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Inspector Black und das Mysterium des toten Zwillings

Eine KuroFye-FF (Kap.10 lädt)
von

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Das Verbrechen in einer Nussschale

Oh Gott. Dieses Kapitel kommt mir vor wie eine pure Notwendigkeit. Fühlt euch frei, Notizen zu machen. XD
 

Disclaimer: Alle Charaktere sind Bestandteil des CLAMPversums und gehören nicht mir, ebenso wenig wie die Songtexte oder Zitate, die ich verwende. Ich will kein Geld machen, ich will nur unterhalten.

Erwähnung real existierender Schriftsteller inbegriffen.

--
 

For this dance we move with each other

There ain't no other step

Than one foot

Right in front of the other
 

One Republic, “Marchin’ On”
 

Der nächste Morgen begann frisch und schlug innerhalb von wenigen Stunden zu subtropischen Verhältnissen um. Zudem war es Mittwoch, die Mitte der Woche... nicht gerade der beste Zeitpunkt, um sich einen neuen Job zu suchen, noch dazu, wenn es nur auf unbestimmte Zeit war. Aber Kobato Hanato war ein Mädchen, das in ärmlichen Verhältnissen lebte und obwohl ihr Boss ihr bezahlten Urlaub zugesagt hatte, so lange das Cat’s Eye geschlossen bleiben würde, wollte sie nicht daheim bleiben. Das Mobiliar ihrer Wohnung bestand eigentlich nur aus einem Futon und anstatt sich zu Hause zu langweilen, war sie sich sicher, dass irgendwo in der Stadt jemand ihre Hilfe gebrauchen konnte.

In ihrem Bestreben stets und bei allem ihr Bestes zu geben, eilte sie durch die Straßen und fragte jeden Passanten, ob sie ihm helfen könne. Was zu einigen merkwürdigen Situationen führte. Die Details sind der Fantasie des Lesers überlassen, es sei nur so viel gesagt: sie konnte sich glücklich schätzen, niedliche Kleider zu tragen, die ihre gute Figur verbargen.[1]

Vor einem Elektroladen blieb sie plötzlich stehen und blickte auf die im Schaufenster ausgestellten Fernseher, die alle auf die Nachrichtensender eingestellt waren.

Kobato-chan schlug sich die Hände vor den Mund und... kreischte. Der Ton war so markerschütternd, dass sich sogar ihr eigenes langes Haar zu sträuben und aufzurichten schien. Leute drehten sich nach ihr um und begannen zu tuscheln, aber die Sechzehnjährige bemerkte es nicht. Sie war zu beschäftigt damit zu fragen: Warum hat Fye-san mir kein Wort davon erzählt?
 

Kurogane parkte seinen Wagen auf dem Parklatz des Präsidiums. Während er die Asphaltdecke überquerte, riss er plötzlich den Kopf zu Seite. Hatte da nicht gerade eben jemand geschrieen? Er schüttelte den Kopf, überzeugt, dass es sich wohl doch nur um ein Hirngespinst gehandelt hatte und betrat dann den Seiteneingang des Backsteingemäuers.

Als er an seinem Büro angelangt war, stellte er fest, dass Syaoran und Tomoyo am vorigen Abend bereits eine weiße Tafel mit den Tatortfotos präpariert hatten. Die Bilder waren in einer Art Mind Map ausgerichtet. Sakura saß neben der Tafel und las sich in Icchans Obduktionsbericht ein.

„Wo steckt der andere Bengel?“, fragte Kurogane, dem nicht entgangen war, dass Syaoron fehlte.

„Er kommt heut nicht“, antwortete Syaoran, „Er hat sich gestern Abend den Arm gebrochen und ist momentan noch im Krankenhaus. Aber Mokona hat mir seine Notizen von gestern gegeben.“

„Wie hat er denn das angestellt?“ knurrte Kurogane und versuchte zu rekapitulieren, ob der Junge irgendwelche gefährlichen Sportarten machte. Basketball und Bogenschießen waren die einzigen, die ihm einfielen.

