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Inspector Black und das Mysterium des toten Zwillings

Eine KuroFye-FF (Kap.10 lädt)
von

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Privatsphäre

Disclaimer: Alle Charaktere sind Bestandteil des CLAMPversums und gehören nicht mir, ebenso wenig wie die Songtexte oder Zitate, die ich verwende. Ich will kein Geld machen, ich will nur unterhalten.

Erwähnung real existierender Schriftsteller inbegriffen.

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Ich will nicht lügen und ich tu es doch

Ich wollt’ es üben und das tu ich noch

Ich würd’ gern sagen, was mich quält geht vorbei

Und dann, dann sehe ich uns zwei
 

Juli, “Wenn du mich lässt”
 

Fünf Minuten vergingen.

Zehn Minuten.

Kurogane stieß einen lautlosen Fluch aus und legte das Buch weg, in dem er geblättert hatte.

War ja klar gewesen. Das hab’ ich nun davon.

Er überlegte, einfach in den Raum zu platzen und schob es dann noch ein wenig vor sich her. Fein, wenn Blondie so lange nachdenken musste, konnte er sich derweil all den schmutzigen kleinen Details widmen, die zuerst verschwiegen wurden. Kurogane schnappte sich die Packung Wegwerfhandschuhe, die er aus seinem Wagen mitgenommen hatte und fing mit der Durchsuchung an. Er beschloss, bei dem Ort zu beginnen, an dem Erfahrungsgemäß die schmutzigsten Geheimnisse lauerten.
 

Das Bad war schnell gefunden. Es war der einzige Raum, dessen Tür weiß gestrichen war, die anderen waren als Buche-Nachbildung belassen worden. Kurogane drückte die silberne Klinke aus kaltem Edelstahl herunter, trat ein und – atmete scharf ein. Das Badezimmer war riesig, gemessen an den Verhältnissen, in denen der Schwarzhaarige lebte. Der Boden war in einem weiß-schwarzen Schachbrettmuster gefliest, wies eine Eckduschkabine für zwei und eine ebenso große Wanne auf, außerdem eine Toilette und eines dieser Fußreinigungsbecken.

Okay, die Zwillinge waren reich.

Über dem Waschbecken hing wie erwartet ein kleines Arzneischränkchen, dessen drei Türen mit Spiegeln versehen waren. Rechte Tür: Zahnputzzeug, Diverse Pflegeprodukte. Haargel.

Nächste Tür: Medikamente. Hustensaft, Zäpfchen, Salbe gegen Insektenstiche. Das heftigste, was man hier vorfand war Aspirin. Nichts, was auf eine Sucht oder eine chronische Erkrankung schließen ließ, sie hatten nicht mal einen blöden Inhalator.

Die linke und letzte Tür: Rasierzeug. Pinsel, Aftershave für empfindliche Haut, Rasierschaum und –klingen.

Rasierklingen...

(So lange ich denken kann, habe ich für dich gelebt und du für mich.)

Kurogane blickte auf seine Uhr. Zwanzig Minuten, seit Fye sich zurück gezogen hatte. Das Vierfache des Zeitlimits, das ihm gegeben wurde. Was gab es da so lange zu bedenken? Was...

(Eine Person, ..., die ihn mit der Welt verbindet.)

Etwas beunruhigte ihn. Vielleicht lag es ja nur an der Widmung, die er gelesen hatte und die Fragen, die sie in seinem Kopf aufgeworfen hatte, aber es gefiel ihm gar nicht, dass der blonde Idiot gar nichts von sich hören ließ. Und um die Paranoia komplett zu machen, hörte der Inspector plötzlich Syaorons Stimme in seinem Verstand widerhallen.

(„Wenn man den anderen dann plötzlich verliert ist das, als würde man einen Teil von sich selbst verlieren.“)

Die nachmittägliche Sonne glitzerte auf den scharfen Klingen des Rasierers.

„Scheiße!“

Kurogane machte auf dem Absatz kehrt.

