Von Fieber, Telefonaten und seltsamen Gefühlen
Meine Mutter sah mich vorwurfsvoll an. Sie stand direkt vor
meinem Bett und hielt das Fiebertermometer in der Hand.
"38 Grad. Mensch Milo, wieso seid ihr auch bei diesem Regen
durch die Gegend gelaufen? Kannst du dir vorstellen was für
Sorgen sich Papa und ich gemacht haben, als dein Mitschüler dich
auf dem Arm tragend hierher brachte? Wir dachten es sei sonst was
passiert!", sie regte sich mal wieder auf. So war es oft. Egal was ich
auch machte, ich konnte es ihr nie recht machen. Selbst wenn ich
eigendlich gar nicht schuld war, war ich für sie trotzdem der
Schuldige. Jetzt meckerte sie mich wieder an. Als nächstes meckerte
sie darüber, das ich ja dann morgen wohl nicht zur Schule konnte.
Wie auch, mit dem Fieber?
Toll, das konnte ich jetzt eigendlich gar nicht gebrauchen, das
meine Mutter gerade jetzt ihre schlechte Laune an mir auslassen
musste.
Ich nickte nur zu allem. Mir war schwindlich und schlecht, meine
Augen waren gerötet, hatte Gliederschmerzen. Andauernt hatte ich
das Gefühl ausgetrocknet zu sein und war nur beim Trinken. Meine
Nase war andauernt verstopft. Manchmal lief sie ohne Unterlass,
egal wie oft ich sie dann auch ausschnupfte.
Ganz zu Anfang als ich noch bei Luka war fing ich an ganz
schrecklich an zu frieren und irgendwann ging es mir so schlecht,
das er beschloss mich nach Hause zu bringen. Ich hatte davon
nicht viel mitbekommen, weil ich damit beschäftigt war, nicht zu
erstarren vor Kälte und mit den Zähnen zu klappern. Es hatte mich
also voll erwischt. Nebenbei hatte ich mich bald so fest an Luka
geklammert bis mir einigermaßen warm war. Dieses Gefühl tat mir
zu diesem Zeitpunkt einfach gut.
"Hatschiii.", ich fühlte mich armseelig, elend. Ich brauchte drei
Wolldecken um mich warm zu halten, nachdem mir seine Wärme
wieder entzogen worden war. Ich erinnerte mich dunkel daran, das
Luka mich wohl nicht mal nach oben tragen durfte, das hatte
stattdessen mein Vater übernommen, der an diesem Morgen noch
zu Hause war. Was für ein Zufall.
Nun kam ich mit dem Atmen gar nicht hinterher und als ich meine
Augen heute morgen öffnete taten sie mir weh, sobald das Licht in
sie hinneinfiel. Heute waren es also nicht Lukas strahlend weiße
Zähne, die mich blendeten, sondern das Licht. Mir war erst gar nicht
bewusst, das meine Gedanken schon wieder in Richtung Luka
abdrifteten und wie sie wieder dieses Kribbeln in meinem Bauch
verursachen. Als es mir bewusst wurde spürte ich, wie mein
Gesicht sich ungewöhnlich heiß anfühlte. Zu dem Fieber keine
angenehme Sache.
Ich wollte nur noch meine Ruhe haben und schlafen.
Nicht mal hunger hatte ich. Auch wenn das wichtig war um wieder
gesund zu werden. Meine Mutter hatte in der Nacht immer mal wieder
herreingeschaut um zu sehen, das auch alles in Ordung war.
Wenigstens da hatte sie mich nicht geweckt um noch zu meckern.
Eigendlich war ich manchmal auch der Überzeugung, das sie das
Alles auch nur machte, damit es nach außen so aussah, als würde
sie sich gut um mich kümmern.
Wie sie es schon vermutet hatte, konnte ich heute nicht zur Schule.
Gleich morgens hatte sie mich zum Arzt geschliffen der mir dann
vorraussichtlich drei ganze Tage Bettruhe verortnet hatte und mir
was gegen meine Erkältung verschrieb.
Einen Vorteil gab es ja. Ich konnte ganze drei Tage mit meinem
lila Teddy kuscheln und schlafen so viel ich wollte, dazu bekam ich
noch eine kostenlose Portion Ruhe vor dem Deppentrio. Na
wenigstens das.
Und noch etwas. Drei Tage kein Luka, der mich die ganze Zeit über
zulaberte. Dumm nur, das meine Gedanken, wie eben erwähnt
trotzdem um ihn kreisten, das machte mich halb verrückt.
