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Auch Engel essen Fleisch

von

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Kapitel 5

Welcher klar denkende Mensch würde in solch einer Situation wohl Trauer empfinden? Oder Angst? Es war das erste Mal in Luises Leben, dass diese mit einer Feier überrascht wurde.

Niemand zuvor hatte wegen ihres Geburtstags so ein Aufsehens veranstaltet.

Ihr Herz raste, aber keineswegs aufgrund der hier vorherrschenden Gründe.

Sarahs Worte dröhnten noch in ihren Ohren, Luise glaubte, ihre Freundin wäre ernsthaft verletzt gewesen.

Nein, nicht nur ihre Freundin.

Die Person, die sie aufrichtig liebte.

Sabine fiel ihr um den Hals und gratulierte ihr aufs herzlichste.

Luises Blick schwang im Raum umher, er war festlich gestaltet und einige bekannte Gesichter ragten aus der Menge. Sie entdeckte Jasmin, so wie deren Freundin Viktoria. Nein, sogar noch zwei Mädchen aus ihrer Klasse. Zudem noch Lena und Katrin, sowie viele weitere Mädchen und Jungen, die sie nur flüchtig kannte.

„Tut mir leid, da es eine Überraschungsparty war, musste ich improvisieren. Wenn ich eine Freundin von dir vergessen habe, bitte ich vielmals um Verzeihung.“, kam ihr Sarah mit einem Lächeln entgegen.

Luise schüttelte zögerlich den Kopf.

„Du bist unverletzt?“

Damit unterbrach sie die Fröhlichkeit des Mädchens für einen Augenblick.

„Fandest du das übertrieben?“, war es ihr sichtlich unangenehm.

Luise sah zu Sabine, die ihre Arme ertappt nach oben streckte.

„Du hast mich erwischt, es war meine Idee gewesen. Aber wie hätten wir dich so schnell in dieses Haus locken sollen?“, gab sie ihren Plan preis.

Luise war sich sicher, dass es noch weitere effektive Wege gegeben hätte, doch diese Handlungsweise sah Sabine nur ähnlich. Schlimm genug eigentlich, immerhin wusste sie um Luises Gefühle für ihre Nachbarin und musste doch annehmen, dass sich das Geburtstagskind unendlich große Sorgen machen würde.

Sabine dachte jedoch nicht einmal über einen möglichen Fehltritt nach, sondern nahm ihre Freundin in den Schlepptau und führte sie ins Wohnzimmer.

„Die Party an sich war Sarahs Idee, wenn dir also sonst etwas nicht passt, musst du ihr die Schuld geben.“, sicherte sich Sabine nochmals ab.

Jetzt machten die Gespräche der beiden Mädchen Sinn, die Luise so unrüde unterbrochen hatte. Es war die ganze Zeit um sie gegangen, wie dumm war sie gewesen? Sie hatte nichts geahnt, ja nicht einmal die Möglichkeit in Betracht gezogen.

Dann konnte die Party endlich steigen.

Wilde Rockmusik begann aus riesigen, extra aufgebahrten Boxen zu spielen.

„Du musst unbedingt von den Bötchen probieren.“, sagte Sarah und wies auf mehrere Tabletts, die prunkvoll auf dem Wohnzimmertisch angereiht waren. Sie waren mit Wurst oder Fisch belegt, Luise konnte keine mit Salat oder wenigstens Gurken entdecken. Unverkennlich das Werk ihrer Freundin.

In Luises spiegelten sich die verschiedensten Emotionen wider, zum einen war sie unglaublich baff, dass Sarah für sie so etwas hier auf die Beine gestellt hatte. Zum anderen fühlte sie sich etwas verraten und übergangen. Sarah hatte es zweifelsfrei gut gemeint und auch Sabine hatte nur ihr Bestes im Sinn.

Jasmin und Viktoria gratulierten ihr unverzüglich und reichten ihr, ihre Geschenke.

Luise nahm sie dankbar entgegen war kurz später glückliche Besitzerin eines Faltenrocks, sowie einer Ladekarte für ihr Handy.

Sabines fromme Gabe wies sich als dickes Buch heraus, aber kein spezieller Liebesroman, wie Luises es erst vermutet hätte. Die geladenen Gäste hätten auch skeptische Blicke auf sie gerichtet, wäre das der Fall gewesen.

Nein, so oft Sabine auch übertrieb, sie hätte nichts getan womit sie ihre Freundin verletzten konnte. Luise war klar, dass sie die Situation von vorhin schnell wieder vergessen sollte, weder Sabine, noch Sarah hatten es böse gemeint.

Im Laufe des abends, sammelte das Geburtstagskind noch weitere Gratulationen, jedoch keine Geschenke. Sie war nicht naiv und wusste, dass einige nur hier waren um zu feiern oder weil Sarah sie eingeladen hatte. Manche der Jungen erhofften sich vielleicht sogar etwas von ihr, doch sie blieb charmant und wies jeden von ihnen ab. Von ihr hatte Luise noch kein Geschenk erhalten, aber sollte sie überhaupt eines erwarten?

