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disease

von

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Kapitel V

Guten Morgen und ein großes SORRY!
 

Ich hatte in letzter Zeit wirklich so viel um die Ohren, dass ich noch nicht dazu gekommen bin weiter zu schreiben :(

Trotzdem gibt es heute schonmal das nächste Kapitel. Damit ihr nicht mehr so lange warten müsst.

Ich hoffe ich schaffe es, die Tage das neue Kapitel zu schreiben. Damit es hier endlich wieder flüssig voran geht.

Ich hoffe ihr bleibt immernoch fleißig dabei. <3
 

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…V
 


 

Drei volle Tage. Vierundsiebzig Stunden und achtundreizig Minuten.

Genau so lange lag Ban, sein bester Freund, nun schon vollkommen geschwächt im Bett.
 

Virus seufzte auf und ließ die ramponierte Uhr in seine Hosentasche gleiten.
 

Ihm selbst ging es noch immer nicht viel besser. Er litt an dumpfen Kopfschmerzen und hatte sich in der vergangenen Nacht mehrmals übergeben müssen. Die Sonne blendete ihn – mehr als es normalerweise ohnehin schon der Fall war – und er war äußerst gereizt. Die meisten seiner Leute ließen ihm mittlerweile seine Ruhe und kamen nur noch bei wichtigen Dingen zu ihm. Sie wussten alle, dass Virus ganz krank vor Sorge um Ban war.
 

Überraschenderweise hatte sich die erst kürzlich gerettete Raikon als äußerst nützlich erwiesen. Die junge Frau kannte sich recht passabel in medizinischen Dingen aus und versorgte Ban sehr gut. Woher ihr Wissen stammte wollte oder konnte sie ihm nicht erzählen, aber im Grunde war es Virus auch egal. Alles was für ihn zählte war, dass Ban gut verarztet wurde und jemand bei ihm war.
 

Ruhig schritt Virus durch die heruntergekommenen Slums. Es war noch sehr früh – die Sonne ging gerade erst auf – und die meisten schliefen noch. Sein Weg führte ihn an den Rand ihres Lagers. Hier war mit Mühe eine kleine Fläche vom Schutt befreit worden. Früher hatte hier einmal eine Grünfläche vorgeherrscht, inzwischen war der Rasen nur noch stellenweise vorhanden, die Büsche kahl und schief gewachsen, die Erde locker und uneben. Grobe Holzkreuze waren nebeneinander aufgereiht, ab und an auch unterbrochen von einzelnen, mit Farbe beschriebenen Steinen.
 

Virus hielt am Ende der Gräberreihe und besah sich die noch frisch umgegrabene Erde. Zwei weitere seiner Leute hatte es in der vergangenen Nacht erwischt. Er hatte sich an den Verlust mittlerweile gewöhnt und doch fühlte er sich jedes Mal aufs Neue verantwortlich.
 

Ruhig stellte er sich an die neuen Gräber, klatschte drei Mal in die Hände und schloss die Augen, um ein stummes Gebet in den Himmel zu senden, auch wenn er den Glauben an Gott längst verloren hatte. Es war mehr eine Tradition. Ein Ritual, dass ihn an sein früheres Leben erinnerte. Er wusste wie wichtig es war, solche Erinnerungen wach zu halten.
 

Unruhe.

Irgendetwas stimmte nicht.
 

Neugieriges Getuschel drang an seine Ohren, einzelne Wortfetzen die wenig Sinn für ihn machten. Leute von der Obrigkeit? Hier? Unmöglich. Er musste sich verhört haben.

Virus lauschte noch weiter, hörte die Geräusche von Fahrzeugen, von Leuten außerhalb des Zauns.
 

„Virus?“
 

Die vorsichtige Stimme überraschte ihn nicht. Er hatte die sich nähernden Schritte längst wahrgenommen, öffnete die Augen jetzt wieder und wandte sich dem Jüngeren zu, der unruhig hinter ihm stand.
 

Virus’ Blick war kühl, aber er forderte seinen Schützling mit einem Wink dazu auf zu sprechen.
 

„Da nähern sich zwei Fahrzeuge“, wurde ihm also Meldung gemacht und er runzelte die Stirn. Virus setzte sich in Bewegung und der Blonde folgte ihm.

„Wie nah sind sie schon dran?“

„Nah. Wir haben M-Genes Logo an den Fahrzeugen erkannt.“

M-Gene… Das bedeutete Ärger.

