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Die Reise des Strohhutes

Wie Shanks auf Ben, Yasopp und den Rest seiner Crew traf
von

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Der Tag der Hinrichtung

Die Kirchturmglocken der Stadt schallten laut über die ganze Insel und kündigten damit das große Ereignis an. Auf dem Marktplatz von Loguetown tummelte sich bereits eine riesige Menschenmasse, die gekommen war um die Hinrichtung des Piratenkönigs mit zu erleben.

Beinahe alle Menschen auf der ganzen Welt und natürlich auch hier in Loguetown fieberten diesem Ereignis mit vollster Freude entgegen. Nun endlich würde die letzte Stunden dieses Mannes schlagen, der die Welt all die vergangenen Jahre in Atem gehalten hatte. Der sie in Angst und Schrecken versetzt hatte. Der Mann, der der Marine all die Zeit entkommen war, war der blau-weißen Macht dann letztendlich doch ins Netz gegangen.
 

Jedenfalls glaubten die Menschen das. Nur ein paar wussten, was in Wirklichkeit geschehen war. Darunter auch der Vizeadmiral, der als Held der Marine galt, weil er diesen gefürchteten Piraten hatte einfangen können, kannte die Wahrheit. Aber ausgerechnet dieser Held, Vizeadmiral Monkey D. Garp, war nirgendswo auf dem Marktplatz zu finden. Er war unterwegs um ein Versprechen einzulösen, das er seinem Feind gegeben hatte.
 

Doch auch so waren einige Leute vor dem Schafott anwesend, die zwar die genaue Geschichte rund um die Verhaftung des Piratenkönigs nicht kannten, aber trotzdem ahnten, das es sich anders abgespielt haben musste, als die Zeitungen es verkündeten. Einer von ihnen stand relativ nah am Ort der immer näher rückenden Hinrichtung.

Es war ein Mann oder besser ein Junge im Alter von fünfzehn Jahren, der dort stand und gedankenverloren in den Himmel schaute. Dabei wurden seine tiefroten Haare von einem gelbem Strohhut verdeckt. Der Hut war schon ziemlich alt und auf seiner ganzen langen Reise hatte er schon einiges abbekommen, doch egal wie lädiert oder abgetragen der Hut jemals sein würde, der rothaarige Junge namens Shanks würde ihn nie – niemals – abnehmen.

Zu viele freudige Erinnerungen hingen an diesem unscheinbaren Modestück. Zu viele Abenteuer hatte die beiden gemeinsam erlebt. Und außerdem würde ihn dieser Hut immer an seinen Kapitän erinnern. Vor Jahren, kurz nachdem er auf dem Piratenschiff gelandet war, hatte der Käpt’n ihm diesen Hut vermacht. Und Shanks hatte ihm das Versprechen gegeben irgendwann einmal ein berühmter Pirat zu sein, der frei über die Meere der Welt streifte.
 

Eine Träne hatte sich, bei dem Gedanken an die vergangenen Tage auf der Oro Jackson, in einem von Shanks‘ Augenwinkeln gebildet und suchte sich nun ihren Weg über seine Wange hinunter auf das Pflaster des Platzes.
 

Plötzlich verstummte das Gemurmel auf dem Platz und ließ Shanks aufmerken. Er wandte seine Augen vom Himmel ab und folgte den Blicken der anderen Menschen. Alle Köpfe hatte sich vom Schafott weggedreht, hin zu einer Gasse die zu dem Marktplatz führte. Dort waren die ersten der zahlreichen Marinesoldaten erschienen, die den Piratenkönig auf dem Weg zum Schafott bewachen sollten. So bitter wie dieser ganze Augenblick für Shanks auch gewesen war, so musste er doch trotzdem lächeln.

Würde der Käpt’n wirklich seiner Hinrichtung entsagen wollen, so würden ihn so ein paar lächerliche Marinesoldaten ganz bestimmt nicht aufhalten. Aber da er gar keine Anstalten machte um einen der Marineidioten eine zu verpassen, war sich Shanks nun hundertprozentig sicher, dass sein Käpt’n sich freiwillig der Marine gestellt hatte.
 

Eine weitere Träne trat in seinen Augenwinkeln hervor, als sein ehemaliger Kapitän nur noch wenige Meter von ihm und vor allem vom Schafott entfernt war. Er zog sich den vermachten Strohhut etwas tiefer ins Gesicht, damit, falls der Kapitän ihn erblicken würde, nicht seine Tränen sehen konnte.
 

Erst als der Zug der Soldaten und des zum Tode Verurteilten an ihm vorbei marschiert war, blickte er wieder auf. Nun zum Schafott. Der König der Piraten kniete auf diesem, während neben ihm zwei Soldaten mit langen Exekutionsschwertern standen und nur darauf warteten das Urteil endlich vollstrecken zu dürfen. Die Stimmung auf dem Marktplatz war bis zum Anschlag gespannt. Niemand gab auch nur ein Geräusch von sich. Selbst die Vögel hatten ihr Zwitschern beendet und warteten scheinbar genauso interessiert auf das bevorstehende Ereignis wie die Menschen unter ihnen.
 

Dann, in mitten dieser bedeuteten Augenblickes des Schweigens, schallte ein lautes Rufen über den ganzen Platz hinauf bis zum Schafott.

„Hey Piratenkönig, wo ist dein Schatz? Wo ist das ONE PIECE?“

Sofort war die Stille auf dem Marktplatz verschwunden. Stattdessen ertönten nun immer mehr Rufe und Fragen nach dem One Piece und ließen die zwei Urteilvollstrecker völlig überfordert dastehen, während sich nun auf dem Gesicht des Piratenkönigs eine breites Grinsen gebildet hatte. Ein Grinsen, das Shanks schon seit über einem Jahr nicht mehr gesehen hatte und von dem er befürchtete, dass er es nach diesem Tag auch nie wieder sehen würde.

„Ihr wollt also meinen Schatz!“ Die Stimme von Gol D. Roger hallte laut, viel lauter als die Rufe der Masse, über den Platz und ließ sofort wieder alles und jeden verstummen. „Den könnt ihr haben. Sucht ihn doch. Irgendwo hab ich den größten Schatz der Welt versteckt.“
 

Das waren die letzten Worte, die der Piratenkönigs gesprochen hatte. Denn kurz darauf vollstreckten die beiden Soldaten das Urteil und richteten ihn hin. Und der König der Piraten starb, während immer noch sein breites Grinsen triumphierend auf seinem Gesicht klebte.

Jetzt konnte Shanks keinen einzige seiner Tränen mehr zurückhalten.

Unterdessen die Leute um ihn herum in lauten Jubel ausbrachen, weinte der rothaarige Junge hemmungslos. Die Tränen rannen ihm wie kleine Bäche die Wangen hinunter und er zog seinen Strohhut wieder tief ins Gesicht. Noch ein letztes Mal blickte er auf zum Schafott, da er hoffte, es sei nur ein Alptraum gewesen. Doch leider war es keiner gewesen.

Und so wandte er dem Ort der Hinrichtung dem Rücken zu und verschwand in einer der vielen Gassen um zum Hafen der Stadt zurückzukehren.
 

Dort angekommen, blickte er auf das blaue Meer und registrierte gar nicht, wie sich ihm jemand näherte.

„Du bist vielleicht eine Heulsuse, Shanks.“

Erschrocken fuhr der Strohhutträger herum und blickte in ein paar gelbe, falkenähnliche Augen. Seine Stimme war nur ein leises Flüstern, als er den Namen seines Gegenübers nannte.

„Mihawk. Du bist auch hier?“

„Natürlich. Ich wollte es mit meinen eigenen Augen sehen. Genauso wie du, nehme ich an?“

Shanks antwortete ihm zwar nicht, doch Mihawk wusste, dass er recht hatte. Und das trieb ihm eines seiner seltenen Lächeln aufs Gesicht. Eine Weile verharrten die beiden im Schweigen, bis der schwarzhaarige Mann wieder das Wort ergriff.

„Und was wirst du jetzt machen?“ Der Rothaarige schaute den anderen überrascht an, doch dann grinste er, trotzdem er immer noch weinte.

„Na was wohl. Ich habe bei dem Strohhut auf meinem Kopf geschworen ein erfolgreicher Pirat zu sein. Und ich werde mir als Kapitän meiner eigenen Bande einen Namen machen.“

„So eine Heulsuse wie du will ein erfolgreicher Pirat werden? Das ich nicht lache. Aber schön, ich wünsche dir viel Glück dabei. Du wirst es nämlich brauchen.“

„Pah. Darauf kann ich verzichten.“

Spöttisch fauchte Shanks den Älteren an, was diesen aber nur wenig kümmerte.

„Na wie du meinst.“ Mihawk zuckte nur mit den Schultern, drehte sich von Shanks weg und ließ den Rothaarigen letztendlich beinahe alleine am Hafen zurück.

Nur hinter ein paar Fässer versteckt saß noch jemand und starrte den Strohhutträger mit einer Mischung aus Zorn und Trauer an.

Die ehemaligen Kabinenjungen

Shanks‘ Tränen waren immer noch nicht gänzlich versiegt, als er sich auf den harten Boden des Hafens fallen ließ und still auf das Meer hinausblickte. Er sah, wie immer mehr Besucher des Spektakels wieder zu ihren Schiffen zurückkehrten und schließlich die Segel setzten um aus Loguetown zu verschwinden.

Bald darauf konnte er kaum noch das Blau des Meeres erkennen, weil die großen, weißen Segel der Boote es verdeckten. Nur ganz in der Ferne, schon beinahe am Horizont, leuchtete ein schwarzes Segel unter all den weißen hervor und Shanks wusste sofort, zu welchem Boot es gehörte. Der Wind musste wohl recht gut stehen, wenn Mihawk jetzt schon so weit vom Hafen entfernt war. Noch ein paar Augenblicke lang konnte er den schwarzen Punkt ausmachen, ehe dieser dann gänzlich von der weißen Übermacht an Segel verschlungen wurde.
 

Shanks seufzte, war doch nun die letzte der Personen verschwunden, die er aus vergangenen Tagen kannte. Oder jedenfalls dachte er das. Aber dem war nicht so, denn auch der junge Mann, der sich immer noch hinter den Fässern aufhielt, dürfte Shanks mehr als nur bekannt vorkommen, teilten die beiden sich doch eine gemeinsame Vergangenheit auf einem der berühmtesten Schiffen überhaut.
 

Der Junge hinter den Fässern hatte sich nun wieder von Shanks abgewandt und seinen Kopf gegen das Holz der Tonnen gelehnt. Dabei verrutschte seine Mütze ein Stück und ein paar Strähnen seiner Haare lugten hervor. Und obwohl seine Haare blau waren und das sogar von Natur aus, so waren sie doch nicht das Ungewöhnlichste an diesem Mann, dessen Name Buggy lautete.

Viel interessanter als die Farbe seiner Haare war jedoch seine Nase und insbesondere deren Form. Sie war groß und rund, ja beinahe faustähnlich, und von demselben Rot wie Shanks‘ Haare. Seine Nase war schon eines seiner ganz besonderen Markenzeichen und leider auch gleichzeitig Buggy‘s wunder Punkt, denn immer und immer wieder hatten sich die Menschen wegen seiner komischen Nase über ihn lustig gemacht, hatten ihn deswegen lächerlich dastehen lassen und sich am Ende sogar von ihm abgewandt.

All diese Erlebnisse hatten in ihm letztendlich ein Trauma hinterlassen, das ihn veranlasste jedes Mal in einem Tobsuchtsanfall auszubrechen, sobald es jemand auch nur wagte das Wort ‘Nase‘ in seiner Gegenwart zu sagen.
 

So war es jedenfalls im Normalfall. Doch heute war es anders. Viel zu sehr war er noch damit beschäftigt gegen seine Tränen anzukämpfen, die sich weiterhin in seinen Augen sammelten und schließlich auf den Boden tropften.

Ein leises, aber trotzdem deutlich vernehmbares Schniefen entfuhr ihm und versuchte seine Tränen zu stoppen, indem er sie mit einer Hand aus den Augenwinkeln. Aber mehr als ein Versuch war es nicht gewesen, denn erneut sammelten sich die Tropfen der salzigen Flüssigkeit dort.
 

Und währenddessen Buggy weiter versuchte gegen seine Tränen anzukämpfen, war Shanks aus seiner Apartheit wieder erwacht. Ein Schluchzen hatten ihn aus seinen Gedanken zurückgeholt. Ein Schluchzen, das er kannte. Es war ein Schluchzen gewesen, das er niemals würde vergessen können, weil er es schon so viele Male gehört hatte. Auf der Oro Jackson.

Langsam erhob sich Shanks von dem harten Boden und blickte sich suchend um, fand aber auf den ersten Blick nicht das, was er suchte. Er ließ seine Augen genauer durch den Hafen und ein paar Gassen schweifen und erstarrte, als er ein paar blaue Haarsträhnen sah, die nur einer Person gehören konnte.

Seine Schritte waren sehr leise, seine Bewegungen sehr vorsichtig, sodass sein Näherkommen zu den Fässern eher einem Anschleichen glich. Mit jeden Schritt, den er auf die hölzernen Behältnisse zutat, wurden seine Augen größer und die Gewissheit, das Buggy auch hier in Loguetown, wuchs von Sekunde zu Sekunde. Und so wie Shanks auf der Höhe der Tonnen war und die dort kauernde Gestalt sah, versagte ihm die Sprache vollkommen. So konnte er für die ersten paar Augenblicke ihres Wiedersehens nur schweigend auf seinen alten Freund hinabsehen.
 

Doch irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, fand er seine Stimme wieder.

„Buggy?“ Nur sehr leise und brüchig sprach er den Namen aus, aber der Blauhaarige auf dem Boden nahm es trotzdem wahr. Er drehte sein Gesicht blitzschnell dem Strohhutträger zu und beide blickten in die stark geröteten Augen des jeweils anderen. Während Shanks‘ Augen immer noch vor Überraschung geweitet waren, verengten sich die von Buggy ein wenig.
 

Den Zorn, den er gegen seinen ehemaligen Kumpel hegte, war trotz des Jahres der Abstinenz und dem heutigem Tage der Trauer nie gänzlich versiegt und keimte nun abermals in ihm auf. Und so sagte er keinen Ton, sondern sprang Shanks an und riss ihn zu Boden. Unterdessen Shanks vor Überraschung wie gelähmt war, setzte sich Buggy auf den Rothaarigen und schrie diesen an.

„DU!“ Seine Hände griffen nach dem Kragen von Shanks‘ T-Shirt, doch noch ehe Buggy Shanks durchschütteln konnte, hatte ihn dieser schon wieder von sich herunter gestoßen.

„Was sollte das?“ So leise seine Stimme vorhin auch gewesen sein mag, so war sie nun wieder zu ihrer vollen Kraft herangewachsen.