Die organisierte Feier hatte bestimmt genug ihrer Zeit und ihrer Mühe verzehrt. Noch dazu erinnerte sich Luise an die selbst gebrannte CD, ein Geschenk, das ebenfalls noch nicht lange zurücklag. Aber über sie hatte sie sich gefreut. Genau wie über die Überraschungsparty, wenn sie ehrlich war.

Erst hatte sie eine tiefe Traurigkeit gespürt, als allein im Wohnzimmer ihres Hauses hockte und annahm, jeder hätte auf sie vergessen. Doch so war es nicht. Es gab tatsächlich Personen, denen sie wichtig war, auch wenn der Kreis eine sehr übersichtliche Proportion besaß.

Und ein Teil von ihm, bildete Sarah. Nein, sie stand sogar in der Mitte.

Sie war der Mittelpunkt von Luises Kreis, ihrer Gefühlswelt, ihrem Herzen.

„Vielleicht kriegst du ja noch einen Geburtstagskuss!“, säuselte ihr Sabine ins Ohr.

Ihre Freundin hatte es wohl mitbekommen als sie gedankenverloren zu ihrem Schwarm blickte, die gerade einigen Jungen verbot, mitgebrachtes Bier zu öffnen. Wahrscheinlich fürchtete sie um etwaige Schäden, an dem gerade erst bezogenen Haus.

Luise bezweifelte, dass ihr Vater so eine große Feier genehmigt hatte, vermutlich gab es die ominöse Großmutter wirklich, oder er musste schlichtweg arbeiten. Dennoch hatte es sich Sarah nicht nehmen lassen, ihren Tag zu versüßen.

Doch warum eigentlich? Noch vor etwas mehr als zwei Wochen waren sie Fremde gewesen, die keinerlei Bezug zueinander hatten. Keine gemeinsamen Interessen, oder Bekannte. Unterschiedliche Lebenseinstellungen und Gefühlslagen.

Luise wusste, was sie zu dem liebenswerten Mädchen hinzog. Von Sarah ging eine Unschuld und Wärme aus, die sie im ersten Moment gespürt hatte. Und eine Eigensinnigkeit, die vermutlich ihren sämtlichen Charakter ausmachte. Sarah war tatsächlich ein Engel, Luise hatte sie zweifellos als das erkannt, was sie war.

Doch auf welche Weise zog sie Sarah an? Was hatte sie schon groß zu bieten? Außer ihren schulischen Wissensstand und ihre Hilfsbereitschaft?

War sie nicht viel zu langweilig für das immer nach Abenteuer suchende Mädchen?

Sarah behandelte sie wie ihre beste Freundin, offenbarte ihr sogar ihre intimsten Geheimnisse.

Wer war Luise für Sarah? Dieses Rätsel wuchs inzwischen so sehr in ihr an, dass sie es unbedingt lösen musste.

Sabine zerrte sie zu einer Gruppe weiterer Mädchen, die bereits wild tratschten. Luise hielt sich wie gewohnt im Hintergrund und ihr Blick verharrte stets bei Sarah. Es war ihr inzwischen egal, ob es jemandem auffiel. Der Stich in ihrem Herzen, den sie verspürt hatte, als sie von Sarahs vermeintlichem Unfall hörte, würde nicht so schnell aus ihrem Bewusstsein verschwinden. Die Angst, dass sich ihre Liebe verletzt hatte, oder, dass sie aus ihrem Leben verschwinden könnte, war zu grausam gewesen. Es war beinahe so, als hätte dieses eine Ereignis, Luises Gefühle verstärkt.

Die Blicke der beiden Mädchen traten sich, Sarah hatte ihren Kopf gewand und sah sie direkt an.

Kein Lächeln, keine Veränderung ihrer Mimik, es war gerade so, als wollte sie Luise für einige Sekunden einfach nur ansehen.

Ihre Freundin Katrin schien eine grandiose Neuigkeit auf Lager zu haben, mit der sie ihre Aufmerksam wieder auf ein anderes Thema lenkte.

Die Jungen waren als erstes verschwunden, spätestens als die Feier begann lahm zu werden. Die Musikart änderte sich nicht, und alle Mädchen die es abzuschleppen galt, besuchten ohnehin dieselbe Klasse wie sie. Und nach Sarahs Bierverbot hielt sie hier nichts mehr.

Das Wohnzimmer leerte sich, schließlich blieben nur noch ein paar Freundinnen von Sarah, Sabine, sowie Jasmin und Viktoria, die aber ebenfalls gerade aufbrechen wollten.

Luise begleitete sie bis zur Tür, obwohl das Sarahs Aufgabe gewesen wäre, besonders bei diesen Örtlichkeiten.

„Bis Montag!“, sagten sie und waren bald in der eingebrochenen Nacht verschwunden.

Sarah packte Lena und Katrin die Reste der Brötchen ein und gab sie ihnen mit auf die Reise.

Zum Schluss, blieben nur noch vier Dinge zurück.

Luise, Sarah, Sabine, so wie ein riesiger Saustall.

„Ich hatte auf weniger gehofft.“, murmelte Sarah und sagte bescheid, dass sie die Küche aufsuchen würde, um einen großen Plastiksack zu organisieren.

