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Can you keep a secret?

swear this one you'll save. [LavixKanda]
von

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Worst Case Scenario

Kanda Yuu hatte wie üblich seine Spätschicht angefangen und auch für die ersten Stunden ruhig hinter sich gebracht.

Es war nie eine Vorliebe von ihm gewesen, andere Menschen zu bedienen, aber er brauchte das Geld. Natürlich gab es viele Dinge, die ein junger Mann wie er tun konnte.

Unter anderem auch Dinge, die er niemals in Erwägung ziehen würde. Yuu zog das Bedienen ganz klar dem Einräumen von Supermarktregalen vor. Hier würde er zumindest keine Personen aus seiner Schule treffen.
 

Zumindest hatte er das immer gedacht.

Dieser Tag sollte ihn eines Besseren belehren.
 

Kanda verrichtete seine Arbeit immer gewissenhaft, wenn auch nicht mit einem Lächeln auf den Lippen. Er wusste was die Gäste des Lokals wollten und er bot es ihnen. Kanda war unübertrefflich was es anging, den besten Service zu bieten.

Nicht, weil er es so toll fand, sondern weil sein Stolz es ihm nicht erlaubte, schlampig zu arbeiten oder gar Fehler zu machen.
 

So wollte er auch die eben angekommenen Gäste an Tisch 18 bedienen. Die Handschuhe noch einmal zurecht gezogen schritt er leise an den anderen Tischen vorbei und näherte sich seinem Ziel. Er erwartete ein Pärchen oder ein verschwiegenes Paar von Businessherrschaften. Aber was ihn an Tisch 18 erwartete, war schlimmer als schmutzig grinsende Firmenchefs oder verliebt drein schauende Trottel.

Ja, er hatte einen Trottel vor sich. Wohl einen der größten, die es gab.

Lavi Bookman. Der Vollidiot der ihm schon in der Schule den letzten Nerv geraubt hatte.

Wie hatte er nur herausgefunden, dass er hier arbeitet? Warum war er hier? Und wer war der Alte der auch am Tisch saß?
 

War Lavi tatsächlich hier um Kanda noch mehr zu erniedrigen? Stand dieser Idiot etwa drauf von ihm bedient zu werden? Versuchte Lavi es jetzt auf die Art und Weise, weil es mit der Freundschaftsnummer nicht geklappt hatte?
 

Egal welche Lavis Beweggründe waren, Kanda musste da durch. Er konnte es sich nicht erlauben jetzt einfach umzudrehen und nach Hause zu gehen. Ersten würde sein Chef das nicht sonderlich gut finden und zweitens würde das wie eine eingestandene Niederlage aussehen. Kanda Yuu würde sich nicht von diesem Rotschopf unterkriegen lassen.

Heute nicht, morgen nicht, und nicht in tausend Jahren.

Also ging er die letzten Schritte an den Tisch, sah Lavi in die Augen und öffnete den Mund.
 

„Was darf ich Ihnen bringen?“
 

Er würde diesen Idioten wie jeden anderen hier im Lokal behandeln.

Keine Emotionen, keine Gefühlsregungen, keine Gewalt.

Yuu sagte sich selbst, dass es ihm nichts ausmachen würde, dass es ihn nicht im geringsten stören würde und dass er das hier hinter sich bringen würde.

Nun, er redete es sich eher ein. So einfach war das nämlich gar nicht, denn der Rothaarige glotzte ihn an, als wäre er das achte Weltwunder. Als dieser nun auch noch begann, undeutliche Worte vor sich herzu stammeln, fühle der Langhaarige seine Zornesader zucken.
 

„Wir nehmen zweimal das Yakiniku-Menü, einmal ohne Sake in der Sauce. Danke.“
 

Hätte der Alte nicht den Mund aufgemacht, wäre Kanda dem Jüngeren womöglich augenblicklich an den Hals gesprungen und hätte ihn bis zum Tode gewürgt. Was bildete sich diese Made überhaupt ein, hier aufzutauchen?

Sorgfältig und gleichzeitig zügig notierte sich Kanda die Bestellung und die dazugehörigen Getränke.

Desto eher die Beiden ihr Essen hatten, desto eher würden sie gehen, nicht wahr? Also gab es keinen Grund hier noch länger herumzustehen. Kanda machte auf seinen Absätzen kehrt und schritt genauso leise wie er gekommen war, wieder davon.
 