„Du bist an allen Schuld. Ohne dich hätte ich jetzt ein Problem weniger!“ Buggy richtete sich wieder vom Boden auf und starrte seinen mittlerweile auch wieder stehenden und verwirrt dreinschauenden Gegenüber giftig an. „Weißt du eigentlich, wie oft ich im letztem Jahr beinahe ertrunken wäre?“

„Und deswegen regst du dich so auf. Nur wegen dieser Geschichte damals?“

„Natürlich.“
 

Damit ging der Junge mit der roten Nase erneut auf den anderen los, doch diesmal war Shanks auf den Angriff vorbereitet und parierte ihn, indem er sich selbst ebenfalls auf Buggy stürzte. Beide knallten auf den Boden, stoppten dabei aber nicht ihre kleine Prügelei, sondern verstärkten diese noch. Doch obwohl die Zwei schon seit einigen Jahren Piraten waren und oft mit anderen auf Leben und Tod gekämpft hatten, so war dies hier kein echter Kampf. Sie wälzten sich über die Pflastersteine der Straße. Sie schlugen mit den Fäusten nach den jeweils anderen. Sie blafften sich gegenseitig an.

Ja. Aber mehr auch nicht. Sie bekriegten sich nicht auf’s Messer und keiner versuchte den anderen umzubringen. Eigentlich glich ihr Kampf eher einem ganz normalem Streit unter Kindern.
 

Und dann, so plötzlich wie sie mit ihrer ‘Prügelei‘ angefangen hatte, stoppten sie auch wieder damit und starrten sich an. Beiden waren abermals ein paar Tränen in die Augen gestiegen.

Wie oft hatten sie sich so auf der Oro Jackson geprügelt?

Wie oft hatte der Käpt’n lachend daneben gestanden?

Und wie oft hatten sie von Silvers Rayleigh zur Strafe ein Kopfnuss bekommen?

Keiner der zwei wusste es so genau, aber es mussten bestimmt tausende Male gewesen sein.
 

Bei den Gedanken daran, an die gemeinsame Zeit, schlich sich unwillkürlich ein schwaches Grinsen auf die Gesichter der Zwei. Selbst Buggy, der lebensgefährliche Situationen mehr als nur verabscheute, musste zugeben, dass er sie Zeit auf der Grand Line auch etwas genossen hatte.
 

Und so begruben Buggy und Shanks ihre Auseinandersetzung fürs erste.

Sie erhoben sich aufs neue vom Boden, klopften sich den Dreck von ihrer etwas geschundenen Kleidung und Shanks richtete zusätzlich seinen Strohhut, während Buggy ihn nur skeptisch von der Seite her besah.

„Wieso trägst du dieses alte Teil eigentlich immer noch?“ Seine Stimme war kalt und abwertend, welches Shanks jedoch gar nicht interessierte.

„Geht dich nichts an. Dieser Hut ist halt etwas besonderes.“ Der Rothaarige zog sich seinen Hut etwas tiefer ins Gesicht, indessen Buggy sich mit leiernden Augen zur Seite drehte und leise etwas vor sich hin murmelte. „Was soll an dem blödem Ding schon besonders sein? Ist doch nur ein lausiger, alter Strohhut.“

„Wie du meinst.“ Gelangweilt wandte sich Shanks von seinem ehemaligem Nakama ab und verließ den Hafen in Richtung Stadt.
 

„Hey, wo willst du hin?! Du kannst mich hier nicht einfach so stehen lassen!“ Zwar waren Buggy's Schreie wütend, doch bewogen sie Shanks nur zu einem kurzem Blick über seine Schulter.

„Warum nicht?“

„Weil du mich hier nicht alleine lassen kannst! Deswegen!“

Dieses Mal ließ Buggy’s Rumgeschreie Shanks stoppen und sich zu diesem herumdrehen.

„Tja, wenn du hier nicht alleine bleiben willst, wie wäre es denn, wenn du mit mir mitkommst? Als Pirat?“

Eines seiner typisch breiten Grinsen zierte das Gesicht von Shanks und welches Buggy vollkommen überrascht dastehen ließ. Verwirrt blinzelte er vor sich hin, was Shanks dazu veranlasste nur noch zufriedener zu lächeln. Doch sein Lächeln erstarb augenblicklich, als Buggys Gesichtsfarbe sich immer mehr dem Rot seiner Nase annäherte.

„Du spinnst ja wohl! Das wäre das Letzte, was ich jemals freiwillig tun würde. Unter deiner Flagge segeln. Vergiss es.“

„Dann mach doch was du willst.“ Sich nicht weiter darüber aufregend wandte Shanks Buggy den Rücken zu und spazierte davon.
 

Einige Meter schritt er alleine durch die ruhige Gasse, bis ein weiteres Rufen in wieder zum Stoppen brachte. „Shanks, warte!“ Hinter dem Rothaarigen ertönten die schnellen Schritte Buggy’s und kurz darauf tauchte dieser neben ihm auf.

„Was ist denn noch?“

„Hier!“ Lächelnd streckte Buggy ihm die Hand entgegen. „Trotz dem wir jetzt verfeindete Piraten sind, sollten wir dennoch Freunde bleiben.“

Shanks‘ Augen wanderten verwirrt von Buggy’s ausgestreckter Hand zu dessen Gesicht und wieder zurück. Dann lächelte auch er und schlug ein.

„Das finde ich auch, wir – Hey, was soll das?!“ Mit einer gewissen Panik in der Stimme und einem entsetzten Ausdruck in den Augen brüllte Shanks Buggy an. Aber dieser war bereits etliche Meter von ihm entfernt und lachte laut. In einer seiner Hände hielt er Shanks‘ Geldbeutel, der sonst immer am Gürtel des Rothaarigen befestigt war, und winkte mit damit fröhlich in der Luft herum.
 

Während sich die beiden die Hände gereicht hatten, hatte Buggy die Gelegenheit genutzt um Shanks das Geld abzunehmen.
 

Fluchend und brüllend sprintete der Rothaarige dem Anderem hinterher und verfolgte ihn durch die verwinkelten Gassen der Stadt.

Noch ein Dieb

Laut hallten die schnellen Schritte des Rothaarigen durch die ausgestorbenen Gassen der Stadt, als er Buggy hinterherjagte. Doch egal wie schnell Shanks auch lief, das Lachen des rotnasigen Diebes entfernte sich mit jeder Sekunde etwas mehr von seinem Verfolger und schließlich konnte der Strohhutträger nichts mehr außer der unheimlichen Stille der leeren Straßen wahrnehmen.

Und natürlich das Echo seiner eigenen Schritte. Doch auch dieses wurde nun immer leiser und ruhiger, bis es dann letztendlich auch völlig verstummte und vom Keuchen des jungen Piraten ersetzt wurde.
 

Die Hände auf die Knie gestemmt und den Strohhut etwas schief auf dem Kopf, stand Shanks in einer der schmalen Straßen und besah sich seine Umgebung. Unter seinen Füßen ersteckte sich ein geradliniger, gepflasterter Weg, welcher links und rechts von hohen, schon etwas älter wirkenden Häusern eingeengt wurde. Zum überwiegenden Teil waren es Wohnhäuser, doch hier und da konnte man auch eine bunte Markise erkennen, die auf ein kleines Geschäft hinwies.
 

Langsam richtete sich Shanks wieder auf und schritt ein paar Meter durch die menschenleere Gasse. Sämtliche Fenster waren geschlossen, einige waren sogar noch von klobigen Fensterläden verschlossen. Auch in den kleinen Läden, an denen der Rothaarige nun vorbei ging, war keine Menschenseele zu sehen. Selbst die Kneipe war absolut leer. Alles, die ganze Straße, wirkte wie ausgestorben.

Jedenfalls beinahe.
 

Denn nachdem er sich noch ein paar Meter weiter vorwärts bewegt hatte, konnte Shanks am Ende der Gasse ein paar Gestalten ausmachen. Abrupt blieb er stehen, seine Augen fixierten die Schatten vor sich.

Es waren mehrere Personen, wobei Eine ganze vorne lief, während die restliche brüllende Meute diese verfolgte. Sofort als sein Blick auf die Masse fiel und diese als eine blau-weiße Front erkennen konnte, verengten sich seine Augen ein Stück und etwas Hass flackerte kurz in diesen auf. Unwillkürlich, da die Masse immer näher kam, nahm er ein paar der Wortfetzen wahr, die die Marinesoldaten schrien.
 

„Bleib stehen, du Dieb!“, drang es an seine Ohren. Seine Pupillen wandten sich von den Marines ab, hin zu der gejagten Person. Allerdings konnte er, außer dass der Verfolgte wesentlich kleiner als er selbst war, nicht viel erkennen. Doch Buggy war es auf keinen Fall. Dessen rotleuchtende Nase hätte Shanks nämlich sofort erkannt.
 

Doch ungeachtet der Tatsache, dass es nicht Buggy war und der Rothaarige so sein Geld nie wiedersehen würde, wollte er dennoch wissen, wer dort die Marine ärgerte. Vielleicht könnte er ja noch ein wenig mitmachen?

So blieb Shanks mitten auf dem Weg stehen, die Hand hatte er schon auf den Griff seines Schwertes gelegt; jederzeit dazu bereit, es einzusetzen. Aber soweit kam es gar nicht. Kurz bevor dieser Jemand Shanks erreichte, bog er in eine Seitengasse ab, dicht gefolgt von der brüllenden Masse Marinesoldaten. Jedoch verstummten deren wütende Schreie augenblicklich, nachdem sie in die Gasse gestürmt waren.

Shanks starrte auf den Eingang der schmalen Passage, aus welcher nun kein einziger Laut mehr kam, dafür aber ein paar Soldaten, die mit hängenden Köpfen und niedergeschlagenen Mienen wieder zurück gen Marinebasis zogen. Ein paar stießen noch leise Flüche aus, aber das änderte auch nichts an der Tatsache, das ihnen der Dieb wohl entwischt war.
 

Nachdem sämtliche Marines aus dem Blickfeld des Rothaarigen wieder verschwunden waren, ließ Shanks‘ Hand vom Griff seines Schwertes ab. Seine Füßen trugen ihn wie automatisiert zu der kleinen Gasse links von ihm. Die plötzliche Aufgabe der Soldaten hatte ihn nur noch neugieriger auf den Dieb gemacht.

Als er an der kleinen Kreuzung, die die kleine Straße mit der noch winzigeren Nebenstraße verband, angekommen war, suchten seine Augen jeden Winkel der Gasse ab. Jedoch war diese, bis auf ein paar modrige Holzkisten, vollkommen leer.
 

Langsam fuhr die Hand Shanks‘ hinauf zu seinem rotem Schopf, an welchem er sich kurz darauf auch kratzte.

„Das kann doch nicht wahr sein“, murmelte er vor sich hin, während er den gepflasterten Weg entlang schritt, hin zu einer Backsteinmauer, die ein Entkommen eigentlich völlig unmöglich machte. Und trotzdem. Der Dieb war wie vom Erdboden verschluckt. Nichts. Absolut gar nichts deutete daraufhin, das hier noch irgendjemand war. Das sagten ihm jedenfalls seine Augen, doch sein Gefühl und sein Instinkt meinten etwas ganz anderes. Und diese beiden hatten ihn bis jetzt nur selten im Stich gelassen.
 

So legte er, anstatt sich umzudrehen und zu gehen, nur die Hand auf den Griff seines Schwert und zog dieses aus der Scheide. Langsam ließ er die Spitze der metallenen Klinge über das Mauerwerk streifen, indessen er wieder zur Abzweigung zurück ging. Erst als die Schneide des Schwertes das Holz eines der Kisten berührte, stoppte der Rothaarige und starrte den Behälter einfach nur an. Und dann holte er mit seinem rechten Arm aus und zerschlug die Kiste vor sich.

Ein lauter Schrei ertönte, als die Kiste zersprang und etliche Holzstückchen durch die Luft wirbelten. Einige davon streiften knapp an Shanks‘ Ohren vorbei, doch diesen schien das überhaupt nicht zu interessieren. Er hatte den Blick immer noch nicht von dem zerstörtem Holzbehälter abgewandt.

Dort, wo gerade noch eine unbeschadete Kiste gestanden hatte, hockte jetzt eine Person. Die Knie fest an sich gezogen, das Haupt gesengt und die Hände schützend darüber haltend, saß dieser Jemand nun zitternd auf den Überresten des Holzes.
 

Immer noch sein Schwert ausgestreckt, musterte Shanks die Gestalt vor sich genauer. Es war ein Junge, etwas jünger als er selbst. Ein paar blonde Haarsträhnen lugten unter einer Schiebermütze hervor, doch mehr als das konnte er nicht erkennen, denn die kauernde Haltung des Kindes ließ keine weiteren Schlüsse zu.
 

Langsam ging Shanks auf das verängstigte Kind zu und hockte sich vor dieses.

„Hey, du brauchst keine Angst mehr haben. Die sind alle weg.“ Mit ruhiger Stimme und einem Lächeln auf dem Gesicht sprach der Rothaarige auf den Kleinen ein. Dieser gab seine schützende Position für kurze Zeit auf, nahm sie jedoch wieder blitzartig ein, sowie er die glänzende Klinge von Shanks‘ Waffe sah.
 

„Oh, äh, ‘Tschuldigung.“ Der Rothaarige ließ schnell die Klinge seiner Waffe zurück in die Halterung gleiten, ehe er sich dann wieder das Kind besah. „Und jetzt komm schon raus. Ich tu‘ dir schon nichts.“

Der Strohhutträger hielt dem Jungen seine Hand entgegen. Er konnte erkennen, wie die Augen des Jungen zuerst ihn und dann seine ausgestreckte Hand skeptisch musterten. Schließlich ergriff der Kleine zögerlich die Hand des Rothaarigen und ließ sich von diesem wieder auf die Beine ziehen.

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Verzeihung, das es so lange gedauert hat und das Kapitel dann noch nicht mal wirklich doll ist...

Ein OC. Verdammt. Eigentlich wollte ich nie einen schreiben, aber ich brauche ihn hier leider.

Del

Immer noch ruhte der musternder Blick des kleinen Jungen auf dem Rothaarigen, als die beiden durch die Gasse in Richtung einer kleinen Bar zogen.

Und auch Shanks‘ Pupillen wanderten immer wieder zu seinem Begleiter, um diesen genauer zu beäugen. Neben der grauen Schiebermütze, die Shanks bereits vorher erkannt hatte, trug der Junge ein viel zu großes Hemd, welches ihm beinahe bis zu den Knien reichte und nahezu seine ganze Hose verdeckte. Auch von seine Hände war, aufgrund der Länge der weißen Hemdärmel, außer den Fingerspitzen nichts zu sehen. An der Seite baumelte eine braune Ledertasche, deren Riemen auf der Schulter des Jüngeren mit hin und her schwankte.

Als sich Shanks den Jungen so von der Seite besah, konnte er sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Allerdings blieb jenes von dem anderen nicht unbemerkt.

„Du sollst aufhören, dich über mich lustig zu machen, Pirat!“, maulte dieser, woraufhin der Rothaarige jedoch nur mit einer hochgezogenen Braue reagierte.

