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Das Gesetz Der Straße

Nur der Stärkere überlebt
von

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1.4


 

1.4 - Sieben Leben
 

Ich such nach dem, was mich vergessen lässt,

dass es in meinem Leben dunkel ist,

und dass die Nacht den Tag besetzt

und mir keinen Funken Licht mehr lässt.
 

Ich blickte in zwei schwarze Augen; sie schienen unendlich tief zu sein und strahlten etwas unheilvolles, gefährliches aus. Doch am stärksten waren diese Augen von der Kälte geprägt, die sie schleichend einnahm. Umgeben waren die dunklen Augen von stechend blasser Haut, die der Zeit zum Trotz handelte und nicht älter zu werden schien. Doch irgendwann würde der Tag kommen, an dem sich die Sterblichkeit bemerkbar machen würde. Nur noch sieben, acht Jahre, dann würden sich die ersten kleinen Falten in die Stirn graben und um die Augen würden dunkle Schatten liegen. Die schwarzen Haare wären um einiges kürzer als jetzt, da die Haarpracht langsam flöten gehen würde.

Ich erhob meine rechte Hand und beobachtete sie im Spiegel dabei, wie sie durch meine noch feuchten Haare fuhr. Sie waren mit der Zeit länger geworden. Die vorderen Strähnen hingen mir tief im Gesicht, sodass sie meine Stirn komplett verdeckten, wo sie hingegen am Hinterkopf abstanden. Vielleicht sollte ich zum Friseur gehen. Und bei mir hieß zum Friseur gehen, irgendjemanden hier im Haus darum zu bitten mir die Haare zu schneiden. In den meisten Fällen, machte ich es dann aber doch selbst. Ich traute den Jungs hier nicht genug über den Weg, als dass sie mich verunstalten durften. Denn das konnte ich auch selber.

„Sasuke, bist du fertig? Wir müssen los", drang es durch die hölzerne Tür zu mir ins Bad. Ich würde diese Stimme unter tausend anderen wiederekennen. So genervt konnte nur Shikamaru klingen. Ich konnte mir fast bildlich vorstellen, wir er im Wohnzimmer unserer -das hieß Hidans und Suigetsus- Wohnung im dritten Stock stand und sich wieder seine Nase zwischen Daumen und Zeigefinger rieb. Ich vermutete ja, dass er durch seine Intelligenz so schnell von allem genervt war, aber ich wusste es nicht. Vielleicht war es auch besser so.

„Gleich", sagte ich kurz angebunden und betrachtete wieder mein Spiegelbild, in dem zersprungenen Spiegel mir gegenüber. Der Sprung, der sich von der oberen linken zur unteren rechte Ecke zog, lies meine Nase dicker und meine Stirn kleiner wirken als sie tatsächlich waren. Mein entstelltes Ich hatte etwas von einem Monster, dass sich Nachts in den Schränken von Kindern vesteckte. Konnte es vielleicht sein, dass ich gerade mein wahres Selbst im Spiegel sah und nicht die fleischliche Hülle?

Ich schüttelte kaum merklich den Kopf - ich wusste selbst nicht wieso. Vielleicht war es eine Reaktion auf meine aussichtslose Lage, die ich mir auszureden gedachte und nebensächliches in den Vordergrund schob. Aber vielleicht lag diesem Kopfschütteln etwas ganz anderes zu Grunde. Wer konnte das schon wissen?

Ich drehte den Wasserhahn ab. Das weiße Becken, in welches das kühle Nass bis eben geprasselt war, reichte mir gerade so bis zur Hüfte. Ich fühlte die stechende Kälte des Porzellans selbst durch den Stoff des weißen Handtuchs, das ich um die Hüfte trug und nur das nötigste verbarg.

Ich wendete mich vom beschlagenen Spiegel ab und ging in Richtung Tür. Meine nackten Füße verursachten jedes Mal, wenn sie auf die hellen Fliesen trafen, ein leises Platschen.