„Gut, ich bin dann fort!“, flüsterte Sabine und packte ihre Sachen zusammen.

Luise hielt sie an der Schulter zurück und sah sie forsch an.

„Das sieht dir ähnlich! Abhauen bevor es zum Putzen übergeht.“

Sabine schüttelte schnell den Kopf.

„Nein nein! Das mache ich doch nur, damit du mit Sarah allein sein kannst. Du siehst du, was für eine gute Freundin ich bin!“, redete sie auf Luise ein und beschleunigte dann ihr Tempo.

Es war eine plumpe Ausrede gewesen, das wusste Luise. Doch sie ließ ihre Freundin damit durchkommen, sie kannte sie eben bereits zu gut.

Kaum hörte sie die Haustür zuschlagen, war Sarah bereits mit einem Müllsack zurück gekehrt.

„Sabine ist schon fort?“, fragte sie überrascht.

Luise nickte verzagt und zeigte auf den verdreckten Boden. Heruntergefallener Belag, Chips-Reste und sogar die ein oder andere Dose. Einige zerquetscht, die anderen noch im Originalzustand.

„Ich helfe dir natürlich.“, bot Luise an.

Sarah setzte dazu an, etwas zu sagen, unterließ es dann aber. Wahrscheinlich wollte sie darauf hinaus, dass Luise an ihrem Geburtstag so etwas nicht zu tun brauche, auch wenn es dieser überhaupt nichts ausmachte.

„Hat es… dich wenigstens etwas gefreut?“, klang Sarahs Stimme plötzlich kleinlauter als zuvor.

Luise schluckte und wich ihrem Blick aus.

„Es hat weh getan.“, gestand sie, obgleich sie nicht wusste, warum sie ihrer Freundin dies nun erzählte.

Sarah nahm eine aufrechte Position ein und wirkte geknickt.

„Ich meine… ich war sehr deprimiert, als niemand zu meiner Feier erschien.“

Sorge trat in Sarahs Gesicht und strich sich verlegen über die Hände.

„Ich habe dir doch gesagt, dass ich dumm bin. Hätte ich die Feier etwas vorverlegt, wärst du nicht so betrübt gewesen. Wenn ich mehr an andere denken würde, dann…“

Luise war hastig zu ihr getreten und legte ihre Hände auf Sarahs Schultern.

„Nein, das ist doch Unsinn! Du hast es gut gemeint und im Großen und Ganzen war ich total happy, dass du dir solche Mühe wegen mir gegeben hast.“

Sarah konnte sie immer noch nicht direkt ansehen.

„Aber das warst du nicht 100%tig, meinst du?“, schien es dem Geburtstagskind anzusehen.

Luise zögerte sichtlich.

„Als ich dachte dir wäre wirklich etwas zugestoßen hatte ich panische Angst.“

Sarah riss sich los und wand ihr den Rücken zu.

„Arrrhhh, diese Sabine! Ich hätte nicht auf sie hören dürfen. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich dich mit dem Directors-Cut des neuen Negima Films her gelotst.“

Luise musste grinsen.

So gesehen hatte Sabines Plan tatsächlich Früchte tragen müssen. Er war übertrieben, aber er funktionierte.

„Das habe ich dir doch schon längst verziehen.“, wollte sie Sarahs Schuldgefühle minimieren.

„Wirklich?“, fragte diese hastig und klang dabei aufrichtig flehend.

„Wirklich wirklich.“, bestätigte es ihr Luise.

Sarah fand zu ihrem Lächeln zurück und begann damit den letzten Müll in den Sack zu stopfen.

„Aber… warum eigentlich?“, kam es Luise dann in den Sinn.

Sarah sah zu ihr auf.

„Warum du mir verzeihen solltest?“, schien sie nicht ganz zu verstehen.

Doch darauf schien das Geburtstagskind nicht hinaus gewollt zu haben.

„Nein, ich meine weshalb du mir solche Mühe gemacht hast. Wir kennen uns noch nicht so lange, und es hätte ausgereicht wenn du zu meiner Party gekommen wärst.“

Sarah presste die Lippen zusammen und sah zur Seite.

„Aber… laut Sabine sind deine Partys immer totlangweilig und zum Einschlafen.“

Luise spürte, wie sie eine Faust ballte. Ihre beste Freundin hatte vermutlich recht, doch es war trotzdem unschön, so davon zu erfahren.

Wäre die Feier in Luises Haus gestiegen wären gerade einmal ein halbes Dutzend Leute aufgekreuzt, inklusive Sarah. Vermutlich wäre noch ihre Mutter dabei gewesen, die den Gästen ständig etwas zu trinken angeboten, oder gar mit Brettspielen begonnen hätte.

Sie hatte Sarah also im Grunde mehr zu verdanken, als sie ahnte.

„War… das dein einziges Motiv?“, fuhr sie fort.

Sarah wippte unruhig hin und her.

„Nein, Kommissarin Luise, Sie haben recht. Das war es natürlich nicht. Ich wollte dir… einfach irgendwie eine Freude bereiten. Du bist immer so nett zu mir, es war für mich selbstverständlich.“

Luise musterte das Mädchen, war sie bereits so nervös, als sie sich kennen gelernt hatten?