Daran, dass der Blonde sich eventuell etwas antun könnte, hatte er noch gar nicht gedacht. Bis jetzt natürlich. Er dachte an das aufgesetzte Lächeln. Die emotionalen Schwankungen. Wenn Fye sich etwas antat... Sie würden ihren wichtigsten Zeugen verlieren. Scheiße noch mal, sie würden ihren einzigen Zeugen verlieren.

Kurogane stürmte in Fyes Raum ohne anzuklopfen. Und blickte in ein Paar leuchtend blauer Augen. Die verwirrt zurück blickten. Der Besitzer dieser blauen Iriden stand vor einem offenen Kleiderschrank, nur mit eng anliegenden Unterhosen und einem locker um die Schultern liegendem, weißem Hemd bekleidet. Letzteres wurde eben zugeknöpft.

„Nanu, Kuro-rin, du siehst ja aus, als hättest du einen Geist gesehen.“

Geist traf es, irgendwie. Obwohl ’Erscheinung’ der wohl passendere Begriff gewesen wäre, so blass wie die Haut des älteren Mannes schimmerte, sie leuchtete schon fast, dort wo die schräg durchs Fenster einfallenden Sonnenstrahlen auf goldene Härchen trafen.[1]

Der Beobachtende war wie festgefroren, da sein Hirn mit der Widersprüchlichkeit dessen, was er sah und dessen, was er erwartet hatte, kämpfte. Und seiner Bewegungsfreiheit beraubt blieb ihm nur eines übrig; weiter zu starren.

„Wenn du vorhattest, mich nackt zu erwischen bist du aber ein wenig zu spät!“, sagte der Blonde und setzte ein Grinsen auf.

„SEH ICH WIE EIN SPANNER AUS?! Deine Zeit ist um.“ Und um diesen Trottel hatte er sich eben noch Sorgen gemacht?

„Ich weiß, aber du hast mich nicht ermahnt, also dachte ich, wenn ich schon mal hier bin, kann ich mich auch gleich umziehen.“ Fye schlüpfte in eine hellblaue Hose mit Drei-Viertel-Länge. „Es sei denn natürlich, meine Kleidung zählt auch zu den Beweisstücken.“

„Schlaf nicht ein dabei“, schnauzte Kurogane und stapfte Türen knallend wieder aus dem Zimmer.

Der Blonde starrte auf die Stelle an welcher der Schwarzhaarige eben noch gestanden hatte. In seinem Leben gab es zur Zeit nichts, was Anlass zur Freude gab, aber als er sich Kuro-wanwans Gesichtsausdruck noch einmal vor Augen rief, stahl sich ein diebisches Schmunzeln auf die blassen Lippen. Kuro-pon ist schüchtern, dachte er nun schon zum zweiten Mal an jenem Tag. Man erwartete von einem so großen, männlichen Kerl nicht gerade, dass er so leicht in Verlegenheit geriet. Es bot eine gute Möglichkeit, von unangenehmen Themen abzulenken. Ja, er konnte den Großen ruhig öfter necken.

Fye griff nach einem Paar Socken aus der Schublade und als er sie auseinander ziehen wollte, fiel ein kleiner Gegenstand heraus und purzelte unter das Bett.

Nanu?

Fye legte sich auf den Boden. Natürlich war es unter dem Bett seines Bruders ebenso ordentlich wie der Rest des Zimmers, sodass das Objekt schnell auszumachen war. Es war ein kleiner Schlüsselanhänger aus Kautschuk in Form eines Pinguins. Der Blonde nahm ihn an sich. Unter dem Kopf, da wo der Hals des Vogels sein sollte, war eine Furche, denn was wie ein Schlüsselanhänger aussah, war in Wirklichkeit ein USB-Stick. Yuui hatte ihn Fye letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt.

Was machte der Datenträger also an so einem Ort? So etwas gehörte in den Schreibtisch, nicht zwischen die Socken wie ein Geheimvorrat an Pot.

