so jemandem noch nie. Er würgte daher nur hervor: „Entschuldigung....Inu Yasha-sama.....“ Das würde er sich von seinen Kameraden die nächsten Jahrhunderte anhören dürfen.

Sesshoumaru ließ ihn sofort los, sicher, dass sich diese kleine Machtdemonstration rasch im Schloss herumsprechen würde und sowohl ihn als auch das Halbblut erst einmal vor ähnlich dummen Sprüchen schützen würde. So trat er zu seinem Schüler und dessen anderen Lehrern, die ihn ebenso verdutzt anblickten wie der Rest der Dämonen hier. Er sagte jedoch nur: „Wir gehen.“
 

Natürlich war ein jäher Anstieg eines derartigen Energiezustandes dem Fürsten nicht verborgen geblieben. Es galt als unhöflich mit offen gezeigter Macht hier herumzulaufen und so hielt er selbst es auch. Daher sandte er Myouga zum Nachsehen.

Als der Bericht erstattete, endete er: „Der Hauptmann schickte den Dämon in die Quartiere zum Erholen.“

„Natürlich.“

„Das wird sich herumsprechen.“

„Durchaus.“

„Wer er ist....“

„Das wissen weder du noch ich, und ich glaube langsam er selbst ebenfalls nicht. Ein junger Mann mit solcher Macht muss einfach aus einer hochrangigen Familie stammen. Was hätte ihn schon als Welpen nach Akumu treiben sollen, wenn nicht die Tatsache, dass er Vollwaise war? Ich wüsste zwar niemanden, und auch keine Ursache, warum man ihn nicht zu mir gebracht hätte....“ Nachdenklich ergänzte der Fürst: „ Aber der Umstand, dass er auf einer derartigen Ebene liegt, wird ihn, und so doch auch Inu Yasha, vor ähnlichen Sprüchen schützen.“ Denn das war bedauerlicherweise etwas, das er nicht befehlen konnte. In seiner Gegenwart wagte natürlich niemand so etwas, aber er konnte nicht überall sein und schon gar nicht immer um seinen Sohn.

„Sie...Sie scheinen sicher, dass er keine Gefahr für Inu Yasha darstellt.“

„Myouga....“ Das klang nachsichtig: „Hätte er auch eine Entschuldigung für den Jungen fordern müssen?“

Das stimmte natürlich und bedeutete, dass er Inu Yasha zumindest für die Zeit seines Hierseins vor den üblichen Sticheleien schützen würde: „Nein. Ich lasse ihn dennoch weiterhin von einem Verwandten beobachten, oyakata-sama. Er war in der Stadt, aber das war ein Bürokomplex, ich vermute sein eigenes liegt dort.“

„Er hat noch immer einen anderen Auftrag von mir.“ Gut, wenn er wirklich an beiden arbeitete.

„Und Bokuseno kann sich nicht an ihn erinnern. Er muss woanders gewesen sein.“

„Hm. Behalte ihn weiter im Auge. Ich warte den Bericht der Dämonenjäger ab, ehe ich einen weiteren Zwischenstand von ihm fordere.“
 

Sesshoumaru, Inu Yasha und die drei Menschen betraten derweil die heiße Schmiede. Deren einziger Insasse legte behutsam das soeben polierte Schwert beiseite.

„Ah, ja, ich sehe schon, fremder Hund im Dorf...Äh...“ Er stand auf und musterte den Hundedämon: „Ein Schwert, sagte oyakata-sama. Na, dann such dir hier mal eines aus. Eine Klinge muss zu ihrem Besitzer passen und kann nicht vorgeschrieben werden.“ Er winkte ein wenig.

Sesshoumaru blickte sich um. Fünf Schwerter lehnten in einem Regal an der Wand, ein weiteres steckte abseits in einer Art Holzschemel. Von den Klingen, die gemeinsam dort lagen, schien ihn eine förmlich zu rufen. Sie war schmal, elegant und steckte in einer bearbeiteten Holzscheide mit golden schimmernden Rauten darauf. „Dieses.“ Er deutete darauf und war überrascht, sowohl den alten Schmied als auch Inu Yasha erschrecken zu sehen. „Ich habe freie Auswahl für die Ausleihe,“ erinnerte er. War das das Kostbarste?