„Na gut, raus damit!“, entschied Sarah und Luise brauchte eine Weile, bis sie begriff, dass das Mädchen den Müll damit meinte.

Draußen war es kalt, doch die Arbeit war schnell getan.

„Hey, wir können gerne noch zu mir. Im Wohnzimmer stehen immer noch die Getränke und Knabberzeug, die sollten wir nicht verkommen lassen.“, bot Luise an.

Sarah fand es eine gute Idee, doch dann schien ihr etwas einzufallen.

„Geh schon mal vor, ich habe etwas vergessen.“, berichtete sie und trat den Rückweg in ihr Haus an.

Luise fragte sich ob sie warten sollte, doch dazu bestand eigentlich kein Anlass.

Die Kälte war ebenfalls kein Grund.

Zwar war sie unangenehm, doch Sarahs Wärme, die sie ihr den ganzen Abend über gespendet hatte, machte sie fast völlig resistent dagegen.
 

Alles in ihrem Haus fand sie so vor, wie sie es verlassen hatte. Natürlich, wer hätte hier inzwischen auch eindringen sollen? Chips und Brezeldiebe, die den Geruch wahrgenommen und zugeschlagen hatten?

Luise schenkte sich und Sarah ein Glas Cola ein und wartete geduldig bis sie erschien. Nein, sehnsüchtig sogar.

Den ganzen Abend hatte sie sich gefühlt, als wären sie und Sarah durch einen losen Faden verbunden. Die Enden des Fadens verband die beiden zwar, doch sie harmonierten nicht miteinander. Am liebsten hätte Luise den Faden gestraft und Sarah dicht an sie heran gezogen.

„Wollen wir anstoßen?“, war Sarah durch die noch immer offene Haustür getreten, schloss sie aber direkt hinter sich.

Luise entging nicht, dass sie ihren linken Arm hinter ihrem Rücken verbarg.

„Deine Mutter nicht hier?“, klang sie beinahe verschwörerisch.

Luise enttäuschte sie, Frau Fahlbusch hatte längst ihren Dienst im Krankenhaus angetreten, wo sie als Schwester arbeitete.

„Gehen wir… trotzdem auf dein Zimmer hoch?“, wollte sie wissen und Luise hatte keinerlei Einwände.

Dennoch ließ Sarah ihr den Vortritt, vermutlich, da ihre Freundin das Objekt hinter ihrem Rücken nicht entdecken sollte.

Luises Zimmer wirkte unverändert, nur die Liebesromane im Regalfach standen nun mit dem Buchrücken nach innen.

„Hattest du Angst, dass noch jemand während der Feier dein düsteres Geheimnis lüftet?“, fragte Sarah schelmisch.

Luise räusperte sich und nahm dann auf ihrem Bett platz.

Erwartend blickte sie ihre Freundin an, welche nun keinen Verzögerungsplan mehr parat hatte. Also holte sie das Objekt hinter ihrem Rücken hervor und präsentierte Luise eine rechteckige, weiße Schachtel mit rotem Band.

„Alles Gute zum Geburtstag, Luise.“, streckte sie ihr das Präsent entgegen.

Mit beinahe zitternden Händen nahm diese es entgegen und kontrollierte das Gewicht.

Es war leicht, und sie hörte auch nichts klimpern. Etwa ein weiterer Manga oder eine CD?

„Darf ich es öffnen?“, wollte sie wissen.

„Nein.“, erwiderte Sarah bestimmt.

„Ähhh…“, sah Luise sie verdutzt und einfältig an.

Sarah holte demonstrativ Luft und setzte sich neben ihr.

„Natürlich sollst du es öffnen!“

Niemals wäre es Luise in den Sinn gekommen, Sarahs Wunsch zu widersprechen.

Also löse sie erstmal den Knoten des Bandes und legte dieses auf den freien Platz neben sich. Dann hob sie behutsam den Deckel und starrte in das Innere. Es war etwas langes, silbriges, das auf einem großen Wattebausch platziert war.

„Ich wette, du hast etwas Otaku-artiges erwartet, stimmt's?“, genoss Sarah den Moment sichtlich.

Luise fischte die Kette heraus und hielt sie hoch. Das trübe Licht der Deckenlampe ließ den Anhänger glänzen, die Beschenkte glaubte eine Person mit Flügeln zu erkennen.

„Der Engel gefiel mir irgendwie am besten, ich hoffe das Geschenk ist dir nicht ganz zu wider.“, meinte Sarah nun etwas kleinlaut.

Luise blickte sie ungläubig an.

„Die ist wunderschön!“, versicherte sie ihr.

Sarah drehte den Kopf weg.

„Das sagst du jetzt nur so. Sabines Geschenk oder das deiner anderen Freundinnen ist bestimmt brauchbarer, als so eine olle Kette.“, stand für sie fest.

Luise konnte nicht glauben was sie da vernahm. Schnell öffnete sie den Verschluss und legte sich das Schmuckstück um. Erst hob sie ihre Haare an, dann ließ sie es sanft über ihren Hals gleiten.

Dankbar betrachtete sie den Engel, der knapp über ihrer Brust baumelte.