„Ach, sobald die Marine weg ist, funktioniert dein Mundwerk also wieder.“
 

Als der Junge die Hand des Älteren ergriffen hatte und nun wieder auf seinen Beinen stand, reichte dieser Shanks gerade einmal bis zum Kinn, was dem Rothaarigen wohl recht zu amüsieren schien. Ein breites Grinsen umspielte seinen Mund und ein kurzes Auflachen entwich seiner Kehle, womit er den kleinen zum Rasen brachte.

„Hör auf so blöd zu lachen!“, fauchte er ihn an, kassierte jedoch dafür nur ein erneutes Auflachen seitens des Größeren.
 

Der Junge verschränkte die Arme vorm Oberkörper und sein Blick sprühte wütende Funken dem Strohhutträger entgegen. Nur beeindruckte dies den älteren Jungen kein Stück. Ganz im Gegenteil sogar. Es schien ihn sogar noch mehr zu erheitern, denn sein Lachen wurde immer und immer lauter und sorgte schließlich dafür, das ihm sogar der Strohhut auf dem Kopf etwas verrutschte.

Missmutig und mit geschürzten Lippen beobachtete der junge Dieb das Verhalten des anderen. Seine Fäuste hatte er zur Beruhigung schon zu Fäusten geballt, was jedoch nur kurzzeitig half. Denn sowohl er selbst als auch seine feinen Sommersprossen auf den Wangen standen nur noch Sekunden vor einer gewaltigen Explosion. Es fehlte nur noch ein einziger Lacher seitens des Rothaarigen, um das Fass zum Überlaufen zu bekommen. Nur noch ein einziges Auflachen, welches auch nicht lange auf sich warten ließ und den Blonden vollends zur Weißglut trieb.
 

„Schluss jetzt, Pumuckl!“

Mit seinem Ausruf und einem kräftigen Tritt gegen das Schienbein seines Gegenübers, veranlasste er diesen dazu, sein Lachen einzustellen und von nun an nur noch heftige Schmerzensschreie von sich zu geben. Etliche Flüche ausstoßend, hüpfte er auf seinem linken Bein herum, während er sich das Andere hielt.

Dabei fiel ihm sein heißgeliebter Strohhut gänzlich vom Kopf und durch die Luft gleitete. Shanks‘ Schreie und Flüche verstummten und schweigend verfolgten die Beiden das Schweben des Hutes, bis dieser auf den Pflastersteinen landete. Ein paar Sekunden verharrten die zwei Jungen so regungslos und nur der seicht wehende Wind ließ einige wenige rote Haarsträhnen in der Gegend umherflattern.
 

Doch dann schlich sich ein feines Lächeln auf das Gesicht des Kleineren. Er schnellte nach vorne, griff mit einer Hand nach dem Strohhut und noch ehe der Rothaarige richtig realisieren konnte, was geschehen war, sprintete der Junge zum Ende der Gasse. Mit dem Strohhut in der Hand.

„Verdammt. Das ist wirklich nicht mein Tag“, nuschelte Shanks vor sich hin, während er zum zweiten Mal am heutigem Tage einem Dieb hinterher rannte.

Jedoch schaffte er es dieses Mal, den kleinen Langfinger zu erwischen. Und dass, indem er in ihn hinein krachte. Denn aus einem Shanks noch unerfindlichen Grund war der Junge plötzlich an der Kreuzung stehen geblieben und hatte auf die Straße vor sich gestarrt, ehe Shanks in ihn hinein gedonnert war und nun über ihm lag.
 

„Geh runter von mir!“ Die Stimme des Kleinen klang dumpf, wie gegen den Boden gepresst, als er schrie.

„Erst gibst du mir meinen Hut zurück!“, entgegnete Shanks und versuchte, seinen Strohhut zu erhaschen. Jedoch verfehlte seine Hand jedes Mal sein Ziel, da der Kleine sein Diebesgut wohl nicht wieder hergeben wollte, es aber schließlich doch machen musste, das eine fremde Hand den Hut ergriffen hatte.

„Na sieh mal an. Wusst‘ ich’s doch, das du noch hier irgendwo stecken musst, du kleiner Dieb.“ Beide, sowohl Shanks als auch der Junge, schauten zu dem Besitzer der Hand hoch und sofort stieg in Shanks ein riesiger Schwall Zorn auf. Vor ihm stand ein Marinesoldat. Doch das nicht schon ausreichen würde, um genügend Hass in ihm zu schüren, so hielt der Soldat auch noch seinen heißgeliebten Strohhut in der Hand. Den Strohhut.
 

In seinem Bauch flammte eine schier unglaubliche Wut auf, die er aber noch zu unterdrücken versuchte, als er sich erhob und dem Marine in die Augen sah.

„Ich hätte gerne meinen Hut zurück.“ Er streckte seine Hand dem Mann entgegen, um seinem Wunsch noch mehr Ausdruck zu verleihen. Allerdings war sich der sein blau-weiß gekleideter Gegenüber noch unschlüssig über seine nächste Handlung. Er besah sich den Hut in seiner linken Hand und dann die fordernde Haltung des anderen. Und schließlich den Jungen, der noch immer auf dem Pflaster lag.

„Woher soll ich denn wissen, ob du nicht vielleicht ein Komplize von dem Kleinen bist. Nein. Erst einmal kommt ihr beide mit zur Basis.“

Er blickte Shanks direkt in die Augen und ließ die Wut in diesem nur noch weiter anwachsen.

„Es ist mir vollkommen egal, was du glaubst, aber gib mir gefälligst sofort meinen Hut wieder.“

„Ich denk überhaupt nicht daran. Also, los.“

Der Soldat ignorierte den zornigen Blick des Rothaarigen und ging hinüber zu dem Jungen, welchen er nur am Kragen seines viel zu großen Hemdes packte und zog diesen daran die Straße entlang.

„Und mit dir, Bürschchen, hat unser Kapitän noch ein Hühnchen zu rupfen.“
 

Während der Marine den zappelnden Jungen den Jungen in Richtung Marinebasis zerrte, blieb Shanks an der Kreuzung stehen. Seine Augen fixierten den Rücken des Soldaten, unterdessen er sein Schwert bereits in der Luft schwang.

„Hey Soldat!“, schrie er den Marine an und ließ diesen sich wieder zu sich herum drehen.

„Erstens: Ich will meinen Strohhut zurück haben und zwar sofort. Und zweitens lässt du gefälligst das Kind da los.“

Der Rothaarige deutete mit seinem Schwert auf den Jungen, welcher immer noch vom blau-weiß gekleideten Mann festgehalten wurde. Dieser besah sich abwechselnd die Klinge des Schwertes und Shanks selber.

„Was meinst, was du für einen Ärger bekommst, wenn du mich damit angreifst.“

Ein süffisantes Lächeln zierte das Gesicht des Marines, doch der junge Mann ihm gegenüber reagierte nicht ansatzweise so, wie er es erwartet hatte. Anstatt sein Schwert wieder in die Scheide gleiten zu lassen, grinste der andere ihn nur toll.

„Und was meinst du, wie egal mir der Ärger ist, den ich bekommen würde. Immerhin… bin ich Pirat!“
 

Zufrieden beobachtete Shanks, wie das Lächeln des Marinesoldaten langsam auf dessen Gesicht verschwand und die Augen des kleinen Jungen sich weiteten. Und auch wenn Shanks es nicht hören konnte, so konnte er dennoch wahrnehmen, das der Kleine das Wort ‘Pirat‘ leise flüsterte.
 

Plötzlich wurde der Strohhutträger aus seinen Gedanken gerissen, als eine Gruppe voller besoffener Menschen den zwei entgegen kam. Die Leuten grölten sangen und lachten. Und unangenehmerweise wusste Shanks auch, wieso sie das taten.

Er zog sich seinen Strohhut etwas tiefer ins Gesicht, da er schon wieder gegen seine Tränen ankämpfen musste. Seine Schritte wurden immer und immer schneller, sodass sein junger Begleiter rennen musste, um mit ihm mitzukommen.

„Hey Pumuckl, warum rennst du so?!“

Der Angesprochene blieb stehen und drehte sich zu dem Jüngeren herum.

„Oh, tut mir leid, Kleiner.“

„Wie oft soll ich es dir noch sagen? Du sollst mich nicht so nennen.“

„Gut“, Shanks neigte den Kopf zur Seite und sah den Blonden grinsend an. „Aber dann nenn du mich auch nicht Pumuckl. Mein Name ist Shanks.“

Mit verschränkten Armen vor der Brust besah sich der andere skeptisch das Grinsen des Größeren, ehe er schließlich seufzte. „Na schön. Ich heiße Del.“

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Okay, der Pumuckl hat eigentlich orangene Haare, aber ich bitte darum, jetzt mal anzunehmen, das er so rote Haare wie Shanks hat...

Geklautes Eigentum

Ein kleines Glöckchen an der Eingangstür der Kneipe klingelte, als sie geöffnet wurde und zwei Gestalten das Wirtshaus betraten. Den beiden schlug mit dem Öffnen der Tür sofort ein gewaltiger Gestank entgegen, wobei der Geruch des Alkohols noch der angenehmste aller Düfte war.

Dem Kleineren der beiden jungen Männer wurde leicht übel, als ihm diese widerliche Mischung an Gerüchen entgegen schlug, während der Ältere neben ihm das schon gar nicht mehr wahrnahm. Shanks war, trotz seines noch recht jungen Alters, schon in mehr Kneipen gewesen, als es Bewohner in dieser Stadt gab.
 

Shanks sah sich in der kleinen Bar, in die sie eingetreten waren, um. Sie wr völlig überfüllt. Beinahe alle Tische waren voll besetzt mit feiernden Menschen, die sich mit Bier, Rum und Sake volllaufen ließen.

Gezielt suchten Shanks‘ Augen nach einem der raren freien Plätze und fanden schließlich auch einen noch leeren Tisch. Mit einen Fingerzeig deutete der Rothaarige auf den Tisch und Del nickte. Sie kämpften sich durch die Masse der übrigen Wirthausbesuchern und setzten sich an den Tisch, welcher sich ziemlich zentral gelegen im Raum befand. Shanks saß seinem jungen Begleiter gegenüber und beobachtete ihn dabei, wie er seine Tasche festumklammert hielt und sich ein wenig eingeschüchtert in der Bar umsah. Es wirkte, als suche er nach etwas bestimmte. Oder nach jemanden bestimmtes.
 

„Hey, alles klar?“ Der Mann mit dem Strohhut fuchtelte mit einer Hand vor den Augen des Jungen herum, um diesen so wieder zurück ins Reich der Denkenden zu holen. Del schreckte aufgrund der Handbewegung auf und schaute hinüber zu Shanks.

„Geht’s dir gut?“, fragte der Rothaarige, während er sich weiterhin den Jungen besah. Dieser nickte nur und hoffte, das der rothaarige Pirat sich für’s erste damit zufrieden geben wird. Skeptisch hatte Shanks eine Augenbraue in die Höhe gezogen und musterte noch einmal den Junge, ehe er dann schließlich nur mit den Schultern zuckte.

„Na schön, wie du meinst.“ Die Stuhlbeine scharrten auf dem Boden, als Shanks seinen Stuhl nach hinten schob und sich erhob. Erschrocken sah der blonde Junge auf.

„Wo willst du hin?“ Eine gewisse Panik lag in seiner Stimme und erweckte in dem Rothaarigen das Gefühl, das der Junge noch vor etwas anderen als nur der Marine Angst hatte.

„Bleib ruhig. Ich geh mir nur was zu trinken holen. Ich-“ Shanks stoppte abrupt und stand wie versteinert da. Seine Hände hatten sich in dem Holz des Tisches verkrampft.
 

„Verdammt“ murmelte er vor sich hin und ließ sich dann wieder auf den Stuhl fallen. „Ich hab keine Kohle.“

„Du bist vielleicht ein Vollidiot, denn nur solche gehen ohne Geld in eine Kneipe.“ Der Junge grinste ihn über den Tisch weg hin an, woraufhin Shanks nur die Augen verdrehte.

„Mal abgesehen davon, dass ich als Pirat das Recht habe, Zeche zu prellen, hat mir vorhin so ein kleiner, mieser Dieb mein ganzes Geld geklaut.“ Shanks hatte seinen Kopf auf seinen Arm gestützt und schaute hinüber zu dem Jungen. „Was machst du da eigentlich?“
 

Er beobachtete, wie Del in der braunen Tasche herumwühlte und scheinbar etwas suchte. Erst als er das gefunden hatte, wonach er gestöbert hatte reagierte er, indem er ein paar Berrys auf den Tisch warf. Die runden, goldenen Geldstücke kullerten über das Holz, bis sie dann, wenige Zentimeter von Shanks Arm entfernt, liegen blieben. Ein Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Mannes mit dem Strohhut auf den Kopf.

„Vielen Dank.“ Seine Hand griff nach denn Berrys, sammelte jedes Geldstück auf und schließlich erhob sich Shanks neuerlicherweise von seinem Stuhl. Er kämpfte sich durch Menschenmenge, verschwand dann aber endgültig aus dem Blickfeld Dels.
 

Zufrieden lächelte er und wandte sich zurück zu dem Tisch, auf welchem jetzt nur noch die braune Tasche lag. Er zögerte etwas, aber letztendlich entschloss er sich dazu, den Beutel nun etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Er breitete den gesamten Inhalt der Tasche auf dem Tisch aus und besah ihn sich interessiert, wobei er dabei gar nicht mitbekam wie Shanks wieder zurück kam, bewaffnet mit etlichen Flaschen, die sich nun zu dem ganzen Krimskrams auf den Tisch gesellten.

„Ich wusste nicht, was du wolltest, also hab ich von allem etwas mitgebracht.“ Ächzend ließ er sich wieder auf seinen Stuhl plumpsen und griff dann zielstrebig nach einer Flasche Rum, während Del sich mit einer Cola begnügte, aus welcher er aber auch nur ab und zu kleine Schlucke nahm, da ihn sein ‘Zeug‘ viel zu sehr fesselte.
 

Unterdessen Shanks seine Rumflasche mit ordentlichen Zügen schnell leerte, besah er sich nebenbei den Krempel auf dem Tisch. Seekarten, ein Kompass und noch mehr Berrys lagen verstreut auf der hölzernen Oberfläche.

„Wozu brauchst du denn Seekarten und einen Kompass?“

Mit zusammengezogenen Brauen sah er zu dem Blonden, der in einem Buch herumblätterte.

„Das ist nicht mein Zeug“, nuschelte Del, während er eine Seite weiter in seinem Buch blätterte.
 

„Und wo hast du es dann her?“

Shanks hatte den Kompass vom Tisch genommen, ihn sich kurz besehen und ihn dann wieder auf den Tisch geschmissen, als er seine Frage gestellt hatte. Bei dem Klappern, das der Kompass bei seiner Landung verursacht hatte, war Shanks‘ Gegenüber aufgeschreckt und hatte für wenige Sekunden zu Shanks aufgeblickt, bis er sich dann wieder dem Buch widmete.

