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Vorwort zu diesem Kapitel:
Titel: Wen suchen wir? Hoffe ich. Oder muss es "a quien" heißen? Eingerostetes Spanisch ftw. Komplett anzeigen

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¿Quién estamos buscando?

„Hier sind unsere Plätze“, sagte Antonio und deutete auf eine Reihe von Sitzen. „Willst du ans Fenster?“

„Muss nicht sein. Ich kann auch gern meine awesomeness mit den Stewardessen teilen.“

Grinsend ließ Antonio sich auf den Fensterplatz fallen und verstaute seinen Rucksack unter dem Sitz vor ihm. Danach lehnte er sich zurück und sah durch das kleine, ovale Fenster des Flugzeugs hinaus. Ihre Sitzreihe befand sich direkt neben der Tragfläche.

„Ich kann Fliegen nicht leiden“, brummte Gilbert neben ihm und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

„Nicht?“

„Nee. Zu hektisch und zu klimatisiert. Und es ist un-awesome, Druck auf den Ohren zu haben.“

„Aber wenigstens geht es schnell“, gab Antonio zu bedenken.

„Naja, schnell...“

„Ich ziehe ein paar Stunden Flug jedenfalls ein paar Monaten auf hoher See vor, die wir brauchen würden, um mit dem Schiff über den Atlantik zu fahren.“

„Stimmt auch wieder“, murmelte Gilbert.

Eine Weile lang schwiegen sie, bevor Gilbert sich wieder meldete. „Toni?“

„Ja?“

„Ich bin verdammt froh, dass du das für mich machst.“

Überrascht sah Antonio ihn an. „Wieso für dich? Ich würde sagen, wir machen es zusammen. Und überhaupt... was genau meinst du mit machen?“

Gilbert legte den Kopf schief. „Wir suchen West“, sagte er.

„Ja, unter anderem. Sicher können wir auch Alfred auftreiben, wenn wir schon einmal da sind. Und... hatte er nicht noch einen Bruder? Ich kann mich kaum erinnern...“

„Ist mir auch egal“, knurrte Gilbert. „Ich will West finden.“

Lächelnd sah Antonio ihn an. „Du hast ihn wirklich gern, oder?“

„Er ist mein Bruder.“

„Das allein heißt ja nichts.“

Gilbert warf ihm einen raschen Blick aus dem Augenwinkel zu. „Weißt du“, sagte er dann langsam und streckte die Beine aus. „Weißt du... vor dem Tag, an dem wir uns bei Roderich getroffen haben, habe ich ihn gehasst.“

„Gehasst?“, wiederholte Antonio erschrocken. „Aber ich dachte, du wärst zu Roderich gekommen, weil du ihn gesucht hast.“

„Habe ich ja auch. Ich wollte ihn finden, um ihm in seinen verdammten Arsch zu treten, verflucht!“ Gilbert lachte kurz auf. „Aber jetzt... jetzt glaube ich nicht mehr, dass ich ihn treten werde, wenn ich ihn treffe. Nein. Wahrscheinlich nicht.“

Verwirrt wandte Antonio sich ihm zu. „Was ist passiert?“, fragte er und hatte wieder einmal das dumme Gefühl, wirklich viel verpasst zu haben, was zwischen den anderen Nationen vorgefallen war. „Hat er dir etwas getan?“

„Ich fürchte, Lutz hat jedem etwas getan, dem er nur etwas tun konnte“, murmelte Gilbert und sah durch den Sitz vor ihm hindurch. „Er hat mir all meine Macht genommen, sogar meinen letzten, kümmerlichen Rest Eigenständigkeit. Am Ende hat er mein Land selbst aufgeschluckt... kurz bevor Ivan es sich unter den Nagel gerissen hat. Als Entschädigung, weil West diesen verdammten Krieg verloren hat. Er hat verloren, nicht ich!“ Er schnaubte kurz. „An dem Tag, an dem West mir ins Gesicht gesagt hat, dass ich kein eigener Staat mehr bin, bin ich gegangen. Ich habe mich nie verabschiedet.“

Betroffen biss Antonio auf seiner Unterlippe herum. „Es muss dein Ego schwer getroffen haben, dass ausgerechnet dein kleiner Bruder mächtiger war als du.“

„Und ich habe ihn so gemocht“, knurrte Gilbert. „Ich hätte ihm alles gegeben, was ich hatte... aber das hieß noch lange nicht, dass er alles nehmen durfte, was ich hatte! Verstehst du, Toni?“

„Ich verstehe“, murmelte Antonio und schlug ihm auf die Schulter. Gilbert schüttelte kurz den Kopf und schob dann die Hand in seine Hosentasche. Der zerknitterte Zettel, den er heraus zog, kam Antonio vage bekannt vor.

