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You are not alone ...

(AoixRuki)
von

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Der erste Kuss, das erste Date

Der erste Kuss, das erste Date
 

Die nächsten Tage verliefen so schleppend, dass ich manchmal das Gefühl hatte, die Zeit währe stehengeblieben. Doch ein fast im Minuten Abstand folgender Blick auf die kleine Uhr neben meinem Bett zeigte mir, das sie glücklicherweise verging – wenn auch elendig langsam.
 

So verbrachte ich fast jeden Tag. Ging früh morgens zur Schule, den Ort, den ich wohl mit am meisten hasste auf diesem Planeten, kam nach Hause, und durfte anschließend den Rest des Tages auf meinem Zimmer verbringen, nur damit die ganze Prozedur am nächsten Tag von Vorne begann. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte – ich vermisste seine Anwesenheit, sein Lachen, Zeit mit ihm zu verbringen – ich vermisste Yuu…
 

Ich war so wütend auf mich, auf ihn, auf die ganze Situation, ich könnte vor Wut alles kurz und klein schlagen, doch es würde nichts ändern. Ich wäre immer noch gefangen, nicht nur in meinem Zimmer, sondern auch in meinen selbst errichteten Mauern, die mich eigentlich schützen sollte, vor den Gemeinheiten Anderer, mich nun allerdings nur noch einschränkte. Ich war mir immer noch nicht klar darüber, warum Yuu so gehandelt hatte – und warum ich so reagiert hatte, war mir noch viel weniger klar. Ich konnte es nicht beschreiben, alles war so kompliziert – IST so kompliziert.
 

Ich konnte einfach nicht anders, als ihm tagtäglich aus dem Weg zu gehen, ihn zu ignorieren, mich vor ihn zu verstecken, egal wie sehr es an mir nagte, in sein ausdrucksloses Gesicht zu schauen.
 

Ich fühlte mich schuldig, hatte ihn im Stich gelassen, auch wenn ich ihm das Gegenteil versprochen hatte. Wie lang kamen mir die Schulstunden vor, in denen ich seinen Blick so unerträglich auf mir spüren konnte…- und eben doch nicht, denn seine Gesichtszüge ähnelten denen einer Puppe, so kalt – ich hatte ihn noch nie so erlebt – und trotz all diesen Folgen, konnte ich mich nicht dazu überwinden, mit ihm zu reden.
 

Es ließ mir keine freie Sekunde.
 

Der letzte Tag meiner Strafe war angebrochen und ich lief mit schnellem Schritt und mehr als gemischten Gefühlen im Magen, in Richtung des Klassenzimmers. Wahrscheinlich würde sich nichts ändern – Hausarrest hin oder her, ich würde nicht anders als jetzt den ganzen Tag zu Hause verbringen, denn was sollte ich schon anderes tun? Bevor ich Yuu kannte, hatte ich im Grunde auch nie etwas anderes getan, nachdem ich keine „Dates“ mehr mit meinen Psychiatern hatte.
 

Warum hatte ich mich eigentlich Anfangs so gegen Yuu gesträubt? Warum wollte ich damals alleine sein? Und wie hatte sich meine Einstellung dazu in so kurzer Zeit ändern können?
 

Zu viele Fragen türmten sich in mir auf, und es nahm kein Ende.
 

Er war schon da, als ich die Klasse betrat, saß auf seinem üblichen Platz und sah aus dem Fenster, blickte nicht einmal auf, als ich an ihm vorbei, hinüber zu meinem Tisch ging, und mich setzte. So lief das jetzt schon lang – zu lange - und ich hatte Angst, was sich hinter seiner kühlen Fassade verbarg, denn ich konnte seine Gefühle, so sehr ich es auch versuchte, nicht deuten.
 

War er enttäuscht von mir, Traurig oder gar wütend? Gestand er sich vielleicht sogar etwas Schuld für mein Verhalten ein?
 

