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Die Chroniken der Uchiha

Der verfluchte Clan
von

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Bouken Ryokou - Abenteuer Reisen

In Kriegszeiten wird das ganze Leben auf das Militär ausgerichtet. Die Krieger werden allesamt an die Front geschickt. Aber was ist mit den Kindern? Sie können nicht in einem unbewachten Lager zurückbleiben. Also schickt man sie weg, weit weg, wo sie das Blut nicht sehen können. Mit Kinderhänden wird der Krieg finanziert. Der hilfsbereite kleine Junge, der das Dach des Bauern flickt, könnte doch friedfertiger nicht sein, oder? Aber das Geld, das er für seine Arbeit bekommt, wird in Ninjawaffen umgesetzt und an seine Eltern zur Front geschickt. Und in ein paar Jahren wird auch er dort stehen. Darauf freut er sich jetzt schon.
 

XxX
 

Madara galt in seinem Clan inzwischen als Genie. Nach seinem großen Erfolg im Grünen Land, aus dem er nicht nur mit einem Haufen Geld, sondern auch mit einem neuen Handelspartner zurückgekehrt war, wurde er zu Hause regelrecht gefeiert. Das Fest tat ihnen gut, denn der Clan hatte in letzter Zeit einige Mitglieder verloren. In Kriegszeiten schrumpften die Familien immer zusammen und dann war es umso wichtiger, dass die Verbliebenen stärker wurden. Besonders Shinoi nahm sich das zu Herzen.

Im Krieg wurde jeder Ninja gebraucht, aber die Uchiha konnten nicht zulassen, dass ihre vielversprechendsten Nachwuchstalente bei Aufgaben ihr Leben ließen, die sie überforderten. Außerdem wurden sie meist erst ausgezahlt, wenn der Krieg gewonnen war. In der Zwischenzeit mussten sie ihre Geldmittel auch von anderen Missionen beziehen und deswegen wurden die Kinder in kleinen Gruppen weit hinaus in die Welt geschickt, um zu arbeiten. Auch die beiden Brüder sollten das nächste Jahr weit weg von ihrer Familie verbringen und viele kleinere Missionen erfüllen. Besonders für Izuna war es ein großes Erlebnis, denn er würde in Länder reisen, die er noch nie gesehen oder an die er sich nicht erinnern mehr konnte. Der Neunjährige war ganz aus dem Häuschen und auch sein zwei Jahre älterer Bruder empfand es als nicht ganz so schlimm, dass er seinen Verwandten nicht im Krieg helfen durfte.
 

Winter 12
 

Madara und Izuna wollten sich von ihrer inzwischen sechzehnjährigen Schwester verabschieden, bevor sie sich für so lange Zeit nicht mehr sehen würden. Sie fanden sie auf dem alten Trainingsplatz, auf dem schon ihr Vater so viel Zeit verbracht hatte.

Als die Brüder auf der Lichtung eintrafen, auf dem ihre Schwester zu finden sein sollte, sahen sie erst einmal gar nichts. Der Platz war leer und alles war still. Madara trat vor und sah sich suchend um, da-

„Vorsicht!“ Etwas packte ihn am Arm und zog ihn ruckartig nach hinten. Kurz darauf ging an einem Baum vor ihm eine Bombe hoch. Eine ganze Folge von lauten Knallen und Rauchwolken wurde ausgelöst und Madara stolperte hustend zu seinem Bruder zurück, der ihn gerade noch rechtzeitig zurückgezogen hatte.

Die beiden Uchiha nahmen eine defensive Haltung an, doch als sich der Rauch verzog, sahen sie ihre Schwester, die auf einem Baumstumpf saß und neben ihr ihren Cousin zweiten Grades, ein Typ namens Yato. Neunzehn, mit dunkelbraunen Locken, pechschwarzen Augen und noch nicht ganz der Akne entwachsen. Er grinste sie an und wirbelte ein Kunai in den Händen.

„Das hier ist kein Kinderspielplatz!“, rief er ihnen zu.

„Was hast du mit Nee-sama gemacht!?“, brüllte Izuna zurück und stürzte zu seiner Schwester hinüber. Madara warf Yato einen bösen Blick zu und folgte seinem Bruder.

Shinoi sah wirklich nicht gut aus. Sie hatte eine lange Schnittwunde am Oberarm und ihr Hosenbein war ganz verkohlt, sodass gewiss auch ihr Fuß darunter verbrannt war. Außerdem war ihr Haar ganz zerzaust, ihr schönes langes Haar, an einer Stelle gar mit Blut verkrustet.

„Ist schon okay, Izuna-san. Wir haben doch nur trainiert“, beruhigte Shinoi den Jungen verlegen.

„Training nennst du das? Der hat dich fertig gemacht!“, protestierte Madara.

„Dann muss ich eben noch besser werden.“ Sie schüttelte den Kopf, als ihre Brüder wieder protestieren wollten. „Yato hat mir ein neues Jutsu beigebracht und jetzt muss ich lernen, es im richtigen Kampf anzuwenden. Er muss dabei ernst machen, sonst bringt das Training doch nichts. Und ich muss doch schnell stärker werden, um im Krieg helfen zu können.“ Sie strich Izuna einmal zärtlich über den Kopf und schenkte Madara ein liebevolles Lächeln. „Ich mach das schon. Ihr brecht jetzt zu eurer Reise auf, richtig? Ich wünsche euch viel Glück dabei. Was ihr beide macht, ist genauso wichtig wie meine Aufgabe, vergesst das nicht. Also geht ihr beiden. Ich mach das schon hier.“

„Du wartest hier auf uns, nicht wahr, Nee-sama?“, fragte Izuna. „Du bist immer noch hier, wenn wir wieder da sind.“

„Ganz sicher“, versprach Shinoi.