Ich erreichte die Tür und öffnete sie um fest zu stellen, dass Shikamaru nicht im Wohnzimmer stand -wie ich es erwartet hatte- sondern direkt vor mir. Mit halb geschlossenen Augen sah er mir entgegen. Seine Gesichtszüge hatten in diesem Moment etwas träges jedoch auch etwas herrisches und bestimmendes. Ich wusste nicht so recht, wie ich ihn einschätzen sollte. Zwar guckte er gerade etwas gelangweilt, das musste aber noch lange nicht heißen, dass der Braunhaarige das auch wirklich war. Von allen Mitgliedern der FORCE -ausgenommen meinen Bruder und Sasori- gab mir Shikamaru das größte Rätsel auf. Wo hingegen Leute wie der impulsive Hidan oder die anzügliche Karin ziemlich leicht zu durchschauen waren. Ich möchte das hier nicht als Nachteil darstellen, aber mir fiel es leichter mit Menschen umzugehen, wenn ich ihre Hemmschwelle, ihre Macken, ihre Launen und Schwächen kannte. Deswegen beschränkte sich das Verhältnis zwischen Shikamaru und mir auf unser ,berufliches' Zusammenleben. Mir persönlich machte dies relativ wenig aus. Ich war nicht der Typ Mensch, der viele Leute um sich herum brauchte um vollends glücklich zu sein. Im Grunde genommen brauchte ich nur eine einzige Person, die mir nahe stand. -Und ich hatte sogar zwei. Meinen Bruder und Suigetsu -auch wenn es manchmal vielleicht nicht so aussah. Ich glaube für ihn würde ich jeden umbringen. Selbst wenn ich dabei draufgehen würde.

„Zieh dir schnell was an. Hidan und Suigetsu sind schon fertig und warten unten auf uns", sagte Shikamaru während er mich von oben bis untern musterte. Seine Lider öffneten sich dabei ein Stückchen weiter und sein Kopf neigte sich leicht seitlich.

Ich musste mir ein verschlagenes Lächeln verkneifen. Denn gerade in diesem einen Moment war Shikamaru Nara so leicht zu durchschauen. Die Art wie er seine Augen immer wieder, wie durch Zufall auf meine Lendengegend richtete und dann seine gierigen Blicke meinen Oberkörper entlangwandern lies und er dabei jeden meiner Muskeln in Augenschein nahm. Ich hingegen richtete mein Augenmerk auf den gebräunten Hals des Anderen. Jedes Mal, wenn er schluckte, erklang ein dumpfes Geräusch, welches mich jedes Mal, wenn es erklang, dazu zwang, mir ein Auflachen zu verkneifen.

Es war wirklich kinderleicht Shikamarus Begehren in Worte zu fassen. Vor allem, wenn man um seine sexuelle Orientierung wusste. Viele werden nun sicher denken, dass Shikamaru schwul sei, oder?! Ich kann jedoch jeden beruhigen, der diese Annahme vertritt. Shikamaru war gewiss nicht schwul -dafür hatte er einfach schon zu viele Frauen im Bett gehabt. Und wer Eins und Eins zusammenzählen kann, kommt zu dem Schluss, dass der Braunhaarige bi war. Und nach meinem aktuellen Wissenstand, war ich auch der Einzige, der es mit Sicherheit wusste. Alle anderen hatten entweder überhaupt keine Ahnung, so wie Tobi, oder der Gedankenfetzen hatte bereits im hintersten Winkel ihres Gehirns Staub angesetzt. Und eine gewisse Mitschuld daran trug Shikamaru selbst. Denn er achtete peinlich genau darauf, dass es niemand erfuhr...Wenn er wüsste, dass ich um sein kleines Geheimnis wusste, würde er bestimmt an seiner interlektuellen Überlegenheit uns gegenüber zweifeln. Und das wollte ich um jeden Preis vermeiden. Schließlich war Shikamaru der schlaue Kopf der FORCE. Wenn er versagte, konnten wir eigentlich auch schon einpacken. Allein deswegen sprach ich Shikamaru wegen seiner sexuellen Orientierung nicht an. Aus Egoismus. Welch ein verwerflicher Grund. Wenn ich es könnte, würde ich mich jetzt schämen.

