SHOCK : Silent City
Dieses Kapitel ist meinen lieben Freunden Yuki und Ouka gewidmet...
Sie haben zwei Charaktere "gewonnen"; Yuki ist Ayako *g* und Ouka...
einfach Ouka ^^
SHOCK
Session 1 : Silent City
"Mach nicht so ein besorgtes Gesicht, Hijiri," rief der blonde Manager
über seinen Rücken hinweg und hob die Hand zum Gruß. "Fuu ist schon
erwachsen."
Die Verbindungstür schloß sich mit einem Klicken.
"Das ist es ja, was mir Sorgen macht," sagte Hijiri leise. "Fuu..."
"Komm, wir gehen." Ryuichi klopfte dem Bruder seiner Freundin auf die
Schultern.
Im Flugzeug war Shuichi fast so fröhlich wie sonst, als er mit Staunen die
üppige Ausstattung des Jets gesehen hatte.
"Das ist ja... unglaublich !" sagte er bewundernd.
Die Sitze des Flugzeugs bestanden aus weichem weißen Leder und
waren nicht wie in einem regulären Flieger in Reihen geordnet, sondern
standen weit auseinander und hatten jeweils einen eigenen Tisch.
Es gab auch eine Sitzecke für mehrere Personen und eine kleine Bar, die
aus Mahagoniholz geschnitzt war.
Der Boden war mit Teppich ausgelegt, die Wände dagegeb mit feinem
Stoff...
"Ist ja wie im Märchen !" sagte Fuu beeindruckt und inspizierte das Bad.
Sie quiete. "Wow !" marmorne Fliesen... einfach nur ein Traum, dachte
Fuu.
"Medina Corp. tut alles, um den Komfort ihrer Künstler zu erleichtern,"
sagte Kinya lächelnd und streckte sich in einem Sitz lässig aus. "Ihr seid
in den USA schon sehr beliebt und die Fans dort sind weitaus
begeisterungsfähiger als hier bei euch."
K kam als letzter ins Flugzeug und drängte sich unauffällig zwischen das
Blickfeld von Kinya und Fuu.
"Darling, wieso setzt du dich nicht darüber ans Fenster ?" er schob sie
mit sanfter Gewalt auf die andere Seite und sah sich dann nach Sakano
um.
Dieser saß schon angeschnallt auf einem der Sitze und war blaß um die
Nase.
"Sag mir jetzt nicht, du hast auch noch Flugangst." sagte K und ließ sich
neben ihm nieder.
"D-doch..." stammelte der Producer und seine Hände krallten sich in das
Leder.
"Ich wüßte nicht, wovor du nicht Angst hättest, Sakano-san," feixte
Fuu und bekam dafür einen Klaps von K.
"Ich hau mich aufs Ohr." sagte Hiro.
"Wie kannst du jetzt nur ans schlafen denken ?" fragte Suguru etwas
aufgebracht und wedelte mit einem Blatt vor ihm hin und her. "Du
könntest ein Blick auf das neuste Lied von Eiri-san werfen..."
"Später..." murmelte Hiro und schloß die Augen.
USA. New York.
"Ayako ? Ayako, ich weiß, daß du da bist, mach endlich auf !" eine helle
Stimme erklang von der anderen Seite der Tür und jemand trommelte
dagegen. "Ayako !"
Die Tür wurde aufgerissen und eine schlanke Frau mit blitzenden
grünblauen Augen funkelte den frühen Besucher im weißen
Morgenmantel an.
"Weißt du wie spät es ist ?" fauchte sie, "Es ist vier Uhr morgens !"
"Ach, beruhig dich doch !" der unangemeldete Besuch entpuppte sich als
junges Mädchen, etwa 17 Jahre alt, mit leicht gewelltem hellbraunem
Haar und aufgeweckten blauen Augen.
"Ich hab große Neuigkeiten !" sagte es und drängte Ayako einfach weg,
um in die Wohnung zu gelangen.
Sie war modern und großzügig geschnitten.
Wenn man eintrat, blickte man zuerst auf das gewaltige Fenster, daß eine
ganze Wand ersetzte, dann die in pastellfarben gehaltenen Möbel, den
dezenten Orientteppich und eine Bar an der linken Seite.
Ayako knallte die Tür zu. Sie war wirklich hundemüde; sie war erst vor drei
Stunden nach Hause gekommen und wäre am liebsten gleich im stehen
eingeschlafen.
"Hast du hier auch was für Kinder ?" fragte das Mädchen zwinkernd und
deutete auf die Hausbar. "Hm, Scotch, Baileys... Whiskey...."