Ich drehte mich noch einmal zu ihm herum, doch er sah immer noch starr aus dem Fenster.
 

Mit einem Seufzen, das von der schallenden Schul Klingel übertönt wurde, zog ich mein Mathe Buch hervor und bereitete mich schon einmal mental auf die nächsten, trostlosen Stunden vor.
 

Wie jeden Tag, irrte ich in den Gängen der Schule alleine her rum, auch wenn nicht ganz so vorsichtig wie damals, denn das Problem mit dem Mobbing schien sich wirklich fürs erste gelegt zu haben und so konnte ich beruhigt alle Gänge und Türen der Schule passieren.
 

Wie ging es Yuu eigentlich damit? Kam er ohne mich zurecht, oder konnte er sich kaum vor den Attacken dieser Arschlöcher schützen? Wenn es ihm nun so ging wie mir in der Anfangszeit, als ich ganz alleine damit fertig werden musste, dann war ich wohl das größte Arschloch von allen…
 

Mit hängenden Schultern und leicht gesenktem Kopf, bog ich gerade, immer noch in Gedanken versunken, um eine Ecke, als mir ein Mädchen, das mir, vom Gesicht her, bekannt vor kam – musste wohl aus meinem Jahrgang stammen -  entgegen ging und wie angewurzelt direkt vor mir stehen blieb.
 

Ich blickte leicht auf und sah ein schüchternes lächel und eine ausgestreckte Hand, die sie mir entgegen hielt. Etwas verdutzt starrte ich auf die mir entgegengehaltene Hand, als hätte ich solch eine Geste noch nie zuvor gesehen und als das Mädchen sie wieder sinken ließ, blickte ich wieder zu ihr hinauf.
 

„Hasebe, Ayaka. Ich bin in deiner Parallelklasse.“ , sagte sie ziemlich leise, sodass ich sie nur schwer verstehen konnte und sah sie immer noch mit wohl ziemlich verwirrten Blick an, sodass sie einfach weiter sprach, ohne eine Antwort von mir ab zu warten :“Ich ähm… hatte mich gefragte…ob… naja… du kennst mich ja kaum und… da dachte ich wir könnten uns vielleicht mal treffen und uns ein wenig…kennen lernen.“
 

Langsam ging auch mir ein Licht auf, was die doch recht kleine Schülerin von mir wollte und ich kratzte mir etwas unschlüssig am Hinterkopf. Sie wollte sich mit MIR verabreden? Mit MIR? Da soll mal einer die Weiber verstehen. Eigentlich war es mir ziemlich egal, ob ich mich nun mit ihr traf oder nicht, denn, auch wenn sie ganz nett schien, so störte sie mich gerade eigentlich nur beim… nachdenken.
 

 Doch wollte ich überhaupt ständig an ihn denken? Mir ständig Vorwürfe machen und doch im Grunde trotzdem nichts ändern können?
 

„Matsumoto, Takanori ~“, antwortet ich erst einmal, um nicht vollkommen stumm da zu stehen und das arme Mädchen, das im Moment so aussah, als wolle sie am liebsten im Boden verschwinden, nicht noch mehr zu verunsichern. „~Aber du kannst mich Ruki nennen.“, ich wusste nicht so genau, warum ich wollte, das sie mich nicht bei meinem richtigen Namen nannte. Vielleicht war es ja wirklich so wie Aoi gesagt hatte – es macht einen nur verletzlich. Ich wollte sie eigentlich auch noch nicht all zu nah an mich heran lassen – dafür war mir einfach schon zu viel scheiße passiert. Schlechte Erfahrungen eben…
 

„Also… ich habe Karten für einen Film, der am Freitagabend läuft… würdest du… ich meine würdest du gerne mit mir da hin gehen?“, war ihr nächste, schon gefestigter klingende Frage und ich überlegte kurz. Ja, wollte ich mit ihr dahin gehen? Auch das war mir im ersten Moment egal.
 