„Adam, ich will, dass alle auf ihren Posten sind. Ladet die Schusswaffen.“ Eine seltene Anweisung. Munition war schwer zu bekommen und sie gingen sparsam damit um. Aber wenn das wirklich M-Gene Soldaten waren, die ihnen da einen Besuch abstatten wollten, würden sie jede mögliche Verteidigung nötig haben.
 

Der junge Blonde, Adam, nickte noch und lief dann los. Virus sah ihm nach, behielt selbst aber seinen üblichen, weit ausgreifenden Schritt bei.
 

Er brauchte nur Minuten, bis er den schützenden Zaun erreicht hatte. Alle die bereits wach und auf den Beinen waren, hatten sich hier versammelt und bildeten eine Menschentraube. Als sie Virus kommen sahen, kamen ihm einige von ihnen aufgeregt entgegen. Ein Blick oder ein Handzeichen genügte, um ihr aufgeregtes Geplapper zu unterbinden. Er konnte auch so an ihren Gesichtern ablesen wie unruhig und nervös sie waren. Umso wichtiger war es nun, dass er selbst die Ruhe bewahrte.
 

Virus hatte den Kopf erhoben, seine Bewegungen waren vollkommen kontrolliert. Er erfasste rasch die Situation, musterte die beiden inzwischen parkenden Fahrzeuge. Ein schwarzer, schnittiger BMW, flankiert von einem mit Soldaten besetzten Jeep. Die Männer in den Uniformen hielten sich zurück, lediglich eine einzelne Person war ausgestiegen, lehnte nun lässig am BMW und wartete.
 

Virus nickte seinen Leuten zu, einer von ihnen öffnete sofort hastig das stark bewachte Haupttor im Zaun.
 

Der unangekündigte Besucher richtete sich auf, blieb aber auf Abstand. Der Blick seiner eisblauen Augen hatte bis eben noch die Umgebung gemustert, legte sich nun aber auf den sich nähernden Virus.
 

Der Bandenchef wusste genau wie riskant es war den eingezäunten Bereich zu verlassen, dennoch schritt er auf den Mann mittleren Alters zu, musterte ihn dabei. Es war eine hochgewachsene Erscheinung, schlicht, aber gut gekleidet. Das tiefschwarze Haar war zurück gegelt, sein Gesicht zeigte keine Emotionen. Virus konnte nicht einschätzen, mit welchen Absichten er gekommen war.
 

„Sie haben hier nichts zu suchen.“ Virus sprach vollkommen ruhig. Nicht feindselig, wenn auch distanziert und kühl. Er war inzwischen direkt vor dem Älteren stehen geblieben und sah ihn an. Automatisch prägte er sich jedes kleinste Detail ein. Er registrierte die gute Qualität des maßgeschneiderten, dunklen Anzugs, den Staub auf den wohl vorher blank polierten, schwarzen Schuhen. Er merkte sich wie der Besucher sich bewegte, diese ruhige, vollkommen kontrollierte Art.
 

„Oh, da bin ich aber anderer Meinung“, waren die ersten Worte des Fremden. Seine Stimme klang tief und angenehm, er sprach klar und deutlich. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass er sich in dieser herunter gekommenen Umgebung unwohl fühlte. Man konnte ihm einfach nicht ansehen, was in ihm vorging, was er denken könnte. Seine Lippen zierte ein bedeutungsloses Lächeln.
 

„Dann sind Sie wohl nicht grundlos hier.“ Virus konnte die Aufregung hinter sich im Lager regelrecht spüren. Er hörte das Getuschel überdeutlich, die aufgeregte Atmung von manch einem, das nervöse Rumfingern an Jacken- oder Hemdsärmeln.
 

„Ich habe lediglich eine Frage,“ der Besucher kam direkt zum Thema und sein Blick änderte sich dabei schlagartig. Er sah ernst aus. „Wo ist der Transporter?“, wollte er wissen und Virus spürte seinen Blick genau auf sich.
 

Der Bandenchef schmunzelte, aber es war kühl und abschätzend. „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen“, war seine simple Antwort.
 

Es war klar, dass er sehr wohl wusste wovon dieser Kerl sprach. Und es war klar, dass er nicht einfach so mit der Sprache rausrücken würde.

Er hatte unter den gegebenen Umständen wenig zu befürchten. Das hier war sein Gebiet und dieser Kerl mit seinem Begleitschutz waren Eindringlinge. Selbst wenn sie es schafften ihn, Virus, zu überwältigen, würden sie innerhalb einer Minute von seinen Leuten erledigt werden. Er wusste, dass auf jeden Kopf dieser Typen mindestens eine Waffe zielte.
 

