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Opposites attract

von

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Was ist 'normal'?

Ich hörte, wie jemand die Treppe herunterschritt. Die Schritte näherten sich dem Krankenzimmer. Einerseits war ich froh von dieser verwirrenden Situation erlöst zu werden, andererseits wäre ich gern genau so sitzen geblieben. Aber wer immer da auch auf dem Weg zu uns war, was sollte er denken, wenn er uns so sah?

Schnell war ich von der Liege aufgestanden und hatte mich auf den kleinen Hocker gesetzt.

Lily warf mir einen Blick zu, der einerseits fragend, andererseits aber auch irgendwie enttäuscht aussah. Im Gegensatz zu mir schien es sie nicht zu stören, das hier jeden Moment jemand den Raum betreten würde. Ich wusste nicht genau was plötzlich über mich kam, aber ich hatte das Gefühl mich irgendwie verteidigen zu müssen. So funkelte ich also zurück. Worte waren wohl nicht nötig.

Just in dem Moment ging die Tür auf und der Sportlehrer betrat den Raum.

„Wie fühlst du dich?“, wollte er von der zierlichen Blondine wissen. Diese zuckte nur leicht mit den Schultern. „Ich habe noch Kopfschmerzen, aber es geht wieder.“

Der Lehrer nickte. „Dann ist ja gut.“ Nun warf er mir einen Blick zu. „Ich weiß ja, dass das nur ein Versehen war, aber sei bitte in Zukunft vorsichtiger.“, mahnte er mich.

Im Hintergrund ertönte die Klingel. Die Sportstunden waren überstanden und der Rest der Klasse würde vermutlich gerade zu den Umkleiden stürmen.

„Lass uns besser auch rüber gehen, Meiko.“, meinte Lily und stand von der Liege auf. Ich warf ihr im ersten Moment einen skeptischen Blick zu, doch sie taumelte nicht mehr und somit entspannte ich mich wieder.

„Ist wohl besser.“ Und damit verließen wir den Krankenraum und gingen zur Umkleide. Ich war immer noch durcheinander, was den Vorfall eben betraf und hatte es daher ungewöhnlich eilig mich anzuziehen. Am liebsten wollte ich ganz schnell raus zu den anderen.

Ich wusste nicht woher es kam, aber plötzlich war es da – das Gefühl von Unwohlsein und Unsicherheit in der Nähe der Blondine. Sie hatte mir nichts getan oder so, doch im Unterbewusstsein war mir klar, das da etwas war, was besser nicht sein sollte. Und genau dieses Wissen, das ich zu dieser Zeit selbst noch nicht ganz in Worte fassen konnte, beunruhigte mich.

Gerade schlüpfte ich in meine Jacke, da gesellte Miku sich rüber zu Lily. „Alles in Ordnung mit dir? Das vorhin sah echt ungesund aus.“, erkundigte sie sich.

Ich nutzte den Moment um rüber zu Luka zu huschen. Sie blickte mich fragend an, sagte aber nichts. „Kann ich nach der Schule mal mit dir reden?“, wollte ich wissen. Angesprochene nickte.

„Natürlich kannst du. Worum geht’s denn?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nach der Schule, nicht hier.“

Der Blick der Rosahaarigen wurde eine Spur besorgter. „Du weißt das ich mir Sorgen um dich mache, wenn du mir nicht sagst was du hast, Meiko?“, hakte sie nach. Ich seufzte.

„Es ist ja nichts Schlimmes. Aber nicht vor allen Leuten, ja?“ Ich wurde das Gefühl nicht los, das ihre azurblauen, intelligenten Augen in mir lesen konnten, wie in einem offenen Buch.

„Dann komm nach der Schule einfach mit, ja?“, bot sie mir an. Ein Angebot, welches ich gern annahm. Zwar hätte ich genau so gut mit Miku über dieses Thema reden können, doch Luka war einfach eine Spur ruhiger als die Türkishaarige und ich kannte sie schon seit der Grundschule.
 