„Weiß nicht…“, brummelte ich etwas genervt vor mich hin und sie hüpfte leicht von einem Fuß auf den anderen, verlagerte das Gewicht. Ich seufzte und als sie merkte, wie ich an ihr vorbei den Gang etwas schielte, zog sie schnell einen kleinen Zettel auf ihrer Jackentasche und reichte ihn mir, fest umklammert mit beiden Händen.
 

„Also hier hast du meine Nummer, du kannst es dir ja noch überlegen… aber ich würde mich wirklich über deinen Anruf freuen.“, eine Spur zu höflich und aufgesetzt klangen ihre Worte und man sah ihr deutlich an, das sie ziemlich nervös war und nicht so recht mit der Situation klar kam. Ich nickte ihr zu, mit einem leichten Lächeln und schob mich anschließend an ihr vorbei, setzte meinen Weg zur nächsten Unterrichtsstunde fort.
 

Nach weiteren langweiligen Stunde, die ich mehr schlecht als recht überstanden hatte und einem Nachhauseweg, der mich fast sämtliche Nerven kostete, da sich diverse Bahnen natürlich genau heute verspäten mussten, kam ich schließlich doch, genervt stöhnend zu Hause an.
 

Mir kam es so vor, als hätte ich keinen Ort, an den ich mich zurückziehen konnte – Sicher ich hatte mein Zimmer, doch war ich dort nicht wirklich weit von meinen Eltern entfernt und sie konnten mich zu jeder Zeit erreichen, was sie mich auch nur zu gerne so oft wie möglich spüren ließen. Ich vermisste die Ruhe in Yuus Wohnung und auch wenn mir dies bewusst war, so würde ich es doch niemals vor ihm zugeben – vielleicht würde sich dazu eh nicht mehr die Gelegenheit bieten. Ich ließ die Schultern hängen und schlug die Tür zu meinem Zimmer halbherzig ins Schloss.
 

Würde es ihm etwas ausmachen, wenn ich mit einem Mädchen ausging?
 

Ach,…Was interessiert es mich schon, was er denkt! Das kann mir doch vollkommen egal sein.

„Scheiße.“, fluchte ich laut vor mir her und schleuderte meine Schultasche in die nächst beste Ecke, wobei der kleine Zettel, den mir diese Ayaka gegeben hatte, entgegen rutschte.
 

„Mir kann es egal sein, was er denkt. Ihn hat es nicht zu interessieren, mit wem ich mich wann treffe. Ich muss ihn dazu doch nicht um Erlaubnis fragen!“, leere Worte, sprach ich laut in den Raum, damit ich sie selber glauben konnte. Sicher war es übertrieben zu sagen, das ich ihn dazu fragen musste, und doch waren es diese banalen Gedanken, die in meinem Kopf kreisten.
 

Er hatte Besitz ergriffen von meinen Gedanken, schon viel zu früh, und ich hatte es nicht bemerkt, doch ich würde mir von ihm nichts vorschreiben lassen.
 

Ich war völlig in Rage, merkte selber nicht mehr wirklich, wie sehr ich mich gerade hineinsteigerte. Wie wütend es mich doch machte.
 

Wütend?
 

Nein! Das war nur die Fassade - das Gefühl, welches ich mir einredete, um mich vor mir selber zu rechtfertigen. Meine wahren Gefühle, konnte ich in meinem Wahn nicht deuten. Ich hob in schnellen, ruckartigen Bewegungen den Zettel von Boden auf, und hämmerte wie ein Bekloppter in die Tasten meines Handys.
 

„Das mit dem Kino geht klar, sag mir wann und wo, ich werde da sein. ~
 

Ruki
 

War es falsch? Ich bereute es nicht – oder glaubte ich mittlerweile, was ich mir schon den ganzen Tag einredete?
 

