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Tease

von

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Pannen und andere Peinlichkeiten

Als ich das Schulhaus am späten Nachmittag verlasse und sehe, wie auch Tommy den Heimweg antritt, beschließe ich zu sagen, dass es vielleicht doch ein bisschen heftig war mit der Ohrfeige und dass es nicht so gemeint war.
 

“Ähm…du…warte mal…”

Ich bin wirklich über meinen Schatten gesprungen.

Ich habe wirklich vor, mich bei Tommy zu entschuldigen.
 

Der Angesprochende wendet mir langsam seine Vorderseite zu, seine dichten, schwarzen Haare verdecken seine Augen fast vollständig.

Kein Wort sagt er, außerdem bemerke ich, dass seine Wange noch immer gerötet und wahrscheinlich auch ein wenig geschwollen ist.

“Ich wollt mich nur bei dir entschuldigen”, brumme ich und stelle mich vor den Schwarzhaarigen, der wirklich nur ein paar Zentimeter kleiner als ich zu sein scheint. “Wollt dir keine Klatschen.”

“Da hast du aber Glück, dass ich auf Schmerzen stehe”, grinst plötzlich mein Gegenüber und legt seine Hand auf die rechte Wange, während mein Gesicht vor Schreck erstarrt.

“Wie, du stehst auf Schmerzen?”, frage ich nach, Tommy jedoch scheint das alles ganz gelassen zu nehmen und zuckt die Schultern.

“Sag bloß, du weißt nicht, was Sadomaso ist, Denni?”, erkundigt er sich ungläubig.

Natürlich weiß ich, was das für eine Sexpraktik ist, also ist Tommy doch eine Domina, wenn es das überhaupt als männliche Version gibt.

Naja, Tommy ist ja auch nicht männlich, der ist ein Eunuch!

Wie gerne hätte ich ihm das gesagt.

“Aber wenn du nicht weißt, was das ist, könnte ich es dir heute Abend ja mal demonstrieren, bei einer Flasche Sekt. Wie wärs?”

Na nun trifft mich aber endgültig der Schlag.

Warum komme ich erst auf die bescheuerte Idee, mich dieser Transe vorzustellen und als wäre das noch nicht genug, entschuldige ich mich auch noch für eine wohlverdiente Ohrfeige, die dieser hässlichen Kackbratze auch noch gefallen zu haben scheint.

“Du denkst wohl, ich bin total bescheuert?”, fluche ich und würde am liebsten schon wieder meine Hand erheben, was ich mir aber tunlichst verkneife, schließlich will ich diesem masochistischen Etwas nicht noch einen Gefallen tun. “Lieber würde ich mich einmauern lassen, als mit dir in die Kiste zu steigen, kapier das endlich!”

“Wer sagt denn was von in die Kiste steigen?”, provoziert mich Tommy weiter. “Für Sadomaso braucht man kein Bett, das ist eh viel geiler, wenn man sich an die Wand ketten lässt.”

Fassungslos!

Der ist ja so was von pervers, am liebsten hätte ich ihm seine hässlichen Piercings aus der Fresse geschlagen, aber das macht den ja bestimmt auch noch an.

“Lass dich doch an deinen Blechpickeln an die Wand hängen, und vergiss nicht, den Lederriemen um deinen Hals schön fest zu ziehen. Ich wünsch dir einen elenden Tod. Verrecke doch, Emo-Schwuchtel!”

“Ich bin nicht Emo, ich bin Scene, du Assi!”, ruft mir der personifizierte Ekel noch hinterher, doch ich beschließe, es mit dem Arsch nicht mehr anzugucken und mache mich schleunigst auf zur Bushaltestelle, wohin es mich hoffentlich nicht auch noch verfolgen wird.
 

*****
 

Nachdem ich niemandem mein Leid klagen konnte, treffe ich mich am Nachmittag mit Veronica am Kino.

Ich bin zu früh, stelle ich fest, als ich die Uhrzeit von der Kirchturmuhr ablese, aber das macht nichts.

Zu Hause ist mir fast die Decke auf den Kopf gefallen, und alles nur, weil ich so abgrundtief über diesen Tommy schockiert bin.

Was bildet der sich eigentlich ein!

Zur Ablenkung und Beruhigung stecke ich mir einen Kaugummi in den Mund, Mentolgeschmack für einen kühlen Kopf.

Wie kommt er nur darauf, dass ich Interesse an ihm haben könnte!

Nur weil er schwul ist, muss das noch lange nicht jeder sein.

Und dass ich hin schließlich angequatscht habe ist keine Ausrede, denn man kann wirklich nicht so einfach feststellen, ob er Männlein oder Weiblein ist.

Oder Zwitter.

Ein masochistischer Zwitter, der auch noch auf mich steht.

Na ich dank auch schön.
 

“Hey, Dennis!”

Veronicas lieblige Stimme erlöst mich von meinen Alpträumen.

Ich bekomme gerade so ein Lächeln heraus und ein kleinlautes “Hey”, mehr ist absolut nicht drin nach diesem beschissenen Tag.