Madara sah sie überrascht an. Ninja vermieden für gewöhnlich, zu versprechen, was sie nicht sicher halten konnten. Aber das waren genau die Worte, die Izuna gebraucht hatte.

„Ich werde dich vermissen, Shinoi-sama“, sagte Madara leise. Es gefiel ihm nicht, dass sein Abschied so höflich sein musste, weil Yato dabei war. Aber alles andere gehörte sich nicht.

„Ich werde dich auch vermissen, Madara-san.“

Die Brüder umarmten ihre Schwester noch einmal kurz und wandten dem Trainingsplatz dann den Rücken zu. Auch ihrer Mutter hatten sie bereits auf Wiedersehen gesagt, jetzt schnallten sie sich ihre Reiserucksäcke um und machten sich auf den Weg.

„Wir müssen auf dieser Mission unser Bestes geben, Izuna“, sagte Madara, während er noch rasch ein paar Fläschchen Katzenminze in seine Tasche steckte. Das Zeug war immer nützlich, wenn er auf einen seiner neuen Verbündeten traf. Die Katzen machten nämlich nichts ohne Bezahlung.

„Wir müssen jetzt alle stärker werden, aber in dem Jahr werden wir keine neuen Jutsus lernen können, außer denen aus unseren Schriftrollen. Und ohne Sensei geht das immer viel zu langsam. Aber dafür können wir Kampferfahrung sammeln.“

„Wir können jeden Tag eine Stunde gegeneinander kämpfen oder so“, schlug Izuna vor. „Dann müssen wir doch schnell stärker werden. Wir erledigen alle Missionen und sind früher wieder da als erwartet. Dann können wir Shinoi entlasten und unserem Clan noch mehr helfen.“

„So machen wir das, Otoutou-san. Unser Clan wird stolz auf uns sein.“
 

Das eine Jahr verging für Madara und Izuna wie im Flug. Auf ihren Reisen kamen sie durch bekannte, dichte Wälder und überquerten große Seen und ganze Ozeane (manchmal zu Fuß, bei weiten Strecken auch mit dem Schiff). Sie simulierten Kriegssituationen mit stundenlangen Schneeballschlachten, liefen tagelang durch strömenden Regen und brüteten in der Hitze der Wüste. Sie begegneten Kuhhirten und Königen, Bauer und Adeligen, Feudalherren und Bettlern, Stadthaltern und Drogendealern, Strauchdieben und Soldaten, Samurai und Prostituierten. Sie sahen den schönsten Glanz der Welt und ihren dreckigsten Abschaum.

Ihr Geld verdienten sie sich selbst. Mal als Küchenhilfen, Dachdecker, Landarbeiter oder Rattenfänger. Das waren Gelegenheitsarbeiten, die zwar kaum eines Ninjas würdig waren, sie aber über Wasser hielten. Wann immer sie an einer Stadt vorbei kamen und keine größeren Aufträge bekamen, nahmen sie solche Arbeiten an. Hin und wieder aber hatten sie Glück. Sie begleiteten Handelskarawanen, räucherten bekannte Räuberverstecke aus, beendeten einen Streik oder schlugen Volksaufstände nieder. Hin und wieder fassten sie sogar einen Mörder oder erlegten eine wilde Bestie.

Natürlich gab es da auch noch die richtigen Missionen. Der Leitfaden ihrer Reise. Madara und Izuna hatten einen Terminplan, wann sie wo zu sein hatten und welche Mission zu erfüllen war. Nur lagen eben zwischen diesen Aufträgen manchmal mehrere Wochen der Tatenlosigkeit.

Ihre Reise begann mit der Begleitung eines großen Lebensmittelzuges. Da es Winter war, kurz vor Madaras zwölftem Geburtstag, war es nicht verwunderlich, dass sie die begehrten Nahrungsmittel auf ihrem langen Weg einige Male verteidigen mussten. Im Frühling brachten die Uchiha eine nordische Prinzessin zu ihrer Hochzeit. Das kostete sie anschließend eine ganze Menge Nerven, weil sich herausstellte, dass die Prinzessin in Wirklichkeit eine von dem Königreich gesandte Attentäterin war. Davon hatte nichts in der Jobbeschreibung gestanden, weswegen es den Ninja gestattet war, die Seiten zu wechseln. Sie verhinderten den Anschlag, nahmen die falsche Prinzessin fest und ließen sich von dem verschmähten Bräutigam reich belohnen.

Nur einen Monat später begleiteten sie die nächste Braut. Diese Mission verlief im Gegensatz dazu unproblematisch, sah man von dem Überfall der Banditen ab, der die genannte Dame traumatisierte.

Ein paar Monate lang hatten sie dann Freizeit, in der sie nur umherzogen. Einmal standen sie einem Team ihres Clans bei, das im hohen Norden gegen die Samurai kämpfte. Pünktlich am letzten Oktoberabend jedoch, waren sie bei ihrem nächsten Kunden. Sie sollten die Verhandlungen einiger großer Zünfte in einem fernen Inselreich vor den kleinen Arbeitern bewachen, die sich gegen zusätzliche Besteuerung auflehnen wollten. Danach verbrachten sie fast den ganzen Winter in jener Eiswüste im Land des Schnees, die noch hinter den Gebieten der Samurai lag. Die Leute dort forderten fast jedes Jahr um diese Zeit Ninja an, die ihnen beim Eisfischen und dem Walfang halfen, damit sie überhaupt über den Winter kamen.