„Die Tasche hab ich vorhin so einem hässlichem Fettsack geklaut. Ziemlich ekliger Typ. Schmierige Haare, dämliches Lachen und kaputte Zähne. Der sah echt dämlich aus, deswegen wundert es mich, dass er so ein Buch hier hatte. Und das auch noch mit Notizen.“

Del hielt dem Rothaarigem das Buch entgegen, welches dieser aber mit einer Handbewegung nur von sich schob.

„Nee, danke. Ich hab’s nicht so mit Büchern.“

Er griff nach einer weiteren Flasche mit Alkohol und öffnete diese.

„Es sind meistens nur Bilder…Hast du schon mal was von den legendären Teufelsfrüchten gehört?“ Plötzlich merkte Shanks von seiner Bierflasche auf und sah hinüber zu dem Buch, war sein Interesse nun doch etwas geweckt.

„Ja. Ich kenn sogar einen, der mal von so einer Frucht gegessen hat.“

„Dann muss dieser Typ aber ziemlich bescheuert gewesen sein. Ich würde niemals freiwillig von – Geht’s dir gut?“
 

Verwundert schaute der Blonde hinüber zu Shanks, denn inmitten seines Satzes hatte der Rothaarige unerwarteterweise damit begonnen, zu husten, hatte er sich wohl an seinem Bier verschluckt. Auch ein paar Schweißperlen rannen ihm über das Gesicht, doch winkte mit einer Hand, zum Zeichen, das alles in Ordnung war.

„Passt schon. Sag mir lieber, was da genau drin steht. Was für Notizen.“

„Ähm ja, warte.“

Del schlug blätterte ein paar Seiten in dem Buch zurück und zeigte dann Shanks die Seite mit den Kritzeleien. Eine große, fette Überschrift prangte ganz oben auf dem Blatt Papier: Yami Yami no Mi – die Finsterfrucht.

Die Reise beginnt

„Diese Teufelsfrucht sieht aber ziemlich eklig aus.“ Del, der sich immer noch die Abbildung der ominösen Frucht besah, hatte das Gesicht angewidert verzogen, woraufhin Shanks nur mit einen Lachen reagierte.

„Die sehen nicht nur so aus. Nach dem, was Buggy mir erzählt hat, schmecken sie auch absolut widerlich.“ Gezielt griff der Rothaarige nach einer weiteren Spirituose und öffnete die Flasche, um sie mit einem Zug beinahe bis zur Hälfte zu leeren und sich dann wieder dem Buch zu widmen.

Er zog es ein Stückchen näher zu sich und besah sich die ganzen Kritzeleien, die sich rechts und links von den Abbildungen befanden, genauer.

„Da scheint aber einer wirklich sehr besessen von dieser Teufelsfrucht zu sein, denn hier stehen etliche Notizen und Angaben zu Auffindungsort und Teufelskraft“, meinte Shanks nur, ehe er das Buch wieder zuklappte und es seinem Jungen Begleiter zurückgab. Dieser ließ die Lektüre zusammen mit dem Kompass, den Seekarten und den restlichen Berrys zurück in die Tasche gleiten und widmete sich dann ganz seiner Cola.
 

Für etliche Minuten hörte man nur die feiernden Gesänge der übrigen Gäste, bis Shanks seine leere Flasche auf den Tisch stellte und wieder zu seinem Begleiter schaute, der immer noch mit seiner Cola beschäftigt war.

„Sag mal, was machst du jetzt eigentlich? Suchst du dir ein neues Opfer, das du ausnehmen kannst?“, grinste Shanks, doch mit seinen spaßig gemeinten Worte entfachte er einen gewissen Zorn in Del.

„Hey, ich klau nur, damit ich mir was zu Essen und ein Boot leisten kann, kapiert?“, murrte der Junge zurück, schaute Shanks dabei ernst in die Augen.

„Und wofür brauchst du bitte ein Boot?“

„Damit ich hier weg kann. Ganz einfach“, meinte Del, seufzte jedoch, als er bemerkte, das Shanks nur Bahnhof zu verstehen schien, und ergänzte noch etwas. „Ich komm nicht von hier, sondern bin von zuhause abgehauen, um mir mal etwas anderes anzusehen. Also bin ich hier her, doch dann…“
 

Plötzlich durchzog nicht nur der Gesang der Betrunkenen, sondern auch das Lachen des Rothaarigen die Gaststube.

„Und dann wurdest du auch bestohlen“, grölte er und schüttelte sich vor Lachen, hatte dabei sogar Probleme, sich auf seinem Stuhl zu halten.

„Ja, und? Immerhin hast du dich doch auch beklauen lassen. Und dabei bist du sogar Pirat und müsstest eigentlich wissen, welche Tricks Diebe anwenden!“, konterte er, während seine Mundwinkel sich zu einem Grinsen verzogen, als er sah, wie das Lachen von Shanks verstummte und er nur noch leise etwas Unverständliches murmelte.

„Wie war das?“, hakte Del nach und legte zur Verdeutlichung seiner Worte noch eine Hand an sein Ohr.

„Stehlen war halt noch nie so mein Ding. Gibt wichtigere Sachen, die ein Pirat können muss.“

„Ach, du meinst Feiern und Saufen?“

Immer noch herrschte ein breites Lächeln auf Dels Gesicht vor. Er genoss es, Shanks etwas zu triezen, jedoch war es alles andere als einfach, den Rothaarigen aus der Reserve zu locken. Und Shanks ließ sich auch jetzt nicht provozieren, sondern setzte nur einen Fuß an die Tischkante und stieß sich dann von dort ab.
 

„Nein, als Pirat tut man weitaus mehr, als nur Feiern und Saufen…wobei das definitiv am meisten Spaß macht“, grinste Shanks und kippelte nebenbei weiter mit seinem Stuhl hin und her.

„Wie lange bist du eigentlich schon Pirat?“ Interessiert betrachtete der Junge mit der Schiebermütze seinen gegenüber, der sich nur nachdenklich am Strohhut kratzte.

„Wenn ich das letzte Jahr, wo ich alleine unterwegs war, mitzähle, dann…“ Kurz musste Shanks überlegen und betrachtete seine Hand, mit welcher er die Jahre abzählte, bis er Del schließlich vier Finger präsentierte.

„Vier Jahre schon?“ Sichtlich überrascht blickte der Blonde den Strohhutträger an. „So viel älter bist du doch jetzt auch nicht…aber wo ist eigentlich deine Crew.“

„Die such ich mir jetzt zusammen.“
 

Damit ließ Shanks seinen Stuhl wieder auf dessen vier Beine fallen und erhob sich dann. Er wollte sich eigentlich zum Gehen wenden, doch vorher drehte er sich noch einmal zu dem Jungen herum.

„Du hast doch in der Tasche da einen Kompass und Seekarten, oder?“

„Ja.“

„Gut, dann kannst du mir ja mit der Route helfen und ich bring dich dafür zurück zu deiner Insel. Einverstanden?“ Grinsend schaute der Rothaarige Del an, hielt ihm dabei die flache Hand entgegen, in die der Junge nach kurzen Zögern einschlug.

„Okay.“

Gemeinsam verließ das Duo die Bar und nach einigen Metern nahmen sie den Gesang in eben dieser schon gar nicht mehr wahr.
 

Der Fußmarsch hin bis zum Hafen dauerte dank der Ortskenntnis von Del kaum eine Viertelstunde und schließlich erstreckte sich das azurblaue Meer vor den beiden. Die Sonne stand schon nah am Horizont. Viel fehlte nicht mehr, ehe sie schließlich vom blauem Meer verschlungen werden würde.

„Besser wir beeilen uns und setzten die Segel, bevor es dunkel wird“, stellte Shanks fest und schritt entlang des Hafenbeckens hin zu einem kleinen Boot, welches am Pier vertäut war.

Skeptisch besah sich der Jüngere das Schiff, wobei Schiff und Boot eigentlich absolut falsche Bezeichnungen dafür waren. Es war nicht mehr, als eine größere Nussschale mit einem kleinen Mast so ziemlich in der Mitte und einem weißem Segel an diesem. Rund um den Mast lagen einige Jutesäcke, gefüllt mit allen möglichen haltbaren Lebensmitteln.
 

„Na wenigstens werden wir nicht verhungern, sondern höchstens nur mit dem Kahn absaufen“, grinste Del, ehe er auf die Planken des Bootes sprang und dieses damit zum heftigen Schaukeln brachte. Erst nachdem sich alles wieder beruhigt hatte, ließ sich Del neben einen der Säcke fallen und wollte gerade in diesem nach etwas essbaren suchen, als das kleine Schiffchen noch einmal zu wackeln begann, da auch Shanks nun von der Hafenmauer hinunter gesprungen und auf dem Deck gelandet war.

Zuvor hatte er noch das Seil gelöst und nun trieb das Boot schon einige Meter vom Kai entfernt im Hafenbecken. Trotzdem konnte man selbst noch die Person, die sich versteckt in einer Seitengasse aufhielt, verstehen, was dort auf dem Meer gesprochen wurde.

„Wie heißt eigentlich deine Heimatinsel?“

„Hokkaido.“

„Witziger Name. Was hat die Insel den mit Kürbissen zu tun?“, erkundigte sich Shanks und sah grinsend zu, wie sein Gast sich zwischenzeitlich ein Stück Brot aus dem Jutesack herausgefischt hatte und dieses nun verschlang. Erst danach beantwortete er die Frage des Rothaarigen.

„Eigentlich eine ziemlich doofe Frage, oder? Die Kürbisse werden halt dort angebaut.“

„Ach so.“

Das Lachen von Shanks schallte über das Meer, drang dabei auch in die Ohren des Mannes, der sich bis zum Ablegen des Schiffes versteckt in einer dunklen Seitengasse aufgehalten hatte und nun aus dieser hervorgetreten war. Ein breites Grinsen umspielte seine Lippen, denn er wusste nun, wohin sein Büchlein segelte. Immer noch mit einem breitem Lächeln auf dem Gesicht zog sich der schwarzhaarige Mann in die Dunkelheit der Seitengasse zurück und verschwand schließlich ganz in dieser.

Hokkaido

„Und du willst ein Piratenkapitän sein, kannst aber nicht mal eine Seekarte lesen? Na super…“ Skeptisch besah sich der blonde Junge, wie Shanks verzweifelt die Seekarte in seinen Händen zuerst in die eine Richtung und dann in die andere drehte. Aber egal wie er das Stück Papier auch hielt, einen Zusammenhang zwischen den Linien, Punkten und Zahlen konnte er nicht erkennen. Einzig die Beschriftungen an ein paar Flecken verrieten ihm, das es sich dabei um Inseln handeln musste.
 

Seufzend sah Shanks von dem Kartensammelsurium auf zu dem Jungen, der ihn angesprochen hatte. Del tat das was er auch schon die letzten drei Tage getan hatte seitdem sie auf See waren: er saß auf dem Boden des Schiffes, lehnte sich dabei gegen den Mast und grinste nun wieder munter vor sich hin.
 

„Mach es doch selbst, wenn du nur rummeckern kannst“, entgegnete Shanks bloß und begann damit, alle Karte zusammenzuraffen, um sie schließlich auf dem Kopf seines Begleiters niederprasseln zu lassen.

„Hast du sie noch alle?!“, schimpfte es unter dem Papierhaufen hervor, während Shanks sich nun daneben nieder ließ und sich ebenfalls gegen den kleinen Mast lehnte.

„Warum? Du hast dich doch beschwert. Also…“

„Aber das heißt noch lange nicht, das ich Karten lesen kann.“

Endlich hatte es Del geschafft, sich von den ganzen Papieren zu befreien, auch wenn diese jetzt überall verstreut auf dem Boot herumflatterten.
 

Beide beobachteten, wie die letzte Seekarten, die noch durch die Luft schwebte, bis sie schließlich gänzlich über die niedrige Reling des Schiffes flog und weiter hinauf in den Himmel getragen wurde. Lange verfolgten sie die Flugbahn des Papiers, bis es endgültig von den weißen Wolken am Himmel verschluckt wurde.

„Naja, eigentlich ist es auch egal. Wir werden schon ankommen. Irgendwie“, meinte der Blonde und durchstöberte daraufhin einen der Jutesäcke nach etwas Essbaren. Nur Shanks starrte weiterhin in den blauen Himmel, seine Gedanken hingen der verflogenen Karte noch immer hinterher. Langsam machte sich eine Erkenntnis in ihm breit.

„Ich glaube, ich brauche ganz dringend noch einen Navigator. Gibt es bei euch im Ort irgendjemanden, der Karten lesen kann?“ Fragend schaute er hinüber zu seinem Begleiter, der anscheinend angestrengt nachdachte und zu guter Letzt nickte.

„Etliche, aber ich denke nicht, dass einer von denen Pirat werden möchte.“

„Ach, einen werd ich schon überzeugen können“, lachte Shanks mit einer von Optimismus geprägten Stimme und richtete seinen Blick auf den Horizont, dem sie immer mehr entgegen segelten. Auch Del drehte sich zu dem Bug des Bootes herum, um hinaus auf das noch zu bereisende Meer zu schauen.
 

Beinahe den ganzen restlichen Tag verharrten die beiden Junge so auf den Boot, den Blick nicht vom Meer abwendend, ehe dann am Horizont ein kleiner Punkt in Sichtweite kam. Sofort sprangen die zwei Reisenden auf und starrten auf die immer größer werdende Insel.

„Und? Ist das die Hokkaido-Insel?“, fragte Shanks den Blonden, wandte seinen Blick jedoch nicht von dem Punkt am Horizont ab.

„Ich weiß nicht so genau, aber sie könnte es schon sein. Damals, als ich abgehauen bin, war ich auch gut drei Tage unterwegs gewesen, bis das Schiff schließlich in Loguetown anlegte.“

„Dann hoffen wir einfach mal, das es deine Insel ist. Und mit etwas Glück erreichen wir sie sogar noch heute.“
 

Der Rothaarige schritt vom Bug des Schiffes zurück zur Mitte und ließ sich dort wieder fallen. Eine seiner Hände griff nach dem Strohhut auf seinem Kopf und zog diesen ein wenig tiefer, bis Shanks Augen nur noch die Dunkelheit seines Hutes wahrnahmen. Kurz darauf ertönte ein leises Schnarchen, denn Shanks war in Windeseile eingepennt und schien auch keine Anstalten zu machen, noch vor dem Erreichen der Insel wieder aufzuwachen.

Auch Del war eigentlich ziemlich müde, doch im Gegensatz zu Shanks einfach viel zu aufgeregt, als das er jetzt einfach pennen könnte. So blieb der Junge am Bug des Bootes stehen und starrte weiter auf den Punkt, dem sie sich immer mehr näherten.
 

