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Der Scherbensammler

Mehr als nur ein Gesicht
von

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Frühlingsfest

Wie jedes Jahr zur Kirschblüte veranstaltete die Domino High ein Frühlingsfest mit sportlichen Events, Darbietungen der künstlerischen AGs und natürlich einem Wandel unter blühenden Kirschblüten. Auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Zu dieser Veranstaltung konnte jeder kommen, der wollte. Mittelschüler nutzten diese Gelegenheit, um zu überprüfen, ob sie nach ihren Prüfungen an diese Oberschule wechseln wollten, Eltern besuchten ihre Sprösslinge und manch einer, der schon in einer Beziehung steckte, bekam Besuch von seiner Liebsten oder seinem Liebsten. Nur einer wollte sich am Liebsten aus allem raushalten. Leider war ihm das nicht vergönnt. Ob er wollte oder nicht, er war nun mal Schüler an der Domino High und somit zur Teilnahme an sämtlichen Schulfesten verpflichtet. Wenigstens durfte er etwas einigermaßen Sinnvolles tun und das Fußballturnier überwachen. Gerade bezogen die Fußballer seiner Klasse Aufstellung auf dem Feld. Sie bestanden ausnahmslos aus Jungs, mit einer einzigen Ausnahme. Ein hochgewachsenes, rothaariges Mädchen mit vor Lebensfreude funkelnden grünen Augen war als Stürmerin aufgestellt. Seto Kaiba hielt nicht viel von Mannsweibern wie ihr, obwohl sie sich nicht so zimperlich anstellten wie andere Jammerliesen aus seiner Klasse. Diese Kate Thompson war für ein Mädchen ziemlich unerschrocken. Völlig gelassen wärmte sie sich neben den Dumpfbacken Wheeler und Taylor auf. Was Kaiba wirklich irritierte, war die Tatsache, dass die personifizierte Unschuld Ryou Bakura ebenfalls in dem Team war. Dabei sah man es dem zierlichen Jungen gar nicht an, dass er schnell genug rennen konnte, um überhaupt mal an den Ball zu kommen.

‚Über was für einen Scheiß mach ich mir denn jetzt schon Gedanken?’, fragte Kaiba sich missgelaunt. Es passte ihm ganz und gar nicht in den Kram, plötzlich an seinen Mitschülern Interesse zu finden. Das waren alles dumme, unreife Bälger. Rotzfrech und ungehobelt und respektlos noch dazu. Mit so was wollte wirklich niemand, der einen IQ, der höher als der einer Pizzatomate war, Umgang haben. Und Kaiba konnte von sich ganz ungeniert behaupten, überaus klug zu sein.

‚Jedenfalls intelligenter als der restliche Abschaum, der hier so kreucht und fleucht.’, dachte Kaiba gar nicht freundlich.

Dann hob er die silberne Trillerpfeife, die um seinen Hals baumelte, an die Lippen und blies durchdringend hinein. Taylor und Wheeler stießen an.
 

Der Schweiß rann Kate in Strömen über den Körper, doch sie kümmerte sich nicht weiter darum. Stattdessen konzentrierte sie sich ganz auf das Spiel. Es war wichtig, zu gewinnen. Dann würden sie gegen die 1F ran dürfen und das waren wirklich harte Brocken. Wenn sie es schaffen sollten, auch dieses Spiel für sich zu entscheiden, bekämen die Mitglieder der Mannschaft der 1B eine Auszeichnung für die Klasse und eine bessere Sportnote. Nicht, dass Kate es nötig gehabt hätte. Sie hatte bereits eine Eins, was aber nur daran lag, dass es für sie nichts Schöneres gab, als sich sportlich zu verausgaben. Besonders Fußball liebte sie über die Maßen. Zu schade, dass in Japan alle Welt Baseballverrückt war.