Als die Kirschbäume zu blühen begannen, wandten sich die Brüder langsam wieder ihrer Heimat zu. Sie hatten nur wenig Kontakt zu ihrem Clan gehabt. Ab und an kam eine Brieftaube mit unbedeutenden Nachrichten. Der Krieg zog sich dahin und verlagerte sich immer mehr in das Gebiet der Samurai. Diese Krieger verachteten die Ninja und schworen auf ihre Ehre und ihre Schwerter. Sie wären den Shinobi gnadenlos unterlegen gewesen, hätten sie nicht außerordentlich gute Rüstungen, die selbst Chakraangriffe unbeschadet überstanden. Zum Glück lehnten sie aber auch jegliche Art von Jutsus ab, hatten dafür aber auch wirkungsvolle Waffen. Gegen die Ninja waren sie hauptsächlich deshalb, weil sie Konkurrenz nicht ausstehen konnten. Sie hielten die Shinobi für hinterhältige Meuchelmörder, die keine Ehre kannten und über Frauen mit Waffen waren sie geradezu entsetzt.

Madara und Izuna interessierte nur, dass ihre Mutter und Shinoi wohlauf waren. Sie schrieben ihnen gerne Briefe, wenn die Botenvögel kamen. Natürlich konnten sie nichts Genaues über ihre Missionen berichten oder sich auf den Krieg beziehen, falls die Briefe abgefangen wurden, aber es half trotzdem ein wenig gegen das Heimweh.

Alles was sie an Geld verdienten, gaben sie den Wildkatzen aus den Wäldern mit, die sie unterwegs trafen (den Streunern in den Städten trauten sie nicht so ganz), welche es wiederum an die große Weiße weitergaben, die Katzenherrscherin. Sie würde es zusammen mit den Waffen, die die Uchiha von ihrem Volk kauften, an ihre Familie weitergeben. Dieses Netzwerk stellte sich ihnen als äußerst nützlich heraus. Izuna war ganz begeistert von Madaras kleinen Freunden und er musste ihn mehrmals zügeln, wenn er den großen Raubkatzen den Rücken streichen wollte. Körperkontakt war nämlich nicht besonders beliebt bei denen. Es gab nur wenige Schmusekätzchen unter ihnen.
 

*
 

Frühling 13
 

Die letzte Mission, die Madara einige Monate nach seinem dreizehnten Geburtstag annahm, handelte von einem riesigen Monster, das des Nachts durch die Weizenfelder der Bauern jagte und ihre Ernte zerstörte. Im betreffenden Gebiet angekommen, ruhten sich die Ninja von ihrer langen Reise aus und schliefen ein paar Stunden. Erst bei Einbruch der Dunkelheit wachten sie auf und begannen mit der Suche. Dafür trennten sie sich und hielten Ausschau nach dem 'großen schwarzen Monster', das keiner der Bauern, die ihre Hilfe erbeten hatten, näher beschreiben konnte.

Madara hatte sich am Rande des Weizenfeldes auf die Lauer gelegt, das an einer Seite an einen Laubwald grenzte. Hier konnte sich der Ninja unbemerkt im Gebüsch verstecken und auf sein Opfer warten. Doch er brauchte sich nicht lange zu gedulden.

Das Geräusch kam vom Wald her. Es war ein langgezogener, tierischer Schrei. Madara lief es kalt den Rücken hinunter. Bei dieser Lautstärke dürfte das betreffende Tier tatsächlich ziemlich groß sein. Dabei schwoll der Lärm jetzt erst richtig an. Ein fernes Krachen kam dazu, wie von gefällten Bäumen und immer wieder diese Schreie. Gleich würde die Bestie aus dem Wald gestürmt kommen, um die Felder zu zerstören. Es konnte nicht mehr lange dauern!

Aber es dauerte. Madara wurde immer ungeduldiger. Ganz nach Ninjaart hatten er und sein Bruder beschlossen, dass sie das Monster nicht direkt angreifen, sondern es in einen Hinterhalt locken würden. Dafür hatte Madara den ganzen Waldrand mit verstecken Fallen präpariert. Aber die Bestie wusste seine Mühe anscheinend nicht zu schätzen und wollte einfach nicht auftauchen. Es half alles nichts. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg eben zum Propheten kommen. Also packte Madara seine sieben Waffen und machte sich auf die Suche nach der Bestie.

Der Art des Lärms nach zu urteilen, den sie machte, befand sie sich auf dem Boden. Deshalb kletterte der Uchiha einen Baum hinauf und sprang ab dort von Ast zu Ast weiter. Gerade als er jedoch dachte, nah genug zu sein, fing der Ast, auf dem er hockte, mit einem Mal zu beben an.

Madara rette sich rasch auf einen anderen Baum, bevor seiner mit einem lauten Splittern umgeworfen wurde. Das Mondlicht, das durch die so entstandene Lücke im Blätterdach auf den Boden fiel, erhellte die Szene und der Ninja konnte erstmals einen Blick auf das gefürchtete schwarze Monster werfen.

Madara widerstand dem Drang, sich mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen. „Das kann doch nicht euer Ernst sein!“

Die Bestie war eine Katze. Eine vier Meter hohe und doppelt so lange Katze mit zerzaustem schwarzen Fell, gelben Augen und einer Kampfnarbe direkt unter dem rechten Ohr. Und sie raste vor Wut. Mit weit aufgerissenem Maul und entblößtem Raubtiergebiss fauchte und knurrte sie, als ginge es um ihr Leben. Ihr Schwanz, der die Ausmaße eines Baumstammes hatte, peitschte wie eine eigene Waffe umher und ihre aufgestellten Nackenhaare unterstrichen ihren Zorn.