Nachdem er in der Küche bescheid gegeben hatte und sich den Schweiß von der Stirn gewischt hatte, verlangen schon andere Gäste nach ihm.

Das hier war kein Zuckerschlecken, selbst für jemanden wie Yuu Kanda nicht. Natürlich gab es weitaus schwerere Arbeiten, aber was Yuu hier zusetzte, war weniger die körperliche Arbeit als die gierigen Blicke der Gäste.

Wie oft hatte er schon gesehen, wie man ihm lüstern hinterher gesehen hatte? Wie oft hatte er zu viel Trinkgeld bekommen um kurz darauf ein eindeutiges Angebot bekommen?
 

Die Welt war schlecht. Überall. Selbst an einem Ort wie diesem.

Yuu Kandas Welt war schon immer schlecht gewesen, und würde es wohl auch immer bleiben.
 

Nachdem er einen anderen Tisch bedient hatte und das leere Geschirr zurück in die Küche gebracht hatte, bekam er die Teller von Tisch 18. Nach einem tiefen Seufzen nahm er sie schließlich und bahnte sich seinen Weg zu den zwei unbeliebten Gästen. Nichts war erniedrigender als vor Lavi kriechen zu müssen. Absolut. Nichts.

Wenn er das Geld nicht so nötig hätte, würde er den Job sofort schmeißen und das Lokal verlassen.

Aber hier ging es nun mal nicht nur um ihn, sondern noch um eine andere, ihm zugegeben, wichtige Person.
 

„Mit den besten Empfehlungen aus der Küche.“
 

Den Standartsatz brachte er auch noch auf die Reihe, als er die Teller servierte.
 

„Kann ich Ihnen sonst noch einen Gefallen tun?“
 

Nach dem üblichen „Danke, nein“, konnte er gehen. Wie dankbar war er dem merkwürdigen alten, kleinen Mann gewesen, als er diese Worte ausgesprochen hatte?

Lavi schien mittlerweile zu versuchen Kanda nicht mehr anzusehen.

Yuu konnte weder die ätzend grünen Augen auf sich spüren noch die nerv tötende Stimme vernehmen. Welch eine Erleichterung das doch war!
 

Eines stand fest, morgen würde Lavi Bookman seinen letzten Atemzug machen.

Wäre Yuu nicht so erledigt, würde er wohl nach Schichtende vor dem Lokal auf ihn warten.

Aber jetzt, als sein Chef ihn endlich nach Hause gehen lies, verschwendete er keinen Gedanken mehr an Lavi. Er wollte keinen Gedanken mehr an ihn verschwenden, an diese Bazille, die begann sein Leben noch lästiger zu gestalten, als es ohnehin schon war.
 

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Dieser Abend war schrecklich gewesen. Lavi hatte in Kandas Augen gesehen, wie angepisst er war. Nun, scheinbar war Yuu Kanda ohnehin rund um die Uhr angepisst, aber Lavi hätte schwören können, dass der Schwarzhaarige drauf und dran war, ihn mit seinem Blick zu erstechen.

Wie konnte ein Typ nur so abweisend und gleichzeitig beängstigend wirken?

Und warum hasste er Lavi schon jetzt so sehr? Der Bookman konnte sich nicht vorstellen, dass man diesen Blick und das Verhalten des jungen Japaners irgendwie anders deuten konnte.
 

Yuu Kanda hasste ihn vom ersten Moment an und es würde sich als verdammt schwierig gestalten, etwas über die Vergangenheit des Japaners herauszufinden, wenn dieser weiterhin so abweisend war.
 

„Was ist los mit dir? Hat dir das Essen nicht geschmeckt?“
 

Der Alte schien nicht zu verstehen, dass Lavi diese Situation unangenehm gewesen war.

Vielleicht wollte er es auch einfach nicht verstehen, da er Lavi schon von Anbeginn der Zeit predigte, dass Gefühle und eigene Meinungen in diesem Beruf nicht zählten. Lavi sträubte sich dagegen, das Leben als Bookman als Beruf zu bezeichnen. Würde es ein einfacher, normaler Beruf sein, könnte er am Abend ganz normal sein, müsste sich nicht rund um die Uhr mit dem einen oder anderen Fall befassen und nicht Stunden damit verbringen, sich den nächsten Schritt zu überlegen und festzuhalten, was er erlebt hatte. Nein, das Leben als Bookman war kein Beruf, es war wie ein Schwamm, der alles aufsaugte, selbst die eigene Persönlichkeit.
 

