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Elementaris

Searching for the broken mirror
von

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Kapitel 1

"Aber...wie ist...das möglich?"

Genau in diesem Moment warf der Junge den Feuerball auf Beatrice, welche die gefährliche Hitze immer näher und näher fliegen kommen sah...

"Hör auf davonzulaufen! Ich werde dich sowieso wieder finden!"

Der Feuerball zischte mit nur ein paar Zentimetern Abstand an Beatrice vorbei. Diese fiel auf die Knie, als sie das zischende Geräusch von brennendem Fleisch hinter sich hörte. Der Junge ging bereits auf sie zu, während Beatrice sich umdrehte und etwas verkokeltes dort liegen sah. Er wollte gar nicht mich treffen?, dachte sie und holte tief Luft.

"Ich habe doch gesagt, dass du mir nichts entkommst!", lachte der Junge gehässig und trat noch ein, zweimal gegen die Leiche, "gut gemacht, Amphilion! Komm runter und ruh' dich aus...die anderen beiden holen wir uns morgen!"

Plötzlich fiepte etwas von weit oben und dann landete der rote Vogel neben Beatrice. Es stellte sich heraus, dass das Tier von oben viel kleiner ausgesehen hatte wie es eigentlich war; der Vogel hatte eine Schulterhöhe von ca. 1,80 Metern und einen kräftigen Körperbau. Seine langen Schwanzfedern brannten nicht, sie hatten nur im Wind geflattert, das es so ausgesehen hatte.

Gerade als sich Beatrice vom Anblick des ungewöhnlichen Tieres erholt hatte kam schon der nächste Schock. Der Junge war neben sie getreten und in die Hocke gegangen, so dass ihre Gesichter fast aneinanderklebten.

"Und wer bist du?", wollte er wissen und sah ihr mit seinen eisblauen Augen direkt in ihre.

"B...B...Beatrice...", stotterte sie.

"Komischer Name. Und woher kommst du? Du bist sicher aus dem Wasserreich...schließlich hast du eben Wasser beschworen."

"Was? Nein ich komme nicht von...dort...ich...meine Stadt liegt nicht mal am Wasser!“

Beatrice starrte ihn völlig fassungslos an.

"Sag...wo bin ich hier?", wollte sie wissen und machte sich auf das Schlimmste gefasst.

"Hm...wir müssten ungefähr einen Tagesmarsch von der Grenze zum Königreich von Helios sein..."

"Oh Gott...", murmelte das Mädchen und hielt nur mit Mühe die Tränen zurück.

Der Junge stand wieder auf und bewegte sich einige Meter weg, dann stämmte er die Hände in die Hüfte.

"Wenn du zum König willst, dann wünsch ich dir viel Glück! Er ist zur Zeit nicht zum Scherzen aufgelegt. Aber keine Angst...das Schlimmste was passieren kann ist, dass er dich für immer und ewig einsperrt!"

Jetzt schluchzte Beatrice und vergrub ihr Gesicht hinter ihren Händen. Durch ihre Weingeräusche bekam sie mit, wie der Junge sich verlegen in ihre Richtung umdrehte. Als er mitbekam das sie weinte setzte er eine Mitleidsvolle Miene auf: "Komm schon, das war doch nur ein kleiner Scherz!"

Beatrice zog zwei mal die Luft schnell ein und unterdrückte ein Wimmern. "Ich weiß nicht wo ich bin und mir ist kalt und ich hab Hunger...verdammt...wo bin ich?"

"Das hab ich dir grad gesagt wo du bist. Und gegen deinen Hunger wäre hier in der Nähe ein Fluss. Als Wasserelementar solltest du also keine Schwierigkeiten haben an Nahrung zu kommen. Komm Amphilion wir gehen!"

Stille trat auf und man konnte leise das Zirpen von den Grillen hören. Durch ihr Weinen hatte das Mädchen gar nicht mitbekommen, wie der große Vogel schon fast tröstend zu ihr gerückt war und sie nun leicht mit der Schnabelspitze stupste. Beatrice schreckte hoch und sah durch einen Tränenschleier zwei gelbe Augen, welche sie zu mustern schienen. Zuerst hatte sie noch Angst vor dem großen Tier, doch je länger sie ihn seine Augen blickte, umso mehr Zutrauen gewann das Mädchen.