Auch den Grund dafür fand Madara schnell heraus. Dort, unter den Wurzeln eines umgestürzten Baumes, saß ein Mädchen. Sie war vollkommen verängstigt, das sah der Uchiha sofort an ihren weit aufgerissenen, braunen Augen. Aber etwas an ihr verwirrte Madara. Das vielleicht zwölf Jahre alte Mädchen trug eindeutig die Kleidung einer Kunoichi: etwas mehr als knielange Hosen, die in Bandagen übergingen, feste Sandalen, ein eng anliegendes, dunkelgrünes Oberteil ohne Ärmel, sowie Shuriken- und Kunaitasche. Sie hatte sich auch einen Rucksack umgeschnallt, wie es bei jungen Ninja üblich war, die auf Reisen gingen. Unter ihrem Oberteil, das übrigens an einigen Stellen ziemlich lädiert war, musste sie ein Netzshirt tragen. Madara konnte erkennen, dass sein Ärmel ihr auf der rechten Seite bis zum Ellenbogen ging. Links dagegen trug sie einen Handschuh aus Netzstoff, der ihren Unterarm bedeckte. Die linke Schulter jedoch war frei, sodass Madara auf ihr ein schwarzes Tattoo erkennen konnte. Es sah aus wie zwei zusammengesteckte Dreizacke. Oder, je nach Blickwinkel, wie eine Gabel für Zwillinge Das musste ihr Clanzeichen sein.

Was machte die junge Kunoichi hier? Nun, ganz offensichtlich hatte sie gekämpft, das verriet das Kunai in ihrer zitternden Hand. Dabei hockte sie mit angewinkelten Beinen da und presste sich die Fäuste gegen die Ohren, um das Schreien der Katze nicht hören zu müssen. Auch die Augen hatte sie jetzt fest zusammengekniffen, als würde sie der erschreckenden Realität entfliehen wollen. Doch die Realität fauchte, schlug um sich und brüllte wütend. Sie schlug ihre Krallen in die hervorstehenden Baumwurzeln, die den einzigen Schutz des Mädchens darstellten. Zweifellos hatte sie tödliche Absichten.

Madara fragte sich, was die schwarze Katze so in Raserei versetzt haben mochte. Ihre Schreie wirkten nur im ersten Moment wütend. Da lag ein anderer Ton darunter. Schmerz.

Madara ließ sich von seinem Ast fallen. Absichtlich landete er mit einem vernehmbaren Knirschen auf dem Boden. Im Sprung war er etwas in die Knie gegangen, jetzt richtete er sich auf. Die Riesenkatze spitzte die Ohren und wandte blitzschnell den Kopf zur Seite, zu ihm. Ihre gelben Augen verengten sich, als sie ihn sah. Die Pfote, die bereits ausgeholt hatte, um die Wurzeln um das Mädchen herum endgültig zu zerreißen, erstarrte mitten in der Luft. Doch die erste Überraschung hielt nur einen kurzen Moment an. Ein leichtes Zucken ihrer Schwanzspitze kündigte einen Sprung an.

Da schloss Madara seine Augen, langsam, seine Körperhaltung in keiner Weise aggressiv. Und als er die Augen dann mit einem Mal wieder aufriss, waren sie blutrot.

Die Katze sprang – und schwebte wie in Zeitlupe schwerelos auf Madara zu. Überrascht weiteten sich ihre Pupillen. Der Uchiha lächelte. Mit seinem Genjutsu hatte er den Geist der Katze zum Abheben gebracht und ihre Sinne verwirrt. Ihren Körper und jeden Schmerz, den er ihr bereitete, konnte sie jetzt nicht mehr spüren. Es war nicht einmal für eine Sekunde, aber dieser Augenblick ließ sich strecken. Madara ließ es zu, dass die schwarze Katze ihre raue Gedankenstimme direkt in seinem Kopf erschallen ließ:

'Uchiha', flüsterte sie, nicht ohne einen gewissen Unglauben.

'Ja', bestätigte der Shinobi auf dieselbe Art. 'Ich bin Madara Uchiha.'

'Der kashikoi Senshi!'

'Was bereitet dir solche Schmerzen, dass du die Felder der Bauern zerstörst und ein kleines Mädchen angreifst?', wollte er wissen.

'Sie wollte mich töten! Diese elende Menschenbrut hat sie auf mich gehetzt!'

Wie reich waren diese Bauern, dass sie denselben Auftrag zweimal vergeben konnten?

'Elende Menschenbrut?', wiederholte Madara mit einem leicht drohenden Unterton.

Die große Katze wand sich unangenehm berührt. Sie wusste, dass Madaras Clan ein guter 'Katzenfreund' war.

'Die Uchiha sind anders. Ihr kennt unseren Stolz. Was kümmern mich die Felder der Bauern?'

'Es sollte dich kümmern. Weil ich den Auftrag habe, sie zu beschützen.'

Madara machte eine kurze Pause, obwohl er wusste, dass er das Genjutsu nicht mehr lange aufrecht erhalten konnte.

'Erzähl mir von deinem Schmerz', sagte er dann noch einmal.

'Es ist ein Dorn', knurrte die Katze, 'ein Eisendorn. Diese dummen Bauern und ihr verfluchtes Werkzeug! Immer müssen sie es überall herumliegen lassen. Er hat sich tief in meine Pfote gebohrt. Es tut so weeeeh!'

Der letzte Laut ging in einem langgezogenen Miauen unter.

Madara überlegte rasch. Er hatte kein Verbandszeug bei sich.

'Verlass diesen Ort', sagte er zu der Katze, 'wende dich nach Norden. Noch bevor du den Waldrand erreichst, wirst du auf meinen Bruder Izuna stoßen. Er hat alle Arzneien dabei, die nötig sind, um deine Wunden zu versorgen. Versprich ihm, die Felder nicht mehr anzurühren. Sag ihm, dass ich dich schicke und er wird dir helfen.'

Madara erzitterte. Sein Jutsu stieß an seine Grenzen. Er löste die Kunst und schloss die Augen.

Die riesige Katze befand sich noch immer im Sprung. Ihre Pfoten prallten links und rechts von Madara auf dem Boden auf. Sie versuchte, den Angriff abzulenken, hatte aber zu viel Schwung. Erst stolperte sie, dann überschlug sie sich und krachte gegen einen Baum hinter dem Jungen, der die ganze Zeit über bewegungslos da gestanden hatte. Der Baum stürzte mit einem ächzenden Stöhnen um.

