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Wingless

Leseprobe
von

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... der nicht viele etwas angeht.

„Amanda war in einer Nervenklinik?“
 

„Ja, sie hat mehrfach versucht, sich das Leben zu nehmen… Jetzt weiß ich auch warum…Greg erzählte oft von einem Ian, den er am liebsten von oben bis unten aufschlitzen würde, für das, was er seiner Schwester angetan hat und…“
 

Nathan hörte nur das Seufzten und das ‚Klasse’ von Ian.

„Ich bekomme immer mehr Freunde in dieser Stadt … Auch noch Gregory…“
 

„Mit ihm haben wir einen gemeinsamen ‚Freund’“, erklärte Nathan.
 

„Wie bist du an den geraten? Ich meine, du hast ja nicht im Ghetto gelebt…“
 

„Ich hab ihn kennen gelernt, als ich wegen Fehlverhalten auf der einen Schule auf eine andere geschickt wurde. Gregory war damals in meiner Klasse, weil er schon zwei Mal hängen geblieben war. Einundzwanzig müsste er jetzt sein, richtig?“
 

„Wenn ich mich recht erinnere … Amanda ist etwas älter als er… Ja, kommt hin.“
 

„Ich hab mich gut mit ihm verstanden, als ich zehn war.“

Ein leicht dämliches Grinsen erschien auf Nathans Lippen. „Wir haben viel Scheiße miteinander gebaut. Durch ihn habe ich dann Nancy kennen gelernt. Sie ist drei Jahr älter als ich und war schon mit ihrem Stecher zusammen, da habe ich nicht einmal daran gedacht, Sex zu haben… Sie ist in komplizierten Verhältnissen aufgewachsen, daher auch die Bekanntschaft zu Greg.“
 

„Ist wohl alles sehr kompliziert was?“, kam es nun doch etwas amüsiert von Ian.
 

„Nur ein bisschen… Im Black arbeitet sie schon seit Ewigkeiten. Der Laden gehört jetzt dem Kerl, wegen dem wir damals nie zusammen sein konnten, wie wir es wollten. Ihr Vater hat den Tattooshop in der Innenstadt.“
 

„Und das macht sie tagsüber?“, erkundigte sich Ian und zeigte dem Thema Nancy ein recht großes Interesse, wie es Nathan auffiel, aber weiter darüber nachdenken, tat er dann an dieser Stelle auch nicht mehr
 

„Nein… Sie hats wohl gelernt, aber tagsüber hilft sie ihre Großmutter im Blumenladen.“
 

„Nancy und Floristin?“
 

„Ja. Komisches Bild oder? Stell dir vor, wie sie die Blumen zusammen bindet, wenn eine alte Dame vor den Tresen darauf wartet… ein Bild für die Götter… Glaub mir.“
 

„Warum haben wir uns nie kennen gelernt?“, fragte Ian irgendwann, während er die Zimmerdecke zumustern begann.
 

„Weiß nicht. Vielleicht sind wir uns über den Weg gerannt, ohne es zu wissen?“
 

„Kann sein… Aber eigentlich ist es auch nicht verwunderlich, zwischen uns liegt ein beinahe zehnjähriger Alterunterschied… Und irgendwie bin ich froh, dich erst jetzt kennen lernen zu können. Wer weiß, ob wir uns nicht damals an die Kehle gegangen wären…“
 

„Möglich ist alles.“
 

„Warum warst du eigentlich so verpeilt in Jacksonville?“
 

„Ich war völlig fertig mit der Welt, hatte ein paar auf die Fresse bekommen und wollte nur noch ins Bett… Und die Tage darauf: Müdigkeit. Ich bin eigentlich nicht so blond, wie du anfangs dachtest.“
 

„Stimmt. Das habe ich inzwischen auch schon herausgefunden“, bestätigte Ian, vermied es aber, zu lächeln, da sein ganzes Gesicht einem einigen Schmerz glich.

„Erst dachte ich echt, ich habe es mit einem Idioten zutun. Aber man kann ja eines Besseren belehrt werden… Du hast sogar richtig was in der Birne, wenn ich ehrlich bin. Aber …“
 

„Hm?“, fragte Nathan nur nach, zog die Beine in den Schneidersitz und hob eine Augenbraue, als er den halbbeendeten Satz hörte.
 

„Aber bist du wirklich so? Ich meine, wenn es um solche Dinge geht, wie Vincent.“
 

„Früher vielleicht nicht. Aber ich habe immer versucht, das ein bisschen herunter zuspielen und Wenigstens etwas Anerkennung von anderen zu bekommen. Ich habe eigentlich alles immer am liebsten unblutig und human gelöst. Na ja, je älter ich wurde, desto schwerer wurde es, eben ohne Gewalt klar zu kommen. Vor allem auch, weil Gregory immer die falschen Leute anmachte und … nun ja, dann als Peace Bruder aufzutauchen, war nicht so gut, weswegen ich meistens der beste Schauspieler war. Kuschen war in der Situation meistens nicht so gut und ich hatte keine Lust darauf, wirklich verprügelt zu werden. Oder wäre es besser, die Hose voll zu haben und das auch noch zu zeigen?“, fragte er nach.
 

„Nicht wirklich.“
 

„Und seitdem ich bei Cooper trainiere, habe ich auch einen gewissen Grad an Selbstvertrauen gewonnen. Nicht zuletzt auch, weil ich weiß, dass mir keiner was kann…“
 

„Ich erinnere mich nur zu gern daran, wie Vince auf dem Boden lag…“, kam es halb lachend von Ian zurück, als diese Worte gefallen waren.
 