„Äh, nicht ganz,“ erklärte Toutousai entschuldigend: „Ich hatte das vergessen, aber...Ich konnte ja nicht ahnen...Tenseiga kann und darf ich dir nicht geben. Wenn dich der Herr damit sieht schneidet er dich in Stücke. Niemand darf es auch nur berühren, außer mir, wenn ich es poliere.“

„Ich werde natürlich das Eigentum des Taishou nicht fordern.“ Da steckte doch etwas dahinter, eine Geschichte? Er würde wohl den Halbdämon fragen müssen. Hm. Er sah sich erneut um, und musterte noch einmal das Schwert, das abseits stand. Interessant.

„Au weia,“ murmelte der alte Schmied derweil zu Inu Yasha und dessen Freunden: „Der Kerl hat ja einen lebensgefährlichen Geschmack an Schwertern...“

„Was ist los?“ fragte der Fürstensohn irritiert zurück.

„Das ist Tokejin, das Schwert da. Es wurde von einem Schüler von mir geschmiedet, der hingerichtet wurde. Er hat Kinder dafür ermordet und die Klinge wird jetzt von deren rachsüchtigen Seelen beherrscht.“

„Darum, also“ sagte Sango: „Man spürt förmlich einen kalten Schauder über den Rücken laufen.“

„Ich kann sogar die dunkle Aura sehen,“ ergänzte Miroku.

„Ich auch,“ meinte Kagome, was wohl nur den Kampflehrer überraschte, der langsam zu dem Griff fasste. Die Anderen im Raum wussten, dass sie ebenfalls spirituelle Fähigkeiten besaß. „Und was für eine. Das wabert ja richtig,“ ergänzte sie.

„Warte, Hundejunge!!“ rief der Schmied eilig: „Das solltest du nicht anfassen, ehrlich. Tokejin hat noch jeden übernommen, der es führen wollte. Das gibt hier ein Blutbad. Und zuletzt wird dich der Herr umbringen müssen. Lass das!“

Mehr erstaunt, dass es jemand wagte ihn als Hundejunge zu bezeichnen, denn erschrocken, drehte sich Sesshoumaru um: „Oh, bitte. Für wen hältst du mich?“ Er umfasste den Griff und zog.

Der Schmied und die Anderen beobachteten ihn und das Schwert kritisch.

„Ach du je....“ Toutousai rang nach Luft: „Das ist ja ganz ein gefährlicher Kerl...“

„Das sehe ich auch so,“ hauchte Kagome nur mehr und erklärte für die Zwei, die es nicht sehen konnten: „Tokejins Aura zieht sich in das Schwert zurück, nein, wird von der Tanteis verdrängt.“

Miroku nickte: „Jetzt wundert es mich nicht mehr, dass der vorher mit dem Wächter so Schlitten fahren konnte. Das muss ein überaus mächtiger und selbstbewusster Dämon sein, selbst für einen Hundedämon.“

Sesshoumaru betrachtete nachdenklich die Klinge, ehe er sie in seinen weißen Seidengürtel schob: „Ich leihe mir also das Schwert, Toutousai, solange ich Inu Yasha trainiere. Dann erhältst du es zurück.“

„Äh ja, es gehört ja oyakata-sama,“ murmelte der alte Schmied. Was hätte er auch sonst dazu sagen können? Tokejin, das verfluchte Schwert, hatte seinen Meister gefunden. Und, dachte er, besser als Tenseiga war es allemal. Zumindest würde dieser Hundedämon länger leben. Der Herr war erbarmungslos, wenn es um Erinnerungen an seinen verstorbenen Erstgeborenen ging.