„Das ist das schönste Geschenk, das ich jemals bekommen habe. Und das sage ich nicht nur so Sarah, es ist mein voller ernst. Besonders weil du diejenige warst, die es mir gegeben hat.“, verriet sie nun ihre wahren Gefühle.

Sarah rutschte unwillkürlich einige Zentimeter von ihr weg.

„Es ist spät. Ich… sollte wohl gehen.“, massierte sie nervös ihre Waden.

Als sie im Begriff war aufzustehen, hielt Luise sie am Oberarm zurück.

„Und wenn ich dich… bitte noch etwas zu bleiben?“

Sie erkannte selbst, dass ihre stimme voller Hoffnung und einem Anhauch von Flehen gefüllt war.

Sarah musterte sie einen Moment, dann fiel ihr Blick zu den CDs.

In Windeseile begab sie sich dort hin und ihre Finger strichen von oben nach unten. Bald schien sie etwas geeignetes entdeckt zu haben und legte es in das Abspielgerät ein.

Es war eine langsame Ballade, doch irgendwie passte sie zur Stimmung.

„Es ist zwar nicht Hikaru Utada, aber was sagst du? Ein Tänzchen?“, bot sie an und streckte Luise die Hand entgegen.

Diese erinnerte sich noch gut an das letzte Mal, wie kam Sarah nun darauf?

Auf der Party, war es ihr unmöglich erschienen zu der rockigen Musik zu bewegen, dafür war sie schlicht weg nicht der Typ. Doch das hier war etwas anderes. Im Grunde verlangte ein langsamer Tanz mit einem Partner wesentlich mehr Künste, als die flippigen Bewegungen unter Jugendlichen.

Dennoch erhob sie sich, aber nicht ohne mit ihrer Hand nochmal über die Engelskette zu streichen. Zögernd und mit einem Anflug von vielleicht unbegründeter Angst, nahm sie Sarahs Hand entgegen und ließ sich näher an sie heran ziehen. Es war wie der Faden, dessen Länge nun endlich nicht mehr so gravierend war. Mellisa Etherige sang einen ihrer Lieblings-Songs, den sie nun zusammen mit Sarah genießen durfte.

„Ich warne dich, ich weiß nämlich nicht, ob ich mich seit dem letzten Mal verbessert habe.“, zwinkerte ihr ihre Tanzpartnerin zu.

Luise nickte, doch wenn sie es sich eingestand war es ihr völlig gleich. Für sie war es das wertvollste, überhaupt mit diesem Engel tanzen zu dürfen, mit ihm über die Wolken zu gleiten. Als Sarah ihre Hand wie beim ersten Mal auf ihre Hüfte legte und zu führen begann, kam sie sich völlig leicht, ja geradezu schwerelos vor. Der Engel vor ihr, zeigte ihr, dass der Himmel sogar noch beeindruckender war als sie es je für möglich gehalten hatte.

Der nächste Song auf der CD begann, welcher sogar noch wesentlich langsamer und schmalziger war als der vorangegangene. Es war enorm schwierig zu ihm noch zu tanzen, weshalb auch Luises und Sarahs Bewegungen immer mehr verklangen.

Keines der Mädchen achtete noch auf seine Umgebung, der Tanz, der nur den beiden gehörte, sollte durch nichts gestört, oder gar unterbrochen werden.

Luise hatte es noch nie zuvor gewagt, Sarahs Augen so lange und intensiv zu betrachten, es war aufregend und wunderschön zu gleich. Luises Hand wurde nun fester gedrückt und sie bemerkte beinahe gar nicht, wie Sarahs Gesicht näher an ihres kam.

Erst wanderte es an Luises vorbei, so dass sie dachte, Sarah würde ihren Kopf auf ihre Schultern legen wollen, doch dem war nicht so.

Zart und sanft hinterließen Sarahs Lippen einen weichen Abdruck auf ihrer Wange und strichen dann entlang zu ihrem Mund.

Luise hielt ihn geschlossen, was für Sarah jedoch kein Hindernis darstellte, ihre Lippen auf die ihrer Freundin zu drücken.

Im ersten Augenblick wusste diese nicht was sie fühlte. Fühlte sie überhaupt etwas? Oder war ihr ganzer Körper erstarrt? Beinahe automatisch zogen sich ihre Lippen auseinander und Sarahs folgten ihnen instinktiv. Es war ein schmatzendes Geräusch, aber keineswegs peinlich oder unangenehm.

Luises Herz setzte fast aus, als Sarah ihre Zunge nun so elegant wie möglich in ihren Mund gleiten ließ. Man konnte es nicht als intensiven Kuss bezeichnen, nein er war genauso wie der Tanz der beiden. Langsam, genießerisch und einfach atemberaubend schön.

Sie küssten sich solange, bis der Song zu Ende war und eine Pause einsetzte.

Der Beginn des nächsten Titels wurde von der Sängerin gerade zu geschrieen, weshalb beide Mädchen unwillkürlich Kichern mussten.

Keine von ihnen sagte etwas, doch sie erkannten die Gefühle der je anderen.

„Ich liebe dich Sarah.“, entfuhr es Luise schließlich doch und Sarahs Finger glitten über Luises Brust, die Kette entlang und blieben auf dem Engel ruhen.