Ich ließ mein Handy wie üblich aufs Bett fallen, und ging mit einem gedehnten seufzen ins Bad – ich brauchte Ruhe…
 

-
 

Freitag – der letzte Tag vor dem Wochenende, man konnte die aufgelockerte Stimmung förmlich fühlen, wie sich alle aufs Wochenende freuten, laut redend, hatten sich alle Schüler aus meiner Klasse in kleine Grüppchen aufgeteilt und schmiedeten Pläne, was das Zeug hielt.
 

Ich im Gegensatz zu ihnen, wusste ja schon, was ich am Wochenende tun würde, auch wenn Ayaka sich in der Schule nicht mehr bei mir hatte blicken lassen, eine Bestätigung auf meine Sms hatte ich dennoch erhalten.
 

Ich Freute mich nicht wirklich darauf, das einzig Positive, was ich momentan an der Verabredung fand, war, dass ich mal von zu Hause weg kam. Aber vielleicht wird es ja ganz… nett.
 

Ich hätte mich selber schlagen können, als ich realisierte, dass ich mich mit ihr verabredet hatte, nur weil ich mir selber beweisen wollte, mit meinen Gedanken nicht ständig bei dem Schwarzhaarigen, der schräg hinter mir still an seinem Tisch saß und den Kopf auch die Arme gelegt hatte, hing.
 

Grandios Taka, du findest echt immer die besten Methoden!
 

Ich drehte meinen Kopf leicht über meine Schulter und schielte zu ihm herüber. Er wirkte müde, konnte aber auf daran liegen, dass er halb auf seinem Tisch lag.
 

Er schien eher… kraftlos. Seine glatten, langen Haare verdeckte sein Gesicht, sodass ich, wie so oft, nicht deuten konnte, wie er sich gerade fühlte. Vielleicht war es auch besser so, denn sonst würde ich mir wohl möglich eh nur wieder Vorwürfe machen, wieder in Rage geraten und wieder unüberlegt handeln. Ich drehte mich nun noch etwas weiter zu ihm herum, sah ihn weiter an, ließ meinen Blick über seine gesamte Gestalt schweifen, seine leicht angewinkelten Beine, sein weißes, leicht offenes Hemd – eigentlich viel zu kalt für diese Jahreszeit und eine Jacke schien er auch nicht dabei zu haben…aber was war das?
 

Ich stockte schlagartig, krallte mich mit meinen Händen an den Stuhl, auf dem ich saß und riss die Augen noch etwas weiter auf. Ich fühlte einen Stoß durch meinen Körper fahren. Ein Schrecken… ein Schock, den Kopf schüttelnd, zum Zeichen meines Unglaubens. Im nächsten Moment starrte ich zur Uhr herüber, die Pause war fast zu Ende, doch es kümmerte mich nicht. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, stand auf und lief zu dem immer noch auf dem Tisch ruhenden Körper herüber.
 

Unschlüssig stand ich vor ihm – ich fühlte mich seltsam, merkte wie eine leichte Übelkeit in mir aufstieg, ich musste sie unterdrücken.
 

Ich krallte mich in sein Hemd, etwas erschrocken, fuhr er hoch, schien jeden zu erwarte außer mich und blickte etwas geschockt zu mir empor, mit leicht geöffneten Mund, als wüsste er mein Verhalten nicht ein zu ordnen.
 

Ich zog ihn hoch, weg von seinem Stuhl und heraus aus der Klasse. Er wehrte sich nicht, hinterfragte nicht, was ich da tat. Schon fast freiwillig schien er sich hinter mir herziehen lassen, bin in einen leeren Klassenraum.
 

Ich schob ihn in das Zimmer, schloss die Tür und atmete durch, es war so schnell gegangen, ich hatte wieder blind gehandelt, hatte nicht nachgedacht – warum passierte mir das bei ihm ständig?
 

Nein es war richtig gewesen so zu handeln – in diesem Moment, war es richtig gewesen.
 

„Taka…Was~?“, hörte ich seine leicht brüchige Stimme hinter mir ansetzten Sie war mir so vertraut und klang doch so anders, wie lange hatte ich ihn nun nicht mehr sprechen gehört?
 

