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Reqium of Darkness & Quiet Symphony

Walker x Kanda
von

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Die gütige Hand

„Aufwachen.“

Ich spürte den Druck einer Hand auf meiner Schulter und wie etwas an mir gerüttelt wurde.

„Wachen Sie auf.“

Hah…?

Ich war doch gerade erst eingeschlafen…

Aber unerbittlich wurde weitergerüttelt und so begann ich zu blinzeln, zwinkerte müde in die Helligkeit des Tages hinein.

Ich musste tief geschlafen haben… die Nacht war sang- und klanglos an mir vorbeigezogen und spätestens, als ich den frühen Besuch erblickte, fiel auch der Rest der Müdigkeit von mir ab. Die Oberschwester war es, die mich um den Schlaf gebracht hatte und neben ihr gab es auch zwei Ärzte, die an der anderen Seite des Bettes standen. Unter ihren Armen klemmten dünne Mappen und von mir aus drifteten ihre Blicke unweigerlich zu dem unberührten Tablett.

„Na endlich sind Sie wach. Sie haben so tief geschlafen.“ Seufzend ließ die Schwester von mir ab und ich rieb mir erst einmal das Gesicht.

„Mm.“ Der jüngere Arzt rückte neben mir an der unberührten Schale, runzelte die Stirn. „Sie haben nichts gegessen. Entgegen der ärztlichen Anordnung?“

Brummend löste ich die Hand von meinem Gesicht, begann mich etwas zu regen und spürte dabei nur einen geringen Schmerz. Kurz hielt ich inne, spannte die Muskeln des verletzten Beines und presste die Lippen aufeinander. In die plötzliche Einsicht vertieft, nahm ich die alten Bewegungen nur stockend auf. „Ich esse keine Suppe.“

„Das sollten Sie“, meldete sich da der andere Arzt zu Wort und während ich der morgendlichen Standpauke keine Beachtung schenkte, begann die Schwester hinter dem Trennvorhang zu werkeln. „Es ist unabdingbar, dass Sie sich möglichst schnell erholen, also sollten Sie kooperieren.“

Mein Bein… ich bettete die Hand auf dem Oberschenkel, tastete, übte auch leichten Druck aus und traf lediglich auf ein leichtes Stechen. Die Nacht war wohl das gewesen, was ich gebraucht hatte. Befreit von den ärgsten Kopfschmerzen und der gröbsten Erschöpfung, setzte ich mich vorsichtig auf.

Es gelang mir beinahe problemlos. Meine Arme offenbarten eine Kraft, die es mir einfach machte und kurz darauf saß ich dort und rieb mir die letzten Strähnen aus dem Gesicht.

In den Genuss der Ärzte kam ich auch weiterhin. Während einer ausführlichen Untersuchung galt es, Fragen zu beantworten und spätestens, als sie etwaige Pflaster und Verbände wechselten, war ich vollends aufmerksam. Keinen ihrer Handgriffe ließ ich mir entgehen und dem Tag war sofort eine neue Chance gegeben, als ich die Gründe für die geringen Schmerzen auch sah, mich wirklich vergewissern konnte.

Es heilte…

Eine Tatsache, die ich stets nur beiläufig wahrgenommen hatte, brachte mir jetzt einen nicht geringen Teil an Zuversicht. Beinahe hatte sich die Haut um die tiefen Schrammen vollends zusammengezogen und doch blieben die Unannehmlichkeiten, als die Ärzte es sich nicht nehmen ließen, dennoch auf den Verletzungen herumzudrücken. Schweigend und mit versteinerter Miene ließ ich all das über mich ergehen und ‚kooperierte’. Beißend stieg mir der Dunst der Desinfektionsmittel in die Nase, raschelnd wurden so einige Verpackungen aufgerissen und auch einen Stich versetzten sie mir.

Es heilte… es heilte wirklich. Die Endlosschleife dieses Gedankens ließ mich zwischen Zufriedenheit und neuem Tatendrang pendeln, nur flüchtig zu der Kanüle lugen, die mir in die Armbeuge gestochen wurde.

Es würde nicht mehr lange dauern, meinten die Ärzte auch bevor sie gingen. Vielleicht zwei Tage, wenn es hochkam und diese Hoffnung ließ mich selbst die nächste strikte Essensanordnung überhören. Es schien sich doch erträglich zu gestalten. Mit diesen Gedanken saß ich bald darauf alleine in dem Zimmer, zerrte an der Decke und betastete den neuen und überaus festen Verband. Der Haut wurde nun gar keine Luft mehr gelassen. Ich zog und rückte, versuchte den Stoff etwas zu lockern und hielt erst inne, als die Tür klickte.

„So, ich bringe Ihnen noch etwas.“ Lächelnd leistete mir die Oberschwester Gesellschaft und auf ihrem Unterarm… ich verzog den Mund… ein voll gestelltes Tablett. Es war beinahe überlastet und mit mangelnder Begeisterung blickte ich all den Schalen, Tellern und Tassen nach. „Diesmal keine Suppe.“

Scheppernd wurde das Tablett auf dem Nachttisch abgestellt und vorsorglich zog ich die Decke über das Bein. Auf weitere Zurechtweisungen hatte ich keine Lust aber auf das, was ich da sah, noch weniger.

Da gab es einen undefinierbaren Salat, Tee, Saft, eine Obstschale und viel von Lebensmitteln der Sorte, die ich noch nie gegessen hatte. Und das mit Grund.

Stirnrunzelnd lehnte ich mich aus dem Bett, lugte in eine kleinere Schale und öffnete sprachlos den Mund.

War das Pudding…?

„Jerry hat sich wieder alle Mühe für Sie gegeben. Und diesmal bestehe ich darauf, dass Sie wirklich etwas essen. Wenn auch nur eine Kleinigkeit. Sie müssen doch furchtbaren Hunger haben.“ Mit diesen Worten zog sie um das Bett herum und bevor ich mich versah, kam mir das Kissen abhanden. Kritisch verfolgte ich, wie sie es aufschüttelte.

Jetzt, wo sie es sagte… seit heute war da durchaus ein gewisses Hungergefühl.

Sofort abgetötet durch diesen Anblick. Ich rieb mir den Mund und begann zu grübeln.

„Wenn Sie nichts essen, werden Sie auch nicht gesund.“

Kurz darauf bekam ich das Kissen auch schon zurück und mit ihm meine Ungestörtheit. Letztendlich hatten ihre Bitten eher einem Befehl geähnelt und mit dieser strikten Verordnung starrte ich auch weiterhin nur auf das Tablett.

Sollte ich nicht etwas Ordentliches essen, um wieder zu Kräften zu kommen? Meinen Augen boten sich nur Kleinigkeiten ungenießbaren Grades und so langte ich nach dem Tee, sobald ich die Erstarrung etwas abgeschüttelt hatte.