Sesshoumaru wandte den Kopf: „Dann hole dein Schwert, Inu Yasha. Ich möchte meines ausprobieren.“

Das ließ sich der Junge nicht zwei Mal sagen: „In fünf Minuten auf dem Kampfplatz,“ rief er und eilte davon.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel bietet dann auch ersfe treffen - in mancherlei Hinsicht.

bye

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kerstin-san
2018-02-03T12:52:38+00:00 03.02.2018 13:52
Hallo,
 
tja, eine Sackgasse nach der anderen. Naraku scheint ein Phnatom zu sein, das nirgends Spuren hinterlässt. Ich vermute mal, dass er vorher unter midnestens einer anderen Identität gelebt hat, sonst müsste man doch irgendetwas herausfinden können.
 
Toutoussais Gerede darüber, dass das Schwert zum Besitzer passen muss und man sich nicht einfach wahllos eins holen soll, erinnert mich so ein bisschen an die Zauberstabauswahl in Harry Potter :)
Fand es jedenfalls sehr eindrucksvoll beschrieben, wie Sesshoumaru sich Tokijin zu eigen macht (na ja, zumindestens erstmal auf Leihbasis).
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Minerva_Noctua
2015-10-15T16:22:59+00:00 15.10.2015 18:22
Ihihi, ich bin stolz auf Sesshoumaru.
Es ist fabelhaft wie du ihn in dieser veränderten Situation beschreibst und immer noch IC bleibst.
Wirklich sehr gut:)
Nun, Myougas Leute haben ihn wohl nicht beobachtet, als er mit Inu Yasha fort war...
Echt klasse Kapitel:)

Liebe Grüße,

Minerva
Von: -Suhani-
2014-02-12T21:54:53+00:00 12.02.2014 22:54
Wenn man freie Wahl hat, nimmt man immer automatisch das teuerste. Oder mächtigste. Vielleicht mach auch nur ich das. ^^ Wobei in diesem Fall wohl Tenseiga nach seinem wahren Besitzer gerufen hat.
Die kleine Machtdemonstration von Sesshoumaru gegenüber der vorlauten Wache fand ich gut. Und der Taishou ja offensichtlich auch. Mal sehen wie der erste Übungskampf so abläuft. :)
lg
Hani
Von:  Mimiteh
2013-11-01T02:00:51+00:00 01.11.2013 03:00
Da hätten wir also das erste Treffen von Sess mit Tenseiga. Nun, aufgeschoben heißt ja nicht aufgehoben.
Wo die Szene mit dem Wächter noch fast vorhersehbar war - klar lässt sich Sess von so einem Großmaul nicht unterkriegen - war es wirklich erfrischend, diese Umgangsform von Toutousai mit Sess und anders herum zu erleben. Der alte Schmied kann ja auch mal weniger tattrig sein, als sonst und Sess kann den Schmied ja beinahe erstnehmen^^
So, ich nehme mal an, in nächsten Kapitel trifft Tokejin auf Tessaiga und wer sonst noch auf wen? Tritt Naraku endlich mal in Erscheinung? Zeit würde es...
Antwort von:  Hotepneith
01.11.2013 09:59
Danke.
Ja, es würde zeit werden, aber Sesshoumaru ermittelt sozusagen mit Jaken und Rin außerhalb des Schlosses, innerhlab ist er ja wirklich noch der Fremde...aber, das kommt im nächsten Kapitel. Ich baue diesmal langsam die Szenerie auf, für "Tantei" ist ja auch das Schlossleben fremd. Immerhin hat er nun ein Schwert...


bye

hotep
Antwort von:  Mimiteh
01.11.2013 10:15
Und was für eins...
Von:  Lyrael_White
2013-10-31T07:36:28+00:00 31.10.2013 08:36
Ach du je.
Naja immerhin hat Tensaiga seinen Herrn erkannt, auch wenn das wohl noch niemand sonst hat.
Dann kann es ja jetzt los gehen mit dem "richtigen" Training, sie sollten wohl schon mal den Verbandskasten bereithalten, wenn die Hundebrüder mit Schwertern aufeinander losgelassen werden.



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