Mit der Zeit schaffte ich es dann doch einzuschlafen.
Ich verschlief fast den ganzen Tag. Als ich aufwachte hatte ich durst.
Ich griff nach der Wasserflasche, die gleich neben meinem Bett stand.
Etwas davon schüttete ich in ein Gals um es dann in einem Zug
auszutrinken. Mir war immer noch elend.
Irgendwann war ich wieder eingedämmert.
Ich hatte diesmal jedoch nur einen leichten Schlaf, weswegen ich es
sofort bemerkte, als meine Mutter in mein Zimmer kam. Sie gab sich
nicht die Mühe leise zu sein.
"...o, Milo.",langsam öffnete ich die Augen, ich befürchtete, dass sie
wieder wehtaten, sobald wieder das Licht in sie einfiel, doch das tat
es nicht. Draußen war es wieder grau und dunkel, es regnete wieder.
Was für eine scheußlicher Tag.
"Hmmm..", brummte ich.
Vor mir tat sich ein leicht genervtes Gesicht auf. Meine Mutter hatte
wohl schon wieder schlechte Laune. Von einem Schatz, war heute
nichts zu hören. Auch gut.
"Milo", Milo war übrigens mein eingendlicher Name, "Telefon,
Elias ist dran."
Kaum, das ich den Namen meines besten Freundes vernahm, griff
ich nach dem Telefon, welches sie mir direkt vor die Nase hielt.
Eben noch bedankte ich mich für ihre Güte, da war sie auch schon
wieder aus dem Zimmer verschwunden. Bestimmt war sie so schlecht
drauf, weil es regnete, das verdarb ihr immer jegliche Laune. Dazu
kam ja noch, das ich, ihr fauler Sohn, ja nicht zur Schule konnte und
dadurch nicht am Unterricht teilnahm.
Ich nahm also den Hörer und hielt ihn an mein Ohr.
"Hey, mein kleiner Teddy.", begrüßte mich mein bester Freund, mit
dem Spitznamen den er mir verpasst hatte, als er meine Sucht nach
meinem Lila Teddy vernahm, ich glaube da war ich sechs und er acht.
Er war zwei Jahre älter als ich, und heute war er scheinbar bestens
gelaunt.
"Morgen Eli...HATSCHII!", nur knapp hatte ich es geschafft, den
Hörer von mir weg zu halten, ehe ich laut nießen musste.
"Mensch Süßer, was machst du nur für Sachen?", er klang besorgt.
"Hab ne Erkältung.", ich griff nach einem Taschetuch um mir die Nase
auszuschnupfen.
"Ja, das ist offentsichtlich, du hörst dich auch nicht gesund an.",
stellte er besorgt fest.
Ich nickte, obwohl er das ja gar nicht sehen konnte.
"Hast...du schon Schulschluss?"
"Hmm nein, wir haben heute einen halben Studientag. Einige Lehrer
sind auf einer Konferenz, deswegen fällt der Nachmittagsunterricht
heute aus.", teilte er mir munter mit. Was für ein Zufall.
"Achso, bei uns ist der Unterricht gestern komplett ausgefallen."
"Meeensch, hast du es gut."
"Naja, wie mans sieht. Wir haben natürlich noch Hausaufgaben
bekommen...die muss ich auch noch erledigen."
"Armer Teddy, ...was hast du denn so schönes auf?"
"Zum Glück nur Mathe. Aber sag mal woher wusstest du, denn das ich
krank bin? Normalerweise bin ich doch jetzt in der Schule.", fragte
ich verwundert.
"Hmm, naja, als ich im Bus nach Hause war, waren da so drei Typen
die deinen Namen erwähnten. Waren so Hopper. Ich glaube einer
von denen war Robert, den ich noch von der Grundschule kenne.
Sie meinten das diese kleine "Emo-Schwuchtel" wohl krank spielt
und da ich mit den drei Hoppern nur dich verband, wars mir klar.
Die sind ganz schön unverschämt, kann ich nur sagen."
"Ja, das waren die Hopper aus meiner Klasse.Die haben sich bestimmt
während des Unterrichts verdünnisiert , die fahren sonst
überwiegend in meinem Bus. ", ich seufzte tief.
"Kommst du klar mit denen? Du weiß, du kannst jederzeit mit mir
reden.", wieder klang er so besorgt. Wäre er jetzt bei mir, würde er
mich an sich drücken und mit mir kuscheln.