Unter einem tiefen Stöhnen schloss ich beide Hände um die Tasse, rückte mich zurecht und machte mich daran, das Bein ins Freie zu wühlen. Der Tee schmeckte nicht übel und ich trank ihn zügig, während mich die Gerüche der noch wartenden Speisen erreichten. Durch den Zug des leicht geöffneten Fensters schweiften sie zu mir und während ich sie vollends unbeachtet ließ, antwortete mein Magen mit einem leisen Knurren.

Ich musste mir etwas einfallen lassen.
 

Flink wurde die Schale von dem Gebäck befreit. Nacheinander bekamen die Stäbchen sie zu fassen und ebenso schnell waren sie im Mund verschwunden. Der Salat war bereits vertilgt, nach dem Brot wurde beiläufig gegriffen und ein einziges Schmatzen und Scheppern erfüllte den Raum, als ich doch etwas gegen das Frühstück unternahm. Schon wurde auch der Löffel in dem Pudding versenkt, während der Mund noch mit dem Gebäck zu kämpfen hatte. Sobald eine Hand wieder frei war, wurde nach den Obststückchen gelangt und gemeinsam mit dem Pudding verschwanden sie im Mund. Träge streckte ich währenddessen die Beine von mir, fuhr mir mit den Handrücken über die Lippen und lugte flüchtig zum Fenster.

Mit einem leisen Schlürfen verschwand auch der Rest des Salates und scheppernd wurden die Stäbchen zurück auf das Tablett geworfen.

„Mm… trimft du dem Waft?“

Kopfschüttelnd wandte ich mich vom Fenster ab und spähte zur anderen Seite. Die Schuhsohlen auf die Bettkante gestemmt, saß der Junge auf dem Stuhl. Das große Tablett auf dem Schoß gelagert, befreite er mich von einer ungemeinen Last und mit wenigen Zügen war auch das Glas geleert.

„If weif gar nif, waf du haft.“ Noch kauend schob sich der Junge weitere Obststücke in den Mund und kurz trafen sich unsere Blicke. „If doch lecker… mm.“

Ich schöpfte tiefen Atem, hob die Brauen und kam letztendlich nicht um ein weiteres Kopfschütteln. Dabei hatte ihn sein Weg direkt vom Frühstück zu mir geführt. Einige Fragen konnte ich auch nach einer langen Zeit nicht beantworten.

Er schluckte hinter, verschaffte sich einen knappen Überblick und als er das Tablett vollends leer vorfand, wurde ich erneut in Augenschein genommen.

„Mmm… sag mal“, gemächlich begann er sich aus der Haltung herauszuwinden. Die Schuhsohlen wurden von der Bettkante gezogen, das Tablett vorsorglich gestützt und beiläufig wurde ein Stäbchen auf mich gerichtet, „… Schonkost für Kranke, Krankenbesuche…“, er lehnte sich aus dem Stuhl, schob das Tablett auf eine nahe Ablage. „Gestern sahst du nicht so aus, als könntest du mir die Frage beantworten.“

Eine Frage, die ich erwartet hatte und während er mit einer knappen Kopfbewegung auf mein Bein wies, streckte ich den Rücken und begann unter ihm zu tasten. Irgendetwas drückte.

„Ich kam mit einer giftigen Chemikalie in Kontakt“, kam ich ihm zuvor, fuhr das Laken mit der Hand nach. „Die Selbstheilung wurde nur blockiert.“

„Eine seltsame Wirkung für ein Gift.“

Endlich wurde ich fündig, ertastete einen Zipfel der Decke und zog ihn hervor. Das Essstäbchen zwischen den Zähnen bewegend, nahm er mich in Augenschein. Ein leises Klackern erfüllte den Raum, als ich seinen Blick knapp erwiderte.

Jegliche Verzierungen trafen unweigerlich auf seinen Argwohn. So war es immer schon gewesen und unter einem leisen Brummen rappelte ich mich auf, stemmte mich nach oben. Sitzen ließ es sich in der Zwischenzeit sehr angenehm und ich ließ ihn warten, lauschte dem leisen Klackern und schob die Füße über die Bettkante.

„Ist doch egal. Ich bin so gut wie gesund.“

Was brachte es, ihm zu sagen, dass ich tot wäre, würde ich nicht über diese Fähigkeiten verfügen?

Für ihn würden die Sorgen bleiben und mir letztendlich nur Vorwürfe.

Mir gegenüber wurde das Stäbchen zwischen den Lippen hervorgezogen und zum Tablett geworfen. Sauber pendelte es sich in eine Tasse ein und ich stemmte die Hand auf die Bettkante, rieb mir mit der anderen den Mund. Die alten Gedanken hatten mich wieder aber letztendlich war das Grübeln keine Notwendigkeit.

Genug der Fragen, genug des Herumliegens und bevor er weitere Nachforschungen anstellte, bekam ich die Unterlippe mit den Zähnen zu fassen und sah mich flüchtig um.

Spätestens jetzt hatte mein Magen eine Kleinigkeit nötig. Ebenso schien der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein, um die Kraft der Beine auszutesten.

„Was machst du da?“ Unbeteiligt verfolgte er, wie ich mich von der Matratze rutschen ließ. Das Stäbchen war nun von den Fingernägeln ersetzt worden und während ich den Boden unter meinen Füßen ertastete, hatte er es auf dem Stuhl immer noch gemütlich.

Die Beine von sich gestreckt, rutschte er noch etwas tiefer und legte den Kopf schief. Gleichsam löste ich mich endlich von der Matratze, gab jegliche Stütze auf und stand aufrecht. Der leichte Schwindel ließ sich mit einem flinken Blinzeln unterjochen und ein geringer Teil an Aufmerksamkeit verschaffte mir auch ausreichendes Gleichgewicht. Auch auf dem einen Bein. Das verletzte Bein stützte ich lediglich auf den Ballen. Noch schnell die Shorts zu Recht gerückt und schon stand mir nichts mehr im Weg. Schweigend saß er neben mir, ließ mich seinen Blick in jedem Moment spüren, in welchem ich abermals um mich spähte und die Standfestigkeit des Beines etwas wagemutiger prüfte, bevor ich mich zu einem nahen Stuhl aufmachte.

„Ich brauche etwas Ordentliches.“

Es ließ sich auftreten und zurückgeblieben war einzig und allein ein offensichtliches Humpeln. Nur bedingt belastend und doch kam ich gut voran, bis ich nach einem wärmenden Mantel griff, der dort über der hölzernen Stuhllehne hing.

„Diesen Kram bekomme ich nicht runter.“ Durchaus noch etwas träge zog ich ihn zu mir, wies mit einem Nicken auf das Tablett und streifte ihn mir über. Die Hand auf dem Nacken gebettet, zog ich das Haar unter dem Kragen hervor, blickte zu dem Jungen und erkannte ein verstohlenes Grinsen auf seinen Lippen, unter dem er die Finger vom Mund löste.