Pünktlich nach der letzten Stunde trafen wir uns also vor dem Schultor. Meine anderen Freunde hatte ich abgewimmelt und gesagt, das ich heute noch mit zu Luka gehen würde. Nur mit den Jungs hatte ich mich für den Abend in der Bar verabredet.

Da immer noch eine Schicht Glatteis den Boden überzog, schlichen wir den Weg entlang. Bis zur Bushaltestelle kam Miku noch mit uns mit. Dann trennten sich unsere Wege. Die Türkishaarige musste ihrer Mutter noch beim Einkaufen helfen, hatte aber versprochen spätestens Abends wieder bei ihrer Freundin zu sein.

„Wir sehen uns dann später, ja?“, verabschiedete sie sich, als der Bus die Haltestelle erreichte. „Und nicht auf dumme Gedanken kommen, ja?“ Mit einem Zwinkern stellte die Türkishaarige sich auf die Zehenspitzen und küsste ihre Freundin.

Kurzzeitig kam ich mir etwas merkwürdig vor. Zwar wusste ich, das die beiden ein Paar waren, doch sah man es auf der Straße nicht oft, das sich zwei Frauen auf diese Art küssten. Für die beiden schien das ganz normal zu sein, für andere Leute eher ein Hingucker.

Gleichzeitig erinnerte es mich irgendwie auch wieder an mein Problem, über das ich mit der Rosahaarigen reden wollte. Als der Bus schließlich losgefahren war, setzten wir unseren Weg fort.

Auf dem Weg bis zu ihrem Haus redeten wir über Gott und die Welt. Ich wäre mir auch ein wenig dumm vorgekommen, ein solches Thema auf der Straße anzuschneiden.

Als wir das Hochhaus schließlich erreicht hatten, konnten wir endlich wieder normal gehen. Wegen dem Glatteis hatten wir wesentlich länger für den Weg gebraucht als es üblich war.

Ich war ziemlich froh darüber, als wir ihre Wohnung dann endlich betreten hatten. Draußen war es saukalt, hier drinnen angenehm warm. Wir schälten uns aus unseren Stiefeln und Mänteln und begaben uns in die Küche.

Wie selbstverständlich ging Luka davon aus, das ich wohl mitessen wollte, wogegen ich absolut nichts hatte. Im Gegensatz zu mir, konnte sie nämlich ziemlich gut kochen.

„Und jetzt rück endlich raus mit der Sprache. Was bedrückt dich so Meiko?“, wollte sie dann wissen.

Ich half ihr dabei das Geschirr zum Tisch zu tragen. „Das ist jetzt vielleicht etwas schwer zu erklären.“, begann ich. „Genau genommen weiß ich nicht recht, ob ich mir etwas einbilde oder nicht.“ Sie hörte mir aufmerksam zu und zog eine Augenbraue hoch. Die ruhige Rosahaarige schwieg, was ein Zeichen für mich war einfach weiter zu erzählen.

„Das ist jetzt vielleicht eine sehr persönliche Frage, aber ich weiß nicht mit wem ich sonst darüber reden soll.“ Erneut zögerte ich. „Ich reiß dir schon nicht den Kopf ab, keine Sorge Mei-chan.“

Während unser Mittagessen auf dem Herd kochte, hatten wir uns an den Tisch gesetzt.

„Wie seid Miku und du eigentlich damals zusammengekommen? Ich meine, wie hast du gemerkt, das du dich in ein anderes Mädchen verliebt hast?“ Luka blickte mich für einen Moment irritiert an, dann legte sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen. „Ach, da drückt der Schuh.“, stellte sie dann fest. „Es ist wegen Lily, oder?“, wollte sie dann wissen. „Woher weißt du das?“, war meine irritierte Gegenfrage. Nun lachte Angesprochene leise. „Das ist ziemlich offensichtlich, weißt du. Die Kleine klebt an dir wie eine Klette.“ „Oh.“, war das einzige, was mir dazu einfiel.