„Dabei hatte ich gar nicht geplant, dir noch etwas zu schenken.“

Luise zog das Mädchen zu sich und nahm es in den Arm.

„Ich liebe dich auch.“, presste Sarah nun hervor, auch wen ihre Stimme durch den Kragen von Luises Hemd gedämpft klang.

„Aber… sagtest du nicht, dass das für dich nicht im Vordergrund stünde? Dass du selbst Geschichten nur ließt, obwohl du dich nicht mit den Charakteren verbunden fühlst? Glaubst du jetzt, dass du…“

Sarahs Griff wurde immer fester, glücklich nahm sie den Duft ihrer Freundin in sich auf.

„Ich weiß nicht was ich bin. Aber ich liebe dich, das weiß ich.“, stand für sie felsenfest.

„Ich dachte du wärst ein Otaku?“, erlaubte sich Luise einen Spaß mit dem Mädchen.

Sarah schmunzelte in sich hinein.

„Stimmt, ich bin ein Otaku. Und ich bin deine Freundin. Also… deine feste Freundin, oder?“, erkundigte sie sich wie es zwischen den beiden nun aussah.

Luise küsste sie liebevoll auf den Hals und flüsterte in ihr Ohr.

„Du bist mein Engel.“
 

Es war unmöglich gewesen, die beiden in dieser Nacht auseinander zu reißen.

„Ist das wirklich in Ordnung, wenn ich hier bleibe?“, fragte Sarah vorsichtig.

Luise wusste, dass sie wegen ihrer Mutter sichergehen wollte, nicht weil sie vielleicht Angst oder Unsicherheit verspürte.

„Sie wird erst morgen früh zurückkommen. Außerdem, was hätte sie dagegen, wenn ihre Tochter eine Freundin bei ihr übernachten lässt?“

Sarahs Hand fuhr zärtlich durch ihr Haar und strich über ihr Ohrläppchen.

„Und wäre es ihr auch reicht, wenn ihre Tochter mit ihrer ‚festen’ Freundin die ganze Nacht rumschmusen würde?“, hakte sie nach.

Luise dachte einen Moment über diese Variante nach und schüttelte dann den Kopf.

„Vermutlich weniger.“, musste sie zugeben.

Obwohl es wohl nicht nötig war, hatte Luise eine Duftkerze aus dem Schrank geholt und nun angezündet. Das Licht war wesentlich romantischer, als eine simple Deckenbeleuchtung.

„Willst du nach drüben um dir einen Pyjama zu holen, oder…“, begann Luise, doch dieses Problem schien sich erübrigt zu haben.

Sarah hatte sie selbstverständlich den Verschluss ihrer Jeans geöffnet und diese nach unten gleiten lassen. Luise starrte auf ein Paar unendlich schöner und gepflegter Beine und einem schwarzen Slip. Auch ihren Pullover wurde sie los, so, dass sie sonst noch ihre Bluse trug.

„Kommst du?“, fragte sie unschuldig und kroch unter Luises Bettdecke.

Diese schluckte und ihre Unsicherheit flammte unverzüglich wieder auf.

Sie wollte Sarah nahe sein, aber so nah? Als sie das Mädchen wartend ansah, nickte sie mutig und begann ebenfalls sich sporadisch zu entkleiden.

Sie mochte es, beim Schlafen etwas Leichtes und Lockeres zu tragen, Sarah selbst schlief wahrscheinlich ohnehin nur in Unterwäsche. Selbst zwei Freundinnen die zusammen schliefen, würden sich so geben. Doch sie und Sarah waren keine gewöhnlichen Freunde mehr. Sie waren ein Liebespaar.

Ein Liebespaar. Luise ließ sich dieses Wort auf der Zunge zergehen, der Klang hörte sich immer noch fremdartig für sie an.

Aber richtig.

Sie wollte bereits zu Sarah unter die Decke huschen, als es ihr den Sinn kam, zuvor lieber die Tür abzuschließen. Dann kehrte sie zurück und Sarah hielt einen Teil der Decke für sie hoch.

Allerdings nicht ohne sie zuvor noch genauestens zu mustern.

Ihr Blick verharrte einen Moment auf Luises Brüsten, die von einem weißen BH verborgen waren. Dann wanderten sie ihren Bauch entlang, bis ganz nach unten zu den Zehenspitzen.

„Weißt du wie süß du bist?“, hauchte ihr Sarah ins Ohr, als sie neben dem Mädchen lag.

„Bin ich das?“

Luise war klar, dass es sich um eine rhetorische Frage handelte, wollte aber Sarahs ehrlich Meinung hören.

„Du bist wunderschön, aber was bin ich im Vergleich dazu?“, sprach sie ihre Sorge an.

Sarah lachte in sich hinein, scheinbar konnte sie Luises Selbstzweifel keineswegs nachempfinden.

„Du bist wunderschön und ich liebe dich. Das sollte dir klar sein, mein Luischen.“, verriet sie ihr und drückte ihre Lippen bereits wieder auf die ihrer Freundin.

Wenig später schlief das frische Paar Arm in Arm ein.
 