„Das ist wirklich sehr schade,“ meinte der Fremde. „Ich schätze, Sie werden dabei bleiben?“ Ganz langsam und vorsichtig bewegte er seine Hand in Richtung Innentasche seines Jacketts.
 

Virus blieb nach außen hin locker, hörte aber wie sich seine Leute hinter ihm sofort verkrampften. Er hob eine Hand und bedeutete ihnen somit Ruhe zu bewahren.
 

Die Hand seines Gegenübers fischte eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche, dazu ein mit verschnörkelter Gravur verziertes Zippo-Feuerzeug, dass wahrscheinlich mehr wert war als alles, was Virus besaß. Ihm wurde eine Zigarette angeboten und er griff danach, beugte sich anschließend lässig etwas vor und ließ sich den Glimmstängel anstecken, von welchem er direkt einen tiefen Zug nahm.

Ruhig inhalierte er den Rauch in seine Lungen, um ihn dann in Richtung Himmel zu blasen.
 

„Wissen Sie, Virus, ich habe nicht wirklich Lust lange mit Ihnen zu diskutieren.“
 

Die Tatsache das der Fremde seinen Namen kannte, überraschte Virus. Aber er zeigte keinerlei Gefühlsregung, sah sein Gegenüber einfach nur an und schwieg noch einen Moment.
 

„Verzeihen Sie die Frage“, begann Virus dann schließlich. „Die Leute aus Ihrer Gesellschaftsschicht haben wohl keine Manieren?“ er lächelte gespielt freundlich. „Sie scheinen meinen Namen zu kennen. Ich den Ihren aber nicht.“
 

„Immerhin habe ich Sie nicht mit einem ‚Sie haben hier nichts zu suchen’ begrüßt. Das ist auch nicht wirklich die feine Art, oder?“ Der Fremde sah Virus an. „Um Ihren Wissensdurst zu stillen: Mein Name ist Cyril.“
 

Irgendetwas sagte Virus dieser Name. Es war nur ein Gefühl, dass er nicht wirklich greifen konnte. Vielleicht hatte er ihn schon einmal irgendwo gelesen. Vor langer Zeit.

Er würde Erkundigungen einholen. Später. Jetzt nickte er nur.

„Ob ich bei meiner Antwort auf Ihr Anliegen bleibe oder nicht, kommt ganz darauf an, was Sie zu bieten haben, Cyril“, erklärte der Bandenchef. „Das Überleben in diesem Drecksloch ist nicht einfach, wissen Sie?“ Er schmunzelte und verbeugte sich übertrieben höflich. „Wenn der Herr sich von seinen Freunden trennen kann, würde ich ihn herein bitten in mein bescheidenes Heim.“

Sein Blick war abfällig zu den begleitenden Soldaten geglitten, ehe er Cyril wieder ansah und mit einer einladenden Geste in Richtung der schäbigen Hütten deutete. „Ich habe nicht viel, aber Kaffee kann ich anbieten.“
 

„Es wäre mir eine Ehre,“ kam die Antwort und Cyril deutete ebenfalls eine Verbeugung an.
 

Virus nickte, wandte sich ab und setzte sich in Bewegung. Er musste sich ein fast amüsiertes Grinsen verkneifen. Er und sein Besucher schlichen umeinander herum wie hungrige Tiger. Höflich und wohlerzogen und doch waren sie sich wohl beide sehr wohl bewusst, dass ein einziger Fehltritt genügen würde, bis einer dem anderen an die Kehle ging.
 

Auf ein Kopfnicken des Bandenchefs ließ man das Tor im Zaun offen, nachdem er es mit ihrem Besuch durchschritten hatte. Zusätzliche Wachen postierten sich an der nun deutlichen Schwachstelle. Einige von ihnen beobachteten die Umgebung, andere hielten durchgehend ihre Waffen auf die Soldaten gerichtet.
 

Ruhig führte Virus seinen Gast durch die Slums. Entlang der bröckligen „Hauptstraße“, vorbei an Schutt, Ruinen und Dreck. Cyril schien sich davon unbeeindruckt zu geben und falls er die respektlosen oder abwertenden Blicke bemerkte die man ihm zuwarf, so ignorierte er sie gekonnt. Er folgte Virus ohne zu zögern in eine der Hütten und setzte sich dort auf den ihm angebotenen Stuhl. Die einzige, richtige Sitzmöglichkeit im Raum. Der Bandenchef selbst nahm ihm gegenüber auf einer einfachen Kiste Platz.
 