Der Junge war schon einige Schritte gegangen und drehte sich zu den beiden um. Er rief noch einmal den Vogel, doch dieser hatte nichts Besseres zu tun, als seinen riesigen gefederten Kopf auf Beatrice' Schoß zu legen und ein paar zufriedenen Gluckser von sich zu geben. Nach kurzem Überwinden beschloss Beatrice die tröstende Geste des Tiers anzunehmen und es dafür etwas am Hinterkopf zu kraulen. Sofort Gluckste Amphilion noch zufriedener und schloss sogar die Augen um seine Streicheleinheiten zu genießen. Ungläubig starrte der Junge auf die Szene, welche ihm gerade geboten wurde und verschränkte die Arme vor der Brust. Beatrice hatte aufgehört zu weinen und schniefte noch einmal kurz bevor sie sagte: "Du verstehst meine Verzweiflung...nicht wahr? Du scheinst ein sehr intelligentes Wesen zu sein."

"Natürlich ist er das...", erwiderte der Junge und kam gerade zurück geschlendert, "denn er ist ein Phönix. Diese Wesen haben es nun mal an sich, uns Menschen besser denn je zu verstehen. Und jetzt hör auf ihn zu kraulen, er ist kein Kuscheltier!"

Beatrice hörte aufs Wort auf. Der Junge hatte etwas an sich, was sie unheimlich einschüchterte. Vielleicht waren es seine Augen oder seine leicht raue Stimme? Oder etwa nur das Wissen, dass er sie jederzeit grillen konnte? Der Vogel öffnete wieder die Augen und schien darauf zu warten, weiter gekrault zu werden. Als das aber in den nächsten zwei Minuten nicht geschah gab er einen Laut von sich, welchen man mit Trübsal blasen eines Menschen hätte vergleichen können und stand auf. Amphilion putzte sich kurz eine Schwinge und sah dann zu seinem Herrn.

"Na toll...jetzt ist es dunkel...", murmelte dieser und blickte gen Himmel, "sieht so aus, als würden wir heute wieder einmal fliegen."

Wie durch ein Kommando ging der Phönix in die Hocke, ließ den Jungen auf seinen Schultern Platz nehmen und breitete die Schwingen in ihrer vollen Pracht aus. Jetzt werden sie weg fliegen und ich werde in der Nacht erfrieren..., dachte Beatrice und beobachtete wie Amphilion ein paar Schritte machte. Sie hatte sich auf dem Boden zusammengekauert und versuchte den letzten Funken ihrer Körperwärme aufrecht zu erhalten und schickte ein Stoßgebet in den Himmel, dass vielleicht noch jemand kommen und sie retten würde.
 

Amphilion fiepte leise und guckte aus dem Augenwinkel nach dem Mädchen, welches er und sein Herr vor dem Kriminellen gerettet hatten. Sie kauerte in Embryohaltung auf dem Boden und wiegte leicht vor und zurück. Der Vogel wartete auf den Befehl seines Herren, wenn auch widerwillig...schließlich bekam er von diesem nicht so intensive Streicheleinheiten. Doch er musste gehorchen egal was der Junge in welcher Situation befahl. Aber das Zeichen zum Abflug war noch nicht gekommen. Amphilion merkte wie es in seinem Herren zu brodeln begann, wie er sich in seinem Gefieder festhielt und schließlich wieder abstieg. Er ging zwei Schritte vor den Vogel und starrte in die Ferne. Es war bereits tiefe Nacht hereingebrochen und die Kälte kroch bereits tief in die Knochen des Mädchens.

"Seit wann mach ich mir über so was Gedanken?", fragte der Junge sich selbst ironisch grinsend und machte Anstalten wieder auf Amphilion zu steigen.

...Nächstenliebe...

Sofort als das Wort in seinen Gedanken aufgehellt war stoppte der Junge und versteifte sich.

...Fürsorge...

Seine Hand verkrampfte sich und gewaltig und begann wieder zu glühen, kurz darauf erschien eine kleine Flamme in seiner Handfläche. Amphilion kannte diese Gefühlsausbrüche bereits und suchte auf dem Boden nach ein paar lebensmüden Mäusen und Ratten.

...Geborgenheit...

Verdammt!, schrie es in dem Jungen und er drehte sich ruckartig und etwas leicht mechanisch zu Beatrice um.

"Kommst du nun, oder willst du erfrieren?"