Ich ließ ihn nicht weit kommen mit seinem Gefrage und wendete mich schließlich doch zu ihm um, funkelte ihn gerade Wegs aus leicht zusammen gekniffenden Augen an.
 

„WAS ist das da an deinem Arm?“, zischte ich hervor und für einen Moment sah er mich fragend, wenn nicht sogar verwirrt an. Er schien nach zu denken, als wollte ich ihm, nachdem ich mich wieder etwas gesammelt hatte, auf die Sprünge helfen.
 

„Yuu geht es wirklich schon so weit mit dir, dass du dich selber verletzen musst…?“, ich brach ab, als ihm kurz seine Gesichtszüge zu entgleisen schienen.
 

Ich sah ihn, wie er mich wohl damals gesehen haben musste, hatte er sich genau so gefühlt, wie ich in diesem Moment, als er meine Narben entdeckt hatte – entsetzt?
 

Ich sah in sein Gesicht, zögerte leicht, als ich den wütenden Ausdruck in seinen Augen sah, doch bewegte mich langsam auf ihn zu und wollte nach einem seiner Arme greifen, den er sofort weg zog.
 

Ich stockte - er trat noch einen Schritt zurück.
 

„Jetzt auf einmal interessiere ich dich also wieder? Rennst ewig vor mir weg und es muss erst so etwas Schlimmes passieren, damit du dich wieder dazu herablässt, mit mir zu reden? Ich gebe zu, es ist auch meine Schuld, doch ich hätte nie gedacht, das du mich so … so dermaßen im Stick lässt.“, er schrie fasst, und man merkte, das ihm die letzten Worte Überwindung gekostet hatten, dafür trafen sie mich um so härter. Es fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht und ein Tritt in den Magen folgte sogleich, als er seine Ärmel hastig nach Oben schob und mir seine Unterarme präsentierte.
 

Ich atmete auf, auch wenn ich mich im Moment einfach nur elendig fühlte, er hatte recht gehabt, mit seinen Worten, ich hatte ihm im Stich gelassen, er hatte zwar auch damit gerecht, das ich nicht alleine daran schuld war, aber ich hatte schlicht und ergreifend… scheiße gebaut.
 

Und doch war ich so unsagbar erleichtert, als er mir seine Arme zeigte – unverletzt, bin auf eine kleine Brandblase an seinem Handgelenk, die ich wohl als Wunde gedeutet hatte.
 

„Ich habe mich verbrannt, als ich eine Pizza aus dem Ofen holen wollte, kein Grund zur Panik…Taka.“, es lag Hass in seiner Stimme, ich konnte ihn hören, konnte ihn spüren, als ich sich in gebückter Haltung an mir vorbei aus dem Klassenzimmer schob. Es hatte schon längst zur nächsten Stunde geklingelt, doch ich war im Moment einfach nur entsetzt, konfrontiert mit der Wahrheit, die ich einfach nicht wahrhaben wollte.
 

Ich hatte ihn im Stich gelassen, weil ich nur an mich gedacht hatte, nicht klar kam mit seiner Nähe… ich fand mich so verabscheuungswürdig… das hatte er nicht verdient…
 

Und ich fand keinen Weg, alles wieder gut zu machen – gab es überhaupt einen?
 

Am Nachmittag schleppte ich mich, mehr als das ich ging, zu meiner Verabredung mit Ayaka. Schon von Weitem strahlte sie mir entgegen, bekleidet mit einem Rock, der meiner Meinung nach viel zu kurz war, aber was kümmerte es mich, was sie sich anzog – war ja ihre Sache.
 

„Hi“, brachte sie mir für meinen Geschmack etwas zu hoch und hysterisch entgegen und klammerte sich gleich darauf an meinen Arm, was mich nicht gerade fröhlicher stimmte. Und als wenn ich den Weg nicht alleine kennen würde, schleifte sie mich hinter sich her ins Kino, vor dem wir uns getroffen hatten.
 

