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Blut und Wasser

[SessKag]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
And on we go~ Komplett anzeigen

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Part III

Das Lunar war ein adrettes, kleines, teures Café, das inmitten seines eigenen Parks lag. Hohe, alte Bäume bildeten einen Kreis um den gepflasterten Platz, in dessen Mitte das niedrige Gebäude sich erhob. Absichtlich auf altmodisch getrimmt, wirkte es in seinem viktorianischen Stil völlig fehl am Platz, aber jeder, der es sich leisteten konnte, und noch ein paar mehr, trafen sich hier.

Die weißen, berüschten Sonnenschirme warfen Schatten über die filigran wirkenden Tische und Stühle, die die Terrasse bevölkerten. Durch die hohen Fenster, die teilweise bunte Bilder aus Bleiglas waren, drang Licht in das geschmackvoll eingerichtete Innere, in dem alles auf den Komfort der Gäste ausgerichtet zu sein schien. Elegante, bequeme Möbel arrangierten sich zu Sitzgruppen, die Theke lud zum Hinsetzen ein und die Dekoration, bestehend aus Bildern, Pflanzen, Statuetten und schönen Vasen vollendeten das Bild. Hübsche Kellnerinnen in eleganten Uniformen schlängelten sich unauffällig zwischen den Gästen hindurch und verschmolzen mit dem Hintergrund, dass sie beinahe unsichtbar waren und sich in das Hintergrundbild einfügten.

Das ganze Café war darauf ausgelegt, seiner illustren Kundschaft alles zu bieten, was sie sich wünschen konnte, und da es schon einige Jahre sehr gut lief, war das ein funktionierendes Erfolgskonzept.
 

Kagome jedoch fühlte sich nicht unbedingt wohl hier, auch wenn – keine Frage – der Latte Macchiato und die sahnige Torte exquisit waren und sie noch nie etwas Besseres in dieser Richtung probiert hatte. Bis auf das Gebäck ihrer verstorbenen Mutter, aber das war etwas völlig anderes.

Kagome lächelte leicht bei der Erinnerung, riss sich dann aus den Gedanken und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Begleiterin, die ihr gegenüber an dem kleinen Tischchen saß. „Ich verstehe nur nicht ganz, warum du ausgerechnet hierher wolltest.“, bemerkte Sango gerade und schob sich dann eine Gabel süßen Schokoladenkuchens in den Mund. Sie blickte sich um. „Nicht, dass ich mich beklagen will, immerhin zahlst du ja alles…“

Kagome lächelte nichtssagend, während sie ihre beste Freundin reden ließ. „Hast du übrigens im Lotto gewonnen oder so, dass du dir…?“

„Nein, ich hatte einfach Lust darauf.“, fiel Kagome ihr ins Wort. „Es ist doch nicht schlimm, auch mal hierher kommen zu wollen?“

Sango hob die Schultern. „Ich denke nicht, aber woher der plötzliche Sinneswandel? Und warum zum Teufel mussten wir uns in diese Fummel werfen? Ich fühle mich irgendwie … lächerlich. Und verkleidet.“ Dabei sah sie ziemlich gut aus – Miroku würde es umwerfen, wenn er seine Freundin so sehen würde, da war Kagome sich sicher.

Das teure, elegante Sommerkleid stand Sango ausgezeichnet und Kikyou hatte sich Mühe gegeben mit ihrer Frisur und der Schminke. Kagome wusste, dass das gleiche auf sie ebenfalls zutraf. Ihre Schwester hatte wirklich alle Register gezogen und sie hatte Erfolg damit gehabt, wenn man nach den bewundernden Blicken der Männer und den neidischen der Frauen ging, die sich sonst noch hier im Lunar tummelten.
 