„Sie müssen die Neugierde meiner Leute entschuldigen, aber es ist nicht an der Tagesordnung, dass jemand aus der Stadt uns besucht.“ Virus gab einem jungen Mädchen an der Tür einen Wink und sie eilte sofort hinaus, um eine Minute später mit einem blechernen Tablett wiederzukommen auf welcher sich etwas Gebäck befand, dazu eine Flasche klares Wasser und ein Glas, das einen Sprung hatte, ansonsten aber ganz sauber aussah.
 

Er beobachtete Cyril genau als dieser nach dem Glas griff, sich etwas Wasser einschenkte und einen kleinen Schluck trank. Scheinbar hatte er keine Angst davor, dass man ihn vergiften wollte oder dergleichen. Allgemein legte er ein solches Selbstbewusstsein an den Tag, dass es schon fast bewundernswert war. Seine Selbstkontrolle kam der von Virus gleich, dass musste der Bandenchef anerkennen.
 

„Also, wo waren wir stehen geblieben?“, kam der Fremde anschließend zum Thema zurück. Das Glas hielt er noch in der Hand, sein Blick war auf Virus gerichtet.
 

Der Bandenchef zog noch einmal an seiner Zigarette. „Ich gebe eine gewisse Verwunderung zu“, erklärte er im Anschluss. Besagte Verwunderung hörte man ihm allerdings nicht an. „Wie kommt es, dass dieses Fahrzeug für die Obrigkeit so wichtig ist, dass sie sogar jemanden schicken, um es abzuholen?“ Er kannte die Antwort schon. Und Cyril war sich wohl im Klaren darüber. Es ging hier nicht um irgendeinen ungelenken LKW, den teuren Kaviar oder Champagner. Es ging hier ganz allein um einen einzelnen Teil der geklauten Fracht: die Kühltruhe.
 

Cyril beugte sich etwas vor. Sein Blick war durchdringend. „Meine exakte Anweisung ist es, das Fahrzeug zu beschaffen. Vom Frachtgut war keine Rede gewesen.“ Ein fast spöttisches Lächeln spielte um seine Mundwinkel und war somit die erste Gefühlsregung, die er heute zeigte.
 

Virus runzelte die Stirn. Spott. Ausgerechnet? Es wirkte fast, als würde der Fremde sich über seine eigenen Bosse amüsieren, sich über sie lustig machen. „Sie wirken auf mich wie ein loyaler Mann, Cyril. Es überrascht mich, dass Sie die Anweisungen Ihres Chefs willkürlich auslegen.“
 

„Oh das ist ganz und gar nicht willkürlich“, der Ältere winkte ab, trank noch einen Schluck Wasser und funkelte Virus im Anschluss wieder an. „Mein Boss hat sich einfach nicht präzise ausgedrückt.“
 

Virus grinste. „Soso...nicht präzise ausgedrückt mh? Entschuldigen Sie diese Bemerkung, aber sämtliche Chefs da oben sind absolute Vollidioten.“ Sein gesundes Auge funkelte fast frech, das Blinde starrte ins Nichts.
 

Cyril ließ sich nicht zu einer Antwort hinreißen, aber der Bandenchef sah das amüsierte Funkeln in seinen Augen. Er wusste, dass er auf der Hut sein musste. Cyril gehörte zu M-Gene und er, Virus, bekämpfte diese Organisation nun schon sein seid Jahren.
 

Der Bandenchef neigte den Kopf etwas zur Seite, lauschte, ohne seinen Gast dabei aus den Augen zu lassen.

„Komm rein“, forderte er schließlich auf. Kurz passierte nichts, dann schlüpft Raikon in die kleine Hütte.
 

Die junge Frau sah krank aus. Virus registrierte sofort ihre leicht trüb wirkenden Augen und die fiebrige Röte auf ihren Wangen. Es überraschte ihn nicht. Immerhin hatte man sie eisgekühlt aufgefunden. Da war eine sich anbahnende Grippe wohl nur natürlich.
 

Virus fing den fragenden Blick des Fremden auf. „Ich wollte nur sicherstellen dass Sie wissen, worum genau es hier geht“, stellte er also ruhig klar. Er deutete auf Raikon. „Sie befand sich ebenfalls in dem LKW.“
 

Die Augenbrauen des Älteren zuckten. Eine Kleinigkeit, die seine Überraschung ausdrückte und Virus nicht entging. Dann hatte man Cyril also losgeschickt, ohne ihm die ganze Wahrheit zu erzählen.
 