„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich nur Freundschaft für sie empfinde.“, gab ich dann zu. „Also erzähl mir bitte, wie es damals bei euch war.“

Kurz stand Luka auf um zu verhindern das das Essen anbrannte, dann setzte sie sich wieder zu mir und begann zu erzählen.

„Kannst du dich noch an unsere Grundschulzeiten erinnern? Ich war damals noch so schüchtern und immer allein. Du warst die Einzige die überhaupt mit mir geredet hat. In der weiterführenden Schule hat sich daran anfangs nicht all zu viel geändert. Zwar war ich nicht mehr so schüchtern und ein Großteil der Jungs war hinter mir her, aber das hieß noch lange nicht, das ich Anschluss gefunden hätte. Im achten Schuljahr haben wir dann eine neue Mitschülerin bekommen, weißt du noch?“

Ich nickte. „Ja, in der achten Klasse ist Miku dann auf unsere Schule gewechselt.“

„Von da an änderte sich alles. Endlich hatte ich noch jemanden gefunden der mich mochte und akzeptierte wie ich eben bin. Bis zum Ende der Achten waren wir dann unzertrennliche Freundinnen geworden, wie du sicher noch weißt. Aber irgendetwas war anders. Unsere anderen Klassenkameradinnen interessierten sich für Jungs und hatten größtenteils auch Freunde. Ich meine, ich hätte mir jederzeit auch jemanden angeln können, aber irgendwie wollte ich das nicht.“

Ich hörte ihr aufmerksam zu. Scheinbar würde nun der für mich interessante Teil der Geschichte kommen.

„In den Sommerferien damals haben wir uns dann fast jeden Tag gesehen und etwas an unserer Freundschaft veränderte sich. Jede Berührung, ob versehentlich oder gewollt, verursachte plötzlich dieses Kribbeln in der Magengegend. Immer wenn wir uns nicht sehen konnten, waren wir mies gelaunt und telefonierten dann oftmals stundenlang.“

Erneut stand meine Klassenkameradin auf um das Essen umzurühren. Ich vermutete, das wir essen konnten, wenn sie ihre Story erzählt hatte.

„Irgendwann war mir dann klar, das ich Miku gegenüber mehr als nur Freundschaft empfand, aber du kennst mich. In manchen Situationen bin ich noch genau so schüchtern wie früher. Ich habe mich nie getraut es ihr zu sagen, da ich Angst vor ihrer Antwort hatte. Aber das war eigentlich ziemlich dämlich. Kurz bevor die Schule dann wieder los ging, hat Miku sich dann ein Herz gefasst und die Dinge in die Hand genommen.“

Ich staunte. „Das heißt ihr seit jetzt schon seit dem neunten Schuljahr zusammen?“ Sie nickte.

„Ist ne lange Zeit, ich weiß.“

Dann wechselte ihr Blick von verträumt zu ernst. „So, jetzt wo du meine Story kennst, bin ich aber dran mit Fragen stellen.“ Ich wusste, das ich ihr jetzt wohl Antworten schuldig war, hatte sie mir eben auch freiwillig die ganze Story erzählt. Außerdem sprach absolut nichts dagegen Luka gegenüber mit offenen Karten zu spielen. Manchmal hatte ich das Gefühl, das die vernünftige Rosahaarige im Geiste schon wesentlich älter war als ich selbst. Immer wenn ich einen guten Rat brauchte, konnte sie mir meist weiterhelfen.

„Wie kommst du plötzlich auf die Idee, das du in Lily verliebt sein könntest, Mei-chan?“, wollte sie dann wissen.

Ich seufzte und überlegte, wie ich das jetzt am besten erklären sollte. „Ich weiß, anfangs haben wir uns ja gehasst.“, begann ich. Luka konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. „Das ist wohl keinem entgangen.“, antwortete sie.