Zumal...

Sein Zwilling war ein Café-Besitzer gewesen, wenn er Daten hatte, die es zu sichern gab, dann betrafen sie das Cat’s Eye. Aber dafür reichten auch ein einfaches Laptop-Passwort und einige Sicherheitskopien aus. Warum die Geheimhaltung?

Fye steckte den Datenträger in seine Hosentasche. Vielleicht würde er ihn später Kuro-chi geben, aber nicht bevor er nicht selbst einen Blick darauf geworfen hatte.
 

Was für ein Saustall.

Das Bett war gemacht, aber das schien auch das einzig Ordentliche im (ausgehauchten) Leben von Yuui de Flourite gewesen zu sein. Unter der Lampe auf dem Nachttischchen lag ein Roman: „Bartimäus – die Pforte des Magiers“ von Johnathan Stroud. Der Teppich war dekoriert mit T-Shirts und Hosen in knalligen Farben, auf dem Schreibtisch türmten sich Papiere und Formulare, darüber hing eine Kork-Pinnwand mit Notizzetteln, die an wichtige Termine erinnern sollten.

Das Genie, das versuchte das Chaos zu überblicken.

Kurogane begann mit dem Nachtschränkchen. In der obersten Schublade befanden sich ein Schokoriegel, ein Notizblock mit Kuli, darunter ein Tagebuch. Der schwarzhaarige DI blätterte kurz durch, sich auf die Daten konzentrierend und staunte nicht schlecht. Zwischen den meisten Einträgen lagen Monate, wenn nicht sogar Jahre. Schien, als wäre Yuui de Flourite kein passionierter Tagebuchschreiber gewesen. Aber wer brauchte auch ein Tagebuch, wenn er einen Zwilling hatte, dem er alles erzählen konnte?

Der Inhalt des zweiten Schubfachs hätte kleine Mädchen zum Erröten gebracht. Massageöl, Vaseline und eine Packung Kondome. Von letzterer war das Haltbarkeitsdatum abgelaufen. Da ist wohl jemand seit Jahren nicht mehr zum Schuss gekommen.

„Nicht jeder Homosexuelle ist eine Schlampe, Kuro-sama.“ Fye stand im Türrahmen, die Arme vor der Brust verschränkt.

„Hab ich das laut gesagt?“, fragte Kurogane und schluckte. Es schien, als hätten sie beide mit ein paar Vorurteilen zu kämpfen.

„Ja~ha!“ Schmollend.

Kurogane hielt es nicht für nötig sich zu entschuldigen, nur weil er die Wahrheit gesagt hatte. Der Blonde hingegen schien es für seine Pflicht zu halten, die Ehre seines Bruders zu verteidigen: „In der Öffentlichkeit zu stehen macht einsam.“

„Das war eine Feststellung, keine Wertung.“

Der Ältere schien darüber nachzugrübeln, ob er das dem anderen so durchgehen lassen wollte.

„Kann ich dir helfen?“

„Das Passwort für den Laptop“, brummte der große Mann, während er den Kopf unter die Bettkante steckte. Er fand Staub, einige Heftchen, Schuhkartons und noch mehr Staub. Kurogane ignorierte die Heftchen und zog die Kartons hervor.

„Was ist mit dem Passwort?“, hakte Fye unschuldig nach. Die Arme hinter dem Rücken verschränkend beugte er sich ein wenig nach unten, um besser sehen zu können, was der Inspector so trieb.

„Kennst du es?“ Der Mann strubbelte sich den Staub aus den Haaren.