„Sorry Gramps, lass uns bitte einfach heim gehen. Ich bin müde und will schlafen.“
 

Natürlich war Lavi nicht halb so müde wie nervlich am Ende. Angesichts der Tatsache, dass er Kanda Yuu verärgert hatte und schon gemerkt hatte, dass dieser scheinbar keine sanfte Seite besaß, fürchtete er sich von morgen. Ja, er würde einen qualvollen Tod sterben, dem war er sich sicher.

Aber anderseits konnte der Rothaarige es nicht erwarten, mehr über Kanda zu erfahren und ihn vielleicht irgendwann sogar zu verstehen.
 

Der Ältere vermied es weiter darauf herumzureiten, scheinbar schien er die Geschichte zu schlucken. Wobei es recht fragwürdig war, dass Lavi tatsächlich müde war. Immerhin war er es gewohnt bis tief in die Nacht aufzubleiben um seine Arbeiten zu erledigen. Aber vielleicht war es wirklich nicht so schlecht, heute eher ins Bett zu gehen. Immerhin wollte Lavi noch eine ruhige, wohlige Nacht in seinem warmen Bett verbringen, ehe er morgen von Yuu Kanda erstochen werden würde.
 

Allerdings sollte Lavi gleich eines besseren belehrt werden, denn sein Tag war noch nicht am Ende angelangt. Als er in der kurzfristig gemieteten Wohnung seine Jacke auf das Sofa fallen ließ, kam der ältere Bookman und begann über das Geschehen im Restaurant zu reden.
 

„Ich verstehe nicht, was du hast. Kanda Yuu scheint etwas distanziert zu sein und möglicherweise tut er sich schwer, Emotionen nach außen zu tragen, aber er kam nett herüber. Es sah so aus, als würde sich das restliche Personal auf ihn verlassen, was uns den Hinweis gibt, dass er Gewissenhaft arbeitet und womöglich auch was seine restlichen Aktivitäten betrifft, zielstrebig und ehrgeizig ist. Er scheint weder menschenverachtend noch aggressiv. Auch scheint er keine extremen Berührungsängste aufzuweisen, wie es der Rest der damals im Waisenhaus anwesenden Personen tut. Entweder hat er die damaligen Ereignisse als Einziger so gut verarbeitet, oder aber er hat etwas damit zu tun.“
 

Lavi musste laut seufzen und sah den Opa mit geweiteten Augen an. Hatte dieser Kanda gerade als nett bezeichnet?
 

„Gramps, bitte, ich bitte dich wirklich, versuch nicht mal das Wort “Nett“ und den Namen Yuu Kanda in einem Satz gleichzeitig zu verwenden. Das kann nur schief gehen. Kanda Yuu ist nicht nett und erst recht ist er nicht so gut wie du ihn hinstellst. So wie er sich in der Schule benimmt, ist er menschenverachtend, das ist eigentlich gar kein Ausdruck mehr für sein Verhalten. Und aggressiv wäre auch stark untertrieben. Er wollte mir nach den ersten zehn Minuten, die ich neben ihm gesessen habe, an die Gurgel springen.“
 

Für diese Aussagen erntete der Rotschopf mit der Augenklappe einen skeptischen Blick. Was war los mit dem Alten? Verstand er es wirklich nicht? Kanda Yuu schien zwar nicht böse zu sein, aber dennoch wollte dieser Mensch nichts mit anderen Subkreaturen zu tun haben. Und er war nicht nett, nein, das war er wirklich nicht.
 

„Junge, du solltest wirklich schlafen gehen.“
 

Das war also, was Lavi als Antwort bekam? Anscheinend stellte der alte Bookman Lavis Personenanalyse tatsächlich in Frage. Was war hier los? Immerhin wusste Lavi doch, was er gesehen und gehört hatte. Und er war froh, dass er es nicht auch noch zu spüren bekommen hatte.

Ein letztes Seufzen von Lavis Seite, ehe er die Schultern hängen ließ und in sein Zimmer schlurfte.