„Um Regeln zu brechen, bist du wohl nie krank genug?“

„Ts.“ Nur knapp hob ich die Hand, winkte ab. „Bleib doch hier und spiel den Gehorsamen.“

Denn ich war nicht bereit, diese Rolle zu übernehmen. Die Beine hatten mein Vertrauen zurück und ich nutzte sie, setzte mich zielstrebig in Bewegung und hörte hinter mir das Knarren des Stuhles.

„Eine andere Wahl lässt du mir nicht?“

Endlich hatte ich die Tür erreicht. Die Klinke war mir nach den wenigen Schritten eine angenehme Stütze und nach einem tiefen Luftholen drückte ich sie hinab. Eine unüberhörbare Unzufriedenheit hatte den Ton seiner Stimme ausgemacht und langsam zog ich die Tür zu mir, lugte durch den Spalt.

Ein angenehmer, kühler Luftzug streifte mein Gesicht, als ich den steinernen Gang mit den Augen erkundete, meine Aufmerksamkeit auch auf sämtliche Geräusche richtete.

Natürlich war es verboten… ich rümpfte die Nase.

Dann mal los.

Ein Tag voller Bettruhe war ein Tag zuviel und zur Hölle, niemand hielt mich auf, nachdem ich einmal auf den Beinen stand. So hob ich die Hand, winkte ihn mit mir und schob mich nach draußen.
 

Leise schallten seine Schritte im steinernen Flur, als er sich dem Treppenhaus näherte. Er erreichte es weit vor mir und während ich die Wand als Stütze nutzte, lehnte er sich nach draußen. Die weißen Strähnen fielen in sein Gesicht, als er nach beiden Seiten spähte. Ein Wink brachte mich jedoch auch nicht dazu, schneller zu sein und so schöpfte ich nur tiefen Atem, stemmte die Hand auf den Oberschenkel und näherte mich dem Treppenhaus.

„Du kriechst herum, wie ein Langhaardackel“, unwirsch stemmte er die Hände in die Hüften, vertrat sich seufzend die Füße. „Wenn du so weitermachst, verhungern wir, bevor wir bei Jerry sind.“

„Halt die Klappe.“ Die Augen verdrehend löste ich mich von der Wand und zog den Mantel enger um meinen Leib. Es war zu offensichtlich und ich hätte es wissen müssen. Er nutzte jede Gelegenheit und liebend gerne meine Situation. Wir mussten nicht hetzen und genauso wenig würde er vor Hunger krepieren.

„Na komm.“ Bequem war er zu mir zurückgekehrt und nur kurz achtete ich auf sein amüsiertes Grinsen, bevor ich auf seine Hand starrte. Er reichte sie mir, nickte mir auffordernd zu. „Wir nehmen einen Umweg… wir schleichen uns an. Ist das nicht spannend?“

„Ts.“ Schnell den Kragen des Mantels gerichtet und beiläufig bekam ich seine Hand zu fassen, nutzte sie als Stütze. „Du bist nur mitgekommen, um dich lustig zu machen.“

„Ah.“ Er winkte ab, ließ mich den Druck seiner Hand spüren, mit welchem er mich von der Wand wegzog. Gleichsam kam er mir entgegen und aufmerksam durchmusterte ich das vor uns liegende Treppenhaus, während er sich unter meinen Arm schob, ihn in seinem Nacken bettete und mein Handgelenk vor seiner Brust umfasste. Seine Größe machte diese Haltung durchaus bequem und unter einem tiefen Atemzug tätschelte ich seine Brust.

„Vielleicht ein ganz kleines bisschen“, schlenderte er neben mir weiter und ich hob die Hand über die Augen, beschattete sie vor dem grellen Licht des Treppenhauses. Es war still um uns. Nur seine Schritte schallten leise neben mir und sicher hielt er mein Handgelenk umfasst, während wir uns einem schmalen, versteckten Gang näherten. „Sieh es als eine Abschreckung“, murmelte er, nebenbei den Arm auf meinem Rücken bettend. Er legte ihn um mich, ließ die Hand auf meinen Rippen ruhen. „Wenn du es noch einmal wagst, in so einem Zustand zurückzukommen, wird sich meine Grausamkeit steigern.“

Wenn sich seine Besorgnis auf so einem Weg offenbarte, fiel es mir leichter, sie für mich anzunehmen. Still und nur andeutungsweise nickte ich in mich hinein, als wir den schmalen Gang erreichten und endlich das Treppenhaus verließen. Das Ziel war nahe und als stünde uns somit ein weiterer Abschied bevor, begann er meine Rippen zu kraulen. Er lief nahe bei mir, hatte es schon vom ersten Augenblick an getan und kurz spähte ich zurück, als ich fremde Schritte vernahm. Sie waren weit entfernt, vermutlich in einer der oberen Etagen und endlich erreichten wir eine unauffällige, blecherne Tür. Wir waren da und kaum waren wir zum Stehen gekommen, begann er sich von mir zu lösen. Ich hob den Arm, gab ihn frei und ebenso rutschte seine Hand von meinem Gelenk. Flüchtig blickte er um sich, stützend fand seine Hand zu meiner Schulter und meine eigene bereits zur Türklinke. Das ordentliche Essen war nicht mehr fern und während er die Wangen aufblähte, nahm ich ihn in Augenschein.

„Bist du noch etwas hier?“

„Mm-mm“, nickend wandte er sich an mich, zupfte an dem Stoff des Mantels. „Komui will mich erst heute Abend sehen. Bis dahin bin ich bei den Wissenschaftlern.“

„Ich komme frühestens morgen raus.“ Tiefen Atem schöpfend, stemmte ich mich auf die Klinke. Mein Bauch rumorte und knurrte. Ebenso meinte ich, bereits so einige Gerüche wahrzunehmen und doch musste ich mir Zeit für weitere Worte nehmen. „Lass dich heute noch mal blicken“, stellte ich klar und seine Lippen verzogen sich abermals unter einem tiefen Grinsen.

„Wieso? Gibt’s bei dir mehr zu tun, als in der Wissenschaftsabteilung?“

„Nimm es, wie du willst.“ Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern. „Deine Rechtfertigungen sind nicht…“, ich wandte das Gesicht, drehte mich zur Seite und erspähte zwei Finger, die in den schmalen Gang einbogen, „… mein Problem“, beendete ich gedämpft und erst jetzt wurde ich darauf aufmerksam, dass der Junge längst beide Hände wieder bei sich hatte. In ein Gespräch vertieft, näherten sich uns die Finder und die Hände in die Hüften stemmend, trat er einen Schritt zurück, legte den Kopf schief. Die Augen verengend, schenkte er den Beiden keine Beachtung, erwiderte meinen Blick verschmitzt.