Der Ball kam von Joey Wheeler zu ihr. Sie nickte ihm zu, dribbelte das runde Leder um einen Gegenspieler und holte schließlich weit aus, damit jede Menge Kraft hinter dem Schuss steckte und dem Keeper die Lust verging, den Ball halten zu wollen. Ihr Fuß berührte den Ball und schickte ihn mit einer irren Geschwindigkeit gen Tor. Sie hatte es genau richtig gemacht. Der Schuss hatte den richtigen Pepp und verfehlte sein Ziel nicht. Jubel brandete auf an den Spielfeldrändern. Kate lächelte zufrieden. In knapp einer Minute würde das Spiel abgepfiffen. Wenn sie sich bis dahin keine grobe Fahrlässigkeit leisteten, hatten sie gewonnen.

Unwillkürlich blieb Kates Blick an ihrem Klassenkameraden Seto Kaiba hängen, der den Schiri machte. Er wirkte äußerst gelangweilt und nicht im Geringsten am Ergebnis des Spieles interessiert.

‚Wie typisch für ihn. Eigentlich hätte ich mir das denken können.’, ging es Kate durch den Kopf.

Der hochgewachsene, brünette Junge scherte sich herzlich wenig um andere. Das bekam man immer wieder im Klassenzimmer zu spüren. Irgendwie verbreitete Kaiba eine eisige Aura, die jedem verdeutlichte, wie gern er seine Ruhe hatte. Alles in allem war er der perfekte Soziopath. Sozusagen das Paradebeispiel. Bestimmt war er stolz drauf.

„Hey, Thompson, pass gefälligst auf!“, wurde die junge Frau unwirsch aus ihren Gedanken gerissen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie Kaiba angestarrt hatte. Wie peinlich!

Sie sah sich nach dem Sprecher um und entdeckte einen arg in Bedrängnis geratenen Taylor. Zum Zeichen dass sie wieder voll da war nickte sie ihm zu, dann in Richtung Ball und anschließend deutete sie auf sich. Taylor hatte zwar sonst nicht viel in der Birne, aber wenigstens diese Botschaft verstand er. Ehe der Gegner des Jungen sich versah, hatte dieser den Ball schon an Kate weitergegeben, die geschickt Devlin auswich und an Wheeler abgab, der sich daraufhin dem Tor widmete. Auch der Blonde hatte Erfolg beim Torschuss. Kaum war das Leder im Netz gelandet, drang ein ohrenbetäubendes Pfeifen an Kates Ohr. Das Spiel war um, sie hatten gewonnen! Erneut brach ein Lächeln auf ihren Zügen aus. Bevor sie sich jedoch davon machen konnte, wurde sie von ihren nicht minder glücklichen und ebenso verschwitzten Mannschaftskameraden erdrückt. Am Angenehmsten war da noch Ryou Bakura, der scheinbar ein wirksameres Deo verwendet als die anderen. Von ihm ging kein beißender Schweißgeruch aus. Stattdessen konnte Kate gut und gerne behaupten, dass er sauber duftete. Ja, duftete. Ein Junge. Irgendwo war das unbegreiflich.

Nachdem man sie halb zerquetscht hatte, suchte sie nach Kaiba. Er stand immer noch am Spielfeldrand mit einer noch gelangweilteren Miene als zuvor.

‚Warum wundert mich das jetzt nicht?’, dachte Kate belustigt.

Doch das Grinsen verging ihr recht schnell, als Kaiba sie anraunzte: „Was starrst du so? Hab ich was im Gesicht?“

Einen Moment lang konnte Kate ihn nur pikiert anstarren, während sie an einer schlagfertigen Antwort überlegte, dann aber sagte sie kühl: „Glaub ja nicht, dass DU es wärst, den ich angesehen hab. Dafür ist mir meine Sehkraft echt zu schade.“

Bevor ihr kratzbürstiger Klassenkamerad etwas erwidern konnte, hatte sie sich schon zum Gehen gewandt. Sie lechzte nach einem Schluck Wasser. Oder besser gleich einem ganzen Eimer!
 