Die Schwarze währenddessen lag jetzt auf dem Boden und mauzte kläglich. Der Schmerz in ihrer Pfote durchzuckte sie erneut, da er nicht mehr durch das Genjutsu ausgeblendet wurde. Madara warf ihr über die Schulter hinweg einen kurzen Blick zu. Sie verstand und erhob sich mit Mühen. Langsam, eine Hinterpfote hinter sich herziehend, humpelte sie davon und verschwand im Wald.

Mission erfüllt.
 

Kalipo Senju hatte die Augen zusammengekniffen und zitterte vor Angst. Warum nur? Warum musste das ausgerechnet ihr passieren? Was hatte sie nur falsch gemacht in ihrem Leben? Sie hatte doch so viel trainiert. Wirklich viel! Ihr Ninjaclan war schließlich der stärkste auf der ganzen Welt. Nicht wegen irgendeinem Bluterbe oder geheimen Techniken, sondern einfach, weil alle Mitglieder immer zusammenhielten und einander halfen. Außerdem hatten sie einen eisernen Willen. Egal wie schlecht es um sie stand, sie standen immer wieder auf und versuchten es noch einmal. Sie halfen einander.

Aber Kalipo hatte ihr Team verloren. Sie hatten sich aufgeteilt, jeder der drei Ninja hatte eine andere Richtung eingeschlagen. Wenn sie das Monster fanden, dass zu töten ihr Auftrag war, hatten sie einander Rauchzeichen geben wollen, bevor sie angriffen. Aber Kalipo hatte sich zu weit entfernt und dann hatte die Katze sie so sehr gejagt, dass sie keine Gelegenheit mehr für das Zeichen bekommen hatte. Natürlich hatte sie sich gewehrt, sie hatte es allein versucht. Aber sie war zu schwach, ganz einfach zu schwach.

Hinter den Kindern ihrer Altersklasse hatte sie schon immer zurückgestanden. 'Kalipo' hatte ihre Mutter sie genannt, ein starker Name. Leider hatte sie sich dafür die falsche Tochter ausgesucht. Ihr fehlte die innere Stärke der Senju. Sie traute sich nicht, aufzustehen. Sie traute sich nicht, anzugreifen.

Die Katze holte zum Todesschlag aus. Aber der erwartete Schmerz wollte nicht kommen. Zaghaft öffnete Kalipo die Augen. Da war ein Junge. Ein Junge, kaum älter als sie, stand am linken Rand der Lichtung. Stand nur da und starrte die Katze an. Die Katze starrte zurück. Kalipo starrte ebenfalls. Die Zeit schien still zu stehen.

Der Junge war ein Ninja, das sah man sofort an seiner Kleidung. Etwas schien außerdem mit seinen Haaren nicht zu stimmen. Nach hinten standen sie fast senkrecht ab, um ihm dann in einer wilden Mähne über den Rücken zu fallen. Auch von vorn rahmten die schwarzen Haare sein Gesicht ein und untermalten seine roten Augen.

Moment, rote Augen?

Die Katze hatte zum Sprung angesetzt und Kalipo keuchte auf. Doch dann geschah etwas Seltsames. Der Monsterkatze misslang der Aufprall, sie überschlug sich und krachte gegen einen Baum. Haufenweise Staub und Sand wurden aufgewirbelt und verhüllten die Szene. Doch als er sich legte, stand der Junge immer noch vollkommen unberührt an derselben Stelle wie zuvor. Und das Monster, diese große Bestie, die sie beinahe getötet hätte, wimmerte kläglich und floh in den Wald.

Der Junge kam zu ihr herüber. Blieb vor dem Wurzelloch stehen, misstrauisch.

Kalipo konnte ihn nur anstarren. War sie jetzt gerettet? Würde der Ninja sie angreifen? War er Freund oder Feind?

„Du... Das... Das war beeindruckend“, brachte sie schließlich leise hervor. „Wie, ähm... Hast du das gemacht?“

Falsch, Kalipo, ganz falsch! Man fragt doch einen Ninja nicht nach seinen Geheimnissen!

„Ich kann mich nicht erinnern, dir das Du angeboten zu haben“, erwiderte der Junge kühl, mit einer nicht zu kleinen Priese Arroganz in der Stimme.

Kalipo war sofort eingeschüchtert. Sie zog den Kopf ein und murmelte eine Entschuldigung.

Der Junge seufzte, sah sie noch einmal nachdenklich an und dann – unglaublich aber wahr – reichte er ihr die Hand.

„Schon gut. Jetzt komm endlich da raus.“

Ungläubig starrte die Kunoichi ihn an. Dann, ganz langsam und zaghaft griff sie nach der Hand und ließ sich von dem Schwarzhaarigen aus dem Loch ziehen.

„Wie ist dein Name?“, fragte der Shinobi. Anscheinend wollte er sie wirklich nicht töten. Das war doch wie ein Traum. Dieser Junge, so schön und stark wie ein Märchenprinz, rettete ihr das Leben und reichte ihr die Hand. Vielleicht war sie tot und im Himmel gelandet?

„I-Ich heiße Kalipo“, murmelte das Mädchen schüchtern. Er sollte sie nicht für ein dummes, schwaches Kind halten, das kein Wort hervorbrachte!

Er nickte. „Ein starker Name.“

Die Worte waren wie ein Dolchstoß. Alles, was sie noch an Selbstbewusstsein gehabt hatte, zerbröselte einfach. Wie konnte er sagen, ihr Name sei stark, wenn er gerade in nur ein paar Sekunden ein Monster verscheucht hatte, gegen dass sie nicht das geringste hatte ausrichten können?

