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Uma melodia Inglês

Wie die Musik mein Herz eroberte
von

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Plaisir d'amour de Jean Martini

Meine Finger zitterten, die Melodie erfüllte meinen Körper immer noch, egal wie weit wir uns von ihr entfernten, doch ich versuchte diese innere Unruhe zu unterdrücken. Sie war nur die Klavierlehrerin meine Schwester und das was sie dort gespielt hatte, das war nichts anderes als eine Ballade von Chopin.

„Ist was?“, meine Schwester musterte mich, ich spürte ihren Blick, doch ich schüttelte nur den Kopf und presste ein „Alles okay“ heraus. Nervös ließ ich meinen Daumen über den Lautstärkeregler am Lenker fahren und versuchte mich mit sinnloser Popmusik abzulenken. Stur fuhr ich durch die Stadt, hielt ungeduldig an den rot gewordenen Ampeln und trat das Gaspedal fast bis zum Anschlag durch als wir den Ort verließen und auf der Landstraße in Richtung unseres Hauses fuhren. Die Felder folgen an uns vorbei, die Bäume schlossen die Straße ein, die Allee zu unserem Haus. Ich seufzte innerlich und bemerkte unwillkürlich die Angespanntheit meiner Schwester, als das Lied im Radio aussetzen. Sie hatte ihre Hand in ihren Oberschenkel gekrallt, die Geschwindigkeit in der Allee schien sie zu beunruhigen, ich wusste, dass diese Angst nicht von ungefähr kam, denn vor vier Jahren war unsere Tante auf dem Weg zu uns verunglückt. Sanft nahm ich die Geschwindigkeit und rollte gemäßigter auf die große Einfahrt unseres Hauses zu. Der weiße Weg verließ säuberlich neben den geschnittenen Hecken und fein gepflegten Beeten hoch zu unserem Haus, dass in seiner vollen Blüte in der Sonne des heutigen Tages stand. Behutsam fuhr ich den Weg herauf, legte den dritten Gang ein und fuhr hoch und hielt neben dem Mercedes meines Vaters. Wir stiegen aus dem Wagen, sie schwieg und auch ich hatte nicht das Bedürfnis etwas zu ihr zu sagen. Die Melodie war aus meinen Ohren verschwunden und die Zeilen eines nervigen Popsongs spuckten mir im Geist herum. Mit einem Druck auf den Knopf meines Schlüssels ließ ich den Wagen verschließen und folgte Myra zur Eingangstür, wo sie bereits von meiner Freundin Sara erwartet wurde.

„Na Myra“, sie gab ihr einen Kuss auf die Wange, ich verstand nicht was meine Schwester murmelte, jedoch schien sich ihre Laune in den Keller verzogen zu haben und ich wusste, dass ich nicht ganz unbeteiligt daran gewesen war. Sara lehnte sich gegen den Türrahmen und musterte mich lächelnd. Ihr dunkelbraunes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, eine Strähne hing ihr im Gesicht herum, die sie jedoch kurzer Hand hinters Ohr strich. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. Ihre Lippen kräuselten sich leicht und ihre Nasenflügel wippten und mir wurde etwas anders, als sie mir einen sanften Kuss aufhauchte. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie sich umgezogen hatte. Bevor ich gefahren war, hatte sie noch Jeans und ein simples T-Shirt getragen, doch nun war ihr makelloser Körper in ein schickes, aber schlichtes dunkelrotes Kleid gehüllt, welches knapp über dem Knie zu ende war. Sie hatte sich eine schwarze Strickjacke übergeworfen und ihre Lippen mit einem Gloss verschönert, den ich nun auf meiner Wange spürte. Ich lächelte und legte behutsam meine Arme um ihre Taille.

„Hallo, mein Schatz“, sagte ich und küsste sie vorsichtig auf die Stirn.

„Hm, hallo“, hauchte sie leise in mein Ohr.