„Ich dachte, du wärst davon nicht begeistert?“
 

„Davon, dass du dich prügelst nicht, aber davon, dass du ihn auf die Bretter geschickt hast“, gab Ian ihm die Antwort. „Erstens hat sich das vorher noch niemand getraut und zweitens weiß er, dass er an dir eine unknackbare Nuss hat.“
 

„Hm. Wobei wir wieder bei dem Punkt wären, dass jeder Schritt in die Richtung nur einer in die Richtung Krankenhaus ist… zu jeder scheiß Sorge kommt jeden Tag eine neue dazu. Das macht mich wahnsinnig…“
 

Eine kurze Weile herrschte Stille. Eine Art angenehmes Schweigen sozusagen.
 

„Hat sich was bei deinem Bruder getan?“
 

„Ich hab Besuchsverbot bekommen, als mein Dad mich aus der Wohnung geschmissen hat. Und sie haben ihn verlegen lassen, in ein anderes Krankenhaus. Ich hab keine Ahnung, ob ich ihn noch einmal sehe, oder ob der Termin mit Morgen so bestehen bleibt…“
 

„Morgen schon?“
 

„Ja.“
 

„Das ist scheiße…“
 

„Hm-hm…“
 

Da musste ernsthaft erst etwas passieren, damit sie miteinander sprachen, wie normale Menschen.
 

Ian hielt Nathan gegenüber eine normale Tonlage – etwas, das ihn sehr verwunderte. So hatte der Ältere bisher nur mit Joel oder Derek gesprochen, aber noch nie mit ihm.

Die Kälte war irgendwie … verschwunden. Ja, verschwunden.

Und Mike hatte mit seiner Annahme, dass Ian und Nathan gar nicht so unterschiedlich waren, auch recht.
 

Sie hatten beide eine beschissene Vergangenheit, genug Probleme und brauchten im Grunde nur jemanden, mit dem sie sprechen konnten. Jemanden, der sie verstand.
 


 

04. August. 2011
 


 

„Lindsay, hey“, begann Nathan, als seine Schwester den Anruf entgegen genommen hatte.
 

„Nathan. Ich… wie geht’s dir? Du hast dich so lange nicht mehr gemeldet…“
 

„Alles klar“, sagte er nur, blickte zu Ian rüber, der sich gerade die Schuhe zuschnürte und ihn wiederum mit hochgezogener Augenbraue musterte.
 

„Was gibt’s?“
 

„Kommst du ins Black?“
 

„Diese Drogenkneipe? Ich dachte, du treibst dich da nicht mehr herum?“
 

„Kommst du nun dahin oder nicht?“
 

„Warum? Ich fühle mich in der Gegend nicht sicher…“
 

„Wo bist du denn gerade?“
 

„Im Moment bin ich bei Derek zu Hause. Apropos Derek… Hast du Ian gesehen? Man vermisst ihn langsam hier.“
 

„Der ist bei mir“, gab er nur Bescheid und hörte, wie Lindsay kurz den Hörer zuhielt und irgendwas durch das Haus brüllte.
 

„Und wo is ,bei dir’?“
 

„Geh kurz aus dem Haus, drei Häuser die Straße runter. Da steht mein Wagen vor der Garage.“
 

„Was machst du hier in der Gegend?“
 

„Ich wohne hier in der Gegend.“
 

„Wie? Warte… Ich bin sofort bei dir. Kann ich klingeln?“
 

„Ja.“
 

„Ok. Ich bin gleich da… Warte.“
 

Und schon ertönte das Zeichen, dass sie aufgelegt hatte.
 

„Was sagst sie?“, fragte Ian nach, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und stand auf.

Er hatte die letzten beiden Tage hier verbracht und sah nun auch einigermaßen annehmbar aus. Bis auf die violettgefärbte Wange und die aufgeplatzte Lippe, sah man so kaum mehr etwas.
 

„Sie kommt rüber.“
 

„Kommt sie auch mit ins Black?“, erhielt er die weitere Frage.
 

„Keine Ahnung. Sie kann Derek-“
 

„Vergiss, was du gerade gedacht hast. Ich reiße Derek nicht mit in die Scheiße rein. Ich bin nicht in der Lage, den allen etwas entgegen zusetzen. Und wenn du deine Schwester mit reinreiten willst, ist das deine Sache.“
 

„Ich reiße sie nicht mit rein. Das ist der einzige Platz, an dem meine Eltern nicht erscheinen werden. Deswegen. Ich will nur nicht, dass mein Vater auf einmal in der Tür steht.“
 

„Und was ist mit allem drum herum?“
 

„Ian. Da wird schon nicht passieren. Mach dir mal keine Gedanken, ok?“
 

Er sah dem Älteren an, dass dieser beinahe sofort etwas hinterher setzen wollte, jedoch unterbrach ihn das Klingeln.
 

„Spars dir für Später auf, Ian.“ Damit erhob er sich dann auch von seinem Bett und sprintete die Treppe hinauf, öffnete seiner Schwester folgend auch die Haustür.
 

„Oh mein Gott, Nath!“, kam es gar gekreischt von ihr, kaum dass die Tür geöffnet war, und sie lag ihm in den Armen. „Ich hab dich so derart vermisst, das geht gar nicht. Es ist so grauenvoll ohne dich!“

Nathan zog sie einfach mit sich in das Haus, schloss die Tür, ehe er die Umarmung mehr oder weniger erwiderte.