Unverschämte Bande! Sie alle!

Kaiba schnaubte verächtlich. Offensichtlich wurden in der heutigen Gesellschaft nicht mal mehr die Mädchen zu Respekt und Höflichkeit gegenüber anderen erzogen. Dabei ließ der junge Firmenchef völlig außer Acht, dass er sich nicht unbedingt besser benahm. Andererseits, er hatte Geld. Jede Menge Geld, so dass er sich seine Unhöflichkeit und Arroganz leisten konnte. Wenn er dagegen diese Thompson betrachtete, was hatte die schon? Kam aus einer unscheinbaren und ebenso unwichtigen Familie, glaubte aber, große Töne spucken zu können. Früher oder später würde das Mädchen aufwachen und feststellen müssen, dass Frechheit nicht immer siegte.

‚Vielleicht kann ich sie das in Chemie spüren lassen.’, überlegte der rachsüchtige Teil in ihm.

Währenddessen nahm Kaiba die Trillerpfeife ab, gab sie der Sportlehrerin zurück und beschloss die Biege zu machen, um irgendwo auf diesem verdammten Schulgelände Empfang mit seinem iPhone zu bekommen. Das war leichter gesagt, als getan, da die Domino High mitten in einem herrlichen Funkloch lag und nur mit Mühe und Not ISDN- Interner bereitstellen konnte. Deswegen wurde auch kein Informatikkurs angeboten, was Kaiba ziemlich bedauerte. Es war ja nicht so, als ob er dumm wäre, aber er hatte auch seine Fachgebiete und alles was mit Zahlen und technischen Geräten zutun hatte, gehörte dazu. Ging es allerdings um die Analyse eines Gedichtes sah der Firmenchef etwas alt aus. Er war durch und durch rational veranlagt. Was kümmerte ihn da, was irgendein längst verstorbener Idiot von Dichter sich dabei gedacht hatte, ein paar belanglose, ekelhaft schwülstige Worte hinzuklatschen?

Kaiba wanderte über das Schulgelände, die Menschen um sich herum geflissentlich ignorierend. Sein iPhone hatte noch immer keinen Empfang, was ihn ziemlich wurmte. Zu allem Überfluss traten ihm dauernd irgendwelche kleinen Kinder auf die Füße ohne sich dafür zu entschuldigen oder gar in Ehrfurcht zu erstarren, weil er Seto Kaiba war.

‚Ignoranten.’, dachte er knurrig.
 

Für Kate war der Rest des Festes ziemlich spaßig. Sie hatte geduscht und sich ihre Schuluniform angezogen, danach Tea getroffen, kurz mit ihr geschwatzt und ihr gesteckt, dass Tristan noch ein Spiel zu absolvieren hatte, bevor er sich mit der Brünetten treffen konnte. Jetzt amüsierte Kate sich erstmal über eine Aufführung der Theatergruppe, während sie an einem Eis schleckte. Natürlich mit Schokoladengeschmack. Sie war verrückt nach allem, was auch nur ansatzweise schokoladig schmeckte. Da sie so viel Sport trieb sah man ihr das gar nicht an. Kate war einfach ein aktiver Mensch, sie konnte kaum einen Moment stillhalten, so dass es ihr auch ziemlich schwer fiel, den Theaterleuten länger als fünf Minuten zuzusehen, ohne unruhig zu werden. Da sie aber unbedingt wissen wollte, wie es ausging, verblieb sie, wo sie war, hibbelte allerdings auf ihrem Platz ordentlich herum, was ihr ein paar böse Blicke eintrug.

Als die Vorführung vorbei war drehte Kate sich um, machte einen großen Schritt nach vorn und stieß prompt gegen einen Widerstand. Ihr Schokoeis ebenfalls. Leider handelte es sich dabei um Kaiba und sein weißes Hemd.