„Mach ich", antwortete ich und unterbrach somit Shikamarus intensive Blicke, die mir doch etwas unangenehm geworden waren. Denn ich war durch und durch hetero und auf diese Weise von einem Kerl angesehen zu werden, war ziemlich seltsam. Selbst für meine Verhältnisse.

Shikamaru hatte wieder seine genervte Miene aufgesetzt und trat einen Schritt zur Seite, sodass ich den sperrigen Flur betreten konnte und in meinem Zimmer verschwinden konnte. Aber es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich die Blicke, die mir Shikamaru nachwarf, nicht gespürt hätte.

Das Zimmer war nicht wirklich groß. Aber ich sollte mich nicht beschweren. Denn wenigstens hatte ich ein eigenes Zimmer und musste es mir nicht teilen. Die Wände des Raumes waren in einem mit der Zeit verdreckten hellblau gehalten und nur ein einziges Fenster, unter welchem mein Bett in Form eines eigens zusammengehämmerten Gestells aus Holz stand, versorgte den kargen Raum mit Licht. Zumindest am Tag. Nachts war es hier stock dunkel, sodass ich die Kerzen anzünden musste, die hier überall auf dem Boden verteilt standen. Denn durch die Rebellion dieses kleinen Haruno's hatte die FORCE immer noch nicht genügend Geld, um so zu leben wir vor einigen Monaten. Ich konnte von Glück reden, dass es wieder fließendes Wasser gab. Der Strom hingegen lies zu wünschen übrig. Denn nur die Kühlschränke und Sasoris PiPaPo wurden mit Energie versorgt.

Im Moment benötigte ich aber keine Kerzen, auch wenn es bereits dämmerte und die Sonne am Horizont verschwand. Unwillkürlich musste ich an den gestrigen Abend und das damit verbundene Gespräch mit Itachi denken. Es war seltsam, denn ich war kein Mensch, der über die Worte anderer nachdachte. Ich beschäftigte mich dafür aber intensiver mit mir. Aber das war immer so gewesen - war ich doch schon im Kindesalter ein kleiner Egoist gewesen. Keiner durfte meine Schaufel nehmen und erst recht durfte niemand im Sandkasten spielen, wenn ich dort gerade eine Sandburg baute.

Während mir Itachis Worte:,,Dieser Shiro Haruno....Sein Vater ist Polizist und hat es sich zur Aufgabe gemacht seinen Mörder zu töten. Du weißt was das bedeutet, oder?! Er wird deine Fingerabdrücke schon haben. Gott weiß, ob er deinen Namen schon herausgefunden hat", durch den Kopf spuckten suchte ich mir die passenden Sachen für diesen Abend zusammen. Ich brauchte nicht lange dafür, weswegen ich schnell das gräuliche, figurbetonende Shirt über meinen Kopf gestülpt hatte und sich das Handtuch auf dem Boden wiederfand. Meine Hand fischte nach einer Boxershort, danach griff ich nach einer schwarzen Jeans. Und schon war ich fertig.

Ich hob das Handtuch vom Boden auf und warf es auf mein Bett, damit es wenigstens nicht im Weg rumlag. Bei der nächsten Gelegenheit würde ich es in den Wäschekorb im Badezimmer werfen.-Wann immer das auch sein möge. Anschließend wanderte mein Blick zu der kleinen Kommode an der Wand, direkt neben der Tür. Sie war aus dunklem Holz gefertigt worden, ähnlich wie mein Bett, und die verschnörkelten Griffe der drei schmalen Schubladen waren aus unechtem Gold. Das war es aber nicht, was meinen Blick fesselte. Denn auf der Ablage der Kommode lag mein Handy, daneben zwei Gegenstände, ohne die ich nur ungern das Haus verließ.