„Mum und Dad drehen voll durch“, folgte es dann noch, während sie gar nicht daran dachte, ihn los zu lassen. „Die haben sich nur noch in den Haaren, seitdem du ausgezogen bist. Alles geht den Bach runter und ich habe keine Lust mehr, immer im Kreuzfeuer zu stehen. Ich bin mehr bei Derek als zu Hause als bei mir…“
 

„Hey“, er drückte sie von sich, fasste ihre Schultern und blickte dem Mädchen in das ungeschminkte Gesicht.

Es war ein ungewöhnlicher Anblick, aber durchaus schön. So wirkte sie wenigstens nicht immer so künstlich und überzogen, wie sie es sonst immer tat.

„Es renkt sich wieder alles ein. Ja? Du musst dem ganzen nur Zeit geben.“
 

„Das glaubst du doch wohl selbst nicht, oder?“, fragte sie nur, ließ aber ihren Blick durch den Raum wandern, in dem sie sich nun quasi befand. So war die Küche beinahe mit dem Wohnzimmer verbunden.

„Wie kommst du hier her?“
 

„Das Haus gehört einem Freund von mir. Ich wohn im Keller.“
 

„Im Keller? Gibt’s denn da nichts Besseres? Vor allem Freund? Was für ein Freund?“
 

„Nichts Schlimmes. Du denkst mit Sicherheit wieder das Grauenvollste, was es auf dieser Welt gibt.“
 

„Ja. Drogenjunkies oder so…“
 

„Solchen Leuten gehören nicht solche Häuser…“
 

„Wer denn, Nathan? Wer? Kenn ich ihn.“
 

„Der Frontmann von Blakes Lieblingsband“, antwortete er dann einfach nur und ließ sie endlich los.
 

Es dauerte einen Moment, in dem sich nach dachte, ehe sich ihre Lippen zu einem stummen ‚Nein’ formten und sie beinahe ausrastete. „Du wohnst bei einem Musiker? Das ist wahnsinn!“
 

„Nein, es ist für mich einfach nur Mike.“
 

„Das ist dieser Mike? Ich konnte mir unter ihm nie etwas vorstellen. Der Kerl ist der Frontmann von J.R.T.D?“
 

Nathan jedoch verdrehte nur die Augen und schüttelte den Kopf. „Ja…“
 

„Welcher der beiden Sänger? Der Blonde? Der niedliche Typ?“

Er sagte aber nichts. Keinen Ton. Bei Mikael würde er niemals einziehen wollen, nicht einmal wenn der in einem Palast wohnen würde. Er kann mit diesem Mann einfach nicht auf einen grünen Zweig und Lindsay war wohl nicht so von der Alternative begeistert.

„Dieser Freak?“
 

„Hey, nicht in diesem Ton, Fräulein“, warnte er und hob die Hand.
 

„Man, Nathan. Warum bist du immer mit den merkwürdigsten Menschen befreundet? Dieser Kerl ist unheimlich…“
 

„Mike ist ok, ja? Du kennst ihn nicht.“
 

„Ich habe mit Blake oft genug Interviews geguckt. Er hat doch einfach keinen Modegeschmack und …“
 

„Er hat seinen eigenen Style und wir sind auch nicht hier um über irgendwelche Menschen zu diskutieren, die dir rein optisch nicht passen. Sag mir lieber, was mit Blake ist… Es ist immerhin der vierte August heute.“
 

Kurz war ihr Blick etwas merkwürdig, sodass er nicht deuten konnte, was nun gemeint war. „Sie haben es dir wirklich nicht gesagt, oder?“
 

„Was? Dass sie ihn verlegt haben? Das habe ich selbst herausgefunden.“
 

„Du hast ernsthaft Verbot bekommen?“, kam es überrascht und auch getroffen von ihr zurück.
 

„Ja, kaum zu glauben, was?“
 

„Dann weißt du auch nicht, dass sich seine Werte gebessert haben?“
 

„Wirklich?“
 

„Ja.“ Sie lächelte ihn glücklich an und fiel ihm erneut um den Hals. „Es sieht besser aus.“
 

„Sie wollen also nicht mehr …?“, fragte er.
 

„Nein. Sie wollen sie nicht mehr abstellen lassen!“
 

Beinahe war ihm so, als könnte er vor Freude darüber heulen. Er bekam seinen Bruder wieder … zwar wusste er nicht wann. Aber es war immerhin eine Nachricht, dass sich die Werte gebessert haben.
 

„Habt ihr eure Turtelrunde überstanden?“, ertönte jedoch Ians kühle Stimme hinter ihnen.

Da fällt er wieder in sein altes Schema, dachte Nathan, aber wirklich trüben tat es seine Laune nicht. Viel zu glücklich war er über diese Nachricht.

„Können wir dann zum Wesentlichen kommen, oder braucht ihr eine Extraeinladung?“
 

„Mein Gott, Ian. Wie siehst du aus?“

Blitzartig löste sich Lindsay von ihrem Bruder, stürmte geradezu auf Ian zu und besah sich dessen Gesicht. „Was ist passiert?“, fragte sie nach, wurde jedoch beiseite gedrückt.
 