Als die Sonne gerade dabei war, hinterm Horizont zu verschwinden, wurde die kleine Nussschale der beiden Jungen an den Strand der Insel gespült. Der Bug des Schiffes grub sich in den weichen Sand, während die Reisenden von Bord sprangen.

„Und…ist das deine Insel?“ Fragend schaute der Rothaarige hinunter zu seinem jungen Begleiter, welcher sich am Strand nach etwas bekannten umsah. Zwar war es durch die aufkommende Dunkelheit schwierig, etwas zu erkennen, doch schließlich nickte Del.

„Ja.“

„Bist du dir ganz sicher?“, hakte Shanks nach, doch wieder nickte der Blonde nur.

„Ganz sicher. Siehst du das da?“ Mit einer Hand deute der Jüngere auf einen Fleck, und Shanks fielen beinahe die Augen heraus, als sein Blick dem Fingerzeig gefolgt war.
 

„Was’n das da?! Ein Monster-Kürbis?!“ Die Augen bis zum Anschlag geweitet, starrte der Strohhutträger entsetzt auf ein kürbisförmiges Etwas, das sich am Rande der Insel in die Höhe erhob und welches er zuvor aufgrund seines Nickerchens gar nicht bemerkt hatte.

„Nein, das ist kein echter Kürbis. Das ist ein Berg, der aussieht wie ein Kürbis.“

„Man, ihr habt es aber ganz schön mit euren Kürbissen“, meinte Shanks nur mit einem kleinem Lächeln auf den Lippen, blickte sich dann aber suchend um. „Nur, wo ist jetzt das Dorf? Ich brauch unbedingt einen Navigator!“

„Du hast es aber ganz schön eilig. Das Dorf ist dahinten, doch…“ Kurz zögerte Del und schaute hinauf zu dem Kürbis-Hügel. „…doch ich glaube, wenn du jemanden suchst, der Karten lesen kann UND auch noch stark ist, solltest du lieber dort oben suchen. Da sind die Kürbis-Minen. Diejenigen, die dort arbeiten, sind alle sehr stark“, erklärte der Junge und zeigte auf den seltsam geformten Berg.

„Kürbis-Minen, hä? Na dann werd ich dort mal suchen gehen.“ Damit brach Shanks auf in Richtung der Minen, wobei Del ihm zügig hinterher eilte.

„Hey warte doch mal. Du kennst dich hier doch gar nicht aus, zumal es auch schon beinahe stockfinster ist. Da verläufst du sich nur.“

„Na dann komm halt mit“, grinste Shanks ihn nur schulterzuckend an und schob seinen Strohhut etwas zurecht.

„Das werd ich auch.“
 

Gemeinsam gingen die zwei – wobei Del nun vorneweg – den Strand entlang bis hin zu einem düsteren Wald, den es zu durchqueren galt, wenn sie die Minen erreichen wollten. Ab und zu blitzen zwar im dunklem Dickicht hell-leuchtende Augenpaare auf, doch im Allgemeinen beherbergte diese Insel keine allzu gefährlichen Tiere. Ein paar Eulen, hin und wieder eine Schlange, die ihren Weg kreuzte und gelegentlich drang ein lautes Knurren eines Bären aus dem Wald hervor. Jedoch kein einziges dieser Tiere konnte eine wirkliche Gefahr für die zwei darstellen, da auch Shanks nicht gerade schwach war und sich mit seinem Schwert im Notfall zu wehren wusste.
 

Nach einer Stunden strammen Bergaufmarsches erreichten sie eine Ebene, auf welcher sich die Kürbis-Minen befanden. Vor ihnen erstreckten sich jedoch nicht nur einige simple Holzhütten und der Bergbauschacht, sondern beinahe ein komplettes Dorf mit Krämerladen, Schmiede und vor allem mit einer Kneipe. Die Augen des Rothaarigen begannen zu funkeln, als er das Wirtshaus sah.

Wie von Geisterhand her trugen ihn seine Füße automatisch in Richtung Bar und ehe Del ihn hätte aufhalten können, da war Shanks schon verschwunden gewesen. Der Blonde stöhnte nur leise und folgte dem Anderem in die Kneipe.
 

Im Gasthaus herrschte die alltägliche Feierabendstimmung. Die Bergarbeiter erholten sich hier von ihrem schweren Arbeitstag, indem sie sich kollektiv die Rüben wegsoffen. Und auch Shanks, der den ganzen Tag über nichts – mal abgesehen von seinem Mittagsschläfchen und dem kläglichen Versuch des Kartenlesens – getan hatte, beteiligte sich umgehend an den Trinkspielchen der ihm Unbekannten.

„Wenn er meint…“, murmelte Del sich selbst zu und ging hinüber zu der Theke, an welcher nur ein einziger Mann saß.
 

Dieser schien als einziger in der Bar noch zurechnungsfähig zu sein, was zuweilen daran lag, das er viel mehr an Alkohol vertragen konnte, als all die anderen Minenarbeiter. Seine tiefschwarzen, langen Haare hatte er zu einem Zopf zusammen gebunden und in seinem Mund steckte, wie so häufig, ein Zigarillo. An diesem ziehend und den Rauch schließlich ausblasend, starrte der Schwarzhaarige so vor sich hin, bis er bemerkte, das sich ein blondhaariger Junge neben ihn setzte. Er grinste, denn kannte er den Jungen neben sich nur allzu gut.

„Na sieh mal einer an. Du weilst also wieder auf der Insel.“

„Hallo Ben!“

Ben Beckman

Er grinste, denn kannte er den Jungen neben sich nur allzu gut.

„Na sieh mal einer an. Du weilst also wieder auf der Insel.“

„Hallo Ben!“
 

„Ja, ich bin wieder hier.“

„Sehr schön. Da stellen sich dann ja nur noch die Fragen, warum du abgehauen bist und wie du wieder hierher zurückgekommen bist.“

„Zum Ersten: Ich wollte halt mal etwas anderes sehen, als diese langweilige Insel und zum Zweiten: der da drüben“, antwortete Del, deute gleichzeitig auf Shanks. Langsam drehte sich Ben auf seinem Barhocker herum, sein Blick folgte dem Fingerzeig des Jungen.

„Dieser Vollidiot da hinten, der sich gerade mit den Anderen im Wettsaufen misst?“, fragte der Schwarzhaarige noch einmal nach und besah sich voller Skepsis den rothaarigen Strohhutträger.

„Genau der“, war die Antwort des Jungen, wobei sich ein seltsames Lächeln auf seinem Gesicht breit machte. „Er mag zwar ganz schön verrückt erscheinen – und er ist es vermutlich auch – aber eigentlich ist er ganz in Ordnung.“

„Muss er wohl auch sein, denn ansonsten hätte er so eine Nervensäge wie dich niemals mitgenommen.“ Beide grinsten und beobachteten weiterhin Shanks, der mittlerweile schon einen ordentlichen Vorsprung an leeren Gläsern gegenüber den anderen Wettbewerbsteilnehmern hatte.

„Und ‘ne Menge an Alkohol muss er auch vertragen können, wenn er selbst den Wirt beim Saufen schlägt“, stellte Ben nur trocken fest, nachdem die Arbeiter und der Wirt allesamt von ihren Stühlen gefallen waren, nun auf den Boden lagen, während Shanks als einziger noch am Tisch saß und sich verwirrt umblickte.
 

„Naja zugegeben, die anderen hatten schon einen gewissen Vorsprung, was den Alkoholspiegel betrifft, aber trotzdem…nicht schlecht.“

„Ich glaube, Piraten müssen unendlich viel saufen können, ansonsten wären sie nicht echt“, lachte der Junge und grinste Ben an, ehe er noch eine Kleinigkeit ergänzte. „Und nachdem, was du so alles trinken kannst, könntest du eigentlich auch ein Pirat sein. Zumal Shanks da drüben noch einen Navigator für seine Bande sucht.“

„Aha“, entgegnete der Schwarzhaarige und blickte den Rothaarigen an, ohne jegliche Gefühlsregung in seinem Gesicht zu zeigen. „Das ist also ein Neu-Pirat, der sich ohne jeden Plan und Verstand aufgemacht hat, um sich die Welt anzusehen. Und du…“ Ben’s Kopf drehte sich langsam hinüber zu Del. „…willst mich, gerade das du wieder da bist, wohl loswerden, was?“

„Nein, ich doch nicht.“ Deutlich überwog die Ironie in der Stimme Del’s, was von Ben aber auch nicht unbemerkt blieb. Jedoch hielt er sich erst einmal zurück und lauschte der weiteren Erklärung des Blonden.
 

„Aber Shanks hat mir in Loguetown den Hintern gerettet, als die Marine mich verfolgte, wegen..ähm…“ Mit jedem Wort wurde Del leiser und leiser und nervös begann er auf seiner Unterlippe herum zu kauen, um irgendwie auf eine logische jedoch auch leicht von der Wahrheit abgewandelte Form der Ausrede zu kommen. Doch Ben brauchte und wollte auch gar keine zusammengeschusterte Lüge hören, war es ihm eigentlich auch egal. Und dem Jungem fiel auch nichts wirklich Gutes ein.

„Naja, jedenfalls hat er mich gerettet und da wollte ich ihm schließlich ebenfalls ein wenig helfen. Außerdem hast du doch eh nichts zu tun außer-“

„Außer vielleicht in den Minen zu arbeiteten und sich darum zu kümmern, das hier alles glatt läuft und früh auch alle zur Arbeit auftauchen…“ Langsam blies der Schwarzhaarige den Rauch seines Zigarillos aus und nebeligen Schwaden verteilten sich schnell im ganzen Raum, bevor sich der Mann von seinem Barhocker erhob.

„So, und jetzt muss ich-“ Gerade hatte sich Ben dem Gehen zugewandt, da versperrte ihm ein Mann mit roten Haaren und Strohhut dem Weg und sah ihn fragend an.
 

„Sag bloß, du arbeitest lieber, als das du freier Pirat wärst?“

„Was geht dich das an?“, knurrte Ben zurück.

„Ganz einfach. Du bist der einzige, der hier noch stehen und reden kann, deshalb hab ich entschieden, das du mein Navigator wirst! Immerhin müssen Piraten etliches an Alkohol vertragen können.“

Stille…
 

Vollkommen entgeistert starrte der Schwarzhaarige seinen Gegenüber an. Breit grinsend stand dieser Shanks vor ihm und hatte seine Worte ausgesprochen, wie als sei es eine Selbstverständlichkeit, einen Wildfremden in eine Piratencrew aufzunehmen.

„Ich glaub, du hast zu viel gesoffen“, zischte Ben nur zurück, ignorierte weitestgehend das Jucken in seiner Faust. Doch als der Strohhutträger nur grinsend mit einem

„Nein, das meine ich ernst“ antwortete, schnellte die Faust hervor und wollte direkt in das Grinsen vor ihm schlagen, doch war dieses genauso verschwunden wie das dazugehörige Gesicht. Stattdessen traf er so nur einen Balken. Sofort zersprang das Holz in seine Bestandteile und die Splitter verteilten sich im ganzem Raum.
 

„Uhhh! Wäre ich nicht ausgewichen, hätte das wohl ziemlich schmerzhaft werden können. Aber jetzt will ich dich ganz sicher in meiner Crew haben!“ Die Stimme des Rothaarigen drang an Bens Ohren und ließ deren Besitzer zu dem Ursprung herumfahren. Im Schneidersitz saß der Mann mit dem Strohhut auf einem der Tische und grinste selbstzufrieden vor sich hin.

„Idiot. Als ob ich so einem wie dir mitmachen würde. Was kannst du denn außer Saufen und Ausweichen?“

„Ach darum geht es dir also. Na dann…“ Schnell sprang Shanks vom Tisch und stellte sich vor den Schwarzhaarigen. „…wie wäre es denn mit einem Kampf. Wenn ich gewinne, kommst du in meine Bande.“

„Was für eine bescheuerte Idee. Wieso-“

„Okay. Wenn du gewinnst, macht Ben bei deine Bande mit“, platzte Del dazwischen. „Aber wenn Ben den Kampf für sich entscheidet, dann bleibt er eben hier. Einverstanden, Shanks?“

„Geht klar!“ Del und Shanks schlugen lachend ein, während Ben entgeistert zwischen den beiden hin- und herschaute.

„SAGT MAL, HABT IHR SIE NOCH ALLE?! Ihr könnt doch so etwas nicht einfach so über meinen Kopf hinweg entscheiden!“ Verwundert drehten die zwei ihre Köpfe zu dem vor Wut beinahe bebenden Ben.

„Warum nicht?“, fragten beide synchron. Und Shanks ergänzte: „Ich bin Pirat, ich darf alles.“ Und damit packte Shanks ‘seinen Navigator‘ am Kragen dessen T-Shirts und zog ihn hinaus aus der Kneipe. Auch Del wollte folgen, doch zuvor sah lief er noch einmal zurück zu dem Platz, an welchem Ben eingangs gesessen hatte. Schnell griff er nach dem Gewehr des Mannes, denn ohne Waffe hätte Ben wohl schlecht kämpfen können. Dann verließ auch er die Bar.
 

Als er hinaustrat, das Gewehr in seiner Hand, sah er Ben und Shanks bereits gegenüberstehen. Während Shanks nur zufrieden seinen Kontrahenten angrinste, wirkte Bens Miene wie versteinert. Nur sein Zigarillo, der sich hin und her bewegte, vermied den Anschein, das schon längst nicht mehr unter den Lebenden weilte.

„Hier Ben!“ Ohne sich groß zu bewegen, fing der Angesprochen das ihm zugeworfenen Gewehr auf und legte den Griff auf seine Schulter, unterdessen er den Schafft in den Händen hielt.

„Damit kämpfst du also“, stellte Shanks trocken fest und zog ebenfalls seine Waffe. „Na dann kann es ja losgehen!“

„Nein wartet, noch nicht!“

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Ein ganz großes Dankeschön an die Kommischreiber!

Kampf in den Kürbis-Minen

„Hier Ben!“ Ohne sich groß zu bewegen, fing der Angesprochen das ihm zugeworfenen Gewehr auf und legte den Griff auf seine Schulter, unterdessen er den Schafft in den Händen hielt.

„Damit kämpfst du also“, stellte Shanks trocken fest und zog ebenfalls seine Waffe. „Na dann kann es ja losgehen!“

„Nein wartet, noch nicht!“
 

„Was ist denn noch?“ Die Köpfe der kampfbereiten Männer drehten sich zu Del herum. Grinsend stand der Junge vor dem Eingang zur Mine und deutete auf diese.

„Meint ihr nicht, ihr solltet besser dort kämpfen?“

„Und warum sollten wir das tun?“, knurrte Ben schlicht zurück. Dieser Kampf alleine passte ihm schon nicht, doch das Ganze jetzt noch unterirdisch stattfinden zu lassen, war grotesk. Und vor allem ging ihm das Ganze hier sowieso gegen den Strich.

„Weil es da unten viel cooler ist“, antworteten beide synchron und ehe Ben sich versah, hatten Del und Shanks ihn schon an den Armen gepackt und zogen ihn mit sich mit.
 