Kaum drei Zentimeter neben meinem Handy lag ein Dolch, dessen Griff mit schwarzem Leder umsäumt war. Zwar wirkte er durch seine gelblich-rote Klinge etwas altertümlich, aber er hatte mir schon mehr als einmal gute Dienste erwiesen. Deswegen sah ich es auch nicht ein mir ein ,moderneres' Messer zuzulegen. So lange die Klinge meines Dolches nicht rostete oder stumpf wurde, wurden damit Menschenleben auf qualvolle Weise beendet.

Neben dem Dolch lag meine Schusswaffe. Eine Desert Eagle Gold. Mein kleines Schätzchen, nebenbei erwähnt. Vielleicht deswegen, weil sie ein Geschenk meines Bruders gewesen war. Für einige klingt das jetzt wahrscheinlich komisch, dass mir mein Bruder eine Knarre geschenkt hatte; wies das doch auf eine gestörte Phsyche hin, aber dem war gewiss nicht so. Denn nach meinem ersten Mord überreichte sie mir Itachi als Symbol für meine Mitgliedschaft bei FOCRE. Allein deswegen bedeutete mir die Waffe ziemlich viel.

Ich betrachtete die Pistole noch eine Weile, bemerkte, dass ich deren Lauf nicht richtig gesäubert hatte und das bereits getrocknete Blut des Haruno's noch an ihm haftete. Aber wie schon gesagt; hier war niemand ein wirklicher Putzteufel.

„Du wirst sie heute Nacht nicht brauchen. Nur deinen charme", hörte ich plötzlich Shikamaru sagen, der nun im Türrahmen stand; direkt neben der Kommode, die er abschätzend ansah; danach mich.

„Komm jetzt", sagte er genervt und wendete sich ab. Kurz darauf hörte ich Schritte vom Flur her.

Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, schnappte ich mir beim Verlassen meines Zimmers mein Handy.-Zumindest das durfte ich heute Abend bei mir führen, auch wenn es nicht mein ungutes Gefühl in meiner Magengegend vertrieb. Ich hatte immer entweder meinen Dolch oder meine Desert Eagel Gold dabei, schließlich konnte man ja nie wissen, wem man begegnete. Und jetzt ohne jegliche Waffe das Haus zu verlassen, sorgte bei mir nicht gerade für ein Gefühl der Sicherheit.

Ich hatte Shikamaru eingeholt, der jetzt die Tür der Wohnung öffnete und wir uns in einem der vier Gänge des dritten Stocks befanden. Ich schloss die Tür hinter mir.

„Also gehen wir den Plan nochmal durch", sagte Shikamaru routinemäßig während wir uns dem Lastenaufzug näherten.

„Als erstes gehen wir ins Negrito Príncipe und tarnen uns als ganz normale Gäste. Und während ihr nach Leuten, die uns gefährlich werden könnten, ausschau haltet, suche ich die Schwester von Shiro Haruno...wie hieß sie nochmal?", „Sakura Haruno. Sie ist 19, studiert Jura und wohnt noch bei ihren Eltern. Sie ist die kleine Schwester von Shiro und folglich auch das jüngste Kind von Chief Haruno, der dir auf den Versen ist", half mir Shikamaru auf die Sprünge, auch wenn ich nur den Namen des Mädchens wissen wollte. Das andere hätte er sich ruhig sparen können, denn das wusste ich nach dem gestrigen Gespräch mit Itachi auch selbst.

„Ich suche also nach Sakura, die diesen Freitagabend zusammen mit ihrer besten Freundin Ino Yamanaka in der Disko ist", fuhr ich fort.