“Geht’s dir nicht gut?”, sorgt sich das Mädchen zugleich um mich, das finde ich wirklich sehr süß. “Oder hast du keinen Bock auf Kino? Wir müssen nicht…”

“Doch, doch”, erwidere ich schnell, nehme Veronicas Hand und gehe mit ihr zum Eingang. “Ich weiß ja, dass wir beide noch viel Spaß zusammen haben werden, nicht wahr, Süße?”

“Das hoffe ich doch”, lächelt die Brünette und mir geht es schon ein wenig besser.

Schließlich möchte ich nicht, dass dieses nichtige Wesen mir auch noch einen schönen Nachmittag mit meiner neuen Flamme ruiniert.

Und das wird es nicht, Tommy kann mich mal kreuzweise…

Johnny Depp läuft gerade zur Höchstform auf, während mich seine Taten persönlich überhaupt nicht beeindrucken.

Naja, Hauptsache, Veronica hat ihren Spaß, mein Vergnügen kommt später…

Doch immer wieder funkt mir das Gesicht der Kackbratze dazwischen, wie hämisch seine Lippenpiercings in der Sonne gefunkelt haben, als er mich so blöde anmachte.

Ich muss ihm noch mal eine reinhauen, es geht gar nicht anders.

Das dumme ist nur, dass es ihm gefallen wird…
 

“Du, Veronica?”, frage ich aus heiterem Himmel, weil mir dieses Thema einfach keine Ruhe mehr lässt. “Hast du diese Transe gesehen, diese Neue? Die ist voll abartig und nennt sich Tommy Tease.”

Veronica grinst plötzlich und steckt sich beinahe eine handvoll Popcorn in den Mund, was sie gar nicht mehr so attraktiv und damenhaft erscheinen lässt.

“Der Tommy geht in meine Klasse”, erkärt sie mir kichernd, obwohl ich absolut keinen Grund für diese Reaktion erkennen kann. “Er ist zwar ein bisschen strange, aber so doch ganz okay. Und vor allem witzig.”

Hat sich nun etwa die ganze Welt gegen mich verschworen?

Die Kackbratze muss doch allen eine Gehirnwäsche verpasst haben, denn wer kann den schon nett finden?

Und witzig ist der auch nicht.

Eine Klopapierrolle hat mehr Humor als dieser Tommy.

Veronica ist mir nun auch nicht mehr so sympathisch, wie sie es noch vor ein paar Minuten war.

Vielleicht hat sie Tommy gefragt, ob er ihre Freundin sein möchte, ihre männliche Freundin.

“Klar, da können wir jeden Tag shoppen gehen und Schminktips austauschen, ui, toll!”, wird die Schwuchtel geantwortet haben mit seiner hässlichen Schwuli-Stimme, die ich förmlich hören kann in meinem geistigen Ohr.

Verächtlich schnaube ich vor mich hin, was Veronica bemerkt zu haben scheint.

“Stimmt was nicht?”, erkundigt sie sich und schaut mich noch immer grinsend an. “Warum denkst du eigentlich so genau über Tommy nach? Sag bloß, der gefällt dir? Oh Gott, Dennis, du bist ja bi!”

“Ich bin nicht bi!”, meckere ich.

Warum kommt eigentlich jeder auf die Idee, dass ich homosexuelle Neigungen entwickelt habe, einfach so, über Nacht?

Oder sie denken, als ich Tommy sah, wurde ich rosarot, weil er ja ach so süß und toll und hübsch ist.

Und vor allem unwiderstehlich sexy, so wie er sich selbst zu sehen scheint.

“Ich bin der heiße Schwuchtel-Tommy, ich springe im rosa Tutu durch meine pinkfarbene Welt und streue Blümchen…”

Ist doch so.

Scheiß Gaylord.

Warum verschwende ich überhaupt noch irgendeinen Gedanken an ihn?

Der kann mir doch schnurzpiepe sein, auch wenn er mich total aufregt mit seinem tuntigen Gebahren.
 

*****
 

Warum?

Warum musste mir das passieren, mir, Dennis Superlover, der immer und überall kann?

Verzweifelt vergrabe ich mein Gesicht in meinen Händen, noch immer unbekleidet wegen dem vorangegangenen Geschlechtsverkehr mit Veronica.

Dem versuchten Geschlechtsverkehr mit Veronica.

Ich muss der Tatsache in Auge sehen.

Mein kleiner Freund wollte nicht so wie ich.

Er wollte einfach nicht.

Klein und mickrig blieb er, ich konnte rubbeln und reiben so schnell es ging.

Nichts.

Verdammt.

Die ganze Schule wird erfahren, dass es mit meinen Liebeskünsten dahin ist.

Nie wieder wird ein Mädchen mit mir ausgehen wollen, nie, nie wieder.

Seufzend lasse ich mich nach hinten sinken und blicke an meine weiß tapezierte Wand, meine Lippen presse ich fest aufeinander.

Du bist schuld.

Weil ich dich so sehr hasse, Tommy Tease.

Vor Hass kann ich an nichts anderes mehr denken als an dich.

Da ist immerzu dein Gesicht vor meinem geistigen Auge, deine zierliche Nase, dein zu einem Grinsen verzogener Mund und als wäre das nicht genug, diese Piercings, an denen du mit deiner Zunge gespielt hast, dein Blick von Provokation erfüllt.