„Aber seit dem Projekt hat sich einiges geändert. Seit dem unschönen Vorfall mit ihrem Ex damals,versuche ich auf Teufel komm raus zu verhindern das ihr noch jemand weh tun könnte. Ich fühle mich wohl in ihrer Nähe, bin aber gleichzeitig auch genau darüber verunsichert. Selbst wenn sie sich nur bei mir einharkt ist das etwas ganz anderes, als bei meinen anderen Freunden.“

„Oh Liebes, da hat es dich ja ganz schön erwischt.“, stellte meine Gesprächspartnerin fest.

Inzwischen war unser Mittagessen fertig und wir begannen damit zu essen.

„Meinst du? Ich meine, was macht dich da so sicher?“, wollte ich wissen. „Ach, was du mir da beschreibst kommt mir irgendwie bekannt vor. Außerdem sieht man es dir an, wenn du in ihrer Nähe bist.“

Die Bestätigung meines Verdachts traf mich wie ein Schlag. Ich wusste beim besten Willen nicht, was ich davon zu halten hatte. Ich, verliebt in ein anderes Mädchen. War das jetzt gut oder schlecht?

„Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun?“, wollte ich dann vorsichtig wissen. „Komm erstmal wieder zur Ruhe.“, lächelte Luka mich an. Scheinbar war es unübersehbar wie verwirrt ich derzeit war. „Aber du solltest es ihr sagen. Ich denke sie wartet drauf.“

„Gott, ich denke das muss ich jetzt selbst erstmal verkraften.“

Nach dem Essen half ich ihr noch beim Abwaschen und nutzte die Zeit um sie, nach anfänglichem Zögern, noch einiges mehr zu fragen. Schließlich wollte ich mich nicht bis auf die Knochen blamieren. Teilweise brachte ich die Rosahaarige ganz schön in Verlegenheit, doch sie gab sich Mühe mir Rede und Antwort zu stehen. Vielleicht hätte ich über einige Dinge lieber mit Miku reden sollen, die eindeutig die Impulsivere der beiden war.

Gegen 17 Uhr beschloss ich dann langsam mal wieder zu gehen. Immerhin war ich gleich noch mit Kaito und Gakupo in der Bar verabredet. Das Gespräch mit Luka hatte mir zwar gut getan und mir auch wesentlich weitergeholfen, doch jetzt war ich ganz froh den Weg bis zur Bar allein zu sein, da ich in Ruhe über alles nachdenken wollte.

Draußen war nach wie vor Glatteis, was mich schon wieder zum Schleichen verdonnerte.

Ich seufzte leise. Oh man! So einfach und normal wie die Rosahaarige tat, war die ganze Sache in meinen Augen nicht. Ich hatte mich doch tatsächlich in eine andere Frau verliebt! Diese Erkenntnis brachte mein ganzes Weltbild durcheinander, war ich doch bis heute morgen noch davon ausgegangen, das ich hetero war.

Ich dachte über die vergangenen Tage und Wochen nach. Jetzt, wo ich mich an die vergangene Zeit erinnerte, fiel mir in der Tat auf, wie sehr Lily sich mir gegenüber verändert hatte. Ich hatte anfangs nicht weiter darüber nachgedacht, das sie plötzlich so ein anhängliches Verhalten an den Tag legte, hatte ich es doch auf ihr eisiges Elternhaus geschoben. Auch hatte ich mir über ihre ständig wechselnde Gesichtsfarbe nie den Kopf zerbrochen, was merkwürdigerweise nur passierte, wenn sie in meiner Nähe war.

Und ich selbst war nicht besser. Auch ich hatte unbewusst die Nähe der kleineren Blonden gesucht.