Beatrice schreckte hoch und spürte wie schnell die Kälte in ihr hoch gekrochen war, wie taub ihre Finger und Füße sich anfühlten. Sie sah alles wie durch einen milchigen Schleier und klapperte stark mit den Zähnen, so dass sie selbst nichts mehr sagen konnte.

Während dessen hatte der Junge ungeduldig die Hände in seine Hüften gestemmt und machte nun endgültig die Anmerkung ohne sie zu fliegen. Leicht genervt hielt er sich an Amphilions Flügel fest und wollte sich gerade hochziehen als der Vogel einen Satz zur Seite machte.

"Hey!"

Der reumütige Dackel Blick seines Phönix reizte den Jungen noch mehr und ließ wieder die drei Worte in seinen Gedanken aufschreien.

"Du...", fauchte er und zeigte wütend mit dem brennenden Finger auf das Tier, doch Feuer konnte ihn natürlich nichts anhaben...Somit biss er die Zähne feste zusammen und packte sich selber an die Jackenärmel. Der feste Stoff begann zu glühen und dampfte sofort die feuchte Kälte heraus.

Als Beatrice wieder richtig bei Sinn war konnte sie nicht glauben wo sie sich befand. Sie flogen mehrere hundert Meter über den Boden und doch war ihr nicht im Geringsten kalt. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie die schwarze Jacke des Jungen an hatte.

"Du bist also wieder wach?", fragte eine Stimme hinter ihr und ließ sie zusammenzucken.

Er saß direkt hinter ihr, sein Kinn schon fast auf ihren Schultern ruhend. Beatrice Gesicht begann zu glühen und rot zu werden.

"W...wow! Wir sind so hoch!", rief sie dann, als Amphilion mit einem Luftstrom etwas weiter höher wirbelte.

"Noch nie mit einem Phönix geflogen, hm?"

"Wie denn auch? In meiner Welt gibt es so etwas gar nicht!"

"Du bist also wirklich nicht von hier?"

"Das hab ich dir doch vorhin gesagt!"

Er hielt inne und lehnte sich leicht zur Seite um an ihr vorbei sehen zu können. "Amphilion! Dort ist eine Lichtung am Fluss!"

Beatrice drehte sich der Magen um, als der Vogel plötzlich schon fast im Sturzflug nach unten düste und vielleicht zwanzig Meter vor dem Boden wieder normal flog.

"Mir wird schlecht...", murmelte Beatrice und hielt sich die Hand vor dem Mund.

"Beim ersten Fliegen wird jedem schlecht...", kicherte der Junge gehässig und stieg als erstes von Amphilion ab, nachdem dieser sicher gelandet war. "Hier werden wir übernachten...komm runter! Wir müssen deine Sachen trocknen solange der Stoff meiner Jacke dich warmhält."

"Stimmt...sie ist immer noch so warm wie am Anfang! Wahnsinn!", meinte Beatrice entzückt und schwang das eine Bein über Amphilions Hals. Dabei holte sie jedoch zuviel Schwung und rutschte ohne Halt ab...und fiel direkt auf den Jungen, welcher sich gerade weggedreht hatte. Es knallte kurz und da lagen sie. Er flach wie eine Flunder auf dem Bauch und sie saß auf seinem Kreuz.

"Eigentlich wollte ich ja weggehen, damit du mit deinem kurzen Rock ohne Probleme absteigen kannst...jetzt bereu ich es!", hauchte der Junge und warf dem glucksenden Phönixs einen warnenden Blick zu.

"Oh mein Gott! Es tut mir so leid! Warte...hier ich helf dir auf", entschuldigte sich Beatrice und reichte ihm die Hand.

Er rollte sich auf den Rücken und blickte nur auf ihre Hand, dann grinste er und meinte er könnte selber aufstehen.

"Ich wollte dir nur helfen!"

"Ich brauche deine Hilfe nicht...du im Gegenteil bist wie's aussieht auf mich angewiesen!"

Beatrice sah ihn giftig an, doch er zeigte nur auf sie und meinte sie solle ihr Oberteil unter seiner Jacke ausziehen.

"Wie bitte?"

"Du willst anscheinend erfrieren...? Die Jacke hält dich nur noch gut eine Stunde warm, dann kühlt auch sie ab!", warnte er und häufte ein paar Äste.