Das sagte sie ihm auch: „Ich bin aber nicht stark. Ich konnte gar nichts gegen die Riesenkatze machen und, äh, Ihr habt sie nur einmal angesehen und sie ist geflohen. Ich hab so viel trainiert, um so stark zu werden wie alle anderen, um die Erwartungen zu erfüllen... Aber es hilft nichts...“ Was machte sie hier eigentlich? Wollte sie diesem Jungen ihre komplette Lebensgeschichte erzählen? Was war nur mit ihr los?

Aber der Shinobi spottete nicht, er lachte sie nicht aus. Fast nachdenklich wirkte er, als würde... als würde er sie verstehen. Da in seinen schwarzen Augen schienen Dutzende von ungelüfteten Geheimnissen verborgen zu sein. Er hatte eine etwas düstere Aura, aber sie war auch ohne Zweifel... anziehend. Sein Anblick nahm Kalipo vollkommen gefangen.

„Kümmere dich nicht um die Erwartungen. Nicht jeder kann ein Genie sein, manchen ist es einfach nicht gegeben. Du bist kein überragendes Talent. Hör auf, so krampfhaft zu versuchen, eines zu sein. Gib dich zufrieden mit dem, was du hast und sei gut darin.“

Kalipo machte große Augen. Ihr kam keine Sekunde lang in den Sinn, dass dies eine Beleidigung sein könnte. So etwas hatte noch nie jemand zu ihr gesagt. Immer hatten alle gemeint, sie solle sich nur noch mehr anstrengen, dann würde auch sie den Ninjastandart ihrer Altersgenossen erreichen. Wenn du nur hart genug arbeitest, kannst du alles erreichen. Daran hatte Kalipo geglaubt.

Und jetzt kam dieser Junge und machte all das zunichte.

Es war befreiend.

Kalipo hätte wütend oder beleidigt sein sollen, aber sie war es nicht. Sie war erleichtert. Ich bin eben kein Genie, dachte sie sich. Es ist nicht schlimm, wenn ich nicht die beste Kunoichi der Welt werde.

Mal ehrlich, erwartete das irgendjemand von ihr? Es gab so viele Mädchen, die sich das wünschten. Sie konnten es nicht alle werden, warum also sie?

Kalipo würde sich deswegen nicht weniger anstrengen. Aber diese ungeheuer große Last, etwas erreichen zu müssen, war verschwunden. Die Last, die sie sich selbst auferlegt hatte.

„Danke“, flüsterte sie und wusste nicht so recht, wofür.

Der Junge zuckte mit den Schultern. Wahrscheinlich dachte er, der Dank würde der Rettung gelten. „Sieh einfach zu, dass du nicht mehr so viel allein unterwegs bist. Die Mission ist erledigt. Ich schlage vor, du und dein Team, ihr verschwindet.“

Damit wandte er sich um.

„Warte!“, rief Kalipo ihm nach und streckte die Hand aus. Aber vergeblich. Der Junge war nur ein paar Schritte gegangen, bevor er mit einem Mal im Flammen aufging. Die Kunoichi zuckte erschrocken zusammen. Die Gestalt des Ninja wurde innerhalb eines Sekundenbruchteils vollkommen von den Flammen zerfressen, wie ein Bild, das man an eine Kerzenflamme hielt.

Er war fort, ihr Retter. Und sie wusste nicht einmal seinen Namen.

Kalipo hatte natürlich schon von Shunshi no Jutsu gehört, eine Kunst, die normalerweise zur schnellen Flucht benutzt wurde. Man konnte die unterschiedlichsten Medien dafür verwenden. Kalipos Clan benutzte meist Blätter, aber auch Sand oder Schnee war möglich. Sie hatte noch nie gehört, dass jemand Feuer benutzte. Es war einfach zu gefährlich. Der Junge musste wirklich ein Genie sein, wenn er das Feuerelement beherrschte, das schwierigste der fünf.

Feuer und Augen, die die Farbe wechselten. Damit sollte sie doch herausfinden können, wer er war!
 

*
 

Frühling 14
 

„Wir haben nicht genug Leute.“

Madara hielt inne, die Hand bereits erhoben, um die Zeltplane zurückzuschlagen.

„Alle verfügbaren Ninja sind auf Missionen“, tönte die Stimme wieder von Innen. „Die Zeltstadt ist fast leer. Wir können die wenigen Krieger nicht entbehren, die noch hier sind. Wir brauchen sie als Wachen für das Lager.“

Madara umfasste die Schriftrolle fester, die er in der Hand hielt.

Es war Januar.

Es war drei Uhr morgens.

Es war Krieg.

Überall auf der Welt schlugen sich Heere von Ninja gegenseitig die Köpfe ein. Die Uchiha waren noch mehr gefragt als sonst. Die Samurai setzten ihnen zu. Selbst der Rat war nicht mehr voll besetzt, weil einige der Alten ebenfalls Missionen angenommen hatten. Momentan waren es also nur noch vier Leute, die die Aufträge koordinierten. Heute Nacht hatten sie sich zu einer Sitzung im Ratszelt versammelt. Für sie als Shinobi, die den Großteil ihres Arbeitslebens ohnehin im Dunkeln verbracht hatten, war das keine ungewöhnliche Uhrzeit.

Eigentlich wollte Madara sie gar nicht belauschen. Das war schließlich unhöflich. Aber er war eben gerade erst von seiner Mission zurückgekehrt, die Erste nach dem langen Auswärtsjahr mit Izuna. Er war angewiesen worden, sich hier zu melden, bevor er zu Bett gehen durfte. Höflich blieb er trotzdem außerhalb des Zeltes, machte sich aber nicht bemerkbar. Seiner Meinung nach war das nicht nötig, sein Schattenriss war bestimmt auf der Plane zu sehen.