„Wests Brief“, erklärte Gilbert. „Von Sissi. Willst du ihn lesen?“

„Ich denke, er ist privat.“

„Ist er auch. Aber du gehst mit mir auf diese Suche, und du hast ein Recht, zu wissen, wen wir suchen. Oder nicht?“

„Wen suchen wir?“, fragte Antonio.

Gilbert schwieg einen Moment, dann entfaltete er das Papier und strich es auf seinen Knien glatt. „Er schreibt, dass er es nicht mehr aushält“, sagte er leise. „Dass er versucht hat, mit der Schuld zu leben, und dass sie ihn erdrückt. Er schreibt, dass er Albträume hat und dass er sich immer noch fühlt, als würden seine Kinder ihn alle miteinander hassen. Er will Abstand von allem gewinnen, aber eigentlich macht er sich keine großen Hoffnungen. Er weiß genau, dass man Schuld nicht entkommen kann.“

Antonio warf einen Blick auf die etwas schiefen, handschriftlichen Zeilen und schüttelte den Kopf. „Dieser Brief ist uralt“, versuchte er, Gilbert zu trösten. „Sicher hat er sich mittlerweile wieder beruhigt. Mit der Zeit wird er gelernt haben, mit seiner Schuld zu leben...“

„Mit der Zeit?“, wiederholte Gilbert und schüttelte wütend den Kopf. „Dieser Brief ist erst dreißig Jahre alt, Toni. Zu der Zeit war schon zwanzig Jahre Frieden, und Lutz hatte es immer noch nicht geschafft, sich zu erholen! Wenn er in zwanzig Jahren nicht gelernt hat, mit seiner Schuld zu leben, wieso sollte er es dann in fünfzig lernen?“

Seine Stimme war zum Ende hin sehr laut geworden. Einige andere Fluggäste sahen zu ihnen herüber. Antonio drückte Gilberts Schulter etwas fester. „Ist ja gut“, sagte er leise. „Ich meinte es nicht so.“

„Er schreibt von mir, Toni“, murmelte Gilbert und umklammerte das Papier, bis es zerknitterte. „Er schreibt, dass ich fast jede Nacht durch seine Träume spuke. Als ein Gespenst der Vergangenheit, durch seine Schuld nicht mehr am Leben, aber auch noch nicht ganz tot... als ein Dämon, der ihn verfolgt, um ihn immer daran zu erinnern, was er getan hat. Um ihn nie vergessen zu lassen.“

Dios mio“, flüsterte Antonio.

„Ich wollte wütend auf ihn sein. Ich wollte ihn dazu bringen, dass er sich schämt. Und jetzt... jetzt schämt er sich einfach von selbst!“ Gilbert lachte grimmig auf. „Ungerecht, was? Jetzt kann ich nicht einmal mehr wütend auf ihn sein.“

Antonio legte den Kopf schief. „Aber du willst ihn immer noch finden, oder?“, fragte er.

„Ja“, sagte Gilbert fest. „Jetzt erst recht. Ich will sehen, ob es ihm wirklich so Leid tut. Und wenn es so ist, will ich ihm sagen, dass es verdammt nochmal nicht so schlimm ist. Ich lebe ja noch.“

Langsam nickte Antonio und lächelte. „Wir werden ihn finden, Gilbert“, sagte er. „Ich glaube, dein Wunsch jetzt ist ein besserer Antrieb, als dein Hass es gewesen wäre.“
 

Als sie aus dem Flugzeug stiegen, regnete es.

„Was für eine Enttäuschung“, knurrte Gilbert. „Ich dachte, in Amerika würde immer die Sonne scheinen.“

„Ich dachte auch mal, in Amerika wären die Straßen aus Gold“, erwiderte Antonio sorglos und betrachtete den grauen Beton, über den sie gingen.

Gilbert knurrte etwas. „Andererseits... wenn es viel regnet, wird West sich hier ganz wie zu Hause fühlen.“

„Ich denke schon, dass es ihm hier gefällt. Wenn nicht, wäre er wohl kaum so lange hier geblieben.“ „Es sei denn, er denkt, zu Hause wäre es noch schlimmer. Dort, wo er hingehört.“

Überrascht sah Antonio ihn von der Seite her an. „Du klingst so beleidigt.“

Gilbert schnaubte. „Ich verstehe einfach nicht, was so toll ist an Amerika. Ich meine, komm schon, wir sprechen hier von Alfred! Er ist doch nichts weiter als ein eingebildeter, aufgeblasener Angeber!“

„Ich denke, das sind genau die Begriffe, mit denen einige Leute dich beschreiben würden“, sagte Antonio ehrlich und lachte.