„Natürlich. Ich bin... ich war sein Zwilling. Yuui und ich hatten keine Geheimnisse voreinander.“

„Abgesehen von dem Deal.“

Fye stimmte nicht zu, sondern lächelte nur und wechselte das Thema: „In den Kisten wirst du Fotos finden. Yuui hat nie viel von Alben gehalten.“

Er kippte den Inhalt des ersten Kartons aus. Polaroids. Eine ganze Menge davon. Die Bilder waren nicht geordnet, nur auf der Rückseite war mit Kuli das Datum gekritzelt worden. Gegebenenfalls stand noch eine Notiz dabei wie „Schulaufführung“ oder „Eröffnung des Cat’s Eye.“

„Wer ist die Kleine?“ Kuroganes großer, gebräunter Finger deutete auf das Foto, das einen der Zwillinge – vermutlich Fye – neben einem jungen Fräulein im Dienstmädchenoutfit zeigte. Sie hatte braune Augen und ein weißes Häubchen thronte auf ihren rotbraunen Haaren, die ihr offen bis auf die Schultern fielen. Die Strähnen, die noch länger waren, hatte sie zu zwei Zöpfen geflochten.

„Das ist Kobato-chan. Kobato Hanato, falls du ihren vollständigen Namen wissen möchtest. Sie arbeitet als Bedienung in meinem Café und... OH GOTT!“

„Was?“

„Ich hab’ vergessen, sie anzurufen. Dass das Cat’s Eye geschlossen bleiben muss. Aber du hattest mein Handy beschlagnahmt... arme Kobato-chan. Wie ich sie kenne, sitzt sie vermutlich immer noch vor der Tür und wartet darauf, das ich komme um aufzuschließen.“

„Das ist nicht dein Ernst.“

„Doch. Sie hat ziemliches Sitzfleisch.“[2]

Der auf dem Boden sitzende seufzte und widerstand dem Drang, sich die Hand vor die Stirn zu schlagen. Das klang so absurd, dass es schon wieder zu dem blonden Schlacks passte, eine solch merkwürdige Person einzustellen. Besagter Schlacks rückte etwas näher an den Fotostapel und ließ sich dann auch auf dem Boden nieder, ein Bild herauspickend. „Und das hier ist Yuui mit seinem Verleger Ashura. Das müsste kurz nach dem Erscheinen des ersten Romans der Märchenchronik gewesen sein.“

Zwei Männer im Anzug lächelten in die Kamera, jeder hatte ein Sektglas in der erhobenen Hand. Der Größere hatte glattes schwarzes Haar, das er, mittig gescheitelt, im Nacken zu einem Zopf zusammen gefasst hatte. In den goldenen Augen lag ein Ausdruck milder Nachsicht, während Yuui de Flourite von einem Ohr zum anderen strahlte. So unterschiedlich konnten die Zwillinge nun auch wieder nicht sein.

„Uuuuh! Und hier ist er als Rotkäppchen bei der Schuleinführung zu sehen!“, rief Fye begeistert aus und während er mit kätzischer Freude ein Polaroid ansah bemerkte er gar nicht, wie der kritische Blick zweier Lithiumflammenroter Augen sich auf ihn richteten.

Keine Regung. Kein Schwärmen in alten Zeiten, kein Tränenausbruch... sein Verhalten deutet nicht darauf hin, dass er trauert. Kurogane runzelte die Brauen so stark, dass sie sich schon fast in der Mitte trafen. Da stimmte was nicht. Fye bemerkte seinen Blick und schenkte ihm ein Grinsen, das zu viele Zähne zeigte. Der Größere wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Foto in seiner Hand zu. Der Schriftsteller trug darauf eine rot umränderte Brille mit Halbmondgläsern.

„Du hast nicht nach der Brille gefragt“, sagte er.