Arg! Was sollte ich nur tun? Bis heute morgen war ich wirklich noch davon ausgegangen ganz normal zu sein! Aber was war normal? Wie genau definierte man diesen Begriff? Ich war mir nicht sicher. Vom Geisteszustand her war ich normal, das glaubte ich beurteilen zu können. Zwar legte ich ein recht jungenhaftes Verhalten an den Tag, doch im großen und ganzen benahm ich mich ganz normal. Geisteszustand normal, check. Vom Aussehen her, unterschied ich mich wohl auch nicht von der Menge. Ich war nicht die einzige Frau mit relativ kurzen Haaren, war vom Körper her sehr weiblich gebaut und hatte genau so zwei Augen und an jeder Hand fünf Finger wie jeder andere Mensch auch. Aussehen also auch ganz normal, check.

Dennoch kam ich mir unnormal vor. Dieses Gefühl war ganz plötzlich aufgekommen.

Ein Großteil der Öffentlichkeit würde auf mich herabsehen, speziell die ältere Generation. Rein biologisch war es ganz normal irgendwann einen Partner zu finden und eine Familie zu gründen.

Aber ich war verdammt noch mal kein exaktes Beispiel der Gattung Mensch, wie es im Biobuch stand!

Wenn ich nun an mein näheres Umfeld dachte, graute es mir erneut. Wie sollte ich die Sache meiner Mutter beibringen? Was würden meine Freunde von mir denken? Was würde Lily erst dazu sagen? Nur in einem Punkt war ich mir jetzt schon absolut sicher : die Eltern der schönen Blondine würden erst mich, dann ihre eigene Tochter auf grauenvolle Art und Weise in der Luft zerreißen.

Ich schluckte, weil meine Phantasie mir diese Szene gerade bildlich präsentierte.

Und auch wenn meine Mutter, Freunde und alle anderen es gelassen nehmen würden, irgendetwas in mir schrie nach wie vor, das meine Liebe widernatürlich und falsch war. Etwas, was ich besser nicht zulassen sollte. Etwas, was ich unter den Teppich kehren und abbrechen sollte, solange es noch nicht mal wirklich begonnen hatte.

Einerseits erschienen mir diese Gedanken wie ein Rettungsanker, an den ich mich am liebsten klammern wollte, ein Anker der mir ein Stück Normalität wieder gab. Andererseits war allein der Gedanke daran meine Gefühle nicht zuzulassen unerträglich für mich.

Am liebsten hätte ich laut geschrieen. ...Aber dann hätten die anderen Passanten mich wohl für verrückt erklärt. Also ließ ich die Sache mit dem Schreien besser.
 

Als ich die Bar schließlich erreichte, war ich halb erfroren und meine Laune hatte einen Tiefpunkt erreicht. Ich war unentschlossen, verwirrt und verzweifelt. Keine gute Mischung.

Vor den Jungs versuchte ich mir meine Gefühle allerdings nicht anmerken zu lassen. Ich setzte mich zu ihnen an die Bar, begrüßte sie und verkündete, das wir heute wieder ein Wetttrinken machen würden. Kaito und Gakupo blickten mich zwar etwas verwirrt an, weil ich mitten in der Woche ein Wetttrinken veranstalten wollte, hatten aber nichts dagegen.

Der Barkeeper hatte noch nie wirklich nachgefragt wie alt ich eigentlich war, wusste er doch, das die anderen beiden 18 waren. Zumindest amüsierten ihn unsere Besuche immer und er schenkte uns gerne und viel ein. Manche Runden gingen sogar aufs Haus.

Diesen Abend war alles allerdings ein bisschen anders. Ich trank nicht aus Spaß, sondern weil ich abschalten wollte. Ich wollte meine Probleme für einen Moment einfach vergessen können, doch Sorgen erwiesen sich als echt gute Schwimmer.

Es dauerte lange, bis ich den erlösenden Effekt des Alkohols endlich spürte, doch es reichte noch nicht. Nach wie vor kreisten meine Gedanken um ein Thema, welches ich doch eigentlich vergessen wollte.

„Also für mich ist Schluss für heute.“, stellte Kaito irgendwann fest und schob das Glas von sich weg. „Aber du gibsch no nisch auf, oder?“, lallte ich mehr als das ich deutlich sprach.

