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Das Wolfsmädchen

Wie Jacob doch noch die Liebe findet
von

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Neun

Fürsorglich leckte Jacob seiner Gefährtin die Ohren und das Gesicht, bis ihr Fell wieder seidig glänzte. Im Gegensatz zu seinem eigenen Fell, das widerborstig und rau war, war ihres weich, feinhaarig, langgewachsen und glänzte obendrein bläulich, was ihm ausgesprochen gut gefiel. Jaulend leckte sie ihn ihrerseits plötzlich zwischen den Ohren. Moment mal... war das gerade so ’ne Art Dankbarkeit!?!? Er sah sie irritiert an und grummelte freudig, als sie den Kopf scheu und kurz gegen seine Schulter drückte. Sie knurrte genervt, als er, wild mit dem Schwanz wedelnd vor Freude, ihr mit einer großen, nassen Zunge quer übers Gesicht fuhr. Hm... Jacob verwandelte sich kurz zurück und knotete das Seil am Baum auf. Ein paar Momente später hatte sie 20 Meter Leine, die ihr etwas Bewegungsfreiheit boten. Sanft krauelte er sie hinter den Ohren.

„Jacob, du stehst splitternackt da draußen im Sonnenschein.“ Embry kam zu ihnen herüber und grinste ihn an.

„Na und?“

„Komm lieber rein, bevor du von Sam den Arsch versohlt bekommst, weil Emily dich aus Versehen angeschaut hat.“ Jacob verzog amüsiert die Mundwinkel und stieg in seine Hose, die ihm der Freund reichte. Embry sah über die Schulter zu der Wölfin, die ihnen hinterher blickte. „Wie läuft’s denn jetzt eigentlich mit ihr?“

„Mmpf. Ich würde Paul am liebsten den Kopf abreißen.“

„Was hat er denn jetzt eigentlich gemacht?“ Der Werwolf verschränkte die Arme hinter dem Kopf, als sie zu dem kleinen Haus zurückschlenderten. Sein Freund knurrte, wieder wütend.

„Er hat ihr vorgespielt, wie er sie vögelt.“ Embry blieb abrupt stehen und weitete die Augen.

„Das meinst du nicht ernst!?“

„Hört sich das vielleicht nach einem Scherz an?“, fauchte Jake ihn an.

„Aber... Moment mal, er... hat ihr“, Embry zeigte auf die Schwarze, die die anscheinlichen Menschen beäugte, „Bilder in den Kopf gesetzt, wie... wie er sie abfickt!?!?“

„Allerdings.“ Jacobs Fäuste zitterten schwer vor unterdrückter Wut.

„Arschloch. Verdammtes, mieses, kleines Arschloch!“ Nun zitterte auch Embry. Er konnte es nicht fassen, dass Paul so etwas tat. „PAUL!“ Jacob packte seinen Freund am Arm.

„Nein! Wenn, dann will ich das regeln.“

„Niederträchtiger Scheißer!“

„Ich weiß!“, knurrte Jacob zurück und unterdrückte mühsam das Zittern seiner Schultern. „Wir werden noch sehen, was er sich dabei gedacht hat. Aber ich will selber damit fertig werden, ok?“ Embry knirschte wütend mit den Zähnen. Seine Kiefer mahlten aufeinander.

„Na gut.“

„Danke.“ Von wegen Dankbarkeit. Er hätte immer noch in die Luft gehen können vor Zorn. Missmutig grummelte Embry.

„Komm schon, frühstücken wir. Ich hab Hunger.“ Jacob ließ sich mitschleifen. Embry stieß die Küchentür auf, blieb stehen und kam nicht einmal ins Stolpern, als Jacob in ihn hineinrannte, den Kopf in die entgegengesetzte Richtung gedreht. Irritiert sah er nach vorn und biss die Zähne zusammen. Paul sah von seinem Frühstück auf und knurrte gereizt. Eisiges Schweigen breitete sich aus.