„Huh?“

„Als ich dich zum Tatort gebracht hatte, hast du nicht gefragt, ob wir seine Brille gefunden haben. Du hast auch nicht gesagt, dass sie fehlte. Und Kontaktlinsen trug er auch nicht, die hätte Sakura bemerkt.“

Ein kurzer Moment der Irritation, dann stahl sich das allbekannte Grinsen, das die Augen nie erreichte zurück auf die blassen Lippen. „Er brauchte keine. Seine Augen waren in Ordnung, in dem Gestell ist nur normales Glas. Yuui hat die Brille nur bei öffentlichen Auftritten getragen. Meinte, sie ließe ihn klüger aussehen.“

Kurogane schnaubte, sagte aber nichts dazu. „Dein Bruder hatte nicht grad viele Freunde, nicht wahr?“

„Wie ich schon sagte, Ruhm macht einsam. Man weiß nie, wem man vertrauen kann. Und außerdem... hatte er ja mich.“ Fye fügte nicht an ’und ich hatte ihn’, aber der Andere hatte so das Gefühl, dass er es dachte. Die schmale blasse Hand, die eben noch begeistert Fotos hoch gehalten hatte, sank nun kraftlos auf die überkreuzten Beine. Das maskenhafte Lächeln hielt stand, doch die kristallblauen Augen verloren an Leuchten, wurden trüb. Der Blonde wirkte wie ein liegen gelassenes Spielzeug. Ein Plüschclown, den man in der Ecke liegen gelassen und vergessen hatte.

Ja, Fye wirkte einsam. Aber der Inspector war nicht überzeugt, dass das alles war. Nachdem er einige der Fotos studiert hatte, eröffnete sich ein Bild von Yuui de Flourite, das von einem freundlichen, lebenslustigen Menschen zeugte. Jemandem, der durch seine offene Art keine Probleme gehabt haben dürfte Kontakte zu knüpfen, richtige Freunde zu finden, auf die er sich verlassen und denen er vertrauen konnte.

Hatte der Schriftsteller sich nicht an andere binden wollen?

Und wenn ja... warum?
 

Diese Nacht schlief Kurogane unruhig. Zum Teil mochte das an der Fülle der Informationen liegen, die mit dem neuen Fall einher gingen, aber ein weiterer Grund war, dass er versuchte, sich an etwas zu erinnern. Sein Unterbewusstsein drängte ihn dazu, aber egal, wie oft der Inspector in Gedanken den Tagesablauf rekapitulierte, er konnte es nicht einordnen. Er fand keinen Anhaltspunkt.

Es widersprach seiner Natur.

Vergangenes war vergangen. Erledigt. Nicht mehr zu ändern. Und es sollte keinen Einfluss auf die Gegenwart haben. Die Vergangenheit spielte keine Rolle.

Das Telefon klingelte.

Eine sehr große Hand tastete schläfrig den Nachttisch nach einem Handy ab. Der Besitzer der Hand stöhnte entnervt auf, nahm aber den Anruf entgegen und murmelte etwas, das entfernt nach „Suwa“ klang.

#Kuro-tan?#, fragte die Stimme am anderen Ende der Leitung, begleitet von verhaltenem Schluchzen. Schlagartig war der Inspektor wach. Na ja, wacher. Die Anzeige des Digitalweckers malte neongrün die Ziffern 23:17 in die Dunkelheit. Wenigstens noch vor Mitternacht.

„Was gibt’s?“

#Du...# – ein Schniefen – #..du hast gesagt, ich darf die Stadt nicht verlassen.#

Richtig, das waren seine Worte gewesen, als er Fye seine Visitenkarte in die Hand gedrückt hatte. Aber warum fing der Kerl jetzt davon an? Und wieso klang es so, als würde er weinen?

„Und weiter?“, brummte Kurogane als ihm die Augen wieder zu zufallen drohten.

#Es ist nur so, ich kann nicht in der Wohnung bleiben. Ich halte es hier nicht mehr aus. Ich zieh’ heute noch in das Kaiser Pinguin Hotel. Falls du also noch Rückfragen hast, du findest mich dort unter dem Namen Flowright.# Fyes Stimme wurde mit jedem Wort sicherer.

„Mh-hm“, murmelte der Schwarzhaarige, als er sich zur Seite drehte, das Handy nur halbherzig fest haltend. Er war sogar zu müde, um den Blonden anzuschnauzen, warum er damit nicht bis zum nächsten morgen gewartet hatte.