„Nicht der Rede wert, Weib.“
 

„Ian. Hey!“

Sie fasste sein Handgelenk, als er an ihr vorbei ging. Nathan zog derweil schon einmal scharf die Luft ein. Er wusste, dass Ian es hasste, von Frauen so angefasst zu werden, als hätten diese die Kontrolle. Er hasste es einfach. Und Lindsay tat das, was der Brünette am meisten hasste. Das konnte nicht gut gehen…
 

„Was ‚hey’? Lass mich los und schwing deine Kiste ins Auto. Meinetwegen auch wieder zu Derek ins Bett, aber lass mich los“, knurrte er sie gefährlich an, zog sein Handgelenk mit Leichtigkeit aus ihrem Griff und ging auch direkt an Nathan vorbei. „Leg deine Schwester an die Leine. Dieses Weibsbild ist mir ein Dorn im Auge!“
 

„Du vergisst eines, Ian.“
 

„Was?“, wurde ihm entgegen gezischt.
 

„Wir haben da so einen kleinen Deal. Vergiss den nicht.“

Nathan lächelte gutgelaunt vor sich hin, zuckte die Schultern und nervte Ian mit seiner Laune wohl noch mehr, als dieser ohnehin schon zeigte.
 


 

20. August. 2011
 

Orange fiel das Licht der untergehenden Sonne in das geräumige Zimmer im Obergeschoss des Hauses.
 

Nathan lag auf dem weichen, flauschigen Teppichboden, hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und ein Bein angewinkelt, während er die Decke musterte. Etwas weiter neben ihm konnte er aus dem Augenwinkel die nackten Beine Samanthas erkennen und auch Mikes Stelzen schoben sich ab und an in den Blickwinkel.
 

„Was wird das eigentlich, wenn ihr da fertig seid?“, fragte er und drehte nun doch den Kopf so zur Seite, dass er die beiden Personen ganz sehen konnte.
 

„Ich nähe ihr das Kleid enger…“
 

„Kann sie das nicht selbst?“, wollte Nathan wissen. „Sie muss doch mit einer Nähmaschine klar kommen. Sie ist eine Frau.“
 

„Kann ich auch. Aber Mike kanns besser…“
 

„Er ist ja auch schwul… So ein bisschen Klischee muss ja dann doch erhalten werden“, seufzte der Jüngste von ihnen und richtete den Blick wieder gen Zimmerdecke.
 

„Sag mal, hast du nichts zu tun?“, lachte Mike dann jedoch drauf los und stemmte die Hände in die Hüften.
 

„Nein?“
 

„Geh runter und mach essen.“
 

„Wir bestellen heute einfach was…“
 

„Musst du nicht zum Training?“
 

„Heute ist Samstag, heute ist kein Training.“
 

„Dann geh laufen.“
 

„Keine Lust.“
 

„Dann lern halt für deine Zwischenprüfung.“
 

„Keine Lust.“
 

„Schreib deinen Bericht?“
 

„Nein, keine Lust.“
 

„Geh’s Auto wachen.“
 

„Hab ich heute Morgen erst getan. Ach, dein Fensterheber geht wieder… Und ich hab die Birnen in den Rückleuchten ausgetauscht und … Öl nachgefüllt… Für die Zentralverrieglung fehlt mir das Werkzeug hier…“, begann Nathan dann zu erklären, schloss die Lider und hörte Samantha im Hintergrund leise kichern.

„Mike, mir ist langweilig“, brachte er dann noch hinterher.

Und ihm war wirklich langweilig.

Lindsay war auf einem Wochenendtrip mit ihrer Chearleadermannschaft, Ian war wieder in Miami. Hatte dieser doch da unten sein Leben, seinen Job und sein zu Hause.

Blake durfte er nicht besuchen. Seth war in den Weiten des Supermarktes verschwunden und die einzigen Personen, mit denen er etwas unternehmen könnte, standen hier und machten ein Kleid enger…

Klasse.
 

„Ja, und wie soll ich dir dabei jetzt helfen? Ich meine, du kannst ins Wohnzimmer gehen, ein bisschen X-Box zocken, Fernsehen oder was auch immer…“
 

„Ja, aber dann is mir auch langweilig…“
 

„Geh ins Black.“
 

„Dann laufe ich Gefahr, Vincent über den Weg-“ Er verschluckte seine eigenen Worte.

Mike wusste von dem ganzen Scheiß noch nichts und auch Sammy wurde soweit noch gar nicht eingeweiht.

Wobei, das Mädchen wusste ja bereits von dem Kerl und eigentlich von allem, was mit Vincent zusammen hing.
 

„Was hast du denn mit Vincent zutun?“, fragte Samantha auf einmal sehr überrascht, gar schon geschockt nach.
 

„Ich hab zufällig kennen gelernt.“
 

„Man lernt Vincent nicht einfach so kennen…“
 

„Als wir drei, also du, Ian und ich, im Black waren…“
 

„Ja?!“, kam es nur leicht giftig von Samantha zurück.
 

„Als ich wieder rein kam, nachdem ich mit dir zusammen aufs Taxi gewartet habe …“
 

„Ja, weiter?“
 

„Da hatten Ian und Vincent so eine kleine Auseinandersetzung…“
 

„Na super. Und du hast dich eingemischt?“, fuhr sie ihn an.
 

„Ja, habe ich.“
 

„Oh man. Gerade das meinte ich nicht damit, dass du dich besser mit Ian verstehen sollst, Nathan. Ihr sollt doch nicht die gleichen Feinde teilen!“
 

„Ladies“, ging Mike dann jedoch dazwischen. An und für sich überflüssig, aber ehe sie sich an die Kehle sprangen…

„Beruhigt euch, ja? Nathan, komm auf Augenhöhe mit mir. Ich kanns nicht ab, auf dich herabschauen zu müssen.“
 

Zögernd öffnete er das linke Auge einen Spalt weit, sah Mike dann in seiner pseudoautoritären Haltung dort stehen und musste sich gar ein Lachen verkneifen. Hätte jenes doch eher dazu geführt, dass Sammy noch mehr in Rage gekommen wäre und das wäre nicht gut. Für keinen von ihnen.