„Ein Mädchen im LKW?“, der Fremde seufzte leise. „Vermutlich Ware für die Forschungsabteilung.“ Er sprach über Raikon, wie über einen Gegenstand. Allerdings klang es nicht abschätzig oder böse. Er stellte viel eher die Tatsachen fest.
 

Trotzdem machte es Virus wütend. Er spannte sich an, schnippte die Reste seiner aufgerauchten Zigarette weg und drückte sie im Sandboden aus. Nur am Rande registrierte er, wie Raikon ihm eine Tasse Kaffee hinstellte. Das Mädchen schwieg. Er konnte ihr nicht ansehen, wie sie sich dabei fühlte, wenn man so über sie sprach. Es war eine Schande was M-Gene tat. Verschwendung. Irrsinn.
 

Virus sah Raikon an, schenkte ihr ein angedeutetes Lächeln und schickte sie mit einem Wink hinaus. Er wartete, bis sie die Hütte wieder verlassen hatte, ehe er Cyril wieder ansah.
 

Eine schwierige Situation. Er hatte nicht wirklich vor die junge Frau wieder der M-Gene Corporation auszuliefern. Andererseits zog es seine Gedanken immer wieder zu Ban, der verletzt und leidend in einer der Hütten lag.

Sein Blick war ernst und durchdringend. Gerade durch den krassen Unterschied seiner Augen, konnte er einem durch und durch gehen und Virus war sich dessen bewusst. Die meisten hatten sofort Respekt vor ihm und Cyril schien es da nicht anders zu gehen, auch wenn er sich scheinbar absolut nicht einschüchtern ließ. Der Mann aus New Heaven unterschätzte ihn, Virus, einfach absolut nicht. Diesen Fehler hatten schon viele andere mit dem Leben bezahlt.
 

„Ich benötige Arznei“, kam der Bandenchef jetzt auch zum Punkt. „Ein Kinderspiel für einen Mann wie Sie, eine Schwierigkeit für jemanden wie mich. Arznei. Das wäre ein Anreiz für Verhandlungen.“ Virus blieb ganz ruhig. Er hatte einen geschäftsmäßigen Tonfall angeschlagen obwohl er wusste, dass es nicht so einfach werden würde. Eigentlich war es aussichtslos. Dennoch musste er es wenigstens versucht haben.

„Ich habe Verletzte“, das war keine überraschende Neuigkeit. „Vielleicht sind Sie der Meinung, je weniger von uns räudigen Kötern, desto besser.“ Virus machte eine wegwerfende Handbewegung. „Dennoch sollten Sie es sich überlegen. Es würde keine großen Umstände für Sie bedeuten und Ihren guten Willen zeigen. Der wiederum ist ein geeigneter Grundstein für friedliche Verhandlungen.“
 

Der Bandenchef wog jedes seiner Worte genaustens ab, ehe er es aussprach. Bis jetzt hatte er noch keine Versprechen gemacht, die er nicht würde halten können. Er hatte sich nicht dazu bereit erklärt Raikon auszuliefern. Virus hatte lediglich zugestimmt, bei angemessenem Entgegenkommen Verhandlungen in Betracht zu ziehen. Nur wusste er nicht, ob Cyril diese kleinen Details ebenfalls aufgefallen waren.
 

„Ich habe einen Schwerverletzten. Es scheint keine normale Wunde zu sein. Und ich weiß, dass es in Ihrem hübschen New Heaven Arzneien dafür gibt“, Virus sah den Älteren durchdringend an. „Bringen Sie mir etwas davon, so dass ich meinen Kollegen damit heilen kann. Wenn ich sehe dass es ihm besser geht, werde ich Ihnen den Transporter widerstandslos überlassen und auch persönlich bis vor die Pforten von New Heaven karren, wenn es sein muss.“ Nur den Transporter wohlgemerkt. Von Raikon war nach wie vor keine Rede gewesen. Aber immerhin hatte die Obrigkeit ja auch nur das Fahrzeug zurückverlangt.
 

Cyril zeigte keine Regung, während er seinem Gegenüber aufmerksam zuhörte. Virus konnte nicht erkennen, was in dem Älteren vorging, während er über das Angebot nachdachte.
 

Arzneien gegen den leeren Transporter.