"Ouka, nun sag schon was los ist." Ayako schlang ihren Morgenmantel
enger an sich und setzte sich in einen Sessel.
Die als Ouka angeredete schmollte ein wenig, dann schwang sie sich auf
einen der vier Barhocker und baumelte mit den Beinen.
"Rate mal, für wen Papa die nächsten Konzerte organisiert."
Ayakok sah sie nur unbeteiligt an. "Du weißt doch, ich habe kein Interesse
an seinen Aktivitäten..."
"Bad Luck !" strahlte Ouka und machte ein Siegeszeichen, "Ich hab zwei
VIP Pässe bekommen und dachte, ich bring dir auch einen mit."
Ouka war ein hoffnungsloser Bad Luck Fan, seit dem sie rein zufällig vor
drei Monaten durchs Internet ein Video gesehen hatte.
Ayako befand, daß es keine schlechte Musik war, sie war sogar sehr gut
und das war ein wirklich großes Lob, denn normalerweise bevorzugte sie
ruhigen und geühlvollen Soul...
"Was soll ich denn damit," sagte sie, strich sich das Haar aus dem
Gesicht und legte den einzigen Ohrring an ihrem linken Ohr frei.
Ouka zog geräuschvoll die Luft ein und griff in ihre Jackentasche.
"Hier, das ist der Pass... nur mal so, falls du Lust hast, einen der
Konzerte zu hören."
"Sie kommen doch erst im nächsten Monat hier her." sagte Ayako.
"Nein," Ouka schüttelte den Kopf und ihre Augen blitzten schelmisch, "Du
weißt doch, TJ...."
"...Mr. White." korrigierte sie Ayako.
"Okay, Mr. White hat mir verraten, daß sie gleich nach ihren Konzerten in
L.A. und Chicago nach New York kommen werden, weil die drei Konzerte
hier restlos ausverkauft waren, werden sie halt früher kommen und noch
ein Extrakonzert geben..."
Ayako schloß kurz die Augen.
Sie hatte lange nichts mehr aus Japan gehört, dachte sie, nicht nur Musik,
auch keine Nachrichten oder sonst etwas... sie schaute sowieso nicht viel
fern, aber als sie von Ouka einen Film von Bad Lucks Auftritt bekommen
hatte, war sie sogleich von den Texten fasziniert gewesen... und von dem
drängenden Rhytmus, der die Zuhörer förmlich in die Musik reinzog.
Dieses Mädchen... Ayako runzelte die Stirn, diese blauen Haare... sie kam
ihr irgendwie bekannt vor....
Ouka betrachtete Ayako ein wenig erstaunt.
Aus den feinen Gesichtszügen ihrer Schwester, nein, ihrer
Stiefschwester, war nichts zu deuten, dachte Ouka und stand schließlich
auf.
"Hm, ich geh dann wieder..." sagte sie und Ayako schüttelte den Kopf.
"Kommt nicht in Frage, wenn du schon mal hier bist, kannst du gleich
frühstücken... du hast doch heute nichts ? Es ist Samstag."
Ouka lächelte glücklich. "Nein, ich hab frei." es geschah viel zu selten,
daß sie Ayako ganz für sich alleine hatte, seit sie vor drei Jahren
ausgezogen war...
"Hmmm..." Fuu räkelte sich schläfrig und bemerkte, daß sie ihre Beine
nicht mehr bewegen konnte.
Als sie an sich heruntersah, sah sie, daß Shuichi sich an sie gekuschelt
hatte und als Kissen benutzte.
Fuu lächelte ein wenig und schob sich ein Kissen unter ihren Kopf.
Sie hatte gar nicht richtig gemerkt, daß sie auf dem Sofa der Sitzecke
eingeschlafen war...
"Yuki..." murmelte Shuichi im Schlaf und seufzte glücklich.
Vorsichtig befreite sich Fuu aus der Umklammerung und stand auf.
"Uargh !" sie streckte sich und rieb sich über die Stirn. Wie spät es jetzt
wohl war ?
Sie warf einen Blick in die Runde und bemerkte, daß alle friedlich
schliefen.
"K..." sie stupste ihren Cousin an, "Hey.... K !"
"Was ist ?" fragte er mit wacher Stimme, aber mit geschlossenen Augen.
"Kann ich dein Handy benutzen ?"
Er drückte es ihr in die Hand. "Es gibt noch ein Bordtelefon..."