Also versuchte er ernst zu bleiben und richtete sich dann mehr oder weniger elegant auf.
 

„Du bewegst dich wie ein Sack in letzter Zeit…“, kommentierte Mike seinen Bewegungsablauf gar schon sarkastisch.
 

„Lass mich.“
 

„So, da du jetzt stehst. Noch einmal von vorn: was hast du mit diesem ominösen Vincent am Hut? Auch wenn ich rein gar nicht weiß, wer er sein soll.“
 

Sammys Blick lag abwartend auf ihm und auch Mike sah ihn an, als würde er darauf warten, dass die Informationen durch Gedankenübertragung zu ihm kamen.

Es blieb ihm ja wohl nichts über.
 

„Sollte davon irgendwas so weit an meine Schwester weiter getragen werden, laufe ich Amok, nur damit das von vorn hinein klar ist!“, stellte er die Regeln vorn weg schon einmal fest und begann dann, die Geschichte von dem Abend zu erzählen, an dem er Vincent das erste Mal begegnet ist.

Ebenso erzählte er von den Dingen, die er von Nancy erfahren hatte und durfte darauf folgend die Beziehung zwischen ihm und Nancy erklären.

Die Änderungsarbeiten an Samanthas Kleidungsstücken waren vergessen, stattdessen saßen sie nun alle drei auf dem flauschigen Teppich und lauschten den Ausführungen, die Nathan über sein Leben gab.

Natürlich tätigte er Aussparungen. Zum Beispiel nannte er die eine Sache nicht, die er bisher nur Ian erzählt hatte. Ebenso ‚vergas’ er zu erwähnen, was vor guten neunzehn Tagen passiert war.
 

Jetzt konnte er von Glück sprechen, dass Mike und Seth nicht daheim waren zu der Zeit.
 

„Dass Ian ein grauenvoller Typ war und teilweise noch ist, weiß ich. Und dass er mit genau solchen Idioten herumgehangen hat, weiß ich auch. Aber ich hätte von dir niemals gedacht, dass du auch in so einer Scheiße gesessen hast… Und hast du noch viel Kontakt zu dieser Nancy?“, fragte sie ihn auch gleich. Alles andere war nur eine simple Feststellung, bis auf der letzte Satz… Er klang so lauernd. Und auch Samanthas Blick, den sie der Frage hinterher schickte, war nicht weniger lauernd. Beinahe sah sie ihn an, als würde sie nur hoffen, dass er nichts weiter mit ihr hatte.
 

„Sie ist eine gute Freundin, Sammy.“
 

„Hast du noch viel Kontakt zu ihr will ich wissen.“
 

„In letzter Zeit, ja. Wir treffen uns manchmal nach der Arbeit in der Stadt…“
 

„Aha.“
 

„Warum. Bist du eifersüchtig oder was?“, mischte sich Mike ein und grinste sein typisches Grinsen. Dieses Wissende…
 

„Ich? Nein, wie kommst du darauf?“

Ihre Finger begannen jedoch mit dem Stoff des Unterrockes zu spielen und auch ihren Blick richtete sie nach unten, wagte es nach den Worten Mikes nicht einmal mehr in Nathans Richtung zu blicken.
 

„Ach, nur so. Du siehst ihn in letzter Zeit so an. Und gerade hattest du diesen Killerblick, als Nancys Name das erste Mal fiel. Und dann noch dieses Verlegene gerade … Ich interpretiere wahrscheinlich zu viel in die Angelegenheit hinein.“
 

„Regelt das unter euch, ja? Ich bin eben duschen…“ Damit erhob Nathan sich. Er hatte nichts damit am Hut, sich solchen Diskussionen hinzugeben. Es ging zwar irgendwie um ihn, aber dennoch hatte er nicht eine solch große Lust dazu, sich diesen Weibergesprächen hinzugeben.

Deswegen verließ er den Raum auch, schloss die Tür hinter sich und hoffte, dass die beiden da recht schnell wieder auf eine Welle kamen. Denn den hellen Teppich von Blutflecken zu befreien … Das war der Albtraum eines jeden. Vor allem von ihm – er hasste es sauber zu machen…
 

Noch während er seine Sachen in den Wäschekorb legte, hörte er die immer schlimmer werdende Diskussion der beiden. Vielleicht war schlimm nicht das richtige Wort. Viel eher hörte es sich nach einer ‚gar schon zärtlichen’ Neckerei unter ‚Freundinnen’ an.

Kein Wunder, dass Sammy als ‚favorite Bitch’ betitelt wurde, wenn sie drei am Abendtisch über die Journalistin sprachen.
 

„Nathan?“, drang es dann nach zehn Minuten von vor der Tür zu ihm durch. Er war gerade dabei, das Handtuch um seine Hüften zu wickeln.

„Hast du was an?“
 

„Nein“, gab er nur zurück. Ein Handtuch galt für ihn nicht als Kleidungsstück. Wirklich nicht.

„Was ist denn?“

Was wollte Mike denn von ihm?
 

Aber weiter als bis zu eben diesem Punkt kam er gar nicht, da die Tür einfach so auf glitt und der Sänger vor ihm stand.
 