„Wir müssen diesen Auftrag ablehnen. Er ist einfach zu gefährlich. Dazu müssten wir eine große Truppe entsenden und wir sind momentan einfach nicht stark genug.“

Eine weitere Stimme widersprach: „Das ist vollkommener Unsinn. Natürlich ist unser Clan stark! Die eigentliche Frage lautet, ob wie den Auftrag auch annehmen wollen. Immerhin handelt es sich um den Transport eines Friedensvertrags. Momentan mögen wir ausgelastet sein, aber wir müssen auch an die Zukunft denken.“

„Es bleibt trotzdem dabei, dass wir keine entsprechenden Ninja haben.“

Einen Moment herrschte gespannte Stille. Dann ein Seufzen. „Lasst doch erst einmal unseren jungen Besucher eintreten.“

Madara zögerte, doch als das Schweigen andauerte, schob er vorsichtig die Plane zur Seite und trat ein.

„Verzeiht die späte Störung“, bat er höflich und streckte die Hand mit der Schriftrolle vor. „Ich habe meine Mission beendet.“

„Ah, der kleine Wunderknabe. Madara, richtig?“ Nakayama, der mit sechzig Jahren schon als Greis galt und den Vorsitz im Rat führte, strich sich über das blank rasierte Kinn. „Wie alt bist du jetzt, Junge?“

„Vierzehn, Nakayama-dono“, antwortete Madara höflich. Diese äußerst respektvolle Bezeichnung stand allen Ratsmitgliedern zu, auch wenn die älteren Krieger meist nur ein 'sama' an den Namen hingen.

„Schön, schön. Ich bin sicher, du hast unser Gespräch verfolgt – ganz unfreiwillig natürlich. Was glaubst du, ist der Uchiha-Clan in der Lage, auch während des Krieges mit den Samurai seine gewöhnlichen Pflichten zu erfüllen?“

„Nakayama-san, lass doch den Jungen aus dem Spiel“, meinte Hisa, Madaras Großmutter. „Was willst du damit erreichen?“

Aber Nakayama sah Madara unverwandt an und der junge Shinobi war stolz, dass seine Meinung gefragt war.

„Der Uchiha-Clan ist der stärkste Ninjaclan der Welt“, entgegnete er überzeugt. „Es liegt nicht daran, dass es für uns zu schwer ist, neben dem Kriegswesen auch gewöhnliche Missionen zu erledigen. Es liegt daran, dass dies für einen einzelnen Ninjaclan allgemein unmöglich ist.“ Er pausierte kurz und Hisa seufzte mit einer Spur Erleichterung auf. Dann aber sagte Madara: „Gerade deswegen wäre es noch beeindruckender, wenn wir es trotzdem schaffen könnten. Und je stärker der Clan nach außen hin wirkt, desto mehr werden wir auch gefürchtet, was wiederum bedeutet, dass wir mit weniger Angriffen zu rechnen haben. Ist es nicht so?“

Nakayama lachte laut. „Der Junge ist wirklich schlau! Hört euch das an. Nun, du hast natürlich ganz Recht, Madara-san. Wir dürfen in unserem täglichen Geschäft nicht nachlassen, nur weil wir uns im Krieg befinden. Wer soll denn die Waffen bezahlen? Die Medizin? Die Lebensmittel? Für den Kriegseinsatz werden wir erst nach dem Sieg bezahlt. Wir können nicht allein von unseren Kindern leben, die durch die Welt reisen und Kartoffeln schälen, um etwas Geld zu verdienen. Wie sähe das denn aus!“

„Aber wen sollten wir denn auf diese Mission schicken?“, fragte Yuu, ein mit achtundvierzig Jahren noch geradezu junges Ratsmitglied.

„Der Frieden zwischen dem Land des Grases und dem der Flüsse ist nicht von allen erwünscht. Eine Verbindung der beiden würde die angrenzenden Länder schwächen. Es wird Feinde geben, Ninja höchstwahrscheinlich. Für eine solche Mission sendet man eine große Gruppe aus und die haben wir nicht.“, gab Hanata zu bedenken.

Madara rutschte unruhig auf seinem Platz herum. Er wusste, es wäre unglaublich unhöflich von ihm, das Gespräch zu unterbrechen. Deswegen war er dankbar, als Nakayamas Blick zufällig wieder zu ihm schweifte und er ihm mit einem Nicken zu verstehen gab, dass er reden durfte.

„Mit Verlaub“, widersprach er der zweiten Frau im Rat, „aber die Uchiha sind doch nicht irgendein Clan. Wir setzten nicht auf zahlenmäßige Überlegenheit. Stattdessen bilden wir die Krieger zu einzigartigen und mächtigen Ninja aus, die es leicht mit einer Gruppe gewöhnlicher Shinobi aufnehmen können. Meiner Meinung nach genügt es, einen einzigen Ninja zu schicken, maximal eine Gruppe aus drei Leuten. Nur dann können sie sich auch effektiv tarnen und werden gar nicht erst von den Feinden entdeckt.“

„Und wen, von den wenigen Ninja, die noch hier sind, schlägst du dafür vor?“

Madara atmete einmal tief ein. Dann sagte er: „Mich.“

Ein verächtliches Schnauben. „Tss, tss“, machte Hanata missbilligend und „Madara!“, rief seine Großmutter erschrocken aus.

„Jetzt bist du zu weit gegangen“, ermahnte ihn auch Nakayama. „Diese Mission ist nichts für Kinder.“

„Unabhängig davon, dass ich schon seit zwei Jahren nicht mehr als Kind gelte, habt Ihr es selbst gesagt: Die erwachsenen Ninja, die noch hier sind, werden als Wachen benötigt. Ihr könnt hier genauso wenig weg, denn die Uchiha brauchen eure Führung. Wer bleibt sonst übrig? Lasst mich noch zwei weitere Teammitglieder wählen und ich werde noch heute aufbrechen.“

Bedrücktes Schweigen.