„Na schön! Idioten!“ Paul stand auf und räumte das Zimmer. Seine Nackenhäarchen stellten sich auf, als er spürte, wie ihm zwei kalte Blicke folgten.

„Beschissener Wichser!“

„Embry! Äh... das ist das erste Mal, dass ich so etwas von dir höre.“ Die Teenager warfen Emily, die gerade hereingekommen war einen finsteren Blick zu.

„Frag lieber nicht.“

„Ist was passiert?“

„Frag nicht.“ Jake fiel etwas ein und er wandte sich wieder an seinen Freund.

„Weiß Sam eigentlich davon?“

„Inzwischen wohl schon.“

„Inzwischen?“ Der Schwarzhaarige wölbte eine Augenbraue.

„Paul heult sich gerade bei ihm aus. Hörst du’s nich?“ Jacob legte den Kopf schief und schwieg. Embry hatte Recht.

„Ich glaub’s einfach nicht. Warum sieht er nicht ein, dass sie nicht seine Gefährtin sein kann!?“

„Ihr solltet schnell essen, die Schule fängt bald an. Ich lasse doch nicht zu, dass ihr zu spät kommt“, meldete sich die einzige Frau im Raum zu Wort.

„Ich geh nicht in die Schule.“ Jake nagte an seiner Unterlippe.

„Aber...“

„Ich muss mich um die Schwarze kümmern, verstehst du nicht? Dad hat mich freigestellt.“ Emily seufte. Sie verkniff sich das Schon wieder?, das ihr auf der Zunge lag und räumte Pauls Geschirr ab.

„Esst ihr trotzdem was?“

„Klar doch.“ Wie zur Bestätigung knurrte Embrys Magen vernehmlich. Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn.

„Sag mal hast du rohes Fleisch?“
 

Frustriert grummelte der Rostrote vor sich hin. Seit mindestens einer Stunde hockte er jetzt schon bei der Wölfin und versuchte ihr dieses, für ihre Augen, Fetzchen eines Fleischbrockens anzubieten. Genervt drückte er es ihr gegen die Schnauze. Ebenso genervt von ihm wandte sie sich jetzt schon bestimmt zum hundertsten Mal von ihm ab, leckte sich über die Schnauze und wollte wieder mit dem Putzen weitermachen, wobei er sie gestört hatte, als er gekommen war. Gut, das mit dem Ablecken hätte sie nicht tun dürfen. Sie hatte wirklich Hunger. Ihr Magen zog sich, deutlich leer, zusammen. Jake wusste das natürlich sofort und hielt ihr einladend das rohe Steak in Augenhöhe. Beleidigt knurrte sie ihn an. So schnell gab sie bestimmt nicht auf. Der Werwolf rollte innerlich mit den Augen. Wie konnte man nur derartig stur sein? Den Kopf an ihrer Schulter reibend klatschte er ihr das Fleisch ins Gesicht. Resigniert trottete sie wieder ein Stück von ihm weg, wie er es erwartet hatte. Er lief ihr hinterher und stieß sie sanft an. Die Schwarze machte einen Hüpfer, als sie ihm ausweichen wollte, die Leine sie aber nicht weiter vom Baum wegließ. Jacob drückte sie vorwärts, sodass sie nur die Möglichkeit hatte, schnell um den Stamm des Baumes, der die Mittelachse und den Drehpunkt darstellte, herumzutraben. Sofort war er wieder bei ihr und kuschelte sich übertrieben an ihre Seite. Verdammt, wurde sie ihn denn gar nicht los? Ein Ruck am Hals ließ sie verwirrt auf den Hintern plumpsen. Er hatte sie reingelegt! Der Rostbraune hatte sie so lange um den Baum geschoben, bis das Seil an ihrem Hals fast straff gespannt war.

Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck legte der große Wolf sich quer über das Stück Seil, das ihr übrig geblieben war und verhinderte so, dass sie sich von ihm entfernen konnte. Sauer knurrte die Werwölfin. Jake kratzte sie bittend am Bein und hielt die Schnauze mit dem Essen in die Höhe. Seine Gefährtin fletschte die Zähne und das Grollen wurde tiefer. Jake wedelte mit dem Fleisch und verzog das Maul zu einem Grinsen. Eingeschnappt zog die Wölfin am Seil, merkte aber schnell, dass sie keine Chance hatte. Wütend haute sie ihm die Tatze auf den Schädel. Jacob grummelte und verzog das Gesicht. Die Schwarze bellte ihn, breitbeinig vor ihm stehend, an. Er erhob sich drohend, zwei Pfoten noch auf dem Seil, und baute sich vor ihr auf. Streng funkelte er sie von oben an. Aber die Wölfin kam gar nicht auf die Idee, sich zu unterwerfen. Viel mehr sprang sie an ihm hoch und biss nach seinem Kopf. Erst drehte er diesen und grollte bedrohlich, merkte aber, dass sie nicht vorhatte, aufzuhören. Sie würde glatt bis zum Ende kämpfen. Himmel, wie konnte man nur so zäh sein? Vollkommen entnervt riss er den Kopf wieder herum, um ihr damit einen Stoß zu verpassen, hielt aber jäh inne und begann zu grinsen, als sie ihm verblüfft direkt in die Augen starrte. Sie hatte seine schnelle Bewegung nicht mitbekommen und hatte ihm nun statt in die Schnauze, in den Fleischbrocken gebissen. Einladend machte er ein paar schmatzende Geräusche und schleckte ihre Schnauze entlang, als er die Zähne aus dem Fleisch löste.

Verdammt, ihr Magen schlug Purzelbäume als Reaktion auf das Fressen, das ihr da so unerwartet ins Maul geschoben worden war. Zärtlich wurde sie mit einer großen Zunge am Kopf geputzt und ein Kopf an ihrer Schulter gerieben. Immer noch stand sie mit dem Fressen im Gebiss da. Jacob stupste ihr Kinn an, um sie zum Essen zu bringen. Die Schwarze grummelte leise, aber er erkannte den Moment, da sie aufgab. Triumphgeheul tönte durch die Bäume, als er den Kopf in den Nacken warf. Die Wölfin wandte sich resigniert ab und fraß das Fleisch so schnell wie möglich, um es auch ja nicht genießen zu können. Am Ende würde sie nur noch mehr Hunger bekommen. Auf einmal zuckte ihr der Blutgeruch und der saftige Geschmack eines toten Rehs durch den Kopf. Wütend knurrte sie Jacob an. Das konnte ja nur er gewesen sein. Aus irgendeinem Grund machte ihr das nicht einmal mehr Angst, spürte sie und grummelte wieder. Mit einer großen, nassen Zunge wurde ihr die Schnauze abgeputzt. Sie schüttelte sich, scheinbar angewidert und rempelte ihn unsanft an. Jacob schmiegte den großen Kopf auf ihren und jaulte zufrieden. Na gut, er war schon irgendwie... interessant. Ihre Nase drückte sich kurz und sanft von unten an seinen Hals, bevor sie hocherhobenen Hauptes in die andere Richtung marschierte und wieder einen Ruck am Hals verspürte. Sie sah Jacob an und grummelte. Dieser ließ ohne Einwände sofort die Leine los und grinste ihre hinterher, als sie um den dicken Baum herum verschwand. Er hatte den nächsten Schritt geschafft. Na endlich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Somi
2011-04-06T19:13:20+00:00 06.04.2011 21:13
klasse !!!!!!
endlich kommt jake bei dem dickkopf weiter :D
mal sehen was sam eigentlich zu pauls versuchen sagt
und ob er es nochmal versucht
schreib schnell weiter
freu mich schon voll darauf weiter zu lesen *mega mega freu*
mach weiter so *anfeuer*
bye *knuddel*

Somi


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