„Was willst du denn hier? Ich bin halb nackt!“
 

Aber die Tür wurde einfach nur eiskalt geschlossen und seine Worte ignoriert. Würde er es nicht besser wissen, hätte er jetzt leichte Bedenken, was den Sänger anginge.
 

„Wir müssen reden“, kam es letztlich doch endlich als Antwort und Nathan ließ die Schultern sinken, seufzte.
 

„Worüber?“
 

„Über vieles, Nathan. Erstmal darüber, dass du dich irgendwie anders verhältst. Du hast gerade eine halbe Stunde über Dinge erzählt, die ich von dir niemals erwartet hätte. Du bist nicht der Typ dafür.“
 

„Ich weiß das selbst. Aber – kannst du das nicht auf sich beruhen lassen?“
 

„Nein, kann ich nicht. Du bist anders, seitdem Ian wieder abgereist ist. Was ist los? Ist irgendwas zwischen dir und ihm passiert, von dem wir nichts wissen?“
 

„Das ist es nicht. Du weißt mehr über mich als meine Familie. Dabei kenne ich dich nur halb so lang… Ich bringe dir ein unheimliches Vertrauen entgegen, was ich sonst bei niemanden tue…-“
 

„Außer bei Ian. Nathan, verarsch mich nicht. Ihr teilt so viel mehr, als man auf den ersten Blick vermuten mag. Ich hab doch gesagt, dass ihr euch so gut wie nichts nehmt. Ihr seid euch so ähnlich. Werd’ nicht auch noch in diesen Beziehungen wie er.“
 

„In welchen Beziehungen?“, wollte Nathan wissen.
 

„Fall nicht wieder dahin zurück, wo du nur schwer wieder hinaus kommst. Samantha hat mir gesagt, wer dieser Vincent ist… Ich finde es nicht berauschend, dass du mit dem zutun hast.“
 

„Ich habe mit ihm nichts zu tun… Ich werde ihm nur zwangsweise über den Weg laufen müssen ….“
 

„Und weiter?“
 

„Ich hab Angst um meine Schwester… Ich werde wohl nicht mehr ins Black gehen. Die Sache mit Ian war … sagen wir, ein Schock, den ich nicht noch einmal erleben will.“
 

„Hm… Pass auf dich auf. Und was deine Schwester angeht… Sie wird schon beschützt werden, glaub mir. Derek ist ein kleines Bad Ass, aber er ist jemand, der das beschützt, was ihm wichtig ist. Glaub mir.“
 

„Ich hoffe, du hast Recht. Ich will nicht, dass ihr etwas passiert.“
 

„Wird’s nicht, glaub mir. Aber Themawechsel: Samantha.“
 

„Nein. Sie ist eine Furie! Hat sie ihre Tage?“
 

„Ja.“
 

„Du weißt so was?“

Überraschung schwang in Nathans Stimme mit und genau so, wie seine Stimme klang, sah er Mike auch an.
 

„Ja, ich weiß so etwas. Leider. Mir wird ja alles erzählt, egal ob ich es wissen will oder nicht.“
 

„Na, dann bin ich ja nicht allein auf der Welt mit diesem Problem.“
 

„Egal, das will ich dir auch gar nicht weiter erzählen… Viel eher… Sammy steht auf dich.“
 

„Ist unschwer zu übersehen.“
 

„Und?“, harkte Mike nach, lehnte sich an die geschlossene Tür hinter sich.
 

„Was und?“, stellte Nathan sich doof und nahm auf dem Toilettendeckel Platz.
 

„Findest du sie … nun ja, auch nett?“
 

„Du brauchst mit mir nicht reden, wie mit einem Kleinkind, Mike. Ich verkrafte es, wenn du ehrlich und direkt bist.“
 

„Willst du was von ihr?“
 

„Ehrlich?“
 

„Ja, bitte. Ich kann es nicht ab, wenn der eine den anderen immer angeiert, aber keiner von beiden die Fresse auseinander bekommt. Verstehst’e?“
 

Darüber hatte er ehrlich gesagt, gar nicht nachgedacht.

Für ihn hatten andere Dinge Vorrang gehabt, in den letzten Tagen, Wochen, Monaten. Da hatte er keine Zeit, um über seine eigenen Gefühle nach zu denken.

Und vor allem war sie ihm die ganze Zeit nicht egal gewesen, er fand sie hübsch und er verbrachte gern Zeit mit ihr. Aber die letzten Wochen war sie ihm einfach zu viel Mike gewesen… Langsam ging es wieder. Es halt doch nur eine Phase bei Sammy gewesen und es war auch irgendwie logisch, dass gewisse Dinge abfärbten. Immerhin waren sie und Mike beste Freunde, da war es verständlich, dass einige Dinge übernommen wurden. Doch wollte er das von ihr, was sie von ihm wollte?
 

Er hatte darüber noch wirklich nicht nachgedacht.
 

„Ich verbringe gern Zeit mit ihr, höre ihr gern zu. Zwar hat sie zeitweise einen grauenvollen Modegeschmack“, grinste er Mike entgegen und sah, dass dieser verstand, was er damit sagen wollte. „Aber ich mag sie.“
 

Wieder erschien auf den Lippen des Sängers dieses einseitige Grinsen. Dieses Überlege… dieses Wissende. Er hasste es.
 

„Das machst du gern, was?“
 

„Was?“, kam es scheinheilig von Mike zurück.
 