Einige werden sich jetzt vermutlich fragen woher ich das alles wusste. Aber keine Sorge, ich war ganz bestimmt kein Stalker. Zwar war ich etwas...nun ja krank im Kopf, aber soweit würde es bestimmt nicht kommen. Aber dank unserer großartigen Hackerin Hinata Hyuga hatten wir den Computer der Studentin ziemlich schnell geknackt und die wichtigsten Informationen herausgefiltert, sodass das Stalken überflüssig gewesen wäre. Deswegen wussten wir auch, dass Sakura an diesem Abend mit einer Freundin im ,Negrito Príncipe', einem angesagten Nachtclub in New York, war. Aber auch über ihr Aussehen wussten wir bescheid. Sakura hatte rosane, schulterlange Haare und meistens trug sie einen Haarreif um ihre Mähne zu bendigen. Ihre Augen waren groß und grün und erinnerten mich an die Frösche, die ich als kleines 8 jähriges Kind mit bloßen Händen in unserem Garten erwürgt hatte. Ihre Augen waren mit dem Druck meiner Hände immer größer geworden, manchmal platze sogar eines der Augen und das Fleisch bedudelte dann meine Klamotten oder mein kindliches Gesicht, wenn ich den Frosch während seines Todeskampfes vor dieses hielt. Meine Eltern hatten davon nichts mitbekommen und auch mein Bruder Itachi kam erst einige Jahre später hinter mein ,krankes' Verhalten. Denn schon damals war er der Anführer der FORCE gewesen und hatte dementsprechend viel um die Ohren gehabt. Vor allem musste er darauf achten, dass niemand etwas davon mitbekam. Erst als unser Vater bei einem Autounfall starb und unsere Mutter der Trinksucht verfiel und ich es nicht mehr für nötig hielt meine ,Tierattacken' dann zu starten, wenn alle weg waren, bemerkte Itachi die Seite an mir, die gerne Lebewesen quälte oder tötete.
 

Ich weiß nicht, wie alt ich damals gewesen war. Vielleicht vierzehn oder auch schon fünfzehn. Aber unser Kater Lord*, ein sturer Zeitgenosse mit hell und dunkelbraun getigertem Fell, hatte dennoch nichts in meinen Händen zu suchen; sein Fell zerzaust und rot vom Blut, dass aus der Wunde an seinem Bauch tropfte und bereits eine Lache zu meinen besockten Füßen bildete. Der schöne Küchenboden war ruiniert gewesen.

Ich hatte nicht wirklich vorgehabt den Fellball zu töten, ich hatte nur sehen wollen, wie viel Schmerz dieser Kater vertrug. Deswegen hatte ich ihm das Küchenmesser auch in den Bauch gerammt und nicht etwa in den Hals. Doch ich hatte nicht bedacht, dass der Main Coon Kater so viel Krach veranstalten würde -war er doch sonst ein durchaus ruhiges Tier, dass unheimlich stolz auf sein glänzendes Fell war und jeden in seiner Umgebung strikt ignorierte; zumindest so lange, bis es Futter gab. Dann mutierte selbst Lord zu einem verschmusten Katzenbaby.

Jetzt jedoch wand er sich laut protestierend in meinen Armen, da ich ihn zuvor hochgehoben hatte, damit er mir nicht weglief und so das ganze Haus mit Blut durchzog. Aber jeder, der Main Coon Kater kennt wird wissen, dass sie 10kg schwer werden können und ich war damals nicht gerade der kräftigste gewesen. Meine Mutter, die sich zu dem Zeitpunkt im Schlafzimmer aufhielt und ihren Rausch ausschlief -ich hatte dies vor meinem Tun kontrolliert- schrie von oben her etwas für mich unverständliches. Aber ich konnte mir denken, dass sie das aufgebrachte Mauzen von Lord als störend empfand. Wenn mir nicht bald etwas einfiel, würde sie hinunterkommen und den Schock ihres Lebens bekommen.

Mittlerweile hatte der dumme Kater seine Krallen ausgefahren und ich sah mich gezwungen ihm am Nackenfell zu packen, damit er mich nicht zerfleischte. Aber wie schon gesagt; Lord wog stattliche 10kg und ich konnte diese Last nicht lange halten. Aber loslassen wollte ich auch nicht, da der Kater mir sonst weglaufen und durch die Katzenklappe nach draußen verschwinden würde. Und ich denke, dass es nichts auffälligeres in einer ruhigen Nachbarschaft gab, als eine Katze, die kreischenden und mit einem Küchenmesser im Bauch die Straße entlang raste.