"Ja, bei der Sitzecke, aber Shuichi schläft und ich will ihn nicht wecken."
Jetzt sah K sie doch an, belustigt. "Aber mich weckst du dafür, hm ?"
Fuu verzog sich in eine Ecke, wo sie ungestört reden konnte und wählte
eine Nummer.
"Hallo ?" fragte eine rauchige Stimme verschlafen, "Wer ist da ?"
"Ryuichi ?"
Es war die Nummer ihres Bruders, aber da Ryuichi vor ein paar Wochen
bei ihnen ausgezogen war, wohnte er auch in Hijiris Dojo.
"Fuu, Liebes... ist alles in Ordnung ?" fragte er und ihr wurde ganz warm
ums Herz.
"Hm, ja, alles bestens... wir fliegen noch."
Sie konnte förmlich spüren, wie er lächelte.
"Ich - ich wollte nur mal deine Stimme hören," murmelte sie und mußte
auch lächeln.
"Schon Heimweh ?" fragte er und setzte sich auf den Boden, neben dem
Telefon, "Hijiri und ich vermissen dich jetzt schon sehr."
Später.
Shuichi wachte auf, als er etwas schweres auf seiner Brust spürte.
"Fuu ?"
Nachdem Fuu fast die halbe Nacht telefoniert hatte, hatte sie kurzerhand
den Sänger als Kissenersatz benutzt, da er, als sie zurückkam, ihren Platz
auf dem Sofa eingenommen hatte...
"Morgen." grummelte sie und er wurde ein wenig rot.
"Äh... Fuu...."
Sie bekam selbst einen Schreck als sein Gesicht knapp vor ihrem
auftauchte und purzelte hinunter.
"Shuichi ! Mußt du mir so einen Schrecken einjagen ?" sie rieb sich den
schmerzenden Kopf und gähnte ausgiebig.
"Was macht ihr schon so einen Krach ?" Hiro lugte mit nassen Haaren
aus dem Bad raus.
"Nichts." sagte Fuu, "Wo sind wir jetzt ?"
"Noch vier Stunden, dann sind wir in Los Angeles." kam die Antwort von
Suguru, "Ihr solltet einen Happen essen !"
Shuichi preßte sich seine Nase am Fenster platt, als er versuchte, einen
Blick nach draußen zu erhaschen.
"Es sieht schon von oben toll aus," sagte er begeistert, "Amerika !" er
wandte sich zu Fuu herum. "Es muß toll für dich sein, wieder hier her zu
kommen, oder ?"
Fuu nickte nur gedankenverloren; über die Zeit in den USA sprach sie
nicht besonders viel, es war zwar ihre Kindheit, aber die meiste Zeit hatte
sie mit K zusammen verbracht und war Abends, wo andere neunjährige
längst schlafen sollten, auf Konzerten und Partys gewesen.
"Sehr geehrte Damen und Herren, wir befinden uns im Anflug auf den
Flughafen von Los Angeles, bitte nehmen sie ihre Sitze ein und schnallen
sie sich an, bis das grüne Symbol über ihren Kopf wieder leuchtet."
ertönte eine Ansage.
"Wir landen !" nun war auch Suguru begeistert und nur Fuu und Hiro
schienen äußerlich ruhig zu sein.
Die riesige Maschiene landete fast ohne zu ruckeln auf dem Boden und
rollte gemächlich über das Feld.
"Wir sind da." K schnallte sich sein Waffenhalfter um und zog sich sein
Jackett darüber.
Sakano war von dem langen Flug völlig erschöpft und wurde von K
geschüttelt.
"Schlapp machen kannst du später, in drei Monaten !" erklärte der
resolute Manager.
Er trat zuerst hinnaus und setzte seine Sonnenbrille auf.
"Schön, wieder zu Hause zu sein," sagte er leise und trat in das
gleißende Sonnenlicht.
"Herzlich Willkommen." ein Chauffeur in Livree stand vor einer langen
schwarzen Limousine und empfing sie.
Als Shuichi und seine Freunde aus dem Flugzeug die offene Treppe
hinunterstiegen, wurden sie mit Ohrenbetäubenden Kreischen und Jubel
begrüßt.
Etwas perplex starrten sie auf die Absperrung und die ca. zweihundert
Menschen dahinter.
"Ich habe euch ja gesagt, daß ihr hier schon berühmt seid." lächelte
Kinya und stieg in die Limousine. "Kommt, euer Gepäck wird ins Hotel
gebracht, dort fahren wir jetzt auch hin, um die Organisation usw. werden
sich K-san und Sakano-san schon kümmern... ihr solltet euch erst einmal
vom Jetlag erholen."