„Ich … hatte einfach mal Lust auf etwas anderes.“, erklärte Kagome ihrer Freundin und schenkte ihr ein breites Lächeln. „Kann ja nicht schaden. Und das hier macht doch total Spaß. Erinnerst du dich noch, als wir als Kinder uns immer in Schale geworfen haben und dabei die Abendkleider unserer Mütter dafür genutzt haben? Wir sahen vollkommen lächerlich aus!“

Sango brach in Gelächter aus, als sie sich daran erinnerte. „Meine Mutter hat mir eine ganze Woche Hausarrest erteilt, nachdem ich auf diese Art ihr Luis Vuitton-Kleid ruiniert habe.“

Auch Kagome musste bei der Erinnerung kichern, obwohl ihr ein solches Malheur nie passiert war. Allerdings beruhigte sie sich schnell wieder. „Außerdem ist der Kuchen hier wirklich gut.“, fügte sie nach einem Moment hinterher und lachte halbherzig über ihren eigenen Scherz.

Als ob der Kuchen der einzige Grund wäre, hierher zu kommen! Sie ließ die Augen schweifen, registrierte die Menschen, die sich am Rand des Platzes herumtrieben um einen Blick auf die Reichen und Schönen, die sich das Café wirklich leisten konnten, zu erhaschen, aber selbst nicht dazu passten, die Paparazzi, die etwas ähnliches versuchten, nur mit Kameras vor dem Auge, die teuer gekleideten Kunden des Etablissements…
 

Das hier war nicht nur ein Besuch im Café, das war ein Spiel aus Sehen und Gesehen werden, aus sich-zur-Schau-stellen und Reich-sein und in-die-Klatschpresse-kommen. Kagome fragte sich für einen Moment, was sie hier überhaupt verloren hatte, aber dann wurde ihre Aufmerksamkeit von einer Gestalt abgelenkt, die ihr bekannt vorkam. Es war ein Mann, den sie durch die Fensterschreibe nur verschwommen sehen konnte. Dann drehte er sich halb um und sie erkannte ihn jetzt. Erschrocken riss sie die Augen auf und wandte rasch den Blick ab.

„… frage mich, wie sie diese Schokocreme machen.“, erklärte Sango gerade, die nichts von Kagomes geistiger Abwesenheit gemerkt hatte. Der tat es zwar leid, aber irgendwie konnte sie sich nicht auf ihre Freundin konzentrieren.

Sie lächelte nichtssagend und erhob sich. „‘tschuldigung.“, sagte sie auf Sangos fragenden Blick. „Ich muss kurz mal.“

Doch ihre Freundin winkte ab. „Lass dir Zeit.“

Damit verschwand Kagome schon im Inneren des Gebäudes. Die Toilette war genauso exklusiv wie der Rest des Cafés und ein Blick in den Spiegel zeigte Kagome, dass ihr Aussehen während der letzten Stunde, die sie hier herumgesessen hatte, kaum nachgelassen hatte.

Sie zog ihre Lippen noch einmal mit dem blassrosa Lippenstift nach, frischte die Frisur mit ein paar Handbewegungen auf und holte tief Luft, ehe sie die Toilette wieder verließ. Während sie sich wieder einen Weg nach draußen suchte, kramte sie nach ihrem Geldbeutel in der Handtasche und rannte prompt in jemanden hinein.
 

„Oh!“, rief sie entsetzt aus. „Entschuldigung, das tut mir wirklich leid, ich habe nicht aufgepasst, manchmal bin ich so ein Dussel…“ Sie ließ die Stimme verklingen, als sie erkannte, wen sie da vor sich hatte. „Oh…“, machte sie wieder, diesmal aus einem anderen Grund. „Sesshoumaru…“

Dieser starrte einen Moment ausdruckslos auf sie herunter, als würde er sie überhaupt nicht erkennen, doch dann hoben sich seine Mundwinkel zu einem minimalen Lächeln. „Kagome Higurashi… Wer hätte das gedacht…?“

Sie erwiderte das Lächeln, breiter als er, selbst wenn ihr für diesen Moment nicht unbedingt zum Lächeln zumute war. Ausgerechnet in ihn war sie hineingelaufen? Wie peinlich… „Ich… Es tut mir wirklich leid.“, erklärte sie. „Ich hätte besser aufpassen sollen.“

„Das ist wahr…“, antwortete er und ihr Lächeln schwankte für einen Moment. War er immer so geradeaus? Darauf wechselte sie kurzerhand das Thema. „Ich hätte dich nicht für den Typ gehalten, hierher zu kommen.“, neckte sie ihn.