„Ach was!“, fauchte Gilbert. „Als ob Alfred und ich irgendetwas gemeinsam hätten!“

Antonio zog es vor, dazu nichts mehr zu sagen. Schweigend liefen sie durch den Regen die kurze Strecke bis zu dem Bus, der sie von der Landebahn wegbringen sollte.

„Verfressen“, murmelte Gilbert.

¿Qué?

„Verfressen ist Alfred auch noch. Aber ich nicht.“

Antonio schmunzelte und sagte nichts dazu.
 

Sie saßen in einem knallbunten Schnellrestaurant am Flughafen, ihr sperriges Gepäck unter dem kleinen Tisch verstaut, und machten eine Pause. Um sich zu stärken, und um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen. Eigentlich hätten sie das schon während des Fluges tun können, dachte Antonio. Genug Zeit wäre ja gewesen.

„Also“, sagte Gilbert und stellte seine Cola ab. „Wo fangen wir an?“

Antonio schluckte geräuschvoll, bevor er antwortete. „Amerika ist ziemlich groß.“

„Ach nee.“

„Es wird schwierig, da Ludwig zu finden. Er ist niemand, der gerne im Rampenlicht steht, oder?“

„Nein, überhaupt nicht.“

„Vielleicht wäre es sinnvoll, zuerst Alfred zu suchen“, überlegte Antonio laut. „Ich bin sicher, er weiß über vieles Bescheid, was hier vor sich geht. Im Gegensatz zu uns.“

„Alfred? Wieso sollte der wissen, wo West steckt?“

Antonio lächelte. „Weil Ludwig hierher gekommen ist, um Zuflucht zu suchen. Und ich denke, als der selbsternannte Held hat Alfred es sich nicht nehmen lassen, ihm seine Hilfe anzubieten.“

Gilbert schnaubte spöttisch. „Als ob Alfred ihm helfen könnte. Dazu ist er viel zu taktlos.“

„Aber versucht hat er es ganz sicher“, sagte Antonio. „Er war schon hier, als Ludwig angekommen ist, aber für uns wird es nach so vielen Jahren schwierig, ihn noch zu finden. Vielleicht ist er untergetaucht. Vielleicht hat er sogar seinen Namen geändert, um seine Vergangenheit zu vergessen.“

„Machst du jetzt einen auf Psycho-Analyse?“

„Ich versuche, einen logischen Ausgangspunkt für unsere Suche zu finden, Gilbert.“

„In letzter Zeit denkst du so beängstigend logisch. Ich wünschte, Romano wäre hier, damit du ihn ein bisschen betüddeln kannst. Dann hättest du anderes im Kopf.“

„Ich denke, du willst Ludwig finden“, sagte Antonio überrascht.

„Schon“, knurrte Gilbert, ohne ihn anzusehen. „Aber ich hatte gehofft, wir würden es ohne Alfreds Hilfe schaffen, ihn zu finden. Ich kann den Kerl nicht ausstehen.“

„Weil er so ein Angeber ist?“

„Weil alle ihn toll finden, während sie mich vergessen haben.“

Antonio schwieg mitfühlend, fand zwischen dem Durcheinander aus Papier und Pappkartons auf dem Tisch einen einzelnen Pommes und steckte ihn in den Mund.

„Was schlägst du denn vor?“, fragte er nach einer Weile.

Gilbert sah an die Decke und schnaubte wütend. „Ich weiß es noch nicht, Toni. Aber bestimmt fällt mir noch irgendetwas ein. Ich bin großartig, ja? Mir fällt was ein.“

„Also gut“, sagte Antonio und lächelte. „Wir haben ja Zeit.“

Zustimmend nickte Gilbert. „Ja, haben wir. Und überhaupt... wie willst du denn Alfred finden?“

„Nun... ich würde mich mitten auf einen Marktplatz stellen und laut um Hilfe rufen. Wenn er in der Nähe ist, wird er sofort kommen.“

„Du bist verrückt, Toni“, sagte Gilbert resigniert und schüttelte den Kopf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  deisabri
2011-08-28T10:33:01+00:00 28.08.2011 12:33
interesante frage, ob es mister awesome und antonio geling ludwig zu finden.
für alfred müssten sie nur zum nächsten Macdonald gehenXD

schreib so schnell wie du kanst!


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