Sie wussten beide, dass das nicht der Handel war, den die Obrigkeit beabsichtigt hatte. Allerdings hatte Cyril es selbst gesagt – sein Boss hatte sich auch nicht präzise ausgedrückt.
 

„Ich könnte natürlich, wenn ich wollte, nachfragen ob das ein mögchlier Vetrag wäre,“ ging der Fremde auf Virus’ Forderung ein. Er überschlug seine Beine um es sich bequemer zu machen, ehe er fortfuhr: „Aber Sie müssen bedenken, dass ich nicht das letzte Wort habe. Ich kann auch nicht einfach ins Forschungszentrum reinspazieren und mir mal eben nehmen, was ich gerne hätte. Das ist schließlich kein Selbstbedienungladen. Und ich schätze Sie können sich denken, dass dieser Bereich extrem gut abgesichert ist – und falls nicht, glauben Sie mir, ich weiß wovon ich spreche.“
 

Der Bandenchef wusste sehr genau, wovon Cyril sprach. Er kannte die Sicherheitsvorkehrungen innerhalb der Stadt. Und er kannte auch den Sicherheitsstandard bei M-Gene selbst. Besser wahrscheinlich, als sein Gegenüber es ahnen konnte.
 

„Natürlich bin ich mir sehr wohl bewusst, dass Sie nicht das letzte Wort haben“, Virus lächelte abschätzig. „Und auch all die anderen Tatsachen sind mir bekannt.“ Der Bandenchef erhob sich. „Ich denke, dann ist alles gesagt, was gesagt werden muss.“ Er wartete, dass auch Cyril aufstand. „Sie werden entschuldigen? Ich habe noch genug zu tun. Ich begleite Sie noch zum Tor.“ Die Unterhaltung war beendet.
 

Gemeinsam verließen sie die Hütte und Virus musste sofort blinzeln. Das Licht blendete ihn und er zog eine zerkratzte Sonnenbrille aus der Tasche, die er sich auf die Nase schob.

Schweigend führte er seinen Gast durchs Lager. Einige seiner Leute warfen ihnen neugierige Blicke zu, aber keinen von ihnen stellte sich ihnen in den Weg.
 

„Mir persönlich ist es völlig egal, was mit dem LKW passiert. Ich mache hier nur meinen Job“, Cyril ging neben dem Bandenchef her. Virus spürte seinen Blick auf sich. „Ich habe Ihnen gesagt, dass ich einen Versuch wagen werde. Aber ich garantiere für nichts.“
 

Virus hörte den Nachdruck in seiner Stimme. Und er glaubte Cyril. Der Ältere kam ihm vor wie ein ehrenhafter Mann, der zu seinem Wort stand. Er war sich sicher, dass Cyril tatsächlich nachfragen würde. Auch wenn es ein schlechter, aussichtsloser Handel war.
 

„Sie sollten jetzt gehen.“ Sie hatten das noch immer offene Tor erreicht und Virus blieb stehen. Sein Blick ging zu den wartenden Fahrzeugen hinüber und schweifte weiter in Richtung Osten. Er konnte sie hören. Ihre schlurfenden Schritte, ihre fast tierischen Laute, das bedrohliche Knurren.
 

Nur Sekunden später schleppten sich verdrehte Körper einen Hügel hinauf, kamen somit in Sichtweite. Es waren Zombies der gefährlicheren Sorte. Jene, die im Kampf nicht so schwerfällig und schwer auszutricksen waren.
 

Cyrils Blick war dem des Bandenchefs gefolgt und er nickte jetzt. „Ich schätze, Sie werden alleine mit denen fertig,“ meinte er und wandte sich ab.
 

Virus sah ihm nach, als er zu seinem Wagen hinüber ging und einstieg. Der Motor schnurrte, das Fahrzeug wendete und brauste davon. Der Bandenchef wandte sich ab. Ein Wink und man verschloss das Tor, ein Ruf genügte und seine Leute waren sofort auf dem Posten. Zusätzliche Waffen wurden verteilt, eine Vorhut versammelte sich beim Tor. Sie würden den Monstern entgegen gehen, sie außerhalb des Zaunes abfangen und versuchen, zurück zu schlagen.
 

Und Virus wusste, dass es kein einfacher Kampf werden würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ruha_Ducky
2013-04-07T20:29:35+00:00 07.04.2013 22:29
Ich hab mich vorhin so gefreut als ich gesehen hab das es ein neues Kapi gibt~ 
Schön das es weiter geht.
Und wieder ein gutes Kapi~ 
Freu mich auf mehr~


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