Sesshoumaru wirkte für einen Moment, als wolle er die Frage ignorieren. Nervte sie ihn doch? Aber dann nickte er und antwortete: „Rin mag den Kuchen hier.“

Kagome hob die Augenbrauen. „Rin?“, hakte sie nach. Der Name sagte ihr etwas, aber…

„Meine … Tochter.“, klärte er sie auf und Kagome nickte und hätte sich beinahe vor die Stirn geschlagen, aber die Geste wäre viel zu krude. „Ich erinnere mich.“
 

Die Sache war von der Klatschpresse bis zum Umfallen durchgekaut werden. Der große Sesshoumaru Takahashi adoptierte ein kleines Mädchen von der Straße weg? Die Spekulationen waren wild gelaufen – von den Gerüchten, er wäre pädophil, die sich natürlich nie bestätigt hatten und bald wieder fallen gelassen worden waren, über Gerede, dass er jetzt endlich bereit wäre, eine Familie zu gründen, bis hin zu Gemunkel, dass die Kleine seine uneheliche Tochter wäre, die er mit einer Prostituierten gehabt hatte, war alles dabei gewesen.

Irgendwann hatte er ein offizielles Statement abgegeben, dass keine dieser Spekulationen stimmte – über den wahren Grund der Adoption hatte er allerdings nichts verlauten lassen. Dennoch war die Sache irgendwann eingeschlafen, als sich neue Skandale auftaten.

Kagome hatte der Klatschpresse sowieso noch nie viel Beachtung geschenkt, dennoch hatte sie etwas mitbekommen. Jetzt blickte sie sich aufmerksam im Café um, bis sie Sesshoumarus winzigen, alten Sekretär, der gemeinhin als Mr. Jaken bekannt war, und ein kleines, überaus süßes, lachendes Mädchen mit wildem, schwarzem Haarschopf entdeckte.
 

„Sie sieht fröhlich aus.“, bemerkte sie.

„Es geht ihr gut.“, war die lapidare Antwort, ehe er ein anderes Thema anschlug: „Sie würde dich gerne kennen lernen.“

Sein Gesicht war undurchdringlich, auch wenn Kagome sich dabei ertappte, wie sie angestrengt nach einem Hinweis suchte, dass nicht nur die Kleine sie näher kennen lernen wollte. „Ach ja?“, fragte sie dann verwundert. Woher wusste das Mädchen überhaupt von ihr?

„Meine Mutter … hat ihr von unserem … Spiel erzählt.“, erklärte er mit seiner tiefen, volltönenden Stimme, ohne zu erklären, wie seine Mutter davon erfahren hatte.

„Nun…“ Kagome überlegte. Sie wollte schon, aber…

Das würde bedeuten, dass sie Sango alleine an ihrem Tisch sitzen lassen musste und das nicht nur für fünf Minuten. Es war ihr beinahe unangenehm, dass sie genau das wollte – nicht Sango warten lassen, aber Sesshoumaru begleiten. Ihn näher kennen lernen.

Beinahe hätte sie einen Fluch ausgestoßen, aber das passte auf keinen Fall zu einer solchen jungen Dame aus gutem Hause, wie sie eine darstellte. Stattdessen warf sie einen kurzen Blick zu Sango hinüber, die mit hochgezogener Augenbraue durch die offene Glasfront zusah, aber mit einem verschwörerischen Lächeln abwinkte, als sie bemerkte, wie ihre Freundin zu ihr sah.

Also hakte Kagome sich bei dem weißhaarigen Mann unter und ließ sich an seinen Tisch führen, von wo aus Rin ihnen breit entgegengrinste und Mr. Jaken die junge Frau missbilligend anblickte.
 

Es dauerte über eine Stunde, bevor sie sich wieder davonmachen und zu ihrer Freundin zurückkehren konnte, aber eine Stunde, die sie jederzeit wieder investieren würde. Mr. Jaken war unversöhnlich, aber amüsant, Rin war einfach so süß und Sesshoumaru war … anders. Interessant. Einnehmend. Anziehend.