Sanft strich sie meine Hände von ihrer Taille und verschränkte ihre Finger in den meinen, um mich ins Haus zu ziehen. Ich schloss die Tür hinter mir und trennte mich dann von ihrer Hand, um meine Jacke auszuziehen und sie an die Garderobe zu hängen. Der Flur unseres Hause groß und breit und mit Licht geflutet. Die großzügige Treppe vor mir führte hoch in die erste Etage und viele Türen und offene Bögen rundherum in die verschiedenen Zimmer unseres Hauses. Unsere Familie lebte bereits seit mehreren Jahrhunderten hier, es handelte sich um ein altes Sommerschloss, da unser Ur- Ur- Ur- Ur- Urgroßvater, einst ein adliger Fürst war, dem mehrere leibeigene Bauern unterstellt waren. Die Gemälde aus vergangenen Jahrhunderten und Jahrzehnten waren überall im Haus zu entdecken.

„Das Essen ist übrigens bald fertig“, holte mich Sara zurück ins hier und jetzt, während mein Blick über die Wände schweifte.

„Oh, was gibt es denn heute?“, fragte ich immer noch leicht verträumt und strich mir leicht geniert durch die Haare. Sara lächelte nur liebevoll und schnippte mir vorsichtig, aber mit frechem Grinsen gegen die Nase.

„Das hast du schon gefragt, als du gefahren bist, schon wieder vergessen?“

Ich hatte es tatsächlich vergessen, ich hatte das Gefühl, dass ich in den vier Wänden der Klavierschule tatsächlich viel vergessen hatte nur eines nicht, Isadora. Ich schluckte. Das wunderbare Lächeln schwebte mir durch die Gedanken, doch ich schob es schnell weg und versuchte mich auf Saras rote Lippen zu konzentrieren und küsste sie einfach anstatt ihr zu antworten. Ich hätte keinen Ton heraus bekommen, dessen war ich mir sicher. Lächelnd musterte sie mich, sie schien mir anzusehen, dass mich etwas beschäftigte. Ihr Kopf glitt zur Seite und ihre Augen durchbohrten mich förmlich.

„Was ist los?“, ich fühlte mich unbehaglich, als sie mich das fragte, fühlte mich gefangen und wie in einem Verhör, als sie die Arme um meinen Nacken legte.

„Nichts“, murmelte ich und löste mich aus ihrer Umklammerung.

„Nichts?“, sie zog die Brauen hoch und verschränkte skeptisch die Arme wieder unter der Brust.

„Ja, nichts. Ich geh hoch und zieh mich um“, schnell entfloh ich ihrem Blick und ging die Treppe hoch und in mein Zimmer. Genau wie der Flur war auch mein Zimmer hell belichtet. Die Vorhänge waren zur Seite gezogen, das große Bett war gemacht und ich betrachtete die Sachen von Sara die feinsäuberlich auf meinem Bett lagen. Sie wohnte ja schon fast bei mir und wenn ich ehrlich war, dann machte mir das angst. Sie zog leise ein, sie hatte ihre Schublade, ihre Kosmetika standen in meinem Badezimmer und eine Auswahl von Schuhen stand neben der Kommode. Ich stemmte die Hände in die Hüfte und schaute aus dem Fenster. Klar, ich liebte Sara, aber das alles hier, ich schluckte und strich mir durchs Haar. Langsam drehte ich mich um und ging auf meinen Kleiderschrank zu, machte ihn auf und griff nach einer legeren Jeans und einem normalen T-Shirt. Vorsichtig knöpfte ich mein Hemd auf und warf es dann doch unachtsam aufs Bett, schlüpfte aus der Hose und schmiss sie daneben. Danach schlüpfte ich in die Jeans und streifte das Shirt über, warf die Schuhe in die Ecke und betrachtete einen Moment meine Socken, wieso ich das tat, keine Ahnung. Noch Mal atmete ich tief ein, ich musste wieder runter gehen und essen, es war Zeit. Die Tür schlug ich hinter mir laut zu, es beruhigte mich ein bisschen und während ich die Treppe hinunter ging erklang aus dem Wohnzimmer Plaisir d’amour von Martini, doch die Freude, ja der Spaß an der Liebe zu Sara war gerade am Schwinden. Ich betrat die Küche, sah sie neben meiner Mutter sitzen, sie lachten und für meine Mutter, ja für sie war Sara schon ihre Schwiegertochter. Sara erfüllte einfach alles was meine Eltern als wichtig ansahen. Sie studierte Jura an der besten Universität hier in der Nähe, dazu kam sie aus gutem Haus, ihr Vater der Besitzer eines riesigen Industriekonzerns und ihre Mutter Vorstandsmitglied im Museumsverein. Ihre Schwester hatte ihr Studium bereits abgeschlossen und war eine erfolgreiche Dolmetscherin.