„Schon in Ordnung.“

Plappernd schoben sich die beiden Finder an uns vorbei und während sich mein Gegenüber nur an der Wange juckte, nahm ich die Störenfriede finster in Augenschein, schürzte die Lippen. Und wir blieben stehen… untätig und unauffällig, als warteten wir auf etwas. Er juckte sich, ich betastete die Klinke und ließ die Finder nicht aus den Augen.

„Wirklich?“ Abrupt hielt der eine inne und auch der andere blieb stehen, nicht weit entfernt, während sich ein erneutes Knurren in unserer gestörten Zweisamkeit erhob. Der Junge hob die Brauen, seine Pupillen senkten sich zu meinem Bauch und ich zog eine Grimasse.

Konnten die beiden nicht einfach verschwinden?!

Gehörte es zu der Ausbildung dieser Nichtsnutze immer zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein?!

Aber sie blieben stehen. Wild gestikulierend, gewann das Gespräch an Aufregung und nach wenigen Augenblicken hob mein Gegenüber kapitulierend die Hände.

„Geh essen“, seufzte er und wirkte dabei auch nicht sonderlich berauscht. Das Fluchen blieb letztendlich aber immer mir überlassen und ich tat es fleißig und still, während meine Augen seine Lippen streiften und ich die Eigenen aufeinander presste.

Ich hätte eine frühere Gelegenheit nutzen müssen… andererseits hatte ich keine Lust, doch noch in den Genuss des Puddings zu kommen und so wandte ich mich murrend der Tür zu und er wandte sich ab. Ein stummes Handheben hatte als Abschied zu genügen und bevor ich mich versah, schlenderte er an mir vorbei und in die Richtung, aus der wir gekommen waren.

Ich sah ihm nicht nach, drückte die Klinke hinab und nahm die beiden jungen Finder abermals und finster in Augenschein. Nur langsam zog ich die Tür zu mir, verengte die Augen, biss die Zähne zusammen… und es dauerte nicht lange, bis sie auf mich aufmerksam wurden. Nur flüchtig spähten sie zu mir, starrten mich kurz darauf jedoch fester und durchaus verstört an. Konfus öffneten sich ihre Münder, aus denen nun kein Wort mehr drang und ich verzog das Gesicht, duckte mich hinter die Tür.

„Idioten…!“

„Hä…?“, drang ein verwirrtes Ächzen an meine Ohren, als ich mich in den unauffälligen Hinterraum der Küche schob.

Hier lagerten ausschließlich Töpfe, Pfannen und Lebensmittel. Ein Zimmer, das nur hin und wieder betreten wurde und die beste Möglichkeit, halbwegs unbeobachtet an Soba-Nudeln zu gelangen. Ich ließ mich Zeit, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, humpelte an den Tischen vorbei und folgte ihrer Fläche mit den Fingerkuppen.

Und ich konnte mich lange damit aufhalten, die Finder zu verfluchen. In diesem Gang, zu dieser Zeit! Ein ganz wunderbarer Zufall und ich rümpfte die Nase, als ich die nächste Tür

öffnete und mich in die große Küche schob. Sofort zog mir das Klirren und Scheppern entgegen. Das Schaben und Brutzeln. Hier wurde permanent gearbeitet und mein Magen meldete sich erneut, gerade so, als wüsste er, wo ich war. Bratenduft zog mir entgegen, als ich mich barfuss durch die Tischreihen schlich. Überall um mich herum arbeiteten kurz darauf die Köche und Hilfsköche an ihren Plätzen und kurz sah ich mir an, was sie da so kreierten. Ganz schön viel entstand unter ihren flinken Händen aber ich hielt nur nach einem Ausschau und es dauerte nicht lange, bis ich seine große Gestalt in der hektischen Masse ausmachte. Ohne zu Zögern machte ich mich auf den Weg zu ihm und mich erwartete genau die Begrüßung, die ich erwartet hatte.

„Kanda!“ Er ächzte entsetzt auf, starrte mich an, als hätte die Meldung über meinen Tod kursiert. Ich erwiderte sein Ächzen gedämpft und lustlos, lehnte die Hüfte gegen einen der Tische und nahm mir vor, mir das Gejammer einfach anzuhören. „Meine Güte, was schleppst du dich denn hierher, Schätzchen?! Du siehst so blass aus… du gehörst ins Bett!“ Er zog die Nase hoch, presste den Kochlöffel in der Hand und ich angelte nach einer losen Strähne. „Du hast dich doch bestimmt rausgeschlichen, nicht wahr?! Wie verantwortungslos von dir!“

„Mm… ja ja.“ Desinteressiert winkte ich ab, rieb mir in derselben Bewegung auch die Augen. „Mach, was du willst aber gib mir davor eine doppelte Portion Soba-Nudeln.“

Er blähte die Wangen auf, schwankte, als verlöre er das Gleichgewicht und schien wirklich kurz zu grübeln. Wenn er wollte, konnte er wirklich die Ärzte rufen und Alarm schlagen. Mein wichtigstes Ziel waren die Nudeln aber das begriff er nicht. Verwirrt wurde mit dem Kochlöffel befuchtelt.

„Aber wie kannst du Hunger haben, bei dem ich was ich dir so liebevoll zubereitet habe?“

„Pudding, Jerry…!“, stieß ich aus. „Das kannst du nicht ernst meinen!“

„Ich dachte nur, besondere Situationen sorgen für einen besonderen Appetit?“ Der Kochlöffel wurde sinken gelassen und mir blieb nichts anderes übrig, als eine Grimasse zu schneiden. Nebenbei zog ich an dem Mantel, zog ihn etwas enger… und unweigerlich richtete sich Jerrys Aufmerksamkeit auch auf diesen. Zielstrebig lenkten sich seine Augen auf meine nackte Brust und rutschten tiefer bis zu meinen Füßen, deren Zehen sich frei auf dem steinernen Boden regten.

„Du hast ja nicht einmal etwas Ordentliches an!“ Er begann zu seufzen und zu ächzen und ich verdrehte die Augen, kämpfte mit meiner mangelnden Geduld.

„Könntest du mir einfach nur…“

„So wirst du doch gleich wieder krank!!“ Theatralisch und am Ende der Nerven wies er mit dem Kochlöffel auf meine Füße und von dieser Inbrunst verwirrt, folgte ich der Geste und starrte auf meine Zehen. „Wenn das die Ärzte…“

„Je eher ich Soba-Nudeln kriege“, unterbrach ich ihn endlich und rigoros, „… desto eher bin ich wieder im Bett!“

„Aber…“, misstrauisch hob er an und ich verschränkte die Arme vor der Brust, starrte strikt zur Seite.

