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Don't die in front of the Idiots

von

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Jemand, den ich zu hassen angefangen hatte

Erst mal das Licht wieder anschalten. Aber nur die kleine Nachttischlampe. Ich will schließlich nicht die Aufmerksamkeit der Nachbarn auf mich lenken.

So, jetzt hole ich den schwarzen, schmalen Koffer unter meinem Bett heraus. In ihm befindet sich mein Katana.

Dieses traditionelle Samurai-Schwert hat mir Daisuke geschenkt. Er wollte es eigentlich seinem erstgeborenen Sohn vermachen. Aber er und Aki konnten keine Kinder bekommen. Deshalb hatten sie mich ja adoptiert.

So jetzt muss ich nur noch die Beretta holen. Meine kleine Süße! Ich drapiere sie an ihrem Stammplatz und gehe hinaus.
 

Es ist nicht kalt, aber auch nicht besonders warm. Empfindliche Menschen würden wahrscheinlich fast ´erfrieren`. Shika gehört zu der Sorte. Für mich ist es ganz erträglich.

Ich schlendere durch die Straßen. Heute haben wir einen sternenklaren Himmel, nur schade dass man ihn bei den vielen Lichtern hier nicht sieht…

Irgendwie entwickeln meine Füße ein Eigenleben und ich finde mich in den Außenbezirken wieder. In den ruhig da liegenden Einfamilienhäusern, mit ihren kleinen Gärten, sind die Lichter bereits seit Stunden aus. Nur noch die Laternen beleuchten die Straßen.

Hier hat man einen guten Blick auf die Sterne. Da ist Orion, dort die Fische, der große Wagen, der kleine Bär…

„Ha Ha Ha! Ja, bis morgen dann.“

Eine Mädchenstimme. Ich höre das Auto wegfahren. Nicht gerade langsam.

Sie kichert und gluckst vor sich hin. Anscheinend ist sie betrunken.

Klick, klack, klick, klack, höre ich ihre High Heels, wie sich dann herausstellt, als sie in meine Straße einbiegt. Sie bleibt 2 Meter vor mir stehen, denn sie hat mich erst jetzt bemerkt, und starrt mich verwundert an.

Oh mein Gott!

Sie sieht aus wie er.

Diese Haare… Schwarz mit einem unverkennbaren Blau-Ton. Sie hat sie zwar zu einem Zopf geflochten, der über ihre Schulter hängt, und sie sind nicht so lang, aber es könnten seine sein.

Er… Ihn habe ich nur einmal gesehen. Und hoffe, ihm nie wieder unter die Augen zu treten.

Ich weiß nichts mehr aus der Zeit bevor ich fünf war. Ich kann mich nicht mal an die Gesichter meiner Eltern erinnern…

Aber an ihn. Er hat nämlich meine ganze Welt auf den Kopf gestellt.
 

Damals lebte ich in einem Provinz-Nest. Ich hatte bei einer Freundin übernachtet. Wir spielten noch vor dem Schlafengehen mit unsern Teddybären, als ein junger Mann hereingestürmt kam und allen mitteilte, dass mein Haus brannte.

Ich war aufgesprungen und losgerannt. Unser Schloss - so nannte ich es, glaube ich zumindest - brannte. Es war ein großes Anwesen, und als Kind würde man es sicher so nennen. Ich bin erst davor stehen geblieben, vollkommen erschöpft vom laufen.

Und dann sah ich ihn.

Er stand auf einem Pfosten der gigantischen Brücke - der einzige Zugang zum Haus. Die dunkle Gestalt hob sich von dem glühenden Hintergrund ab. Seine fast bodenlangen Haare flatterten um ihn, wegen der erhitzten Luft. Er stand da… wie ein alles vernichtender Todesengel. Ein Todesengel dessen Herz aus Eis besteht…

Es war ein Inferno in der schwarzen Nacht. Die Flammen züngelten um die alten Mauern. Sie fauchten und schrien, zischten und knisterten, als sie alles was ich hatte in Asche verwandelten.

Da stand ich nun, ein kleines, unschuldiges Mädchen mit ihrem Teddy in den Händen, das ihren ganzen Lebensinhalt verlor. Ich kann nicht beschreiben was ich damals gefühlt hatte.

Jedenfalls sah ich ihn an. Aber ich hatte Angst ihm in die Augen zu sehen, also schaute ich auf sein Schwert, ein Wakizashi. Von ihm tropfte Blut. Das Blut meiner Eltern.

Er hatte sie umgebracht und das Haus angezündet!

Ein ehrenwerter Samurai! (Das erkannte man gleich an seinem Gewand und dem Wakizashi. Ich wusste es damals, weil mein Vater sich für solche Dinge interessierte…)
 

Ich konnte es damals nicht fassen, und heute auch nicht. Aber ich glaube nun seine Gründe ansatzweise zu verstehen. Denn damals habe ich ihm dann doch noch einmal in sein Gesicht gesehen. Ich prägte es mir ein und kann es noch immer nicht ganz vergessen. Das Gesicht eines Mörders.

Etwas in seinen Augen lässt mich vermuten, dass er ein Unschuldiger war. Er wurde nur auf diesen Weg gelenkt. Durch seine eigenen Entscheidungen. Er hat wahrscheinlich jemanden verraten den er sehr gemocht hatte, vielleicht sogar geliebt. Er wirkte traurig.

Und eiskalt. Als wollte er sagen: „Tja mein Kind, so spielt das Leben. Deine Eltern hatten es nicht anders verdient.“

Dieser schmutzige Verräter!

Eine Schande für alle Samurai und für sich selbst!

Wenn ich ihn in die Finger bekomme wird er dran glauben müssen, ´weil das Leben so spielt`.
 

Peng. Peng. Peng. Peng. Peng. Peng. Peng.

Ich hasse ihn!

Peng. Peng. Peng. Peng. Peng.

Das werde ich ihm heimzahlen.

Peng. Peng. Peng.

Ich drücke noch immer den Abzug meiner Waffe, obwohl sich schon längst keine Kugeln mehr in ihr befinden. Dann gebe ich auf und stecke sie wieder weg.

Der Kopf des Mädchens ist jetzt durchlöchert und sie sackt vor mir auf den Boden. Ich habe ihr den dämlichen Zopf weggeschossen und das hübsche Gesicht auch noch dazu.

Jetzt wird sie nie wieder lächeln können. Und ihm wird es auch so ergehen.

Ich lasse das Opfer diesmal ohne eine Message zurück. Hab keinen Bock darauf, mir was auszudenken. Ihr den Rücken zuwendend mache ich mich davon. Aber, da war ein Geräusch.

Vier Laternen weiter steht jemand.

Tut mir leid, aber du bist jetzt der Nächste.



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