Das konnte ja noch heiter werden. Ein Misanthrop der es scheinbar auf ihn abgesehen hatte und ein alter Sack, der ihm nicht glaubte.

Lavi Bookman war dem Untergang geweiht.
 

Nun war es Zeit für die Hausaufgaben. Auch wenn der junge Bookman eigentlich ins Bett wollte und auch noch duschen musste, vernachlässigte er seine Hausaufgaben nicht. Es war wichtig zumindest in den ersten Wochen als guter Schüler rüberzukommen. Leute die ihre Hausaufgaben machten, kamen leichter an ihre Mitschüler heran. Vielleicht würde Yuu Kanda eines Tages seine Hausaufgaben vergessen und würde ihn dann darum bitten, von ihm abschreiben zu können.

Natürlich war es lästig sich jetzt noch hinzusetzen, Hausaufgaben machen zu müssen und anschließend noch ins Bad zu huschen, aber auch für einen Bookman, der nicht mal seinen eigenen Namen wusste, war Hygiene wichtig. Auch für einen Lavi, der eigentlich nicht Lavi hieß, war es wichtig zumindest ein bisschen wie jeder andere in seinem Alter zu sein.
 

Doch letztlich kam es nicht so weit, denn als Lavi sich über Algebra machte, sank sein Kopf immer weiter nach unten, bis er sich schließlich auf dem Heft befand und seine Augenlieder sich schlossen.

Es war schon immer anstrengend gewesen, sich an eine neue Umgebung zu gewöhnen, egal wie oft er das nun schon hinter sich gebracht hatte.
 

_________________
 


 

Yuu Kanda hatte erst vor etwa zwei Stunden seinen Schlaf gefunden. Grundsätzlich tat er sich schwer dabei einzuschlafen und seine Gedanken über den nervigen Bastard, der nun neben ihm saß, halfen dabei nicht wirklich.
 

Es war gegen drei Uhr morgen, als sein Handy neben dem Kopfkissen vibrierte. Kanda behielt es immer in seiner Nähe, immer eingeschaltet. Es konnte ihn ohnehin niemand anrufen, der ihn nervte, da er seine Nummer niemandem gab. Es gab nur wenige Personen, die seine Nummer kannten und eine davon, versuchte ihn nun um diese Uhrzeit zu erreichen.
 

Der junge Japaner brauchte nicht lange um zu reagieren. Es gab kaum etwas, was ihn mehr aufschrecken ließ als das Vibrieren seines Handys. Denn wenn sein Handy sich mal rührte, dann kündigte es Probleme an. Auch wenn Yuu Kanda nicht sehr sozial war, eigentlich war er sogar absolut unsozial, gab es eine Person, die ihn selbst um diese Uhrzeit wecken konnte ohne einen schrecklichen Tod zu erleben.
 

„Kanda Yuu hier.“
 

Das was er dann am Handy zu hören bekam, veranlasste ihn dazu in seine Klamotten zu schlüpfen, sich die Autoschlüssel zu krallen und ohne sich die Haare zu kämmen, die Wohnung zu verlassen.
 

Es war nicht so, als hätte er dieses Szenario nicht schon oft durchgemacht, aber dennoch war es jedes Mal aufs Neue anstrengend und erschreckend. Um nicht zu sagen, beängstigend.

Kanda kannte keine Angst. Zumindest war er fest davon überzeugt, dass dieses ziehende Gefühl in der Magengegend keine Angst, sondern Aufregung war. Dass es wohl letztlich eine Mischung aus beidem war, konnte er sich nicht vorstellen.
 

Seine Hände waren kalt, als er die Autotür zuschlug und das große, weiße Gebäude betrat, dass er grundsätzlich nur mit diesen Gefühlen besuchte. Es dauerte ihm zu lange, den Fahrstuhl zu benutzen, also ging er wie immer zum Treppenschacht und eilte zu Fuß in den achten Stock.

Als er die Tür nach einem kurzen Klingeln und dem anschließend ertönendem Surren öffnete, kam ihm schon eine in weiß gekleidete Frau entgegen.
 

„Wie geht es ihm?“
 

Kanda machte sich nicht die Mühe, die Frau großartig zu begrüßen. Es verlief jedes Mal so. Sie rief ihn an, er machte sich unverzüglich auf den Weg, überquerte dabei auch gerne ein paar rote Ampeln, kam mit schweißnassen und kalten Händen im achten Stock an, wo sie ihn schon erwartete und machte sich dann mit ihr zusammen auf den Weg zu Zimmer 24.
 