#Hab’ ich dich geweckt?#

„Ja.“

#Tschuldigung.#

Ein weiteres Grummeln, dann legte der Größere auf und ließ Handy und Arm neben seinem Kopf auf das Kissen sinken. Keine Minute später war er wieder tief eingeschlafen.
 

Fye lauschte eine Weile dem Tuten der gekappten Verbindung und schaltete dann auch sein Mobiltelefon ab. Das ja Yuuis Telefon war. Kurogane hatte das Gerät im Zuge der Durchsuchung in der Küche gefunden. Im Kühlschrank.

Der Zwilling wischte sich eine letzte Träne aus dem Augenwinkel.

„Tut mir Leid, ich wollte Ihnen keinen Kummer bereiten“, meinte Fyes ungeplanter Gast, aber der Angesprochene schüttelte nur den Kopf. Er kehrte zum Sofa zurück und ließ sich neben den brünetten jungen Mann fallen, der noch einen gefassten Eindruck machte.

„Schon gut. Ich bin froh, dass du erst zu mir gekommen bist und mir alles erzählt hast. Jetzt weiß ich wenigstens, dass mein Bruder in seinen letzten Stunden in der Gesellschaft eines Freundes war.“

„Aber, was soll ich denn jetzt tun?“, rief der Kleinere aus, „Ich will Ihnen nicht noch mehr Ärger bereiten, aber ich kann Kurogane-san unmöglich anlügen!“

„Ich verstehe. Dann ist es vielleicht besser, wenn du vorerst nicht zur Arbeit kommst. Lass dich krank schreiben oder so.“

„Aber...“

„Sieh mal, Syaoron-kun, wenn du hingehst und deiner Chefin erzählst, was du mir erzählt hast, dann wird man dich so oder so von dem Fall ausschließen, richtig?“

Der jüngere Li-Zwilling blickte zu Fye auf, sein Gesichtsausdruck war vollkommen ernst. „Kurogane-san wird schrecklich wütend sein, wenn er herausbekommt, dass Sie ihn belogen haben.“

Der Blonde zwang sich zu einem Lächeln. Es hatte nicht den gewünschten Effekt, denn anstatt Selbstsicherheit auszustrahlen wirkte er einfach nur müde. „Ich weiß.“ Er wusste auch, dass es für ihn nützlicher gewesen wäre Syaoron zu überreden an dem Fall weiter zu arbeiten. Das hätte ihm jemanden beschert, der ihn auf dem Laufenden hielt. Aber das wiederum hätte bedeutet die Sympathie, die der Junge für seinen Bruder hegte, schamlos auszunutzen und das brachte er nicht über sich.

„Weißt du, ich glaube Fye mochte dich wirklich gern.“

Der Brünette senkte den Kopf, als hoffte er so die Tränen verbergen zu können, die schon wieder in seinen Augen brannten, wie immer, wenn er an Fye – „seinen“ Fye – zurück dachte. Er konnte jedoch nicht das Zittern in seiner Stimme verhindern, als er fragte: „Wie kommen Sie darauf?“

„Er hat absolute Diskretion bewahrt, als ich versucht habe ihn über dich auszuquetschen. Er wusste genau, wenn er mir auch nur die kleinste Information gab, würde ich nicht eher ruhen, bis ich alles über dich heraus gefunden hätte. Es ist ihm bestimmt nicht leicht gefallen mir gegenüber Stillschweigen zu bewahren, aber er muss wohl geglaubt haben, dass du es wert bist.“

Syaorons Tränen flossen nun doch ungehindert und Fye lehnte den Kopf des jungen Mannes an seine Schulter, damit er seine Trauer dort verstecken konnte. Nein, er hätte sich lieber einen kleinen Finger abgeschnitten als den Jungen für seine Zwecke zu missbrauchen. Außerdem hatte er schon eine Idee, wie er den grummeligen Inspector ein wenig unter Druck setzen konnte.