„Dieses dämliche Grinsen grinsen“, holte Nathan weiter aus und überschlug die Beine. Reichte ja nicht, dass er hier halbnackt saß, nein. Die Handtücher waren auch noch ein wenig kurz … und… Nun ja, es war Mike der da stand. Zwar konnte jener ihm nichts weggucken, aber dennoch…
 

„Manchmal, ja.“
 

„Manchmal“, lachte er humorlos. „Manchmal. Aber was willst du eigentlich von mir hören?“
 

„Magst du sie so gern, dass du sie auch mal ficken willst? Verstehst du diese Sprache besser?“
 

„Meine Güte. Für mich liegen zwischen ‚Ich will mit einem Menschen schlafen’ und ‚Ich will mit einem Menschen zusammen sein’ Welten“, erklärte Nathan, verdeutlichte seine Worte auch noch, indem er versuchte, mit Gestik darzustellen, was meinte. „Wenn ich sie ‚ficken’ will, will ich nicht mit ihr zusammen sein. Will ich aber mit ihr zusammen sein, will ich mit ihr ‚schlafen’. Verstehst du den Unterschied?“
 

„Doch nicht so dumm, wie ich immer dachte.“
 

„Ha ha ha“, kam es ironisch auf diese Worte zurück.
 

„Und willst du mit ihr zusammen sein?“
 

„Darüber, liebster Mike, habe ich noch gar nicht so nach gedacht. Und wenn ich mich recht entsinne, darfst du mir jetzt auch keine Predigt halten, da ich von Seth erfahren habe, wie schwer ihr euch getan habt.“

Er nahm Mike damit jeglichen Wind aus den Segeln, da dieser gerade damit anfangen wollte, irgendwas hochgeschwollenes daher zu labern. Das sah Nathan ihm sofort an.
 

„Nath, das ist nicht fair.“
 

„Doch ist es.“
 

Kurz herrschte Stille zwischen den beiden, ehe sie gar synchron im Lachen ausbrachen.

„Seit wann stört es dich nicht mehr Nath genannt zu werden?“, kam es halb unverständlich von Mike.
 

„Seitdem ich weiß, dass ich euch zum ‚Freundeskreis’ zählen kann.“
 

„Schön zu wissen.“
 

„Ironie oder Ernst?“
 

Tief durchatmend nahm Mike wieder seine gerade Haltung ein, zuckte mit den Schultern. „Ich meine es wirklich ernst. Schön zu wissen, dass man einen neuen Kumpel gewonnen hat… Ich gehe ein paar Körbe werfen, wenn du mich suchst, ich bin vor den Garagen…“
 


 

In frühabendlich taugliche Kleidung gehüllt betrat auch Nathan eine gute viertel Stunde später den Garten und brauchte nur zu lauschen.

Jeder Ballwurf war ein Korb.

Manchmal fragte er sich wirklich, woher Mike diese Treffgenauigkeit hatte…
 

Gemächlichen Schrittes trat er über die Grünfläche und blieb an der Rasenkante stehen, sah dem orangefarbenen Ball hinterher, der durch das Netz fiel, auf dem Boden aufkam und von den schlanken Händen des Screamers wieder aufgenommen wurden.
 

„Hast du früher in der Schulmannschaft gespielt?“, erhob Nathan das Wort, schob die Hände in die Taschen und verfolgte den Ball ein weiteres Mal.
 

„Ja. Mehrere Jahre… Hat sich von der Körpergröße gelohnt.“
 

„Mehr nicht?“
 

„Ist der einzige Sport den ich einigermaßen beherrsche.“
 

„Hm“, grinste Nathan darauf hin nur, sah, wie sich Mike zu ihm umdrehte und seine Augenbraue in die Höhe schnellen ließ. „Glaubst’e wohl nicht, oder?“
 

„Nun ja, das ist es nicht… Ich denke nur zweideutig, ich sollte es lassen“, gab er dann zu und fing den Ball gerade noch so, bevor er ihm direkt ins Gesicht geflogen wäre.
 

„Wie wärs. Wer zuerst die zehn Körbe voll hat. Der Verlierer zahlt das Abendessen.“
 

„Mike. Ich war gerade erst unter der Dusche.“
 

„Und? Los komm schon. Dann ist dir auch nicht langweilig und du bekommst die Bewegung, die dir sonst fehlt.“
 

Ihm blieb nichts anderes übrig, als nachzugeben. „Ok, du hast gewonnen.“
 

„Das ist mal ein Wort. Los, hau rein.“
 


 


 

Völlig fertig mit der Welt ließ sich Nathan einfach nur noch auf die Rasenfläche fallen, streckte alle Viere von sich und rang nach Atem. Der Platz hier war nicht große, wirklich nicht. Aber Mike konnte einen wirklich hetzen. Und das, obwohl der Kerl rauchte wie kein Zweiter!
 

„Das mach ich nie wieder!“, protestierte er, als er sah, dass Mike sich neben ihn setzte und allen ernstes in Seelenruhe die Schachtel Malboro heraus holte und sich eine Zigarette zwischen die Lippen schob.
 

„Stell dich nicht so an. Du läufst morgens nicht mehr, das macht viel aus, glaub mir. Du gehst wegen deiner Ausbildung nicht mehr regelmäßig zum Training… Bekomm da mal wieder einen Grund rein. Ich wär heute Abend für Pizza. Wollen wir die große Familienscheibe bestellen?“
 

„Willst du nicht erst mit Seth darüber sprechen? Ich meine, er muss doch selbst wissen, was er gern essen würde.“
 

„Hawaii, glaub mir.“
 

„Oh, Hawaii ist gut“, kam es immer noch recht atemlos aber begeistert von Nathan, als er sich auch wieder in eine sitzende Position brachte.
 