Nicht, weil er Geld hatte und gut aussah, nein – obwohl das natürlich auch niemanden abstoßen würde. Nein, weil er … einfach er war. Höflich, zynisch, realitätsnah und mit einem derartig trockenem Humor, dass sie manchmal einfach laut herauslachen musste.

Nachdem Sesshoumaru sie kühl verabschiedet und Rin ihr mit einer überschwänglichen Umarmung auf Wiedersehen gesagt hatte, kehrte sie schließlich an ihren Tisch zurück. „Oh, mein Gott, Kagome.“, begann Sango, ihre Augen weit aufgerissen. Ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab und sie beugte sich über den Tisch. „War das Sesshoumaru Takahashi?“

Kagome sah ihm nach und nickte dann. „Ich … hab ihn vor ein paar Tagen zufällig kennen gelernt.“, erklärte sie und schlug die Augen nieder. Sie wollte nicht einmal mit Sango darüber sprechen, also hoffte sie, dass diese das Thema einfach fallen ließ.

Und sie tat es. Anscheinend kannte sie ihre Freundin einfach zu gut. Kagome war zufrieden. Stattdessen erklärte Sango: „Ich habe mir zwei Stück Kuchen und drei Kaffee bestellt. Du zahlst ja.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hm, sorry, dass ich nicht mehr auf diese Stunde zwischen Sesshoumaru & Kagome eingegangen bin, aber das wäre vermutlich nicht sonderlich interessant geworden. ^^"

Also, bis zum nächsten Part.
Gruß
Sorca~ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Ling-Xiao
2011-08-25T18:40:11+00:00 25.08.2011 20:40
wow das ist ja mal ein mega süßes kapitel

ich würde auch gerne wissen wie sess seie mam davon wind bekomen hat
und wie sich alles weiter etwickelt

fäll es den anderen klatsch und tratschleuten nicht auf, dass kagome und sess sich anscheinend näher kennenlernen?

hmm sangos reaktion war kurios.


aja ich freu mich auf as nächste kapitel und schreib dir natürlich auch wieder brav nen kommi^^
Von:  Lady_Jenni
2011-08-21T08:35:58+00:00 21.08.2011 10:35
Sei mir nicht böse wenn ich nicht so lange kommentare wie die anderern verfasse :) ich wollt einfach nur mal sagen das die ff echt was her macht und ich schon sehr sehr gespannt bin wies weiter geht ;)

Von:  fukuyama
2011-08-19T18:12:51+00:00 19.08.2011 20:12
Du hast vermutlich recht, interessanter wäre wohl zu erfahren, woher Sesshomarus Mutter von dem Spiel weiß. Ich schließe nämlich fast aus, dass Sesshomaru ihr begeistert davon erzählt hat. ;)

Am anfang musste ich Kagomes geldliche Verhältnisse noch ein bisschen sondieren, weil ich in Gedanken noch halbwegs bei Hex the demon bin, dass ich parallel lese, aber dann ist mir aufgegangen, dass man über die Verhältnisse dieser Kagome eigentlich nichts weiß. Sango scheint ja nicht davon auszugehen, dass Kagome das große Geld hat, trotzdem kann diese auf eine Reichen-Party gehen und sich auch das Cafe leisten. (Sangos letzte Bemerkung war übrigens wirklich typisch beste Freundin. xD) Außerdem hat sie keine bisher erwähnten Eltern mehr und wohnt bei ihrer Schwester. Was zum Teufel ist da bloß los?

Jaken kann ich mir wunderbar vorstellen, obwohl er ja hier gerade mal in zwei Nebensätzen erwähnt wird. Der alte Gewitterkauz...

Ich hoffe mal, dass, was auch immer dein System ist, es wieder zuschlägt und ich bald den nächsten Teil vorgesetzt bekomme. Du meintest ja, dass sich alles ganz anders entwickelt, als ich vermutlich denke... also bin ich höchst gespannt.
Gruß,
Yama^^


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