„Wow! Was ist das denn hier?“ Staunend betrachtete Shanks das innere der Minen. Eigentlich hatte er damit gerechnet, das in diesen unterirdischen Gängen Salze oder Edelsteine abgebaut wurden. Doch nichts dergleichen war der Fall. Überall auf dem Boden wucherten grüne Schlingen, an welchen ebenfalls grüne Blätter sprießten.

Und Kürbisse! Unendlich viele Kürbisse übersäten den Boden.
 

„Das hab ich die doch vorhin schon gesagt. Wir befinden uns hier in den Kürbis-Minen“, erklärte Del nüchtern und schaute auf zu dem verwirrten Strohhutträger. Immer noch blickte er sich verwirrt in den Gängen um.

„Ja, aber ich habe nicht gedacht, das in diesen Minen wirklich Kürbisse an- und schließlich dann auch wieder abgebaut werden! Aber ist auch egal. Viel interessanter ist, wo wir hier unten jetzt kämpfen sollen? Eigentlich sind die Gänge ein wenig zu eng, um richtig loszulegen.“

„Da vorne ist ein kleiner Platz…“, presste Ben es zwischen den Zähnen hervor, verbarg dabei allerdings keineswegs seinen absoluten Unwillen an dieser ganzen Aktion.
 

Nach wenigen weiteren Schritten erreichten die Drei wirklich einen kleinen Raum, indem Kämpfen kein Problem darstellen würde. Überwachsen mit Ranken und Kürbissen lag der Platz vor ihnen. Sogar ein paar Laternen brannten hier und da, waren sie wohl von den Arbeitern vergessen worden.

„Diese Idioten“, quittierte Ben das fahrlässige Verhalten seiner Kollegen, ehe er hinüber zu der anderen Seite des Raume schritt.
 

Damit konnte es losgehen, denn auch Shanks hatte nun Position bezogen, die Klinge seines Schwertes war auf seinen Kontrahenten gerichtet.

„Denk aber nicht, das ich jetzt mit halber Kraft kämpfe, nur weil ich dich in meiner Mannschaft lebend haben möchte.“

„Also an Selbstbewusstsein mangelt es dir auf keinen Fall. Das wird dir allerdings auch nichts nützen!“

„Wie du meinst.“ Ohne jedes weitere Wort drehte Shanks die Schneider der Klinge in Kampfhaltung und versuchte die Gunst des ersten Schlages zu nutzen. Das scharfe Metall sauste auf den Schwarzhaarigen zu. Doch dieser wich mit einem Schritt zur Seite aus, holte mit dem Griff seines Gewehrs aus und wuchtete dieses in Shanks‘ Magengrube. Eine gewaltige Kraft steckte in dem Schlag und ließ den Rothaarigen mächtig aufkeuchen, ihn gar ein Stückchen in die Knie gehen.

„Schon die Nase voll, Pirat?!“

„Reiner Glückstreffer!“, zischte Shanks und richtete sich wieder auf. „Beim nächsten Mal hast du nicht so viel Glück!“ Erneut setzte der Rothaarige zum Angriff an, diesmal entging sein Magen dem Schlag von Ben. Stattdessen gelang es nun dem Piraten seinerseits mit seinem Schwert dem Anderem einen ordentlichen Schnitt am Arm zu. Ohne jegliche Gesichtsregung nahm Ben die Verletzung hin, schien sie sogar überhaupt nicht wahrzunehmen. Auch nicht wie ein wenig Blut aus der Wunde sickerte und nun auf den Boden tropfte.
 

Das Gesicht des Strohhutträgers beherbergte ein zufriedenes Lächeln. Genau so einen Mann wollte er in seiner Bande haben. Dazu musste allerdings noch etliches getan werden. Und vor allem musste er sich einen besseren Plan ausdenken, als ständig nur auf seinen Gegner loszugehen.

Damit könnte er diesen nämlich nicht lange in Schach halten oder gar besiegen. So schritt er nun wie Ben nur vorsichtig im Kreis, ließ seinen Gegenüber für keinen einzigen Moment aus den Augen. Genauso wie es Ben ebenso tat. Jeder einzelne Schritt, jede Bewegung, ja sogar jeder einzelne Atemstoß wurde genauestens beobachtet, analysiert und schließlich abgespeichert.
 

Ewig, beinahe endlos lang, ging dieses Spiel der beiden so, bis…

„Sagt mal, könnt ihr jetzt nicht mal einfach richtig kämpfen?! Das was ihr hier treibt, das ist stinklangweilig!“, fluchte Del und ließ die zwei Kämpfer sich ihm zu zuwenden. Den Rücken an eine der unterirdischen Wände gelehnt, stand er etwas abseits des Kampfschauplatzes und blickte missmutig zwischen Shanks und Ben hin und her.

„Ach, sei still“, kam es als Konter der zwei Kontrahenten wie aus einem Munde.

„Ihr seid doof!“ Mit enttäuschter Miene rutschte der Junge die Felswand hinunter und ließ sich auf den staubigen Boden fallen, beobachtete von nun an nur noch stumm – und auch eingeschnappt – den ‘Kampf‘ des Piraten und des Arbeiters. Wobei, langsam ging es wieder richtig los. Ohne das Shanks es irgendwie hätte vorausahnen können, war Ben plötzlich hervorgeschnellt und ihm den Griff des Gewehres an den Kopf geknallt.

„Argh!“

Durch die gewaltige Wucht des Schlages wurde der Rothaarige zu Boden gerissen. Sein Schädel brummte, sämtliche Bilder verschwammen vor seinen Augen und kleine Sternchen tanzten hin und her.

„Das war wirklich heftig“, brabbelte Shanks, während er versuchte, sich wieder aufzurappeln. Etliche Versuchte brauchte es, bis es ihm aber schließlich gelang, wieder halbwegs aufrecht zu stehen. Ein paar Striemen Blut liefen ihm von der Schläfe aus die Wange hinab, tropften schließlich auf den sandigen Boden.
 

„Na, war das wieder so ein Glückstreffer?“, grinste Ben den Strohhutträger an, unterdessen er sein Gewehr schwang.

„Nein, diesmal nicht. Aber glaub bloß nicht, das ich wegen dieser Kleinigkeit hier aufgeben. Rayleighs‘ Kopfnüsse waren bei weitem schlimmer als dein lächerlicher Schlag.“ Plötzlich merkte Ben etwas auf, ließ seine Waffe um mehrere Zentimeter sinken. Bei dem Satz des Rothaarigen war in seinem Kopf etwas angestoßen worden und nun ratterte es mächtig, denn den Namen meinte er, schon mal gehört zu haben.
 

„Redest du hier von Silvers Rayleigh?“

„Ja, wieso?“ Fragend neigte Shanks seine Kopf zur Seite und blickte den Schwarzhaarigen mit großen Augen an.

„Woher kennt so ein Wicht wie du denn einen Piraten wie den Dunklen König, hä? Als nächstes erzählst du wohl auch noch, das du den Piratenkönig kanntest!“

„‘Türlich!“, antwortete Shanks mit einer Selbstverständlichkeit, die selbst jemanden wie Ben nur mit dem Kopf schütteln ließ. Doch andererseits, so musste Ben zugeben, machte dieser Shanks keineswegs den Eindruck als sei er ein Lügner. Oft zwar spuckte er große Töne, aber es schien immer Wahrheit dahinter zu stecken. Vielleicht würde er ihm nachher noch ein paar Fragen dazu stellen, nun jedoch galt es erst einmal diesen vermaledeiten Kampf zu gewinnen.
 

Gerade holte er erneut mit dem Griff seines Gewehres aus, um es dem Rothaarigen im Anschluss eigentlich in direkt gegen die Rippen zu rammen. Indessen aber stoppte er inmitten seiner Bewegung, denn ein seltsamer Geruch stieg ihm in die Nase und lähmte seine Muskeln. Hier stimmte etwas nicht…
 

„Hey Ben, was ist los?“, fragten die beiden anderen wie aus einem Munde, während sie verwirrt auf den erstarrten Mann blickten.

„Riecht ihr das denn nicht?“ Fragend schaute Ben zwischen Shanks und Del hin und her, die nun ebenfalls versuchten den Geruch zu identifizieren. Kurzdarauf rissen beide entsetzt die Augen auf.

„Hier brennt doch was!“
 

Keine weitere Sekunde später rannten der Pirat und die beiden Dorfbewohner durch die Gänge des unterirdischen Labyrinths, bis sie den Ausgang endlich erreichten und sich eine gewaltiges Meer aus Feuerherden vor ihnen erstreckte.

zwangsläufige Teamarbeit Teil I

Keine weitere Sekunde später rannten der Pirat und die beiden Dorfbewohner durch die Gänge des unterirdischen Labyrinths, bis sie den Ausgang endlich erreichten und sich eine gewaltiges Meer aus Feuerstellen vor ihnen erstreckte.
 

Überall loderten die Flammen und hatten bereits von etlichen Hütten und Häusern Besitz ergriffen. Man hörte schon, wie die ersten Balken knacksten und schließlich auch auseinander brachen, doch vor allem hörte man die Schreie der Bergarbeiter, die kaum noch in der Lage waren, einen klaren Gedanken zu fassen.

Die meisten von ihnen hatten sich zuvor in der Bar ja den totalen Abschuss verpasst, sodass es nun bereits einem Wunder glich, das sie überhaupt schon wieder stehen und gehen konnte. Doch um dem Feuer wirklich zu entkommen, waren sie noch zu langsam und wären eventuell von den Flammen verschluckt worden, wären Ben, Shanks und Del nicht gewesen.
 

Nachdem die drei zuerst in eine Art Schockstarre verfallen waren, hatten sie sich schließlich wieder besonnen und zogen, zerrten und schleppten die Männer aus dem gefährlich lodernden Meer. Es brauchte zwar etliches an Zeit und ihr Handeln hatte auch die ein oder andere Verbrennung zur Folge, aber schafften sie es dadurch immerhin, alle Bewohner des Bergarbeiterdorfes bis hin zur sicheren Mine zu lotsen.

„Was meinst du, war das ein Unfall?“, fragte Shanks an seinen “zukünftigen“ Mitstreiter gewandt. Dieser war dabei, die Wunden der Brandopfer notdürftig mit Kleidungsfetzten zu versorgen, doch würde dies nur für kurze Zeit ein Lösung sein.

„Glaub ich nicht. Sie waren zwar alle ziemlich dicht, aber gerade deswegen wäre wohl keiner von ihnen zu soetwas in der Lage gewesen“, gab Ben seufzend zurück, nachdem er die letzte seiner Behandlungen abgeschlossen hatte. „Hier muss irgendjemand rumschleichen, der dafür verantwortlich ist.“

Mit einer Hand fuhr der Schwarzhaarige in eine seiner Hosentasche und kramt aus dieser ein Packung Zigaretten hervor, von denen er sich schnell eine in den Mundsteckte und diese entzündete. Es dauerte nicht allzu lange, bis der herbe Rauch sich in seinem Rachen ausbreitete und seine Nerven ein wenig beruhigte. Jedes Mal, wenn wieder irgendein Unfall verzapft worden war, half ihm seine Zigarette, wieder soweit zur Besinnung kam, das er nicht jedem der Übeltäter sofort zur Strecke bracht.
 

Doch dieses Feuer war definitiv nicht die Schandtat eines seiner Kollegen gewesen und damit brauchte sich der Verantwortliche gar nicht erst in der Hoffnung wägen, das Ganze hier unbeschadet zu überstehen. Jedenfalls plante Ben dies so.

„Sag mal, wo steckt eigentlich Del“, holte Shanks Ben zurück in die Wirklichkeit, nachdem sich der Rothaarige umgesehen hatte und feststellen müssen, das der Blonde nirgends zu sehen war. Auch Ben ließ seinen Blick durch die Gegend schweifen, kam jedoch zu keiner anderen Schlussfolgerung, als der andere.

„Wo steckt der?“

„Keine Ahnung. Aber wir sollten ihn wohl besser suchen gehen, oder?“ Fragend blickte Shanks seinen Gegenüber an, welcher wiederum sofort nickte und aufsprang. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was mit dem Jungen geschehen könnte, wenn er sich eventuell in einem der Häuser aufhielt, unterdessen er nach den Arbeitern gesucht hatte.
 

Kleine Schweißtropfen starten auf die Stirn des Schwarzhaarigen, teils durch die Hitze bedingt, teils aber auch seinen panischen Gedanken verschuldet, währenddessen er zusammen mit Shanks durch die brennenden Ruinen des Bergarbeiterdorfes jagte. Sie hatten bereits einiges an lodernden Häusern durchkämmt, jedes Mal ohne eine Spur von Del ausfindig zu machen und standen nun vor einem der letzten Hütten: der Kneipe. Und diese sah mit Abstand am schlimmsten aus, war sie wohl der Brandherd des ganzen Feuers gewesen. Lichterloh schlugen die Flammen den Beiden entgegen, schlängelten sich die Wände des Gebäudes hinauf bis hin zum Dachstuhl. Es brannte einfach alles! Und das in einem immensen Ausmaß.
 

Doch blieb den Zweien keine andere Wahl. Je länger sie zögern würden, desto höher konnten die Chancen stehen, das ihrem Kumpel irgendetwas zustoßen könnte oder ihm gar schon etwas zugestoßen war. So stürmten sie, sämtliche Abscheu dem anderen gegenüber ignorierend, in die brennende Kneipe. Sofort nachdem sie das Gebäude betreten hatten, brach ein enormer Schwall der glühenden Hitze über sie herein. Beinahe fühlte es sich so an, als würde ihre Kleidung und auch sie selbst dahinschmelzen, so unerträglich waren die Temperaturen im Raum.

„Die Hölle ist nichts dagegen“, brachte Shanks, dem das Sprechen nun deutlich schwerer fiel als sonst, hervor, währenddessen der Schweiß ihm ununterbrochen an seinem Gesicht herunterlief und seinem Körper, dank der sengenden Hitze, sämtliche Energie entwich. Der Alkohol des Ladens brannte wirklich wie Zunder, wenn nicht sogar noch schlimmer.

Langsam wanderten seine Augen hinüber zu dem Schwarzhaarigen, in der Hoffnung, dass es diesem genauso ging. Doch Ben schienen die Temperaturen nicht mal ansatzweise so viel auszumachen wie Shanks. Freilich tropfte auch ihm der Schweiß vom Kinn hinab, dennoch stand er weiterhin da wie die Ruhe selbst, hatte sogar noch einen seiner Zigarillos qualmend im Mund. Unweigerlich entwich Shanks ein tiefes Stöhnen. Wie konnte man bitteschön bei dieser Hitze noch in völliger Gelassenheit Eine rauchen?
 