Ich hasse dich.

Ich möchte dich verdammen, in dein hässliches Gesicht treten, damit ich nie wieder dein Grinsen sehen muss.

Fick dich aus meinem Leben, Kackbratze.

Sonst muss ich nachhelfen.
 

*****
 

“Wie siehst’n du aus, Alter, haste nich gepennt oder was?”, will Timo am nächsten Tag auf dem Schulhof wissen, auf dem ich am liebsten nicht stehen geblieben wäre, denn es kann ja sein, dass mein Hassobjekt hier aufkreuzt, um ebenfalls am Unterricht teilzunehmen.

“Ich konnt nicht schlafen”, erkäre ich kurz angebunden meinen Kumpels, die hoffentlich noch nichts ahnen von meinem Versagen bei Veronica.

Hektisch schaue ich nach links und rechts, vorne und hinten, puh, Tommy scheint wahrscheinlich erst später Schule haben, denn er ist nirgends zu sehen.

Doch plötzlich tippt mir jemand auf die rechte Schulter.

“Hey, Denni”, werde ich zugleich begrüßt und weiß genau, wem diese zuckersüß flötende Stimme gehört.

Oh nein.

Da habe ich mich gerade zu früh gefreut.

“Wir gehen schon mal in das Klassenzimmer, Alter, wir sehn uns”, grinst Kevin, schnappt Timo am Arm und ich kann sie rigendwas murmeln hören von wegen, jetzt will Dennis mit seinem Freund allein sein und ihn in Ruhe knutschen.

Mein “Ihr könnt mich doch nicht mit diesem…diesem Wesen allein lassen!” wird leider Gottes nicht erhört, meine Kumpels entfernen sich mehr und mehr von mir und anstelle rückt Tommy in mein Blickfeld, der eine große, schwarze Sonnenbrille trägt.

Außerdem ziert heute eine schwarze Krawatte sein ebenso schwarzes Hemd.

“Das war ja keine nette Begrüßung, mein Herr”, bemerkt mein Gegenüber und nimmt die Sonnenbrille aus seinem Gesicht, während ich zum ersten Mal seine Augen richtig erkennen kann, die hellbraun in der Sonne schimmern, als wollte mich die Transe jeden Moment auffressen. “Und auch keine nette Verabschiedung gestern. Oder sind Worte wie “Emo-Schwuchtel” in deinen Augen Komplimente?”

“Kannst du nicht endlich jemand anderen zulabern? Ich kann deine Hackfresse bald nicht mehr sehen.”

Ich klinge böse, haha, hoffentlich sieht Tommy das genauso.

Der aber scheint sich nicht von seiner “Quäl-den-Dennis” Masche abbringen zu lassen, meine Beschimpfungen interessieren den einfach nicht.

“Hey, ich hab doch einen so süßen Kussmund, du kannst ruhig zugeben, dass du gern mal meine Lippen schmecken möchtest.”

Ich gehe nicht weiter drauf ein, denn ich sehe bereits rot.

“Hab ich mich nicht klar ausgedrückt? Fick dich, sonst werde ich richtig böse.”

“Uh, da habe ich aber schon Angst”, meint Tommy gespielt erschrocken. “Willst wohl doch Sadomaso mit mir machen, was? Und übrigens, wie soll ich mich denn ficken? Mit dem Finger? Das macht aber keinen Spaß. Viel schöner wäre es, du würdest mir helfen.”

Mit erhobener Hand stehe ich da, kurz davor, ihm erneut eine zu klatschen.

“Ich will dir nicht bei deinen Fickspielchen helfen. Lass dir von jemand anderen das Gehirn rausvögeln. Oh, ich vergaß, das ist ja bereits geschehen, so viel Grütze, wie du laberst.”

“Warum regst du dich eigentlich so auf?”, provoziert mich der Schwarzhaarige in einer Seelenruhge weiter. “Wohl schlechten Sex gehabt, wie? Tja, selber schuld, wenn du mich von der Bettkante schubst. Das mit mir, das hätte wenigstens Qualität. Und du weißt ja, Qualität geht vor Quantität. Da kannst du noch mit so vielen Jungs und Mädels ins Bett gehen, so viel Spaß wie mit mir hättest du mit niemandem. Das sag ich dir.”

Mit diesen Worten lässt er mich stehen und ich kann nur noch verdutzt hinter ihm hergucken.

Der ist ja so was von sich und seinen Liebeskünsten überzeugt, bestimmt passiert dem nicht so eine Panne im Bett wie mir gestern.

Aber wer will schon mit dem schlafen, das ist ja abartig!

Qualität und Quantität, pah.

Soll er doch auf den Strich gehen und dort alten Männern seine Qualitäten zeigen.

Bei mir zieht das nicht.

Ich bin doch kein Homo.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-07-18T15:32:04+00:00 18.07.2010 17:32
ey wie krass ist das denn tease fällt echt immer ne erwiederung ein! ich find das sau lustig wie der so ruhig bleit!!
mir gefällt das kapi und die ff!!!!!!


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