„Sein Bücherregal ist umgekippt.“

Der Detective Inspector zuckte mit den Schultern und murmelte: „Na ja, was soll’s. Lässt sich ja nicht ändern. Dann fangen wir mal an zusammenzufassen, was wir über das Opfer wissen.“

Das war das Stichwort für den jüngeren Li-Zwilling. Der junge Mann holte seinen Notizblock hervor und begann laut vorzulesen: „Yuui de Fluorite, Schriftsteller. Alter: 35 Jahre wenn man den Fanseiten im Internet und seinem Führerschein glauben will, aber das Geburtsdatum ließ sich nicht verifizieren.“

„Was meinst du damit?“, hakte Tomoyo nach, die neben Sakura auf einem der Schreibtische saß und die Beine baumeln ließ.

„Mokona hat in den Rechnern der französischen Behörden nach einer Kopie der Geburtsakte gesucht aber da war nur der Hinweis darauf, dass das Dokument verschollen ist. Der erste Hinweis auf die Zwillinge ließ sich vor achtundzwanzig Jahren finden, als sie in einem französischen Waisenhaus aufgenommen wurden. Alles davor liegt im Dunkeln, ich konnte nicht einmal die Namen der Eltern ermitteln, geschweige denn, was ihnen zugestoßen ist. Sie wurden noch im selben Jahr eingeschult und absolvierten die Grundschule in nur fünf Jahren. Mit zwölf Jahren kamen sie in einer Pflegefamilie in Bangor, Maine unter. Ich habe mir das extra noch mal von der Einwanderungsbehörde bestätigen lassen. Es existieren keine Jugendstrafakten und keiner von beiden ist jemals auffällig geworden, sieht man davon ab, dass Yuui-san es in die Zeitung geschafft hat, als er mit fünfzehn Jahren einen regionalen Kurzgeschichtenwettbewerb gewann. Nach dem High School Abschluss zogen die Zwillinge nach Clow City, studierten am Tsubasa Science College Lebensmittelchemie. Fye-san brach das Studium nach dem ersten Semester ab und machte eine Ausbildung als Konditor, Yuui-san wechselte in den Studiengang Chemie. Während der Studienzeit schrieb er schon die ersten Bücher, überwiegend Vampirromane, die sich aber nur mäßig verkauften.“

„Bis 1994!“, warf Tomoyo dazwischen, „Nachdem Interview mit einem Vampir von Anne Rice verfilmt wurde, stieg die Nachfrage nach Vampirromanen stark an und Yuui-samas Romane wurden in neuer Auflage mit größerer Stückzahl herausgebracht. Das ist eigentlich ein Jammer, denn so wurde ein erster Roman in den Schatten gestellt, der absolut nichts mit Vampiren zu tun hat. Kinder Valerias, so hieß er, glaube ich. Der war richtig gut, aber er ist leider vergriffen. Ich kann mich gar nicht mehr richtig an die Geschichte erinnern, aber er war so traurig und hatte so viel Tiefgang... im Vergleich dazu ist die Schwingen der Nacht Reihe nur seichte erotische Massenproduktion. Gerade so, als hätte er vergessen...“

„Tomoyo!“ unterbrach Kurogane den Vortrag seiner kleinen „Schwester“ barsch, „Heb’ dir das für deinen Buchclub auf.“

„Ich dachte nur, die Werke zu interpretieren könnte Aufschluss über den Autor geben“, erklärte die Fotografin und warf sich ein paar ihrer langen dunkelvioletten Strähnen über die Schulter.

„Schon, aber wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“

Syaoran kratzte sich verlegen am Kopf und wartete ab, ob die Diskussion damit beendet war, bevor er fortfuhr: „Ähm... ja. Von da an ging’s mit der Karriere steil bergauf. Die Flourite-Zwillinge zogen für drei Jahre nach Italien, wo Fye-san eine Ausbildung zum Koch machte und Yuui-san die ersten drei Bände seiner Märchen-Chronik verfasste, die aber nach wie vor bei ’Ushagi Books’ hier in Clow City verlegt wurden. Als die Zwillinge dann in die Vereinigten Staaten zurück kehrten, arbeitete Fye-san für ein italienisches Restaurant-Café während Yuui-san gelegentlich durch die Bundesstaaten reiste um seine Romane zu promoten.“ Der Junge machte eine Pause, blätterte.