Elias machte sich immer solche Sorgen um mich. Wenn man ihn nicht
hin und wieder stoppen würde, dann würde er sich nur noch um mich
kümmern und nicht mehr um sich selbst.
"Klar, es ist ja deutlich besser geworden. Sie sind nicht mehr so schlimm
wie früher."
Ich hörte ein erleichtertes Seufzen am anderen Ende des Telefons.
"Hmm, oochh,ich wär so gern bei dir, aber dann, steck ich mich
vermutlich an. Wenn du wieder gesund bist, dann lad ich dich zu nem
Eis oder zu nem Teller Nudeln, oder zu ner Pizza, oder....genau zu
allem ein. Was hälst du davon?"
Schon klang er wieder munter und entusiastisch, ich musste leise
kichern. Es tat gut mit ihm zu sprechen.
"Haaatschiiii..", wieder griff ich zu einem Taschentuch und musste mir
die Nase ausschnupfen.
"Mensch kleiner Teddy, das hört sich wirklich nicht gut an, vielleicht
solltest du dich noch mal schlafen legen und dich so richtig
auskorieren. In zwei oder drei Tagen, wirst du bestimmt wieder gesund
sein.", versuchte er mich aufzumuntern. Ich nickte wieder langsam.
Auch wenn er es wieder nicht sehen konnte.
"Ich glaub...du hast recht...aber danke...das du mich angerufen hast.
Das hat echt gut getan.", krächzte ich, meine stimme wollte nicht mehr
so richtig.
"Okay Süßer, dann schlaf mal schön, ruf mich an, wenn es dir besser
geht. Hab dich lieb.", die letzten drei Worte hauchte er sanft durch
die Hörer, so das mir angenehm warm wurde. Er wusste, das mir das
gut tat.
"Ja mach ich. Hab dich auch lieb.", hauchte ich zurück. Noch schnell
gab er mir einen Luftkuss durchs Telefon, dann legten wir auf.
Ich seufzte erleuchtert. Es war so schön gewesen, die Stimme meines
besten Freundes zu hören.
Ganz wie Eli es vorrausgesagt hatte, ging es mir in den nächsten zwei
bis drei Tagen besser.
Und um es zu erwähnen. Ich hatte nicht vergessen, das mein bester
Freund Elias heißt. Ich nannte ihn meistens Eli. Das rüherte noch aus
einer Zeit, in der es für mich noch sehr schwer war seinen richtigen
Namen auszusprechen. Es war einfach so geblieben, doch er störte sich
nicht daran.
Zurück zum Thema.
Meine Mutter hatte mich zwischenzeitlich noch mal zum Arzt
geschliffen und der hatte mich doch grop noch einen weiteren Tag
krank geschrieben, so hatte ich die ganze Woche frei. Am
Freitagnachmittag, klingelte es dann an der Tür.
Meine Mutte war im Geschäft ihrer Schwester aushelfen und mein
Vater arbeitete ebenfalls.
Also musste ich mich selbst die Stufen herrunter bemühen.
Ich hatte wieder den ganzen Tag geschlafen und war noch immer sau
müde. Doch es ging mir schon wieder viel besser, auch wenn ich
mindestens die halbe Nacht an Luka denken musste und ich wieder mal
nicht durchschlafen konnte. Dennoch, für heute Abend hatte
ich mir vorgenommen meinen besten Freund Elias anzurufen um ihm
mitzuteilen, das alles in Ordnung sei.
An der Tür angekommen, schaute ich durch den Spion. Ich traute
meinen Augen nicht.
Was sich mir dort an der Tür bot ließ meine Laune wieder sinken.
Toll, nur dieser kleine Blick durch dieses verflixte, winzige Loch hatte
mein Hirn mal wieder ausgeschaltet.
Klick. Schalter aus.
Brummig öffnete ich die Tür. Da strahlte mir eine strahlend weißes
Lächeln direkt ins Gesicht. Na wunderbar. Ich war doch eben erst
aufgestanden, es war also quasi früh am Morgen für mich. Aber
das schin ich nicht im geringsten zu interessieren.
"Hey Mio, ich wollt mal fragen wie es dir so geht, achja ich hab noch
die Hausaufgaben für dich zusammengesammelt."
Was für einen erbauliche Nachricht.