‚Oh, oh. Nicht gut. GAR nicht gut!’, dachte sie panisch, schluckte und setzte dann eine zerknirschte Miene auf.

„Tut mir echt Leid. Ich hab nicht...“

Doch Kaiba unterbrach sie schon.

„Spar dir dein Gewinsel.“, knurrte er ziemlich angepisst.

Seine eisigen, blauen Augen durchbohrten sie geradezu. Kate lief ein kalter Schauer über den Rücken. Mit Kaiba war nun mal nicht gut Kirschen essen. Sie schluckte. Dann wurde sie sauer. Sie wollte sich doch entschuldigen!

„Wie kommst du dazu, mich so anzupfeifen, wo ich mich doch gerade für meine Ungeschicktheit entschuldigen wollte?“, gab sie nicht minder wütend zurück.

Kaibas Augenbraue wanderte in die Höhe.

„Sollte mich eigentlich nicht wundern. Immerhin ist dir deine geschätzte Sehkraft ja zu wertvoll, um sie an mich zu verschwenden.“, erwiderte er in ätzendem Tonfall.

Empört stemmte Kate die Hände in die Seiten, wohlweislich vergessend, dass sie noch immer die Eiswaffel in der einen gehalten hatte und jetzt ihre Uniform versaute.

„Jetzt hör mir mal zu, du ungehobelter Klotz, wenn du einen auf Etepetete machen willst, bitte, aber das ist nich lang kein Grund, mich runterzumachen, zu unterbrechen und meine Entschuldigung als ‚Gewinsel’ abzutun.“, fauchte sie erbost.

Diese Unverfrorenheit. Am Liebsten hätte sie ihm eine reingehauen. Kaiba verschränkte die Arme vor der Brust und verschmierte damit die ganze Bescherung erst recht.

„Wenn du dich mit mir anlegen willst musst du schon früher aufstehen, Thompson.“, sagte er vernichtend, dann machte er auf dem Absatz kehrt und ließ Kate völlig perplex stehen. Vor lauter Empörung klappte ihr glatt die Kinnlade runter.

‚Was bildet der sich eigentlich ein?’, dachte sie, während sie ihm nachstarrte.

Ihre grünen Augen bohrten sich geradezu in seinen Rücken. Kaiba würde ja schon sehen, was er davon hatte, wenn er sie über Gebühr reizte. Das konnte wirklich Ärger geben. Kate schauderte es bei dem Gedanken daran zwar etwas, aber andererseits hatte Kaiba es verdient. Das nächste Mal, wenn er sie so runterputzte sollte gefälligst Cleo auf den Plan treten und übernehmen. Dann würde diesem arroganten Kerl das Lachen schon noch vergehen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mercurybot
2010-02-05T08:27:00+00:00 05.02.2010 09:27
Yeah ich mag zwar kein Fußball aber die Geschichte ist gut. Vor allem wie Kate Kaiba fertig macht *lach* Kaiba ist doof. Okay jetzt wird weiter gelesen =)
Von: abgemeldet
2010-02-02T17:29:43+00:00 02.02.2010 18:29
Super Anfang ^^ Mach sofort Lust auf mehr!
Da wurde der liebe Seto wohl wieder dazu verdonnert, sich mit den "Unwürdigen" abzugeben. Muss wohl so sein, denn der würde sich sonst in seinen vier Wänden verkriechen und die längst Beziehung seines Lebens mit einem durchgetippten Notebook führen und nur noch Telefonkonfereznen abhalten :-D
Bin mal gespannt, was Kate ihm noch so antun wird. LEIDE KAIBA, LEIDE :-D!!!!!!
Werden Ryou und Kura auch noch eine Rolle spielen? Der hat doch auch "Stimmungsschwankungen" und würde daher gut zu ihr passen ^^

Wann kommt Nachschub? =3 Ich bitte um eine Vorwarnung/Ankündigung/ENS

LG
Mani




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