„Wie sieht es mit der finanziellen Situation aus? Wer bezahlt die Wohnung? Wer hat das Café bezahlt? Gibt es Testamente oder Versicherungen?“

„Das ’Cat’s Eye’ wurde erst vor knapp einem Jahr eröffnet, als Besitzer ist nur Fye de Flourite eingetragen, das legt also nahe, dass er das Café aus seinem eigenen Kapital bezahlt hat, die Zwillinge besitzen nämlich kein gemeinsames Konto. Das Appartement ist gekauft, nicht gemietet, als Besitzer ist Yuui de Flourite eingetragen. Keiner von beiden besitzt eine Lebensversicherung, aber Fye-san hat eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Beide haben Testamente verfasst, aber der Notar wollte mir den Inhalt natürlich nicht verraten. In Ermangelung weiterer Verwandte ist der Begünstigte wahrscheinlich der jeweils andere Zwilling.“

’Moment. Der Junge hat sogar den Notar angerufen? Wann bitte hat er geschlafen?’ Den schwarzen Schatten unter Syaorans Augen nach zu urteilen hatte der Brünette überhaupt nicht geschlafen. Kurogane schwor sich, dem Jungen später eine Standpauke zu halten.

„Sonst noch etwas?“

„Beide spendeten regelmäßig Geld für eine Organisation, die sich um Waisenkinder kümmert, deren Eltern Krankheiten oder Verbrechen zum Opfer fielen.“

„Kleine?“, sagte Kurogane und Sakura blickte zu dem größeren Mann herüber. Sie wusste genau, dass das an sie adressiert war, da der Detective Inspector Tomoyo als einziges Mitglied des Teams mit Vornamen anzusprechen pflegte. Oder mit überhaupt irgendeinem Namen.

„Hast du die medizinischen Akten der Zwillinge?“

„Nur die von Yuui-san. Um alte Verletzungen besser identifizieren zu können. Warum?“

Himmel, wer hatte nur das mit dem –san eingeführt? Sonst hieß es doch auch nur „das Opfer“ oder „der Verstorbene“... und dabei wäre es vermutlich auch geblieben, wenn sich dieser grinsende Idiot nicht dazwischen gedrängt hätte. „Versuch, auch die von dem Anderen zu kriegen. Ich will wissen, ob einer von Beiden eine unheilbare Krankheit hatte. Nicht, dass wir unsere Zeit hier wegen einem Gnadentod verschwenden.“

Inspector Kurogane Suwa war kein Mensch, der viel Vertrauen in die Freundlichkeit der menschlichen Natur setzte. Er erkannte Gutherzigkeit, wenn er ihr begegnete, wusste aber gleichzeitig, dass das die Ausnahme war. Ganz besonders wenn es um das Thema Geld ging.

Altruistik?

Ein Mythos. Der Mensch kümmerte sich einen Scheißdreck um die Dinge, die ihn nicht betrafen; also mussten die Zwillinge betroffen sein. Betroffen gewesen sein. Was auch immer. Spenden dienten nur der Beruhigung des eigenen Gewissens, deshalb vermutete Kurogane, dass die Eltern der Zwillinge ebenfalls einer Krankheit zum Opfer gefallen waren. Die zweite Option wäre ein Verbrechen gewesen, aber dann hätte es eine Polizeiakte gegeben... und Schlagzeilen. Da sie über die Eltern nichts wussten, ließ sich diese Theorie schlecht nachweisen, aber manchmal erbten Kinder von ihren Eltern nicht nur schlechte Gewohnheiten...

„Okay. Tomoyo hast du was herausgefunden?“

„Das letzte Buch, das Yuui de Fluorite heraus gebracht hat, hat für ziemlich viel Wirbel gesorgt. Es gab sogar einige Fans, die bei den Terminen für die Lesungen Proteste angezettelt haben. Natürlich kann man diese Leute kaum zu den wahren Fans zählen, die in der Lage sind, den wahren Tiefgang und die Schönheit von Yuui-samas Werken...“