Wie Luka mich so begrüßte, schien er wie meistens bestens gelaunt zu
sein. Das passte mir jetzt so gar nicht in den Kram, da sich mein Körper
so langsam wieder erholt hatte. Denn genau in diesem Augenblick wo
er nun direkt vor mir stand, ging auch schon wieder das Kribbeln los.
Scheiße!
Ich fragte mich nur, wie er es geschafft hatte mein Haus zu finden bei
seinem Orientierungssinn. Der Doofi hatte sich doch bestimmt x mal
verlaufen ehe er es gefunden hatte, dabei war es gar nicht so weit von
meinem Haus entfernt. Moment mal, hatte er mich nicht auch schon
am Montag nach Hause getragen? Ach egal, er wird sich wohl einfach
durchgefragt haben.
"Hey...komm...doch erstmal rein.", brummte ich mir noch eine wenig
krächzent zusammen. Luka trat ein. Dabei sah er aus, als freute er sich
wie ein kleines Kind über ein neues Spielzeug. War doch nichts
besonderes oder? Immerhin war er mir ja auch nicht ganz fremd.
Zwar kannte ich ihn noch nicht so wahnsinnig lange, aber er hatte
die eigenartige Eigenschaft, das man sich ihm nicht entziehen konnte,
auch wenn man am liebsten schreiend davon laufen wollte. Das Hirn
arbeitete einfach nicht mehr, somit war logisches Denken nicht mehr
möglich. Diese Art und Weise, färbte scheibar auch auf seine vielen
Verehrerinnen ab. Er zog sie an wie die Fliegen. Das war schon ein
wenig grusellig.
Er schlüpfte aus seinen grünen Chucks, stellte sich ordentlich an
die Seite,anschließend zog er seine Jake aus. Danach schaute er mich
fragend an. Verdammt, er hatte mich beim Starren erwischt. Ich
konnte es mir einfach nicht verkneifen.
"Hmm ist was nicht in Ordung? Fühlst du dich schlapp? Soll ich dich
tragen?", und schon grinste er wieder fröhlich und munter vor sich hin.
Schon hatte ich die Fassung zurückerobert.
"Quatsch...mir geht es blendent! Red nicht so einen Unsinn daher!",
brummte ich ungehalten, doch er lächelte nur und begann ein wenig
zu kichern.
"Hey! Du bist...doof! Das ist nicht witzig.", plötzlich spürte ich, wie mir
das Blut ins Gesicht schoss. Ich benahm mich schon wieder wie der
letzte Volltrottel. Mit meinem Verhalten Luka gegenüber konnte ich
dem Deoppentrio sicher Konkurenz machen. Keine schöne Vorstellung
war das. Konnte mich mal jemand aufhalten?
Luka betrachtete weiter mein Gesicht und Schmunzelte.
"Mio du,...", er rieb sich verlegen am Hinterkopf, "...bist irgendwie süß
wenn du dich so aufregst."
SÜß?
"Süß?", mein Gesicht verzerrte sich zu irgendeiner Grimmasse, was
Luka wieder leise Lachen ließ.
"Ja,...tut mir leid, ich sollte nicht so lachen."
Toll! Ich brummte nur, meine Laune war noch einmal gesunken.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
"Hey...es war doch nicht böse gemeint. Schmoll doch nicht."
"Ich schmolle nicht!", log ich.
"Hmm, na dann...kann ich dir ja zeigen was wir so an Hausaufgaben
auf haben.", meinte er. "Aber sag, wollen wir noch lange hier so im
Eingang stehen bleiben?", wollte er wissen.
Scheiße...ich kam mir immer dümmlicher vor. Wie konnte mich ein
einzelner Mensch nur so aus der Fassung bringen?
Normalerweise war ich nicht so. Ich versuchte mich immer dezent im
Hintergrund zu halten und mich nicht aufzuregen, aber bei ihm, war
das irgendwie nicht möglich.
"N...Nein! Natürlich nicht.",stotterte ich nun peinlich vor mich hin. Er
verwirrte mich. Wenn er mir so nah war, war klares Denken einfach nicht
mehr möglich.
Sobald mein sich das Blut wieder halbwegs aus meinem Kopf verzogen
hatte, schaute ich mit einem leicht genervten Gesicht zu ihm auf und
zeigte in Richtung der Treppe.
"K...kannst schon mal hochgehen, es ist das letzte Zimmer. Willst du
was trinken?", fragte ich, als sich auch meine Fassung wieder ein wenig
normalisiert hatte.