„Ohne Soba-Nudeln gehe ich nicht.“

„Oh… Gott!“ Unter einem gebrochenen Ächzen rutschte er in sich zusammen, ließ fast den Kochlöffel fallen. Unauffällig beobachtete ich ihn aus den Augenwinkeln. „Schon gut. Bei dir kann ich einfach nicht ‚nein’ sagen.“
 

Klackernd wendete ich die Stäbchen zwischen den Fingern, rückte kurz auf dem Hocker herum und winkelte das gesunde Bein auf dem dünnen Polster an. Ich zog die Ferse zu mir, beugte mich über den Tisch und hielt die Nase in den vertrauten und wunderbaren Dunst der fertigen Nudeln. Nur kurz, bevor ich die Stäbchen in dem Berg versenkte und zu essen begann.

Vielleicht würde mir diese Mahlzeit schwer im Magen liegen aber sobald ich zu kauen begann, war mir all das völlig egal. Genau das hatte mir auf dem Tablett gefehlt.

Ich hatte es mir in einer Ecke der Küche bequem gemacht. Das verletzte Bein von mir gestreckt und versteckt in einem hinteren Winkel, konnte ich das Essen in aller Ruhe genießen. Ungestört jedoch nicht zulange.

Nur beiläufig achtete ich auf die Gestalt Jerrys, die nach kurzer Zeit hinter mir auftauchte, fischte lieber nach den nächsten Nudeln und hielt dennoch inne, bevor ich sie zum Mund hob. Die Augen auf den Teller gerichtet, runzelte ich die Stirn, blieb reglos sitzen.

„Was soll das.“

„Wenn ich schon nachgebe…!“, erhob sich seine Stimme entschlossen in meinem Rücken, während seine Hände nicht weniger entschlossen an der Decke zupften, die plötzlich über meinen Schultern lag, „… dann habe ich auch die Pflicht, dafür zu sorgen, dass du dich nicht noch erkältest!“

Eine Erkältung…?

Die Nudeln rutschten mir von den Stäbchen, als ich den Kopf zur Seite wandte.

„Ich war noch kein einziges Mal erkä…!“

„Nichts da!“ Resolut ging seine große Hand auf meine Schulter nieder, ließ mich augenblicklich verstummen. „Die Decke bleibt, wo sie ist! Und jetzt iss, damit du schnell wieder ins Bett kommst!“

Somit schlug er noch einmal zu und wortlos sah ich ihm nach, als er davon stürzte.

Mm… tja…

Langsam wieder nach den Nudeln fischend, tastete ich nach der Decke, zog sie etwas tiefer über meine Schultern und ließ sie dort liegen. Da konnte man wohl nichts machen. Auch von dem Lärm der Küche ließ ich mich nicht stören, vertiefte mich allein in das Essen und stieß ein befreites Ächzen aus, als der Teller leer und mein Magen gefüllt war. Das verstand ich unter einer Stärkung… Schonkost war etwas für alte Leute!

Noch schnell den Teller zurückgebracht und Jerry von einer weiteren Standpauke abgehalten und schon war ich auf dem Rückweg zum Krankenflügel. Es war stressig. Ich hatte mir viel anhören dürfen aber das war es mir wert gewesen und mit meiner Zufriedenheit stand es etwas besser, als ich mein Zimmer erreichte, aufmerksam hineinspähte und mich hinein schob.

Wenn ich Glück hatte, war es niemandem aufgefallen. Und wenn nicht… ich hatte die Nudeln gegessen, mir war alles egal.

Schlürfend und hinkend ließ ich so den Trennvorhang hinter mir, tastete mich über die Lehne des Stuhles und ertappte mich dabei, wie ich tief Luft holte und mit großer Bereitwilligkeit auf das Bett zusteuerte. Der Weg war anstrengend gewesen, die Bewegung vielleicht zuviel und ich gab mich einem Gähnen hin, als ich mir den Stoff von den Schultern streifte, den Mantel zum Stuhl zurückwarf und die Hände auf die Matratze stemmte. Mein Bein brauchte Entspannung. So oder so würde es mir nicht schaden, mich noch etwas auszuruhen. Allein der Gedanke, dass mich weiterer Übermut auch weiterhin und länger an das Bett band, brachte mich schnell auf die Matratze. Nach der Decke gegriffen, das Kissen zurechtgezogen und ich holte tief Luft, sobald ich lag, schloss auch die Augen. Das Liegen war lange nicht mehr so angenehm gewesen und ich ließ mein Bein pulsieren und die anderen beiden Verletzungen kneifen. Keine große Sache, dafür war ich satt.
 

„Oh.“ Das Gesicht der Oberschwester wurde von einer sonnigen Verblüffung befallen. Kurz nachdem sie hereingestürmt war und das Tablett erspäht hatte. Von den leeren Schalen und Tellern blickte sie zu mir und lächelte.

Es war wirklich niemandem aufgefallen…?

War das ein gutes Zeichen, dass es mir so leicht gemacht wurde?

„Und?“ Zufrieden nahm sie das Tablett an sich. „Da fühlt man sich sofort besser, nicht wahr?“

„Mm“, stimmte ich zu und weinte dem Geschirr nicht nach, als es zurück zur Tür getragen wurde. „Wenn Sie sich heute Abend besser fühlen, dann können Sie ja vielleicht schon aufstehen? “

Wieder hob ich nur die Hand, doch sie hielt im Türrahmen inne.

„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, um Ihnen den Tag etwas spannender zu gestalten? Möchten Sie etwas lesen oder…“

„Bringen Sie mir nur noch etwas Wasser“, unterbrach ich sie bequem und winkelte die Beine an.

„Sonst nichts?“

„Mm-mm.“

„Gerne.“ Somit schloss sich die Tür und ich faltete die Hände auf dem Bauch, blähte die Wange auf. Irgendwie waren diese Nudeln doch ziemlich schwer… sie machten mich träge und ergeben gegenüber meines Schicksals für einen weiteren Tag. Das Fenster war noch immer offen und so war es ganz angenehm. Das Gesicht zu ihm gewandt, folgte ich dem Lauf einzelner, weniger Wolken und bearbeitete das Laken mit den Zehen.

Es ließ sich wirklich aushalten und auch das Wasser fand schnell seinen Weg zu mir.

„Bitteschön!“ Unter einem stolzen Grinsen wurde mir eine ganze Flasche gereicht und kurz blieb meine Hand nur reglos erhoben, bevor ich stockend nach ihr griff. Das Gesicht verzogen, die Augen skeptisch auf den Überbringer gerichtet, nahm ich sie entgegen.

„Was soll das werden“, rang ich mich dann endlich zu der Frage durch, stützte die Flasche neben mir auf die Matratze und verengte argwöhnisch die Augen.