„Tomoyo!“ Kuroganes Zähne knirschten vor Ungeduld. „Der Grund für den Krawall.“

„Erinnerst du dich noch daran, wie ich gestern sagte, Rotkäppchen habe endlich ihre wahre Liebe gefunden? Im ersten Roman begegnet sie einem Wolfsmädchen namens Mimi, die beiden werden so etwas wie Rivalinnen, können sich nicht wirklich ab, aber das Schicksal will es so, dass die beiden einander immer wieder begegnen und Mimi rettet Rotkäppchens Leben bei der ein oder anderen Gelegenheit, verliert sogar ein Auge dabei. In dem, neuesten Werk wird Mimis Vergangenheit ein wenig näher beleuchtet, die voller Blut und Schuldgefühlen ist, aber als Rotkäppchen davon erfährt, muss sie feststellen, dass es ihr egal ist, was...“

„Der Grund, keine komplette Rezension!“

„Es stellt sich heraus, dass Mimi die Erwählte von Rotkäppchens Herzen ist. Und weil die Romane in einer Art Märchenwelt spielen, werden sie von vielen Kindern gelesen, deren Eltern ein Problem mit der neuen Wendung hatten. Es gab Proteste, der Roman sei sodomitisch und homoerotisch, dabei ist Erotik genau das, was in diesem Buch nicht vorkommt, ganz im Gegensatz zu den Vampirromanen, die strotzen nur so davon.“

„Wie schlimm war es?“, hakte der Schwarzhaarige nach und erstickte somit eventuelle literarische Ausschweifungen schon im Keim.

„Fliegendes Gemüse und Bücherverbrennungen. Vor allem in den kleineren, streng christlichen Gemeinden mit einem Durchschnittsalter von 50.“

Kurogane blinzelte verständnislos.

„Die christlichen Fans wollten sicher gehen, dass man nicht alle Anhänger ihrer Religion für kleingeistige, verstockte und homophobe Idioten hält, deshalb haben sie Stellungnahmen auf der Homepage hinterlassen“, fügte das violetthaarige Mädchen hinzu. Ihr Bruder starrte auf das Tatortfoto, das die Hand des Toten zeigte, die einen Rosenkranz festhielt. Sicher kein Zufall.

„Aber die de Fluorites selbst gehören keiner Religion an?“

„Oh, wie das mit Fye-san ist, weiß ich nicht, aber Yuui-sama hat auf seiner Website geschrieben, dass er einige Zeit lang ein Hexer war. Das hat ihm auch den Spitznamen ’Magier der Worte’ eingebracht.“

„Ein Hexer“, echote Kurogane.

„Ein Wiccaner.“

Verständnislose Blicke auch von Syaoran und Sakura.

„Fälschlicherweise oft mit Satanisten verwechselt. Aber das war, bevor er richtig berühmt wurde und als er beitrat, hörte er auf, Vampirromane zu schreiben. Wiccanismus ist eine friedfertige, sehr naturorientierte Glaubensrichtung. Rotkäppchen zeigt deutliche Züge einer Wiccanerin, aber keiner der Fans hat sich je beschwert, weil Religion an sich nie ein Thema der Bücher war. Die Fähigkeit, an etwas zu glauben, ja. Aber keine Theologie.“

„Was haben die Kritiker gesagt?“

„Das, was sie immer sagen. Pseudoharmonischer Soft-Crime-Schwachsinn. Die Verkaufszahlen hat das allerdings nicht beeinflusst; die meisten Leser scheren sich nicht viel um die Kritiken.“

Wodurch die Möglichkeit, dass der Autor es sich mit einem der Kritiker verscherzt hatte, unwahrscheinlicher erschien. Kurogane massierte sich die Schläfen. Er musste das ganze erst mal verarbeiten. Dafür gab er sich ganze zehn Sekunden, dann fragte er Sakura nach ihren Ergebnissen.

„Icchan hat den Todeszeitpunkt eingegrenzt auf zwischen ein und zwei Uhr morgens.“

Der Schwarzhaarige Inspector blickte auf die Telefonliste, die sein Detective Sergeant ihm gegeben hatte. Er hatte sie bereits mit den Telefonnummern abgeglichen, die Fye ihm gegeben hatte und festgestellt, dass der Blonde die Wahrheit gesagt hatte. Der letzte Anruf, der von Fyes Handy getätigt worden war, war an den Verleger des Opfers gegangen; der letzte eingegangene Einruf stammte von einer unterdrückten Rufnummer, Uhrzeit: 2:48 Uhr.