"Ja, Eistee wäre nicht schlecht.", und er machte sich ohne weitere
Umschweife auf den Weg nach oben.
Ich stattdessen wuselte noch eben in die Küche und kramte den Eistee
aus dem Kühlschrank. Ich schnekte ihm etwas ein, mir selbst nahm
ich eine Wasserflasche mit. Mit den Getränken ging ich langsam nach
oben in mein Zimmer.
Luka saß auf dem Fußboden vor meinem Bett, auf dem Teppig und hatte
die Schulsachen ausgepackt. Ich reichte ihm seinen Eistee.
"Danke. Übrigens einen süßen lila Teddy hast du da.", er zeigte auf
den Teddy auf meinem Bett.
"Hm? Ja, danke.", ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf und wurde
wieder rot. Ich wartete nur auf den Moment, an dem er mich dafür
auslachen würde. Doch Luka nahm derweil einen Schluck aus seinem
Becher und stellte ihn auf dem kleinen Tisch neben dem Bett ab.
"Sag mal..."
"Ja?", er schaute mir wieder ins Gesicht.
"F..findest du es nicht komisch, das ich noch ein Stofftier habe?",
Er legte den Kopf schief.
"Nein, wieso sollte ich, ich finde das nicht schlimm...", und auf einmal
lächelte er sanft.
"Wollen wir anfangen?", riss er mich aus seiner Verwunderung.
Er hatte mich nicht dafür ausgelacht.
"Äh, ja...", schnell ließ ich mich nieder zu ihm auf den Boden. Doch
ich bemerkte schnell wie es mir ein wenig fröstelte, als sich der Regen
draußen wieder einsetzte und ich hatte ja immer noch meinen
Schlafanzug an.
"Ist dir kalt?", fragte Luka mich. Ich schüttelte schnell den Kopf.
"Nein!", log ich, doch Luka seufzte nur, griff sanft nach meinem Arm
und zog mich zu sich.
"Natürlich frierst du, ich bin doch nicht blind."
Okay, das war wohl die sanfte Version von "Willst du mich etwa für
dumm verkaufen?!"
"Hmmm?"
Scheiße, er war schon wieder so, SO nah!
"Was...was soll das?", mein Verstand sagte mir, ich sollte hier so
schnell es ging verschwinden, doch der setzte auch immer nur dann
wieder ein, wenn ich praktisch wehrlos war.
Denn sobald ich merkte, wie sich das Kribbeln durch diese blose
Berührung noch verstärkte, war ich wie gelähmt.
Luka zog mich zwischen seine Beine und zerrte dann eine leichte
Wolldecke zu sich herrunter und legte sie mir über die Beine.
"Kuscheln, während wir deine Hausaufgaben machen."
"A...aber...", er wuschelte mir durch die Haare.
"Ich will nur nicht das du frierst.", meinte er.
Blödmann! Es hätte doch auch gereicht mir einfach eine Wolldecke
zu reichen. Und jetzt konnte ich mich erst recht nicht mehr
konzentrieren. Wie kam er nur immer auf diese beknackten Ideen?
Er reichte mir einen Block, als Unterlage und gab mir einen
Arbeitszettel und einen Stift.
"Ok.Ist das Deutsch?" wollte ich wissen, versuchte dabei nicht zu
stottern und vielleicht tat ich es auch ein wenig abzulenken.
"Ja, und diese drei Zettel auch. Und noch was in Geschichte und
Englisch, aber das ist nur im Buch was lesen und nächste Woche
sollen wir dazu Fragen beantworten können."
"O...ok, was ist mit Mathe?"
"Da haben wir nur die Zettel von Montag auf, weil Herr Schieling
immer noch nicht wieder da war.", teilte er mir wieder bestens
gelaunt mit. So wie ich Luka kannte, war es ihm mehr als recht, da
Mathe ja sein haupt Problemfach war.
Ich konnte nur darüber schmunzeln. Irgendwie war das schon
ein wenig lustig.
Irgendwann hatte ich es doch tatsächlich geschafft trotz meiner
innerlichen Unruhe alles Hausaufgaben zu bearbeiten. Dazu kam
noch das Luka seine Mathesachen dabei hatte und sich den Kram
von mir erklären ließ. Doch das brachte ohnehin nicht viel, da er
die schritte nach dem ersten Anwenden auch gleich wieder vergas.
Er lächelte nur darüber und kratze sich verlegen am Hinterkopf.