„Was meinst du, was für Temperaturen in den untersten Ebenen eines Bergwerkes herrschen? Da gewöhnt man sich dran“, murmelte Ben, nachdem er das Stöhnen des Strohhutträgers vernommen hatte. „Und im Übrigen befindest du dich auch näher am Feuer!“

„Wieso?“ Skeptisch besah sich Shanks abermals den Inselbewohner, schweifte jedoch dann zu den Flammen ab. Ein Weile lang betrachtete er das lodernde Rot-Orange, nur um zu dem Schluss zu gelangen, das er vom Feuer genauso weit entfernt stand wie Ben. Meinte er jedenfalls, doch der Schwarzhaarige deutete nur auf Shanks‘ Kopf.

„Dein Hut brennt!“ Mit einem Fingerzeig deutete Ben auf den Strohhut, welcher an seiner Krempe ein wenig qualmte und glühte, hatte vermutlich die bloße Hitze im Gebäude das trockene Stroh zum Brennen gebracht.
 

In Windeseile riss sich Shanks seinen geliebten Hut vom Kopf, um diesen vor weiteren Beschädigungen zu bewahren und setzte ihn wieder ordnungsgemäß auf dem Kopf, nachdem die Sicherheit des Strohhutes wieder gewährleistet war.

„Bist du endlich fertig?“, drang es plötzlich an seine Ohren und ließ Shanks wieder aufmerken. Ben war weg…oder stand zumindest nicht mehr neben ihn, doch war es eindeutig dessen Stimme gewesen, die durch den Raum geschallt war, denn unterdessen Shanks sein Heiligtum versorgt hatte, war Ben zwischen all den Flammen verschwunden.

„Oh, verdammt“, entfuhr es dem Rothaarigen, und auch er begann sich, durch die Flammen und Feuerherde zu schlängeln, um nach Del zu suchen. Dabei jedoch gab er von nun an ein wenig mehr Acht auf den Strohhut, damit dieser nicht doch noch dem Flammen und der Hitze zum Opfer fallen würde.

zwangsläufige Teamarbeit Teil II

Wie zwei Wahnsinnige durchsuchten Shanks und Ben jeden einzelnen Raum im Erdgeschoss der Bar, versuchten dabei die lodernden Flammen zu ignorieren, welche immer mehr und mehr Besitz von der kleinen Kneipe ergriffen.

Langsam wurde es wirklich eng.

Und sie hatte bis jetzt gerade einmal die unteren Räume unter die Lupe nehmen können, waren dabei jedoch auf keinen einzigen Hinweis gestoßen, dass sich Del hier unten irgendwo aufhielt.

Wenn er sich wirklich noch irgendwo in dem Gebäude aufhalten sollte, dann vermutlich in der oberen Etage des Gasthauses.
 

„Hier ist er auch nicht“, brachte Shanks ziemlich abgehetzt hervor. Seine Stimme war kaum mehr als ein Krächzen. Das Feuer machte ihm erheblich zu schaffen.

Er war diese Hitze nicht gewohnt. Ben hingegen schien dies weitaus weniger anzuhaben, wenngleich auch ihm einige Schweißperlen an der Schläfe hinunterliefen.

Und selbst ihm war nun ein wenig zu warm für eine Zigarette, denn der Brand hatte mittlerweile die Oberhand über das Wirtshauses errungen. Fast alles stand lichterloh in Flammen. Insbesondere an der Theke, wo zuvor noch unzählige Flaschen hochprozentiger Spirituosen gelagert worden waren, loderte das Feuer mit einer unglaublichen Intensität. Funken stoben durch die die Luft und stellten speziell für den Strohhut des jungen Piraten eine erhebliche Bedrohung da.

Sogleich riss sich Shanks sein Heiligtum vom Kopf, hatte er keine Lust, das dieses noch ein weiteres Mal Feuer fing. Einmal am Tag reichte vollkommen aus.

Doch nicht nur Shanks‘ Strohhut lief Gefahr, den Flammen zum Opfer zu fallen. Auch die Treppe zum oberem Stockwerk war kurz davor von dem erfasst zu werden. Vor allem aber sammelten sich dort dichte Rauchschwaden, die zumindest Ben nichts Gutes erahnen ließ.
 

„Verdammt“, fluchte er und jagte sofort hinüber zur Treppe. Am liebsten würde er sich jetzt selbst ohrfeigen.

Warum fiel ihm dies erst jetzt auf?

Das Feuer war gar nicht ihr größtes Problem! Während sie hier unten zwischen brennenden Stühlen und Tischen herumirrten, dürfte sich in der oberen Etage schon längst ein Höllenszenario abspielen. Schließlich sammelte sich dort droben Rauch und Hitze!

„Hey, was ist denn jetzt los?!“, hörte er die Stimme des Rothaarigen hinter sich. Noch immer stand Shanks umzingelt von einigen Flammen in dem zuletzt durchsuchten Raum. Klar waren sie beide auf der Suche nach Del nicht gerade die Ruhe in Persona. Aber Ben war trotz aller Hektik ziemlich ruhig geblieben, sodass das plötzliche Hetzen des Anderen den Strohhutträger für kurze Zeit aus der Bahn geworfen hatte und er lediglich wie angewurzelt auf seiner Position verharren konnte.

Dann jedoch, als er seine Fassung wieder zurückerlangt hatte, verhärteten sich auch wieder Shanks Gesichtszüge. Den geheiligten Strohhut wieder fest auf den Kopf gepresst, jagte er Ben hinterher, bis er nicht mehr als dichten Rauch wahrnahm.

Dort, wo er zuvor noch die Stufen der Treppe gesehen hatte, erstreckte sich nun nur noch eine Wand aus Qualm und kleinen Feuerfunken vor ihn. Der Rauch brannte in seinen Augen, trieb ihm die Tränen in die Augen.

„So ein Mist“, fluchte Shanks leise, sowie er sich die Tränen aus den Augen wischte. Aber es half nichts. Der beißende Rauch reizte weiterhin seine Augen, sodass die Umgebung durch die Tränen sofort wieder verschwamm.

„Scheiß drauf!“ Ohne sich noch ein weiteres Mal klare Sicht zu verschaffen, stolperte er die Stufen der Treppe hinauf.

Ein Großteil der hölzernen Treppen stand bereits lichterloh in Flammen. Etliche Bretter waren schon mit einer schwarzen Ascheschicht überzogen. Lange würde die Treppe dem Gewicht des jungen Mannes nicht standhalten.

So schnellte er zügigen Schrittes die restlichen Stufen hinauf. Gefährlich knackste das halbverbrannte Holz unter Shanks Füßen, doch hielt es stand, bis er von der letzten Stufe sprang.

„Stabiler als ich dachte“, murmelte er leise und zugleich ein wenig euphorisch, bevor er sich dem Korridor der oberen Etage widmete. Sogleich entschwand dem Rothaarigen sämtliche Euphorie, lag vor ihm nichts als schwarzen Rauch, der den gesamten Flur entlang kroch und noch dichter war als die Schwaden im Untergeschoss.
 

„Und wo steckt jetzt dieser Ben?“

Diese Worte vor sich hin nörgeln, huschte Shanks vorsichtigen Schrittes über die Dielen, welche auch schon zu zerbersten drohten, denn gaben sie gefährliche Knackgeräusche von sich sobald man einen Fuß auf diese setzte. Jedoch, dies war ein Punkt um den sich der junge Pirat zunächst einmal nicht scherte.

Es gab wichtigeres.

Erst einmal musste er Del wiederfinden. Um den Rest könnte er sich auch noch später einen Kopf machen. So kämpfte er sich weiter durch Qualm und Rauch, versuchte durch gezieltes Spähen, irgendetwas in den Räumen zu erkennen. Aber außer den schwarzen Schwaden war in keinem der Zimmer etwas anderes zu identifizieren.

„Del? Ben? Wo zum Teufel steckt ihr?“, schrie er in jeden einzelnen Raum, doch seine Rufe erstickten jäh in den dicken Rauchwolken, die nun auch drohten, ihm die Luft zum Atmen zu rauben. Jetzt schon konnte er merklich spüren, wie neben dem lebensnotwendigem Sauerstoff auch immer mehr erstickende Gase in seine Lungen gelangten. Nicht mehr lange und ihm würde die Luft ausgehen.
 

So stürmte er, nach dem letzten bisschen Sauerstoff japsend, durch den Flur, ehe er wortwörtlich den Boden unter seinen Füßen verlor.

Das verbrannte Holz, das schon vor dem Brand seine besten Zeiten längst schon hinter sich hatte, war dem Gewicht des jungen Piraten nicht mehr länger gewachsen gewesen. Mit einem letzten leisen Knacken waren die Bretter unter Shanks‘ Sohlen zerborsten und hätten den Rothaarigen am liebsten mit sich hinunter ins lodernde Flammenmeer gezogen.

Doch glücklicherweise hatte Shanks noch während des Falls die Überreste einer zerbrochenen Diele erhaschen können. Sonst wäre er dem Feuer wohl schutzlos ausgeliefert gewesen.

Wobei, so wirklich sicher war seine jetzige Position keineswegs. Denn die Bretter, an die Shanks sich nun klammerte, waren in einen ähnlich erbärmlichen Zustand wie die, die gerade vom Feuer verschlungen wurden.

Und die Flammen hatten noch lange nicht genug. Sich am trockenem Holz labend züngelten sie immer weiter hinauf, griffen gierig nach dem Rothaarigen, doch erreichten ihn nicht. Jedenfalls noch nicht.

Aber allzu lange dürfte es vermutlich nicht mehr dauern, bis das Meer aus Feuer die obere Etage erreichen würde. Zwei, maximal drei Minuten und auch hier oben alles würde lichterloh brennen. Und wenn er sich nicht bald hoch ziehen würde, dürfte er wohl auch bald nähere Bekanntschaft mit den Flammen machen. Dies allerdings wollte er tunlichst vermeiden.
 

So versuchte er, sich an den Dielen hinauf zu ziehen, doch ein bedrohliches Knacken ließ ihn sogleich inne halten und seine Augen hinauf zu den halbverkohlten Brettern wandern. An diesen zeichneten sich nun auch schon klitzekleine Risse ab, die sich von Sekunde zu Sekunde immer weiter in das Holz fraßen.

„Ohoh!“ Mit einem gewissen Anflug von Entsetzen verfolgte Shanks, wie der Riss sich allmählich ausbreitete und diese Diele ebenfalls zu brechen drohte. Und mit jeder seiner Bewegungen würde das Brett noch eher zerborsten und ihn hinunter in die brennende Hölle befördern.

Fieberhaft überlegte der Pirat, wie er sich am geschicktesten aus dieser misslichen Lage hinausmanövrierte. Doch noch bevor er zu einer halbwegs gescheiten Lösung kam, hörte er eine Stimme.

„Beweg dich nicht, sonst bricht alles zusammen“, sprach Ben mit Bedacht, derweil Shanks sich ein zynisches Auflachen nicht verkneifen konnte. Als ob er aus seiner Position heraus weglaufen könnte! So verharrte er weiter an der Diele hängend, bis er den Griff von Bens Gewehr erspähen konnte.

„Halt dich dran fest, dann zieh ich dich raus!“ Ohne zu zögern klammerte sich Shanks an das Gewehr und sofort durchfuhr ihn ein kräftiger Ruck, der den Rothaarigen aus dem Loch riss und die rettende Diele den Flammen zum Opfer fiel.

„Das war knapp“, keuchte Shanks und wollte sich am liebsten zu Boden fallen lassen. Doch er wusste ganz genau, dass dies jetzt nicht der passende Augenblick dafür war. Und Ben sah es genauso.

„Wir müssen hier raus!“

„Und was ist mit Del?“

„Ich hab alles abgesucht. Er ist hier nirgends“, knurrte Ben, warf einen kurzen Blick durch das Loch in der Dielung zu den Flammen unter ihnen. Sowohl im Untergeschoss als auch in dieser Etage hatte er keine Spur des Jungen entdecken können. Vermutlich war er nicht hier.

„Na dann können wir ja wirklich hier raus“, entgegnete Shanks und beide Männer jagten den Flur entlang. Immer wieder schlugen ihnen ganze Wolken aus Brennabgasen entgegen, die ihnen jedes Mal die Luft zum Atmen raubten.

Doch den Beiden war das Glück des Überlebens auch weiterhin hold.
 

Mit Ach und Krach – und natürlich eben einer ordentlichen Portion Glück verschuldet – schafften sie es über die lodernde Treppe und durch den beinahe komplett ausgebrannten Schankraum hinaus ins Freie.

Keuchend und nach Luft schnappend ließen sich sowohl Shanks als auch Ben auf den Boden fallen und starrten zu dem lichterloh brennenden Wirtshaus hinüber.

Ungezügelt wuchsen die Flammen in die dunkle Nacht hinauf.

„Das war wirklich letzte Sekunde“, stellte Ben trocken fest, derweil er aus seiner Hosentasche einen Zigarillo fischte, um sich diesen sogleich anzustecken. Shanks nickte stillschweigend, erkannte er nur zu gut, dass der Andere Recht hatte. Das Holzhaus glich nun mehr einem Hölleninferno als einer Schenke.

Egal wo Del war, es konnte nicht schlimmer sein als das Flammenmeer der Hütte, denn aus diesem würde nun kein einziger mehr lebend hinaus kommen.

Marshall D. Teach

„Und wo steckt Del jetzt?“ Fragend blickte Shanks zu Ben hinüber, der mittlerweile an einem weiterem Zigarillo paffte und nach außen hin wie die Ruhe selbst wirkte. Denn auch wenn der Schwarzhaarige sich innerlich die größten Sorgen machte, nach außen würde er sich niemals etwas anmerken lassen.

„Ich habe keine Ahnung“, gestand Ben auf Shanks‘ Frage hin, richtete sich aber nun vom Boden auf. Ebenso tat Shanks es ihm gleich, nutzte dabei gleich noch die Chance, seinen geliebten Strohhut auf irgendwelche Mängel zu kontrollieren. Schließlich war das Strohgeflecht die ganze Zeit schutzlos dem Feuer ausgeliefert und hätte sonst welche Schäden erleiden können. Doch außer von einer Schicht aus Ruß bedeckt worden zu sein, hatte der Hut den Brand unbeschadet überstanden.

„Kann es sein, dass dir dein Hut wichtiger ist als dein eigenes Leben?“, erkundigte sich Ben, derweil er Shanks‘ feinsäuberliche Reinigung des Hutes beobachtete. Er hatte noch nie jemanden kennen gelernt, der so sehr an einem alten, zerlumpten Hut hing. Vor allem dann nicht, wenn es um das eigene Leben ging. Aber dieser Shanks’ war schon ein ganz seltsamer Vogel, denn hütete er seinen Hut wie einen dritten Augapfel.

„Als ich diesen Hut bekommen habe, habe ich geschworen, darauf aufzupassen“, antwortete der Rothaarige, während er sich suchend zwischen den verkohlten Hütten umblickte. Keine Menschenseele trieb sich hier herum, hatten die Flammen selbst die Eulen und sonstiges Ungetier meilenweit vertrieben.

Jedenfalls könnte man dies glauben.
 