„Hö.“ Das Grinsen des Abteilungsleiters vertiefte sich triumphal und er stemmte die Hände in die Hüften. „Ich sehe schon, du bist von meiner Herzlichkeit überrascht. Ich war gerade auf dem Weg zu dir, da hat mich die Schwester gebeten, das mitzunehmen. Ist eigentlich nicht mein Job aber so bin ich.“ Unter einem leisen Lachen rückte er an seiner Baskenmütze und ich spähte zum Fenster zurück, runzelte die Stirn.

Es stimmte, es war nicht sein Job aber nicht weniger irritierte es mich, dass er sich jetzt nicht bei genau diesem richtigen Job aufhielt.

„Mm…“

Zu einer Bedankung konnte ich mich wegen finsteren Vorahnungen nicht durchringen aber das Brummen schien ihm zu genügen.

„Wie ich sehe, geht es dir schon wieder besser?“ Heiter lehnte er sich etwas über das Bett und ich lugte aus den Augenwinkeln zu ihm. „Erzähl mir etwas.“ Er streckte die Arme von sich, rückte sich einen Stuhl näher und ich verfolgte all das annähernd ungläubig. „Erzähl mir von deinen Gefühlen! Wie geht es dir hier? Sind alle nett zu dir?“ Seufzend warf er sich auf das Polster. „Ich habe Zeit! Nur für dich, ist das nicht herrlich?“

Ich öffnete den Mund, wusste nicht, was ich sagen sollte und tat es letztendlich auch nicht.

Was ging hier vor?

Düster starrte ich ihn an und er streckte sich behaglich.

Dass ich nicht daran dachte, sein großzügiges Angebot anzunehmen, schien er schnell zu begreifen, denn seine Augen hoben sich zum Fenster und seine Hand zum Kinn, um dieses kräftig zu reiben.

„Ein herrliches Wetter haben wir heute“, kommentierte er seine Beobachtung und mein Mund öffnete sich weiter. „Ist dir das schon aufgefallen? Die Sonne scheint heute richtig schön! Magst du Sonnenschein?“ Erwartungsvoll sah er mich an und ich löste mich mit einem Blinzeln aus der Erstarrung, schloss endlich den Mund und regte mich unentschlossen.

„Komui?!“ Plötzlich erhob sich eine nur zu bekannte Stimme draußen auf dem Flur und während ich nur zur Tür starrte, zuckte der Angesprochene zusammen.

„Ver…!“ Er duckte sich und bevor ich mich versah, hatte er sich vom Stuhl geschoben und war hinter den Sichtschutz getreten. Argwöhnisch und heimlich hielt er sich dort und schon erhoben sich auch eilige Schritte hinter der Tür.

„Komui! Kommen Sie raus!“

Ah, ich hatte verstanden und während Komui mit den Händen zu gestikulieren begann, sah ich ihn nur trübe, ja, beinahe enttäuscht, an.

„Komui!“ Die Stimme gewann an Lautstärke, als die Tür klickte und hektisch begann Komui den Kopf zu schütteln, mir mit allerlei Gestiken mitzuteilen, dass ich hinter ihm zu stehen hatte. Ich unterdrückte ein Gähnen, löste die Augen von Komui und erkannte den weiteren Besucher. Keuchend und aufgebracht war River ins Zimmer gestürmt. Vor dem Sichtschutz hielt er inne, stemmte sich auf die Knie und hob zu einem atemlosen Gruß die Hand.

„Grüß dich“, ächzte er und mit finsterer Miene schob sich Komui näher zu dem Sichtschutz. „Ich suche Komui. Weißt du vielleicht, wo er ist?“

Ich schürzte die Lippen, begutachtete den aufgebrachten Mann und juckte mich am Bauch.

„Mm“, nickte ich dann nur und wies mit einer Kopfbewegung auf den Stoff.

„Wa…?“ Irritiert richtete sich River auf und unbeeindruckt verfolgte ich Komuis Faust. Drohend hob sie sich.

„Oh, du gemeiner…!“

„Komui?!“ Die alte Wut schien in River aufzuleben und während er den Stoff zur Seite zerrte, gab ich mich endlich dem Gähnen hin. „Was glauben Sie, wer Sie sind?! Sie können sich nicht verstecken, wenn es mal viel zu tun gibt!“

„Und wie ich das kann! Ihr habt kein Erbarmen, deshalb!“

„Sie haben auch kein Erbarmen mit uns! Niemand hat Erbarmen mit uns! Sie dachten wohl, Sie könnten sich als Einziger davonstehlen?!“

„Lassen Sie mich los! Ich will nicht dahin zurück!!“

Wunderbar, dieses Gezeter… ich rieb mir das Gesicht, achtete kaum darauf, wie Komui zur Tür gezerrt wurde.

„Aber Kanda ist krank!“, vernahm ich das letzte, verzweifelte Jammern des Abteilungsleiters. „Er braucht mich!!“

„Schwachsinn! Die Arbeit braucht Sie!“

Schon wurde der Abteilungsleiter aus dem Zimmer geschubst und lange konnte ich das Zetern noch hören, nachdem die Tür geschlossen wurde. Da wehrte sich jemand mit Händen und Füßen und blieb liegen, betrachtete mir die Flasche und begann sie über das Laken zu rollen. Wenigstens hatte einer von einem Zustand profitiert. Wenn auch nur für wenige Augenblicke.

Ehrliche Herzlichkeit…

Ohne diese Herzlichkeit war es hier viel ruhiger und nun durchaus wieder etwas müde, streckte ich die Beine aus und hob die Flasche auf den Nachttisch. Wenn ich nun doch noch ein oder zwei Stunden schlief, ging es mir kurz darauf durch den Kopf, würde es mir vielleicht noch viel besser gehen, wenn ich aufwachte? Diesmal war es auch so gewesen und so schloss ich die Augen, schürzte die Lippen und lag bequem.

Viel gab es ohnehin nicht zu tun. Nein, eigentlich gab es gar nichts, also konnte ich mein Hauptaugenmerk ruhig auf meine schnelle Genesung richten. Die Lider weiterhin gesenkt, lauschte ich meinem eigenen Atem, vertiefte mich in dessen Rauschen und hielt ihn abrupt an, als sich das bekannte Klicken der Tür erhob. Es geschah so oft und durchaus unwillig öffnete ich die Augen, spähte zur Seite.

Es gab so einige Befürchtungen… aber keine wurde erfüllt und mein Gesicht blieb entspannt, als ich den weiteren Besucher erkannte. Er war heute der Erste, der mich nicht mit einem breiten Grinsen oder zumindest einem Lächeln begrüßte. Nein, seine junge Miene war von einer gewissen Ernsthaftigkeit geprägt. Zielstrebig richteten sich seine Augen auf mich und ebenso beharrlich waren seine Schritte, in denen er den Raum durchquerte und mich erreichte. Und nun war ich derjenige, der sich zu einem Grinsen gezwungen sah. Ich spürte, wie es leicht an meinen Mundwinkeln zog, hob die Hand und streckte sie nach ihm aus.