Ich war jedoch total fertig und am Ende meine Nerven.
Als wir fertig waren, saßen wir immer noch so da.
Luka hatte sich die Fernbedienung geschnappt, die zu meinem
Leidwesen gleich neben ihm auf dem Nachttischchen lag und
schaltete ihn an.
"Ich darf doch...bei dem Regen, ist das doch ganz gemütich."
Meinte er. Frechheit! Einfach nicht auf meine Antwort zu warten.
Dann legte er auch noch seine Arme ein wenig um meinen Bauch.
Nicht gut!
Hilfe! Verdammt! Mein Herz wummerte plötzlich wie ein
Presslufthammer auf mich ein. Weg! Ich musste hier weg!
Sonst würde ich gleich noch vergessen wie man atmete und so
versuchte ich mich zu befreien.
"Hm? Willst du aufstehen? Sag doch was..."
Und schon ließ er mich los. Ich war irgendwie verwundert. Ging
doch ganz leicht. Wieso war ich nur so blöd? Wieso sprach ich
meine Gedanken nicht einfach aus? Mio du Idiot!
"Ich...ich muss mal aufs Klo!", bastelte ich mir schnell eine
Antwort zusammen und schon war ich aufgestanden und in
Richtung Klo gerannt.
Wie ein Irrer schloss ich die Tür hinter mir, seufzte erleichtert
auf.
Luka war doch nicht Elias, der mich so einfach in den Arm nehmen
durfte, der sich einfach so an mich kuscheln durfte! Er war nicht
mein bester Freund. Luka, war einfach Luka, niemand sonst.
Niemand der das einfach so durfte. Aber wieso wünschte ich es
mir dann so sehr? Ich konnte mir einfach keinen Reim daraus
machen.
Noch nie war mir jemand so nah gewesen wie mein bester Freund.
Debei war Luka doch nicht mal ein Freund oder? Nein das
stimmte nicht. Er war es einfach so geworden...ihne das ich es
bemerkt hatte, aber das war noch etwas ganz anderes. Etwas, das
noch sehr viel tiefer ging als nur Freundschaft. Was war es, was mir
mein Herz so zum klopfen brachte?
Schließlich entschloss ich mich, mich wieder herraus zu wagen.
Ich schlich zurück in mein Zimmer. Dort saß Luka immer noch.
Ganz still saß er da und wartete brav auf mich, ohne sich zu
beschweren. Ohne zu hinterfragen was denn los war. Er sah mich
einfach nur an und lächelte. Er sah aus als freute er sich darüber,
das ich da war. Dabei war ich doch all die Zeit so doof zu ihm
gewesen. Egal wie doof ich mich auch verhielt, er entgegnete allem
immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
"Da bist du ja."
Ich nickte und setzte mich nur stumm neben ihm. Ich konnte nichts
sagen.
Ich hörte wie Luka ein leises Seufzen von sich gab. Dann spürte ich
seine Hand auf meinem Kopf. Ganz sanft und vorsichtig wuschelte
sie mir durch meine Haare, und es machte mir nichts aus, so sehr
ich mich auch dagegen sträuben wollte.
"Tut mir leid. Ich hätte dich nicht so überfallen sollen. Vielleicht
ist es auch besser wenn ich jetzt gehe."
Gerade, da wollte er sich erheben, da gewitterte es plötzlich und ich
klammerte mich erschrocken an ihm fest. Ich hatte Angst vor
Gewitter.
"Hmm!", da nochmal! Meine Augen kniffen sich wie automatisch zu.
Ich begann zu zittern. Es wurde immer lauter.
Noch ehe ich mich ihn loslassen konnte und mich unter meinem Bett
verkriechen konnte, wurde ich von zwei warmen Armen festgehalten.
"Hey,...Mio, keine Angst, ich bin doch da.", flüsterte Luka mir ins Ohr.
Und aus irgendeinem Grund, den ich nicht beim Namen nennen
konnte fühlte ich mich sehr gut aufgehoben.
Die Arme hoben mich vorsichtig nach oben um mich dann ins Bett zu
legen.
Lukas warmer Körper legte sich direkt neben mich und legte beide
Arme um mich.Er hielt mich fest und ich vergrub meinen Kopf direkt
in sein Shirt in das ich mich klammerte. Nebenbei spürte ich, wie
Luka mich sanft in streichelte.
Ohne zu wissen wieso es mich so beruhigte.