„Ach Sara, das ist doch wunderbar“, hörte ich meine Mutter sagen und ich schüttelte nur leicht den Kopf. Das Klavierspiel verstummte, der Zynismus endete damit und ich atmete erleichtert auf.

„Blaine?“, ich musste wohl auf mich aufmerksam gemacht haben. Die grauen Augen meiner Mutter musterten mich abschätzend über den Rand ihrer rahmenlosen Brille.

„Was ist denn Mum?“, ich setzte mich ihr gegenüber.

„Macht Myra Fortschritte?“, sie umfasste ihre Brille an der Seite und legte sie mit spitzen Fingern auf den Tisch.

„Ja, sie wird jetzt die Ballade No. 4 von Chopin spielen“, erklärte ich und faltete die Hände vor mir auf dem Tisch.

„Die Ballade No. 4 von Chopin, sehr schön und wieso spielt sie dann hier immer noch Plaisir d’amour? Sie sollte beginnen das Stück zu spielen, damit sie es auf dem Geburtstag eures Vaters zum Besten geben kann“, bemerkte sie spitz, als sie zum Wohnzimmer schielte in dem Myra gerade zu einer kleinen Fingerübung angesetzt hatte.

„Isa… Miss Florescência meinte, dass sie sich das Stück erst theoretisch erarbeiten muss. Dies wird sie wohl bis zum Essen nicht schaffen“, ich lächelte und innerlich übergab ich mich. Ich hasste dieses Aufgesetzte in unserer Familie, mir tat meine Schwester unheimlich Leid, weil sie immer so gedrängt wurde alles perfekt zu machen, um unsere Familie zu repräsentieren.

„Du wolltest sie beim Vornamen nennen, Blaine. Du weißt, dass sie das nicht gehört“, rief sie mich zur Ordnung wie einen zwölfjährigen Schuljungen.

„Ich weiß, es fällt mir nur schwer, weil sie nur etwas jünger ist als ich“, ich musste es unterdrücken die Augen zu verdrehen.

„Anstand, mein Junge. Wir haben keinerlei Bindung zu dieser Frau, es ist ein rein geschäftliches Verhältnis. Wir haben sie nur ausgewählt, weil sie beeindruckende Empfehlungsschreiben von mehreren ausgezeichneten Orchesterleitern hat, doch wirklich als passend würde ich sie trotzdem nicht bezeichnen“, ich hörte die Abneigung in ihrer Stimme. Ich wusste nicht viel über Isadora, aber anscheinend schienen ihre familiären Hintergründe meiner Mutter nicht wirklich zu passen, aber ich weigerte mich nachzufragen. Ich nickte nur und beendete damit die Unterhaltung, als meine Mutter meine Kapitulation bemerkte nickte sie zufrieden.

„Myra, würdest du nun bitte auch die Freundlichkeit besitzen in die Küche zu kommen, wir wollen essen“, sie griff nach einer kleinen Glocke und unsere Dienstmädchen Lucy und Charlotte brachten das Essen an den gedeckten Tisch.

Sara nahm kurz die Hand meiner Mutter und flüsterte ihr etwas ins Ohr, worauf Mutter nur zustimmend nickte.

„Sara hat mir so eben etwas Wundervolles erzählt, Schatz.“ Ich wusste sofort, dass es für mich nicht so wunderbar sein würde.



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