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Ryuu.

Die Zähmung des giftsprühenden Wilddrachens
von

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Soweit so gut. Mein Leben ist ja nun bekannt, also kann nun das Unbekannte folgen. Zeitsprung zurück: so etwa fünf Jahre vorher....

Als ich nun einmal wieder das Wochenende draußen verbracht und mir in der Disco die Nacht mit meinem Freund Raphael um die Ohren gehauen habe, bin ich doch glatt in eine Person gerannt, die ich dort nie zu treffen erwartet hätte.
 

„Hey, Ryuu. Schau mal dahinten, der Alte. Wie kommt ein Kerl in diesem Alter auf die Idee in ner Disco SO tanzen zu gehen? Und das hier, wo die Kerle halb so alt sind, wie er.“

„Vielleicht steht der auf junge Kerle, Raph“ sage ich zu meinem Freund während ich mich desinteressiert umdrehe. „Vielleicht bringts seine Alte nicht mehr oder der braucht nen besonderen Kick in seinem Leben.“

Ich suche das Objekt des Gesprächs und werde schon bald fündig.

Alter Sack um die 40 versucht sich an etwas, was er wohl als aufreizendes Tanzen versteht, das für Außenstehende allerdings lächerlich wirkt. Immer wieder verschwindet er in der tanzenden Masse und so wird mir erst nach einigen Minuten belangloser Lästerei klar, dass ich diese Person kenne. Sehr gut sogar. Knapp bedeute ich Raphael, dass er mir auf die Tanzfläche folgen soll und wir drängen uns in die entsprechende Richtung.

Als wir näher dran sind werde ich von Raphael aufgehalten, der mich ziemlich bleich ansieht. „Sag mal.. Könnte es sein.. Ist das dein VATER?“

„Sieht fast so aus“ murmle ich verwirrt ehe ich mich losmache und weiter die Tanzfläche überquere.

Keine drei Meter entfernt steht er nun: er ist sogar schon über 40, wie ich weiß, was aber nichts an seinen Tanzqualitäten ändert. Ich greife ihn mir und ziehe ihn am Arm hinter mir her in die Chill Out-Area – da ist es wenigstens ruhig.
 

„Was zum Teufel machst du hier, Vater! Willst du mich kontrollieren? Hat Mutter dich zu irgendwas überredet? Oder wolltest du einfach nur schauen, wie ich meine Wochenenden verbringe und welchem Kerl ich heute meine Zunge in den Hals und den Schwanz in seinen Arsch stecke?“

Aufgebracht hab ich ihm am Kragen seines Hemdes gepackt und drücke ihn gegen die Wand.

Raphael ist uns gefolgt und legt mir jetzt die Hand auf den Arm. Soll das etwas beruhigend wirken?

„Klärt das lieber draußen, Ryuu. Hier drin sind zu viele Menschen. Du willst doch nicht, dass das ganze hier die Runde macht?“

Zögernd lasse ich mich nach draußen lotsen, behalte aber meinen Vater im Blick. Nicht dass der mir hier noch mit irgendwelchen Ausflüchten kommt und einfach verschwindet.
 

„Also, Vater, was machst du hier? Kontrollierst du mich? Willst du wissen, wo ich die Nacht verbringe? Und WAS DANN?“

„Ach, sei still, Rudolf, du hast doch gar keine Ahnung. Denkst du, mich interessiert es durch welche Betten du dich vögelst? Du bist alt genug.“

Er nennt mich Rudolf und nicht Ryuu, was mich verwundert. Er scheint es wirklich ernst zu meinen. Und das verschlägt mir die Sprache. Das ist vielleicht das größte Zugeständnis, das ich bisher gehört habe. Dass es meinem Vater schlichtweg egal ist. Na immerhin.

„Und was willst du dann hier?“

„Na, was denkst du denn? Denkst du es gibt nur Schwule unter 30?“

„Moooooooooooooment! Du? Schwul? Willst du mich verarschen? Du bist mit Mutter verheiratet.“

„Als ob sich irgendjemand freiwillig mit ihr abgeben würde, so eine Schreckschraube wie sie ist. Ich bin nur wegen dir mit ihr zusammen. Weil ich nicht wollte, dass mein Kind ohne mich und nur mit so einer schrecklichen Mutter aufwächst. Du warst ein Fehler, das muss ich zugeben, aber der beste Fehler, den ich jemals gemacht habe.“

„Ich bin ein Fehler? Na danke.“

„Ryuu, ich bin schwul, war es auch schon immer, konnte es früher aber nicht akzeptieren. Es waren ja auch noch andere Zeiten. Ich hätte mich selbst zerstört. Also habe ich versucht mich normal zu verhalten. Habe mir eine Freundin gesucht, die halbwegs hübsch aber strohdoof war, deine Mutter eben. Ich habe gelitten. Aber um den Schein zu wahren, war ich halt mit ihr zusammen und hab auch ein paar mal mit ihr geschlafen. Bald habe ich es nicht mehr ausgehalten und Schluss gemacht. Nur dann war sie dummerweise schwanger. An und für sich ist das ja immer etwas ganz tolles.... nur hatte ich ihr gesagt, dass ich schwul bin und nun wollten ihre und auch meine Eltern, dass wir heiraten. Deswegen hasst sie Schwule so. Weil sie einen heiraten musste.“

Okay, jetzt bin ich richtig sprachlos. Hilfesuchend schaue ich Raphael an, doch der blickt mich genauso sprachlos an und guckt dann rot geworden weg.

„Ach Jungs, ihr seid doch auch beide schwul, was ist schon dabei?“

„Wir haben aber keine Kinder, denen wir das an den Kopf werfen.“

Tonlos presse ich die Worte heraus, weiß nicht, ob ich traurig oder wütend sein soll, was ich fühlen soll.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  JamieLinder
2011-10-17T09:08:20+00:00 17.10.2011 11:08
Bis jetzt mag ich die Story. Sie kling recht interessant & ich würde mich freuen, sie weiter lesen zu können. :D

Der beste Satz in diesem Kapitel."Habe mir eine Freundin gesucht, die halbwegs hübsch, aber strohdumm war, deine Mutter eben." Zitat ende.
Ich kam grade nicht mehr aus dem lachen, aber irgendwie auch nicht aus dem entsetzen raus...
bitte schreib weitöööör. *Fähnchen wedel* <3


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