„Warts ab, heute gewinn isch~“, nahm der Lilahaarige meine Herausforderung an. Sofort bestellten wir die nächsten Getränke. Das ging noch eine ganze Weile so weiter.

Ich kippte den Sake einfach runter, machte mir keine Gedanken über mögliche Folgen.

Nach einer ganzen Weile schob auch Gakupo sein Glas von sich. „Mir reicht's glaub ich.“, meinte er dann.

„Das nächste bitte!“, wies ich den Barkeeper an und hielt ihm mein Glas entgegen. Dieser schenkte mir zögernd neu ein. Das ging noch eine ganze Weile so.

„Lass es langsam mal gut sein, Meiko. Du hast gewonnen.“, stellte der Lilahaarige fest.

„Was ist eigentlich los mit dir? Du trinkst als wärst du vom Teufel besessen.“, wollte Kaito wissen.

„Ach, lasst mich doch!“, murrte ich und kippte das nächste Glas hinunter. Das Brennen des Alkohols in meiner Kehle spürte ich schon gar nicht mehr. Langsam aber sicher entfaltete der Sake die Wirkung, auf die ich gehofft hatte. Es wurde zunehmend schwerer mich verständlich auszudrücken und die Jungs schimpften irgendetwas, dessen Sinn mir nicht mehr in den Kopf wollte, doch den Grund meiner schlechten Laune hatte ich vergessen.

„Das reicht jetzt wirklich Meiko!“, hörte ich Kaito schimpfen. Eh? Über was regte der sich auf? Und mit wem genau redete er da? Es war mir egal. Genau genommen war ich viel zu müde als noch über solche Fragen zu grübeln. Irgendwie war mir schwindelig, die Bar sah so verschwommen aus, genau so wie die anderen Personen.

Müde ließ ich den Kopf auf die Tischplatte sinken. „Ach, lasst mich doch einfach in Ruhe.“, nuschelte ich unverständlich, auch wenn ich keine Idee hatte, zu wem ich das eben eigentlich gesagt hatte. Kaum hatte mein Kopf die Tischplatte berührt, da verstärkte die Müdigkeit sich noch um ein Vielfaches.

„Verdammt, die ist weg.“, hörte ich die Stimme von eben sagen.

„Sollen wir den Krankenwagen rufen?“, wollte eine andere, nicht so bekannte Stimme wissen.

„Ach quatsch, die schläft nur.“, mischte Gakupo sich ein.

„Und was machen wir jetzt? Ihre Mutter bringt sie um.“ Das war Kaito.

„Mein Vater ist wieder mit dem Truck unterwegs. Meinetwegen kann sie bei mir schlafen.“

Das Gespräch entfernte sich scheinbar immer weiter. Das Letzte, was ich spürte war, das mich jemand hochhob.

„Ach Mei-chan, was machst du bloß?“,hörte ich Kaito von ganz weit weg sagen.

„Hoffentlich wird dir heute Nacht nicht plötzlich schlecht. Ich will das nicht aufwischen müssen.“, meinte die zweite Stimme. Was die beiden dann noch sagten konnte ich nicht mehr mit Sicherheit sagen, denn ich hatte es geschafft wirklich einzuschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  YuriNeko
2011-12-08T19:09:40+00:00 08.12.2011 20:09
haha xD ganz toll! komasaufen wegen einer einzigen erkenntniss ^_^ das arme, kleine, verwirrte, besoffene etwas xD naja...so eine reaktion obwohl sie es schon geahnt hat O.o die rüder des schicksals drehen sich immer weiter und die storry wird auch immer spannender ^^ Lukas erinnerung waren irgendwie schön :3 traurig, aber dennoch schön
*freu* danke, dass du so schnell die kapis schreibst ^-^ *keks geb*

gggggglG :3
Von:  Jamie-
2011-12-07T19:17:54+00:00 07.12.2011 20:17
Na das klingt schon fast nach ner Alkoholvergiftung x.x
*gespannt ist*


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