Sarah war das erste, was Luises Augen aufnahmen, als sie diese am nächsten Morgen aufschlug.

Der Tag konnte nicht besser beginnen, oder? Nein, ihr ganzes zukünftiges Leben mit ihrer neuen Freundin konnte nicht besser beginnen.

‚Ihrer neuen Freundin.’

Was für ein Ausdruck. Aber er war korrekt, oder? Sarah hatte sie geküsst, und ihr versicht, dass sie sie liebte.

Es war kein Traum, oder? Langsam fuhr Luises Hand Sarahs Wange entlang und kniff sie so zart sie konnte. Sarah wachte auf und sah sie verwirrt an.

„Hast du… mich gerade gezwickt?“, fragte sie ungläubig.

Luise wand ihren Blick kein einziges Mal ab.

„Ich wollte sicher gehen, dass das hier kein Traum ist.“, erklärte sie ihr Vorgehen.

Dies trug allerdings nicht dazu bei, dass Sarahs Unverständnis schwand.

„Wieso zwickst du dann ausgerechnet mich?“, beschwerte sich.

Luise legte eine entschuldigende Miene auf und küsste Sarah an betreffender Stelle.

„Es fällt mir einfach immer noch schwer zu glauben, was gestern geschehen ist.“

Sarah legte ihre Stirn auf Luises, noch näher konnten sie sich nicht kommen.

„Stell dir vor ich hätte den Plan mit der Feier verworfen. Oder ich wäre tatsächlich zu meiner Großmutter gefahren. Oder ich hätte der Connichi einen Besuch abgestattet. Dann hätte der gestrige Tag nicht stattgefunden und so etwas Schönes wäre nie eingetroffen.“

Luise verspürte den dringenden Drang Sarah zu küssen, auch wenn sie sich durch die Nähe beinahe die Nase zerquetschten.

Dann klopfte es an der Zimmertür.

„Luise? Schläfst du noch?“

„Ja Mama!“, flüsterte Sarah absichtlich laut, um Luise zu ärgern.

Diese zog die Decke über den Kopf ihrer Freundin und räusperte sich.

„Es ist gestern noch etwas spät geworden, ich komme gleich runter.“, rief sie zurück.

Das schien Frau Fahlbusch zu genügen, denn bald waren Schritte zu vernehmen die sich entfernten.

„Frühstücken wir zusammen?“, wollte Sarah wissen.

„Zieh dir erstmal was an.“, bat Luise, erinnerte sich dann aber, dass sie sogar noch weniger trug als ihre Bettgenossin.

Beide Mädchen wussten, dass sie aufstehen sollten, doch wie war diese große Herausforderung zu meistern?

„Deine Haut fühlt sich so warm an.“, war Sarah sichtlich unentschlossen sich aus der Umarmung zu befreien.

„Das nennt man Körperwärme.“, half ihr ihre Nachhilfelehrerin auf die Sprünge.

„Gib mir noch mehr davon.“, verlangte Sarah flehend.

„Meine Mutter wird noch misstrauisch.“, wand Luise ein.

Es schmerzte tatsächlich irgendwie sich von Sarah zu trennen und seien es nur 2 oder 3 Meter.

Luise beeilte sich und legte die Sachen des Vortags an. Sie verspürte im Moment keine Lust in ihrem Schrank zu wühlen.

„Sarah, du musst jetzt auch auf!“, klang ihre Stimme strenger als beabsichtigt.

Sie blickt zum Bett und konnte ihren Augen nicht trauen. Ihre Freundin hatte ihre Augen bereits wieder geschlossen und würde weiter dösen, wenn Luise nichts unternahm.

„Sarah!“, versuchte sie es mit erhobener Stimme.

Unwillig schlug diese die Augen auf.

„Ich bin eine wunderschöne Prinzessin und kann nur durch den reinen Kuss eines Prinzen erweckt werden.“, sagte sie theatralisch und streckte ihrer Freundin die Hände entgegen.

Diese bückte sich und presste ihre Lippen auf die von Sarah. Doch dieses schöne Gefühl hielt nicht lange an, eisern packte sie die Hände und zog Sarah hoch.

Sie fischte nach der Jeans und dem Pulli des Mädchens und reichte sie ihr.

„Ich lenke Mama etwas ab, du ziehst dich besser schleunigst an.“, schlug sie vor und wollte ihre Freundin bereits allein lassen.

Doch dann streichelte sie sie nochmals über den nackten, linke Oberarm und ihre Blicke trafen sich.

10 Minuten später war Frau Fahlbusch sichtlich überrascht, als sie Sarah die Treppe herunter kommen sah. Doch wie hätten die beiden Mädchen sonst reagieren sollen? Es wäre verdächtig gewesen, hätte sich Sarah einfach leise aus dem Haus stehlen wollen und wäre dabei entdeckt worden. Und Luises Zimmer lag im ersten Stock, das Fenster fiel also ebenfalls aus. Noch dazu lag es über der Küche, selbst wenn Sarah den Sprung heil überstanden hätte, wäre es Frau Fahlbusch bestimmt irritierend erschienen, plötzlich ein Mädchen zu sehen, während die Marmelade auf die Frühstücks-Brötchen auftrug.