„Der Autor war also schon tot, als der Bruder angerufen wurde. Ein oder zwei Stunden sind definitiv genug um die Leiche zu drapieren.“

„Der Täter hat also angerufen, nachdem er die Vorbereitungen abgeschlossen hatte!“. Schlussfolgerte Syaoran und machte ein ernstes Gesicht, „Wozu? Wollte er sicher gehen, dass Fye-san seinen Bruder unbedingt in dieser Aufmachung sah? Das würde ja bedeuten...“

„Dass diese Anordnung von größter Wichtigkeit ist“, beendete Sakura den Satz. Dann fiel ihr wieder ein, dass sie dran war ihre (beziehungsweise Icchans) Ergebnisse vorzutragen. „Die Schusswunde war definitiv die Todesursache. Beide Kugeln durchschlugen das Herz von vorn in einem annähernd rechten Winkel, keine von ihnen streifte eine Rippe. Icchan meinte, das sei das Werk eines Profis gewesen. Die Ergebnisse der Blutanalyse sind noch nicht da, aber die Leber war nicht außergewöhnlich groß und das Gewebe zeigte keinerlei Anzeichen von Zirrhose, das Opfer war also kein Alkoholiker. Und auch kein Raucher – die Lunge war frei von Ablagerungen.“

„Schmauchspuren?“

„Weder an den Händen, noch an der Eintrittswunde, der Schütze hatte also in einiger Entfernung gestanden. Wenn man den Eintrittswinkel der Kugel bedenkt, muss der Täter seinen Arm ganz gerade ausgestreckt haben und seine Schulterhöhe müsste auf derselben Höhe wie Yuui-sans Herz gelegen haben, vorausgesetzt, beide standen auf gleicher Ebene. Mit anderen Worten, der Schütze war definitiv kleiner als Yuui-san.“

„Es gab keine Abwehrspuren richtig?“, hakte Syaoran nach und Sakura-chan nickte. „Es gab also kein Handgemenge. Und da Yuui-san nicht in den Rücken geschossen wurde, hat er seinen Mörder also gesehen. Und er hat sich nicht vom Fleck gerührt, als der Schuss abgegeben wurde.“ Der Brünette grübelte, spielte in Gedanken einige Szenarien durch, die zu dieser Situation geführt haben könnten. „Der Täter hätte ein Bekannter oder auch ein Fremder sein können. Das lässt sich schwer sagen, so lange wir nicht wissen, wie genau der Tathergang war. Aber in der Halle gab es keine Videokameras. Bleibt also nur die Frage, wieso hatte Yuui-san sich in die Fabrikhalle locken lassen, mitten in der Nacht?“

Das war die Frage aller Fragen.

„Vielleicht...“, murmelte Tomoyo, „Yuui-san hatte doch eine Verabredung, nicht wahr?“

Syaoran rieb sich den Hinterkopf und brachte sein ohnehin wuscheliges braunes Haar noch mehr durcheinander. Er sagte: „Schon, aber wir wissen nicht mit wem. Oder ob seine Verabredung irgendetwas mit den Umständen seines Todes zu tun hatte.“

Tomoyo war nicht nur ein großer Fan von Yuui de Flourites Büchern, von Klatsch und Tratsch und nicht zuletzt von Sakura, nein, sie sah sich auch viel zu viele Krimis an, die natürlich selten etwas mit der Realität ihres Jobs zu tun hatten, daher verwunderte niemanden, wie haarsträubend ihre Theorie war: „Was, wenn der Mörder ein Auftragskiller war, der den Auftrag hatte, Yuui-sama um den Finger zu wickeln? Wenn der Aufenthaltsort Teil des Dates war? Candlelight-Dinner mitten in der Nacht, bei Vollmond, absolut ungestört, als würde der Rest der Welt nicht mehr existieren...“ Tomoyo bekam glitzernde Augen bei dem Gedanken, während Sakura nur schmunzelte.

„Ich weiß nicht, ich könnte mir romantischere Orte vorstellen“, meinte das fuchshaarige Mädchen lachend.

„Aber wenn das Feuer der Leidenschaft erst mal Besitz von einem ergriffen hat, dann ist es egal, wo man ist, so lange man bei der Person ist, die man liebt.“ Die Fotografin zwinkerte ihrer Freundin zu, die prompt rot wurde im Gesicht.[2]

„Haben wir denn schon den Wagen des Opfers gefunden?“, platzte Kurogane dazwischen, dem das Liebesgeflüster langsam etwas zuviel wurde. Arbeit und Privates sollte nun mal getrennt bleiben.