„Das Übliche. Er fing wie immer an herumzuschreien und nach Ihnen zu verlangen.“
 

Kanda schwieg kurz.
 

„Ist er wieder handgreiflich geworden?“
 

„Leider ja.“
 

Die Miene des Asiaten verdüsterte sich etwas mehr, als sie es ohnehin schon war.

Jedes mal stellte er diese Frage aufs Neue und jedes Mal wusste er die Antwort schon bevor die Krankenschwester den Mund aufmachte.

Er hatte einfach die Hoffnung, dass es sich irgendwann ändern würde. Dass er sich irgendwann ändern würde.
 

Und so betrat er mit der Blondine Patientenzimmer 24.

Besser gesagt betraten sie den Raum in dem einer der vielen Gäste dieser Institution untergebracht waren. Hier gab es keine Patienten, sondern nur Gäste. Das hier war kein Krankenhaus.
 

Kanda befand sich in einer psychiatrischen Einrichtung.
 

„Yuu! Mein lieber, lieber Yuu! Da bist du ja endlich! Wo warst du denn so lange?“
 

Kanda war noch nicht am Bett angekommen, als ihm sein Gegenüber schon um den Hals fiel.

Die Umarmungen von ihm waren schon immer stärker gewesen, als die anderer Menschen.

Wenn der junge Japaner ehrlich war, tat es sogar etwas weh, so wie sein Brustkorb gerade zusammengepresst wurde.
 

„Ja, ich bin hier. Also beruhige dich und leg dich wieder hin. Tut mir leid, ich habe etwas länger gebraucht.“
 

Die Schwester blieb im Hintergrund. Allgemein kamen die Pfleger und Schwestern dem Gast aus Zimmer 24 nicht zu nahe, wenn er derartig aufgewühlt war. Es gab nur eine Person, die ihn dann beruhigen konnte und diese Person war Kanda Yuu.
 

Niemand verstand das Verhältnis zwischen den Beiden so wirklich. Man konnte es aber durchaus als etwas komplizierte Freundschaft bezeichnen. Auch wenn der Patient aus Zimmer 24 eine offensichtliche Zuneigung für den Japaner hegte, konnte man nicht von Liebe reden. Es war mehr ein brüderliches Verhältnis, eine brüderliche Liebe, die beide miteinander verband.

Allerdings verband nicht nur das die Zwei, sondern auch ihr gemeinsames Erlebnis.

Niemand sonst außer Kanda kam hier her um sich um diesen Patienten zu kümmern.

Womöglich weil Patient 24 keine Familie oder gar Freunde hatte, außer ihn.

Kanda war seine Familie, sein Lebensinhalt, alles was ihn noch lebendig wirken ließ.
 

„Yuu, warum sind deine Haare denn wieder so unordentlich? Komm her und lass sie mich kämmen.“
 

Und wie immer tat Kanda, was man ihm sagte. Er setzte sich auf den Rand des weißen Bettes und reichte dem Dunkelhaarigen hinter ihm die Bürste, die in der Schublade des kleinen Tisches war, welcher am Bett stand.

Kanda sah jedes Mal so aus, wenn er hier ankam. Er war immer müde, sein Haar zerzaust und seine Hände kalt. Und es war jedes Mal so, dass sich die Person, die ihm nun fröhlich grinsend das lange Haar bürstete, erst beruhigte, sobald er den Raum betrat.
 

„Sag mal, warum bist du so still, Yuu? Stimmt etwas nicht?“
 

Das war untertrieben. Der Junge, der ihm jetzt das Haar glatt kämmte drehte jedes Mal durch, wenn er aus seinem geistesabwesenden Zustand erwachte. Immer wieder schrie er nach dem Schwarzhaarigen und ließ auch die Pfleger, Schwestern und Ärzte nicht an sich heran. Und wenn eine dieser Personen ihm zu nahe kam, schlug er um sich. Und was das anging, war er um einiges gefährlicher als der Rest der Patienten hier.
 