Wenn ich nachdachte, so war dies mein erstes Date, doch sollte ich mich dann nicht zu der Person hingezogen fühlen, mit der ich den Tag verbrachte? Sollte ich mich nicht freuen, mit ihr so viel Zeit verbringen zu können? Sollte ich nicht genau das Gegenteil von dem empfinden, was ich jetzt fühlte? Warum tat ich das gleich nochmal? Um Aoi zu vergessen?
 

 Aber was war es, das ich vergessen wollte? Das er mein bester Freund war? Nein ich wollte das Gefühl vergessen, dass ich in seiner Nähe verspürte, welches mich aus der Fassung brachte, mich verwirrte, weswegen ich ihn verfluchte, aber gleichzeitig so viel Spaß mit ihm hatte, mich so wohl bei ihm fühlte. Ein Teufelskreis.
 

Für Ayaka empfand ich nichts von alle dem. Sie war sicherlich hübsch und viele Jungen, würden sich wahrscheinlich freuen, eine Chance bei ihr zu bekommen, denn sie konnte den Rock, und das weit ausgeschnittene Shirt durchaus tragen, auch wenn sie nicht die Größte war. Ihre lange, dunklen Haare, die seicht ihr Gesicht umspielten und wahr los um ihre Schultern hingen, die viele nackte Haut zumindest etwas bedeckten. Sollte ich mir nicht wünschen, ihr durch eben jene Streichen zu dürfen? Sollte ich mir nicht wünschen, sie berühren zu dürfen und sollte sie mich nicht um den Verstand bringen?
 

Mein Kopf schwirrte mir jetzt schon, von dem vielen Nachdenken und der hohen Stimme, die ununterbrochen an mein Ohr drang und mir irgendwelche belanglosen Dinge erzählte.
 

Zu meinem Leidwesen, hatte sie anscheinend entschlossen, mich in irgendeine Liebesschnulze zu schleifen, die alle dieselbe Handlung hatten, und immer gleich aus gingen.
 

Frau verliebt sich in Mann - Mann verliebt sich in Frau - sie finden zueinander - irgendein beliebiges Problem trennte sie wieder, aber weil ihre Liebe so stark ist, brachte sie Schluss endlich irgendeine glückliche Fügung des Schicksals wieder zusammen und sie lebten glücklich bin an ihr Lebensende – vorausgesetzt, der Film wird nicht in einem zweiten Teil fortgesetzt, in dem sie dasselbe noch einmal durchwandern müsse.
 

Dazu kam noch, dass Ayaka es anscheinend für furchtbar romantisch hielt, wenn wir uns Popcorn und Getränk teilten. Mein Gott ich kenne das Mädchen jetzt knapp vier Tage und die will mit mir aus demselben Becher trinken?!?
 

Ich wollte mich dann aber doch ihr zu liebe etwas zusammen reißen und folgte ihr nun, freiwillig, in den Kinosaal.
 

Ein großer Raum, der in treppenartigen Sitzreihen auf eine Leinwand zu lief, Mit roten Polstern bezogene Kinosessel und kleine Ablagen, auf denen man seine Snacks lagern konnte. Sie stieg die Treppen immer weiter hinauf, und setzte sich fast in die letzte Reihe, klopfte auf den Platz neben sich und ich setzte mich, versuchte mich an einem halbherzigen Lachen, welches sie dafür doppelt so breit erwiderte.
 

„Also ich habe gehört, den Film soll wirklich spannend sein, ich bin richtig froh, dass du ihn mit mir schauen wolltest.“, sie klang irgendwie aufgesetzt, ihre Fröhlichkeit schien etwas hilflos und ich fragte mich, ob sie sich vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit von meiner Seite aus wünschte.
 

Natürlich tat sie das, sonst würde sie wohl kaum ein Date mit mir wollen, oder?
 