Wir hatten etwas nachzuholen und er war der Letzte, der so etwas vergaß. Seine Gleichgültigkeit bei dem vorherigen Abschied war trügerisch und sicher bekam ich seinen Nacken zu fassen, als er sich unter der Hand hindurchneigte, geradewegs zu mir hinab. Warm spürte ich kurz darauf seine Haut unter meinen Fingern, kitzelnd umspielten die Strähnen meine Hand und kaum war es nötig, dass ich ihn zu mir hinab zog. Fest und zielstrebig bekam ich seine Lippen zu spüren, strebte ihnen um ein Stück entgegen und öffnete den Mund weit, da presste er sich auch schon gegen mich. Warm streifte sein Atem mein Gesicht, als er mich annähernd stürmisch küsste, meinen Kopf zwischen seinen Armen einschloss und mich fest umklammerte. Er offenbarte mir eine Kraft, der ich in dieser Lage kaum gewachsen war. Herrisch nahm er meine Mundhöhle für sich ein, leistete meiner Zunge einen ungewohnten Widerstand. Es schien, als verfolgte er ein Ziel… als würde er sich mit diesem Kuss nicht zufrieden geben und widerstandslos ließ ich mich in das Kissen zurückdrängen, spürte nur beiläufig, wie er die Decke von mir zerrte. Er legte mich frei und kurz klackten unsere Zähne aneinander, bevor ich seine Unterlippe zu fassen bekam. Er keuchte gegen mein Gesicht, als ich die Finger in seinem Schopf versenkte, mich in das weiße Haar klammerte und kurz darauf jeden Spalt zwischen unseren Lippen abermals schloss. Automatisch strebte ihm mein Körper entgegen. Ich stemmte mich auf den Ellbogen, streckte mich höher und biss nach seinem Mund, machte seinen Widerstand zunichte. Und wir regten uns beide. Mir waren Grenzen gesetzt und so kam er mir entgegen. Sein schlanker Leib rückte über mich, sein Knie fand die Matratze und unsere Lippen verloren sich kein einziges Mal, als er sich über meinen Körper schob, die Knie zu beiden Seiten meiner Hüften nieder stemmte und sich auf mich sinken ließ. Noch immer hielt er mich fest umschlossen und kaum hatte ich gespürt, wie er einen Arm zurückzog. Nur die Hand, die sich auf meine nackte Brust setzte, begierig über diese hinweg strich und sich um meinen Hals legte. Er schaffte es, sich allein an nackter Haut zu ergötzen und mein Lippen erbebten, als er mich seine Fingernägel spüren ließ, die Taille über mir bewegte und sich unerwartet von meinem Mund löste. Ein letzter Atemzug kitzelte mein Gesicht, bevor seine weißen Strähnen über meine Haut strichen und er sich tiefer schob.

Schwer hob und senkte sich meine Brust unter tiefen, schnellen Atemzügen und von seiner Leidenschaft beinahe übermannt, öffnete ich die Augen. Mein Blick driftete gen Tür und sofort riss meine Aufmerksamkeit ab, als seine Hand einen energischen Druck auf meinen Unterkiefer ausübte. Ein stummer Befehl, dem ich trunken folgte und das Gesicht hinauf streckte. Ich gab ihm meinen Hals frei und sofort spürte ich seine Lippen, seine Zähne. Wie er mit ihnen über meine Kehle schabte, sogleich versöhnlich küsste und streichelte. Er ging schnell vor… sehr beharrlich und konsequent und keuchend blieb ich liegen, ließ die Lider gesenkt und presste die Lippen aufeinander.

Meine Brust kam in den Genuss der zweiten Hand, seine Lippen erreichten mein Schlüsselbein und genüsslich wendete ich den Kopf, öffnete den Mund und schöpfte tiefen Atem.

„Die… Tür…“, nur gedämpft bekam ich es heraus, doch der Junge ließ sich nicht stören. Die Matratze sank etwas hinab, als er sich tiefer stemmte, sich auf den Knien zurückschob und sich meiner Brust widmete. Spürbar folgten seine Fingernägel meinen Rippen, kratzten hinauf, streichelten hinab, während er einen warmen Pfad aus Küssen zog, sich meinen Brustwarzen widmete und mich erschaudern ließ.

„Abgeschlossen“, nahm er sich kurz Zeit, ohne die Lippen von mir zu lösen und ich verzog das Gesicht, spürte eine Gänsehaut auf meinen Armen, als sein Schopf meine Brust streichelte. Die letzte Beklemmung bröckelte von mir, ließ mich einen Arm heben und auf der Stirn betten. Schwer atmend ballte ich die Hand zu einer Faust, räkelte mich unter seinen intensiven Berührungen und gefiel mir in dieser Rolle, in der er scheinbar nichts von mir verlangte.

Aber er…

Ich biss die Zähne zusammen, streckte den Rücken, als seine Zunge meinen Bauchnabel erkundete. Und er rutschte noch tiefer, drängte die Decke weiter hinab.

Er war niemand, der vorschnell aufhörte.

Unwirsch regte ich mich zwischen seinen Beinen, lauschte meinem genüsslichen Brummen, als sich seine Hände erneut meinen Körper hinaufschoben. Sie glitten über jede Unebenheit, von der Bauchhöhle hinauf zu den Rippen und ließen auf ihrem Weg keinen Zentimeter meiner Haut aus.

Ich wusste nicht, ob ich ihm geben konnte, was er wollte…

Störend saßen diese Gedanken in mir fest, ließen mich kurz darauf den Arm vom Gesicht heben und die Augen öffnen. Keuchend blinzelte ich an mir hinab, zog zischend die Luft durch die Zähne, als seine Zunge dem Bund der Shorts folgte.

Das Gesicht zu diesen gesenkt, die Augen geschlossen…

Völlig vertieft und energisch, ließ er sich kaum stören und ich verbarg die Augen wieder unter dem Arm, ließ mich in das Kissen zurückfallen. Als hätte mich das Fieber wieder… mein Körper reagierte auf jede seiner Berührungen, als wäre es nur das gewesen, was ihm fehlte. Stockend regte ich die Finger über meinem Gesicht, versenkte die anderen im Laken, als sich seine warme Hand auf dem Knie des gesunden Beines bettete. Beinahe zuckte ich alleine unter dieser Begegnung zusammen. Der Stoff seiner Hose streifte meine nackten Beine, als er sich noch um ein Stück tiefer schob und die Hände seiner Bewegung behaglich folgten. Sie hatten ein Ziel und erreichten dieses schnell. Unter den Bund der Shorts schoben sie sich und ich spürte ein flüchtiges Grinsen auf meinen bebenden Lippen.