Syaoran schüttelte den Kopf. „Ich habe mir von Fye-san das Nummernschild und die Beschreibung geben lassen und die Informationen an die Streife weiter gegeben, aber bis jetzt keine Rückmeldung.“

Der DI nickte, blätterte einen Ausdruck von Mokonas Analyse der Kugeln durch. Wie zu erwarten war, stammten beide aus derselben Waffe. Neun Millimeter. Das war schlecht. Jeder Idiot konnte sich eine 9mm zulegen; und die meisten Polizisten besaßen eine.

Hinzu kam, dass die Riefungen des Profils nicht in der Datenbank verzeichnet waren.

Der Lauf jeder Waffe ist anders, bedingt durch die Herstellung. Wenn eine Kugel abgefeuert wird, entstehen durch die Fehlstellen und Unregelmäßigkeiten im Lauf Riefen an den Rändern des Projektils, auch das Kugelprofil genannt. Während die Größe, Zusammensetzung und Form der Kugel eine Aussage über das Kaliber der Waffe gab (vorausgesetzt, das Projektil war nicht zu stark verformt), entsprach das Kugelprofil einem Fingerabdruck und war für jede Waffe einzigartig. Es war üblich, das Profil einzuscannen und mit einer Fallnummer in einer Datenbank abzuspeichern. Dass die Datenbanksuche keinen Treffer ergeben hatte, bedeutete also, dass die Tatwaffe nicht bereits vorher bei einem Verbrechen verwendet wurde. Zumindest für kein Verbrechen in den Vereinigten Staaten.

„Bengel?“

„Ja, Kurogane-san?“

„Sag dem Fellknäuel, es soll die Kugel noch durch die italienische und die französische Datenbank jagen, wenn wir Zugriff kriegen.“

„Ist gut.“

„Die Frage ist nur, was hat es mit dem Süßkram auf sich? Und wo kommt der her?“, murmelte Kurogane mehr zu sich selbst als zu seinem Team.

Schweigen.

„Ich könnte Syaoron anrufen und fragen, ob es einen Weg gibt, festzustellen, welche Firma das Marzipan herstellt, aber so lange wir nicht wissen, in welchem Laden es gekauft wurde, bekommen wir keine Liste der Käufer.“

„Ich frage mich...“, setzte Tomoyo an und legte eine künstlerische Pause ein.

Die Pause wurde länger. Und länger.

„Wenn du was sagen willst, dann sag es auch!“, schnauzte Kurogane und Tomoyo kicherte.

„Ich dachte nur gerade, das sieht mir ganz nach einer Botschaft aus, nicht? Und da der Täter sogar riskiert hat, Fye-san persönlich anzurufen, sollten wir vielleicht-“

„Kommt nicht in Frage!“

„Aber, Onii-san, was, wenn es eine Anspielung auf die Bücher ist? Die Rosen, die Erbse und die Matratzen.“

„Du hast die Bücher doch auch gelesen, also sag du mir, was das Ganze soll.“

„Das ist was anderes“, winkte Tomoyo ab, „Ich kannte den Autor nicht so gut. Vielleicht steckt da noch etwas dahinter, das dem einfachen Leser verborgen bleiben würde.“

„Und wenn schon. Ich will nicht, dass dieser Kerl mir in meiner Ermittlung herum pfuscht.“

„Welcher Kerl denn, Kuro-puu?“, fragte eine heitere Stimme an der Tür.

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To be continued...

~^.^~

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[1] Kobato Band 2, Splash-Page von Kapitel 15. Ich dachte nur: OMG, das Mädchen hat Brüste! Allerdings hat das wohl seinen Sinn, dass sie Kleider trägt, die elfjährigen schmeicheln würden, es passt besser zu ihrer Persönlichkeit. Kobato ist... das genaue Gegenteil einer Lolita.

[2] Ob Tomoyo hier wohl wirklich auf Sakura und Syaoran anspielt, wie Sakura vermutet, bleibt eurer Interpretation überlassen...
 