„Alma, du musst aufhören die Menschen hier zu verletzen, du weißt dass es ihnen sehr weh tut, wenn du sie schlägst. Das macht sie traurig und verursacht Schmerzen.“
 

„Macht es dich auch traurig, wenn ich sie schlage?“
 

„Ja. Sehr sogar.“
 

„In Ordnung, dann werde ich es nicht mehr tun! Aber nur für dich Yuu, hast du gehört, nur für dich!“
 

Ja, er hatte es gehört. Schon etliche Male, immer denselben Satz.

Und er wusste, dass er das nächste mal, wenn er kommen würde, wieder dieselben Worte aussprechen würde und dass sich nichts an Alma Karmas Verhalten ändern würde.

Auch nach neun Jahren würde sich Alma nicht ändern.

Yuu Kandas Welt, würde sich nach neun Jahren nicht ändern.

Immerhin hatte er diese Vorstellung innerhalb der letzten neun Jahre schon etliche Male gesehen. Sie verlief immer gleich allerdings schienen die Schauspieler nie zu einem Ende zu kommen.

Ja, er fühlte sich wie ein Schauspieler, oder eher eine Marionette.

Ob Kanda es wollte oder nicht, er musste das hier tun.

Er hatte keine Wahl. Er hatte nie eine gehabt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kuare
2012-07-25T11:29:41+00:00 25.07.2012 13:29
Hoo, dieses Kapitel gefällt mir noch besser als das Erste.
Es ist interessant und ich mag deinen schreibstil.
Vor allem finde ich es gut, das du immer abwechselnd die Sichtweisen der beiden darstellst. Und vor allem, dass du das hinkriegst ohne das ein wirklicher Bruch entsteht. :)
Joa...ich finds gut xD <- weis nichts konstruktives zu sagen
Von:  Ikuto_Kuro_Neko
2011-10-12T16:51:32+00:00 12.10.2011 18:51
wow

das Kap, war echt der Hammer.
*staun*
ich bin richtig gespannt wie es noch so weitergeht
Von:  Rabbit
2011-10-10T16:52:30+00:00 10.10.2011 18:52
Och armer Lavi. D: Der Gute hat es echt nicht leicht.
Und wenn er irgendwann weinen wird, dann schmelze ich! (ein weinender Lavi ist doch totale LIEBE! ; U ;)

Och Alma! *ihn drücken mag*
Ich liebe Kanda und Alma, wenn sie so ein Brüderliches Verhältnis haben. ; _; Als Paar mag ich sie nicht, weil sie mir im Manga wirklich eher wie Brüder vorkamen.
Frage mich wirklich was damals passiert ist.

Freu mich schon auf das nächste Chapter! ♥
Von:  BloodySnow
2011-10-09T13:56:52+00:00 09.10.2011 15:56
Der Ablauf der Geschichte ist dir definitv gelungen =)
Das wesentliche haben die Vorredner ja schon gesagt, also bleibt nur noch das warten auf das nächste, bestimmt genauso tolle, Kapitel =)
Von: abgemeldet
2011-10-09T11:29:09+00:00 09.10.2011 13:29
Irgendwie tun sie mir alle drei Leid QwQ
Lavi, weil er jetzt wer weiß was am nächsten tag erwartet, Yuu weil er nun wirklich kein leichtes Leben hat und Alma weil... weil er in ner Klappse steckt Oo"
Aber ich find's cool beschrieben, wie angepisst Yuu plötzlich ist, als er Lavi und sein Grandpa im Restaurant aufgetaucht sind xDD
Das war so typisch Yuu.
Schön geschrieben <3
Freu mich schon richtig auf das nächste Kapitel

lg Ruby-chan
Von:  Diabolo_17
2011-10-09T07:59:06+00:00 09.10.2011 09:59
Wieder ein interessantes Kapitel.
Lavi tut mir leid, wie er bammel hat vor dem nächsten Schultag. Aber ich glaube kaum, dass Kanda ihn noch umbringen kann, nicht nach diesem Besuch bei Alma.
Ich fand es toll, dass du fast ganz am Schluss aufgelöst hast, wer dieser "Gast" in der Psychiatrie sein könnte, für den Kanda mitten in der Nacht aufsteht.
Aber Kanda und nett würde ich auch nicht in einem Satz gebrauchen xD Ich weiss nicht was Bookman in ihm gesehen hat, dass er zu dieser...ähm ich nenne es mal Gewissheit, kommt.

So ich freue mich aufs nächste Kapitel^^
Lg. Diabolo_17


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