Das Kino wurde abgedunkelt, und die ersten Werbungen wurden eingespielt. Mit Sicherheit, das spannendste, was ich heut zu sehen bekomme. Ich widmete meine Aufmerksamkeit lieber der Tüte Popcorn, die wir gekauft hatten und versuchte angestrengt Ayakas Hand aus zu weichen, wenn sie natürlich rein zufällig zur gleichen Zeit wie ich in die Tüte griff. Vor der Cola hütete ich mich lieber, denn ich war mir bewusst, dass sie schon aus ihr getrunken hatte und ich hatte wirklich keine Lust den gleichen Strohhalm wie sie benutzen zu müssen.
 

Mit jeder Minute, die verging, bereute ich meine Entscheidung etwas mehr, mich zu diesem Kino Besuch überredet lassen zu haben, denn es ging in diesem Streifen wirklich wieder einmal um genau dass, was ich voraus gesagt hatte. Ich ließ mich etwas im Sitz zurück rutschen, sodass ich mehr in meinem Kinosessel lag, als das ich saß und fuhr nur wenige Sekunden später wieder in eine kerzengrade Position zurück, als ich eine Schulter an der Meinen fühlte und eine Hand, die sich sachte aus die meine legte.
 

Mit gerunzelter Stirn drehte ich meinen Kopf zu Ayaka herüber, die mich mit leicht zusammengekniffenen Augen anlächelte und meinen Gesichtsausdruck anscheinend als Aufforderung deutete noch etwas näher zu rutschen.
 

„Weißt du Ruki, ich finde dich wirklich cool, auch wenn du etwas schweigsam bist, aber ich werde das Eis schon noch zum Schmelzen bringen.“, sie flüsterte ganz leise an meinem Ohr, sodass es mir mehr wie ein Hauchen vorkam und ich sah sie wohl noch verdatterter an als ohnehin schon, was sie aber ganz und gar nicht aus der Ruhe brachte.
 

Sie kam noch näher an mein Gesicht heran und wie aus Reflex rutschte ich wieder einige Zentimeter von ihr weg.
 

„Ist schon okay, wenn du nervös bist.“, hauchte sie und ich spürte die Polster meines Sessels in meinem Nacken, merkte somit, dass mein Fluchtweg hier wohl zu Ende war. Sie kam wieder näher, war nun etwas über mich gebeugt und ich sah sie mit einer Mischung aus ekel, darüber wie ich mich in einer Person nur täuschen konnte und einer Art schock Starre, über ihr plötzlichen Wandel von dem schüchternen Mädchen zu dieser Furie, an. Sicher wieder ein Aspekt um den mich haufenweise Typen beneidet hätten, doch ich konnte mich im Moment irgendwie so gar nicht freuen.
 

Sie machte sich also hemmungslos an die Arbeit, nicht darauf achtend, wie ich mein Gesicht zu einer bitteren Grimasse verzog, meine Lippen stark aufeinander presste, als sie ihr auf die meinen legte.
 

Ich spürte ihre schwitzigen, kleinen Hände an meinen Wangen- ihre dürren Finger, die auf und ab streichelten und immer weiter an meinem Körper herab fuhren, über meine Brust, immer weiter meinen Oberkörper hinab. Ich war ganz starr, harrte einfach nur aus und bewegte mich keinen Millimeter. In diesem Moment fühlte ich … nichts.
 

Ich fühlte mich einfach nur Leer – leer und angewidert. Nur meine Lippen presste ich immer noch mit aller Kraft aufeinander und schmeckte trotzdem ihren viel zu süßen Geruch.
 

Sie ließ endlich von mir ab, fiel zurück in ihren Sessel, und atmete genervt aus. Hatte sie also endlich auch einmal gemerkt, dass ich mich im Moment alles andere als wohl fühlte? Und das sie wohl möglich daran Schuld haben könnte?