In diesem Moment stieg in mir so etwas wie Panik an. Mein Gehirn setzte aus und was ich dann tat, war ein natürlicher Reflex meines Körpers: Ich fing an Lord, immer noch am Nackenfell gepackt, zu schütteln. Wie eine Marionette schwang der behaarte Körper hin und her, das Messer flog aus dem Fleisch und landete in der dunkelroten Lache zu meinen Füßen. Das Tierblut spritzte überall hin. Auf die Fenster, die die Küche mit Licht überfluteten, den Kühlschrank, selbst die Decke war vor der Flüssigkeit nicht sicher. Auch ich bekam einiges an Blut ab. Mein Gesicht bestand sozusagen nur noch aus der Flüssigkeit, die sich warm über meine Haut ergoss. Ich spürte, wie die Gegenwehr Lords immer mehr verebbte und auch sein Mauzen war verklungen. Er war noch nicht Tod, das wusste ich. Aber ich ahnte, dass er kurz davor war. Doch ich konnte jetzt nicht aufhören, war ich schon an einem Punkt, an dem ich nicht mehr zurück konnte. Deswegen schüttelte ich den Kater weiter.

„W-was machst du da,...Sasuke?"

Mit einem Mal verebbten meine Rüttelbewegungen und der Katzenkörper bendelte von sich aus noch ein paar Mal hin und her. Es erinnerte ein bisschen an jene alten Uhren, wie sie früher bei vielen Leuten im Wohnzimmer gestanden hatten. Automatisch krallten sich meine Finger noch tiefer in das Nackenfell des bereits toten Tieres; vergessen war dessen imenses Gewicht.

Langsam bewegte ich meinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Ich wollte wissen, wer mich auf frischer Tat ertappt hatte, auch wenn ich es eigentlich schon wusste. Es gab nur eine Person, die solch eine Stimme hatte.

„Itachi", flüsterte ich mehr zu mir selbst, als ich meinen Bruder im Türrahmen zur Küche stehen sah. Er war um einiges größer als ich. Einen Kopf mindestens und auch seine Muskelkraft überstieg die meinen um Längen. Seine Haare waren, im Gegensatz zu seiner blassen Haut, schwarz wie die Nacht und zu einem lockeren Zopf zusammengebunden. Seine dunklen Augen ruhten auf mir. Und nur dieses eine Mal blickten sie verwundert, geschockt oder gar verwirrt. Noch nie hatte ich ihn mich so mustern sehen; war ich doch für ihn immer der kleine Bruder, der keiner Fliege etwas zu leide tun konnte. Doch nun bot sich ihm ein ganz anderes Bild, was seine kleine Scheinwelt wie Glas zerspringen lies. Ich konnte die Scherben schon fast hören, wie sie klirrend auf den Boden fielen.

„Leg Lord auf den Boden", sagte Itachi jetzt ruhig und kam auf mich zu. Ich gehorchte meinem Bruder, der damals an die zwanzig gewesen sein musste. Er lebte nur noch bei uns, so hatte er mir einmal gesagt, weil er mich nicht mit unserer Mutter alleine wissen wollte. Denn sie konnte im Rausch ziemlich schnell handgreiflich werden.

Itachi stand nun vor mir und kniete sich zu dem Kater zu meinen Füßen. Er schien nachzudenken während er mit seiner Hand durch das Fell des Tieres strich. Ich jedoch spürte etwas nasses an meinen Zehen und wich automatisch einen Schritt zurück. Die Blutlache war größer geworden und hatte meine großen Zeh in Blut getränkt.

Nach einer Weile, in der niemand gesprochen hatte, erhob Itachi seinen Blick und sah mich fest an:,,Ist es das erste Mal, dass du ein Tier getötet hast?", ich schüttelte auf seine Frage hin den Kopf. Mein Bruder atmete tief durch.

„Warum hast du das getan?", fragte er weiter und hob Lord vom Boden auf, der nun schlaff in seinen Armen hing.

„Ich war neugierig", antwortete ich. Ich verschwieg aber, weswegen ich neugierig gewesen war. Denn ich wusste nicht, wie mein Bruder, der immer noch am Boden kniete, darauf reagieren würde.

