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Blut und Wasser

[SessKag]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Like I promised... Ein neues Kapitel. :D Komplett anzeigen

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Part IV

Die Seiten des Hochglanzklatschmagazins glänzten im Licht der Deckenlampen von Kagomes Zimmer. Kikyou hatte ihr es und noch ein paar andere mitgebracht und mit einem Grinsen im Gesicht und einem vielsagenden Blick überreicht. Verdutzt hatte Kagome sie entgegengenommen und sich dann gleich darin vertieft. Kikyou gab ihr solche Sachen nie ohne Grund.

Inzwischen lag Kagome auf dem Bauch in ihrem Bett, zwischen bauschigen Kissen und einigen Kuscheltieren und hatte die Illustrierten um sich herum ausgebreitet. Sie alle zeigten ähnliche Bilder: Sie und Sesshoumaru im Lunar. Miteinander am Tisch, stehend im Gespräch, sich verabschiedend. Eines zeigte sogar ihren Zusammenstoß mit ihm, ein höchst peinliches Bild, das sie am liebsten vollständig vernichten würde. Aber dieser Spaß war ihr wohl nicht vergönnt.

Die Überschriften rangierten alle im gleichen Bereich: Eine Frau an Sesshoumarus Seite!, Geheimnisvolle Schöne, Wer ist sie, die das Herz des kältesten Mannes Japans erobert hat? und einmal sogar: Die passende Mutter für die kleine Rin?, was ihr das Blut ins Gesicht trieb. Doch vor Zorn oder vor Scham, das wusste sie nicht.
 

Sie wusste auch nicht, ob sie über dieses Ergebnis ihres kleinen Abenteuers in dem Café lachen oder weinen sollte. Im Moment beschränkte sie sich einfach darauf, die Artikel zu lesen und die Bilder anzusehen. Je länger sie sie betrachtete, desto mehr drängte sich ihr eine Frage auf: Wie kamen die Journalisten darauf, dass sie und Sesshoumaru etwas miteinander hatten? Das war doch alles ziemlich unschuldig…

Aber über irgendetwas musste selbst die Klatschpresse schreiben und sie war wohl die Frau, die ihm in der letzten Zeit am nächsten gekommen war – außer seiner Tochter natürlich und die war inzwischen beinahe ein Tabu. Darum mussten jetzt sie herhalten. Aber es war zumindest ein Anfang.

Nun, so weit, so gut.
 

Kagome wandte den Blick von den Illustrierten ab und ließ ihn durch ihr Zimmer wandern. Das Bücherregal voller Romane in der Ecke, ihr Schreibtisch, leerer, als sie es sich wünschen würde, die kleine, uralte Musikanlage, die ihr Großvater ihr spendiert hatte, der Kleiderschrank, die Pinnwand, an der sie all ihre schönsten Bilder heftete.

Von ihrer Familie waren viele Fotos darunter – ihre Eltern, inzwischen beide verstorben, ebenso wie ihr Großvater, der stets in die Kamera gegrinst hatte wie ein kleiner Schuljunge. Ihren Opa hatte der Krebs dahingerafft, ihre Eltern einige Monate später ein Lkw. Doch beides war schon Jahre her und wenn sie an die verlorenen Verwandten dachte, schlich nur noch leise Trauer in ihr Herz, nicht mehr das nervenzerfetzende, frische Leid von damals.

Auch Bilder von Souta waren dort, ihr kleiner Bruder – als Baby, wie sie selbst ihn hielt, mit der unterstützenden Kikyou an der Seite, bei seiner Einschulung, stolz nach einem gewonnenen Fußballturnier…

Da waren einige Bilder von ihren Freundinnen, Yuki, Eri und Ayumi und natürlich Sango, mit der sie sozusagen aufgewachsen war. Sango war immer an ihrer Seite gewesen, in guten, wie in schlechten Zeiten, was sich nicht nur anhörte wie in einem schlechten Kitschroman, sondern sich beinahe auch so anfühlte.

Aber Kagome weihte ihre beste Freundin in fast jedes Geheimnis ein und sie war sich sicher, dass es sich umgekehrt auch nicht anders verhielt. Weil sie ihr einfach vertraute, mehr als jedem anderen, inzwischen sogar mehr als ihrer großen Schwester, die sich nach dem Tod ihrer Eltern so weit von ihr entfernt hatte.
 

Natürlich waren auch von Kikyou einige Fotos dabei, vor allem, als sie noch jünger gewesen war und sie sich noch nicht derartig verändert hatte. Sie und Kagome hatten schon immer eine äußerliche Ähnlichkeit gehabt, aber da endete die Übereinstimmung auch schon. Kagome war die Extrovertierte, die Heitere, die Temperamentvolle. Kikyou war die Introvertierte, die Stille, die Zurückhaltende. Früher war sie kamerascheu gewesen und anders, fröhlicher, aufgeschlossener, wenn auch immer still, eher die Person im Hintergrund.

Aber nicht derartig verschlossen, nicht so zurückweisend, nicht so … gefühlskalt.