„Wenn du wirklich was mit mir anfange willst, dann musst du auch etwas mehr auf mich eingehen, so macht das doch gar keinen Spaß.“, sagte sie genervt und ich hoffte, mich da gerade verhört zu haben.
 

„Es tut mir ja sehr leid, aber ich glaub das mit uns wird nichts.“, zittrig waren meine Worte, doch verfehlten ihre Wirkung kaum, und als ich zur Unterstreichung meiner Meinung auch noch aufstand und andeutete den Raum zu verlassen, brach Ayaka aus, wie ein Vulkan und brachte alle Kino Besucher dazu, sich wütend zu uns herum zu drehen.
 

„Du wagst es, mich hier einfach sitzen zu lassen, wo ich so nett zu dir gewesen bin? Ich wollte dir wirklich eine Chance geben, weil Niemand etwas mit dir zu tun haben wollte, jetzt weiß ich, warum dich alle so hassen, du bist echt das letzte!“, brachte sie mir noch entgegen, aber da war ich schon auf halben Weg zur Tür.
 

Als ich den Kinosaal verlassen hatte, begann ich schneller zu laufen, bis ich schließlich anfing zu rennen. Ich verfluchte mich und wischte mir alle paar Schritte fahrig mit meinem Ärmel über die Lippen, an dem immer noch ihr süßlicher Lipgloss klebte, als wenn man meinen gesamten Mund mit Honig zugekleistert hätte.
 

Ich stieß die Tür auf, und spürte den kalten Wind auf meiner Haut, doch ich rannte weiter, immer weiter die Straße herunter, wollte in diesem Moment nichts sehnlicher, als wieder zu Hause zu sein – alleine…
 

Eine Straßenlaterne nach der anderen zog an mir vorbei, bis auf einmal alles um mich herum abrupt zum Stehen kam, und ich etwas taumelnd zurückgehalten wurde, spürte einen festen Griff um meinen Arm…
 

„Na na immer langsam.“, hörte ich eine entfernt bekannte Stimme dicht an meinem Ohr, und fuhr schlagartig herum.

Sah geradewegs in das lächelnde Gesicht…Uruhas.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr lieben :D
Hach ich entschuldige mich lieber jetzt schon einmal dafür, das das Kapitel wieder so doof endet :D zuerst wollte ich es noch länger werden lassen, doch dann wurde das Kapi irgendwie immer länger und länger und dann hab ich den Rest lieber doch auf das nächste verschoben :D
Trotzdem euch viel Spaß damit :3 und ich hoffe ihr haltet es noch bis nächste Woche aus um zu erfahren, was unser kleiner Uruha weiß, was Taka nicht weiß :D

Danke übrigens für die lieben Reviews AWWWWWWWWWR :3 höhö

LG LX ^=^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shinoito
2013-04-27T15:04:59+00:00 27.04.2013 17:04
Ich hab mich schon gefragt, wann Uruha wieder kommt ^^
Aber was heißt 'was unser Uruha weiß, was Taka nicht weiß"?? Dieser Satz hat mich von dem ganzen Kapitel am neugierigsten gemacht...und natürlich der Titel, allerdings hatte ich zwei andere Personen vor Augen, als ich ihn gelesen habe...xD
Trotzdem, spannendes Kapitel! :3
lg Amuya

Antwort von: abgemeldet
28.04.2013 13:54
Hi :D
Tja wer weiß wer weiß :D Ach ja ICH weiß :D
Nein Spaß. Ja ich dachte es ist mal wieder Zet für die Schönheit in Person :3 Ruha
Das mit dem Titel war mehr oder weniger Absicht. Ich denk mir den immer zum Schluss aus und tja manchmal bieten sich da kleine Gemeinheiten an :D

Bis zum nächsten Mal, auch wenn ich etwas schiss vor dem nächsten Kapitel habe :D ich finde Dialoge schreiben ist schwerer als nen Fanservice schreiben auch wenn beides nicht ganz ohne ist :D

LG LX


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