Er schien es schon verstanden zu haben. Ich brauchte nichts zu sagen, nur die Hüften anzuheben und es ihm zu erleichtern. Fließend wurde der Stoff hinabgestreift und kaum hatten die Finger von ihm abgelassen, senkten sich die Lippen erneut zu meinem Bauchnabel.

Ich legte es also in seine Hände, streckte die Beine und glitt mit der Hand über mein Gesicht, hastig das Haar zurückstreichend, bevor ich die Finger im Kissen versenkte. Ein abgehaktes Ächzen kam über meine Lippen, als seine Zungenspitze einen warmen Pfad nach unten zog und unweigerlich verstärkte sich mein Griff in das Kissen. Ein kalter Schauer durchfuhr mich, als sein Haar meine Oberschenkel streifte und ein Hitzeschwall ließ mich abermals ächzen, als ich die Wärme seines Mundes zu spüren bekam. Er hatte nichts an Entschlossenheit eingebüßt und kurz stockte mein Atem unter seinen Lippen. Ein Zucken durchfuhr meine Mimik, sowie ich das Gesicht höher drängte und den Mund weit öffnete. Bebend buckelte ich den Rücken, verkrampft krümmte ich die Zehen und ließ mich nach wenigen Augenblicken doch wieder fallen. Mein Atem ließ sich in der Zwischenzeit nicht mehr aufhalten. Geräuschvoll und heftig erhob er sich in dem Zimmer, als seine zarten Finger dem Verlauf meiner Lenden folgten und er sie kurz darauf einfach zu Hilfe nahm.

Mit weit geöffnetem Mund regte ich mich unter den energischen Berührungen, bis mir beinahe schwindelig vom Keuchen wurde. Fortwährend zuckten meine Schultern unter dem Atem, der stoßweise und heftig über meine trockenen Lippen kam. Nur kurz versuchte ich ihn hinter ihnen zu versiegeln, stieß durch die Nase und kam nicht um ein leises Stöhnen, daraufhin sofort in dem Versuch scheiternd.

Er wusste, was er tat…

Kurz zog ich an dem Kissen, wandte das Gesicht zum Fenster und bekam die Unterlippe mit den Zähnen zu fassen.

Mein Körper, in welchem vor kurzem allein der Schmerz und die Erschöpfung herrschten, wurde von solch einer Spannung heimgesucht, als würde er zerreißen. Brennend und kribbelnd ließ sich jeder Zentimeter meines Körpers spüren und ein hitziges Erschaudern zwang mich in die Höhe. Ich konnte nicht liegen bleiben und fest stemmte sich mein Ellbogen auf die Matratze hinab, als ich mich aufrichtete, mich an dem Laken hinaufzog und bebend das Kinn auf das Schlüsselbein hinab drängte. Kitzelnd fiel das Haar in mein Gesicht, als ich es senkte, die Zähne fest zusammenbiss und unter meinem eigenen Keuchen und Ächzen zu schwanken begann. Abermals drängten sich meine Finger tiefer in das Laken, unbewusst zerrte ich daran, zerrte es über die Bettkante und fand keinen Widerstand mehr darin. Sofort ließ ich also von dem Stoff ab, zog die Hand ins Freie und ballte sie unter einem scharfen Kribbeln zur Faust.

Beharrlich bewegte er den Kopf in meinem Schoß, neckend glitten seine Strähnen immer wieder über meine Leisten und meine Hand brauchte keinen Befehl. Ächzend und fahrig streckte ich sie nach ihm aus, spürte sein Haar unter meinen Fingern und versenkte sie in ihm. Energisch und doch vorsichtig war mein Griff, mit welchem ich sein Gesicht tiefer drängte, verspannt das Bein anwinkelte und den Kopf in den Nacken fallen fiel. Ich schwankte, pendelte unter einem warmen, dumpfen Schwindel, unter dem sich mein gesamter Leib in sich zusammenzuziehen schien.

Röchelnd versiegte der Atem in meiner Lunge, verkrampft würgte ich ein Schlucken hinab und rappelte mich auf. Das Kinn fand zurück zum Schlüsselbein und stockend löste sich der Griff im Haar des Jungen, bevor ich die flache Hand auf seinem Kopf bettete, ihn weiter zu mir zwang.

Lange ließ er mich keuchen, mich auf der Matratze winden. Nicht lange hatte sich meine Hand in seinem Schopf gehalten und irgendwann sank ich in das Kissen zurück. Ein letztes, heftiges Keuchen erhob sich in dem Zimmer, bebend öffnete sich mein Mund und vorerst blieb ich nur liegen. Eine andere Wahl blieb mir nicht und gleichzeitig war es die beste Möglichkeit, das abklingende Kribbeln zu genießen… das Hochgefühl, das mir nicht so schnell abhanden kam. Schwer war mein Körper an die Matratze gebunden, ebenso meine Lider, die sich kaum heben ließen. Nur kurz und fiebrig blickte ich um mich, tastete nach meinem Gesicht und schloss die Augen. Es fiel mir schwer aber meine Finger fanden irgendwann zu meiner Stirn und abermals strich ich mir das Haar zurück. Meine Lippen waren trocken vom Atem und träge befeuchtete ich sie mit der Zunge, während etwaige Berührungen endeten und sich die Matratze unter ruhigen Bewegungen senkte.

Wild raste das Herz in meiner Brust. Ich meinte, die Schläge im gesamten Körper zu spüren, fühlte auch das Zittern meiner Finger, als ich sie in meinem Schopf versenkte.

Sekunden, in denen nichts existierte außer mein Körper und dessen Empfindung. Es würde Nachwirkungen geben… vermutlich würde mir das Schlafen anschließend noch leichter fallen und ich zog die Nase hoch, hob die Lider um ein Stück und lugte zu dem Jungen.

Nur beiläufig fuhr er sich mit dem Handrücken über die Lippen. Noch immer über meinen Beinen kauernd, blickte er um sich, tat es entspannt und augenscheinlich zufrieden, bis er fündig wurde und nach der Decke griff. Er zog sie mit sich, als er sich zu mir schob, zu mir zurückkehrte und träge streckte ich den Arm, als er es sich einfach neben mir bequem machte. Sein Schopf fand seinen rechtmäßigen Platz auf meiner Schulter und auch die Decke genügte für uns beide. Die Augen wieder geschlossen, gelang es mir vorerst nur, den Arm um ihn zu legen, spürte unterdessen die Wärme seines Leibes, der nahe an meinen heranrückte. Auch seinen Arm, der es sich auf meiner Brust bequem machte.

Nach wenigen Regungen lagen wir also gemütlich und während er tiefen Atem schöpfte, schürzte ich nur die Lippen, ließ den Kopf zur Seite sinken und bettete das Kinn an seiner Stirn.

„Du machst mich fertig…“

„Mm.“
 

~*tbc*~



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