Doch ein wenig abseits von Shanks und Ben wanderte ein weiterer Mann zwischen den verkohlten Überresten eines Holzhauses umher. Nur schwach beleuchteten die Flammen des noch brennenden Wirtshauses die düstere Gestalt, doch brachten sie dennoch die zottelige Mähne des Mannes zur Geltung, der lediglich von einem dunklem Kopftuch etwas Einhalt geboten wurde. Auf seinen Lippen prangte ein bösartiges Grinsen, hatte er immerhin das erreicht, was er von Anfang an bestrebt hatte. Er hatte sein kleines Heiligtum wieder: das Buch der Teufelsfrüchte. Jenes war ihm durch unglückliche Geschehnisse leider abhanden gekommen, doch nun konnte er es endlich wieder in sicherer Obhut wissen. Und das war beileibe nicht das einzige. Während das legändere Buch in seiner Gesäßtasche ein guten Platz gefunden hatte, hielt seine rechte Pranke einen sich wehrenden Burschen fest umschlossen. Sowohl das Gesicht als auch die Kleidung des Jungen waren von Ruß bedeckt und ein Rinnsal Blut lief ihm von der Schläfe über die Wange bis zum Kinn hinab. Dort sammelte sich das dunkle Rot zu einem Tropfen zusammen, der sich allmählich löste und auf die gewaltige Pranke des Mannes tropfte, dem er hier nicht zum ersten Mal begegnete, hatte Del diesem wandelnden Ungetüm eine Tasche mit Berrys, Karten und eben dieses Buch der Teufelsfrüchte abgenommen. Nun aber bereute er es, diesem Kerl jemals über dem Weg gelaufen zu sein. Denn während er zusammen mit Shanks und Ben in den Minen gewesen war, hatte der Bestohlene seine Chance genutzt. Zuvor war er der Nussschale des Rotschopfes bis zu dieser Insel und daraufhin den beiden hoch zum Bergarbeiterdorf gefolgt. Natürlich mit einem gebührenden Abstand, hatte er nicht entdeckt werden wollen. Und dann, nachdem die drei sich in Mine begeben hatten, hatte er den Schutz der Dunkelheit genutzt, um das Feuerchen zu legen. So hatte er die Dreiergruppe zerschlagen und sich den kleinen Dieb greifen können, ohne dass die anderen es in diesem Moment bemerkt hatten.
 

Nun aber war Dels Verschwinden freilich aufgefallen und ebenso war Ben und Shanks nicht die wandelnde Gestalt entgangen, die durch die Trümmer schlich.

„Ist der von hier?“

„Nein, der kommt definitiv nicht.“ Skeptisch beäugten sowohl Ben als auch Shanks den düsteren Schatten, ehe sie aufsprangen und lautlos über die verkohlten Überreste früherer Herbergen schlichen, bis nur noch wenige Meter zwischen ihnen und dem unbekannten Mann lagen.

„Ich glaub, den hab ich schon mal gesehen“, nuschelte Shanks, sowie er die düstere Gestalt musterte. Diese Visage war ihm doch irgendwo schon einmal untergekommen. Doch wo genau?

Angestrengt kniff er die Augen zusammen, um einen Anhaltspunkt über die Identität dieses Fettsacks zu finden, aber sein Kopf verweigerte jegliche Aussage, zumal es eh etwas wichtigeres zu erledigen galt.

„Auch egal“, presste Shanks hervor und wollte schon aus seinem Versteck hervorspringen, hätte Ben dies nicht rechtzeitig geahnt und sich sorgsam mit allem Gewicht auf den Rotschopf geworfen, damit dieser nicht blindwütig lospreschte.

„Was hast du vor? Dich umbringen?“, knurrte Ben leise, während Shanks unter ihm zunächst hilflos zappelte.

„Blödsinn“, fauchte er zurück und schubste Ben mit aller Kraft von sich herunter, damit er wieder auf die Beine kam. „Ich lass es nur nicht zu, dass so ein dahergelaufener Idiot meinen Freunden schadet. Das kommt gar nicht infrage!“ Mit dem Ausdruck absoluter Entschlossenheit in den Augen funkelte Shanks den Arbeiter an, bevor er durch die Trümmer sprang, direkt auf den finsteren Gesellen zu.

Ben seufzte. Was für ein Sturkopf. Auch wenn seine Absichten edel sein mochten, dass er geradewegs Blindlinks in sein Verderben rennen konnte, schien ihn gar nicht zu interessieren. Der Junge brauchte keine Crew, sondern vor allem einen Aufpasser. Ein weiteres Seufzen, als Ben realisierte, dass die Aufgabe des Shanks-Sitters nun auf ihn fiel.

„Einmal und nie wieder!“, brummte er und schlich um die Überreste der Hütten herum, um diesem Fettsack den Fluchtweg abzuschneiden.
 

Mit einem hämischen Grinsen stapfte derweil Teach durch die Trümmer. Überall säumten noch lodernde Feuerstellen seinen Weg, die ihm nun zugutekommen würden. Er hatte schließlich was er wollte zurück und konnte sich nun wieder seinen Plänen widmen. Und um diese möglichst effektiv und unbemerkt umzusetzen, konnte er keine Zeugen gebrauchen. So blieb er, das Gesicht voller Hohn und Häme, vor einer der größten Feuersbrünste stehen und holte mit seiner Rechten aus, damit er sich des möglichen Problems entledigen konnte.

„Überdenk das lieber nochmal.“

Die Pupillen fest auf den üblen Zeitgenossen gerichtet, ging Shanks auf ihn zu, die Klinge seines Säbels bereits gezogen. Teach war schon dabei panikgeladen auf den Hacken kehrt zu machen, da hörte er das Ächzen einiger Holzreste hinter sich. Aus den Augenwinkel erahnte er die Umrisse des anderen Mannes, der ihm seinen schön zurecht gelegten Fluchtweg blockierte. Fluchend musste er sich so einen neuen Plan überlegen.

„Na sieh mal an“, grinste Teach hämisch, entblößte dabei seine fauligen Zähne. „Der kleine Rotschopf. Du hast wohl auch der Hinrichtung deines Kapitäns beigewohnt?“

„Schnauze!“, fauchte Shanks zurück, die Spitze seiner Klinge nun auf den Mann gerichtet, dessen Identität ihm langsam wieder in den Sinn kam. „Jetzt weiß ich, wo ich dich schon mal gesehen habe. Whitebeard!“

Teach‘ Gesichtszüge verhärteten sich. Dass der Rotschopf ihm so schnell auf die Schliche kam – zumindest was seine Person betraf – passte ihm nicht in den Kram. Ganz und gar nicht. Einen Zeugen unauffällig zu erledigen war unkompliziert. Aber gleich drei verschwinden zu lassen, war ein heikleres Thema.

„Hat Whitebeard dich geschickt?“ Ein skeptischer Unterton schwang in Shanks‘ Stimme mit. Er war dem Sichelbart schon das ein ums andere Mal begegnet, hatte unter der Flagge des Piratenkönigs gegen Newgates Bande gekämpft und kannte die Gewohnheiten des Alten recht gut. Es passte nicht zu ihm, einen einzelnen seiner Männer auszuschicken, um eine ganze Insel weit abseits seiner Gebiete zu überfallen. Und schon gar nicht gehörte die Geiselnahme irgendwelcher Kinder zu den Vorgehensweisen der Whitebeard-Piraten. Das wusste er!

Teach gehässiges Grinsen wurde breiter. „Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht! Und jetzt geh beiseite, sonst kannst du die Überreste deines kleinen Freundes hier zusammensuchen!“ Gefährlich fest schloss sich der Griff des Piraten um Dels Gurgel, der ein erstickendes Krächzen von sich gab, sowie Teach seine Linke erhob. Dort ragten von einem Schlagring ausgehend drei Klingen – allesamt von der Länge einer Spanne – gen Kehle des Jungen.

Shanks‘ Muskeln spannten sich an, sein Hals wurde staubtrocken. Dieser elende Fettsack!

Doch wenn er meinte, er würde deswegen seine Klinge senken lassen, hatte sich Teach geschnitten. Hinter der Speckqualle schlich noch immer Ben, der nicht lange brauchte, um Shanks Vorhaben zu verstehen. Mit einem Nicken segnete er die Idee ab.
 

Shanks zögerte nicht lange. Ruckartig sprang er nach vorn, die Klinge seines Schwertes auf Teachs linken Arm gerichtet. In Panik schreckte der Pirat zurück, schleuderte den Jungen in seiner Rechten gegen die nächstbeste Holzwand, damit er überflüssigen Ballast loswurde. Unkoordiniert schlug seine Rechte um sich, hielt den hinteren Angreifer somit in Schach, während er mit der linken Krallen den Rotschopf anpeilte. Er würde sich dieser kleinen Schmeißfliege schon endledigen. Und zwar mit eigenen Händen. Die Miene hämisch verzerrt, blitzten die drei Klingen des Schlagringes im Mondlicht auf, bevor sie die linke Gesichtshälfte des Rotschopfes aufschlitzten.

„Arghhh!“ Shanks stöhnte auf. Sein Schwert entglitt ihm seines Griffes, als er seine Hände auf sein linkes Auge presste und sogleich ein Schwall Blut die Handflächen rotfärbte. Er sah noch die roten Tropfen sich einen Weg an seinen Armen entlang bahnen, als ein erneuter Schmerz ihn durchfuhr. Shanks keuchte auf, spürte er die Spitzen des Metalls in seinem Oberschenkel, eh er nur noch die Schwärze der Dunkelheit vernahm, welche seinen Verstand mit sich zog.
 

Erst nach einer Ewigkeit – so erschien es ihm – kehrten seine Gedanken zurück in seinen Kopf. Ebenso der Schmerz, der sein linkes Auge heimsuchte. Zitternd streifte er mit seiner rechten Hand über sein Gesicht, spürte einige Mullbinden unter seinen Finger.

„Hände weg von dem Verband!“ Eine schrille Frauenstimme ließ Shanks‘ Hand erstarren. Mühsam öffnete er sein rechtes Auge, schielte zu der ungefähren Herkunft der Stimme und erkannte die Umrisse einer recht rundlichen Frau, die die Arme in die Hüften stemmte und ihre dunkelblonde Lockenpracht ihr über die Schultern fiel.

„Was’n passiert?!“, grummelte Shanks, derweil er sich langsam aufrichtete und jetzt bemerkte, dass er auf einem Bett lag und man ihn mit einer Steppdecke zugedeckt hatte, die nun von ihm rutschte.

„Du wurdest aufgespießt. Das ist passiert! Und deswegen bleibst du auch schön liegen“, antwortete die Frau, stapfte auf den Rotschopf zu und drückte ihn wieder zurück ins Kissen. Und das nicht gerade sanft, sodass Shanks schmerzhaft aufstöhnte.

„Selber schuld. Was musst du dich auch wie ein Irrer ins Getümmel stürzen?!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (20)
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Von:  Chia-chi
2012-05-08T11:09:33+00:00 08.05.2012 13:09
Hey ich finde deine geschichte richtig gut :D

freue mich schon wenn es weiter geht und man noch mehr dazu lesen kann ^^

echt klasse die geschichte!

finde auch das du gut Ben und shanks getroffen hast. Freue mich schon drauf noch mehr von dir lesen zu können

Mach weiter so *daumen hoch*
Von:  leistillie
2011-11-28T16:44:44+00:00 28.11.2011 17:44
blöder teach! wie kann er nur?!
na gut ich wusste das er das war, aber trotzdem!!!!!
aber ich find's gut das shanks so...gradlinieg ist^^
ich bin mir nur nicht ganz im klaren wer die frau ist....?
lg leistillie
Von: abgemeldet
2011-11-13T16:53:11+00:00 13.11.2011 17:53
v.v
Shanks, Shanks, Shanks!
Einfach wild drauflos stürmen...
eher typisch Ruffy ._.
hoffe, du hast die - recht schmerzhafte :O - Lektion gelernt ,_,
Von:  leistillie
2011-08-27T12:00:57+00:00 27.08.2011 14:00
oh man.
gott sei dank war del nicht dort drin.
ich frag mich wo er steckt....
hoffentlich lüftest du dieses geheimnis bald.^^
lg leistillie
Von: abgemeldet
2011-08-20T11:51:47+00:00 20.08.2011 13:51
O__O
Wenn Del auftaucht, dürfte er sich sicherlich was anhören :D
Die zwei lassen sich hier beinahe umbringen, um ihn zu finden...
typisch Ben, dass er nach der "Rettung" erst einmal kiffen muss :D
Von:  leistillie
2011-05-07T17:02:05+00:00 07.05.2011 19:02
oh mein gott der arme hut!!!!
aber shanks hat ja relativ vernünftig gehandelt wenn man die situation bedenkt.
ich hoffe die beiden finden del bald.
dem armen darf nichts zugestoßen sein!!!
aber wenn er beim brandleger ist...könnten shanks und ben ja zusammen kämpfen um ihn zu befreien...
das wär auch nicht schlecht. jedenfalls solang del nichts schlimmes passiert.
tolles kapi!^^
lg leistillie
Von: abgemeldet
2011-05-05T15:00:35+00:00 05.05.2011 17:00
Der Hut brennt! der arme Hut~
*Eimer Wasser drüber kipp*
Und Shanks, jetzt helf Ben du Trottel òó
=D
Schreib schnell weiter, will mehr *Q*
*Obstkorb dalass*
Von:  leistillie
2011-04-18T11:58:41+00:00 18.04.2011 13:58
alter was geht denn jetztn los?
es brennt!
wer war das?
wer auch immer shanks und ben werden ihn sicher besiegen!!!
dann sieht ben vielleicht auch ein das shanks doch ein cooler käpt'n ist.^^
der gute ben schien ja ziehmlich erstaunt zu sein, das shanks rayleigh und roger kennt. das ware ja augenscheinlich ziehmlich unglaublich für ihn.
tolles kapi!!!
bis dann.
lg leistillie
Von: abgemeldet
2011-04-17T15:10:04+00:00 17.04.2011 17:10
Ben, Ben, Ben, der Mann kennt Roger und Rayligh....
Glaubs ihm ruhig~

._.
Ein Brand...
Ein BRAND!?!
Blackbeard, oder Unfall?
*obwohl der Trottel auch ein Unfall ist =.=*
Schreib schnell weiter =D
Von:  leistillie
2011-04-05T11:57:19+00:00 05.04.2011 13:57
"Du bist der einzige, der hier noch stehen und reden kann, deshalb hab ich entschieden, das du mein Navigator wirst! Immerhin müssen Piraten etliches an Alkohol vertragen können."
die stelle war soooo genial!^^
ich konnte mich nicht mehr halten vor lachen!
shanks hat eben seine eigene art crew-mitglieder zu gewinnen! genau wie ruffy!^^
das ist echt toll.
vorallem das ben gar nicht mitreden durfte, als entschieden wurde das es einen wettkampf gibt!
der arme wurde total überrumpelt!^^
ich frag mich auf was die warten müssen....?
lg leistillie


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