Dann geschah worauf Beatrice schon gewartet hatte; er hielt die ausgestreckte Hand zu dem Holzhaufen, es machte "zisch" und da kam ein dünner Flammenstrahl zum Vorschein. Die Äste knisterten fröhlich vor sich hin als sie ihm ihr Oberteil reichte. Beatrice hatte es schnell unter seiner Jacke ausgezogen, während er das Feuer entflammt hatte. Er nahm und begutachtete es misstrauisch.

"Klar, dass du frierst! Mit so dünnem Stoff arbeitet ihr Wasserelementare doch gar nicht!", kommentierte er das Oberteil und legte es nah an die Flammen.

"Du nennst mich 'Wasserelementar'...", begann sie, hielt jedoch inne als er sich zu ihr wandte und seine eiskalten Augen funkelten.

"Ich könnte dich auch 'Wasserbändiger' nennen...aber da du das Wasser nicht mal im Geringsten beherrscht brauche ich damit auch gar nicht anzufangen", erklärte er und schlenderte Richtung Wasser.

Beatrice folgte ihm auf Schritt und Tritt: "Wie heißt du eigentlich?"

"Wieso sollte ich dir meinen Namen sagen?", entgegnete er, doch in diesem Moment gab Amphilion ein genervtes Gurren von sich und Beatrice war sogar der festen Überzeugung das der Vogel eben seinen Kopf geschüttelt hatte.

"Denk doch mal nach: du weißt meinen Namen, du hast mich vorm Erfrieren gerettet und ich habe deine Jacke an! Ich denke du solltest mir endlich deinen Namen sagen!", grinste sie, doch so viel Gehässigkeit wie er brachte sie nicht auf.

Sie gingen ein paar Schritte auf den Fluss zu, dessen Strömung an dieser Stelle ganz schwach war. Der Junge schlenderte einfach weiter in das Wasser, während Beatrice auf den Felsvorsprung gleich daneben kletterte.

"Du musst ihn aber nicht sagen wenn du nicht willst...", ergänzte sie ihren Satz.

"Demitel."

"Äh...bitte?"

"Ich heiße Demitel", sagte er und drehte sich in der Hüfte zu Beatrice um, "magst du Fisch?"

"Fisch? Ja...aber...brauchst du keine Angel oder so etwas in der Richtung?"

Erneut drehte sich Demitel in der Hüfte zu ihr um, diesmal zeigte er seine rechte Hand wie kleine Kinder eine Pistole zeigen würden und wieder machte es kurz "zisch" und eine kleine Flamme flackerte an der Spitze seines Zeigefingers.

"So sind sie gleich gar gekocht!"

Begeistert wie eine fünfjährige beobachtete Beatrice den Jungen wie er das gleiche mit seiner linken Hand machte und sich lauernd über das Wasser beugte. Es vergingen vielleicht drei Minuten in denen sich Demitel nicht einen Milimeter bewegt hatte, als plötzlich ein Zucken durch seine brennenden Finger ging und er in der nächsten Sekunde zuschnappen würde.

"Ich hätte den Fisch gern Medium!", rief Beatrice ihm zu.

In diesem Moment erschrak sich der Junge so heftig, dass er wild mit den Armen rudern musste um nicht umzukippen- erfolglos. Mit einem platschenden Geräusch verschwand Demitel der Länge nach im Fluss.

"Upps..." Beatrice kletterte von ihrem Felsen herunter und ging zum Flussufer, um dort auf Demitels Auftauchen zu warten. Kurze Zeit darauf begann ein runder Fleck im Wasser rot-orange zu leuchten und zu dampfen.

"Hm...das wird er sein...", sagte Beatrice zu sich selbst und ging in die Hocke.

Genau in diesem Moment schoss ein mächtiger Feuerbalken in den Himmel und kurz war alles hell wie am Tage. Beatrice war vor lauter Schreck nach hinten geplumst und guckte erschrocken abwechselnd in den Himmel und den Fluss. Letzteres war völlig aus gedampft, überall zappelten die Fische herum und dort stand auch Demitel. Er hatte eine Faust nach oben gestreckt und schien vollkommen trocken zu sein.

"Tut mir leid...", murmelte Beatrice, als der Junge schweigend an ihr vorbeiging mit drei Fischen beladen.

Er erwiderte nichts.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  0oMetal_hotgirlo0
2014-09-22T12:58:46+00:00 22.09.2014 14:58
oh mein Gott!!! Das ist so spannend schreib bitte schnell weiter!!!


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