Wie im Traum nahm Shuichi den Jubel wahr.
Ich kann es nicht glauben ! dachte er und ein Blick auf Hiro, Suguru und
Fuu bestätigte ihm, daß die drei es auch noch nicht ganz fassen konnten.
"Wo wohen wir denn für die Zeit ?" fragte Fuu K, "Ich hab vergessen, mir
den Bericht von dir durchzulesen..."
"Ihr wohnt natürlich im Ritz." sagte K, "Eure erste Probe ist für
Übermorgen angesetzt, das erste Konzert ist wie geplant in zehn Tagen,
dann gibt es einen Abstecher ins örtlicher Fernsehstudio."
"Puh, das geht ja Schlag auf Schlag," meinte Hiro, "Dann gehts doch
weiter nach Chicago, oder ?"
"Ihr habt in New York viel mehr Zeit," antwortete K, "um euch die Stadt
anzuschauen."
Vor dem Hotel erwartete sie zum Glück kein Blitzlichtgewitter und sie
konnten unbehelligt aussteigen.
Kinya stieg zwar auch aus, verabschiedete sich aber.
"Ich werde in der Firma gebraucht," erklärte er, "Wir werden uns bei den
Proben übermorgen wiedersehen."
Geführt von einem Hotelbutler wurden sie ins luxuriöse Innere des Hotels
gebracht.
"Bitte hier entlang, meine Herrschaften." einige Hotelpagen hatten schon
das Gepäck in einen Schiebewagen getürmt und zum Aufzug geschoben.
"Unser Zimmer ist am anderen Ende des vierzehnten Flurs," erklärte K
ihnen unterwegs, wer mit "uns" gemeint war, war sonnenklar, denn
Sakano lief ein wenig rot an. "Eure Suite ist im selben Flur."
Fuu wurde hellhörig. "Was sagst du da, ich soll mit ihnen zusammen in
einem Zimmer schlafen ?"
Die Jungs waren nun ebenso rot wie Sakano, aber K winkte lachend ab.
"No way, Unsinn, die Suite hat mehrere Zimmer.... nun geht schon, wir
sehen uns nachher, wir kommen zum Mittagessen zu euch rüber."
Weg waren K und Sakano und Fuu hatte keine andere Wahl, als den
Hotelpagen und ihren drei Freunden hinterher zu trotten.
"Bitte." der Page öffnete die Tür und sie traten ein.
"Wow..."
Genau wie ihr Flugzeug, war auch die Suite mit allem nötigen und
unnötigen ausgestattet.
Das Wohnzimmer war mit antik aussehenden Möbeln versehen, auf der
rechten Seite ging es zu den Zimmern und links gab es eine Art
Esszimmer und eine Terasse ins Freie.
Hiro steckte dem Pagen ein Trinkgeld zu und nahm das Gepäck in
Empfag.
"Ich nehme das Zimmer hier." strahlte Fuu und hüpfte vor einem in blauer
Farbe eingerichteten Raum auf und ab.
"Wieso wechselt eigentlich deine Stimmung von einer Sekunde zur
nächsten ?" wollte Hiro wissen und trug ihr ganz Gentlemen, ihre Koffer,
einen nach den anderen hinnein.
Fuu antwortete nicht, sondern warf sich auf das Bett.
"Findet ihr nicht, daß das hier für zwei Wochen nicht zu fein ist ?" fragte
Suguru von außen, "Ich meine, dann gehts nach Chicago und dort
bleiben wir auch nur so kurz..."
"Wir sind das eben wert." sagte Fuu und seufzte glücklich, "Diese
Flugzeugsitze sind einfach viel zu hart !"
Gutmütig gab Hiro ihr einen Schubs. "Geh lieber duschen, dann fühlst du
dich gleich viel besser... bis gleich."
Er schloß die Tür hinter sich und Fuu gab sich einen Ruck.
"Alles da," meinte sie beindruckt, ihr Zimmer war sehr groß geschnitten
und hatte sogar einen eigenen Balkon... und ein hübsches, ebenfalls
geräumiges Bad mit einer riesigen Badewanne.
Ihre Schultern waren ganz versteift und sie beschloß, ein Bad zu nehmen.
Ein wenig faulenzen, solange es noch geht... dachte Fuu grinsend und
öffnete einen Koffer, um neue Kleider heraus zu nehmen.
Willkommen in den Vereinigten Staaten von Amerika...