„Hast du denn schon einmal einen so wichtigen Vertrag überbracht?“

„Ja.“ Zweimal. Inklusive der dazugehörigen Braut.

„Der wichtigste Punkt dabei ist, dass niemand den Vertrag öffnet, außer dem rechtmäßigen Empfänger. Feinde könnten Informationen daraus herauslesen, die ihnen helfen könnten, Intrigen zu spinnen.“

„Ich weiß“, entgegnete Madara. „Das versteht sich von selbst.“

„Nakayama, du willst doch nicht etwa wirklich-“

Aber der derzeitige Vorsitzende des Rates schnitt der Sprecherin mit einer Geste das Wort ab.

„Du machst mich neugierig, Madara-san. In dir steckt Potenzial. Aber unbestreitbar bist du auch ehrgeizig und meiner Meinung nach eine Spur zu selbstbewusst. Das Leben ist kein Spiel. Mit dieser Entscheidung bringst du nicht nur das Missionsziel an sich in Gefahr, weil du noch so jung bist. Du gefährdest auch dein Leben und das deiner Kameraden.“

„Taishou“, sagte Madara leise, „glaubt nicht, dass mir das nicht bewusst ist. Mein Vater opferte sich selbst für seine Kameraden. Ich weiß, was es bedeutet, alles für das Gelingen der Mission zu geben.“

Die Ältesten tauschten ein paar seltsame Blicke. Yuu hüstelte. „Dein Vater?“

„Mein Vater“, wiederholte der Junge verwirrt. „Uchiha Seiko. Er wurde als Kamikaze no Senshi verehrt.“

„Ach so“, meinte Nakayama, „der. Richtig, da war was.“

Yuu kratzte sich verwirrt am Hinterkopf. „Und ich dachte immer, du wärst ein eingetragenes Kind.“

Madara sah die Ratsmitglieder ungläubig an. Was sollte das? Sein Vater war ein großer Uchiha und ein Held! Wie konnte es sein, dass sie ihn vergessen hatten? Und überhaupt – ein eingetragenes Kind! Das war nur eine höfliche Umschreibung für Bastard. Für Kinder, die Uchiha mit Leuten zeugten, die nicht aus ihrem Clan stammten und die danach einfach verschwanden. Sei es durch Tod oder nur einfach so. Halbblüter. In Madaras Augen war das eine tiefschürfende Beleidigung. Noch schlimmer aber war es, dass sie das Opfer seines Vaters so schnell zu einem von vielen erklärt hatten. So oft starben Ninja und Seiko war ja nicht einmal ein Sharinganträger gewesen. Sein Opfer wurde einfach übersehen.

Offenbar war es Madara nicht gänzlich gelungen, seinen Unmut zu verbergen. Nakayama sah ein wenig schuldbewusst aus.

„Ich halte deine Idee aber trotz allem für annehmbar“, sagte er deswegen, „unter einer Bedingung.“ Hier sah er den jungen Ninja scharf an. „Ihr legt es auf absolute Geheimhaltung an. Benutzt alle Tarnung, die ihr kennt. Wenn sich auch nur das geringste Anzeichen von Gefahr oder einem feindlichen Angriff bemerkbar macht, fordert ihr sofort Unterstützung an und kehrt gegebenenfalls um. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“

„Hai, Taishou.“

Hisa schüttelte den Kopf. „Ich halte das wirklich nicht für eine gute Idee. Was ist, wenn die Unterstützung nicht schnell genug da sein kann?“

„Die Länder sind nicht so weit entfernt von unserer Kriegsfront“, meinte Yuu nachdenklich. „Das sollte nicht das Problem sein.“

„Dann ist es beschlossen.“ Nakayama holte eine unscheinbare, gelbliche Pergamentrolle aus einem hölzernen Kästchen. „Das ist die Karte von der Umgebung, in die du dich begeben wirst.“ Der alte Shinobi entrollte sie und zeigte Madara zwei kleine schwarze Kreuze. „Du wirst zunächst in die Hauptstadt des Landes der Flüsse reisen, dort den Vertrag abholen und dich anschließend auf den Weg zur Hauptstadt des Lands des Grases machen. Die beiden Daimyo heißen Katanashi und Sougo.“

Madara nickte, als Nakayama ihm die Rolle übergab. „Ich danke euch.“

„Du kannst gehen. Aber sieh zu, dass deine Kameraden sich freiwillig für die Mission melden. Das wird die Auswahl nämlich einschränken.“

Madara bezweifelte das. Die Jugend der Uchiha war frustriert, weil sie nicht am Krieg teilnehmen durfte. Eine so gefährliche Mission – darum würden sich alle reißen. Aber Madara wusste schon ganz genau, wen er fragen würde...
 

XxX
 

Vokabeln:

Taishou=Anführer.

Daimyo=Fürst



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Lexion
2011-10-24T16:05:41+00:00 24.10.2011 18:05
Ah ich liebe diese Fanfic^^
Du schreibst im so tolle Kapitel! Immer mit dem Blick für das Detail. Und Vor allem gefällt mir Madaras Charakter! Richtig gut getroffen!!!
Ich bin gespannt was aus der kleinen Senju wird^^

Ich freu mich schon auf's nächste Kapitel!!

LG Lex
Von:  TKTsunami
2011-10-22T22:58:56+00:00 23.10.2011 00:58
oha
das gefiel aber madara gar nicht mit dem bastard XD
Also das kapitel war ja sehr spannend, warte jetzt sehnsüchtig aufs nächste

TK was here
Von:  bombenmeister
2011-10-22T17:13:17+00:00 22.10.2011 19:13
Cooles Chap. Jetzt heißt es wohl wieder mal Aufbruch.
Ich freu mich schon drauf, dass Madara Mangekyo-Sharingan bekommt, dann wird es richtig interessant.



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