„Mein Wort.“
 

„Wo bleibt Seth eigentlich so lange?“
 

„Hat sich bestimmt wieder in den Gitarrenladen verirrt. Er liebäugelt seit Monaten mit der Les Paul die im Schaufenster hängt.“
 

„Aha. Und warum kauft er sie nicht einfach?“
 

„Sein ultimatives Argument: Ich hab doch genug. Aber wenn er dann wieder im Wohnzimmer sitzt, dann heißt es immer wieder: Scheiße, hätte ich doch eine mehr. Die Sache ist die, es ist nervig, immer wieder umstimmen zu müssen. Von E auf D oder auf was auch immer…“
 

Nathan hörte aus diesen ganzen Begriffen nur eines ‚Was?’ Mit Musik auf diesem Level kannte er sich nicht aus. Sein Bruder konnte Klavier spielen, aber er selbst hatte daran nie Interesse gehabt. So lange es in Elektronisch war, war alles ok. Mehr brauchte er nicht, da musste er doch nicht wissen, was dieses E oder dieses D war, richtig?
 

„Auf jeden Fall wird es noch dauern bis – Wenn man vom Teufel spricht.“
 

Leise aber gemütlich schnurrend fuhr der BMW auf die Auffahrt und hielt.

Lässig wurde die Fahrertür aufdrückt und Seth stieg aus.
 

„Und, wie habt ihr den Tag ohne mich verbracht?“
 

„Gut.“ – „Seht gut.“
 

„Freut mich“, lächelte Seth ehrlich, ging um seinen Wagen herum und öffnete den Kofferraum. „Dann seid ihr auch motiviert und helft mir beim Auspacken.“
 

„Wir möchten Pizza bestellen…“, begann Mike dann, nahm die ersten beiden Tüten entgegen, die Seth aus dem Wagen hievte.
 

„Hawaii“, war die schnelle Antwort und Nathan nickte Mike nur anerkennend zu, bekam dann aber auch schon die nächsten beiden Tüten in die Hand.
 

„Ich kenne meinen Lover eben“, erklärte Mike und ging ihm voraus in das Haus.
 

„Sag mal, Nathan?“
 

Auf halbem Wege blieb der Jüngste stehen, sah sich um und erblickte Seth an seinem Wagen lehnend. „Wie hoch hast du verloren?“
 

„Achtzehn zu zwanzig. Ich empfinde es als eine gute Niederlage“, rief er nur zurück.
 


 

Später am Abend saß er unten in seinem Zimmer, die Türen waren alle samt noch offen. Hieß also, alles, das in der Küche oder im Wohnzimmer gesprochen wurde, drang zu ihm durch.

Musik hatte er keine nebenbei laufen, zu sehr war er damit beschäftigt, endlich einen vernünftigen Bericht auf das Papier zu bekommen.

Nicki war da sehr eigen, was Berichte anging und vor allem sehr streng. Daher wollte er fertig sein, bevor er nichts mehr auf die Reihe bekam. Er kannte sich selbst und wusste, wie er in schulischen oder eben nun beruflich bedingten Stresssituationen umging. So lange es um irgendwas Handwerkliches oder Menschliches ging, war alles kein Thema für ihn. Aber so bald es an Abgabetermine von irgendwelchen Berichten ging, wurde er am ende schnell zu hektisch und bekam dann im Endeffekt gar nichts mehr auf die Reihe. Daher hatte er sich angewöhnt, früher fertig zu sein.
 

Aber laute Stimmen von oben ließen ihn letztlich doch inne halten. Seien Stirn runzelte sich leicht, während seine Finger unbewegt auf der Tastatur lagen.

Noch vor wenigen Minuten war alles ok gewesen, warum stritten sie sich jetzt? Die ganze Zeit, in der er Mike und Seth nun kannte, hatten die beiden nie einen Streit gehabt.

Sie waren für ihn das perfekte Paar – von einem anderen Standpunkt betrachtet, als man ein normales Paar betrachtete, aber das verstand sich mit Sicherheit von selbst, oder?
 

Aber warum stritten sie?



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  tenshi_90
2012-06-07T19:43:43+00:00 07.06.2012 21:43
Hm.. Das Seth und Mike sich streiten finde ich jetzt nich so schön =(
Worüber eigentlich???

Es ist schön, dass sich Nath und Ian immer besser verstehen, aber dennoch bin ich sehr gespannt, wann Naths Geheimnis ans Licht kommen wird..

Liebe Grüße
Von:  Inan
2012-06-07T18:00:14+00:00 07.06.2012 20:00
Oh Gott, sie streiten sich o_o
Ist Seth eifersüchtig? Glaubt einer der Beiden, dass sie mehr Zweisamkeit brauchen? Gibt es Stress für Mike und Seth, weil Vincent ein Arschloch ist? Die streiten sich doch nicht...
Es ist aber schön, wie sehr Nath und Ian sich jetzt vertrauen, so stürzen sie wenigstens nicht ab...possibly
Super Kapitel x3
Von:  Teukie-Chan
2012-06-06T21:02:10+00:00 06.06.2012 23:02
AWEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE schönes CAPI
wieder ne und so...

find es ganz gut das die beiden sich nun immer wieder
besser
ferstehn und so. also ian und nath ^^

nun bin ich aber mal echt gespannt wieso mike und seth sich
strieten xD

mach weiter so ^^

lg


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