Wieder herrschte Stille zwischen uns. Keiner sagte ein Wort und ich wagte es nicht zu laut zu atmen. Selbst das Ticken der Uhr schien in diesem Moment verstummt zu sein; als wäre die Zeit angehalten worden. Ich wusste nicht, wie lange ich dort stand und Itachi ansah, der sich mit Lord in den Armen erhoben hatte. Aber es kam mir vor wie eine nie enden wollende Ewigkeit.

„Sasuke..darf ich dich etwas fragen? Bitte antworte nicht zu voreilig, es könnte eventuell ein Fehler sein", ich verstand nicht so recht, was mein Bruder damit meinte. Aber ich schwieg und versuchte nachzudenken, wie ich auf die Frage antworten sollte. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich wahrscheinlich anders antworten, aber ich konnte ja nicht wissen, dass meine folgende Antwort endgültig war.

„Ja", sagte ich und bemerkte sehr wohl Itachis ernsten Blick, der auf mir ruhte. Langsam beugte er sich jetzt mit dem Oberkörper zu mir herunter, um auf meiner Augenhöhe zu sein. Sein Blick war immer noch fest und kalt. Seine Züge waren hart und unbeweglich und seine Aura versprühte den Tod selbst.

In diesem Moment hatte ich wirklich Angst vor meinem Bruder.

„Es ist die ultimative Frage, Sasuke. Also antworte ehrlich", raunte er und mich durchfuhr eine Gänsehaut, an die ich mich noch heute erinnern konnte. Ich nickte als Antwort.

„Hör gut zu Sasuke", sagte Itachi und legte sein Kinn auf meine Schulter, sodass sein Gesicht direkt neber dem meinen war. Ich spürte seinen heißen Atem, hörte sein Herz, wie es regelmäßig klopfte, fühlte den toten Leib von Lord, der Itachis und meinen Körper trennte.

„Könntest du...", fing Itachi an und sein Atem kitzelte mein Ohr.

„...einen Menschen töten?"
 

Das war Itachis ultimative Frage gewesen, die ich mit Ja beantwortet hatte. Als folge daraus musste ich, um zu beweisen, dass ich es wirklich konnte, einen Menschen umbringen. Ganz egal wen. So stieß ich auf den arroganten Kerl, der ohne Schirm durch den Regen rannte.
 

Mir fehlt nichts und doch fehlt mir viel,

ich bin zu schwach um noch mal aufzustehen

und zu stark um hier zu liegen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  HaiFraeulein
2010-10-14T14:32:12+00:00 14.10.2010 16:32
"Keiner durfte meine Schaufel nehmen und erst recht durfte niemand im Sandkasten spielen, wenn ich dort gerade eine Sandburg baute."
<-- LOL!!
Was ich an der Stelle gelacht habe.. Sasuke das kleine Egoistenschwein.
Und das mit den Fröschen, alter.. was für ein gestörtes Kind xDDDD
Meine Güte, du hast echt ne Fantasie! Sehr geil!
Das Kapitel war wirklich hammer, was da alles durch Sasukes Kopf geht und wie krank er eigentlich ist. Interessant ihn mal aus einer so gestörten Perspektive zu sehen.
Wahrscheinlich wird seine erste Begegnung mit Sakura auch so sein, dass er sofort Ideen hat, wie man sie am kreativsten töten könnte... So eine unnormale Haarfarbe deutet ja drauf hin, dass der Mensch auch eine Sonderbehandlung braucht xD
Aber nee das wäre nicht so gut..
Hach bin schon gespannt! Freu mich aufs nächste Kapitel! <3
Von:  Billy
2010-10-12T21:15:16+00:00 12.10.2010 23:15
yay! endlich kommt sakura ins spiel!
ich bin schon total gespannt wie die sache zwischen den beiden laufen wird *hohoho!*

sasuke ist... ziemlich brutal xD der arme kater! und itachi erst.. O.o
hätte mein kleiner bruder meine katze gekillt.. dem hätt ich die eier amputiert xD

super kapitel! ich freu mich schon rießig auf´s nächste!
weiter so!

lg Billy


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