Und? Was habe ich gesagt? Pure Notwendigkeit, weil es ja ein Krimi ist, aber leider null KuroFye-Action. Tja, wenigstens habt ihr ein wenig von der Teamdynamik mitbekommen. ^.^ Das nächste Kapitel macht es wieder wett, ich verspreche es. Und das übernächste erst! Oh, glaubt mir, die richtig guten Sachen kommen noch. Ich wünschte nur, ich wäre nicht so tranig im Hochladen. Gott, es tut mir ja so Leid…

*heult rum*

Der Kapiteltitel ist übrigens eine Anspielung auf die englische Redewendung „in a nutshell“, was so viel bedeutet wie „grob zusammengefasst“ oder „aufs nötigste reduziert“. Auch wenn der Titel etwas mehr an Däumelinchen erinnert, aber das ist bestimmt okay, wegen der Märchenchronik.
 

Vorschau:

[...]Selbst wenn Fye diesen Blick falsch interpretiert hätte; die ruhige, eisige Stimme des Inspectors ließ keinen Zweifel offen, dass der Schwarzhaarige seine ganze Beherrschung aufbringe musste um den Hinterbliebenen nicht an die nächstbeste Wand zu nageln.[...]



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Feuchen
2012-01-02T07:29:53+00:00 02.01.2012 08:29
Uii~
ich mag die Ff ^.^ und deinen Schreibstil wirklich =D
mal davon abgesehen, dass ich in letzter Zeit eh so 'n Krimi-Fan geworden bin und dann auch noch dazu, da konnte ich gar nicht widerstehen, das zu lesen und ich bin so etwas von begeistert, wie gut du das schreibst! *-*
Nyo~ bin jetzt wirklich mal gespannt, was da noch so kommt in dem Fall~ x3
Von: abgemeldet
2011-12-09T21:18:41+00:00 09.12.2011 22:18
Yay, ein neues Kapi! ^~^
Tomoyos Theorie klingt wirklich etwas arg gewagt XD"
Auf die Auflösung des Tathergangs bin ich echt gespannt.
Um die Vergangenheit der Zwillinge besser zu verstehen, würde es vielleicht nichts schaden, wenn das Team doch mal einen Blick in Yuuis erstes Buch werfen würde. Vielleicht liegt es ja irgendwo vergraben in Tomoyos Bücherregal oder sie bekommen es über ein Antiquariat...
(-> auch wenn es nicht existiert, ich würd das Buch sehr gern lesen XD).
Dass Kurogane nicht erpicht darauf ist, Fye bei den Ermittlungen die ganze Zeit um sich rum zu haben kann ich von seinem Standpunkt aus zwar verstehen, aber wo bliebe denn sonst für uns der Spaß? XDD

Ich wünsch dir einen schönen dritten Advent ^^

Grüßle, Puffie~
Von:  Meekamii
2011-12-09T19:48:54+00:00 09.12.2011 20:48
Aaah endlich gehts weiter ^^ Joa diesmal war nicht so viel Fay dabei, aber wie man zum Schluss lesen konnte ist er ja aufgetaucht und hat wahrscheinlich alles mitgehört?! Ôo Könnte ich mir gut vorstellen das er gelauscht hat. Bin mal gespannt wer der Täter war und was der für einen Grund hatte. Na klar, wie Yui trapiert wurde war ganz bestimmt nicht zufällig. Mimi hat doch ein Auge verloren in dem Buch und yui hatte ne Rose auf einem Auge was dafür stehen könnte und eben an das Buch angelehnt ist. Naja bin mal gespannt wie das weitergeht ^^
Von:  Jinee94
2011-12-07T21:01:22+00:00 07.12.2011 22:01
UHHH es geht weiter!!
Es war schwer nach der langen Zeit wieder erst reinzukommen und du hast recht..du bist tranig im hochladen *kicher*
Ich fand es gut das es mal ein Kapitel gab wo die TEamarbeit gezeigt wurde und wie sie alles über den Lebenden ermitteln xDD geil
Und wo dann am ende noch Yuui kam, auch wenn ih ihn etwas mehr gern dabei gehabt hätte *Fye aka Yuui liebt* xD das war ein geiler abschluss für das Kapitel! :D
hoffe es geht schnell weiter ^-^


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