Doch nach dem Tod der Eltern war Kikyou abgerutscht, auf die schiefe Bahn geraten, wie man so schön sagte. Der tödliche Unfall hatte sie beide hart getroffen und was darauf folgte, noch mehr. Denn statt die Familie einfach aufzugeben und Souta vom Fleck wegadoptieren und Kagome ins Waisenhaus gehen zu lassen, hatten sie zusammenbleiben wollen – und Kikyou hatte als einzig lebende Verwandte das Sorgerecht für sie übernommen.

Aber es war hart gewesen, war es immer noch. Nicht nur die jetzige Situation, auch das verheimlichte Erbe, dass ihre Eltern, vor allem ihr Vater, ihnen hinterlassen hatte. Schulden bei einem brutalen Geldhai durch einen tödlichen Unfall zu bekommen, davon träumte sicherlich nicht jede Tochter. Und Kikyou hatte ein ungewöhnliches, gefährliches Ventil für diesen Stress gefunden.
 

„Was ist denn das?“, wollte Kagome wissen und deutete auf den Gegenstand in Kikyous Hand.

Die zeigte es ihr bereitwillig. „Eine DVD, nach was sieht‘s denn aus?“

Kagome wusste nicht, was sie antworten sollte, dachte an den Preis und das Geld, an Soutas Medikamente und die Schulden. Auch wenn die Kosten einer DVD wohl kaum ins Gewicht fallen würden…

Kikyou dagegen lächelte versonnen vor sich hin. „Keine Sorge, ich habe unsere Kasse nicht angerührt.“

„Woher…?“

„Ich hab‘s gestohlen.“

Die Jüngere starrte sie mit offenem Mund an. Ihre bewunderte große Schwester – eine Diebin?! Das … konnte doch nicht sein…! Das war sicher ein dummer Scherz, eine seltsame Lüge, die…

Aber Kikyou starrte sie nur herausfordernd an und ihre Stimme klang bei den nächsten Worten beinahe gehässig: „Mund zu, Schwesterchen. Sag‘s nicht Mama.“
 

Der Stress hatte sie fertig gemacht, das wusste Kagome, auch aus eigener Erfahrung. Wie die ältere Schwester hatte sie nach der Schule einen Job angenommen, dass sie die Rechnungen bezahlen konnten, Soutas Medikamente gegen das Asthma und die Raten, die Menomaru ihnen freundlicherweise gestattet hatte, um die Schulden bei ihm zu bezahlen.

Kagome hatte in ihren Romanen und bei Sango Trost und Erholung gefunden. Kikyou dagegen hatte das Interesse an all ihren Hobbys verloren und ihre Freunde – sowieso nicht so eng und eher Klassenkameraden – hatte sie fallen lassen.

Stattdessen hatte sie neue Kameraden gefunden, solche, die ihre Eltern ganz sicher nicht gebilligt hätten, und dann war da Kagura. Ihre Freundin. Ihr Anker, wie sie einmal gesagt hatte, ihre Stütze. Die Frau, in die sie sich mehr als nur verliebt hatte.
 

Die Nacht war kalt und Kagome fror auf ihrem Sitzplatz vor der Haustür. Aber Kikyou war noch immer nicht zurück und sie machte sich doch Sorgen… Wie konnte sie da einfach ins Bett gehen, selbst wenn sie morgen einen wichtigen Test hatte?

Das tiefe Grollen eines Motorrades riss sie aus dem Halbschlaf und erschreckt fuhr sie auf um zu sehen, wie die kleine, kraftvolle Maschine auf den Hof rollte. Wer…? Sie wäre beinahe aufgesprungen, um zu protestieren oder um nach drinnen zu fliehen, aber sie erkannte die zierliche Gestalt, die abstieg auf einen Blick – Kikyou.

Ihre Schwester nahm den Schutzhelm ab und überreichte ihn der helmlosen Fahrerin, eine zierliche, schlanke Frau. Kagome starrte mit großen Augen zu ihnen hinüber. Wer war das und warum brachte sie ihre Schwester nach Hause? Eine von Kikyous neuen ‚Freunden‘?

Doch dann beugte Kikyou sich vor und küsste die andere Frau. Küsste sie! Kagome wurde rot vor Scham, dabei war die Liebkosung eigentlich unschuldig. Aber…

Sie fand noch immer keine Worte, als Kikyou sich von der anderen löste und ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht strich. Kurz darauf kam sie herüber und der Motor des Gefährts heulte wieder auf und die Maschine bretterte vom Hof.

„Wer ist das?“, fragte Kagome, als ihre Schwester an ihr vorbeiging, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen.

Kikyou sah nur einmal kurz zu ihr hinüber. „Was geht dich das an?“
 

Kagura, die schon aus diesen verbrecherischen Kreisen, die Kikyou nun bevorzugte, kam, die dort hineingeboren worden war. Die, da war Kagome sich sicher, der Grund dafür war, dass Kikyou nun so war, wie sie jetzt war.

Die beiden hatten eine äußerst klare, deutliche Beziehung, aber sie hielten aneinander fest und es funktionierte. Auch wenn sie seltsame Blicke zugeworfen bekamen, wenn sie schräg angesehen wurden, wenn sie, als zwei Frauen, als lesbisches Pärchen, nie ganz von der Gesellschaft akzeptiert werden würden. Sie hatten immerhin sich.