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To be continued...

~^.^~

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[1] Fye: *glitzernd* „Sag mal... du hast aber nicht vor, mich hier als Twilight-Vampir da stehen zu lassen?“ Ich: „Eher würd’ ich sterben.“ -.-

[2] Ganz im Gegensatz zu dem Plüschtier, das sie ständig „verliert“
 

Geht man davon aus, dass mein Original-Fye dem Yuui aus Horitsuba entspricht, dann ja, haben wir hier ein wenig SyaoYuui. Schlagt mich, wenn ihr wollt, aber ich glaube, die beiden könnten wirklich canon sein.

Wer sich näher für das Pairing interessiert – ich habe kürzlich „December Baby – Yuui und der Junge“ hochgeladen. Dort findet man auch die Erklärung, warum es so still um mich wurde.
 

Vorschau:

[...]Die zweite Option wäre ein Verbrechen gewesen, aber dann hätte es eine Polizeiakte gegeben... und Schlagzeilen. Da sie über die Eltern nichts wussten, ließ sich diese Theorie schlecht nachweisen, aber manchmal erbten Kinder von ihren Eltern nicht nur schlechte Gewohnheiten... [...]



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Jinee94
2011-06-17T09:06:12+00:00 17.06.2011 11:06
Hey :D
Ich habe vorhin angefangen dein Fanfic zu lesen und konnte nichtmehr damit aufhören :)
Du hast mich sogar zum weinen gebracht xD
Ich hoffe die Fanfic geht schnell weiter und es dauert nicht solange wie das letzte kapitel :)freue mich schon :D
Von:  swiss-chocolate
2011-06-09T20:09:16+00:00 09.06.2011 22:09
Ich glaub das der amrme Kurogane auf Sachen stossen wird, die ihm gar nicht gefallen.
Der arme Fye. Hat einfach seine bessere Hälfte verloren. Oder die schlechtere? Auf jeden Fall tut er mir leid.
Bin schon gespannt wies weitergeht. ^^
Lg idi_chan
Von: abgemeldet
2011-06-07T20:16:28+00:00 07.06.2011 22:16
Mir is grad aufgefallen, dass Kurogane mit seiner Einstellung zur Vergangenheit eigentlich den falschen Job hat XD
Denn bei der Mordkommission ist er ja quasi am laufenden Band damit beschäftigt, in der Vergangenheit der mit dem jeweiligen Fall zusammenhängenden Personen herumzustochern. Aber vielleicht hat auch gerade das zu seiner Einstellung beigetragen...so manches Verbrechen würde wohl nicht stattfinden, wenn die Beteiligten nicht so nachtragend wären oô
Nun ja. Mal sehen wann sein Bewusstsein die Güte besitzt, seinem Unterbewusstsein Gehör zu schenken. Wenn es nach Fye geht, muss das sicher nicht so bald sein. Bei ihm bin ich jetzt echt neugierig, wie er sich weiter verhalten wird! Er hat mit der Lüge angefangen, Syaoron kennt die Wahrheit und Kurogane hat Verdacht geschöpft, dass irgendetwas nicht stimmt. Und nun? Noch könnte er mit der Wahrheit herausrücken; das gäbe zwar von Seiten Kuroganes garantiert erst mal höllisch Ärger aber es wäre irgendwann auch gut (von Kuroganes Standpunkt aus zumindest). Fye hat auf mich aber nicht den Eindruck gemacht, als habe er vor, den 'Irrtum' um seine Identität in naher Zukunft aufzuklären. So weit ich das noch im Kopf habe, hat er sich ja bewusst für diesen Tausch entschieden und wenn ihn jetzt nicht einmal das Risiko von Syaorons Mitwissenschaft davon abbringen kann...ich weiß es nicht, dass ist eines der Dinge auf deren Ergebnis ich wirklich gespannt bin! XDD

Ich freu mich aufs nächste Kapi ^-^
Grüßle, Puffie~


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