„Sarah war so nett und hat mir gestern noch beim Aufräumen geholfen. Wir haben in meinem Zimmer ähhh… noch etwas geredet und dann war sie zu müde nach Hause zu gehen und hat gleich hier übernachtet.“, erklärte Luise schnell.

Ihre Mutter verzog die Lippen.

„Sie war zu müde, 20 Meter weit zu ihrem eigenen Haus zu laufen?“

Luise errötete leicht, doch Sarah sprang für sie ein.

„Aber Frau Fahlbusch, Sie wissen doch bestimmt, wie das bei Mädchen so ist. Da vergisst man durchaus schon mal die Zeit.“, beschrieb sie die Sache ganz banal.

Luises Mutter gab sich damit zufrieden und servierte eben zwei Mädchen das Frühstück anstatt nur einer.

Sarah reagierte darauf mit Dankbarkeit und Komplimente, so dass Frau Fahlbusch gar nicht dazu kam, genauer nachzuhacken. Allerdings gerieten sie enorm in Erklärungsnot, als diese das unbenutzte Knabberzeug und die Getränke vorfand.

Schließlich berichtete Luise im Groben von der Überraschungsparty und wie der restliche Abend verlaufen war.

„Du hast meine Tochter ja ganz schön schmoren lassen.“, zwinkerte ihre Mutter Sarah hämisch zu.

Diese legte ein verlegendes Lächeln auf.

Als sie fertig war verabschiedete sie sich von ihren Gastgebern und schlenderte Richtung Tür.

„Sarah, warte doch.“

Diese Worte hätten genauso gut von Luise stammen können, die jetzt keineswegs von ihrer neu gefundenen Liebe getrennt sein wollte. Aber nein, ihre Mutter kam ihr zuvor.

Sarah stand bereits an der Tür und Frau Fahlbusch raste ihr nach.

Was die beiden kurz darauf beredeten konnte Luise nicht mehr hörten. Verflixt, ahnte sie etwas?

Erwartend blickte sie ihr Elternteil an, als dieses zurückkehrte.

„Sieh mich nicht so an, als wäre ich eine Verschwörerin! Ich habe Sarah nur dafür gedankt, dass sie sich so bemüht und dir so eine tolle Freundin geworden ist. Das ist alles!“

Missmutig stopfte sich Luise das letzte Brötchen in den Mund. Ihre Mutter verkannte die Situation, aber wie sollte sie ihr daraus einen Vorwurf machen? Sie war diejenige, die über die wahre Beziehung der beiden schwieg, die Geheimniskrämerin, die zu große Angst vor der Reaktion ihrer Mutter hatte.

„Du… magst Sarah, also?“, fragte sie nebenbei.

Frau Fahlbusch wirkte über diese Frage überrascht.

„Natürlich mag ich sie. Sie ist sehr direkt, aber freundlich und wohl erzogen.“

Luise nickte zustimmend.

„Angenommen sie wäre deine Tochter….“, begann sie, wusste aber gleich, dass die Frage falsch formuliert hatte.

„Ach Unsinn, ich würde sie dir doch niemals vorziehen! Du bist mein Ein und Alles.“, versicherte ihr ihre Mutter augenblicklich.

„Ich meine nur… wenn du sie hier in Zukunft öfters sehen würdest?“

Was dachte sich Luise eigentlich die ganze Zeit dabei? Wollte sie ihrer Mutter Sarah schon vorschnell als Schwiegertochter präsentieren?

„Kann es sein… dass Sarah zu jemand ganz besonderen für dich geworden ist?“, hakte diese nun nach.

Luise schluckte. Einige Eltern waren scheinbar doch nicht so begriffsstutzig, wie sie manche Kinder manchmal darstellten.

„Du willst mir sagen, dass Sarah inzwischen zu einer Nummer 1 Freundin aufgestiegen ist? Nun gut, das musst ganz allein du entscheiden. Sabine ist zwar etwas frech, aber ich fand sie ganz sympathisch. Ich hoffe auch sie noch öfter hier zu sehen.

Fehlschlag.

„Ich mag Sabine nach wie vor, wir haben auch nicht gestritten, oder so. Mir ist es nur wichtig… dass du Sarah akzeptierst.“, ging sie genauer darauf ein.

Doch Frau Fahlbusch wiederholte nur ihre Worte von vorhin und räumte dann das Geschirr weg.

„Ich denke, dass Sarah ganz gut für dich ist, dachtest du, ich würde dir den Umgang mit ihr verbieten? Sie ist doch ein Engel!“

Luise fühlte eine gewisse Erleichterung, auch wenn sie es ihrer Mutter immer noch nicht gesagt hatte. Aber wenn jemand dafür Verständnis aufbringen sollte, dann ja wohl sie, oder?

Doch mit einem hatte sie wenigstens recht.

Sarah war gut für sie, und wie. Und sie war ein Engel.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  rikku1987
2012-02-18T11:20:54+00:00 18.02.2012 12:20
sooo erstmal eine pause einlegen, bis kapi 5 bin ich gekommen, das hier kommt definitiv auf die favos, les nämlich bald weiter, daumen hoch


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