Es war beinahe schon lächerlich, worüber sich die Leute so aufregen konnten. Die Nachbarn in ihrem alten Zuhause, ehe sie es verkauft und ein kleineres, billigeres Apartment bezogen hatten, jedenfalls, hatten sie stets mit schrägen Blicken angesehen und hinter vorgehaltener Hand laut getuschelt.

Kikyou war stets zornig darüber geworden, dieser stille, schwelende Zorn, der ihr zu eigen war und so viel unerträglicher, gefährlicher als laute Wut. Kagome hatte nie gewusst, was sie zu dem Gerede hatte sagen sollen und darum immer geschwiegen.
 

„Der Tod ihrer Eltern hat das arme Kind zu sehr mitgenommen.“ Kagome hörte den Satz so klar und deutlich, als würde die Nachbarin direkt neben ihr stehen.

„Ihr Vater hätte nie zugelassen, dass sie sich mit solchen Leuten abgibt.“ Das war Tomoki, die Frau von dem anderen Nebenan. Kagome wusste sofort, von wem die Beiden sprachen und sie selbst war es ganz sicher nicht.

„Und dann diese … Freundin.“ Die erste Frau spie das letzte Wort beinahe aus. Natürlich war die immer offener werdende Beziehung zwischen Kikyou und Kagura den Nachbarn ein Dorn im Auge, aber was ging sie das eigentlich an…?

Kagome beugte sich tiefer über ihr Gemüsebeet und spürte die Schamesröte in die Wangen steigen. Hatte sie nicht selbst gedacht wie diese Frauen? Wenigstens hatte sie nie so abfällig darüber gesprochen…

Tomoki sprach inzwischen wieder: „Das ist doch unnatürlich. Dabei war sie früher immer so ein braves, kluges Kind. Immer höflich, immer zuvorkommend, immer zuverlässig und tugendsam.“

„Wie ich vorhin sagte: der Tod ihrer Eltern hat sie völlig aus der Bahn geworfen. Vielleicht hätte sie sich die ganze Verantwortung mit ihren Geschwistern nicht aufladen dürfen…“ Die Stimme klang so mitleidig, dass Kagome beinahe aufgesprungen und die Frauen angebrüllt hatte. Aber selbst jetzt wusste sie nicht, was sie sagen sollte, darum blieb sie sitzen und hoffte, dass sie nicht gesehen werden würde.

„Armes Kind.“, sagte Tomoki beim Weggehen und wusste nicht, dass Kikyou schon lange kein Kind mehr war. Der Tod ihrer Eltern, verstand Kagome, hatte sie erwachsen gemacht.
 

Vielleicht war dieses Schweigen einfach das Falsche gewesen – sie hätte ihre Schwester verteidigen sollen. Kagura jedenfalls hatte es nie geduldet und tat dies auch jetzt nicht.

Kagome seufzte, verdrängte diese Gedanken aus ihrem Kopf und griff nach ihrem Handy. Das andere war vorbei, jetzt musste sie in die Zukunft sehen. Sie würde Sesshoumaru anrufen. Er hatte ihr seine Nummer gegeben – vielleicht nur auf Drängen Rins – und sie würde sich bei ihm entschuldigen, für diese Schlagzeilen, die sie ihm bereitet hatte, und die Gelegenheit, die sie den Paparazzi geboten hatte, mal wieder ihn in ihre Titelstorys zu zerren.

Und sie würde ihn um ein richtiges Date fragen, damit die Klatschpresse etwas Handfestes, Wirkliches hatte, über das sie sich das Maul zerreißen konnte. Vielleicht nahm er ja sogar an.

Wie sich nach zwanzig Minuten Herumdrucksen herausstellte, tat er das tatsächlich – aber nur, weil heute Sonntag war und Rin ihm das Versprechen abgenommen hatte, dass er sonntags nicht arbeitete. Kagomes Herz schlug immer noch wild und aufgeregt, lange nachdem sie wieder aufgelegt hatte, und seine angenehme Stimme klang in ihrem Ohr nach.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das wirft hoffentlich ein kleines Licht auf die Beziehung zwischen den Schwestern. Wenn es auch an andere Stelle ein paar Fragen aufwerfen solle...

Whatever.
Stay tuned for the next part. ;)

Sorca~ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ling-Xiao
2011-08-28T18:25:39+00:00 28.08.2011 20:25
ein sehr schönes kapitel geworden

dann bin ich ja mal gespannt wie das date verlaufen wird^^

mach weiter so.

glg ling-xiao
Von:  Lady_Jenni
2011-08-27T22:32:05+00:00 28.08.2011 00:32
Huhu :)


war wieder mal ein super kapi und obwohl ich kikyo nicht wirklich leiden kann (auch.im anime :P) kann ich mich hier mit ihr arrangieren denn ich denk mal das ihr irgendwann wieder der knopf aufgeht und sie wieder so wird wie früher. und woahh ein richtiges date?! ich freu mich jetzt schon riesig aufs nächste kapi

Lg nami ;)



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